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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
resp. Segmentgewölbe und, falls die Pfeilhöhe 1/6 --1/12 der
Bogensehne zur Länge hat, das preußische Tonnengewölbe,
oder die preußische Kappe gebildet.

Die Tonnengewölbe können alle Bogenformen und Grundfiguren
erhalten; bald sind letztere quadratisch, rechteckig, bald länglich, wink-
lich, rund und spiralförmig aufsteigend. Alle diese Modificationen
besprechen wir weiter unten bei Tonnengewölben ausführlicher.

Schneidet man das Tonnengewölbe in der Richtung der Diago-
nalen a b des Raumes zweimal senkrecht durch (Fig. 258), so ent-
stehen vier Theile, von denen je zwei gegenüber befindliche Theile sich
gleich sind und k k "Kappen" und w w "Wangen" heißen. Die
Kappen haben den Bogen a b zum Querschnitt nnd die horizontalen
Scheitellinien m s und s m; die Wangen hingegen besitzen gar keine

[Abbildung] Fig. 258.
[Abbildung] Fig. 259.
Stirnöffnung, sondern liegen an den horizontalen Widerlagslinien a b;
in der Richtung m s erhält man die halben Tonnen zum Querschnitt,
in welchem s der höchste Punkt (Scheitelpunkt) ist.

Je nach der Zusammenstellung der Kappen oder Wangen unter-
einander entstehen die mannigfachsten Gewölbearten.

Bringt man mehrere (mindestens drei) Kappen so zusammen,
deren Scheitelpunkte in gleicher Höhe liegen, so bekommt man das
Kreuzgewölbe (Fig. 259), in welchem die Kappen auch ungleiche
Weiten haben können, und die Bogenform einer jeden Kappe nach
der Vergatterung sich ergiebt.

Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
reſp. Segmentgewölbe und, falls die Pfeilhöhe ⅙—1/12 der
Bogenſehne zur Länge hat, das preußiſche Tonnengewölbe,
oder die preußiſche Kappe gebildet.

Die Tonnengewölbe können alle Bogenformen und Grundfiguren
erhalten; bald ſind letztere quadratiſch, rechteckig, bald länglich, wink-
lich, rund und ſpiralförmig aufſteigend. Alle dieſe Modificationen
beſprechen wir weiter unten bei Tonnengewölben ausführlicher.

Schneidet man das Tonnengewölbe in der Richtung der Diago-
nalen a b des Raumes zweimal ſenkrecht durch (Fig. 258), ſo ent-
ſtehen vier Theile, von denen je zwei gegenüber befindliche Theile ſich
gleich ſind und k k „Kappen“ und w w „Wangen“ heißen. Die
Kappen haben den Bogen a b zum Querſchnitt nnd die horizontalen
Scheitellinien m s und s m; die Wangen hingegen beſitzen gar keine

[Abbildung] Fig. 258.
[Abbildung] Fig. 259.
Stirnöffnung, ſondern liegen an den horizontalen Widerlagslinien a b;
in der Richtung m s erhält man die halben Tonnen zum Querſchnitt,
in welchem s der höchſte Punkt (Scheitelpunkt) iſt.

Je nach der Zuſammenſtellung der Kappen oder Wangen unter-
einander entſtehen die mannigfachſten Gewölbearten.

Bringt man mehrere (mindeſtens drei) Kappen ſo zuſammen,
deren Scheitelpunkte in gleicher Höhe liegen, ſo bekommt man das
Kreuzgewölbe (Fig. 259), in welchem die Kappen auch ungleiche
Weiten haben können, und die Bogenform einer jeden Kappe nach
der Vergatterung ſich ergiebt.

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[252/0268] Zweites Kapitel. Die Gewölbe. reſp. Segmentgewölbe und, falls die Pfeilhöhe ⅙—1/12 der Bogenſehne zur Länge hat, das preußiſche Tonnengewölbe, oder die preußiſche Kappe gebildet. Die Tonnengewölbe können alle Bogenformen und Grundfiguren erhalten; bald ſind letztere quadratiſch, rechteckig, bald länglich, wink- lich, rund und ſpiralförmig aufſteigend. Alle dieſe Modificationen beſprechen wir weiter unten bei Tonnengewölben ausführlicher. Schneidet man das Tonnengewölbe in der Richtung der Diago- nalen a b des Raumes zweimal ſenkrecht durch (Fig. 258), ſo ent- ſtehen vier Theile, von denen je zwei gegenüber befindliche Theile ſich gleich ſind und k k „Kappen“ und w w „Wangen“ heißen. Die Kappen haben den Bogen a b zum Querſchnitt nnd die horizontalen Scheitellinien m s und s m; die Wangen hingegen beſitzen gar keine [Abbildung Fig. 258.] [Abbildung Fig. 259.] Stirnöffnung, ſondern liegen an den horizontalen Widerlagslinien a b; in der Richtung m s erhält man die halben Tonnen zum Querſchnitt, in welchem s der höchſte Punkt (Scheitelpunkt) iſt. Je nach der Zuſammenſtellung der Kappen oder Wangen unter- einander entſtehen die mannigfachſten Gewölbearten. Bringt man mehrere (mindeſtens drei) Kappen ſo zuſammen, deren Scheitelpunkte in gleicher Höhe liegen, ſo bekommt man das Kreuzgewölbe (Fig. 259), in welchem die Kappen auch ungleiche Weiten haben können, und die Bogenform einer jeden Kappe nach der Vergatterung ſich ergiebt.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/268>, abgerufen am 22.11.2024.