Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] *30 Er ist ein Lappen. Ein schlaffer, unordentlicher Mensch. *31 Tapfer auff den Lappen treten. - Simpl. Vogelnest, 397. Lappenhauser. * Es ist ein Lappenhauser. "Darum kompt noch das Sprichwort anher, das man heisst einen Lappenhauser, wer auss eim tollen tummen Mut viel vngerathner arbeit thut, on nutz vnd not viel vbersicht stets viel verwarlost vnd zerbricht." (H. Sachs, IV, LXXXIX, 2.) - Lappenhausen, nach H. Sachs ein Dorf in der Schweiz. Die hier erzählten Geschichten sind die bekannten schildbürger Heldenthaten, wie sie den Tag in ihr Rathhaus trugen, den Mühlstein den Berg hinabbrachten u. s. w. Läppern (s. Zusammenläppern). * Es läppert sich. (Böhmen.) Es wächst an. Kleine Schulden wachsen allmählich über Hals und Kopf; im Gegentheil läppern sich auch aus Pfennigen Thaler zusammen. Lappschwanz. * Er ist ein Lappschwanz. Ein läppischer Mensch, der ungewaschenes Zeug spricht, kein Charakter. Lärm. *24 Viel Lärm auf den Schanzen und keine gebrochenen Lanzen. - Giani, 723. In der Bedeutung: viel Geschrei und wenig Wolle. It.: Assai pampini e poca uva, gran rombazzo e poche lanze rotte. (Giani, 723.) Laschenzangger. * Es sind Laschenzangger. Spitzname der Bozener, von zanken, zerren, fassen, und Lasch' = Hündin, eine Weibsperson im verächtlichen Sinne. (Westermann, 25, 616.) Lassdunkel. * Hans Lassdunkel. - Germania, V, 323. Ein Liebhaber unnützer Spitzfindigkeiten. (Lauremberg, Acerra Philologica, IV, 100.) Lassen. 26 Die lässt, dass die Haare in der Nachbarschaft herumfliegen. (Schreiberhau.) 27 Loat mi, o'r ick schrei, söä' de Mus' to de Kat. - Schlingmann, 1059. Last. 58 Die schwersten Lasten legt man auf Esel und nicht auf Menschen, sagte Klaus, als man ihn fragte, warum man hohe Aemter oft denen gebe, welche Weisheit besitzen. - Harssdörffer, 1869. 59 Eine Last, die nicht gehalten wird, fällt nieder. 60 Jeder hält seine Last für die schwerste. Holl.: Ieder meent, dat zijn pak het zwaarste is. (Harrebomee, II, 168a.) 61 Man soll sich keine Last auflegen, die man nicht tragen kann. Holl.: Niemand moet een pak opnemen, dat hij niet wel kan dragen. (Harrebomee, II, 168a.) 62 Zu schwere Lasten versenken das Schiff, Reichthum, Sorgen und Lüste das Herz. Lat.: Usum non adjuvant immensae opes, sed opprimunt ut navem ingentia onera. (Sailer, Sprüche, 150, 11.) *63 Es ist mir eine Last vom Herzen. Holl.: Dat is een pak van mijn hart. (Harrebomee, II, 167b.) Laster. 70 Das Laster lernt sich ohne Meister. It.: I vizi s' imparano anco senza maestri. (Giani, 1785.) 71 Das Laster wird im Winkel empfangen, in den Gassen geboren und wandert dann durch die ganze Stadt. - Harssdörffer, 1660. 72 Ein jedes Laster hat seine Vorsprecher. - Gryphius, 53. 73 Ein Laster, das als Kind man treibt, gewöhnlich auch im Alter bleibt. It.: Chi da giovane ha un vizio, in vecchiaia fa sempre quell' uffizio. (Giani, 773.) 74 Vier laster jrren das Recht: gächhait, zorn, geitz, begierd (affectio) genaigschafft. - Rasch, 124. 75 Vier laster stellen sich als tugend: verschalckthait für fürsichtig; halsstarrigkait für beständigkait; geitzigkait für einzagenhait, greulichkait für gerechtigkait. - Rasch, 53. [Spaltenumbruch] 76 Vier laster, unter andern verwerfflich: den nächsten on vrsach hassen, mit der zung anderm entziehen, frembdes vnrechtlich anemmen, vnbill anderm zuemueten. - Rasch, 49. Lästerfeuer. Das Läster-Feuer löscht sich gemeiniglich mit eigener Zunge aus; wer es aber zu frühe dämpffen will, thut eben dieses, was der Schmid, der seine Kohlen löscht, dass sie hernach desto grössere Hitze geben sollen. - Historien-Cabinet, 158. Lästerwort. Lästerwort rollt wie die Kugel fort. (Rumänisch.) - Franzos, Vom Don zur Donau. Latein. 30 Das ich bissweilen red Latein, kün machet mich der küle wein. - Loci comm., 201. Lat.: Post sumptum uinum, loquitur mea lingua Latinum. (Loci comm., 201.) 31 Dass ich bissweilen red Latein, kün machet mich der küle wein; ich hab auch on end Disputier, nachdem ich ausstrinck zweymal vier. - Loci comm., 57. Lat.: Post sumptum vinum loquitur mea lingua latinum, et bibo cum bis ter, sum quaelibet arte magister. 32 Das ist Latein und wer's nicht kann, lass es sein. (Rheinpfalz.) 33 Eein jeder lerne sein Latein, so wirds im Hause zugehen fein. - Monatsblätter, VI, 175. 34 Ein Wort Latein macht alles wieder gut. Wo es nämlich hinpasst. 35 Latein versteht kein Schwein. Nach Hoffmann von Fallersleben (vgl. Tunnicius, 173, 921) ein landläufiges Sprichwort. *36 Das merck dir zum Latein. - Herberger, Ib, 39. *37 Diss latein geht auff jhn. - Franck, Weltbuch, CLVIIa. *38 Mit dem Latein am Ende sein. In Bezug auf diese Redensart heisst es im Deutschen Sprachwart (VIII, 254): "Zu Münster und Osnabrück half in dem mündlichen Gedankenaustausch der Friedensgesandtschaften auch das Latein nicht immer, da die Aussprache desselben bei den verschiedenen Völkern bekanntlich so abweichend ist, dass das gesprochene Latein der einen von den andern Nationen nicht verstanden wird und folglich auf dem westfälischen Congress, woher das Sprichwort stammen mag, bald allesammt mit ihrem Latein am Ende waren." Laterne. *20 Er hat sie sich mit der Laterne gesucht. - Schles. Provinzial-Blätter, 1871, S. 437. Latte. *7 Dean hau-n i auf der Latt'. (Bietigheim.) Den hab' ich auf der Latte, soviel wie auf dem Strich, auf dem Zuge, mit dem hab' ich etwas abzumachen. Latus. 2 Der Latus ist auf dem Transport. Latus bezeichnet hier alles nicht Vorhandene. Bei einer in Neisse stattgefundenen Compagnieversammlung war dem Unteroffizier am Schlusse der ersten Seite das Latus als ein noch vorhanden sein müssender Wehrmann vorgekommen. Er rief daher mehrmals, natürlich vergebens, "Latus", ohne dass ein "hier" erfolgte. Endlich wandte er um und fand nebenan den "Transport" vom "Latus" und dies gab zu der Meldung Veranlassung, dass "Latus" auf dem Transport sein müsse. Diese Anekdote machte schleunigst die Runde durch die Stadt und kommt täglich in scherzhafter Weise zur Anwendung. Alles nicht Vorhandene ist "Latus auf dem Transport". (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 399, 1. Beil., S. 4.) Latz. *3 Du bist wie Pathe Latz, schwatz'st alles nach. (Köthen.) Laub. 32 Das Laub des Weinstocks deckt die Trauben. "So prahlt der gute Mensch mit seinen Werken nicht." 33 Fällt das Laub zu bald, wird der Herbst nicht alt. - Marienkalender, 1879, S. 25. *34 Das Laub thut ihm weh. "Wenn die Kirschen reifen, sterben die Alten; wenn der Kästenbaum im Herbst noch einmal blüht, stirbt der Eigenthümer, das Laub thut ihm weh, sagt man". (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 141.) [Spaltenumbruch] *30 Er ist ein Lappen. Ein schlaffer, unordentlicher Mensch. *31 Tapfer auff den Lappen treten. – Simpl. Vogelnest, 397. Lappenhauser. * Es ist ein Lappenhauser. „Darum kompt noch das Sprichwort anher, das man heisst einen Lappenhauser, wer auss eim tollen tummen Mut viel vngerathner arbeit thut, on nutz vnd not viel vbersicht stets viel verwarlost vnd zerbricht.“ (H. Sachs, IV, LXXXIX, 2.) – Lappenhausen, nach H. Sachs ein Dorf in der Schweiz. Die hier erzählten Geschichten sind die bekannten schildbürger Heldenthaten, wie sie den Tag in ihr Rathhaus trugen, den Mühlstein den Berg hinabbrachten u. s. w. Läppern (s. 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*30 Er ist ein Lappen.
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*31 Tapfer auff den Lappen treten. – Simpl. Vogelnest, 397.
Lappenhauser.
* Es ist ein Lappenhauser.
„Darum kompt noch das Sprichwort anher, das man heisst einen Lappenhauser, wer auss eim tollen tummen Mut viel vngerathner arbeit thut, on nutz vnd not viel vbersicht stets viel verwarlost vnd zerbricht.“ (H. Sachs, IV, LXXXIX, 2.) – Lappenhausen, nach H. Sachs ein Dorf in der Schweiz. Die hier erzählten Geschichten sind die bekannten schildbürger Heldenthaten, wie sie den Tag in ihr Rathhaus trugen, den Mühlstein den Berg hinabbrachten u. s. w.
Läppern (s. Zusammenläppern).
* Es läppert sich. (Böhmen.)
Es wächst an. Kleine Schulden wachsen allmählich über Hals und Kopf; im Gegentheil läppern sich auch aus Pfennigen Thaler zusammen.
Lappschwanz.
* Er ist ein Lappschwanz.
Ein läppischer Mensch, der ungewaschenes Zeug spricht, kein Charakter.
Lärm.
*24 Viel Lärm auf den Schanzen und keine gebrochenen Lanzen. – Giani, 723.
In der Bedeutung: viel Geschrei und wenig Wolle.
It.: Assai pampini e poca uva, gran rombazzo e poche lanze rotte. (Giani, 723.)
Laschenzangger.
* Es sind Laschenzangger.
Spitzname der Bozener, von zanken, zerren, fassen, und Lasch' = Hündin, eine Weibsperson im verächtlichen Sinne. (Westermann, 25, 616.)
Lassdunkel.
* Hans Lassdunkel. – Germania, V, 323.
Ein Liebhaber unnützer Spitzfindigkeiten. (Lauremberg, Acerra Philologica, IV, 100.)
Lassen.
26 Die lässt, dass die Haare in der Nachbarschaft herumfliegen. (Schreiberhau.)
27 Loat mi, o'r ick schrî, söä' de Mus' to de Kat. – Schlingmann, 1059.
Last.
58 Die schwersten Lasten legt man auf Esel und nicht auf Menschen, sagte Klaus, als man ihn fragte, warum man hohe Aemter oft denen gebe, welche Weisheit besitzen. – Harssdörffer, 1869.
59 Eine Last, die nicht gehalten wird, fällt nieder.
60 Jeder hält seine Last für die schwerste.
Holl.: Ieder meent, dat zijn pak het zwaarste is. (Harrebomée, II, 168a.)
61 Man soll sich keine Last auflegen, die man nicht tragen kann.
Holl.: Niemand moet een pak opnemen, dat hij niet wel kan dragen. (Harrebomée, II, 168a.)
62 Zu schwere Lasten versenken das Schiff, Reichthum, Sorgen und Lüste das Herz.
Lat.: Usum non adjuvant immensae opes, sed opprimunt ut navem ingentia onera. (Sailer, Sprüche, 150, 11.)
*63 Es ist mir eine Last vom Herzen.
Holl.: Dat is een pak van mijn hart. (Harrebomée, II, 167b.)
Laster.
70 Das Laster lernt sich ohne Meister.
It.: I vizi s' imparano anco senza maestri. (Giani, 1785.)
71 Das Laster wird im Winkel empfangen, in den Gassen geboren und wandert dann durch die ganze Stadt. – Harssdörffer, 1660.
72 Ein jedes Laster hat seine Vorsprecher. – Gryphius, 53.
73 Ein Laster, das als Kind man treibt, gewöhnlich auch im Alter bleibt.
It.: Chi da giovane ha un vizio, in vecchiaia fa sempre quell' uffizio. (Giani, 773.)
74 Vier laster jrren das Recht: gächhait, zorn, geitz, begierd (affectio) genaigschafft. – Rasch, 124.
75 Vier laster stellen sich als tugend: verschalckthait für fürsichtig; halsstarrigkait für beständigkait; geitzigkait für einzagenhait, greulichkait für gerechtigkait. – Rasch, 53.
76 Vier laster, unter andern verwerfflich: den nächsten on vrsach hassen, mit der zung anderm entziehen, frembdes vnrechtlich anemmen, vnbill anderm zuemueten. – Rasch, 49.
Lästerfeuer.
Das Läster-Feuer löscht sich gemeiniglich mit eigener Zunge aus; wer es aber zu frühe dämpffen will, thut eben dieses, was der Schmid, der seine Kohlen löscht, dass sie hernach desto grössere Hitze geben sollen. – Historien-Cabinet, 158.
Lästerwort.
Lästerwort rollt wie die Kugel fort. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
Latein.
30 Das ich bissweilen red Latein, kün machet mich der küle wein. – Loci comm., 201.
Lat.: Post sumptum uinum, loquitur mea lingua Latinum. (Loci comm., 201.)
31 Dass ich bissweilen red Latein, kün machet mich der küle wein; ich hab auch on end Disputier, nachdem ich ausstrinck zweymal vier. – Loci comm., 57.
Lat.: Post sumptum vinum loquitur mea lingua latinum, et bibo cum bis ter, sum quaelibet arte magister.
32 Das ist Latein und wer's nicht kann, lass es sein. (Rheinpfalz.)
33 Eîn jeder lerne sein Latein, so wirds im Hause zugehen fein. – Monatsblätter, VI, 175.
34 Ein Wort Latein macht alles wieder gut.
Wo es nämlich hinpasst.
35 Latein versteht kein Schwein.
Nach Hoffmann von Fallersleben (vgl. Tunnicius, 173, 921) ein landläufiges Sprichwort.
*36 Das merck dir zum Latein. – Herberger, Ib, 39.
*37 Diss latein geht auff jhn. – Franck, Weltbuch, CLVIIa.
*38 Mit dem Latein am Ende sein.
In Bezug auf diese Redensart heisst es im Deutschen Sprachwart (VIII, 254): „Zu Münster und Osnabrück half in dem mündlichen Gedankenaustausch der Friedensgesandtschaften auch das Latein nicht immer, da die Aussprache desselben bei den verschiedenen Völkern bekanntlich so abweichend ist, dass das gesprochene Latein der einen von den andern Nationen nicht verstanden wird und folglich auf dem westfälischen Congress, woher das Sprichwort stammen mag, bald allesammt mit ihrem Latein am Ende waren.“
Laterne.
*20 Er hat sie sich mit der Laterne gesucht. – Schles. Provinzial-Blätter, 1871, S. 437.
Latte.
*7 Dean hau-n i auf der Latt'. (Bietigheim.)
Den hab' ich auf der Latte, soviel wie auf dem Strich, auf dem Zuge, mit dem hab' ich etwas abzumachen.
Latus.
2 Der Latus ist auf dem Transport.
Latus bezeichnet hier alles nicht Vorhandene. Bei einer in Neisse stattgefundenen Compagnieversammlung war dem Unteroffizier am Schlusse der ersten Seite das Latus als ein noch vorhanden sein müssender Wehrmann vorgekommen. Er rief daher mehrmals, natürlich vergebens, „Latus“, ohne dass ein „hier“ erfolgte. Endlich wandte er um und fand nebenan den „Transport“ vom „Latus“ und dies gab zu der Meldung Veranlassung, dass „Latus“ auf dem Transport sein müsse. Diese Anekdote machte schleunigst die Runde durch die Stadt und kommt täglich in scherzhafter Weise zur Anwendung. Alles nicht Vorhandene ist „Latus auf dem Transport“. (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 399, 1. Beil., S. 4.)
Latz.
*3 Du bist wie Pathe Latz, schwatz'st alles nach. (Köthen.)
Laub.
32 Das Laub des Weinstocks deckt die Trauben.
„So prahlt der gute Mensch mit seinen Werken nicht.“
33 Fällt das Laub zu bald, wird der Herbst nicht alt. – Marienkalender, 1879, S. 25.
*34 Das Laub thut ihm weh.
„Wenn die Kirschen reifen, sterben die Alten; wenn der Kästenbaum im Herbst noch einmal blüht, stirbt der Eigenthümer, das Laub thut ihm weh, sagt man“. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 141.)
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