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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 79 Auch den stärksten Grund zerstört, manch Aber und Und.

80 Ein liegender Grund kann nicht verderben. - Herberger, I, 606.

In dem Sinne: Eigen Haus und Herd ist Goldes werth.

81 Erst legt man den Grund an, dass man darauf bauen kann.

82 Fünf Gründe gibt's, ein Glas zu leeren: der erste, jetzigen Durst zu wehren, der zweite, künftigen abzulenken; der dritte zum Willkomm der Gäste, der vierte bei besonderm Feste; der fünfte, jeder erste beste.

83 Grund und Boden bleibt mir, sagte der Bauer, als man ihn eifersüchtig machen wollte. (Niederlausitz.)

84 Sein' Grund und Boden pflanz' ich nicht, nach seiner Pfeife tanz' ich nicht, heisst's hier zu Lande. - Scheffel, Ekkehard, III, 78 u. 173.

Lat.: Nec sua rura colo, nec sua jura volo.

85 Wer kommt mit Gründen, wird nicht viel Leute zu Hause finden.

86 Zwei Gründe sind weniger als einer.

"England gibt für die Vertagung des Telegraphen-Congresses eine Menge Gründe an, doch dürfte auch hier das Sprichwort zutreffen: Zwei Gründe u. s. w." (Niederschlesische Zeitung, 1878, Nr. 96.)

*87 Es hat alles seinen Grund.

*88 Etwas mit grundt vnd wurtzel, haut vnd har aussreuten. - Aventin, Chronik, CLXXXVIa.

*89 Ich hab em guete Grund g'legt. (Ulm.)

D. h. tüchtig gegessen, bevor das Trinken begann.


Grundbirne.

*2 So weit man Grumbira frisst. (Ulm.)

Um zu sagen: dass etwas weit hin ist oder geschieht, da das Kartoffelessen sehr weit verbreitet ist.


Gründer.

1 Ein Gründer bewegt sich auf dreifache Weise: er fährt auf Gummi, reitet Wechsel und geht dann Pleite.

Berliner Börsensprichwort aus dem Jahre 1873.

*2 Gründer und Sünder.

Diese Redensart ist infolge der schwindelhaften Gründungen im Jahre 1872 entstanden, so dass Gründer, Schwindler, Betrüger u. dgl. sinnverwandte Ausdrücke waren.


Grundserdboden.

Er ist in Grundserdboden nei verdorbe. (Ulm.)


Grundsuppe.

*4 Eine Grundsuppe anrichten.

"Ich achte, dass der Teuffel den jüngsten Tag fühle, .... als solt' er sagen: Es ist das letzte, darum soll es das ärgste seyn und will die Grundsuppe anrichten und den boden gar ausstossen." (Luther's Werke, III, 130a.)


Grüningen.

Sagt mir nichts mehr von Grüningen.

E. L. Rochholz schreibt in seinem Teil und Gessler in Sage und Geschichte (Heilbronn 1877), S. 353: "Bis zum Umsturze der Eidgenossenschaft durch die Invasion der Neufranken hatte das Grüninger Amt in zahllosen Bittschriften die Regierung um eine menschlichere Verwaltung gebeten, und so beharrlich wurde dieses Begehren abgelehnt, dass daraus ein eigenes Sprichwort im Lande entstand, um damit jede obrigkeitlich ausgesprochene Ablehnung überhaupt zu bezeichnen. J. C. Lavater liess dasselbe in obiger Fassung in seinem Flugblatte vom 21. Wintermonat 1762 drucken."


Grünspan.

* Grünspan ziehen.

"Sie (Tauben) führten ein symbolisches Schauspiel auf von dem Zusammenleben solcher alter Jungfern, die es ohne ihre Einwilligung geworden sind, und statt durch entschiedene Liebe Gottes und thätige Nächstenliebe ihre Seele und ihr Leben zu veredeln, in Verbitterung und Wunderlichkeit Grünspan ziehen." (Stolz, Spanisches, 39.)


Gruss.

21 An schönne Gruess, und wear net laufe könn', deam fehl's am Fuess. (Bietigheim.)

*22 Das ist der rechte Gruss.

Ironisch für: der rechte Ton, die rechte Art und Weise, Manier.


Grüssdichgott.

Ein Grüssdichgott ist besser als tausend Behütdichgott.


[Spaltenumbruch]
Grüssen.

28 Wer mich nicht grüsst, dem darf ich nicht danken.

*29 Jetzt hab'n s' mi wieder schön grü-r-ssen lassen.

Sagt der Wiener, wenn er einen soeben selbst gemachten Fehler entdeckt, oder sich sonst bei irgendeiner Dummheit ertappt.


Grussinzig.

Thu ock ni so grussinzig (grossartig). (Landshut.) - Schles. Provinzial-Blätter, 1871, S. 437.


Grütze.

27 Wer gern Grütze isst, spricht viel von Graupen.

*28 Na nu noch tachtentig Scheppkens (Löffel) Grött. - Frischbier, 3389.

Wird gesagt, wenn das erste Gericht genossen ist.


Guben.

Wer sich in Guben will redlich ernähren, darf sich der Hack' und des Spatens nicht schämen. - Loocke, Chronik von Guben, Görlitz 1803.


Gucken.

*19 Er guckt wie ein Schneider, der seine Nadel sucht.

Holl.: Hij kijkt als een snijder, die zijne naald verloren heeft. (Harrebomee, II, 113a.)

*20 I hau gucket wie a Narre. (Ulm.)


Gugaschass.

* Kan Gugaschass weit aus.

Schass, besser Schäs = Bauchwind. Guga = Kukuk. Damit drückt das Volk in Niederösterreich eine kleine Entfernung aus.


Gula.

Einem die Gula zeigen. - Hueber, 11.

Nach Schöpff, Tiroler Idiotikon, S. 222, soll dies im Zillerthal bedeuten: gegen einen den Zeigefinger warnend erheben, wobei man sage: Gular, Gular. In Alpach aber bedeute jener Ausdruck, den man mit den kreuzweise etwas in die Höhe gehaltenen Armen begleite, so viel als: Du bist ein Narr! Dabei sagt man: Gula, Gula!


Gulden.

48 Der Gulden, welcher hinaus will, ist schwer zu halten.

*49 Do kommt der Gulde auf achtzeah Botze. (Schwaben.)

*50 Ein gewechselter Gulden ist auch schon weg. (Kamnitz.)

*51 Hunderttausend Gulden von Gott bitten und noch ein Fuder zehrpfennig dazu, wie jener Geizhals. - Mathesius, Sarepta, XLa.

*52 Sechszehn Gülden vierzig.

Ein Rothschild wurde um eine Unterstützung angesprochen und gab einen Kreuzer; der Bettler dankte: "Vergelt's Gott tausend Mal." Rothschild erwiderte schnell: "Macht 16 Gülde vierzig." Dies der Ursprung der obigen Redensart.


Gumpe.

* Im Gumpe sinn. - Alsatia, 1851, S. 24.

So viel wie verloren sein. Gumpe = tiefe Stelle in einem Gewässer, namentlich in einem Mühlkanal.


Gumpoltes.

* Die Gumpoltes geigen.

Die Redensart kommt in Seifried's Gelbling 9, 142 vor, wo es heisst: die Gumpoltes geigen wolt er heeihen staete an mich. Haupt ist der Meinung, "die gumpoltes geigen an einem heeihen" sei ein sprichwörtlicher Ausdruck für: seinen Spott mit einem treiben, wobei er an Gumpelspiel, Gumpelweise u. dgl. erinnert.


Gunst.

68 Die Gunst eines Fürsten ist mit Gefahr umgeben. - Wirth, II, 530.

69 Wer Gunst will haben, muss Ja sagen, Gastrey halten und Geschenk geben. - Wirth, I, 163.

70 Wer sich auf Gunst verlässt, schöpft Wasser mit einem Siebe. - Wirth, I, 190.

71 Wo man nach Gunst regiert, wird ein Esel eher als ein kluger Kopf spedirt. - Wirth, I, 185.

*72 Mit Gunst Meister und Geselle.

Anrede wandernder Gesellen in einer Werkstatt.


Günstig.

*2 Er ist jhm so günstig, dass er jhm den Grind vmbtrehen möchte. - Dietrich, II, 13.


Günstlein.

* Das Günstlein spielen. - Aventin, Chronik, CCXCb.

Seinen eigenen Nutzen suchen.


[Spaltenumbruch] 79 Auch den stärksten Grund zerstört, manch Aber und Und.

80 Ein liegender Grund kann nicht verderben.Herberger, I, 606.

In dem Sinne: Eigen Haus und Herd ist Goldes werth.

81 Erst legt man den Grund an, dass man darauf bauen kann.

82 Fünf Gründe gibt's, ein Glas zu leeren: der erste, jetzigen Durst zu wehren, der zweite, künftigen abzulenken; der dritte zum Willkomm der Gäste, der vierte bei besonderm Feste; der fünfte, jeder erste beste.

83 Grund und Boden bleibt mir, sagte der Bauer, als man ihn eifersüchtig machen wollte. (Niederlausitz.)

84 Sein' Grund und Boden pflanz' ich nicht, nach seiner Pfeife tanz' ich nicht, heisst's hier zu Lande.Scheffel, Ekkehard, III, 78 u. 173.

Lat.: Nec sua rura colo, nec sua jura volo.

85 Wer kommt mit Gründen, wird nicht viel Leute zu Hause finden.

86 Zwei Gründe sind weniger als einer.

„England gibt für die Vertagung des Telegraphen-Congresses eine Menge Gründe an, doch dürfte auch hier das Sprichwort zutreffen: Zwei Gründe u. s. w.“ (Niederschlesische Zeitung, 1878, Nr. 96.)

*87 Es hat alles seinen Grund.

*88 Etwas mit grundt vnd wurtzel, haut vnd har aussreuten.Aventin, Chronik, CLXXXVIa.

*89 Ich hab em guete Grund g'legt. (Ulm.)

D. h. tüchtig gegessen, bevor das Trinken begann.


Grundbirne.

*2 So weit man Grumbira frisst. (Ulm.)

Um zu sagen: dass etwas weit hin ist oder geschieht, da das Kartoffelessen sehr weit verbreitet ist.


Gründer.

1 Ein Gründer bewegt sich auf dreifache Weise: er fährt auf Gummi, reitet Wechsel und geht dann Pleite.

Berliner Börsensprichwort aus dem Jahre 1873.

*2 Gründer und Sünder.

Diese Redensart ist infolge der schwindelhaften Gründungen im Jahre 1872 entstanden, so dass Gründer, Schwindler, Betrüger u. dgl. sinnverwandte Ausdrücke waren.


Grundserdboden.

Er ist in Grundserdboden nei verdorbe. (Ulm.)


Grundsuppe.

*4 Eine Grundsuppe anrichten.

„Ich achte, dass der Teuffel den jüngsten Tag fühle, .... als solt' er sagen: Es ist das letzte, darum soll es das ärgste seyn und will die Grundsuppe anrichten und den boden gar ausstossen.“ (Luther's Werke, III, 130a.)


Grüningen.

Sagt mir nichts mehr von Grüningen.

E. L. Rochholz schreibt in seinem Teil und Gessler in Sage und Geschichte (Heilbronn 1877), S. 353: „Bis zum Umsturze der Eidgenossenschaft durch die Invasion der Neufranken hatte das Grüninger Amt in zahllosen Bittschriften die Regierung um eine menschlichere Verwaltung gebeten, und so beharrlich wurde dieses Begehren abgelehnt, dass daraus ein eigenes Sprichwort im Lande entstand, um damit jede obrigkeitlich ausgesprochene Ablehnung überhaupt zu bezeichnen. J. C. Lavater liess dasselbe in obiger Fassung in seinem Flugblatte vom 21. Wintermonat 1762 drucken.“


Grünspan.

* Grünspan ziehen.

„Sie (Tauben) führten ein symbolisches Schauspiel auf von dem Zusammenleben solcher alter Jungfern, die es ohne ihre Einwilligung geworden sind, und statt durch entschiedene Liebe Gottes und thätige Nächstenliebe ihre Seele und ihr Leben zu veredeln, in Verbitterung und Wunderlichkeit Grünspan ziehen.“ (Stolz, Spanisches, 39.)


Gruss.

21 An schönne Gruess, und wear net laufe könn', deam fehl's am Fuess. (Bietigheim.)

*22 Das ist der rechte Gruss.

Ironisch für: der rechte Ton, die rechte Art und Weise, Manier.


Grüssdichgott.

Ein Grüssdichgott ist besser als tausend Behütdichgott.


[Spaltenumbruch]
Grüssen.

28 Wer mich nicht grüsst, dem darf ich nicht danken.

*29 Jetzt hab'n s' mi wieder schön grü-r-ssen lassen.

Sagt der Wiener, wenn er einen soeben selbst gemachten Fehler entdeckt, oder sich sonst bei irgendeiner Dummheit ertappt.


Grussinzig.

Thu ock ni so grussinzig (grossartig). (Landshut.) – Schles. Provinzial-Blätter, 1871, S. 437.


Grütze.

27 Wer gern Grütze isst, spricht viel von Graupen.

*28 Na nu noch tachtentig Scheppkens (Löffel) Grött.Frischbier, 3389.

Wird gesagt, wenn das erste Gericht genossen ist.


Guben.

Wer sich in Guben will redlich ernähren, darf sich der Hack' und des Spatens nicht schämen.Loocke, Chronik von Guben, Görlitz 1803.


Gucken.

*19 Er guckt wie ein Schneider, der seine Nadel sucht.

Holl.: Hij kijkt als een snijder, die zijne naald verloren heeft. (Harrebomée, II, 113a.)

*20 I hau gucket wie a Narre. (Ulm.)


Gugaschass.

* Kan Gugaschass weit aus.

Schass, besser Schäs = Bauchwind. Guga = Kukuk. Damit drückt das Volk in Niederösterreich eine kleine Entfernung aus.


Gula.

Einem die Gula zeigen.Hueber, 11.

Nach Schöpff, Tiroler Idiotikon, S. 222, soll dies im Zillerthal bedeuten: gegen einen den Zeigefinger warnend erheben, wobei man sage: Gular, Gular. In Alpach aber bedeute jener Ausdruck, den man mit den kreuzweise etwas in die Höhe gehaltenen Armen begleite, so viel als: Du bist ein Narr! Dabei sagt man: Gula, Gula!


Gulden.

48 Der Gulden, welcher hinaus will, ist schwer zu halten.

*49 Do kommt der Gulde auf achtzeah Botze. (Schwaben.)

*50 Ein gewechselter Gulden ist auch schon weg. (Kamnitz.)

*51 Hunderttausend Gulden von Gott bitten und noch ein Fuder zehrpfennig dazu, wie jener Geizhals.Mathesius, Sarepta, XLa.

*52 Sechszehn Gülden vierzig.

Ein Rothschild wurde um eine Unterstützung angesprochen und gab einen Kreuzer; der Bettler dankte: „Vergelt's Gott tausend Mal.“ Rothschild erwiderte schnell: „Macht 16 Gülde vierzig.“ Dies der Ursprung der obigen Redensart.


Gumpe.

* Im Gumpe sinn.Alsatia, 1851, S. 24.

So viel wie verloren sein. Gumpe = tiefe Stelle in einem Gewässer, namentlich in einem Mühlkanal.


Gumpoltes.

* Die Gumpoltes geigen.

Die Redensart kommt in Seifried's Gelbling 9, 142 vor, wo es heisst: die Gumpoltes gîgen wolt er heîhen staete an mich. Haupt ist der Meinung, „die gumpoltes gîgen an einem heîhen“ sei ein sprichwörtlicher Ausdruck für: seinen Spott mit einem treiben, wobei er an Gumpelspiel, Gumpelweise u. dgl. erinnert.


Gunst.

68 Die Gunst eines Fürsten ist mit Gefahr umgeben.Wirth, II, 530.

69 Wer Gunst will haben, muss Ja sagen, Gastrey halten und Geschenk geben.Wirth, I, 163.

70 Wer sich auf Gunst verlässt, schöpft Wasser mit einem Siebe.Wirth, I, 190.

71 Wo man nach Gunst regiert, wird ein Esel eher als ein kluger Kopf spedirt.Wirth, I, 185.

*72 Mit Gunst Meister und Geselle.

Anrede wandernder Gesellen in einer Werkstatt.


Günstig.

*2 Er ist jhm so günstig, dass er jhm den Grind vmbtrehen möchte.Dietrich, II, 13.


Günstlein.

* Das Günstlein spielen.Aventin, Chronik, CCXCb.

Seinen eigenen Nutzen suchen.


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[[692]/0704] 79 Auch den stärksten Grund zerstört, manch Aber und Und. 80 Ein liegender Grund kann nicht verderben. – Herberger, I, 606. In dem Sinne: Eigen Haus und Herd ist Goldes werth. 81 Erst legt man den Grund an, dass man darauf bauen kann. 82 Fünf Gründe gibt's, ein Glas zu leeren: der erste, jetzigen Durst zu wehren, der zweite, künftigen abzulenken; der dritte zum Willkomm der Gäste, der vierte bei besonderm Feste; der fünfte, jeder erste beste. 83 Grund und Boden bleibt mir, sagte der Bauer, als man ihn eifersüchtig machen wollte. (Niederlausitz.) 84 Sein' Grund und Boden pflanz' ich nicht, nach seiner Pfeife tanz' ich nicht, heisst's hier zu Lande. – Scheffel, Ekkehard, III, 78 u. 173. Lat.: Nec sua rura colo, nec sua jura volo. 85 Wer kommt mit Gründen, wird nicht viel Leute zu Hause finden. 86 Zwei Gründe sind weniger als einer. „England gibt für die Vertagung des Telegraphen-Congresses eine Menge Gründe an, doch dürfte auch hier das Sprichwort zutreffen: Zwei Gründe u. s. w.“ (Niederschlesische Zeitung, 1878, Nr. 96.) *87 Es hat alles seinen Grund. *88 Etwas mit grundt vnd wurtzel, haut vnd har aussreuten. – Aventin, Chronik, CLXXXVIa. *89 Ich hab em guete Grund g'legt. (Ulm.) D. h. tüchtig gegessen, bevor das Trinken begann. Grundbirne. *2 So weit man Grumbira frisst. (Ulm.) Um zu sagen: dass etwas weit hin ist oder geschieht, da das Kartoffelessen sehr weit verbreitet ist. Gründer. 1 Ein Gründer bewegt sich auf dreifache Weise: er fährt auf Gummi, reitet Wechsel und geht dann Pleite. Berliner Börsensprichwort aus dem Jahre 1873. *2 Gründer und Sünder. Diese Redensart ist infolge der schwindelhaften Gründungen im Jahre 1872 entstanden, so dass Gründer, Schwindler, Betrüger u. dgl. sinnverwandte Ausdrücke waren. Grundserdboden. Er ist in Grundserdboden nei verdorbe. (Ulm.) Grundsuppe. *4 Eine Grundsuppe anrichten. „Ich achte, dass der Teuffel den jüngsten Tag fühle, .... als solt' er sagen: Es ist das letzte, darum soll es das ärgste seyn und will die Grundsuppe anrichten und den boden gar ausstossen.“ (Luther's Werke, III, 130a.) Grüningen. Sagt mir nichts mehr von Grüningen. E. L. Rochholz schreibt in seinem Teil und Gessler in Sage und Geschichte (Heilbronn 1877), S. 353: „Bis zum Umsturze der Eidgenossenschaft durch die Invasion der Neufranken hatte das Grüninger Amt in zahllosen Bittschriften die Regierung um eine menschlichere Verwaltung gebeten, und so beharrlich wurde dieses Begehren abgelehnt, dass daraus ein eigenes Sprichwort im Lande entstand, um damit jede obrigkeitlich ausgesprochene Ablehnung überhaupt zu bezeichnen. J. C. Lavater liess dasselbe in obiger Fassung in seinem Flugblatte vom 21. Wintermonat 1762 drucken.“ Grünspan. * Grünspan ziehen. „Sie (Tauben) führten ein symbolisches Schauspiel auf von dem Zusammenleben solcher alter Jungfern, die es ohne ihre Einwilligung geworden sind, und statt durch entschiedene Liebe Gottes und thätige Nächstenliebe ihre Seele und ihr Leben zu veredeln, in Verbitterung und Wunderlichkeit Grünspan ziehen.“ (Stolz, Spanisches, 39.) Gruss. 21 An schönne Gruess, und wear net laufe könn', deam fehl's am Fuess. (Bietigheim.) *22 Das ist der rechte Gruss. Ironisch für: der rechte Ton, die rechte Art und Weise, Manier. Grüssdichgott. Ein Grüssdichgott ist besser als tausend Behütdichgott. Grüssen. 28 Wer mich nicht grüsst, dem darf ich nicht danken. *29 Jetzt hab'n s' mi wieder schön grü-r-ssen lassen. Sagt der Wiener, wenn er einen soeben selbst gemachten Fehler entdeckt, oder sich sonst bei irgendeiner Dummheit ertappt. Grussinzig. Thu ock ni so grussinzig (grossartig). (Landshut.) – Schles. Provinzial-Blätter, 1871, S. 437. Grütze. 27 Wer gern Grütze isst, spricht viel von Graupen. *28 Na nu noch tachtentig Scheppkens (Löffel) Grött. – Frischbier, 3389. Wird gesagt, wenn das erste Gericht genossen ist. Guben. Wer sich in Guben will redlich ernähren, darf sich der Hack' und des Spatens nicht schämen. – Loocke, Chronik von Guben, Görlitz 1803. Gucken. *19 Er guckt wie ein Schneider, der seine Nadel sucht. Holl.: Hij kijkt als een snijder, die zijne naald verloren heeft. (Harrebomée, II, 113a.) *20 I hau gucket wie a Narre. (Ulm.) Gugaschass. * Kan Gugaschass weit aus. Schass, besser Schäs = Bauchwind. Guga = Kukuk. Damit drückt das Volk in Niederösterreich eine kleine Entfernung aus. Gula. Einem die Gula zeigen. – Hueber, 11. Nach Schöpff, Tiroler Idiotikon, S. 222, soll dies im Zillerthal bedeuten: gegen einen den Zeigefinger warnend erheben, wobei man sage: Gular, Gular. In Alpach aber bedeute jener Ausdruck, den man mit den kreuzweise etwas in die Höhe gehaltenen Armen begleite, so viel als: Du bist ein Narr! Dabei sagt man: Gula, Gula! Gulden. 48 Der Gulden, welcher hinaus will, ist schwer zu halten. *49 Do kommt der Gulde auf achtzeah Botze. (Schwaben.) *50 Ein gewechselter Gulden ist auch schon weg. (Kamnitz.) *51 Hunderttausend Gulden von Gott bitten und noch ein Fuder zehrpfennig dazu, wie jener Geizhals. – Mathesius, Sarepta, XLa. *52 Sechszehn Gülden vierzig. Ein Rothschild wurde um eine Unterstützung angesprochen und gab einen Kreuzer; der Bettler dankte: „Vergelt's Gott tausend Mal.“ Rothschild erwiderte schnell: „Macht 16 Gülde vierzig.“ Dies der Ursprung der obigen Redensart. Gumpe. * Im Gumpe sinn. – Alsatia, 1851, S. 24. So viel wie verloren sein. Gumpe = tiefe Stelle in einem Gewässer, namentlich in einem Mühlkanal. Gumpoltes. * Die Gumpoltes geigen. Die Redensart kommt in Seifried's Gelbling 9, 142 vor, wo es heisst: die Gumpoltes gîgen wolt er heîhen staete an mich. Haupt ist der Meinung, „die gumpoltes gîgen an einem heîhen“ sei ein sprichwörtlicher Ausdruck für: seinen Spott mit einem treiben, wobei er an Gumpelspiel, Gumpelweise u. dgl. erinnert. Gunst. 68 Die Gunst eines Fürsten ist mit Gefahr umgeben. – Wirth, II, 530. 69 Wer Gunst will haben, muss Ja sagen, Gastrey halten und Geschenk geben. – Wirth, I, 163. 70 Wer sich auf Gunst verlässt, schöpft Wasser mit einem Siebe. – Wirth, I, 190. 71 Wo man nach Gunst regiert, wird ein Esel eher als ein kluger Kopf spedirt. – Wirth, I, 185. *72 Mit Gunst Meister und Geselle. Anrede wandernder Gesellen in einer Werkstatt. Günstig. *2 Er ist jhm so günstig, dass er jhm den Grind vmbtrehen möchte. – Dietrich, II, 13. Günstlein. * Das Günstlein spielen. – Aventin, Chronik, CCXCb. Seinen eigenen Nutzen suchen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [692]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/704>, abgerufen am 23.11.2024.