Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Dorfprediger. Man bedarff mehr Dorfprediger als der Doctoren. - Petri, II, 444. Dorfschultheiss. Es ist kein Dorfschultheiss so schlecht, der sich lässt verachten, wenn er sich wehren kann oder regen. - Lehmann, 773, 24. Zu Dorfteufel 1. Es ist dies ein gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu Jena gebrautes Bier, das, wie folgende von E. Brückmann (Epist. Hin., CCLXXXIV, 1101) angeführte Verse zeigen, in einem besondern Rufe gestanden haben muss: "Ich nehme mich vor dir, du tolles Bier, in Acht, weil die Erfahrung stets die Sache klärer macht, dass man der Bauern Bier Dorff-Teuffl nennen kann; der Teuffl fängt durch's Bier die schlimmsten Händel an." Dorn. 67 Aus den Dornen heraus, habe ich Brot im Haus. Die alten Griechen sagten: Dem Schlechten bin ich entgangen, das Bessere hab' ich empfangen. Bei den Hochzeitsfesten in Athen war es Sitte, einen Knaben mit Dornen und Eichenlaub zu bekränzen und ihm einen Korb voll Brot zu geben, worauf er dann in der Gesellschaft herumging und die obigen Worte sprach, alles zur Erinnerung an jene alte, rohe Zeit, in der die Menschen noch in der Wildheit lebten, die Gaben der Ceres nicht kannten und sich noch von Eicheln nährten. (Morgenblatt, Stuttgart 1820.) 68 Ein kleiner Dorn kann machen, dass ein grosser Mann hinkt. 69 Ein schlechter Dorn wird nie zu einem guten, wenn er auch von Rom geschickt wird (kommt). Im Polnischen ein Wortspiel: "Malaspina nunquam erit bona spina, licet mittatur de Roma." (Kijew, 38.) Malaspina (= schlechter Dorn) war in den Jahren 1593-96 apostolischer Nuntius in Polen. Er scheint, da die Polen diesen Scherz machten, nicht beliebt gewesen zu sein. 70 Man muss den Dorn zertreten, so lange man Schuhe am Fusse hat. - Gerson, II, 80. 71 So du ein Dorn magst leiden nicht in eines andern gesicht, so soltu dich zuuor befleissen den balken auss deim aug zu reissen. - Loci comm., 68. Lat.: Qui uult alterius oculorum tergere labem, de proprio citius eruat ipse trabem. 72 Wer auf spitze Dornen fellt, der wird davon verkrazt vnnd zerrissen. - Lehmann, 736, 3. 73 Wer zieht den Dorn aus fremder Wunde, schau, dass er sich nicht selbst verwunde. - Wenzig, 82. 74 Wozu soll ich den Dorn aus einem fremden Fusse ziehn und ihn in meinen stechen. Lat.: Cur mihi dum sentes alieno calce manentes. (Reuterdahl, 178.) Schwed.: Hwi skal jak taka thorn w annars footh ok svetia i min. (Reuterdahl, 178.) 75 Zeuch den Dorn aus deinem Fuss und schlag ihn einem andern ein. - Lehmann, 720, 49. *76 Aber ach, ich wohne unter den Dornen! Unter Dornen wohnen bezeichnet, wie unter Dornen sitzen, Trübsal leiden. (Vgl. Grimm, Wb. II, 1292.) - Bei Tunnicius (858): Och och, ik wone under den dornen. (In spinis versor, vepres mea corpora laedunt.) *77 Eim Dörner in den Weg streuen. - Hans Sachs, CCXXXX, 2. Dorneck. Dorneck, du bist ein hohes Hus, vor dir schlugen die Schwaben ein Kuchi auf, die Häfner thatens schäumen; und eh' es wurd um Vesperzeit, thut man ihnen d' Kuchi reumen. - Schwabenkönig von Joh. Lenz. Bezieht sich auf die Niederlage schwäbischer Landsknechte bei Dorneck und an andern Orten 1499, dem Ende jener Kämpfe, durch welche die Schweizer Befreiung vom deutschen Kammergericht u. s. w. errangen. (Schwabenspiegel, 36.) Dornhag. Schlüf eine dur 'ne Dörnhag und säg, wele Dorn g'stoche heig, sagte die Entlebucher, als sie den Vater ihres Kindes nennen sollte, aber nicht konnte. (Luzern.) Dornhandschuh. * Dean hat me au nur mit Darnhändsche gfange. (Schwaben.) Um einen Wildfang, einen lebhaften, unruhigen Charakter, einen wilden Burschen zu bezeichnen. [Spaltenumbruch] Dornpfad. Auf Dornenpfaden muss man nicht barfuss gehen. Lat.: Inter spinas calceatus. (Sailer, Sprüche, 92, 14.) Dornstaude. *10 Wenn er i-n-e Dörnstuden yne gieng, so gienge-n -em d' Lüt noh. (Solothurn.) - Schild, 76, 226. Solche Anziehungskraft besitzt er. Dornstrauch. 7 Dornstrauch und Sack werden nie Freunde. Mhd.: Den dorn zaun unde den sac nieman wol versüenen mac. (Freidank.) (Zingerle, 126.) 8 Wer sich auf einen Dornstrauch setzt, und auff eine junge Magd verlest, kompt unbetrogen er davon, mag er sich das zu rühmen han. - Petri, II, 757. *9 Einen Dornstrauch für einen Feigenbaum ansehen. - Theatrum Diabolorum, 438b. Dorotheentag. Nach Dorotheentag kein Schnee mehr fallen mag. - Wunderlich, 22. Dorthin. * Dorthin, wohin der Kaiser selbst geht. (Wien.) Dosig. * Er wird dosig. - Firmenich, II, 544. Aergerlich, aufsätzig, eigensinnig. Dosten. * Dosti wiera nassa Wida. (Oberösterr.) Dasten wie ein nasser Widder. Das Zeitwort "dosten" wird sonst nicht mehr gehört, wol aber das Adjectiv "dostig." - Und "dostig" ist, wer einen fetten, zu schweren Körper hat. Schmeller führt an: "Descht = matt, niedergeschlagen von Hitze, Traurigkeit u. s. w." Dotz (Name). * Dotz, der S'ojcher (Kaufmann), Potz (Name) der Mäkler. (Warschau.) Von Leuten, die zueinander passen, einander in die Hände arbeiten wie etwa Hehler und Stehler, von denen einer dreissig und der andere ein halb Schock werth ist. Douche. * Einem eine kalte' Douche verordnen. Seiner Aufbrausung einen Dämpfer aufsetzen. - "Wie es scheint, hat man in Petersburg den rumänischen Heissspornen eine kalte Douche verschrieben." (Schles. Presse, 1877, Nr. 331.) Draas. * Bä Dras1 hirt det saksesch Vuoteraser af. - Schuster, 525. 1) Urkundlich Daraus, liegt am östlichen Ende der alten Sachsencolonie; dort hört das sächsische Vaterunser auf. Drachen. 14 Einem geschenkten Drachen sieht man nicht in den Rachen. - Bohemia, 1874, Nr. 201. Im Schlosshofe zu Berlin steht ein Erzbildniss des heiligen Georg mit dem Drachen. Der arme Heilige hatte schon die verschiedenartigsten Urtheile über seine Person hinnehmen müssen, als eines Tages jemand den Spruch parodirte, der an ihm hängen blieb und den er nicht wie der los werden kann. 15 Es kommt nicht jeder Drache durch den Schornstein. "Bist du mit Gunsten de Drack, un kümst doch nich dorch den Schornstein." (Voss im Winterawend.) 16 Es müsste ein starcker Drach seyn, der leichtfertige Jungfrawen bewachen sollte. - Dietrich, I, 196. *17 Er hat den guten Drachen. - Faselius, 98. Er ist ein Glückspilz. In dem Sinne von "Glücksfräulein" (s. d.). *18 Siehst a Drachen ziehn? (Hirschberg.) Drachenzähne. 2 Wer Drachenzähne säet, kann keinen Frieden ernten. Lat.: Flagitiorum turpis exitus. (Faselius, 91 u. 139.) Dräft. * Sich en Dräft niem. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 118. Sich einen Trieb, Anlauf, nehmen. Dragoner. 3 Dragoner und Filzläuse haben sechs Füsse; wo sie einnisteln, beissen sie hart und sind schwer zu vertreiben. - Wirth, I, 76. 4 Wenn ein Dragoner vom Pferd fällt, so stehet ein Musketier wieder auff. - Simplic., I, 359. *5 A schwerer Draguner. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Von schwerfälligen Menschen. [Spaltenumbruch]
Dorfprediger. Man bedarff mehr Dorfprediger als der Doctoren. – Petri, II, 444. Dorfschultheiss. Es ist kein Dorfschultheiss so schlecht, der sich lässt verachten, wenn er sich wehren kann oder regen. – Lehmann, 773, 24. Zu Dorfteufel 1. Es ist dies ein gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu Jena gebrautes Bier, das, wie folgende von E. Brückmann (Epist. Hin., CCLXXXIV, 1101) angeführte Verse zeigen, in einem besondern Rufe gestanden haben muss: „Ich nehme mich vor dir, du tolles Bier, in Acht, weil die Erfahrung stets die Sache klärer macht, dass man der Bauern Bier Dorff-Teuffl nennen kann; der Teuffl fängt durch's Bier die schlimmsten Händel an.“ Dorn. 67 Aus den Dornen heraus, habe ich Brot im Haus. Die alten Griechen sagten: Dem Schlechten bin ich entgangen, das Bessere hab' ich empfangen. Bei den Hochzeitsfesten in Athen war es Sitte, einen Knaben mit Dornen und Eichenlaub zu bekränzen und ihm einen Korb voll Brot zu geben, worauf er dann in der Gesellschaft herumging und die obigen Worte sprach, alles zur Erinnerung an jene alte, rohe Zeit, in der die Menschen noch in der Wildheit lebten, die Gaben der Ceres nicht kannten und sich noch von Eicheln nährten. (Morgenblatt, Stuttgart 1820.) 68 Ein kleiner Dorn kann machen, dass ein grosser Mann hinkt. 69 Ein schlechter Dorn wird nie zu einem guten, wenn er auch von Rom geschickt wird (kommt). Im Polnischen ein Wortspiel: „Malaspina nunquam erit bona spina, licet mittatur de Roma.“ (Kijew, 38.) Malaspina (= schlechter Dorn) war in den Jahren 1593-96 apostolischer Nuntius in Polen. Er scheint, da die Polen diesen Scherz machten, nicht beliebt gewesen zu sein. 70 Man muss den Dorn zertreten, so lange man Schuhe am Fusse hat. – Gerson, II, 80. 71 So du ein Dorn magst leiden nicht in eines andern gesicht, so soltu dich zuuor befleissen den balken auss deim aug zu reissen. – Loci comm., 68. Lat.: Qui uult alterius oculorum tergere labem, de proprio citius eruat ipse trabem. 72 Wer auf spitze Dornen fellt, der wird davon verkrazt vnnd zerrissen. – Lehmann, 736, 3. 73 Wer zieht den Dorn aus fremder Wunde, schau, dass er sich nicht selbst verwunde. – Wenzig, 82. 74 Wozu soll ich den Dorn aus einem fremden Fusse ziehn und ihn in meinen stechen. Lat.: Cur mihi dum sentes alieno calce manentes. (Reuterdahl, 178.) Schwed.: Hwi skal jak taka thorn w annars footh ok svetia i min. (Reuterdahl, 178.) 75 Zeuch den Dorn aus deinem Fuss und schlag ihn einem andern ein. – Lehmann, 720, 49. *76 Aber ach, ich wohne unter den Dornen! Unter Dornen wohnen bezeichnet, wie unter Dornen sitzen, Trübsal leiden. (Vgl. Grimm, Wb. II, 1292.) – Bei Tunnicius (858): Och och, ik wone under den dôrnen. (In spinis versor, vepres mea corpora laedunt.) *77 Eim Dörner in den Weg streuen. – Hans Sachs, CCXXXX, 2. Dorneck. Dorneck, du bist ein hohes Hus, vor dir schlugen die Schwaben ein Kuchi auf, die Häfner thatens schäumen; und eh' es wurd um Vesperzît, thut man ihnen d' Kuchi reumen. – Schwabenkönig von Joh. Lenz. Bezieht sich auf die Niederlage schwäbischer Landsknechte bei Dorneck und an andern Orten 1499, dem Ende jener Kämpfe, durch welche die Schweizer Befreiung vom deutschen Kammergericht u. s. w. errangen. (Schwabenspiegel, 36.) Dornhag. Schlüf eine dur 'ne Dörnhag und säg, wele Dorn g'stoche heig, sagte die Entlebucher, als sie den Vater ihres Kindes nennen sollte, aber nicht konnte. (Luzern.) Dornhandschuh. * Dean hat me au nur mit Darnhändsche gfange. (Schwaben.) Um einen Wildfang, einen lebhaften, unruhigen Charakter, einen wilden Burschen zu bezeichnen. [Spaltenumbruch] Dornpfad. Auf Dornenpfaden muss man nicht barfuss gehen. Lat.: Inter spinas calceatus. (Sailer, Sprüche, 92, 14.) Dornstaude. *10 Wenn er i-n-e Dörnstuden yne gieng, so gienge-n -em d' Lüt noh. (Solothurn.) – Schild, 76, 226. Solche Anziehungskraft besitzt er. Dornstrauch. 7 Dornstrauch und Sack werden nie Freunde. Mhd.: Den dorn zûn unde den sac nieman wol versüenen mac. (Freidank.) (Zingerle, 126.) 8 Wer sich auf einen Dornstrauch setzt, und auff eine junge Magd verlest, kompt unbetrogen er davon, mag er sich das zu rühmen han. – Petri, II, 757. *9 Einen Dornstrauch für einen Feigenbaum ansehen. – Theatrum Diabolorum, 438b. Dorotheentag. Nach Dorotheentag kein Schnee mehr fallen mag. – Wunderlich, 22. Dorthin. * Dorthin, wohin der Kaiser selbst geht. (Wien.) Dosig. * Er wird dosig. – Firmenich, II, 544. Aergerlich, aufsätzig, eigensinnig. Dosten. * Dosti wiera nassa Wida. (Oberösterr.) Dasten wie ein nasser Widder. Das Zeitwort „dosten“ wird sonst nicht mehr gehört, wol aber das Adjectiv „dostig.“ – Und „dostig“ ist, wer einen fetten, zu schweren Körper hat. Schmeller führt an: „Descht = matt, niedergeschlagen von Hitze, Traurigkeit u. s. w.“ Dotz (Name). * Dotz, der S'ojcher (Kaufmann), Potz (Name) der Mäkler. (Warschau.) Von Leuten, die zueinander passen, einander in die Hände arbeiten wie etwa Hehler und Stehler, von denen einer dreissig und der andere ein halb Schock werth ist. Douche. * Einem eine kalte' Douche verordnen. Seiner Aufbrausung einen Dämpfer aufsetzen. – „Wie es scheint, hat man in Petersburg den rumänischen Heissspornen eine kalte Douche verschrieben.“ (Schles. Presse, 1877, Nr. 331.) Draas. * Bä Drâs1 hirt det saksesch Vuoterâser af. – Schuster, 525. 1) Urkundlich Daraus, liegt am östlichen Ende der alten Sachsencolonie; dort hört das sächsische Vaterunser auf. Drachen. 14 Einem geschenkten Drachen sieht man nicht in den Rachen. – Bohemia, 1874, Nr. 201. Im Schlosshofe zu Berlin steht ein Erzbildniss des heiligen Georg mit dem Drachen. Der arme Heilige hatte schon die verschiedenartigsten Urtheile über seine Person hinnehmen müssen, als eines Tages jemand den Spruch parodirte, der an ihm hängen blieb und den er nicht wie der los werden kann. 15 Es kommt nicht jeder Drache durch den Schornstein. „Bist du mit Gunsten de Drack, un kümst doch nich dorch den Schornstein.“ (Voss im Winterawend.) 16 Es müsste ein starcker Drach seyn, der leichtfertige Jungfrawen bewachen sollte. – Dietrich, I, 196. *17 Er hat den guten Drachen. – Faselius, 98. Er ist ein Glückspilz. In dem Sinne von „Glücksfräulein“ (s. d.). *18 Siehst a Drachen ziehn? (Hirschberg.) Drachenzähne. 2 Wer Drachenzähne säet, kann keinen Frieden ernten. Lat.: Flagitiorum turpis exitus. (Faselius, 91 u. 139.) Dräft. * Sich en Dräft niem. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 118. Sich einen Trieb, Anlauf, nehmen. Dragoner. 3 Dragoner und Filzläuse haben sechs Füsse; wo sie einnisteln, beissen sie hart und sind schwer zu vertreiben. – Wirth, I, 76. 4 Wenn ein Dragoner vom Pferd fällt, so stehet ein Musketier wieder auff. – Simplic., I, 359. *5 A schwerer Draguner. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Von schwerfälligen Menschen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <pb facs="#f0605" n="[593]"/> <cb n="1185"/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dorfprediger.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Man bedarff mehr Dorfprediger als der Doctoren.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 444.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dorfschultheiss.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es ist kein Dorfschultheiss so schlecht, der sich lässt verachten, wenn er sich wehren kann oder regen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 773, 24.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head>Zu Dorfteufel 1.</head> <p rendition="#et">Es ist dies ein gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu Jena gebrautes Bier, das, wie folgende von E. Brückmann (<hi rendition="#i">Epist. Hin., CCLXXXIV, 1101</hi>) angeführte Verse zeigen, in einem besondern Rufe gestanden haben muss: „Ich nehme mich vor dir, du tolles Bier, in Acht, weil die Erfahrung stets die Sache klärer macht, dass man der Bauern Bier Dorff-Teuffl nennen kann; der Teuffl fängt durch's Bier die schlimmsten Händel an.“</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dorn.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">67 Aus den Dornen heraus, habe ich Brot im Haus.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die alten Griechen sagten: Dem Schlechten bin ich entgangen, das Bessere hab' ich empfangen. Bei den Hochzeitsfesten in Athen war es Sitte, einen Knaben mit Dornen und Eichenlaub zu bekränzen und ihm einen Korb voll Brot zu geben, worauf er dann in der Gesellschaft herumging und die obigen Worte sprach, alles zur Erinnerung an jene alte, rohe Zeit, in der die Menschen noch in der Wildheit lebten, die Gaben der Ceres nicht kannten und sich noch von Eicheln nährten. (<hi rendition="#i">Morgenblatt, Stuttgart 1820.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">68 Ein kleiner Dorn kann machen, dass ein grosser Mann hinkt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Ein schlechter Dorn wird nie zu einem guten, wenn er auch von Rom geschickt wird (kommt).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Im Polnischen ein Wortspiel: „Malaspina nunquam erit bona spina, licet mittatur de Roma.“ (<hi rendition="#i">Kijew, 38.</hi>) Malaspina (= schlechter Dorn) war in den Jahren 1593-96 apostolischer Nuntius in Polen. Er scheint, da die Polen diesen Scherz machten, nicht beliebt gewesen zu sein.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">70 Man muss den Dorn zertreten, so lange man Schuhe am Fusse hat.</hi> – <hi rendition="#i">Gerson, II, 80.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">71 So du ein Dorn magst leiden nicht in eines andern gesicht, so soltu dich zuuor befleissen den balken auss deim aug zu reissen.</hi> – <hi rendition="#i">Loci comm., 68.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui uult alterius oculorum tergere labem, de proprio citius eruat ipse trabem.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">72 Wer auf spitze Dornen fellt, der wird davon verkrazt vnnd zerrissen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 736, 3.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Wer zieht den Dorn aus fremder Wunde, schau, dass er sich nicht selbst verwunde.</hi> – <hi rendition="#i">Wenzig, 82.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">74 Wozu soll ich den Dorn aus einem fremden Fusse ziehn und ihn in meinen stechen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cur mihi dum sentes alieno calce manentes. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 178.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Hwi skal jak taka thorn w annars footh ok svetia i min. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 178.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">75 Zeuch den Dorn aus deinem Fuss und schlag ihn einem andern ein.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 720, 49.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*76 Aber ach, ich wohne unter den Dornen!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Unter Dornen wohnen bezeichnet, wie unter Dornen sitzen, Trübsal leiden. (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Wb. II, 1292.</hi>) – Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (858)</hi>: Och och, ik wone under den dôrnen. (In spinis versor, vepres mea corpora laedunt.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*77 Eim Dörner in den Weg streuen.</hi> – <hi rendition="#i">Hans Sachs, CCXXXX, 2.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dorneck.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dorneck, du bist ein hohes Hus, vor dir schlugen die Schwaben ein Kuchi auf, die Häfner thatens schäumen; und eh' es wurd um Vesperzît, thut man ihnen d' Kuchi reumen.</hi> – <hi rendition="#i">Schwabenkönig von Joh. Lenz.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bezieht sich auf die Niederlage schwäbischer Landsknechte bei Dorneck und an andern Orten 1499, dem Ende jener Kämpfe, durch welche die Schweizer Befreiung vom deutschen Kammergericht u. s. w. errangen. (<hi rendition="#i">Schwabenspiegel, 36.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dornhag.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schlüf eine dur 'ne Dörnhag und säg, wele Dorn g'stoche heig, sagte die Entlebucher, als sie den Vater ihres Kindes nennen sollte, aber nicht konnte.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dornhandschuh.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dean hat me au nur mit Darnhändsche gfange.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Um einen Wildfang, einen lebhaften, unruhigen Charakter, einen wilden Burschen zu bezeichnen.</p><lb/> <cb n="1186"/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dornpfad.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auf Dornenpfaden muss man nicht barfuss gehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Inter spinas calceatus. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 92, 14.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dornstaude.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Wenn er i-n-e Dörnstuden yne gieng, so gienge-n -em d' Lüt noh.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) – <hi rendition="#i">Schild, 76, 226.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Solche Anziehungskraft besitzt er.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dornstrauch.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Dornstrauch und Sack werden nie Freunde.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Den dorn zûn unde den sac nieman wol versüenen mac. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 126.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wer sich auf einen Dornstrauch setzt, und auff eine junge Magd verlest, kompt unbetrogen er davon, mag er sich das zu rühmen han.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 757.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Einen Dornstrauch für einen Feigenbaum ansehen.</hi> – <hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 438<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dorotheentag.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nach Dorotheentag kein Schnee mehr fallen mag.</hi> – <hi rendition="#i">Wunderlich, 22.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dorthin.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dorthin, wohin der Kaiser selbst geht.</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dosig.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er wird dosig.</hi> – <hi rendition="#i">Firmenich, II, 544.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Aergerlich, aufsätzig, eigensinnig.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dosten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dosti wiera nassa Wida.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterr.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Dasten wie ein nasser Widder. Das Zeitwort „dosten“ wird sonst nicht mehr gehört, wol aber das Adjectiv „dostig.“ – Und „dostig“ ist, wer einen fetten, zu schweren Körper hat. <hi rendition="#i">Schmeller</hi> führt an: „Descht = matt, niedergeschlagen von Hitze, Traurigkeit u. s. w.“</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Dotz</hi> (Name).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dotz, der S'ojcher (Kaufmann), Potz (Name) der Mäkler.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Von Leuten, die zueinander passen, einander in die Hände arbeiten wie etwa Hehler und Stehler, von denen einer dreissig und der andere ein halb Schock werth ist.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Douche.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einem eine kalte' Douche verordnen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Seiner Aufbrausung einen Dämpfer aufsetzen. – „Wie es scheint, hat man in Petersburg den rumänischen Heissspornen eine kalte Douche verschrieben.“ (<hi rendition="#i">Schles. Presse, 1877, Nr. 331.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Draas.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Bä Drâs<hi rendition="#sup">1</hi> hirt det saksesch Vuoterâser af.</hi> – <hi rendition="#i">Schuster, 525.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Urkundlich Daraus, liegt am östlichen Ende der alten Sachsencolonie; dort hört das sächsische Vaterunser auf.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Drachen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Einem geschenkten Drachen sieht man nicht in den Rachen.</hi> – <hi rendition="#i">Bohemia, 1874, Nr. 201.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Im Schlosshofe zu Berlin steht ein Erzbildniss des heiligen Georg mit dem Drachen. Der arme Heilige hatte schon die verschiedenartigsten Urtheile über seine Person hinnehmen müssen, als eines Tages jemand den Spruch parodirte, der an ihm hängen blieb und den er nicht wie der los werden kann.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Es kommt nicht jeder Drache durch den Schornstein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Bist du mit Gunsten de Drack, un kümst doch nich dorch den Schornstein.“ (<hi rendition="#i">Voss im Winterawend.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Es müsste ein starcker Drach seyn, der leichtfertige Jungfrawen bewachen sollte.</hi> – <hi rendition="#i">Dietrich, I, 196.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Er hat den guten Drachen.</hi> – <hi rendition="#i">Faselius, 98.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er ist ein Glückspilz. In dem Sinne von „Glücksfräulein“ (s. d.).</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Siehst a Drachen ziehn?</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Drachenzähne.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer Drachenzähne säet, kann keinen Frieden ernten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Flagitiorum turpis exitus. (<hi rendition="#i">Faselius, 91 u. 139.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dräft.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sich en Dräft niem.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, V, 173, 118.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sich einen Trieb, Anlauf, nehmen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dragoner.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Dragoner und Filzläuse haben sechs Füsse; wo sie einnisteln, beissen sie hart und sind schwer zu vertreiben.</hi> – <hi rendition="#i">Wirth, I, 76.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn ein Dragoner vom Pferd fällt, so stehet ein Musketier wieder auff.</hi> – <hi rendition="#i">Simplic., I, 359.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 A schwerer Draguner.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Von schwerfälligen Menschen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[593]/0605]
Dorfprediger.
Man bedarff mehr Dorfprediger als der Doctoren. – Petri, II, 444.
Dorfschultheiss.
Es ist kein Dorfschultheiss so schlecht, der sich lässt verachten, wenn er sich wehren kann oder regen. – Lehmann, 773, 24.
Zu Dorfteufel 1. Es ist dies ein gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu Jena gebrautes Bier, das, wie folgende von E. Brückmann (Epist. Hin., CCLXXXIV, 1101) angeführte Verse zeigen, in einem besondern Rufe gestanden haben muss: „Ich nehme mich vor dir, du tolles Bier, in Acht, weil die Erfahrung stets die Sache klärer macht, dass man der Bauern Bier Dorff-Teuffl nennen kann; der Teuffl fängt durch's Bier die schlimmsten Händel an.“
Dorn.
67 Aus den Dornen heraus, habe ich Brot im Haus.
Die alten Griechen sagten: Dem Schlechten bin ich entgangen, das Bessere hab' ich empfangen. Bei den Hochzeitsfesten in Athen war es Sitte, einen Knaben mit Dornen und Eichenlaub zu bekränzen und ihm einen Korb voll Brot zu geben, worauf er dann in der Gesellschaft herumging und die obigen Worte sprach, alles zur Erinnerung an jene alte, rohe Zeit, in der die Menschen noch in der Wildheit lebten, die Gaben der Ceres nicht kannten und sich noch von Eicheln nährten. (Morgenblatt, Stuttgart 1820.)
68 Ein kleiner Dorn kann machen, dass ein grosser Mann hinkt.
69 Ein schlechter Dorn wird nie zu einem guten, wenn er auch von Rom geschickt wird (kommt).
Im Polnischen ein Wortspiel: „Malaspina nunquam erit bona spina, licet mittatur de Roma.“ (Kijew, 38.) Malaspina (= schlechter Dorn) war in den Jahren 1593-96 apostolischer Nuntius in Polen. Er scheint, da die Polen diesen Scherz machten, nicht beliebt gewesen zu sein.
70 Man muss den Dorn zertreten, so lange man Schuhe am Fusse hat. – Gerson, II, 80.
71 So du ein Dorn magst leiden nicht in eines andern gesicht, so soltu dich zuuor befleissen den balken auss deim aug zu reissen. – Loci comm., 68.
Lat.: Qui uult alterius oculorum tergere labem, de proprio citius eruat ipse trabem.
72 Wer auf spitze Dornen fellt, der wird davon verkrazt vnnd zerrissen. – Lehmann, 736, 3.
73 Wer zieht den Dorn aus fremder Wunde, schau, dass er sich nicht selbst verwunde. – Wenzig, 82.
74 Wozu soll ich den Dorn aus einem fremden Fusse ziehn und ihn in meinen stechen.
Lat.: Cur mihi dum sentes alieno calce manentes. (Reuterdahl, 178.)
Schwed.: Hwi skal jak taka thorn w annars footh ok svetia i min. (Reuterdahl, 178.)
75 Zeuch den Dorn aus deinem Fuss und schlag ihn einem andern ein. – Lehmann, 720, 49.
*76 Aber ach, ich wohne unter den Dornen!
Unter Dornen wohnen bezeichnet, wie unter Dornen sitzen, Trübsal leiden. (Vgl. Grimm, Wb. II, 1292.) – Bei Tunnicius (858): Och och, ik wone under den dôrnen. (In spinis versor, vepres mea corpora laedunt.)
*77 Eim Dörner in den Weg streuen. – Hans Sachs, CCXXXX, 2.
Dorneck.
Dorneck, du bist ein hohes Hus, vor dir schlugen die Schwaben ein Kuchi auf, die Häfner thatens schäumen; und eh' es wurd um Vesperzît, thut man ihnen d' Kuchi reumen. – Schwabenkönig von Joh. Lenz.
Bezieht sich auf die Niederlage schwäbischer Landsknechte bei Dorneck und an andern Orten 1499, dem Ende jener Kämpfe, durch welche die Schweizer Befreiung vom deutschen Kammergericht u. s. w. errangen. (Schwabenspiegel, 36.)
Dornhag.
Schlüf eine dur 'ne Dörnhag und säg, wele Dorn g'stoche heig, sagte die Entlebucher, als sie den Vater ihres Kindes nennen sollte, aber nicht konnte. (Luzern.)
Dornhandschuh.
* Dean hat me au nur mit Darnhändsche gfange. (Schwaben.)
Um einen Wildfang, einen lebhaften, unruhigen Charakter, einen wilden Burschen zu bezeichnen.
Dornpfad.
Auf Dornenpfaden muss man nicht barfuss gehen.
Lat.: Inter spinas calceatus. (Sailer, Sprüche, 92, 14.)
Dornstaude.
*10 Wenn er i-n-e Dörnstuden yne gieng, so gienge-n -em d' Lüt noh. (Solothurn.) – Schild, 76, 226.
Solche Anziehungskraft besitzt er.
Dornstrauch.
7 Dornstrauch und Sack werden nie Freunde.
Mhd.: Den dorn zûn unde den sac nieman wol versüenen mac. (Freidank.) (Zingerle, 126.)
8 Wer sich auf einen Dornstrauch setzt, und auff eine junge Magd verlest, kompt unbetrogen er davon, mag er sich das zu rühmen han. – Petri, II, 757.
*9 Einen Dornstrauch für einen Feigenbaum ansehen. – Theatrum Diabolorum, 438b.
Dorotheentag.
Nach Dorotheentag kein Schnee mehr fallen mag. – Wunderlich, 22.
Dorthin.
* Dorthin, wohin der Kaiser selbst geht. (Wien.)
Dosig.
* Er wird dosig. – Firmenich, II, 544.
Aergerlich, aufsätzig, eigensinnig.
Dosten.
* Dosti wiera nassa Wida. (Oberösterr.)
Dasten wie ein nasser Widder. Das Zeitwort „dosten“ wird sonst nicht mehr gehört, wol aber das Adjectiv „dostig.“ – Und „dostig“ ist, wer einen fetten, zu schweren Körper hat. Schmeller führt an: „Descht = matt, niedergeschlagen von Hitze, Traurigkeit u. s. w.“
Dotz (Name).
* Dotz, der S'ojcher (Kaufmann), Potz (Name) der Mäkler. (Warschau.)
Von Leuten, die zueinander passen, einander in die Hände arbeiten wie etwa Hehler und Stehler, von denen einer dreissig und der andere ein halb Schock werth ist.
Douche.
* Einem eine kalte' Douche verordnen.
Seiner Aufbrausung einen Dämpfer aufsetzen. – „Wie es scheint, hat man in Petersburg den rumänischen Heissspornen eine kalte Douche verschrieben.“ (Schles. Presse, 1877, Nr. 331.)
Draas.
* Bä Drâs1 hirt det saksesch Vuoterâser af. – Schuster, 525.
1) Urkundlich Daraus, liegt am östlichen Ende der alten Sachsencolonie; dort hört das sächsische Vaterunser auf.
Drachen.
14 Einem geschenkten Drachen sieht man nicht in den Rachen. – Bohemia, 1874, Nr. 201.
Im Schlosshofe zu Berlin steht ein Erzbildniss des heiligen Georg mit dem Drachen. Der arme Heilige hatte schon die verschiedenartigsten Urtheile über seine Person hinnehmen müssen, als eines Tages jemand den Spruch parodirte, der an ihm hängen blieb und den er nicht wie der los werden kann.
15 Es kommt nicht jeder Drache durch den Schornstein.
„Bist du mit Gunsten de Drack, un kümst doch nich dorch den Schornstein.“ (Voss im Winterawend.)
16 Es müsste ein starcker Drach seyn, der leichtfertige Jungfrawen bewachen sollte. – Dietrich, I, 196.
*17 Er hat den guten Drachen. – Faselius, 98.
Er ist ein Glückspilz. In dem Sinne von „Glücksfräulein“ (s. d.).
*18 Siehst a Drachen ziehn? (Hirschberg.)
Drachenzähne.
2 Wer Drachenzähne säet, kann keinen Frieden ernten.
Lat.: Flagitiorum turpis exitus. (Faselius, 91 u. 139.)
Dräft.
* Sich en Dräft niem. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 118.
Sich einen Trieb, Anlauf, nehmen.
Dragoner.
3 Dragoner und Filzläuse haben sechs Füsse; wo sie einnisteln, beissen sie hart und sind schwer zu vertreiben. – Wirth, I, 76.
4 Wenn ein Dragoner vom Pferd fällt, so stehet ein Musketier wieder auff. – Simplic., I, 359.
*5 A schwerer Draguner. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Von schwerfälligen Menschen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T09:51:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T09:51:52Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |