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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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eine Tischlerarbeit aussah. So musste er einst eine Bude gegenüber dem Schwarzen Adler anstreichen; er strich sie roth an.

Der Tischlerlehrling fühlte sich unglücklich; allein er wagte es nicht, sich zu beklagen, auch bei den Aeltern nicht. Da bekam er zum Glück eine Fusskrankheit, die ihn zwang, zu den Aeltern zurückzukehren. Das Fussleiden besserte sich und Wander musste, wenn auch mit Widerwillen, seine "Lehre" in Warmbrunn fortsetzen. Als aber das Uebel wieder hervorbrach, gelang es dem Fischbacher, auf immer von dem ihm nicht im geringsten zusagenden Handwerke loszukommen, um im älterlichen Hause über die weitere Zukunft nachzudenken. Was kein Arzt vermochte, vermochte eine "Messfrau" aus Böhmen, deren Formeln und Zeichen die Aeltern vertraut hatten: sie heilte den kranken Fuss, d. h. er heilte von selbst.

Die Mutter theilte nun endlich, was schon früher hätte geschehen können, dem Lehrer und Ortsgeistlichen den Wunsch ihres Aeltesten mit, die beide sofort bereit waren, seine Vorbildung für das Lehrerseminar zu übernehmen. Wander war 15 Jahre alt, als er sein Schulleben für den Berufszweck aufs neue begann, und nahm seinen Platz bei den andern Präparanden des Hülfslehrers. Seine pädagogische Begabung entwickelte sich hier bald so entschieden, dass sie zu seiner Aufmunterung von allen Seiten anerkannt wurde. Im allgemeinen war der neue Präparand meist sich selbst überlassen; Cantor Langner gab ihm jedoch bisweilen eine Musikstunde, Pastor Siegert unterrichtete ihn ein- oder zweimal wöchentlich in den wissenschaftlichen Gegenständen. Seine Hauptbeschäftigung in dieser Zeit war das Notenschreiben, das ihm so zur zweiten Natur wurde, dass er es von dem Begriffe einer tüchtigen Schulbildung gar nicht mehr trennen konnte.

Als in Neudorf unweit Fischbach der Lehrer erkrankt war, musste Wander, der kaum siebzehnjährige Wander, seine Stelle vertreten; er that es zur Zufriedenheit der Gemeinde, die nach neun Monaten einen andern selbständigen Lehrer erhielt. Da jedoch inzwischen auch der Lehrer in Södrich unfähig geworden war, den Unterricht zu ertheilen, musste Wander auch diese Schule in seine Thätigkeit einbeziehen, sodass er vormittags in Neudorf unterrichtete, mittags bei den Aeltern in Fischbach zu Tische ging und darauf den Weg nach Södrich machte. Später half er auch in Bärndorf und Buchwald kurze Zeit aus.

Eines Tages erhielt Wander ein Schreiben; es war die Einladung des bunzlauer Seminardirectors Hoffmann zur Prüfung am 16. und 17. April 1821. Der Geladene ging, ohne sich grosse Hoffnungen auf seine Aufnahme gemacht zu haben, nach Bunzlau. Er hatte sich nicht getäuscht: er bestand nicht. Von 98 Präparanden wurden nur 25 angenommen, unter denen der Name Wander fehlte. Manche unter ihnen waren gegen 30 Jahre alt, da hatte es mit der Aufnahme der Jüngern ohnedies keine Eile.

Es war ein trauriger, obgleich kein hoffnungsloser Heimweg, der Weg von Bunzlau nach Fischbach, denn die Aufnahme war ja doch nur vertagt worden. Vorläufig hiess es in Fischbach bleiben! Aber es währte nicht lange, so eröffnete sich eine neue Aussicht in der Aufforderung, die Wander am Himmelfahrtstage 1821 zuging: er möge sich als Hülfslehrer in Ludwigsdorf, Kreis Schönau, melden. Er willigte ein und fand bei Cantor Rössler eine Stellung mit wöchentlichen 10 Silbergroschen, die nach einigen Wochen zufriedenstellender Dienstleistung bis auf 12 Silbergroschen wuchsen.

Trotz dieser nicht allzu beneidenswerthen Stellung gedieh Wander hier geistig und körperlich; statt seine Musse dem dort gebräuchlichen Bretspiel zu opfern, das er für den Tod alles Lebens ansah, bildete er sich in der Musik weiter aus und pflegte den Sinn für Poesie. Pastor Harter, der am 27. September 1821 die geistliche Leitung der Gemeinde übernahm, machte Wander mit Seume's Werken bekannt, die ihm nun eine Lieblingslektüre wurden und ihn zu dem Urtheil kommen liessen: "In jedem Hause ein Seume und dieser Seume in Fleisch und Blut - und das deutsche Volk feiert seine Auferstehung. Wer aus Seume nichts lernt, als die Gnade verdrängen und die Gerechtigkeit fordern, der hat genug gelernt, um sich über das Gesindel der Bedientenseelen zu erheben."

Am Christabend 1821 brachte die Post abermals ein Schreiben aus Bunzlau. Director Hoffmann forderte darin Wander auf, er möge sich tüchtig mit der Bibel und der deutschen Sprache bekannt machen. Adressat ersah daraus, er sei in Bunzlau nicht ganz vergessen worden.

eine Tischlerarbeit aussah. So musste er einst eine Bude gegenüber dem Schwarzen Adler anstreichen; er strich sie roth an.

Der Tischlerlehrling fühlte sich unglücklich; allein er wagte es nicht, sich zu beklagen, auch bei den Aeltern nicht. Da bekam er zum Glück eine Fusskrankheit, die ihn zwang, zu den Aeltern zurückzukehren. Das Fussleiden besserte sich und Wander musste, wenn auch mit Widerwillen, seine „Lehre“ in Warmbrunn fortsetzen. Als aber das Uebel wieder hervorbrach, gelang es dem Fischbacher, auf immer von dem ihm nicht im geringsten zusagenden Handwerke loszukommen, um im älterlichen Hause über die weitere Zukunft nachzudenken. Was kein Arzt vermochte, vermochte eine „Messfrau“ aus Böhmen, deren Formeln und Zeichen die Aeltern vertraut hatten: sie heilte den kranken Fuss, d. h. er heilte von selbst.

Die Mutter theilte nun endlich, was schon früher hätte geschehen können, dem Lehrer und Ortsgeistlichen den Wunsch ihres Aeltesten mit, die beide sofort bereit waren, seine Vorbildung für das Lehrerseminar zu übernehmen. Wander war 15 Jahre alt, als er sein Schulleben für den Berufszweck aufs neue begann, und nahm seinen Platz bei den andern Präparanden des Hülfslehrers. Seine pädagogische Begabung entwickelte sich hier bald so entschieden, dass sie zu seiner Aufmunterung von allen Seiten anerkannt wurde. Im allgemeinen war der neue Präparand meist sich selbst überlassen; Cantor Langner gab ihm jedoch bisweilen eine Musikstunde, Pastor Siegert unterrichtete ihn ein- oder zweimal wöchentlich in den wissenschaftlichen Gegenständen. Seine Hauptbeschäftigung in dieser Zeit war das Notenschreiben, das ihm so zur zweiten Natur wurde, dass er es von dem Begriffe einer tüchtigen Schulbildung gar nicht mehr trennen konnte.

Als in Neudorf unweit Fischbach der Lehrer erkrankt war, musste Wander, der kaum siebzehnjährige Wander, seine Stelle vertreten; er that es zur Zufriedenheit der Gemeinde, die nach neun Monaten einen andern selbständigen Lehrer erhielt. Da jedoch inzwischen auch der Lehrer in Södrich unfähig geworden war, den Unterricht zu ertheilen, musste Wander auch diese Schule in seine Thätigkeit einbeziehen, sodass er vormittags in Neudorf unterrichtete, mittags bei den Aeltern in Fischbach zu Tische ging und darauf den Weg nach Södrich machte. Später half er auch in Bärndorf und Buchwald kurze Zeit aus.

Eines Tages erhielt Wander ein Schreiben; es war die Einladung des bunzlauer Seminardirectors Hoffmann zur Prüfung am 16. und 17. April 1821. Der Geladene ging, ohne sich grosse Hoffnungen auf seine Aufnahme gemacht zu haben, nach Bunzlau. Er hatte sich nicht getäuscht: er bestand nicht. Von 98 Präparanden wurden nur 25 angenommen, unter denen der Name Wander fehlte. Manche unter ihnen waren gegen 30 Jahre alt, da hatte es mit der Aufnahme der Jüngern ohnedies keine Eile.

Es war ein trauriger, obgleich kein hoffnungsloser Heimweg, der Weg von Bunzlau nach Fischbach, denn die Aufnahme war ja doch nur vertagt worden. Vorläufig hiess es in Fischbach bleiben! Aber es währte nicht lange, so eröffnete sich eine neue Aussicht in der Aufforderung, die Wander am Himmelfahrtstage 1821 zuging: er möge sich als Hülfslehrer in Ludwigsdorf, Kreis Schönau, melden. Er willigte ein und fand bei Cantor Rössler eine Stellung mit wöchentlichen 10 Silbergroschen, die nach einigen Wochen zufriedenstellender Dienstleistung bis auf 12 Silbergroschen wuchsen.

Trotz dieser nicht allzu beneidenswerthen Stellung gedieh Wander hier geistig und körperlich; statt seine Musse dem dort gebräuchlichen Bretspiel zu opfern, das er für den Tod alles Lebens ansah, bildete er sich in der Musik weiter aus und pflegte den Sinn für Poesie. Pastor Harter, der am 27. September 1821 die geistliche Leitung der Gemeinde übernahm, machte Wander mit Seume's Werken bekannt, die ihm nun eine Lieblingslektüre wurden und ihn zu dem Urtheil kommen liessen: „In jedem Hause ein Seume und dieser Seume in Fleisch und Blut – und das deutsche Volk feiert seine Auferstehung. Wer aus Seume nichts lernt, als die Gnade verdrängen und die Gerechtigkeit fordern, der hat genug gelernt, um sich über das Gesindel der Bedientenseelen zu erheben.“

Am Christabend 1821 brachte die Post abermals ein Schreiben aus Bunzlau. Director Hoffmann forderte darin Wander auf, er möge sich tüchtig mit der Bibel und der deutschen Sprache bekannt machen. Adressat ersah daraus, er sei in Bunzlau nicht ganz vergessen worden.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/5>, abgerufen am 24.11.2024.