Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] Tagen, woll'n sie ins Gegentheil uns übertragen. Sagt bei eurer Treue, mit welchem Wort' ihr uns betrogen. Beweiset uns das eine aus dem Grunde; das alte oder neue. Uns dünkt, das eine sei gelogen. Zwei Zungen steh'n nicht wohl in Einem Munde." (Vgl. Deutsche Dichter des Mittelalters im Kampfe für den Kaiser wider den Papst. Von Dr. O. Richter, Kassel 1853.) Mhd.: Arger ist zweier zungen munt und boeser denn ein vuler hunt. (Boner.) - Zwo zungen stant unebne in einem munde. (Walther.) (Zingerle, 186.) Lat.: Bajula linguarum non fit (sit) faux una duarum. (Reuterdahl, 83.) - Quod modo callandat, id modo vitupere. (Eiselein, 661.) Schwed.: Man skal egh hana twa tunggor i een mun. (Reuterdahl, 83.) *234 A wälzt mir immer uf der Zunge rim. - Gomolcke, 248. *235 Aus seiner Zunge dem Teufel eine Peitsche machen. - Herberger, II, 570. *236 Darnach rennt einem die Zunge weg. - Frischbier, 4186. Wenn etwas sehr gut schmeckt. *237 Das ist eine Zunge, die niemals gelogen hat! Scherzhaft: wenn man jemand Zunge als Speise vorsetzt. Frz.: Voila une langue qui n'a jamais menti. (Kritzinger, 411a.) *238 De Tung geit hum as 'n Lammerstert. - Kern, 748. Sie ist in beständiger Bewegung, er ist ein Schwätzer. *239 Dem darf man die Zunge nicht lösen. Frz.: Cet homme n'a pas le filet. (Lendroy, 755.) - Cette femme a langue bien pendue. (Lendroy, 904.) *240 Dem sollte man die Zunge schaben. (Rottenburg.) Er ist sehr wählerisch. *241 Dem sollte man die Zunge zum Arsche hinausziehen. (Nürtingen.) Dem Zotenredner. *242 Der hat die Zunge im Maul. (Franken.) - Frommann, III, 358. Von einem, der stumm in der Gesellschaft dasitzt, keinen Antheil an der Unterhaltung nimmt. Der Sprechende hat die Zunge nicht blos im Munde, er bewegt sie auch und lässt sie beim Sprechen sehen. *243 Der ist die Zunge gelöset. Holl.: Hij is wel van den tongriem gesneden. (Harrebomee, II, 338.) *244 Die Zung' ist mir so trocken, als wenn die Sonne die Hundstage über drauf geschienen hätte. - Körte, 7073d. *245 Die Zunge bringt ihn um den Hals. Dän.: Vüer diu hals for diu tunge. (Prov. dan., 269.) *246 Die Zunge geht ihm auf Stelzen. - Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 174; Masson, 377; Körte, 7173c. Von Trunkenen und Stotternden. *247 Die Zunge geht ihm wie ein Mühlrad. - Scheffel, Ekkehard, II, 135. *248 Die Zunge geht mit. - Frischbier, 4186. Nämlich mit einer wohlschmeckenden oder einer Lieblingsspeise. *249 Die Zunge im Hosensack haben. - Schuppius, I, 636. *250 Die Zunge ist ihm länger als die Zähne. Er kann nichts verschweigen. Frz.: Il a la langue plus longue que les dens. (Kritzinger, 411a.) *251 Die Zunge läuft ihm ohne Gewicht. - Eiselein, 660. Lat.: Nihil valet eloquendi viribus, verum silendi habet impotentiam. (Eiselein, 660.) *252 Die Zunge spazieren laufen lassen. Lat.: Lingua, quo vadis. (Binder I, 874; II, 1669; Erasm., 351.) *253 Die Zunge um Gelt feil tragen. - Luther's Tischr., 480a. *254 Die Zunge versagt ihm den Dienst. - Eiselein, 660. Lat.: Illum corripuit stupor atque infantia linguae. *255 Du beissest dich selbst in die Zunge. (Schweiz.) - Joc., III, 38. Zu einem, der neben der Wahrheit geht. *256 Du redest mit zweyen zungen. - Tappius, 157a. Lat.: Duplices viros. (Tappius, 157a; Suringar, LXIII, 5.) *257 Eck motte mei up de Tungen beiten. (Lippe.) Um das Lachen zu unterdrücken, musste ich mich auf die Zunge beissen. [Spaltenumbruch] *258 Ein uf der Zunge vertragen. *259 Ein uf der Zunge witertragen, dann der Spitelwagen. *260 Eine böse Zunge haben. - Ps. 52, 4. Holl.: Kwade tong. (Laurillard, 86.) *261 Eine gelöste Zunge haben. Gut Mundwerk besitzen. Frz.: Avoir la langue bien pendue. (Kritzinger, 410b.) *262 Eine schwere Zunge haben. Mit der Rede anstossen. Frz.: Avoir la langue empechee. (Kritzinger, 410b.) *263 Einem an der Zunge ziehen. Etwas aus ihm herausfragen. *264 Einem die Zunge binden. - Henisch, 385, 50. Lat.: Linguam alicui adstringere mercede. (Henisch, 385, 51.) *265 Einem die Zunge lösen. "Im Guten ist er zwar maulfaul, aber im Bösen ist ihm die Zunge wohl gelöset." (Keller, 149a.) - "Sie han wul von Jugend uf su on onschläglichen Kupp gehot, und 's zingel is em goar bald gelefig gewest." (Keller, 163a.) *266 Einem die Zunge mit güldener Fessel binden. - Eiselein, 661. *267 Einem die Zunge mit güldener Nadel lösen. - Eiselein, 661. *268 Einem die Zunge zum Nacken herausreissen. - Luther's Tischr., 388a. Ihn grausam behandeln. *269 Einen mit der Zunge zu todt schlagen. - Herberger, I, 314. *270 Einen über die Zunge springen lassen. - Körte, 7173c. *271 En Tung as en Slagtswerd. (Holstein.) - Schütze, IV, 288. Von einer scharfen, spitzigen, giftigen Zunge. *272 Er hat die Zunge auf dem rechten Fleck. (Schwaben.) *273 Er hat die Zunge nicht in der Tasche. *274 Er hat ein dunne zunge. - Agricola, I, 187; Latendorf III, 129. Von jemand, der einen feinen, scharfen Geschmack hat. "Wer das fieber hat, odder sonst gebrechen des magens etc., dem wird die zunge dicke. Widderumb haben die eine dunne zungen, denen nichts brichtt, vnd können alles wol schmecken." Holl.: Hij heeft eene dunne tong. (Harrebomee, II, 338b.) *275 Er hat eine glatte Zunge. Holl.: Hij heeft eene gladde tong. ( Harrebomee, II, 338b.) *276 Er hat eine lange Zunge. Kann kein Geheimniss bewahren, ist eine Plaudertasche. Frz.: Avoir la langue longue. (Kritzinger, 411a.) *277 Er hat eine sammtene Zunge. Holl.: Hij heeft eene fluweelen tong. (Harrebomee, II, 338b.) *278 Er hat eine scharfe Zunge. In Frankreich schreibt man eine solche besonders den Bewohnern von Orleans zu, indem man sie mit dem Stachel einer Wespe vergleicht. Man hat allen Respect vor den guepins d'Orleans; man achtet sie sogar in dem sarkastischen Paris. (Vgl. Gerbel, Nationale Sprichwörter der Franzosen in Ausland 1870, Nr. 47.) Holl.: Hij heeft eene gewette (geslepene) tong. (Harrebomee, II, 338b.) *279 Er hat eine schwere Zunge. Hat zuviel getrunken. *280 Er hat ihm d' Zung g'lupft. (Rottenburg.) Zar Rede gereizt. *281 Er hat immer eine schmeckfähige Zunge. *282 Er hat mit seiner Zunge einen Knoten geschlungen, den er mit seinen Zähnen nicht auflösen kann. Ist unvorsichtig eine Ehe eingegangen. Engl.: He hath tied a knot with his tongue that he cannot untie with all his teeth. (Bohn II, 167.) *283 Er hat mit seiner Zungen Land und Leute bezwungen. Spott auf einen Zungenhelden. *284 Er hat sich in die (eigene) Zunge gebissen. - Binder III, 4216. Hat sich mit grosser Anstrengung Schweigen auferlegt. Man hat die Redensart auch auf Verleumder angewandt, die erkrankt oder gestorben sind, gleichsam als hätten sie, die so oft andern mit ihren verleumderischen, giftigen Reden geschadet, sich selbst das Gift [Spaltenumbruch] Tagen, woll'n sie ins Gegentheil uns übertragen. Sagt bei eurer Treue, mit welchem Wort' ihr uns betrogen. Beweiset uns das eine aus dem Grunde; das alte oder neue. Uns dünkt, das eine sei gelogen. Zwei Zungen steh'n nicht wohl in Einem Munde.“ (Vgl. Deutsche Dichter des Mittelalters im Kampfe für den Kaiser wider den Papst. Von Dr. O. Richter, Kassel 1853.) Mhd.: Arger ist zweier zungen munt und boeser denn ein vuler hunt. (Boner.) – Zwo zungen stant unebne in einem munde. (Walther.) (Zingerle, 186.) Lat.: Bajula linguarum non fit (sit) faux una duarum. (Reuterdahl, 83.) – Quod modo callandat, id modo vitupere. (Eiselein, 661.) Schwed.: Man skal egh hana twa tunggor i een mun. 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Tagen, woll'n sie ins Gegentheil uns übertragen. Sagt bei eurer Treue, mit welchem Wort' ihr uns betrogen. Beweiset uns das eine aus dem Grunde; das alte oder neue. Uns dünkt, das eine sei gelogen. Zwei Zungen steh'n nicht wohl in Einem Munde.“ (Vgl. Deutsche Dichter des Mittelalters im Kampfe für den Kaiser wider den Papst. Von Dr. O. Richter, Kassel 1853.)
Mhd.: Arger ist zweier zungen munt und boeser denn ein vuler hunt. (Boner.) – Zwo zungen stant unebne in einem munde. (Walther.) (Zingerle, 186.)
Lat.: Bajula linguarum non fit (sit) faux una duarum. (Reuterdahl, 83.) – Quod modo callandat, id modo vitupere. (Eiselein, 661.)
Schwed.: Man skal egh hana twa tunggor i een mun. (Reuterdahl, 83.)
*234 A wälzt mir immer uf der Zunge rim. – Gomolcke, 248.
*235 Aus seiner Zunge dem Teufel eine Peitsche machen. – Herberger, II, 570.
*236 Darnach rennt einem die Zunge weg. – Frischbier, 4186.
Wenn etwas sehr gut schmeckt.
*237 Das ist eine Zunge, die niemals gelogen hat!
Scherzhaft: wenn man jemand Zunge als Speise vorsetzt.
Frz.: Voilà une langue qui n'a jamais menti. (Kritzinger, 411a.)
*238 De Tung geit hum as 'n Lammerstert. – Kern, 748.
Sie ist in beständiger Bewegung, er ist ein Schwätzer.
*239 Dem darf man die Zunge nicht lösen.
Frz.: Cet homme n'a pas le filet. (Lendroy, 755.) – Cette femme a langue bien pendue. (Lendroy, 904.)
*240 Dem sollte man die Zunge schaben. (Rottenburg.)
Er ist sehr wählerisch.
*241 Dem sollte man die Zunge zum Arsche hinausziehen. (Nürtingen.)
Dem Zotenredner.
*242 Der hat die Zunge im Maul. (Franken.) – Frommann, III, 358.
Von einem, der stumm in der Gesellschaft dasitzt, keinen Antheil an der Unterhaltung nimmt. Der Sprechende hat die Zunge nicht blos im Munde, er bewegt sie auch und lässt sie beim Sprechen sehen.
*243 Der ist die Zunge gelöset.
Holl.: Hij is wel van den tongriem gesneden. (Harrebomée, II, 338.)
*244 Die Zung' ist mir so trocken, als wenn die Sonne die Hundstage über drauf geschienen hätte. – Körte, 7073d.
*245 Die Zunge bringt ihn um den Hals.
Dän.: Vüer diu hals for diu tunge. (Prov. dan., 269.)
*246 Die Zunge geht ihm auf Stelzen. – Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 174; Masson, 377; Körte, 7173c.
Von Trunkenen und Stotternden.
*247 Die Zunge geht ihm wie ein Mühlrad. – Scheffel, Ekkehard, II, 135.
*248 Die Zunge geht mit. – Frischbier, 4186.
Nämlich mit einer wohlschmeckenden oder einer Lieblingsspeise.
*249 Die Zunge im Hosensack haben. – Schuppius, I, 636.
*250 Die Zunge ist ihm länger als die Zähne.
Er kann nichts verschweigen.
Frz.: Il a la langue plus longue que les dens. (Kritzinger, 411a.)
*251 Die Zunge läuft ihm ohne Gewicht. – Eiselein, 660.
Lat.: Nihil valet eloquendi viribus, verum silendi habet impotentiam. (Eiselein, 660.)
*252 Die Zunge spazieren laufen lassen.
Lat.: Lingua, quo vadis. (Binder I, 874; II, 1669; Erasm., 351.)
*253 Die Zunge um Gelt feil tragen. – Luther's Tischr., 480a.
*254 Die Zunge versagt ihm den Dienst. – Eiselein, 660.
Lat.: Illum corripuit stupor atque infantia linguae.
*255 Du beissest dich selbst in die Zunge. (Schweiz.) – Joc., III, 38.
Zu einem, der neben der Wahrheit geht.
*256 Du redest mit zweyen zungen. – Tappius, 157a.
Lat.: Duplices viros. (Tappius, 157a; Suringar, LXIII, 5.)
*257 Eck motte mî up de Tungen bîten. (Lippe.)
Um das Lachen zu unterdrücken, musste ich mich auf die Zunge beissen.
*258 Ein uf der Zunge vertragen.
*259 Ein uf der Zunge witertragen, dann der Spitelwagen.
*260 Eine böse Zunge haben. – Ps. 52, 4.
Holl.: Kwade tong. (Laurillard, 86.)
*261 Eine gelöste Zunge haben.
Gut Mundwerk besitzen.
Frz.: Avoir la langue bien pendue. (Kritzinger, 410b.)
*262 Eine schwere Zunge haben.
Mit der Rede anstossen.
Frz.: Avoir la langue empêchée. (Kritzinger, 410b.)
*263 Einem an der Zunge ziehen.
Etwas aus ihm herausfragen.
*264 Einem die Zunge binden. – Henisch, 385, 50.
Lat.: Linguam alicui adstringere mercede. (Henisch, 385, 51.)
*265 Einem die Zunge lösen.
„Im Guten ist er zwar maulfaul, aber im Bösen ist ihm die Zunge wohl gelöset.“ (Keller, 149a.) – „Sie han wul von Jugend uf su on onschläglichen Kupp gehot, und 's zingel is em goar bald gelefig gewest.“ (Keller, 163a.)
*266 Einem die Zunge mit güldener Fessel binden. – Eiselein, 661.
*267 Einem die Zunge mit güldener Nadel lösen. – Eiselein, 661.
*268 Einem die Zunge zum Nacken herausreissen. – Luther's Tischr., 388a.
Ihn grausam behandeln.
*269 Einen mit der Zunge zu todt schlagen. – Herberger, I, 314.
*270 Einen über die Zunge springen lassen. – Körte, 7173c.
*271 En Tung as en Slagtswêrd. (Holstein.) – Schütze, IV, 288.
Von einer scharfen, spitzigen, giftigen Zunge.
*272 Er hat die Zunge auf dem rechten Fleck. (Schwaben.)
*273 Er hat die Zunge nicht in der Tasche.
*274 Er hat ein dunne zunge. – Agricola, I, 187; Latendorf III, 129.
Von jemand, der einen feinen, scharfen Geschmack hat. „Wer das fieber hat, odder sonst gebrechen des magens etc., dem wird die zunge dicke. Widderumb haben die eine dunne zungen, denen nichts brichtt, vnd können alles wol schmecken.“
Holl.: Hij heeft eene dunne tong. (Harrebomée, II, 338b.)
*275 Er hat eine glatte Zunge.
Holl.: Hij heeft eene gladde tong. ( Harrebomée, II, 338b.)
*276 Er hat eine lange Zunge.
Kann kein Geheimniss bewahren, ist eine Plaudertasche.
Frz.: Avoir la langue longue. (Kritzinger, 411a.)
*277 Er hat eine sammtene Zunge.
Holl.: Hij heeft eene fluweelen tong. (Harrebomée, II, 338b.)
*278 Er hat eine scharfe Zunge.
In Frankreich schreibt man eine solche besonders den Bewohnern von Orleans zu, indem man sie mit dem Stachel einer Wespe vergleicht. Man hat allen Respect vor den guépins d'Orléans; man achtet sie sogar in dem sarkastischen Paris. (Vgl. Gerbel, Nationale Sprichwörter der Franzosen in Ausland 1870, Nr. 47.)
Holl.: Hij heeft eene gewette (geslepene) tong. (Harrebomée, II, 338b.)
*279 Er hat eine schwere Zunge.
Hat zuviel getrunken.
*280 Er hat ihm d' Zung g'lupft. (Rottenburg.)
Zar Rede gereizt.
*281 Er hat immer eine schmeckfähige Zunge.
*282 Er hat mit seiner Zunge einen Knoten geschlungen, den er mit seinen Zähnen nicht auflösen kann.
Ist unvorsichtig eine Ehe eingegangen.
Engl.: He hath tied a knot with his tongue that he cannot untie with all his teeth. (Bohn II, 167.)
*283 Er hat mit seiner Zungen Land und Leute bezwungen.
Spott auf einen Zungenhelden.
*284 Er hat sich in die (eigene) Zunge gebissen. – Binder III, 4216.
Hat sich mit grosser Anstrengung Schweigen auferlegt. Man hat die Redensart auch auf Verleumder angewandt, die erkrankt oder gestorben sind, gleichsam als hätten sie, die so oft andern mit ihren verleumderischen, giftigen Reden geschadet, sich selbst das Gift
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