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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] Wer seine Zunge hütet, der hütet seinen Kopf. (Cahier, 2652.)

Mhd.: Diu zunge uns grozen schaden birt. (Colm.) (Zingerle, 185.)

Span.: Lo que dice la lengua, paga la gorja. (Cahier, 3189.)

46 Die Zunge geht gern, wo die Zähne schmerzen.

Jeder spricht gern von seinen eigenen Leiden.

Holl.: De tong gaat waar de tand zeer doet. (Harrebomee, II, 337b.)

It.: La lingua batte, dove il dente duole. - Ogni salmo in gloria torna (finisce). (Biber.)

47 Die Zunge hat aine mawre vnd gräben vor sich. - Agricola, II, 60.

48 Die Zunge hat mehr Menschen getödtet, als der Säbel. (Braunschweig.)

49 Die Zunge hat kein Bein, schlägt aber manchem den Rücken ein. - Lohrengel, I, 179; Simrock, 12192; für Waldeck: Curtze, 347, 412.

"Die zung hat gantz vnd gar kein bein vnd zerreisst doch eisen vnd stein." (Waldis, II, 11; Petri, II, 153.) Die Rumänen: Die Zunge macht süss, die Zunge macht bitter; die Zunge hat keine Knochen, aber sie zerbricht Knochen. (Neue Freie Presse, 4576.)

Mhd.: Die zunge diu enhat kein bein und brichet doch bein und stein. (Freidank.) - Die zunge die sticht, die zunge die bricht beide stal vnd daz ysen. (Muskatblut.) (Zingerle, 184.)

Mnd.: Quade tonghen breken wel een been, en si enghenesen gheen. (Antwerpener Liederbuch, 202, 6, 5.)

Böhm.: Jazyk bez kosti, a tudy kam chec obraci. (Celakovsky, 75.)

Dän.: Tungen er ei been, dog bryder hun stundan been. (Prov. dan., 557.)

Engl.: The tongue's not steel, yet it cuts.

Frz.: La langue n'a point d'os et pourtant elle fait rompre le dos. (Kritzinger, 410b.)

It.: La lingua non ha osso e taglia, e trincia minuto e grosso, e fa romper il dosso. (Pazzaglia, 199, 9; Giani, 911.)

Lat.: Domat homo leonem, domat taurum et ursum ac aprum, nec tamen domat linguam suam. (Chaos, 480.) - Lingua fuit damno. (Ovid.) (Binder I, 874; II, 1666.) - Lingua quo vadis? (Seybold, 279.) - Osse (ossa) caret glossa quandoque tamen terit ossa. (Reuterdahl, 680.)

Poln.: Jezyk nie ma kosci, jak sie skrzywi tak sie sprosci, ale czyni wiele zlosci. (Lompa, 14.)

Schwed.: Thunga aer eg been thv at hon bither vm been. (Reuterdahl, 680.)

50 Die Zunge hat keine Knochen, aber sie hat schon manchen zerbrochen. - Schlechta, 232.

Die Russen: Die Zunge ist ohne Knochen, sie bewegt sich, wie sie will. (Kiesewetter, 44.) Ein morgenländisches Sprichwort sagt in ähnlicher Weise: Die Zunge ist eine Schlange ohne Knochen, aber sie zerbricht Knochen.

51 Die Zunge hinter den Zähnen zu halten, ist eine Tugend über alle Tugenden. - Schles. Provinzial-Blätter, 1862, 569.

52 Die Zunge ist der Büttel (oder Verräther) des Herzens.

Die Finnen: Das ist auf der Zunge, was im Sinne ist; das ist im Munde, was im Herzen ist. (Bertram, 65.)

53 Deie Zunge ist der Dienstleute schlimmstes Glied.

Lat.: Lingua mali pars pessima servi. (Juvenal.) (Philippi, I, 226.)

54 Die Zunge ist der falscheste Zeuge des Herzens. - Eiselein, 660; Simrock, 12182.

55 Die Zunge ist der Sabel im Schnabel. - Binder III, 4212.

56 Die Zunge ist der Wiederschall (Dolmetscher) der Seelen. - Winckler, VIII, 99.

57 Die Zunge ist des Leibes Henker und Arzt.

Schwed.: Tungan är bäde ond och god. (Grubb, 824.)

58 Die Zunge ist des Nackens Feindin. - Burckhardt, 119.

59 Die Zunge ist die Arbeiterin des Herzens.

60 Die Zunge ist ein klein Glied und kann grosse Dinge thun.

Holl.: Al is de tong een klein lid, zij kan ongemeene dinge uitrigten. (Harrebomee, II, 337b.)

61 Die Zunge ist eine Abbildung des Gemüths. - Chaos, 482; Winckler, IX, 74.

62 Die Zunge ist eine Dolmetscherin des Verstandes und ein Spiegel der Gedanken. - Wirth, II, 518.

[Spaltenumbruch] 63 Die Zunge ist eine gute (schlimme, gefährliche u. s. w.) Waffe.

Der eine verwundet sich damit, der andere sich und dich.

Böhm.: Jazyk nespatny vojak. - Mnohy jazykem se vysekal, a mnohy posekal. (Celakovsky, 81.)

Poln.: Jezyk bron nieposlednia. (Celakovsky, 81.)

64 Die Zunge ist glatt.

Kroat.: Na jezika ni zulja. (Celakovsky, 74.)

65 Die Zunge ist nicht gesund, wenn das Herz fiebert.

Holl.: De tong is niet gezond, als het hart de koorts heeft. (Harrebomee, II, 337b.)

66 Die Zunge ist nicht immer das Echo des Herzens. - Altmann VI, 467.

67 Die Zunge ist nicht von Sohlleder.

Sie liebt und prüft das Leckere.

68 Die Zunge ist schneller, als der Kopf.

Die Chinesen: Eine Zunge ist schneller als zwei Füsse. (Cibot, 159.)

69 Die Zunge ist süss, aber die Gutthat weit. - Burckhardt, 214.

Von einem Heuchler.

70 Die Zunge ist tödtlicher als das Schwert. - Neue illustrirte Zeitung, V, 25.

71 Die Zunge kann nicht wiederbeissen, wie oft sie auch die Zähne beissen.

72 Die Zunge kann wol lügen, aber die Schrift nicht trügen.

73 Die Zunge langt von der Erde bis in den Himmel, wenn sie den Todten die Ehre abschneidet. - Chaos, 155.

74 Die Zunge lässt sich nicht meistern. - Simrock, 12189d.

Holl.: Er zijn banden voor alles, behalve voor de tong. (Harrebomee, II, 338a.)

75 Die Zunge läuft am meisten, wenn Händ' und Füsse gebunden sind.

76 Die Zunge läuft, wohin der Zahn will. - Winckler, VI, 78.

77 Die Zunge liegt insgemein, wo der Zahn wehe thut. - Winckler, V, 14.

78 Die Zunge macht schlimmere Ritze, als eines Schwertes Spitze.

79 Die Zunge schmäht die Lebenden, die Schrift die Todten.

Dän.: Tungen skaender de levende, skrivten de döde. (Prov. dan., 557.)

80 Die Zunge soll (will) dem Kopfe (nicht) parieren.

Böhm.: Jazyk hlave nepreje (nepritel). (Celakovsky, 72.)

81 Die Zunge soll nicht klüger sein, als der Kopf. - Simrock, 12189c.

Lat.: Eruditos oportet nos prius fieri animis, quam linguis. (Seybold, 148.)

82 Die Zunge soll nicht reden, ohne Urlaub vom Kopf (Herzen) zu haben. - Chaos, 482; Winckler, VI, 42.

Böhm.: Zle jest, kdyz jazyk pred rozumem ubiha. - Zle, kdyz jazyk repeti, a hlava neposloucha. (Celakovsky, 71.)

Dän.: Tungen skal ei tale för hun har lov dertil af forstanden. (Prov. dan., 544.)

Frz.: La langue peut bien mentir, mais l'ecriture ne peut faillir. (Kritzinger, 411a.)

Lat.: Hunc locum indictum noverit esse sibi. - Quisquis amat dictis absentis rodere famam. (Chaos, 482.)

83 Die Zunge soll nicht schneller sein, als der Gedanke.

Das Wort soll den Gedanken nicht vorspringen.

Lat.: Ne lingua mente celerior. (Sailer, Sprüche, 138, 135.)

84 Die Zunge soll schweigen, wenn der Kopf warm ist.

Frz.: Il ne faut pas permettre a la langue de devancer l'esprit. (Kritzinger, 411a.)

It.: Tempera la lingua quando sei turbato. (Cahier, 2965.)

85 Die Zunge stösst gern an den kranken Zahn.

It.: La lingua corre ove il dente duole. (Cahier, 2964.)

86 Die Zunge verdirbt viel Freundschaft.

Schwed.: Tungan färdärivar mycken gunst. (Grubb, 825.)

87 Die Zunge vereinigt die Völker. - Bertram, 59.

88 Die Zunge verräth das Herz.

"Wie denn ein Sprichwort sagt im schertz, die Zunge die verrhat das Hertz, vnd was leit in dess Hertzen

[Spaltenumbruch] Wer seine Zunge hütet, der hütet seinen Kopf. (Cahier, 2652.)

Mhd.: Diu zunge uns grôzen schaden birt. (Colm.) (Zingerle, 185.)

Span.: Lo que dice la lengua, paga la gorja. (Cahier, 3189.)

46 Die Zunge geht gern, wo die Zähne schmerzen.

Jeder spricht gern von seinen eigenen Leiden.

Holl.: De tong gaat waar de tand zeer doet. (Harrebomée, II, 337b.)

It.: La lingua batte, dove il dente duole. – Ogni salmo in gloria torna (finisce). (Biber.)

47 Die Zunge hat aine mawre vnd gräben vor sich.Agricola, II, 60.

48 Die Zunge hat mehr Menschen getödtet, als der Säbel. (Braunschweig.)

49 Die Zunge hat kein Bein, schlägt aber manchem den Rücken ein.Lohrengel, I, 179; Simrock, 12192; für Waldeck: Curtze, 347, 412.

„Die zung hat gantz vnd gar kein bein vnd zerreisst doch eisen vnd stein.“ (Waldis, II, 11; Petri, II, 153.) Die Rumänen: Die Zunge macht süss, die Zunge macht bitter; die Zunge hat keine Knochen, aber sie zerbricht Knochen. (Neue Freie Presse, 4576.)

Mhd.: Die zunge diu enhât kein bein und brichet doch bein und stein. (Freidank.) – Die zunge die sticht, die zunge die bricht beide stal vnd daz ysen. (Muskatblut.) (Zingerle, 184.)

Mnd.: Quade tonghen breken wel een been, en si enghenesen gheen. (Antwerpener Liederbuch, 202, 6, 5.)

Böhm.: Jazyk bez kosti, a tudy kam chec obraci. (Čelakovsky, 75.)

Dän.: Tungen er ei been, dog bryder hun stundan been. (Prov. dan., 557.)

Engl.: The tongue's not steel, yet it cuts.

Frz.: La langue n'a point d'os et pourtant elle fait rompre le dos. (Kritzinger, 410b.)

It.: La lingua non ha osso e taglia, e trincia minuto e grosso, e fa romper il dosso. (Pazzaglia, 199, 9; Giani, 911.)

Lat.: Domat homo leonem, domat taurum et ursum ac aprum, nec tamen domat linguam suam. (Chaos, 480.) – Lingua fuit damno. (Ovid.) (Binder I, 874; II, 1666.) – Lingua quo vadis? (Seybold, 279.) – Osse (ossa) caret glossa quandoque tamen terit ossa. (Reuterdahl, 680.)

Poln.: Język nie ma kości, jak się skrzywi tak się sprosci, ale czyni wiele złosci. (Lompa, 14.)

Schwed.: Thunga aer eg been thv at hon bither vm been. (Reuterdahl, 680.)

50 Die Zunge hat keine Knochen, aber sie hat schon manchen zerbrochen.Schlechta, 232.

Die Russen: Die Zunge ist ohne Knochen, sie bewegt sich, wie sie will. (Kiesewetter, 44.) Ein morgenländisches Sprichwort sagt in ähnlicher Weise: Die Zunge ist eine Schlange ohne Knochen, aber sie zerbricht Knochen.

51 Die Zunge hinter den Zähnen zu halten, ist eine Tugend über alle Tugenden.Schles. Provinzial-Blätter, 1862, 569.

52 Die Zunge ist der Büttel (oder Verräther) des Herzens.

Die Finnen: Das ist auf der Zunge, was im Sinne ist; das ist im Munde, was im Herzen ist. (Bertram, 65.)

53 Dîe Zunge ist der Dienstleute schlimmstes Glied.

Lat.: Lingua mali pars pessima servi. (Juvenal.) (Philippi, I, 226.)

54 Die Zunge ist der falscheste Zeuge des Herzens.Eiselein, 660; Simrock, 12182.

55 Die Zunge ist der Sabel im Schnabel.Binder III, 4212.

56 Die Zunge ist der Wiederschall (Dolmetscher) der Seelen.Winckler, VIII, 99.

57 Die Zunge ist des Leibes Henker und Arzt.

Schwed.: Tungan är bäde ond och god. (Grubb, 824.)

58 Die Zunge ist des Nackens Feindin.Burckhardt, 119.

59 Die Zunge ist die Arbeiterin des Herzens.

60 Die Zunge ist ein klein Glied und kann grosse Dinge thun.

Holl.: Al is de tong een klein lid, zij kan ongemeene dinge uitrigten. (Harrebomée, II, 337b.)

61 Die Zunge ist eine Abbildung des Gemüths.Chaos, 482; Winckler, IX, 74.

62 Die Zunge ist eine Dolmetscherin des Verstandes und ein Spiegel der Gedanken.Wirth, II, 518.

[Spaltenumbruch] 63 Die Zunge ist eine gute (schlimme, gefährliche u. s. w.) Waffe.

Der eine verwundet sich damit, der andere sich und dich.

Böhm.: Jazyk nešpatný voják. – Mnohý jazykem se vysekal, a mnohý posekal. (Čelakovsky, 81.)

Poln.: Język broń nieposlednia. (Čelakovsky, 81.)

64 Die Zunge ist glatt.

Kroat.: Na jezika ni žulja. (Čelakovsky, 74.)

65 Die Zunge ist nicht gesund, wenn das Herz fiebert.

Holl.: De tong is niet gezond, als het hart de koorts heeft. (Harrebomée, II, 337b.)

66 Die Zunge ist nicht immer das Echo des Herzens.Altmann VI, 467.

67 Die Zunge ist nicht von Sohlleder.

Sie liebt und prüft das Leckere.

68 Die Zunge ist schneller, als der Kopf.

Die Chinesen: Eine Zunge ist schneller als zwei Füsse. (Cibot, 159.)

69 Die Zunge ist süss, aber die Gutthat weit.Burckhardt, 214.

Von einem Heuchler.

70 Die Zunge ist tödtlicher als das Schwert.Neue illustrirte Zeitung, V, 25.

71 Die Zunge kann nicht wiederbeissen, wie oft sie auch die Zähne beissen.

72 Die Zunge kann wol lügen, aber die Schrift nicht trügen.

73 Die Zunge langt von der Erde bis in den Himmel, wenn sie den Todten die Ehre abschneidet.Chaos, 155.

74 Die Zunge lässt sich nicht meistern.Simrock, 12189d.

Holl.: Er zijn banden voor alles, behalve voor de tong. (Harrebomée, II, 338a.)

75 Die Zunge läuft am meisten, wenn Händ' und Füsse gebunden sind.

76 Die Zunge läuft, wohin der Zahn will.Winckler, VI, 78.

77 Die Zunge liegt insgemein, wo der Zahn wehe thut.Winckler, V, 14.

78 Die Zunge macht schlimmere Ritze, als eines Schwertes Spitze.

79 Die Zunge schmäht die Lebenden, die Schrift die Todten.

Dän.: Tungen skaender de levende, skrivten de döde. (Prov. dan., 557.)

80 Die Zunge soll (will) dem Kopfe (nicht) parieren.

Böhm.: Jazyk hlavĕ nepřeje (nepřítel). (Čelakovsky, 72.)

81 Die Zunge soll nicht klüger sein, als der Kopf.Simrock, 12189c.

Lat.: Eruditos oportet nos prius fieri animis, quam linguis. (Seybold, 148.)

82 Die Zunge soll nicht reden, ohne Urlaub vom Kopf (Herzen) zu haben.Chaos, 482; Winckler, VI, 42.

Böhm.: Zle jest, když jazyk před rozumem ubíhá. – Zle, když jazyk repetí, a hlava neposlouchá. (Čelakovsky, 71.)

Dän.: Tungen skal ei tale för hun har lov dertil af forstanden. (Prov. dan., 544.)

Frz.: La langue peut bien mentir, mais l'écriture ne peut faillir. (Kritzinger, 411a.)

Lat.: Hunc locum indictum noverit esse sibi. – Quisquis amat dictis absentis rodere famam. (Chaos, 482.)

83 Die Zunge soll nicht schneller sein, als der Gedanke.

Das Wort soll den Gedanken nicht vorspringen.

Lat.: Ne lingua mente celerior. (Sailer, Sprüche, 138, 135.)

84 Die Zunge soll schweigen, wenn der Kopf warm ist.

Frz.: Il ne faut pas permettre à la langue de devancer l'esprit. (Kritzinger, 411a.)

It.: Tempera la lingua quando sei turbato. (Cahier, 2965.)

85 Die Zunge stösst gern an den kranken Zahn.

It.: La lingua corre ove il dente duole. (Cahier, 2964.)

86 Die Zunge verdirbt viel Freundschaft.

Schwed.: Tungan färdärívar mycken gunst. (Grubb, 825.)

87 Die Zunge vereinigt die Völker.Bertram, 59.

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[[317]/0329] Wer seine Zunge hütet, der hütet seinen Kopf. (Cahier, 2652.) Mhd.: Diu zunge uns grôzen schaden birt. (Colm.) (Zingerle, 185.) Span.: Lo que dice la lengua, paga la gorja. (Cahier, 3189.) 46 Die Zunge geht gern, wo die Zähne schmerzen. Jeder spricht gern von seinen eigenen Leiden. Holl.: De tong gaat waar de tand zeer doet. (Harrebomée, II, 337b.) It.: La lingua batte, dove il dente duole. – Ogni salmo in gloria torna (finisce). (Biber.) 47 Die Zunge hat aine mawre vnd gräben vor sich. – Agricola, II, 60. 48 Die Zunge hat mehr Menschen getödtet, als der Säbel. (Braunschweig.) 49 Die Zunge hat kein Bein, schlägt aber manchem den Rücken ein. – Lohrengel, I, 179; Simrock, 12192; für Waldeck: Curtze, 347, 412. „Die zung hat gantz vnd gar kein bein vnd zerreisst doch eisen vnd stein.“ (Waldis, II, 11; Petri, II, 153.) Die Rumänen: Die Zunge macht süss, die Zunge macht bitter; die Zunge hat keine Knochen, aber sie zerbricht Knochen. (Neue Freie Presse, 4576.) Mhd.: Die zunge diu enhât kein bein und brichet doch bein und stein. (Freidank.) – Die zunge die sticht, die zunge die bricht beide stal vnd daz ysen. (Muskatblut.) (Zingerle, 184.) Mnd.: Quade tonghen breken wel een been, en si enghenesen gheen. (Antwerpener Liederbuch, 202, 6, 5.) Böhm.: Jazyk bez kosti, a tudy kam chec obraci. (Čelakovsky, 75.) Dän.: Tungen er ei been, dog bryder hun stundan been. (Prov. dan., 557.) Engl.: The tongue's not steel, yet it cuts. Frz.: La langue n'a point d'os et pourtant elle fait rompre le dos. (Kritzinger, 410b.) It.: La lingua non ha osso e taglia, e trincia minuto e grosso, e fa romper il dosso. (Pazzaglia, 199, 9; Giani, 911.) Lat.: Domat homo leonem, domat taurum et ursum ac aprum, nec tamen domat linguam suam. (Chaos, 480.) – Lingua fuit damno. (Ovid.) (Binder I, 874; II, 1666.) – Lingua quo vadis? (Seybold, 279.) – Osse (ossa) caret glossa quandoque tamen terit ossa. (Reuterdahl, 680.) Poln.: Język nie ma kości, jak się skrzywi tak się sprosci, ale czyni wiele złosci. (Lompa, 14.) Schwed.: Thunga aer eg been thv at hon bither vm been. (Reuterdahl, 680.) 50 Die Zunge hat keine Knochen, aber sie hat schon manchen zerbrochen. – Schlechta, 232. Die Russen: Die Zunge ist ohne Knochen, sie bewegt sich, wie sie will. (Kiesewetter, 44.) Ein morgenländisches Sprichwort sagt in ähnlicher Weise: Die Zunge ist eine Schlange ohne Knochen, aber sie zerbricht Knochen. 51 Die Zunge hinter den Zähnen zu halten, ist eine Tugend über alle Tugenden. – Schles. Provinzial-Blätter, 1862, 569. 52 Die Zunge ist der Büttel (oder Verräther) des Herzens. Die Finnen: Das ist auf der Zunge, was im Sinne ist; das ist im Munde, was im Herzen ist. (Bertram, 65.) 53 Dîe Zunge ist der Dienstleute schlimmstes Glied. Lat.: Lingua mali pars pessima servi. (Juvenal.) (Philippi, I, 226.) 54 Die Zunge ist der falscheste Zeuge des Herzens. – Eiselein, 660; Simrock, 12182. 55 Die Zunge ist der Sabel im Schnabel. – Binder III, 4212. 56 Die Zunge ist der Wiederschall (Dolmetscher) der Seelen. – Winckler, VIII, 99. 57 Die Zunge ist des Leibes Henker und Arzt. Schwed.: Tungan är bäde ond och god. (Grubb, 824.) 58 Die Zunge ist des Nackens Feindin. – Burckhardt, 119. 59 Die Zunge ist die Arbeiterin des Herzens. 60 Die Zunge ist ein klein Glied und kann grosse Dinge thun. Holl.: Al is de tong een klein lid, zij kan ongemeene dinge uitrigten. (Harrebomée, II, 337b.) 61 Die Zunge ist eine Abbildung des Gemüths. – Chaos, 482; Winckler, IX, 74. 62 Die Zunge ist eine Dolmetscherin des Verstandes und ein Spiegel der Gedanken. – Wirth, II, 518. 63 Die Zunge ist eine gute (schlimme, gefährliche u. s. w.) Waffe. Der eine verwundet sich damit, der andere sich und dich. Böhm.: Jazyk nešpatný voják. – Mnohý jazykem se vysekal, a mnohý posekal. (Čelakovsky, 81.) Poln.: Język broń nieposlednia. (Čelakovsky, 81.) 64 Die Zunge ist glatt. Kroat.: Na jezika ni žulja. (Čelakovsky, 74.) 65 Die Zunge ist nicht gesund, wenn das Herz fiebert. Holl.: De tong is niet gezond, als het hart de koorts heeft. (Harrebomée, II, 337b.) 66 Die Zunge ist nicht immer das Echo des Herzens. – Altmann VI, 467. 67 Die Zunge ist nicht von Sohlleder. Sie liebt und prüft das Leckere. 68 Die Zunge ist schneller, als der Kopf. Die Chinesen: Eine Zunge ist schneller als zwei Füsse. (Cibot, 159.) 69 Die Zunge ist süss, aber die Gutthat weit. – Burckhardt, 214. Von einem Heuchler. 70 Die Zunge ist tödtlicher als das Schwert. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25. 71 Die Zunge kann nicht wiederbeissen, wie oft sie auch die Zähne beissen. 72 Die Zunge kann wol lügen, aber die Schrift nicht trügen. 73 Die Zunge langt von der Erde bis in den Himmel, wenn sie den Todten die Ehre abschneidet. – Chaos, 155. 74 Die Zunge lässt sich nicht meistern. – Simrock, 12189d. Holl.: Er zijn banden voor alles, behalve voor de tong. (Harrebomée, II, 338a.) 75 Die Zunge läuft am meisten, wenn Händ' und Füsse gebunden sind. 76 Die Zunge läuft, wohin der Zahn will. – Winckler, VI, 78. 77 Die Zunge liegt insgemein, wo der Zahn wehe thut. – Winckler, V, 14. 78 Die Zunge macht schlimmere Ritze, als eines Schwertes Spitze. 79 Die Zunge schmäht die Lebenden, die Schrift die Todten. Dän.: Tungen skaender de levende, skrivten de döde. (Prov. dan., 557.) 80 Die Zunge soll (will) dem Kopfe (nicht) parieren. Böhm.: Jazyk hlavĕ nepřeje (nepřítel). (Čelakovsky, 72.) 81 Die Zunge soll nicht klüger sein, als der Kopf. – Simrock, 12189c. Lat.: Eruditos oportet nos prius fieri animis, quam linguis. (Seybold, 148.) 82 Die Zunge soll nicht reden, ohne Urlaub vom Kopf (Herzen) zu haben. – Chaos, 482; Winckler, VI, 42. Böhm.: Zle jest, když jazyk před rozumem ubíhá. – Zle, když jazyk repetí, a hlava neposlouchá. (Čelakovsky, 71.) Dän.: Tungen skal ei tale för hun har lov dertil af forstanden. (Prov. dan., 544.) Frz.: La langue peut bien mentir, mais l'écriture ne peut faillir. (Kritzinger, 411a.) Lat.: Hunc locum indictum noverit esse sibi. – Quisquis amat dictis absentis rodere famam. (Chaos, 482.) 83 Die Zunge soll nicht schneller sein, als der Gedanke. Das Wort soll den Gedanken nicht vorspringen. Lat.: Ne lingua mente celerior. (Sailer, Sprüche, 138, 135.) 84 Die Zunge soll schweigen, wenn der Kopf warm ist. Frz.: Il ne faut pas permettre à la langue de devancer l'esprit. (Kritzinger, 411a.) It.: Tempera la lingua quando sei turbato. (Cahier, 2965.) 85 Die Zunge stösst gern an den kranken Zahn. It.: La lingua corre ove il dente duole. (Cahier, 2964.) 86 Die Zunge verdirbt viel Freundschaft. Schwed.: Tungan färdärívar mycken gunst. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [317]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/329>, abgerufen am 23.11.2024.