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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 4 Der zornig geht auff weie ein teig. - Lehmann, 924, 20.

"Der Franzose hat die Redensart: Je ferai une chanson, weil früher das Volk dem Hof und dem Adel gegenüber kein Mittel hatte, seinen Zorn anders geltend zu machen, als in Spottliedern, die eine Zeit lang die Stelle der Opposition und Presse vertraten." (Venedey, 143.)

5 Der zornig hat sein Sinne biss auf fünff. - Lehmann, 925, 27; Simrock, 12146; Sailer, 105.

Der Osmane: Der Zornige ist schlimmer als der Rasende. (Schlechta, 285.)

Mhd.: Des mannes wilze ein ende hat, swenne in grozer zorn bestat. (Freidank.) (Zingerle, 182.)

6 Der Zornig hört nicht auf vernünftig Wort.

Port.: Homen apoixonado, nao admitte conselho. (Bohn I, 279.)

7 Der zornig ist nit bey jm selbs. - Franck, I, 69a.

Lat.: Homo extra, corpus suum est iratus. (Franck, I, 69a; Philippi, I, 180.)

8 Der zornig lest sich leicht aussm Sattel heben. - Lehmann, 924, 20.

Mhd.: Der zornig kan sich torheit nit weren. (Fastnachtsspiel, 527, 24.)

9 Der Zornig weiss nit, was er redt. - Lehmann, 926, 51.

10 Der Zornige gewinnt nichts, als seinen Zorn.

Jüd.-deutsch: Rooges (Zorn) gilt nix. ( Tendlau, 837.)

11 Der Zornige hat's Maass verloren.

Dän.: Vrede gaar ofte for vidt. (Prov. dan., 565.)

12 Der Zornige ist ein Wahnsinniger auf kurze Zeit.

Dän.: En vred og en galen skiller kun tiden ad. (Prov. dan., 506.) - Mellem en vred og en galen er ingen forskiel uden tiden. (Prov. dan., 413.)

Poln.: U gniewliwego zawsze wre. (Lompa, 32.)

13 Der Zornige steht am Morgen mit dem Teufel auf, geht den ganzen Tag mit dem Teufel herum und legt sich abends mit dem Teufel nieder. (Prag.)

14 Der Zornige will Eichen ausreissen und Granitsteine zerbeissen.

Dän.: En vred meener at haud kaud gjör mere end han kaud. (Prov. dan., 565.)

15 Ein zorniger setzt gleich Hörner auff gegen freund vnnd feind. - Lehmann, 924, 24.

16 Ein Zorniger springt auss der Pfann wie ein vngespalten Kest. - Lehmann, 924, 14.

17 Einem Zornigen ist nicht zu glauben.

Lat.: Cupido et ira pessimi consultores. (Sutor, 53.)

18 Einem Zornigen soll man aus dem Wege gehen.

Span.: Del airado un poco te desvia; del callado, toda tu vida. (Cahier, 3271.)

19 Einem Zornigen und einem Feigen ist nicht zu trauen.

Lat.: Iratus etiam facinus consilium putat. (Philippi, I, 112.)

20 Einer ist zornig, und der andere gibt nichts drauf. - Blass, 12.

21 Wer von einem Zornigen ein Zeugniss fordert, dem soll ein Blinder die Farben bestimmen.

Lat.: Iratum sine re decet anxia puncta manere. (Reuterdahl, 456.)

Schwed.: Thaen witnar ey wael som wredher aer wtan skael. (Reuterdahl, 456.)

22 Wo der Zornige Kläger und Richter ist, geht das Recht verloren. - Wirth, II, 513.

23 Zornige und Narren sind ihre Rächer und Richter.

24 Zornige und Trunkene reden wahr.


Zornnieren.

Einem die Zornnieren (oder den Zornbraten) ausschneiden. - Eiselein, 659.


Zot, s. Sott.

Zoten.

*1 Du gehest mit lammen, lausigen zotten vmb. - Tappius, 21a; Schottel, 1115a.

*2 Es sind faule zotten. - Franck, I, 51b; Tappius, 21a.

Lat.: Nugas agere. (Erasm., 405; Tappius, 20b.)

*3 Lam zoten reissen. - Franck, II, 17a.

Zote stammt aus dem althochdeutschen Zatre, Zatare, Zatura, welches mit zeten und Zotel verwandt ist.


Zotenberg.

* Vom Zotenberge kommen. (Schles.)

Wortspiel mit Zobtenberg, der im Volksmunde in jener Weise ausgesprochen wird. Von jemand, der [Spaltenumbruch] sich in Zoten, Lorken ergeht. "Sachte, sachte, nicht zu grob, weil man sonst den Argwohn nähme, als ob jetzt dies wie mein Blatt von dem Zotenberge käme." (Günther's Gedichte.) (Vgl. auch Hoffmann von Fallersleben, Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuch. Frommann, IV, 176.)


Zöttchen.

Hier ein Zöttchen und da ein Zöttchen, am Ende wird's ein Unterröckchen.

Empfiehlt Beachtung und Benutzung des Kleinen. In Hannover: Hier en Töpken un da en Töpken, an 'n Enne werd et en Underröckchen. (Schambach, I, 189.)


Zottelbär.

* Du bist a rechter Zottelbär. (Schwaben.)


Zotteln.

* Sie kommt gezottelt. - Klix, 124.


Zu.

1 To1, Thalk2, stä up un wask de Schöttels. (Jever.) - Frommann, III, 424, 71.

1) Zu, elliptisch für: Gehe zu! Vorwärts!

2) Adelheid. Wird von unfügsamen, widerspenstigen Frauen gebraucht, die aus Eigensinn oder Verstocktheit nicht thun wollen, was ihnen zukommt, oder von solchen, die von der Kaffeekanne nicht wegkommen können. Nach einer unter der Ueberschrift a. a. O. befindlichen Erzählung: "Wer soll die Schüsseln waschen?" ist die Redensart dadurch entstanden, dass eine Frau ihrem Mann abends keinen Brei kochen wollte, weil sie die Schüssel am folgenden Morgen nicht waschen mochte. Beide Eheleute blieben den folgenden Tag im Bett liegen, weil keins von beiden die Schüsseln waschen wollte. Die Nachbarn, da das Haus verschlossen blieb, glaubten, sie seien ermordet, und drangen ein. Da sie beide im Bette lebend fanden, ohne dass sie sich rührten oder sprachen, hielten sie sie für behext und leiteten ein Verfahren dagegen ein, wodurch dem Mann die sprichwörtlich gewordenen Worte entlockt wurden.

*2 Nu zue, d' Fötzeli gänd au warm. - Sutermeister, 20.


Zuber.

1 Man muss die Zuber aussetzen, wenn es regnet.

Holl.: Men moet zijne tobben (kuipen) uitzetten, terwyl het regent. (Harrebomee, II, 336a.)

*2 Ich nehme keinen Zuber, könnt ich ihn (sie) mit einem Löffel ersäufen.


Zubereiten.

Was du dir selbst hast zu bereit, das hat in jhm viel süssigkeit. - Henisch, 284, 13.

Lat.: Quod tute tibi parasti, id es dulcissimum. (Henisch, 284, 14.)


Zubereitung.

Es kommt alles auf die Zubereitung an, sagte Hans, und spickte eine Kröte.


Zuberklaus.

* Es ist ein Zuberklaus.

In Schwaben jemand, der seltsame Einfälle hat. (Vgl. Mörike's Hutzelmännlein, S. 158.) Schmid (S. 551) vermuthet darin eine Entstellung von superklug mit Anspielung auf Klaus Narr. (Germania, V, 350.)


Zubinden.

Wun em gat zabäinjt, bäinjt em uch gat af. - Schuster, 1075.


Zubleiben.

'S bleibt ne ssu, sagte der Junge, als ihm der Schulmeister gebot, das Maul zuzumachen.

Ein einfältiger Knabe, der meist mit offenem Munde dastand.


Zubuss.

Einer gibt Zubuss, der andere hebt aussbeut. - Henisch, 571, 57; Petri, II, 180.


Zucht.

1 Alle Zucht ist der Jugend zuwider.

Lat.: Nulla dulcis est infantiae disciplina prudens. (Seybold, 387.)

2 Besser späte Zucht, als gar keine.

Dän.: Bedre er gammel ave end ingen. (Prov. dan., 40.)

3 Böse Zucht bringt böse Frucht.

Schwed.: Illu tuchtat gjör illa luschtat. (Grubb, 380.)

4 Der ist zucht vnd viel ehren werdt, zu dem sich scham vnd tugend kehrt.

Lat.: Jure coronetur, quicunque pudore repletur. (Loci comm., 175.)

5 Deutsche Zucht geht vor in allen. (Walther.)

6 Die beste Zucht ist, die der Mensch sich selber thut. - Simrock, 12167; Siebenkees, 62.

Bei der besten Erziehung wird aus dem Menschen nichts, wenn er nicht den eignen Willen hat, sich zu einem nützlichen Mitgliede der Gesellschaft heranzubilden.

Lat.: Nobilis equus umbra virgae regitur. - Ignarus ne calcari quidem potest. (Sutor, 239; Seybold, 358.)

[Spaltenumbruch] 4 Der zornig geht auff wîe ein teig.Lehmann, 924, 20.

„Der Franzose hat die Redensart: Je ferai une chanson, weil früher das Volk dem Hof und dem Adel gegenüber kein Mittel hatte, seinen Zorn anders geltend zu machen, als in Spottliedern, die eine Zeit lang die Stelle der Opposition und Presse vertraten.“ (Venedey, 143.)

5 Der zornig hat sein Sinne biss auf fünff.Lehmann, 925, 27; Simrock, 12146; Sailer, 105.

Der Osmane: Der Zornige ist schlimmer als der Rasende. (Schlechta, 285.)

Mhd.: Des mannes wilze ein ende hât, swenne in grôzer zorn bestât. (Freidank.) (Zingerle, 182.)

6 Der Zornig hört nicht auf vernünftig Wort.

Port.: Homen apoixonado, naõ admitte conselho. (Bohn I, 279.)

7 Der zornig ist nit bey jm selbs.Franck, I, 69a.

Lat.: Homo extra, corpus suum est iratus. (Franck, I, 69a; Philippi, I, 180.)

8 Der zornig lest sich leicht aussm Sattel heben.Lehmann, 924, 20.

Mhd.: Der zornig kan sich torheit nit weren. (Fastnachtsspiel, 527, 24.)

9 Der Zornig weiss nit, was er redt.Lehmann, 926, 51.

10 Der Zornige gewinnt nichts, als seinen Zorn.

Jüd.-deutsch: Rooges (Zorn) gilt nix. ( Tendlau, 837.)

11 Der Zornige hat's Maass verloren.

Dän.: Vrede gaar ofte for vidt. (Prov. dan., 565.)

12 Der Zornige ist ein Wahnsinniger auf kurze Zeit.

Dän.: En vred og en galen skiller kun tiden ad. (Prov. dan., 506.) – Mellem en vred og en galen er ingen forskiel uden tiden. (Prov. dan., 413.)

Poln.: U gniéwliwego zawsze wre. (Lompa, 32.)

13 Der Zornige steht am Morgen mit dem Teufel auf, geht den ganzen Tag mit dem Teufel herum und legt sich abends mit dem Teufel nieder. (Prag.)

14 Der Zornige will Eichen ausreissen und Granitsteine zerbeissen.

Dän.: En vred meener at haud kaud gjör mere end han kaud. (Prov. dan., 565.)

15 Ein zorniger setzt gleich Hörner auff gegen freund vnnd feind.Lehmann, 924, 24.

16 Ein Zorniger springt auss der Pfann wie ein vngespalten Kest.Lehmann, 924, 14.

17 Einem Zornigen ist nicht zu glauben.

Lat.: Cupido et ira pessimi consultores. (Sutor, 53.)

18 Einem Zornigen soll man aus dem Wege gehen.

Span.: Del airado un poco te desvia; del callado, toda tu vida. (Cahier, 3271.)

19 Einem Zornigen und einem Feigen ist nicht zu trauen.

Lat.: Iratus etiam facinus consilium putat. (Philippi, I, 112.)

20 Einer ist zornig, und der andere gibt nichts drauf.Blass, 12.

21 Wer von einem Zornigen ein Zeugniss fordert, dem soll ein Blinder die Farben bestimmen.

Lat.: Iratum sine re decet anxia puncta manere. (Reuterdahl, 456.)

Schwed.: Thaen witnar ey wael som wredher aer wtan skael. (Reuterdahl, 456.)

22 Wo der Zornige Kläger und Richter ist, geht das Recht verloren.Wirth, II, 513.

23 Zornige und Narren sind ihre Rächer und Richter.

24 Zornige und Trunkene reden wahr.


Zornnieren.

Einem die Zornnieren (oder den Zornbraten) ausschneiden.Eiselein, 659.


Zot, s. Sott.

Zoten.

*1 Du gehest mit lammen, lausigen zotten vmb.Tappius, 21a; Schottel, 1115a.

*2 Es sind faule zotten.Franck, I, 51b; Tappius, 21a.

Lat.: Nugas agere. (Erasm., 405; Tappius, 20b.)

*3 Lam zoten reissen.Franck, II, 17a.

Zote stammt aus dem althochdeutschen Zatre, Zatare, Zatura, welches mit zeten und Zotel verwandt ist.


Zotenberg.

* Vom Zotenberge kommen. (Schles.)

Wortspiel mit Zobtenberg, der im Volksmunde in jener Weise ausgesprochen wird. Von jemand, der [Spaltenumbruch] sich in Zoten, Lorken ergeht. „Sachte, sachte, nicht zu grob, weil man sonst den Argwohn nähme, als ob jetzt dies wie mein Blatt von dem Zotenberge käme.“ (Günther's Gedichte.) (Vgl. auch Hoffmann von Fallersleben, Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuch. Frommann, IV, 176.)


Zöttchen.

Hier ein Zöttchen und da ein Zöttchen, am Ende wird's ein Unterröckchen.

Empfiehlt Beachtung und Benutzung des Kleinen. In Hannover: Hier en Töpken un da en Töpken, an 'n Enne werd et en Underröckchen. (Schambach, I, 189.)


Zottelbär.

* Du bist a rechter Zottelbär. (Schwaben.)


Zotteln.

* Sie kommt gezottelt.Klix, 124.


Zu.

1 To1, Thâlk2, stä up un wask de Schöttels. (Jever.) – Frommann, III, 424, 71.

1) Zu, elliptisch für: Gehe zu! Vorwärts!

2) Adelheid. Wird von unfügsamen, widerspenstigen Frauen gebraucht, die aus Eigensinn oder Verstocktheit nicht thun wollen, was ihnen zukommt, oder von solchen, die von der Kaffeekanne nicht wegkommen können. Nach einer unter der Ueberschrift a. a. O. befindlichen Erzählung: „Wer soll die Schüsseln waschen?“ ist die Redensart dadurch entstanden, dass eine Frau ihrem Mann abends keinen Brei kochen wollte, weil sie die Schüssel am folgenden Morgen nicht waschen mochte. Beide Eheleute blieben den folgenden Tag im Bett liegen, weil keins von beiden die Schüsseln waschen wollte. Die Nachbarn, da das Haus verschlossen blieb, glaubten, sie seien ermordet, und drangen ein. Da sie beide im Bette lebend fanden, ohne dass sie sich rührten oder sprachen, hielten sie sie für behext und leiteten ein Verfahren dagegen ein, wodurch dem Mann die sprichwörtlich gewordenen Worte entlockt wurden.

*2 Nu zue, d' Fötzeli gänd au warm.Sutermeister, 20.


Zuber.

1 Man muss die Zuber aussetzen, wenn es regnet.

Holl.: Men moet zijne tobben (kuipen) uitzetten, terwyl het regent. (Harrebomée, II, 336a.)

*2 Ich nehme keinen Zuber, könnt ich ihn (sie) mit einem Löffel ersäufen.


Zubereiten.

Was du dir selbst hast zu bereit, das hat in jhm viel süssigkeit.Henisch, 284, 13.

Lat.: Quod tute tibi parasti, id es dulcissimum. (Henisch, 284, 14.)


Zubereitung.

Es kommt alles auf die Zubereitung an, sagte Hans, und spickte eine Kröte.


Zuberklaus.

* Es ist ein Zuberklaus.

In Schwaben jemand, der seltsame Einfälle hat. (Vgl. Mörike's Hutzelmännlein, S. 158.) Schmid (S. 551) vermuthet darin eine Entstellung von superklug mit Anspielung auf Klaus Narr. (Germania, V, 350.)


Zubinden.

Wun em gât zabäinjt, bäinjt em uch gât af.Schuster, 1075.


Zubleiben.

'S bleibt ne ssu, sagte der Junge, als ihm der Schulmeister gebot, das Maul zuzumachen.

Ein einfältiger Knabe, der meist mit offenem Munde dastand.


Zubuss.

Einer gibt Zubuss, der andere hebt aussbeut.Henisch, 571, 57; Petri, II, 180.


Zucht.

1 Alle Zucht ist der Jugend zuwider.

Lat.: Nulla dulcis est infantiae disciplina prudens. (Seybold, 387.)

2 Besser späte Zucht, als gar keine.

Dän.: Bedre er gammel ave end ingen. (Prov. dan., 40.)

3 Böse Zucht bringt böse Frucht.

Schwed.: Illu tuchtat gjör illa luschtat. (Grubb, 380.)

4 Der ist zucht vnd viel ehren werdt, zu dem sich scham vnd tugend kehrt.

Lat.: Jure coronetur, quicunque pudore repletur. (Loci comm., 175.)

5 Deutsche Zucht geht vor in allen. (Walther.)

6 Die beste Zucht ist, die der Mensch sich selber thut.Simrock, 12167; Siebenkees, 62.

Bei der besten Erziehung wird aus dem Menschen nichts, wenn er nicht den eignen Willen hat, sich zu einem nützlichen Mitgliede der Gesellschaft heranzubilden.

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[[305]/0317] 4 Der zornig geht auff wîe ein teig. – Lehmann, 924, 20. „Der Franzose hat die Redensart: Je ferai une chanson, weil früher das Volk dem Hof und dem Adel gegenüber kein Mittel hatte, seinen Zorn anders geltend zu machen, als in Spottliedern, die eine Zeit lang die Stelle der Opposition und Presse vertraten.“ (Venedey, 143.) 5 Der zornig hat sein Sinne biss auf fünff. – Lehmann, 925, 27; Simrock, 12146; Sailer, 105. Der Osmane: Der Zornige ist schlimmer als der Rasende. (Schlechta, 285.) Mhd.: Des mannes wilze ein ende hât, swenne in grôzer zorn bestât. (Freidank.) (Zingerle, 182.) 6 Der Zornig hört nicht auf vernünftig Wort. Port.: Homen apoixonado, naõ admitte conselho. (Bohn I, 279.) 7 Der zornig ist nit bey jm selbs. – Franck, I, 69a. Lat.: Homo extra, corpus suum est iratus. (Franck, I, 69a; Philippi, I, 180.) 8 Der zornig lest sich leicht aussm Sattel heben. – Lehmann, 924, 20. Mhd.: Der zornig kan sich torheit nit weren. (Fastnachtsspiel, 527, 24.) 9 Der Zornig weiss nit, was er redt. – Lehmann, 926, 51. 10 Der Zornige gewinnt nichts, als seinen Zorn. Jüd.-deutsch: Rooges (Zorn) gilt nix. ( Tendlau, 837.) 11 Der Zornige hat's Maass verloren. Dän.: Vrede gaar ofte for vidt. (Prov. dan., 565.) 12 Der Zornige ist ein Wahnsinniger auf kurze Zeit. Dän.: En vred og en galen skiller kun tiden ad. (Prov. dan., 506.) – Mellem en vred og en galen er ingen forskiel uden tiden. (Prov. dan., 413.) Poln.: U gniéwliwego zawsze wre. (Lompa, 32.) 13 Der Zornige steht am Morgen mit dem Teufel auf, geht den ganzen Tag mit dem Teufel herum und legt sich abends mit dem Teufel nieder. (Prag.) 14 Der Zornige will Eichen ausreissen und Granitsteine zerbeissen. Dän.: En vred meener at haud kaud gjör mere end han kaud. (Prov. dan., 565.) 15 Ein zorniger setzt gleich Hörner auff gegen freund vnnd feind. – Lehmann, 924, 24. 16 Ein Zorniger springt auss der Pfann wie ein vngespalten Kest. – Lehmann, 924, 14. 17 Einem Zornigen ist nicht zu glauben. Lat.: Cupido et ira pessimi consultores. (Sutor, 53.) 18 Einem Zornigen soll man aus dem Wege gehen. Span.: Del airado un poco te desvia; del callado, toda tu vida. (Cahier, 3271.) 19 Einem Zornigen und einem Feigen ist nicht zu trauen. Lat.: Iratus etiam facinus consilium putat. (Philippi, I, 112.) 20 Einer ist zornig, und der andere gibt nichts drauf. – Blass, 12. 21 Wer von einem Zornigen ein Zeugniss fordert, dem soll ein Blinder die Farben bestimmen. Lat.: Iratum sine re decet anxia puncta manere. (Reuterdahl, 456.) Schwed.: Thaen witnar ey wael som wredher aer wtan skael. (Reuterdahl, 456.) 22 Wo der Zornige Kläger und Richter ist, geht das Recht verloren. – Wirth, II, 513. 23 Zornige und Narren sind ihre Rächer und Richter. 24 Zornige und Trunkene reden wahr. Zornnieren. Einem die Zornnieren (oder den Zornbraten) ausschneiden. – Eiselein, 659. Zot, s. Sott. Zoten. *1 Du gehest mit lammen, lausigen zotten vmb. – Tappius, 21a; Schottel, 1115a. *2 Es sind faule zotten. – Franck, I, 51b; Tappius, 21a. Lat.: Nugas agere. (Erasm., 405; Tappius, 20b.) *3 Lam zoten reissen. – Franck, II, 17a. Zote stammt aus dem althochdeutschen Zatre, Zatare, Zatura, welches mit zeten und Zotel verwandt ist. Zotenberg. * Vom Zotenberge kommen. (Schles.) Wortspiel mit Zobtenberg, der im Volksmunde in jener Weise ausgesprochen wird. Von jemand, der sich in Zoten, Lorken ergeht. „Sachte, sachte, nicht zu grob, weil man sonst den Argwohn nähme, als ob jetzt dies wie mein Blatt von dem Zotenberge käme.“ (Günther's Gedichte.) (Vgl. auch Hoffmann von Fallersleben, Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuch. Frommann, IV, 176.) Zöttchen. Hier ein Zöttchen und da ein Zöttchen, am Ende wird's ein Unterröckchen. Empfiehlt Beachtung und Benutzung des Kleinen. In Hannover: Hier en Töpken un da en Töpken, an 'n Enne werd et en Underröckchen. (Schambach, I, 189.) Zottelbär. * Du bist a rechter Zottelbär. (Schwaben.) Zotteln. * Sie kommt gezottelt. – Klix, 124. Zu. 1 To1, Thâlk2, stä up un wask de Schöttels. (Jever.) – Frommann, III, 424, 71. 1) Zu, elliptisch für: Gehe zu! Vorwärts! 2) Adelheid. Wird von unfügsamen, widerspenstigen Frauen gebraucht, die aus Eigensinn oder Verstocktheit nicht thun wollen, was ihnen zukommt, oder von solchen, die von der Kaffeekanne nicht wegkommen können. Nach einer unter der Ueberschrift a. a. O. befindlichen Erzählung: „Wer soll die Schüsseln waschen?“ ist die Redensart dadurch entstanden, dass eine Frau ihrem Mann abends keinen Brei kochen wollte, weil sie die Schüssel am folgenden Morgen nicht waschen mochte. Beide Eheleute blieben den folgenden Tag im Bett liegen, weil keins von beiden die Schüsseln waschen wollte. Die Nachbarn, da das Haus verschlossen blieb, glaubten, sie seien ermordet, und drangen ein. Da sie beide im Bette lebend fanden, ohne dass sie sich rührten oder sprachen, hielten sie sie für behext und leiteten ein Verfahren dagegen ein, wodurch dem Mann die sprichwörtlich gewordenen Worte entlockt wurden. *2 Nu zue, d' Fötzeli gänd au warm. – Sutermeister, 20. Zuber. 1 Man muss die Zuber aussetzen, wenn es regnet. Holl.: Men moet zijne tobben (kuipen) uitzetten, terwyl het regent. (Harrebomée, II, 336a.) *2 Ich nehme keinen Zuber, könnt ich ihn (sie) mit einem Löffel ersäufen. Zubereiten. Was du dir selbst hast zu bereit, das hat in jhm viel süssigkeit. – Henisch, 284, 13. Lat.: Quod tute tibi parasti, id es dulcissimum. (Henisch, 284, 14.) Zubereitung. Es kommt alles auf die Zubereitung an, sagte Hans, und spickte eine Kröte. Zuberklaus. * Es ist ein Zuberklaus. In Schwaben jemand, der seltsame Einfälle hat. (Vgl. Mörike's Hutzelmännlein, S. 158.) Schmid (S. 551) vermuthet darin eine Entstellung von superklug mit Anspielung auf Klaus Narr. (Germania, V, 350.) Zubinden. Wun em gât zabäinjt, bäinjt em uch gât af. – Schuster, 1075. Zubleiben. 'S bleibt ne ssu, sagte der Junge, als ihm der Schulmeister gebot, das Maul zuzumachen. Ein einfältiger Knabe, der meist mit offenem Munde dastand. Zubuss. Einer gibt Zubuss, der andere hebt aussbeut. – Henisch, 571, 57; Petri, II, 180. Zucht. 1 Alle Zucht ist der Jugend zuwider. Lat.: Nulla dulcis est infantiae disciplina prudens. (Seybold, 387.) 2 Besser späte Zucht, als gar keine. Dän.: Bedre er gammel ave end ingen. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [305]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/317>, abgerufen am 21.11.2024.