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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 160 Die Zeit ist Gottes Botin.

Frz.: Le temps est a Dieu et a nous. (Leroux, I, 84.)

161 Die Zeit ist grosser Namen Tod.

Männer, die in ihrem Kreise berühmt waren, werden allmählich vergessen.

It.: Il gran tempo a' gran nomi e gran veneno. (Petrarca.)

162 Die Zeit ist hoffärtig, sie wartet auch den grössten Monarchen nicht auf.

163 Die Zeit ist kurz, der Tod ist schnell; ein jeder leb, wie er sterben will. - Friedeberg, III, 42.

Pflegte Herzog Bogislav XIII. von Pommern zu sagen und in Stammbücher zu schreiben.

164 Die Zeit ist kurz und ungewiss, der letzten Stund' ja nicht vergiss.

Inschrift über einer Thür des Schlosses von Lauterbach. (Alsatia, 1854-55, S. 255.)

Holl.: De tijd is kort, de dood is snel: wacht u van zonden, zoo doet gij wel. (Harrebomee, II, 331a.)

165 Die Zeit ist nie schlecht, aber d' Leut. (Oberschwaben.) - Birlinger, 348.

166 Die Zeit ist Richter in allen Dingen; vnnd wie die zeit, so ist der bescheidt. - Lehmann, 919, 15.

167 Die Zeit ist schlecht, man kommt nur mit Unrecht zum Recht.

168 Die zeit ist vnsteht, wie ein rhor; wer ihr traut, der ist ein thor. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 182; Simrock, 12087.

169 Die Zeit ist vorbei, da Bertha spann. - Hegewald, 75; Simrock, 12083; Wurzbach, II, 27 u. 118; Gaal, 1788; Körte, 7083.

Die Zeit ist hin, in der sich Mädchen oder Frauen noch mit etwas Nützlicherm als ihrer "Toilette" beschäftigten. Jedes Bürgermädchen ist jetzt eine Dame, die nicht mehr spinnt, sondern, so weit sie nicht von ihrer Toilette in Anspruch genommen ist oder am Piano sitzt, sich im Concert oder im Theater befindet. - Für dieses Sprichwort werden drei geschichtliche Erklärungen angeführt. Nach der einen war Bertha die Gemahlin des Königs von Kleinburgund, Rudolf's II. Sie starb 970. Ihr Grab wurde 1818 in der alten Abteikirche zu Payerne wieder aufgefunden. Der Wirth zu Payerne zeigt den Reisenden noch der Königin Bertha Sattel, in welchem man die Oeffnung für ihren Rocken sieht. Selbst bei den Reisen, die sie im Lande machte, war sie nicht müssig, um dem Volke überall und in jedem Stücke mit gutem Beispiele voranzugehen. Nun, die Zeit ist vorbei, wo Bertha, Rudolf's Gemahlin, spann. Unsere jungen Damen gehen lieber spazieren, sehen zum Fenster heraus, besuchen Theekränzchen, Concerte, Theater und Putzhandlungen; dafür leben wir auch im 19. Jahrhundert; die königliche Spinnerin starb aber schon 970. - Die zweite Bertha war eine junge Bäuerin, bei Montagne, die sehr fein zu spinnen verstand. Sie überreichte einst der Gemahlin Kaiser Heinrich's IV. eine Probe von ihrem Garne, welche die Feinheit desselben nicht genug bewundern konnte, und der Spinnerin zur Belohnung ihres Kunstfleisses so viel Land schenkte, als sie mit den Fäden des überreichten Garnes würde umziehen können. Die Königin wollte durch diese glänzende Belohnung zur Nacheiferung anreizen, welchen Zweck sie auch vortrefflich erreichte; denn bald bekam sie von allen Seiten Proben feinen Gespinstes, aber die Belohnung blieb aus, weil der Zweck erreicht war. Die Zeit war vorbei, wo Bertha spann. (Eine poetische Bearbeitung dieser Sage findet man: Abendzeitung, Dresden 1831, Nr. 123 unter der Ueberschrift: Die Spinnerin.) - Was die dritte betrifft, so hat der gelehrte Franzose Haudinus, der dem Ursprunge der sprichwörtlichen Betheuerungsformel: Par la quenouille de la reine Pedauque, nachforschte, zu beweisen gesucht, dass die "Königin Gänsefuss" beim Spinnrocken, die stark durch die Sagen des französischen Volks geht, niemand anders als die schöne und fromme Mutter Karl's des Grossen gewesen sei, die Bertha hiess, und der man den Namen "Gänsefuss" wegen ihrer langen Füsse gegeben. (Vgl. Wurzbach, II, 27.) - Es muss endlich noch an die in der Volkssage lebende Frau Perchtha erinnert werden. Im Vogtlande und im Orlagau untersucht dieselbe am Abend vor dem Dreikönigstage die Spinn- und Rockenstuben in der ganzen Umgegend, bringt den Spinnerinnen leere Spulen mit der Weisung, dass dieselben in einer bestimmten sehr kurzen Frist vollgesponnen sein müssen und bestraft mit Verwirrung und Verunreinigung des Flachses, wenn das Geforderte nicht geliefert wird. (Witzschel, Zur Kunde altheidnischer Gebräuche in Gutzkow's Unterhaltungen am häuslichen Herd, III. Folge, 2. Bd., S. 987. Ebenso finden sich auch Bemerkungen über dies Sprichwort im Magazin für die Literatur des Auslandes, 1861.)

Frz.: Du temps que la reine Bertha filait. (Roscher, Grundlage der Nationalökonomie, S. 83, 49, 1.)

[Spaltenumbruch] Holl.: De tijd gaat om als een brieschende leeuw. (Harrebomee, II, 330b.)

It.: Non e piu il tempo, che Berta filava. (Gaal, 1788.)

170 Die Zeit jagt mit schnellen Rossen und holt alle Länder ein.

171 Die Zeit kämmt (macht den Kopf glatt), nicht der Kamm.

Böhm.: Necese hreben hlavu, cas cese. (Celakovsky, 262.)

172 Die Zeit kann alles überwinden. - Hollenberg, I, 100.

"Furchtbar ist das Rad der Zeit, allgewaltig in seinem Lauf, Mächt'ge können es wol hemmen, aber niemand hält es auf."

173 Die Zeit kommt, dass die Kuh ihren Schwanz bedarf.

Bei Tunnicius (482): De tyt kumt al dat de ko des stertes behovet. (Ipsa dies aderit, caudam quod vacca reposcet.)

Frz.: Viendra le temps que les vaches auront affaire de leurs queues. (Cahier, 1738.)

Holl.: De tijd mogt komen, dat de koe haar' staart zou behoeven. (Harrebomee, II, 331a.)

174 Die Zeit kommt, wer nur warten kann.

It.: Ogni tempo viene a chi lo puo aspettare. (Pazzaglia, 372, 14.)

175 Die Zeit lässt sich nicht drängen.

Schwed.: 'Tid nog vara rädder när det tränger. (Grubb, 795.)

176 Die Zeit lässt sich nicht zurückrufen. - Sutor, 981.

Einfältige Menschen glauben in vollem Ernste, man könne die Zeit zurückstellen, wie eine Uhr.

Engl.: Time lost can never be recovered. (Kritzinger, 672b.)

Frz.: En la puissance de l'homme est lieu non le temps. - Le tems passe ne revient jamais. (Kritzinger, 672b.)

It.: Tempo perduto mai non si racquista. (Gaal, 1782.)

Lat.: In potestate et arbitrio hominis est locus non tempus. (Bovill, III, 41.) - Non revocant lapsos irrita vota dies. (Sutor, 981; Gaal, 1782.) - Virginitas, tempus, vox irrevocabile damnum.

177 Die Zeit legt vieles bei.

Bringt vieles in Ordnung, wieder in Ruhe.

It.: Di cosa nasce cosa, il tempo la governa.

178 Die Zeit lehrt alles.

Lat.: Tempus invenit, discit, docet, mutat omnia. (Fischer, 225, 24.)

179 Die Zeit lehrt leben.

Frz.: Le tems apprend aux hommes a vivre. (Kritzinger, 673a.)

180 Die Zeit lindert jeden Schmerz.

It.: Il tempo mitiga ogni piaga. (Biber.)

181 Die Zeit macht auch den Narren klug.

Wozu sie freilich mitunter sich scharfer Zuchtmittel bedient. Die Russen sagen: Die Zeit hat an der Peitsche einen Bundesgenossen, um der Fohlen Widerspenstigkeit zu legen. (Altmann VI, 442.)

Ung.: Idö a' bolondot is eszre hozza. (Gaal, 1792.)

182 Die Zeit macht das Geschäft.

It.: Il tempo vende merce. (Gaal, 1797.)

183 Die Zeit macht das Korn reif, pflügt aber nicht. - Sprichwörtergarten, 458; Schulzeitung, 1835, S. 50.

184 Die zeit macht den Menschen zeitig; wenn er gezeitigt, so gehets ans faulen. - Lehmann, 921, 39.

185 Die Zeit macht die Wiese grün.

Mhd.: Rechte zeit macht grunen ein iglichs kraut. (Fastnachtsspiele.) (Zingerle, 60.)

186 Die Zeit macht Ernte, nicht das Feld. - Winckler, XVII, 99.

187 Die Zeit macht gescheit.

Schwed.: Tid vinner visdom. (Grubb, 797.)

188 Die Zeit macht gescheite Leut'.

Holl.: De tijd leert vroedschap. (Harrebomee, II, 331a.)

189 Die Zeit macht greis, aber nicht weis.

Lat.: De iuuene tempus facit senem, de stulto nemo sapientem. (Bovill, I, 225.)

190 Die Zeit macht new. - Eyering, I, 767.

191 Die zeit macht's zeitig, der verzug macht's faul. - Lehmann, 803, 9.

Frz.: En la puissance de l'homme est lieu non le temps.

It.: Non vi son frutti si duri ch' il tempo non maturi. (Pazzaglia, 372, 17.)

Lat.: In potestate et arbitrio hominis est locus non tempus. (Bovill, III, 41.)

192 Die zeit macht was gut ist böss vnnd dass böss gut. - Lehmann, 919, 18.

Lat.: Variat omnia tempus. (Binder II, 3471; Palingen, 10, 305.)

[Spaltenumbruch] 160 Die Zeit ist Gottes Botin.

Frz.: Le temps est à Dieu et à nous. (Leroux, I, 84.)

161 Die Zeit ist grosser Namen Tod.

Männer, die in ihrem Kreise berühmt waren, werden allmählich vergessen.

It.: Il gran tempo a' gran nomi è gran veneno. (Petrarca.)

162 Die Zeit ist hoffärtig, sie wartet auch den grössten Monarchen nicht auf.

163 Die Zeit ist kurz, der Tod ist schnell; ein jeder leb, wie er sterben will.Friedeberg, III, 42.

Pflegte Herzog Bogislav XIII. von Pommern zu sagen und in Stammbücher zu schreiben.

164 Die Zeit ist kurz und ungewiss, der letzten Stund' ja nicht vergiss.

Inschrift über einer Thür des Schlosses von Lauterbach. (Alsatia, 1854-55, S. 255.)

Holl.: De tijd is kort, de dood is snel: wacht u van zonden, zoo doet gij wel. (Harrebomée, II, 331a.)

165 Die Zeit ist nie schlecht, aber d' Leut. (Oberschwaben.) – Birlinger, 348.

166 Die Zeit ist Richter in allen Dingen; vnnd wie die zeit, so ist der bescheidt.Lehmann, 919, 15.

167 Die Zeit ist schlecht, man kommt nur mit Unrecht zum Recht.

168 Die zeit ist vnsteht, wie ein rhor; wer ihr traut, der ist ein thor.Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 182; Simrock, 12087.

169 Die Zeit ist vorbei, da Bertha spann.Hegewald, 75; Simrock, 12083; Wurzbach, II, 27 u. 118; Gaal, 1788; Körte, 7083.

Die Zeit ist hin, in der sich Mädchen oder Frauen noch mit etwas Nützlicherm als ihrer „Toilette“ beschäftigten. Jedes Bürgermädchen ist jetzt eine Dame, die nicht mehr spinnt, sondern, so weit sie nicht von ihrer Toilette in Anspruch genommen ist oder am Piano sitzt, sich im Concert oder im Theater befindet. – Für dieses Sprichwort werden drei geschichtliche Erklärungen angeführt. Nach der einen war Bertha die Gemahlin des Königs von Kleinburgund, Rudolf's II. Sie starb 970. Ihr Grab wurde 1818 in der alten Abteikirche zu Payerne wieder aufgefunden. Der Wirth zu Payerne zeigt den Reisenden noch der Königin Bertha Sattel, in welchem man die Oeffnung für ihren Rocken sieht. Selbst bei den Reisen, die sie im Lande machte, war sie nicht müssig, um dem Volke überall und in jedem Stücke mit gutem Beispiele voranzugehen. Nun, die Zeit ist vorbei, wo Bertha, Rudolf's Gemahlin, spann. Unsere jungen Damen gehen lieber spazieren, sehen zum Fenster heraus, besuchen Theekränzchen, Concerte, Theater und Putzhandlungen; dafür leben wir auch im 19. Jahrhundert; die königliche Spinnerin starb aber schon 970. – Die zweite Bertha war eine junge Bäuerin, bei Montagne, die sehr fein zu spinnen verstand. Sie überreichte einst der Gemahlin Kaiser Heinrich's IV. eine Probe von ihrem Garne, welche die Feinheit desselben nicht genug bewundern konnte, und der Spinnerin zur Belohnung ihres Kunstfleisses so viel Land schenkte, als sie mit den Fäden des überreichten Garnes würde umziehen können. Die Königin wollte durch diese glänzende Belohnung zur Nacheiferung anreizen, welchen Zweck sie auch vortrefflich erreichte; denn bald bekam sie von allen Seiten Proben feinen Gespinstes, aber die Belohnung blieb aus, weil der Zweck erreicht war. Die Zeit war vorbei, wo Bertha spann. (Eine poetische Bearbeitung dieser Sage findet man: Abendzeitung, Dresden 1831, Nr. 123 unter der Ueberschrift: Die Spinnerin.) – Was die dritte betrifft, so hat der gelehrte Franzose Haudinus, der dem Ursprunge der sprichwörtlichen Betheuerungsformel: Par la quenouille de la reine Pédauque, nachforschte, zu beweisen gesucht, dass die „Königin Gänsefuss“ beim Spinnrocken, die stark durch die Sagen des französischen Volks geht, niemand anders als die schöne und fromme Mutter Karl's des Grossen gewesen sei, die Bertha hiess, und der man den Namen „Gänsefuss“ wegen ihrer langen Füsse gegeben. (Vgl. Wurzbach, II, 27.) – Es muss endlich noch an die in der Volkssage lebende Frau Perchtha erinnert werden. Im Vogtlande und im Orlagau untersucht dieselbe am Abend vor dem Dreikönigstage die Spinn- und Rockenstuben in der ganzen Umgegend, bringt den Spinnerinnen leere Spulen mit der Weisung, dass dieselben in einer bestimmten sehr kurzen Frist vollgesponnen sein müssen und bestraft mit Verwirrung und Verunreinigung des Flachses, wenn das Geforderte nicht geliefert wird. (Witzschel, Zur Kunde altheidnischer Gebräuche in Gutzkow's Unterhaltungen am häuslichen Herd, III. Folge, 2. Bd., S. 987. Ebenso finden sich auch Bemerkungen über dies Sprichwort im Magazin für die Literatur des Auslandes, 1861.)

Frz.: Du temps que la reine Bertha filait. (Roscher, Grundlage der Nationalökonomie, S. 83, 49, 1.)

[Spaltenumbruch] Holl.: De tijd gaat om als een brieschende leeuw. (Harrebomée, II, 330b.)

It.: Non è più il tempo, che Berta filava. (Gaal, 1788.)

170 Die Zeit jagt mit schnellen Rossen und holt alle Länder ein.

171 Die Zeit kämmt (macht den Kopf glatt), nicht der Kamm.

Böhm.: Nečeše hřeben hlavu, čas češe. (Čelakovsky, 262.)

172 Die Zeit kann alles überwinden.Hollenberg, I, 100.

„Furchtbar ist das Rad der Zeit, allgewaltig in seinem Lauf, Mächt'ge können es wol hemmen, aber niemand hält es auf.“

173 Die Zeit kommt, dass die Kuh ihren Schwanz bedarf.

Bei Tunnicius (482): De tyt kumt al dat de ko des stêrtes behovet. (Ipsa dies aderit, caudam quod vacca reposcet.)

Frz.: Viendra le temps que les vaches auront affaire de leurs queues. (Cahier, 1738.)

Holl.: De tijd mogt komen, dat de koe haar' staart zou behoeven. (Harrebomée, II, 331a.)

174 Die Zeit kommt, wer nur warten kann.

It.: Ogni tempo viene a chi lo può aspettare. (Pazzaglia, 372, 14.)

175 Die Zeit lässt sich nicht drängen.

Schwed.: 'Tid nog vara rädder när det tränger. (Grubb, 795.)

176 Die Zeit lässt sich nicht zurückrufen.Sutor, 981.

Einfältige Menschen glauben in vollem Ernste, man könne die Zeit zurückstellen, wie eine Uhr.

Engl.: Time lost can never be recovered. (Kritzinger, 672b.)

Frz.: En la puissance de l'homme est lieu non le temps. – Le tems passé ne revient jamais. (Kritzinger, 672b.)

It.: Tempo perduto mai non si racquista. (Gaal, 1782.)

Lat.: In potestate et arbitrio hominis est locus non tempus. (Bovill, III, 41.) – Non revocant lapsos irrita vota dies. (Sutor, 981; Gaal, 1782.) – Virginitas, tempus, vox irrevocabile damnum.

177 Die Zeit legt vieles bei.

Bringt vieles in Ordnung, wieder in Ruhe.

It.: Di cosa nasce cosa, il tempo la governa.

178 Die Zeit lehrt alles.

Lat.: Tempus invenit, discit, docet, mutat omnia. (Fischer, 225, 24.)

179 Die Zeit lehrt leben.

Frz.: Le tems apprend aux hommes à vivre. (Kritzinger, 673a.)

180 Die Zeit lindert jeden Schmerz.

It.: Il tempo mitiga ogni piaga. (Biber.)

181 Die Zeit macht auch den Narren klug.

Wozu sie freilich mitunter sich scharfer Zuchtmittel bedient. Die Russen sagen: Die Zeit hat an der Peitsche einen Bundesgenossen, um der Fohlen Widerspenstigkeit zu legen. (Altmann VI, 442.)

Ung.: Idö a' bolondot is észre hozza. (Gaal, 1792.)

182 Die Zeit macht das Geschäft.

It.: Il tempo vende merce. (Gaal, 1797.)

183 Die Zeit macht das Korn reif, pflügt aber nicht.Sprichwörtergarten, 458; Schulzeitung, 1835, S. 50.

184 Die zeit macht den Menschen zeitig; wenn er gezeitigt, so gehets ans faulen.Lehmann, 921, 39.

185 Die Zeit macht die Wiese grün.

Mhd.: Rechte zeit macht grunen ein iglichs kraut. (Fastnachtsspiele.) (Zingerle, 60.)

186 Die Zeit macht Ernte, nicht das Feld.Winckler, XVII, 99.

187 Die Zeit macht gescheit.

Schwed.: Tid vinner visdom. (Grubb, 797.)

188 Die Zeit macht gescheite Leut'.

Holl.: De tijd leert vroedschap. (Harrebomée, II, 331a.)

189 Die Zeit macht greis, aber nicht weis.

Lat.: De iuuene tempus facit senem, de stulto nemo sapientem. (Bovill, I, 225.)

190 Die Zeit macht new.Eyering, I, 767.

191 Die zeit macht's zeitig, der verzug macht's faul.Lehmann, 803, 9.

Frz.: En la puissance de l'homme est lieu non le temps.

It.: Non vi son frutti si duri ch' il tempo non maturi. (Pazzaglia, 372, 17.)

Lat.: In potestate et arbitrio hominis est locus non tempus. (Bovill, III, 41.)

192 Die zeit macht was gut ist böss vnnd dass böss gut.Lehmann, 919, 18.

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[[266]/0278] 160 Die Zeit ist Gottes Botin. Frz.: Le temps est à Dieu et à nous. (Leroux, I, 84.) 161 Die Zeit ist grosser Namen Tod. Männer, die in ihrem Kreise berühmt waren, werden allmählich vergessen. It.: Il gran tempo a' gran nomi è gran veneno. (Petrarca.) 162 Die Zeit ist hoffärtig, sie wartet auch den grössten Monarchen nicht auf. 163 Die Zeit ist kurz, der Tod ist schnell; ein jeder leb, wie er sterben will. – Friedeberg, III, 42. Pflegte Herzog Bogislav XIII. von Pommern zu sagen und in Stammbücher zu schreiben. 164 Die Zeit ist kurz und ungewiss, der letzten Stund' ja nicht vergiss. Inschrift über einer Thür des Schlosses von Lauterbach. (Alsatia, 1854-55, S. 255.) Holl.: De tijd is kort, de dood is snel: wacht u van zonden, zoo doet gij wel. (Harrebomée, II, 331a.) 165 Die Zeit ist nie schlecht, aber d' Leut. (Oberschwaben.) – Birlinger, 348. 166 Die Zeit ist Richter in allen Dingen; vnnd wie die zeit, so ist der bescheidt. – Lehmann, 919, 15. 167 Die Zeit ist schlecht, man kommt nur mit Unrecht zum Recht. 168 Die zeit ist vnsteht, wie ein rhor; wer ihr traut, der ist ein thor. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 182; Simrock, 12087. 169 Die Zeit ist vorbei, da Bertha spann. – Hegewald, 75; Simrock, 12083; Wurzbach, II, 27 u. 118; Gaal, 1788; Körte, 7083. Die Zeit ist hin, in der sich Mädchen oder Frauen noch mit etwas Nützlicherm als ihrer „Toilette“ beschäftigten. Jedes Bürgermädchen ist jetzt eine Dame, die nicht mehr spinnt, sondern, so weit sie nicht von ihrer Toilette in Anspruch genommen ist oder am Piano sitzt, sich im Concert oder im Theater befindet. – Für dieses Sprichwort werden drei geschichtliche Erklärungen angeführt. Nach der einen war Bertha die Gemahlin des Königs von Kleinburgund, Rudolf's II. Sie starb 970. Ihr Grab wurde 1818 in der alten Abteikirche zu Payerne wieder aufgefunden. Der Wirth zu Payerne zeigt den Reisenden noch der Königin Bertha Sattel, in welchem man die Oeffnung für ihren Rocken sieht. Selbst bei den Reisen, die sie im Lande machte, war sie nicht müssig, um dem Volke überall und in jedem Stücke mit gutem Beispiele voranzugehen. Nun, die Zeit ist vorbei, wo Bertha, Rudolf's Gemahlin, spann. Unsere jungen Damen gehen lieber spazieren, sehen zum Fenster heraus, besuchen Theekränzchen, Concerte, Theater und Putzhandlungen; dafür leben wir auch im 19. Jahrhundert; die königliche Spinnerin starb aber schon 970. – Die zweite Bertha war eine junge Bäuerin, bei Montagne, die sehr fein zu spinnen verstand. Sie überreichte einst der Gemahlin Kaiser Heinrich's IV. eine Probe von ihrem Garne, welche die Feinheit desselben nicht genug bewundern konnte, und der Spinnerin zur Belohnung ihres Kunstfleisses so viel Land schenkte, als sie mit den Fäden des überreichten Garnes würde umziehen können. Die Königin wollte durch diese glänzende Belohnung zur Nacheiferung anreizen, welchen Zweck sie auch vortrefflich erreichte; denn bald bekam sie von allen Seiten Proben feinen Gespinstes, aber die Belohnung blieb aus, weil der Zweck erreicht war. Die Zeit war vorbei, wo Bertha spann. (Eine poetische Bearbeitung dieser Sage findet man: Abendzeitung, Dresden 1831, Nr. 123 unter der Ueberschrift: Die Spinnerin.) – Was die dritte betrifft, so hat der gelehrte Franzose Haudinus, der dem Ursprunge der sprichwörtlichen Betheuerungsformel: Par la quenouille de la reine Pédauque, nachforschte, zu beweisen gesucht, dass die „Königin Gänsefuss“ beim Spinnrocken, die stark durch die Sagen des französischen Volks geht, niemand anders als die schöne und fromme Mutter Karl's des Grossen gewesen sei, die Bertha hiess, und der man den Namen „Gänsefuss“ wegen ihrer langen Füsse gegeben. (Vgl. Wurzbach, II, 27.) – Es muss endlich noch an die in der Volkssage lebende Frau Perchtha erinnert werden. Im Vogtlande und im Orlagau untersucht dieselbe am Abend vor dem Dreikönigstage die Spinn- und Rockenstuben in der ganzen Umgegend, bringt den Spinnerinnen leere Spulen mit der Weisung, dass dieselben in einer bestimmten sehr kurzen Frist vollgesponnen sein müssen und bestraft mit Verwirrung und Verunreinigung des Flachses, wenn das Geforderte nicht geliefert wird. (Witzschel, Zur Kunde altheidnischer Gebräuche in Gutzkow's Unterhaltungen am häuslichen Herd, III. Folge, 2. Bd., S. 987. Ebenso finden sich auch Bemerkungen über dies Sprichwort im Magazin für die Literatur des Auslandes, 1861.) Frz.: Du temps que la reine Bertha filait. (Roscher, Grundlage der Nationalökonomie, S. 83, 49, 1.) Holl.: De tijd gaat om als een brieschende leeuw. (Harrebomée, II, 330b.) It.: Non è più il tempo, che Berta filava. (Gaal, 1788.) 170 Die Zeit jagt mit schnellen Rossen und holt alle Länder ein. 171 Die Zeit kämmt (macht den Kopf glatt), nicht der Kamm. Böhm.: Nečeše hřeben hlavu, čas češe. (Čelakovsky, 262.) 172 Die Zeit kann alles überwinden. – Hollenberg, I, 100. „Furchtbar ist das Rad der Zeit, allgewaltig in seinem Lauf, Mächt'ge können es wol hemmen, aber niemand hält es auf.“ 173 Die Zeit kommt, dass die Kuh ihren Schwanz bedarf. Bei Tunnicius (482): De tyt kumt al dat de ko des stêrtes behovet. (Ipsa dies aderit, caudam quod vacca reposcet.) Frz.: Viendra le temps que les vaches auront affaire de leurs queues. (Cahier, 1738.) Holl.: De tijd mogt komen, dat de koe haar' staart zou behoeven. (Harrebomée, II, 331a.) 174 Die Zeit kommt, wer nur warten kann. It.: Ogni tempo viene a chi lo può aspettare. (Pazzaglia, 372, 14.) 175 Die Zeit lässt sich nicht drängen. Schwed.: 'Tid nog vara rädder när det tränger. (Grubb, 795.) 176 Die Zeit lässt sich nicht zurückrufen. – Sutor, 981. Einfältige Menschen glauben in vollem Ernste, man könne die Zeit zurückstellen, wie eine Uhr. Engl.: Time lost can never be recovered. (Kritzinger, 672b.) Frz.: En la puissance de l'homme est lieu non le temps. – Le tems passé ne revient jamais. (Kritzinger, 672b.) It.: Tempo perduto mai non si racquista. (Gaal, 1782.) Lat.: In potestate et arbitrio hominis est locus non tempus. (Bovill, III, 41.) – Non revocant lapsos irrita vota dies. (Sutor, 981; Gaal, 1782.) – Virginitas, tempus, vox irrevocabile damnum. 177 Die Zeit legt vieles bei. Bringt vieles in Ordnung, wieder in Ruhe. It.: Di cosa nasce cosa, il tempo la governa. 178 Die Zeit lehrt alles. Lat.: Tempus invenit, discit, docet, mutat omnia. (Fischer, 225, 24.) 179 Die Zeit lehrt leben. Frz.: Le tems apprend aux hommes à vivre. (Kritzinger, 673a.) 180 Die Zeit lindert jeden Schmerz. It.: Il tempo mitiga ogni piaga. (Biber.) 181 Die Zeit macht auch den Narren klug. Wozu sie freilich mitunter sich scharfer Zuchtmittel bedient. Die Russen sagen: Die Zeit hat an der Peitsche einen Bundesgenossen, um der Fohlen Widerspenstigkeit zu legen. (Altmann VI, 442.) Ung.: Idö a' bolondot is észre hozza. (Gaal, 1792.) 182 Die Zeit macht das Geschäft. It.: Il tempo vende merce. (Gaal, 1797.) 183 Die Zeit macht das Korn reif, pflügt aber nicht. – Sprichwörtergarten, 458; Schulzeitung, 1835, S. 50. 184 Die zeit macht den Menschen zeitig; wenn er gezeitigt, so gehets ans faulen. – Lehmann, 921, 39. 185 Die Zeit macht die Wiese grün. Mhd.: Rechte zeit macht grunen ein iglichs kraut. (Fastnachtsspiele.) (Zingerle, 60.) 186 Die Zeit macht Ernte, nicht das Feld. – Winckler, XVII, 99. 187 Die Zeit macht gescheit. Schwed.: Tid vinner visdom. (Grubb, 797.) 188 Die Zeit macht gescheite Leut'. Holl.: De tijd leert vroedschap. (Harrebomée, II, 331a.) 189 Die Zeit macht greis, aber nicht weis. Lat.: De iuuene tempus facit senem, de stulto nemo sapientem. (Bovill, I, 225.) 190 Die Zeit macht new. – Eyering, I, 767. 191 Die zeit macht's zeitig, der verzug macht's faul. – Lehmann, 803, 9. Frz.: En la puissance de l'homme est lieu non le temps. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [266]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/278>, abgerufen am 27.11.2024.