Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 46 Man muss so lange längs dem Zaune gehen, bis man hinübersteigen kann. (Ostpr.) - Frischbier, 29. 47 Man söcht nüms achter 'n Tuun, wenn man nich sölbs daarachter lägn het. Man sucht niemand hinterm Zaun, wenn man nicht selbst dahinter gelegen hat. 48 Man soll keinem den Zaun hintragen. - Graf, 84, 112. Wenn nun auch jeder, der sein Gut einfriedigt, auch das des Nachbars begrenzt, so liegen doch nur in der Ausübung des Besitzes die Grenzen für jeden. In Oesterreich: Man sol khainen seinen Zaun hintragen. (Kaltenbäck, I, 94, 21.) 49 Me kann lange ächter 'me (hinter einem) oallen (alten) Tune liggen, är he umfällt. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 78, 326. 50 Ueber einen niedrigen Zaun springt jedermann. Lat.: Zema twora wissos cozkos kopinej'. (Celakovsky, 96.) Poln.: Nizki plot lada koza przeskoczy. (Celakovsky, 96.) 51 Ueber einen niedrigen Zaun steigen alle Geissen. 52 War de Taun 'ne lage (flache, niedrige) Steie heft, steiget de Schweine 'ruäwer. - Lyra, 192. 53 Was man hinter dem Zaun aufliest, taugt nicht viel. 54 Was nützt der Zaun, wenn man darüber klettert. Böhm.: Malo platny ploty, pres ktere se leze. (Celakovsky, 340.) 55 Was nützt ein Zaun um den Garten, wenn die Thür offen steht. Dän.: Forgaeves at hegne haven naar ledet er aaben, at straenge dörren paa et sönderigt fugle buur. (Prov. dan., 178.) 56 Was über den Zaun fällt, ist des Nachbars. - Graf, 85, 123; Eiselein, 655; Simrock, 11991. Spricht den Grundsatz aus, dass abgefallenes Obst oder überhangender Ast dem gehört, auf dessen Grund und Boden es sich befindet. (S. Nachbar 132.) 57 Wenn de Taun dröggt witten hot, denn smecken Saurhöltken1 got. (Altmark.) - Danneil, 6. 1) Wilde Aepfel und Birnen, dann überhaupt alle kleinen und schlechten Früchte dieser beiden Obstsorten. Wenn Schnee gefallen ist, dann schmeckt auch das schlechte Obst gut. 58 Wenn der Zaun fällt, springen die Hunde darüber. - Simrock, 11986; Körte, 7064. Holl.: Als de hek van de dam is, loopen de schaapjes (koeijen) da weit uit. (Harrebomee, I, 298b.) Poln.: Na pochyle drzewo i kozy skaeza. - Sokol kiedy sie zepsieje, biedna wrona mu dogrzejc. - Swa zdechlemu lacno brode skubac. (Masson, 201.) 59 Wenn der Zaun niedergetreten ist, so kommt der Schalk. Luther meint damit den Teufel. (Genesis, IV, 63b.) 60 Wenn Einer den Zaun hält, so hält er auch das Gut. - Binder, III, 4170. 61 Wenn man über einen Zaun gestiegen, kann (müsste) man schon essen. - Frischbier, 4233; Lepner, 88. 62 Wenn sich der Zaun vorn ein wenig neiget, so stösst ihn der Teuffel vollends gar um. - Luther's Tischr., 92b; Petri, II, 673. 63 Wer den Zaun zerreisst, den beisst eine Schlange. - Pred. Sal. 10, 8; Pauli, Postilla, II, 99a; Petri, II, 690. Holl.: Wie den tuin verbreekt, dien zal eene slang steken. (Harrebomee, II, 273a.) 64 Wer die Zäune der Witwen frisst, dem bleiben die Pfähle im Munde stecken. 65 Wer ein alten zaun vmbreist, der kan von einer Schlang, die drunder ligt, gestochen werden. - Lehmann, 552, 50. 66 Wer ein Zaun kan vbersteigen, do er am höchsten ist, der kan jhn leicht vberschreiten, da er nidrig ist. - Lehmann, 309, 57. 67 Wer ohne Zaun pflanzt, erspart sich die Ernte. Frz.: Pour neant plante, qui n'enclot. (Cahier, 106.) 68 Wer wird erst lange um den Zaun herumgehen, wenn man drüberspringen kann. Wer wird sich erst um irgendeine Gunst bemühen, wenn es ohne dieselbe geht. Poln.: Nie trzeba okolo plotu dlugo chodzic, kiedy tatwie mozna przeskoczyc. (Celakovsky, 327.) [Spaltenumbruch] 69 Wie einer den Zaun hält, so hält er auch das Gut. - Simrock, 11988; Körte, 7065. 70 Wo dei Taun am legsten (seidsten, niedrigsten) is, is am lichsten äwerstigen. (Mecklenb.-Schw.) Hauskalender, I; Bueren, 1211; Eichwald, 1954; Schröder, 989; Schambach, 203. Der Aermere, Schwächere, Niedriggestellte zieht stets den Kürzern. "Vnd wo der Zaun am nidrigsten ist, da steigt man vber zu aller frist." (Waldis, I, 2, 41.) Dän.: Man ganger gjerne over gjerdet, som det er lavest. (Prov. dan., 218.) Holl.: Daer die tuum leechste is, climt men ierst over. Lat.: Est libitum bare, sepis loca suppeditare. (Reuterdahl, 279.) - Sepem vir calcat ibi plus ubi passior extat. (Fallersleben, 158.) Schwed.: Der garden ar lagst, stiger hvar man över. (Grubb, 149.) - Man throdher ther gardher som han aer laghast. (Reuterdahl, 279.) 71 Wo der zaun am nidersten ist, da will yeder man über. - Tappius, 220b; Hollenberg, II, 69; Lehmann, II, 858, 455; Eyering, III, 578; Gaal, 1778. Wo ein Vortheil ohne Mühe zu erlangen ist, da nimmt ihn ein jeder gern mit. "Wo der Zaun am niedrigsten ist, da steiget er (der Teufel) hinüber." (Luther's Werke, XIII, in Genes. 82b.) Engl.: Where the hedge is lowest, commonly men leap over. (Gaal, 1778.) 72 Wo der Zaun am niedrigsten ist, da ist leicht übersteigen. - Luther's Tischr., 226a; Hollenberg, II, 69; Simrock, 11985; Frischbier, 4148; Schmitz, I, 183, 14; Körte, 7062. "Also, wenns einen vbel gehet, werden viel Leute gefunden, die seiner noch spotten." (Mathesy, 35a.) - Bei Tunnicius (1171): Dar de taun sydest is, dar sticht men gerne over. (Seps ubi pressa magis vulgo pissundatur usque.) - In der Altmark: Wo de Taun set eis, gaon alle Hunn' äöw'r. (Danneil, 205.) - In Meurs: Wo de Taun an 't legste (am niedrigsten) es, do sprenkt den (der) Hond et ersch dröwer. (Firmenich, I, 401, 45; für Rastede: Firmenich, III, 29, 118) - In Soest: Wa de Tiun suige (niedrig) ies, da stigt Jieder herüäwer. (Firmenich, I, 349, 31, für Recklinghausen: Firmenich, III, 170, 10; für Franken: Frommann, VI, 327, 432; für Bremen: Köster, 255.) - In Oberharz: Wu d'r Zaun seid is, schpringt ü jeder driwer. (Lohrengel, I, 36.) - In Düren: Wo d'r Zong ät neddersch es, do klemp malleg (jeder) drövver. (Firmenich, I, 483, 47.) - In Bedburg: Wo der Zong am klensten est, do sprenk mer drüvver. - In Schlesien: Wau der Zaun neidrich is, weil itweder dreiber. (Frommann, III, 242, 5.) - In Luxemburg: Wo den Zonk niderech as, sprengt jideren driwer. (Dicks, I, 28.) Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Philippi, I, 38.) - Calcat jacentem vulgus. (Seneca.) (Philippi, I, 68.) - Sepes calcatur, quo pronior esse putatur. (Sutor, 325; Philippi, I, 176.) - Tam perit quam extrema faba. (Philippi, II, 210.) 73 Wo der Zaun am niedrigsten ist, da springt der Teufel hinüber. - Körte, 7063. 74 Wo der Zaun am niedrigsten ist, da springt der Teufel hinüber, sagte die Novizenmutter, es ist in unserm Garten schon oft geschehen. - Klosterspiegel, 32, 14. 75 Wo der Zaun gebücket steht, jedermann darüber geht. - Frischbier, 4149. 76 Wo der Zaun nidrig ist, da lauffet ein jeder vber. "Vnd wenn der arme ein stück Brodes hat, so kömpt ein Hund vnd nimpts jhm." (Mathesy, 243b.) 77 Wo der Zaun niedrig ist, sieht auch ein Kind in den Garten. 78 Wo kein Zaun ist, da wird das Gut verwüstet. - Petri, II, 807. 79 Wo kein Zaun ist, treiben alle Heerden hin. 80 Wor de Taun 'n lange Steiäd het, steiget de Schweine üäwer. (Münster.) - Frommann, VI, 428, 106. 81 Zaun ist des Ackers Mauer und der Himmel ist sein Dach. - Graf, 85, 115. 82 Zaun ist Friedensstifter unter den Nachbarn. - Graf, 85, 114. Isl.: Gardr er granna saetter. (Jarnsida, 99, 20.) *83 Auf dem Zaune reiten. In Nordamerika soviel, als in politischen Dingen sich neutral halten. *84 Da bin ich am Zaun. - Gotthelf, Leiden, II, 5. In dem Sinne: Da stehen die Ochsen am Berge; ich weiss keinen Rath, ich kann nicht weiter.
[Spaltenumbruch] 46 Man muss so lange längs dem Zaune gehen, bis man hinübersteigen kann. (Ostpr.) – Frischbier, 29. 47 Man söcht nüms achter 'n Tuun, wenn man nich sölbs daarachter lägn het. Man sucht niemand hinterm Zaun, wenn man nicht selbst dahinter gelegen hat. 48 Man soll keinem den Zaun hintragen. – Graf, 84, 112. Wenn nun auch jeder, der sein Gut einfriedigt, auch das des Nachbars begrenzt, so liegen doch nur in der Ausübung des Besitzes die Grenzen für jeden. In Oesterreich: Man sol khainen seinen Zaun hintragen. (Kaltenbäck, I, 94, 21.) 49 Me kann lange ächter 'me (hinter einem) oallen (alten) Tune liggen, är he umfällt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 326. 50 Ueber einen niedrigen Zaun springt jedermann. Lat.: Žémą tworą wissos cozkos kopinej'. (Čelakovsky, 96.) Poln.: Nizki płot lada koza przeskoczy. 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Wenn Schnee gefallen ist, dann schmeckt auch das schlechte Obst gut. 58 Wenn der Zaun fällt, springen die Hunde darüber. – Simrock, 11986; Körte, 7064. Holl.: Als de hek van de dam is, loopen de schaapjes (koeijen) da weit uit. (Harrebomée, I, 298b.) Poln.: Na pochyłe drzewo i kozy skaezą. – Sokol kiedy się zepsieje, biedna wrona mu dogrzejc. – Swa zdechłemu łacno brodę skubać. (Masson, 201.) 59 Wenn der Zaun niedergetreten ist, so kommt der Schalk. Luther meint damit den Teufel. (Genesis, IV, 63b.) 60 Wenn Einer den Zaun hält, so hält er auch das Gut. – Binder, III, 4170. 61 Wenn man über einen Zaun gestiegen, kann (müsste) man schon essen. – Frischbier, 4233; Lepner, 88. 62 Wenn sich der Zaun vorn ein wenig neiget, so stösst ihn der Teuffel vollends gar um. – Luther's Tischr., 92b; Petri, II, 673. 63 Wer den Zaun zerreisst, den beisst eine Schlange. – Pred. Sal. 10, 8; Pauli, Postilla, II, 99a; Petri, II, 690. Holl.: Wie den tuin verbreekt, dien zal eene slang steken. 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46 Man muss so lange längs dem Zaune gehen, bis man hinübersteigen kann. (Ostpr.) – Frischbier, 29.
47 Man söcht nüms achter 'n Tuun, wenn man nich sölbs daarachter lägn het.
Man sucht niemand hinterm Zaun, wenn man nicht selbst dahinter gelegen hat.
48 Man soll keinem den Zaun hintragen. – Graf, 84, 112.
Wenn nun auch jeder, der sein Gut einfriedigt, auch das des Nachbars begrenzt, so liegen doch nur in der Ausübung des Besitzes die Grenzen für jeden. In Oesterreich: Man sol khainen seinen Zaun hintragen. (Kaltenbäck, I, 94, 21.)
49 Me kann lange ächter 'me (hinter einem) oallen (alten) Tune liggen, är he umfällt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 326.
50 Ueber einen niedrigen Zaun springt jedermann.
Lat.: Žémą tworą wissos cozkos kopinej'. (Čelakovsky, 96.)
Poln.: Nizki płot lada koza przeskoczy. (Čelakovsky, 96.)
51 Ueber einen niedrigen Zaun steigen alle Geissen.
52 Wâr de Tûn 'ne lâge (flache, niedrige) Stîe heft, stîget de Schwîne 'ruäwer. – Lyra, 192.
53 Was man hinter dem Zaun aufliest, taugt nicht viel.
54 Was nützt der Zaun, wenn man darüber klettert.
Böhm.: Málo platny ploty, přes které se leze. (Čelakovsky, 340.)
55 Was nützt ein Zaun um den Garten, wenn die Thür offen steht.
Dän.: Forgæves at hegne haven naar ledet er aaben, at strænge dørren paa et sønderigt fugle buur. (Prov. dan., 178.)
56 Was über den Zaun fällt, ist des Nachbars. – Graf, 85, 123; Eiselein, 655; Simrock, 11991.
Spricht den Grundsatz aus, dass abgefallenes Obst oder überhangender Ast dem gehört, auf dessen Grund und Boden es sich befindet. (S. Nachbar 132.)
57 Wenn de Tûn dröggt witten hôt, denn smecken Sûrhöltken1 gôt. (Altmark.) – Danneil, 6.
1) Wilde Aepfel und Birnen, dann überhaupt alle kleinen und schlechten Früchte dieser beiden Obstsorten. Wenn Schnee gefallen ist, dann schmeckt auch das schlechte Obst gut.
58 Wenn der Zaun fällt, springen die Hunde darüber. – Simrock, 11986; Körte, 7064.
Holl.: Als de hek van de dam is, loopen de schaapjes (koeijen) da weit uit. (Harrebomée, I, 298b.)
Poln.: Na pochyłe drzewo i kozy skaezą. – Sokol kiedy się zepsieje, biedna wrona mu dogrzejc. – Swa zdechłemu łacno brodę skubać. (Masson, 201.)
59 Wenn der Zaun niedergetreten ist, so kommt der Schalk.
Luther meint damit den Teufel. (Genesis, IV, 63b.)
60 Wenn Einer den Zaun hält, so hält er auch das Gut. – Binder, III, 4170.
61 Wenn man über einen Zaun gestiegen, kann (müsste) man schon essen. – Frischbier, 4233; Lepner, 88.
62 Wenn sich der Zaun vorn ein wenig neiget, so stösst ihn der Teuffel vollends gar um. – Luther's Tischr., 92b; Petri, II, 673.
63 Wer den Zaun zerreisst, den beisst eine Schlange. – Pred. Sal. 10, 8; Pauli, Postilla, II, 99a; Petri, II, 690.
Holl.: Wie den tuin verbreekt, dien zal eene slang steken. (Harrebomée, II, 273a.)
64 Wer die Zäune der Witwen frisst, dem bleiben die Pfähle im Munde stecken.
65 Wer ein alten zaun vmbreist, der kan von einer Schlang, die drunder ligt, gestochen werden. – Lehmann, 552, 50.
66 Wer ein Zaun kan vbersteigen, do er am höchsten ist, der kan jhn leicht vberschreiten, da er nidrig ist. – Lehmann, 309, 57.
67 Wer ohne Zaun pflanzt, erspart sich die Ernte.
Frz.: Pour néant plante, qui n'enclôt. (Cahier, 106.)
68 Wer wird erst lange um den Zaun herumgehen, wenn man drüberspringen kann.
Wer wird sich erst um irgendeine Gunst bemühen, wenn es ohne dieselbe geht.
Poln.: Nie trzeba około płotu długo chodzić, kiedy tatwie možna przeskoczyć. (Čelakovsky, 327.)
69 Wie einer den Zaun hält, so hält er auch das Gut. – Simrock, 11988; Körte, 7065.
70 Wo dei Tûn am legsten (sîdsten, niedrigsten) is, is am lichsten äwerstigen. (Mecklenb.-Schw.) Hauskalender, I; Bueren, 1211; Eichwald, 1954; Schröder, 989; Schambach, 203.
Der Aermere, Schwächere, Niedriggestellte zieht stets den Kürzern. „Vnd wo der Zaun am nidrigsten ist, da steigt man vber zu aller frist.“ (Waldis, I, 2, 41.)
Dän.: Man ganger gjerne over gjerdet, som det er lavest. (Prov. dan., 218.)
Holl.: Daer die tuum leechste is, climt men ierst over.
Lat.: Est libitum bare, sepis loca suppeditare. (Reuterdahl, 279.) – Sepem vir calcat ibi plus ubi passior extat. (Fallersleben, 158.)
Schwed.: Der gården år lågst, stiger hvar man över. (Grubb, 149.) – Man throdher ther gardher som han aer laghast. (Reuterdahl, 279.)
71 Wo der zaun am nidersten ist, da will yeder man über. – Tappius, 220b; Hollenberg, II, 69; Lehmann, II, 858, 455; Eyering, III, 578; Gaal, 1778.
Wo ein Vortheil ohne Mühe zu erlangen ist, da nimmt ihn ein jeder gern mit. „Wo der Zaun am niedrigsten ist, da steiget er (der Teufel) hinüber.“ (Luther's Werke, XIII, in Genes. 82b.)
Engl.: Where the hedge is lowest, commonly men leap over. (Gaal, 1778.)
72 Wo der Zaun am niedrigsten ist, da ist leicht übersteigen. – Luther's Tischr., 226a; Hollenberg, II, 69; Simrock, 11985; Frischbier, 4148; Schmitz, I, 183, 14; Körte, 7062.
„Also, wenns einen vbel gehet, werden viel Leute gefunden, die seiner noch spotten.“ (Mathesy, 35a.) – Bei Tunnicius (1171): Dâr de tûn sydest is, dar sticht men gêrne ôver. (Seps ubi pressa magis vulgo pissundatur usque.) – In der Altmark: Wo de Tûn sêt îs, gaon alle Hunn' äöw'r. (Danneil, 205.) – In Meurs: Wo de Tûn an 't legste (am niedrigsten) es, do sprenkt den (der) Hond et ersch dröwer. (Firmenich, I, 401, 45; für Rastede: Firmenich, III, 29, 118) – In Soest: Wa de Tiun suige (niedrig) ies, dâ stigt Jieder herüäwer. (Firmenich, I, 349, 31, für Recklinghausen: Firmenich, III, 170, 10; für Franken: Frommann, VI, 327, 432; für Bremen: Köster, 255.) – In Oberharz: Wu d'r Zaun sîd is, schpringt ü jeder driwer. (Lohrengel, I, 36.) – In Düren: Wo d'r Zong ät neddersch es, dô klemp malleg (jeder) drövver. (Firmenich, I, 483, 47.) – In Bedburg: Wo der Zong am klênsten est, do sprenk mer drüvver. – In Schlesien: Wû der Zaun nîdrich is, wîl itweder drîber. (Frommann, III, 242, 5.) – In Luxemburg: Wo den Zonk niderech as, sprengt jideren driwer. (Dicks, I, 28.)
Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Philippi, I, 38.) – Calcat jacentem vulgus. (Seneca.) (Philippi, I, 68.) – Sepes calcatur, quo pronior esse putatur. (Sutor, 325; Philippi, I, 176.) – Tam perit quam extrema faba. (Philippi, II, 210.)
73 Wo der Zaun am niedrigsten ist, da springt der Teufel hinüber. – Körte, 7063.
74 Wo der Zaun am niedrigsten ist, da springt der Teufel hinüber, sagte die Novizenmutter, es ist in unserm Garten schon oft geschehen. – Klosterspiegel, 32, 14.
75 Wo der Zaun gebücket steht, jedermann darüber geht. – Frischbier, 4149.
76 Wo der Zaun nidrig ist, da lauffet ein jeder vber.
„Vnd wenn der arme ein stück Brodes hat, so kömpt ein Hund vnd nimpts jhm.“ (Mathesy, 243b.)
77 Wo der Zaun niedrig ist, sieht auch ein Kind in den Garten.
78 Wo kein Zaun ist, da wird das Gut verwüstet. – Petri, II, 807.
79 Wo kein Zaun ist, treiben alle Heerden hin.
80 Wor de Tûn 'n lange Stîäd het, stîget de Schwîne üäwer. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 106.
81 Zaun ist des Ackers Mauer und der Himmel ist sein Dach. – Graf, 85, 115.
82 Zaun ist Friedensstifter unter den Nachbarn. – Graf, 85, 114.
Isl.: Gardr er granna saetter. (Jarnsida, 99, 20.)
*83 Auf dem Zaune reiten.
In Nordamerika soviel, als in politischen Dingen sich neutral halten.
*84 Da bin ich am Zaun. – Gotthelf, Leiden, II, 5.
In dem Sinne: Da stehen die Ochsen am Berge; ich weiss keinen Rath, ich kann nicht weiter.
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