Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Wipsig.

Wipsig1 as Berend Heikes sein Hüdels (Klösse). - Kern, 102.

1) Beweglich, uneigentlich schlüpfrig, von wippen = hüpfen.


Wir.

1 Ja wenn wi nich wier'n, säd' de Latern' to 'n Mand (Mond), dor ging se aut. - Hoefer, 665; Peik, 196, 211.

2 Wir sind wir und nennen (schreiben) uns stets von. (Wehlau.) - Frischbier, II, 2922.

3 Wir und Ihr, Unser und Euer machen in der Welt viel zu thun. - Chaos, 576.


Wirbach.

Wer in Wirbach sich will nähren, der muss suchen Heidelbeeren; kann er sich darein nicht finden, muss er lernen Besen binden; wer dazu besitzt kein Reis, stiehlt's im Hainberg. Kyrie Eleis'.

Nach einem Artikel in der Gartenlaube (Leipzig 1873, S. 196): "Die Besenbinder", hat diesen Spruch ein Pfarrer zu Blankenburg Anfang dieses Jahrhunderts in der benachbarten Tochtergemeinde Wirbach (ein Ortsname, der in Huhn's Lexikon fehlt) einer Predigt beigefügt. Es sollen dort sehr viel Besenbinder gewohnt haben, die sich vorherrschend die Birkenreiser gestohlen haben. Da der Pfarrer aber am dortigen Hainberge selbst ein Birkengehölz besass, so machte ihm diese Art Besenbinderei viel Verdruss, zumal die Besenbinder in ihrer Zunftordnung die Verpflichtung besassen, nur mit einem Karren in den Wald Ruthen schneiden zu fahren, dessen Rad mit Filz beschlagen war. Der letzte Innungstag der Besenbinderzunft wurde 1849 in dem Dorfe Schwarzburg abgehalten.


Wirbel.

1 Wenn die Wirbel locker sind, schlottern die Fenster.

Holl.: Als de wervels los zijn, dan klappen de deuren. (Harrebomee, II, 455a.)

2 Wer in einen Wirbel kommt, muss mit taumeln.

*3 Das jückt mir auf dem Wirbel. - Frischbier, II, 2923.

Ist mir unangenehm, ärgert mich. "Das jückt mir auf dem Wirbel, dass ich das Märchen der Stadt geworden bin." (Hermes, VI, 419.)

*4 Er hat der Wirbel. (Solothurn.) - Schild, 97, 439.

Ist übel gelaunt, auch halb verrückt.

*5 Er schlägt Wirbel.

Ist betrunken.

*6 Vom Wirbel bis an die Sohlen. - Körte, 6867c.


Wirbelwind.

* Er ist wie ein Wirbelwind. - Frischbier, 4061.


Wirbsen.

* Auf Wirbsen denken.

"Ich hire wul, ihr hot gor ortig lernen uf Wirbsen denken." (Keller, 169b.) Ich habe die Redensart in Schlesien nie gehört und habe nicht erfahren können, was Wirbsen sind.


Wirdumer.

* Weikt jo, Wirmers (Wirdumer), de Riesumers kamen. - Kern, 80.

Die Riesumer wollen als beste Schlittschuhläufer gelten und beanspruchen, dass alle übrigen auf dem Eise ihnen ausweichen.


Wirjekohl.

* Det is mir allens Wirjekol.

Auch Wirsekohl, Wirsigkohl, d. h. ist mir gleichgültig. (Trachsel, 64.)


Wirken.

1 Jeder wirkt nach dem, was er gilt.

"Nicht das, was du bist, sondern das, was du im Auge des Volkes bist, wirkt auf das Volk, dein Ansehen nur."

Lat.: Auctoritas rerum gerendarum telum. (Sailer, Sprüche, 124, 98.)

2 Man soll wirken, weil's Tag ist. - Joh. 9, 4.

Holl.: Werkende zoo lang het dag is. (Laurillard, 65.)

Ill.: Dok smo, nek smo; kad umremo, da se spominjemo. (Celakovsky, 105.)

*3 Das wirkt wie Lion's powder1 auf die Wanzen. (Nordamerika.) - Heinzen, Pionier, Boston, 22. Juli 1863, S. 6.

1) Ein in den nordamerikanischen Zeitungen angepriesenes Wanzenvertilgungsmittel.


Wirkung.

1 Die Wirkung ändert sich im Bad, ist einem nutz, dem andern Schad.

2 Keine Wirkung ohne Ursache.

Holl.: Geene uitwerking zonder oorzaak. (Harrebomee, II, 353a.)


[Spaltenumbruch]
Wirriwarri.

* Wirriwarri machen unter Leuten. - Geiler; Alsatia, 1862-67, 472.

Wirrwarr, Confusion.


Wirs.

* Mir wird davon ganz wirs. - Eiselein, 645.


Wirtel.

* A hot 'n schlemma Wert'l oag'schraubt. (Troppau.) - Peter, 448.

Er trägt mir etwas nach, hat einen stillen Groll auf mich. (S. Häkel 1.)


Wirth.

1 Beim besten Wirth zehret man am besten. - Lehmann, 922, 10.

2 Beim Wirth muss man dass lachen sowol bezahlen, als die Kost. - Lehmann, 923, 24; Eiselein, 646; Simrock, 11683.

3 Da der Wirth ein Hanrey ist, ziehen die Gäste gerne ein. - Facet., 502.

4 Darnach der Wirth ist, darnach befinden sich (beschert ihm Gott) die Gäste. - Lehmann, II, 57, 2.

Lat.: Si bonus est hospes, malus, aut similis venit hospes. (Sutor, 560.)

5 Darnach Wirt, darnach Gast. - Petri, II, 56.

6 Das ist ein guter Wirth, der die Löcher zu und die Böden voll macht.

Aus dem Munde eines Bauern. Zur Erklärung bemerkte er, dass er seine Wirthschaft jetzt in Stand habe; bei Uebernahme derselben habe er in Wänden, Zäunen, Wiesen und Feldern Löcher gehabt; diese seien jetzt zu und - die leeren Böden voll.

7 Das ist ein schlechter Wirth, der im eigenen Hause beschneit (beregnet).

8 De Wärt mot vorup. - Lohrengel, I, 163.

9 Dem Wirth der Gast ist lieb und werth, bis der Säckel ausgeleert. - Chaos, 110.

10 Dem Wirth im Hause steht es frei, auch unter das Bett zu machen seine Streu.

11 Den Wirth bezahlt man auf dem Boden. - Graf, 253, 182.

In der Schweiz durfte der Wirth dem Gast nur dann auf Borg einschenken, wenn er trockene und unblutige Pfänder gab, die dann verkauft wurden, sobald das angestochene Fass leer getrunken war, da auf dem Fassboden jeder Ausstand bezahlt werden soll. "Vnd sol man Inn (den Wirth) vff dem Boden bezalen." (Schauberg, I, 101, 44.)

12 Den Wirth findet man überall daheim, wohin man laufen mag. - Binder III, 4084; Körte, 6874.

Lat.: Cauponi inest mens, ut quidem visum est mihi.

13 Den Wirth kennt man mittags, den Gast am Morgen. - Altmann VI, 437.

14 Den Wirth muss man nicht fragen, ob er guten Wein hat.

It.: Non domandar mai all' hoste, se ha buon vino. (Pazzaglia, 171, 1.)

15 Der beste Wirth ist ein Schelm.

16 Der geringste Wirth ist offt der beste. - Henisch, 1519, 3.

17 Der willigste Wirth kann seinem Gast die Stute nicht schlachten, die er selber nicht besitzt. (Jakutisch.)

18 Der Wirt isset auch zuweilen mit den Gesten. - Petri, II, 115.

19 Der wirt ist nicht der beste, der sich volltrinket, ehe seine Gäste. - Henisch, 325, 46.

20 Der Wirt mir essen bringt, weil ich hab' was klingt. - Petri, II, 115.

21 Der Wirth allwegen der beste, mehr trinken muss als die Gäste. - Eiselein, 645.

22 Der Wirth antwortet für den Gast. - Graf, 291, 46.

Da der Fremde die Landesgesetze gar nicht oder doch nur unvollkommen kennt, so war oft der Wirth, bei dem er einkehrte und der ihn zu belehren hatte, für seine ungesetzlichen Handlungen verantwortlich. Auf Rügen: "De Wehrt antwordet vor den gast." (Normann, 120, 101.)

23 Der Wirth, der keine Gäste will han, muss kein Schild aushängen.

Gilt auch von Frauenzimmeraugen, -Blicken und -Kleidung.

[Spaltenumbruch]
Wipsig.

Wipsig1 as Berend Heikes sîn Hüdels (Klösse).Kern, 102.

1) Beweglich, uneigentlich schlüpfrig, von wippen = hüpfen.


Wir.

1 Ja wenn wi nich wier'n, säd' de Latern' tô 'n Mând (Mond), dor ging se ût.Hœfer, 665; Peik, 196, 211.

2 Wir sind wir und nennen (schreiben) uns stets von. (Wehlau.) – Frischbier, II, 2922.

3 Wir und Ihr, Unser und Euer machen in der Welt viel zu thun.Chaos, 576.


Wirbach.

Wer in Wirbach sich will nähren, der muss suchen Heidelbeeren; kann er sich darein nicht finden, muss er lernen Besen binden; wer dazu besitzt kein Reis, stiehlt's im Hainberg. Kyrie Eleis'.

Nach einem Artikel in der Gartenlaube (Leipzig 1873, S. 196): „Die Besenbinder“, hat diesen Spruch ein Pfarrer zu Blankenburg Anfang dieses Jahrhunderts in der benachbarten Tochtergemeinde Wirbach (ein Ortsname, der in Huhn's Lexikon fehlt) einer Predigt beigefügt. Es sollen dort sehr viel Besenbinder gewohnt haben, die sich vorherrschend die Birkenreiser gestohlen haben. Da der Pfarrer aber am dortigen Hainberge selbst ein Birkengehölz besass, so machte ihm diese Art Besenbinderei viel Verdruss, zumal die Besenbinder in ihrer Zunftordnung die Verpflichtung besassen, nur mit einem Karren in den Wald Ruthen schneiden zu fahren, dessen Rad mit Filz beschlagen war. Der letzte Innungstag der Besenbinderzunft wurde 1849 in dem Dorfe Schwarzburg abgehalten.


Wirbel.

1 Wenn die Wirbel locker sind, schlottern die Fenster.

Holl.: Als de wervels los zijn, dan klappen de deuren. (Harrebomée, II, 455a.)

2 Wer in einen Wirbel kommt, muss mit taumeln.

*3 Das jückt mir auf dem Wirbel.Frischbier, II, 2923.

Ist mir unangenehm, ärgert mich. „Das jückt mir auf dem Wirbel, dass ich das Märchen der Stadt geworden bin.“ (Hermes, VI, 419.)

*4 Er hat der Wirbel. (Solothurn.) – Schild, 97, 439.

Ist übel gelaunt, auch halb verrückt.

*5 Er schlägt Wirbel.

Ist betrunken.

*6 Vom Wirbel bis an die Sohlen.Körte, 6867c.


Wirbelwind.

* Er ist wie ein Wirbelwind.Frischbier, 4061.


Wirbsen.

* Auf Wirbsen denken.

„Ich hire wul, ihr hot gor ortig lernen uf Wirbsen denken.“ (Keller, 169b.) Ich habe die Redensart in Schlesien nie gehört und habe nicht erfahren können, was Wirbsen sind.


Wirdumer.

* Wîkt jo, Wirmers (Wirdumer), de Riesumers kamen.Kern, 80.

Die Riesumer wollen als beste Schlittschuhläufer gelten und beanspruchen, dass alle übrigen auf dem Eise ihnen ausweichen.


Wirjekohl.

* Det is mir allens Wirjekol.

Auch Wirsekohl, Wirsigkohl, d. h. ist mir gleichgültig. (Trachsel, 64.)


Wirken.

1 Jeder wirkt nach dem, was er gilt.

„Nicht das, was du bist, sondern das, was du im Auge des Volkes bist, wirkt auf das Volk, dein Ansehen nur.“

Lat.: Auctoritas rerum gerendarum telum. (Sailer, Sprüche, 124, 98.)

2 Man soll wirken, weil's Tag ist.Joh. 9, 4.

Holl.: Werkende zoo lang het dag is. (Laurillard, 65.)

Ill.: Dok smo, nek smo; kad umremo, da se spominjemo. (Čelakovsky, 105.)

*3 Das wirkt wie Lion's powder1 auf die Wanzen. (Nordamerika.) – Heinzen, Pionier, Boston, 22. Juli 1863, S. 6.

1) Ein in den nordamerikanischen Zeitungen angepriesenes Wanzenvertilgungsmittel.


Wirkung.

1 Die Wirkung ändert sich im Bad, ist einem nutz, dem andern Schad.

2 Keine Wirkung ohne Ursache.

Holl.: Geene uitwerking zonder oorzaak. (Harrebomée, II, 353a.)


[Spaltenumbruch]
Wirriwarri.

* Wirriwarri machen unter Leuten.Geiler; Alsatia, 1862-67, 472.

Wirrwarr, Confusion.


Wirs.

* Mir wird davon ganz wirs.Eiselein, 645.


Wirtel.

* A hôt 'n schlemma Wert'l oag'schraubt. (Troppau.) – Peter, 448.

Er trägt mir etwas nach, hat einen stillen Groll auf mich. (S. Häkel 1.)


Wirth.

1 Beim besten Wirth zehret man am besten.Lehmann, 922, 10.

2 Beim Wirth muss man dass lachen sowol bezahlen, als die Kost.Lehmann, 923, 24; Eiselein, 646; Simrock, 11683.

3 Da der Wirth ein Hanrey ist, ziehen die Gäste gerne ein.Facet., 502.

4 Darnach der Wirth ist, darnach befinden sich (beschert ihm Gott) die Gäste.Lehmann, II, 57, 2.

Lat.: Si bonus est hospes, malus, aut similis venit hospes. (Sutor, 560.)

5 Darnach Wirt, darnach Gast.Petri, II, 56.

6 Das ist ein guter Wirth, der die Löcher zu und die Böden voll macht.

Aus dem Munde eines Bauern. Zur Erklärung bemerkte er, dass er seine Wirthschaft jetzt in Stand habe; bei Uebernahme derselben habe er in Wänden, Zäunen, Wiesen und Feldern Löcher gehabt; diese seien jetzt zu und – die leeren Böden voll.

7 Das ist ein schlechter Wirth, der im eigenen Hause beschneit (beregnet).

8 De Wärt mot vorup.Lohrengel, I, 163.

9 Dem Wirth der Gast ist lieb und werth, bis der Säckel ausgeleert.Chaos, 110.

10 Dem Wirth im Hause steht es frei, auch unter das Bett zu machen seine Streu.

11 Den Wirth bezahlt man auf dem Boden.Graf, 253, 182.

In der Schweiz durfte der Wirth dem Gast nur dann auf Borg einschenken, wenn er trockene und unblutige Pfänder gab, die dann verkauft wurden, sobald das angestochene Fass leer getrunken war, da auf dem Fassboden jeder Ausstand bezahlt werden soll. „Vnd sol man Inn (den Wirth) vff dem Boden bezalen.“ (Schauberg, I, 101, 44.)

12 Den Wirth findet man überall daheim, wohin man laufen mag.Binder III, 4084; Körte, 6874.

Lat.: Cauponi inest mens, ut quidem visum est mihi.

13 Den Wirth kennt man mittags, den Gast am Morgen.Altmann VI, 437.

14 Den Wirth muss man nicht fragen, ob er guten Wein hat.

It.: Non domandar mai all' hoste, se hà buon vino. (Pazzaglia, 171, 1.)

15 Der beste Wirth ist ein Schelm.

16 Der geringste Wirth ist offt der beste.Henisch, 1519, 3.

17 Der willigste Wirth kann seinem Gast die Stute nicht schlachten, die er selber nicht besitzt. (Jakutisch.)

18 Der Wirt isset auch zuweilen mit den Gesten.Petri, II, 115.

19 Der wirt ist nicht der beste, der sich volltrinket, ehe seine Gäste.Henisch, 325, 46.

20 Der Wirt mir essen bringt, weil ich hab' was klingt.Petri, II, 115.

21 Der Wirth allwegen der beste, mehr trinken muss als die Gäste.Eiselein, 645.

22 Der Wirth antwortet für den Gast.Graf, 291, 46.

Da der Fremde die Landesgesetze gar nicht oder doch nur unvollkommen kennt, so war oft der Wirth, bei dem er einkehrte und der ihn zu belehren hatte, für seine ungesetzlichen Handlungen verantwortlich. Auf Rügen: „De Wehrt antwordet vor den gast.“ (Normann, 120, 101.)

23 Der Wirth, der keine Gäste will han, muss kein Schild aushängen.

Gilt auch von Frauenzimmeraugen, -Blicken und -Kleidung.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0151" n="[139]"/>
        <cb n="277"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wipsig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wipsig<hi rendition="#sup">1</hi> as Berend Heikes sîn Hüdels (Klösse).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 102.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Beweglich, uneigentlich schlüpfrig, von wippen = hüpfen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wir.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ja wenn wi nich wier'n, säd' de Latern' tô 'n Mând (Mond), dor ging se ût.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">H&#x0153;fer, 665; Peik, 196, 211.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wir sind wir und nennen (schreiben) uns stets von.</hi> (<hi rendition="#i">Wehlau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 2922.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wir und Ihr, Unser und Euer machen in der Welt viel zu thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 576.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirbach.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer in Wirbach sich will nähren, der muss suchen Heidelbeeren; kann er sich darein nicht finden, muss er lernen Besen binden; wer dazu besitzt kein Reis, stiehlt's im Hainberg. Kyrie Eleis'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach einem Artikel in der <hi rendition="#i">Gartenlaube</hi> (Leipzig 1873, S. 196): &#x201E;Die Besenbinder&#x201C;, hat diesen Spruch ein Pfarrer zu Blankenburg Anfang dieses Jahrhunderts in der benachbarten Tochtergemeinde Wirbach (ein Ortsname, der in <hi rendition="#i">Huhn's Lexikon</hi> fehlt) einer Predigt beigefügt. Es sollen dort sehr viel Besenbinder gewohnt haben, die sich vorherrschend die Birkenreiser gestohlen haben. Da der Pfarrer aber am dortigen Hainberge selbst ein Birkengehölz besass, so machte ihm diese Art Besenbinderei viel Verdruss, zumal die Besenbinder in ihrer Zunftordnung die Verpflichtung besassen, nur mit einem Karren in den Wald Ruthen schneiden zu fahren, dessen Rad mit Filz beschlagen war. Der letzte Innungstag der Besenbinderzunft wurde 1849 in dem Dorfe Schwarzburg abgehalten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirbel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wenn die Wirbel locker sind, schlottern die Fenster.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als de wervels los zijn, dan klappen de deuren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 455<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer in einen Wirbel kommt, muss mit taumeln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Das jückt mir auf dem Wirbel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 2923.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist mir unangenehm, ärgert mich. &#x201E;Das jückt mir auf dem Wirbel, dass ich das Märchen der Stadt geworden bin.&#x201C; (<hi rendition="#i">Hermes, VI, 419.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er hat der Wirbel.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 97, 439.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist übel gelaunt, auch halb verrückt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Er schlägt Wirbel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist betrunken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Vom Wirbel bis an die Sohlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6867<hi rendition="#sup">c</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirbelwind.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist wie ein Wirbelwind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 4061.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirbsen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Auf Wirbsen denken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ich hire wul, ihr hot gor ortig lernen uf Wirbsen denken.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 169<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) Ich habe die Redensart in Schlesien nie gehört und habe nicht erfahren können, was Wirbsen sind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirdumer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Wîkt jo, Wirmers (Wirdumer), de Riesumers kamen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Riesumer wollen als beste Schlittschuhläufer gelten und beanspruchen, dass alle übrigen auf dem Eise ihnen ausweichen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirjekohl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Det is mir allens Wirjekol.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch Wirsekohl, Wirsigkohl, d. h. ist mir gleichgültig. (<hi rendition="#i">Trachsel, 64.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Jeder wirkt nach dem, was er gilt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Nicht das, was du bist, sondern das, was du im Auge des Volkes bist, wirkt auf das Volk, dein Ansehen nur.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Auctoritas rerum gerendarum telum. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 124, 98.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man soll wirken, weil's Tag ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Joh. 9, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Werkende zoo lang het dag is. (<hi rendition="#i">Laurillard, 65.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ill.</hi>: Dok smo, nek smo; kad umremo, da se spominjemo. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 105.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Das wirkt wie Lion's powder<hi rendition="#sup">1</hi> auf die Wanzen.</hi> (<hi rendition="#i">Nordamerika.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Heinzen, Pionier, Boston, 22. Juli 1863, S. 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein in den nordamerikanischen Zeitungen angepriesenes Wanzenvertilgungsmittel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirkung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Wirkung ändert sich im Bad, ist einem nutz, dem andern Schad.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Keine Wirkung ohne Ursache.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Geene uitwerking zonder oorzaak. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 353<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="278"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirriwarri.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Wirriwarri machen unter Leuten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler; Alsatia, 1862-67, 472.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wirrwarr, Confusion.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirs.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Mir wird davon ganz wirs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 645.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirtel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A hôt 'n schlemma Wert'l oag'schraubt.</hi> (<hi rendition="#i">Troppau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 448.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er trägt mir etwas nach, hat einen stillen Groll auf mich. (S.  Häkel 1.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wirth.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Beim besten Wirth zehret man am besten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 922, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Beim Wirth muss man dass lachen sowol bezahlen, als die Kost.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 923, 24; Eiselein, 646; Simrock, 11683.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Da der Wirth ein Hanrey ist, ziehen die Gäste gerne ein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Facet., 502.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Darnach der Wirth ist, darnach befinden sich (beschert ihm Gott) die Gäste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 57, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Si bonus est hospes, malus, aut similis venit hospes. (<hi rendition="#i">Sutor, 560.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Darnach Wirt, darnach Gast.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Das ist ein guter Wirth, der die Löcher zu und die Böden voll macht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus dem Munde eines Bauern. Zur Erklärung bemerkte er, dass er seine Wirthschaft jetzt in Stand habe; bei Uebernahme derselben habe er in Wänden, Zäunen, Wiesen und Feldern Löcher gehabt; diese seien jetzt zu und &#x2013; die leeren Böden voll.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Das ist ein schlechter Wirth, der im eigenen Hause beschneit (beregnet).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 De Wärt mot vorup.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 163.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Dem Wirth der Gast ist lieb und werth, bis der Säckel ausgeleert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Dem Wirth im Hause steht es frei, auch unter das Bett zu machen seine Streu.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Den Wirth bezahlt man auf dem Boden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 253, 182.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Schweiz durfte der Wirth dem Gast nur dann auf Borg einschenken, wenn er trockene und unblutige Pfänder gab, die dann verkauft wurden, sobald das angestochene Fass leer getrunken war, da auf dem Fassboden jeder Ausstand bezahlt werden soll. &#x201E;Vnd sol man Inn (den Wirth) vff dem Boden bezalen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schauberg, I, 101, 44.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Den Wirth findet man überall daheim, wohin man laufen mag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Binder III, 4084; Körte, 6874.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cauponi inest mens, ut quidem visum est mihi.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Den Wirth kennt man mittags, den Gast am Morgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 437.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Den Wirth muss man nicht fragen, ob er guten Wein hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Non domandar mai all' hoste, se hà buon vino. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 171, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Der beste Wirth ist ein Schelm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Der geringste Wirth ist offt der beste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1519, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Der willigste Wirth kann seinem Gast die Stute nicht schlachten, die er selber nicht besitzt.</hi> (<hi rendition="#i">Jakutisch.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Der Wirt isset auch zuweilen mit den Gesten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 115.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Der wirt ist nicht der beste, der sich volltrinket, ehe seine Gäste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 325, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Der Wirt mir essen bringt, weil ich hab' was klingt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 115.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Der Wirth allwegen der beste, mehr trinken muss als die Gäste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 645.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Der Wirth antwortet für den Gast.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 291, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Da der Fremde die Landesgesetze gar nicht oder doch nur unvollkommen kennt, so war oft der Wirth, bei dem er einkehrte und der ihn zu belehren hatte, für seine ungesetzlichen Handlungen verantwortlich. Auf Rügen: &#x201E;De Wehrt antwordet vor den gast.&#x201C; (<hi rendition="#i">Normann, 120, 101.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Der Wirth, der keine Gäste will han, muss kein Schild aushängen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gilt auch von Frauenzimmeraugen, -Blicken und -Kleidung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[139]/0151] Wipsig. Wipsig1 as Berend Heikes sîn Hüdels (Klösse). – Kern, 102. 1) Beweglich, uneigentlich schlüpfrig, von wippen = hüpfen. Wir. 1 Ja wenn wi nich wier'n, säd' de Latern' tô 'n Mând (Mond), dor ging se ût. – Hœfer, 665; Peik, 196, 211. 2 Wir sind wir und nennen (schreiben) uns stets von. (Wehlau.) – Frischbier, II, 2922. 3 Wir und Ihr, Unser und Euer machen in der Welt viel zu thun. – Chaos, 576. Wirbach. Wer in Wirbach sich will nähren, der muss suchen Heidelbeeren; kann er sich darein nicht finden, muss er lernen Besen binden; wer dazu besitzt kein Reis, stiehlt's im Hainberg. Kyrie Eleis'. Nach einem Artikel in der Gartenlaube (Leipzig 1873, S. 196): „Die Besenbinder“, hat diesen Spruch ein Pfarrer zu Blankenburg Anfang dieses Jahrhunderts in der benachbarten Tochtergemeinde Wirbach (ein Ortsname, der in Huhn's Lexikon fehlt) einer Predigt beigefügt. Es sollen dort sehr viel Besenbinder gewohnt haben, die sich vorherrschend die Birkenreiser gestohlen haben. Da der Pfarrer aber am dortigen Hainberge selbst ein Birkengehölz besass, so machte ihm diese Art Besenbinderei viel Verdruss, zumal die Besenbinder in ihrer Zunftordnung die Verpflichtung besassen, nur mit einem Karren in den Wald Ruthen schneiden zu fahren, dessen Rad mit Filz beschlagen war. Der letzte Innungstag der Besenbinderzunft wurde 1849 in dem Dorfe Schwarzburg abgehalten. Wirbel. 1 Wenn die Wirbel locker sind, schlottern die Fenster. Holl.: Als de wervels los zijn, dan klappen de deuren. (Harrebomée, II, 455a.) 2 Wer in einen Wirbel kommt, muss mit taumeln. *3 Das jückt mir auf dem Wirbel. – Frischbier, II, 2923. Ist mir unangenehm, ärgert mich. „Das jückt mir auf dem Wirbel, dass ich das Märchen der Stadt geworden bin.“ (Hermes, VI, 419.) *4 Er hat der Wirbel. (Solothurn.) – Schild, 97, 439. Ist übel gelaunt, auch halb verrückt. *5 Er schlägt Wirbel. Ist betrunken. *6 Vom Wirbel bis an die Sohlen. – Körte, 6867c. Wirbelwind. * Er ist wie ein Wirbelwind. – Frischbier, 4061. Wirbsen. * Auf Wirbsen denken. „Ich hire wul, ihr hot gor ortig lernen uf Wirbsen denken.“ (Keller, 169b.) Ich habe die Redensart in Schlesien nie gehört und habe nicht erfahren können, was Wirbsen sind. Wirdumer. * Wîkt jo, Wirmers (Wirdumer), de Riesumers kamen. – Kern, 80. Die Riesumer wollen als beste Schlittschuhläufer gelten und beanspruchen, dass alle übrigen auf dem Eise ihnen ausweichen. Wirjekohl. * Det is mir allens Wirjekol. Auch Wirsekohl, Wirsigkohl, d. h. ist mir gleichgültig. (Trachsel, 64.) Wirken. 1 Jeder wirkt nach dem, was er gilt. „Nicht das, was du bist, sondern das, was du im Auge des Volkes bist, wirkt auf das Volk, dein Ansehen nur.“ Lat.: Auctoritas rerum gerendarum telum. (Sailer, Sprüche, 124, 98.) 2 Man soll wirken, weil's Tag ist. – Joh. 9, 4. Holl.: Werkende zoo lang het dag is. (Laurillard, 65.) Ill.: Dok smo, nek smo; kad umremo, da se spominjemo. (Čelakovsky, 105.) *3 Das wirkt wie Lion's powder1 auf die Wanzen. (Nordamerika.) – Heinzen, Pionier, Boston, 22. Juli 1863, S. 6. 1) Ein in den nordamerikanischen Zeitungen angepriesenes Wanzenvertilgungsmittel. Wirkung. 1 Die Wirkung ändert sich im Bad, ist einem nutz, dem andern Schad. 2 Keine Wirkung ohne Ursache. Holl.: Geene uitwerking zonder oorzaak. (Harrebomée, II, 353a.) Wirriwarri. * Wirriwarri machen unter Leuten. – Geiler; Alsatia, 1862-67, 472. Wirrwarr, Confusion. Wirs. * Mir wird davon ganz wirs. – Eiselein, 645. Wirtel. * A hôt 'n schlemma Wert'l oag'schraubt. (Troppau.) – Peter, 448. Er trägt mir etwas nach, hat einen stillen Groll auf mich. (S. Häkel 1.) Wirth. 1 Beim besten Wirth zehret man am besten. – Lehmann, 922, 10. 2 Beim Wirth muss man dass lachen sowol bezahlen, als die Kost. – Lehmann, 923, 24; Eiselein, 646; Simrock, 11683. 3 Da der Wirth ein Hanrey ist, ziehen die Gäste gerne ein. – Facet., 502. 4 Darnach der Wirth ist, darnach befinden sich (beschert ihm Gott) die Gäste. – Lehmann, II, 57, 2. Lat.: Si bonus est hospes, malus, aut similis venit hospes. (Sutor, 560.) 5 Darnach Wirt, darnach Gast. – Petri, II, 56. 6 Das ist ein guter Wirth, der die Löcher zu und die Böden voll macht. Aus dem Munde eines Bauern. Zur Erklärung bemerkte er, dass er seine Wirthschaft jetzt in Stand habe; bei Uebernahme derselben habe er in Wänden, Zäunen, Wiesen und Feldern Löcher gehabt; diese seien jetzt zu und – die leeren Böden voll. 7 Das ist ein schlechter Wirth, der im eigenen Hause beschneit (beregnet). 8 De Wärt mot vorup. – Lohrengel, I, 163. 9 Dem Wirth der Gast ist lieb und werth, bis der Säckel ausgeleert. – Chaos, 110. 10 Dem Wirth im Hause steht es frei, auch unter das Bett zu machen seine Streu. 11 Den Wirth bezahlt man auf dem Boden. – Graf, 253, 182. In der Schweiz durfte der Wirth dem Gast nur dann auf Borg einschenken, wenn er trockene und unblutige Pfänder gab, die dann verkauft wurden, sobald das angestochene Fass leer getrunken war, da auf dem Fassboden jeder Ausstand bezahlt werden soll. „Vnd sol man Inn (den Wirth) vff dem Boden bezalen.“ (Schauberg, I, 101, 44.) 12 Den Wirth findet man überall daheim, wohin man laufen mag. – Binder III, 4084; Körte, 6874. Lat.: Cauponi inest mens, ut quidem visum est mihi. 13 Den Wirth kennt man mittags, den Gast am Morgen. – Altmann VI, 437. 14 Den Wirth muss man nicht fragen, ob er guten Wein hat. It.: Non domandar mai all' hoste, se hà buon vino. (Pazzaglia, 171, 1.) 15 Der beste Wirth ist ein Schelm. 16 Der geringste Wirth ist offt der beste. – Henisch, 1519, 3. 17 Der willigste Wirth kann seinem Gast die Stute nicht schlachten, die er selber nicht besitzt. (Jakutisch.) 18 Der Wirt isset auch zuweilen mit den Gesten. – Petri, II, 115. 19 Der wirt ist nicht der beste, der sich volltrinket, ehe seine Gäste. – Henisch, 325, 46. 20 Der Wirt mir essen bringt, weil ich hab' was klingt. – Petri, II, 115. 21 Der Wirth allwegen der beste, mehr trinken muss als die Gäste. – Eiselein, 645. 22 Der Wirth antwortet für den Gast. – Graf, 291, 46. Da der Fremde die Landesgesetze gar nicht oder doch nur unvollkommen kennt, so war oft der Wirth, bei dem er einkehrte und der ihn zu belehren hatte, für seine ungesetzlichen Handlungen verantwortlich. Auf Rügen: „De Wehrt antwordet vor den gast.“ (Normann, 120, 101.) 23 Der Wirth, der keine Gäste will han, muss kein Schild aushängen. Gilt auch von Frauenzimmeraugen, -Blicken und -Kleidung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/151
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [139]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/151>, abgerufen am 24.11.2024.