Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *652 Von der Welt abweichen.

"Den 3. Sept. 1591 ist Christoph Senior von Rädern, Herr zu Friedland u. s. w. von dieser Welt abgewichen." (Chronik von Friedland und Reichenberg, S. 100.)

*653 Was alle Welt wissen soll, ist ihm gut anzuvertrauen. - Kern, 6694.

*654 Weder für diese noch jene Welt passen. - Altmann VI, 513.

*655 Welt mit Klopetes. (Jüd.- deutsch. Warschau.)

Klopot, polnisch = Sorge, Kummer, Verlegenheit. Gebraucht, wenn jemand sein Leid klagt.

*656 Wie in einer andern Welt. - Eiselein, 639.

*657 Wohin denn mit der Welt in 'n Sack. - Wirth, 119.

Um zu sagen: Das geht nicht.


Welt (Name).

In Welt1, da hebt die Lüde Geld; in Vollerwiek, da sind die Lüde riek; in Garen, da sünd die Lüde arm, in Esth2, da hebben die Lüde Best (Thiere, besonders Hornvieh), da hebben se Hau un Stroh, da suppen se Water to.

1) Ein Kirchspiel in Eiderstädt; ebenso Vollerwiek.

2) Ein Ort im Kirchspiel Tating.


Weltbube.

* Es ist ein Weltbube.

"Der Papst hält über solchen Weltbuben, die uns Teutschen das Gold ableckern, höher, denn über dem heiligen Evangelio Gottes." (Luther, I, 291.)


Weltfresser.

* Es sind Weltfresser.

"Die grossen Weltfresser, die nicht haben genug können aufs hundert Zins nehmen, denen kann mans nicht zu hart machen mit straffen." (Luther, VII, 404.)


Weltgeschichte.

1 Da hört alle Weltgeschichte auf.

D. h. alle Einsicht, aller Verstand.

2 Darüber schweigt die Weltgeschichte.

3 Die Weltgeschichte ist das Weltgericht.

Ein in den Volksmund übergegangener Strophenschluss aus Schiller's Gedicht: Die Resignation; Büchmann, 10. Aufl., S. 7.


Weltkind.

1 Ein kluges Weltkind, auf alle Ecken abgespitzt. - Mathesy, 346.

2 Es ist kein Weltkind so listig, es findet seinen Meister.

"Man find immer Schalck über Schalck in der Welt, und ist kein Weltkind so listig, es find seinen Meister, der es im wieder bezahlet." (Coler, 511b.)

3 Weltkinder rennen zur Hell, Christen steltzen vnnd hinken zum Himmel. - Lehmann, 892, 18.

4 Weltkinder sind abgericht't wie ein burghauser Würffel. - Mathesius, Postilla, CCXVIII.

5 Weltkinder sind geschwind vnnd auff all Seil abgericht. - Petri, II, 622.

6 Weltkinder sind Weltkinder vnd können mehr denn Brodessen. - Mathesius, Postilla, CCXIXa.

7 Wenn die Weltkinder thun, was sie wollen, so fahren auch die Teufelskinder hin, wo sie hin sollen.

*8 Es ist ein Weltkind.

Jüd.-deutsch: Das is e recht Olem-Hasse-Kind. (Tendlau, 520.)


Weltkomödie.

In der Welt Comedi wird Niemands mehr gedruckt als die müssige Zuseher (otiosi Spectatores). - Opel, 390.


Weltlauf.

1 Der Weltlauf ist: wir sind alle Brüder, der eine auf, der andere nieder.

Schwed.: Verldenes lop den ena neder, den andra op. (Grubb, 881.)

2 Was geht mich der Weltlauf an, froh gelebt ist wohl gethan.

Lat.: Laetus in praesens animus quod ultra est oderit curare. (Horaz.) (Binder I, 848; II, 1623.)

3 Was geht uns der Weltlauf an!

Lat.: Non nostrum, tantas componere lites. (Virgil.) (Binder II, 2195.)


Weltliche.

1 Der Weltlichen Versetzung wider einander ist der Geistlichen Acker und Pflug. - Opel, 391.

[Spaltenumbruch] 2 Was den Weltlichen siebenfach ist, ist den Geistlichen vierzehnfach. - Graf, 536, 27.

Zu den vielen Vorrechten der Geistlichen gehört auch, um ihnen eine erhöhte Sicherheit zu geben, dass ihnen ein doppelt so hohes Wergeld gezahlt werden musste als den Laien.

Altfries.: Haet so da wraldsche lyodem is sawnbeeth, dat is da gastlicke lyodem fyoer teen beet. (Hettema, LXXIV, 1, 242.)


Weltlust.

1 Weltlust ist eine Kerze, zierlich, weil sie brennt, aber schmuzig, wenn sie verloschen. - Winckler, III, 66.

2 Weltlust - Unlust. - Körte, 6684; Körte2, 8384; Dove, 62.


Weltmann.

Ein feiner Weltmann.

Lat.: Ad unguem factus homo. (Horaz.) (Binder I, 22; II, 69.)


Weltmensch.

Schlüg gleich der Weltmensch das Glück auss, so läufts jhn hinden wieder zu Haus. - Petri, II, 830.


Weltstrafe.

'S ist e Wältsstroof. - Sutermeister, 16.

Ausdruck der Verwunderung, wie es auch folgende a. a. O. sich findende Ausdrücke und Redensarten sind: 'S ist e grossi Hellestroof! 'S ist e grossi Strooss bis gen Bobel abe. (S. Menschenmöglich.)


Weltweisheit.

Die heidnische Weltweisheit mag wol in die Kirche kommen, man muss sie aber nicht auf den Altar setzen. - Winckler, IV, 59.


Wemmerweh.

* Den Wemmerweh singen. - Hans Sachs, IV, L, 2.

Die Redensart kommt bei Hans Sachs wiederholt vor. "So vergeht vns das frölich Gsangk, vnd singen dann den Wemmerweh, bis vns die elend Seel aussgeh." - "Alsdann in schmach vnd schanden gen vnd singen stets den Wemmerwen." (Hans Sachs, III, CCCCX, 1 u. IV, CXIV, 1.)


Wende.

1 Alle Wenden wetten windisch. - Graf, 322, 276.

Die Strafgelder, welche bei Vergehen an den Richter zu zahlen waren, scheinen nicht in allen Stadt- und Landrechten gleich gewesen zu sein; sogar die persönlichen Rechte mögen, nach dem obigen Sprichwort, darauf Einfluss gehabt haben, sodass die Wenden nach windischem Rechte zahlten. (S. Wetten.)

Mhd.: Alle wende wetten windischiu. (Böhmer, IV, 37.)

2 Der Wende verliert mit Feuer und Rauch sein Recht nach drei Jahren. - Graf, 59, 245.

Man konnte im Mittelalter auf verschiedene Weise um seine Freiheit kommen, z. B. durch die blosse Niederlassung unter Hörigen mit "Feuer und Rauch", d. i. mit Gründung einer eigenen Häuslichkeit. Um dadurch unfrei zu werden, gehörte eine bestimmte Zeit, in der Regel Jahr und Tag. (S. Länge 3.) Diese Bestimmung war zu Gunsten der Fremden, damit diese Zeit hatten, die Folgen ihrer Niederlassung unter Hörigen zu ermessen und zu beurtheilen. Aus diesem Grunde ersass daher der Wende seine Unfreiheit erst, wie das obige Sprichwort sagt, in drei Jahren. - Auf der Insel Rügen: De Wend vorlässt mit Feuer und Roek na dren Jahren sin Recht. (Normann, 230; Grimm, Rechtsalt., 400.)


Wendeheuke.

Et is en Wendeheuke. - Schütze, II, 135.

Ein unbeständiger Mensch, ein Wetterhahn. (S. Heuke 3.)


Wendei.

Das ist eine wahre Wendei. (Niederlausitz.)

Eine schmuzige Gegend; in Bezug auf Feldbau: ein verwildertes Ackerbeet, wie überhaupt jedes wilde Durcheinander. Statt Wendei hört man auch wol Wildei.


Wenden.

1 Dat möt 'n wendet werden, sede de Fruw to den Aal, dar trecket se em de Hud (Haut) ab. - Globus, VIII.

2 Er will wenden und hat selber die Gicht in den Händen.

Will andern helfen und kann sich selber nicht helfen. "Wenden" bezeichnet in Oberösterreich die angebliche Geheimkunst, irgendeine Krankheit vom menschlichen Körper zu entfernen. Personen, die sich damit befassen, heissen Wender oder Wenderin. Die gefährlichsten Krankheiten, welche man auf diese Weise entfernen zu können meint, sind: Gicht, Rothlauf, Geschwulst, Magenkrampf und der Wurm im Finger.

3 Es kann sich wenden, sagt Bredero. (Holl.)

[Spaltenumbruch] *652 Von der Welt abweichen.

„Den 3. Sept. 1591 ist Christoph Senior von Rädern, Herr zu Friedland u. s. w. von dieser Welt abgewichen.“ (Chronik von Friedland und Reichenberg, S. 100.)

*653 Was alle Welt wissen soll, ist ihm gut anzuvertrauen.Kern, 6694.

*654 Weder für diese noch jene Welt passen.Altmann VI, 513.

*655 Welt mit Klopetes. (Jüd.- deutsch. Warschau.)

Kłopot, polnisch = Sorge, Kummer, Verlegenheit. Gebraucht, wenn jemand sein Leid klagt.

*656 Wie in einer andern Welt.Eiselein, 639.

*657 Wohin denn mit der Welt in 'n Sack.Wirth, 119.

Um zu sagen: Das geht nicht.


Welt (Name).

In Welt1, da hebt die Lüde Geld; in Vollerwiek, da sind die Lüde riek; in Garen, da sünd die Lüde arm, in Esth2, da hebben die Lüde Bêst (Thiere, besonders Hornvieh), da hebben se Hau un Stroh, da suppen se Water to.

1) Ein Kirchspiel in Eiderstädt; ebenso Vollerwiek.

2) Ein Ort im Kirchspiel Tating.


Weltbube.

* Es ist ein Weltbube.

„Der Papst hält über solchen Weltbuben, die uns Teutschen das Gold ableckern, höher, denn über dem heiligen Evangelio Gottes.“ (Luther, I, 291.)


Weltfresser.

* Es sind Weltfresser.

„Die grossen Weltfresser, die nicht haben genug können aufs hundert Zins nehmen, denen kann mans nicht zu hart machen mit straffen.“ (Luther, VII, 404.)


Weltgeschichte.

1 Da hört alle Weltgeschichte auf.

D. h. alle Einsicht, aller Verstand.

2 Darüber schweigt die Weltgeschichte.

3 Die Weltgeschichte ist das Weltgericht.

Ein in den Volksmund übergegangener Strophenschluss aus Schiller's Gedicht: Die Resignation; Büchmann, 10. Aufl., S. 7.


Weltkind.

1 Ein kluges Weltkind, auf alle Ecken abgespitzt.Mathesy, 346.

2 Es ist kein Weltkind so listig, es findet seinen Meister.

„Man find immer Schalck über Schalck in der Welt, und ist kein Weltkind so listig, es find seinen Meister, der es im wieder bezahlet.“ (Coler, 511b.)

3 Weltkinder rennen zur Hell, Christen steltzen vnnd hinken zum Himmel.Lehmann, 892, 18.

4 Weltkinder sind abgericht't wie ein burghauser Würffel.Mathesius, Postilla, CCXVIII.

5 Weltkinder sind geschwind vnnd auff all Seil abgericht.Petri, II, 622.

6 Weltkinder sind Weltkinder vnd können mehr denn Brodessen.Mathesius, Postilla, CCXIXa.

7 Wenn die Weltkinder thun, was sie wollen, so fahren auch die Teufelskinder hin, wo sie hin sollen.

*8 Es ist ein Weltkind.

Jüd.-deutsch: Das is e recht Olem-Hasse-Kind. (Tendlau, 520.)


Weltkomödie.

In der Welt Comedi wird Niemands mehr gedruckt als die müssige Zuseher (otiosi Spectatores).Opel, 390.


Weltlauf.

1 Der Weltlauf ist: wir sind alle Brüder, der eine auf, der andere nieder.

Schwed.: Verldenes lop den ena neder, den andra op. (Grubb, 881.)

2 Was geht mich der Weltlauf an, froh gelebt ist wohl gethan.

Lat.: Laetus in praesens animus quod ultra est oderit curare. (Horaz.) (Binder I, 848; II, 1623.)

3 Was geht uns der Weltlauf an!

Lat.: Non nostrum, tantas componere lites. (Virgil.) (Binder II, 2195.)


Weltliche.

1 Der Weltlichen Versetzung wider einander ist der Geistlichen Acker und Pflug.Opel, 391.

[Spaltenumbruch] 2 Was den Weltlichen siebenfach ist, ist den Geistlichen vierzehnfach.Graf, 536, 27.

Zu den vielen Vorrechten der Geistlichen gehört auch, um ihnen eine erhöhte Sicherheit zu geben, dass ihnen ein doppelt so hohes Wergeld gezahlt werden musste als den Laien.

Altfries.: Haet so da wraldsche lyodem is sawnbeeth, dat is da gastlicke lyodem fyoer teen beet. (Hettema, LXXIV, 1, 242.)


Weltlust.

1 Weltlust ist eine Kerze, zierlich, weil sie brennt, aber schmuzig, wenn sie verloschen.Winckler, III, 66.

2 Weltlust – Unlust.Körte, 6684; Körte2, 8384; Dove, 62.


Weltmann.

Ein feiner Weltmann.

Lat.: Ad unguem factus homo. (Horaz.) (Binder I, 22; II, 69.)


Weltmensch.

Schlüg gleich der Weltmensch das Glück auss, so läufts jhn hinden wieder zu Haus.Petri, II, 830.


Weltstrafe.

'S ist e Wältsstroof.Sutermeister, 16.

Ausdruck der Verwunderung, wie es auch folgende a. a. O. sich findende Ausdrücke und Redensarten sind: 'S ist e grossi Hellestroof! 'S ist e grossi Strooss bis gen Bobel abe. (S. Menschenmöglich.)


Weltweisheit.

Die heidnische Weltweisheit mag wol in die Kirche kommen, man muss sie aber nicht auf den Altar setzen.Winckler, IV, 59.


Wemmerweh.

* Den Wemmerweh singen.Hans Sachs, IV, L, 2.

Die Redensart kommt bei Hans Sachs wiederholt vor. „So vergeht vns das frölich Gsangk, vnd singen dann den Wemmerweh, bis vns die elend Seel aussgeh.“ – „Alsdann in schmach vnd schanden gen vnd singen stets den Wemmerwen.“ (Hans Sachs, III, CCCCX, 1 u. IV, CXIV, 1.)


Wende.

1 Alle Wenden wetten windisch.Graf, 322, 276.

Die Strafgelder, welche bei Vergehen an den Richter zu zahlen waren, scheinen nicht in allen Stadt- und Landrechten gleich gewesen zu sein; sogar die persönlichen Rechte mögen, nach dem obigen Sprichwort, darauf Einfluss gehabt haben, sodass die Wenden nach windischem Rechte zahlten. (S. Wetten.)

Mhd.: Alle wende wetten windischiu. (Böhmer, IV, 37.)

2 Der Wende verliert mit Feuer und Rauch sein Recht nach drei Jahren.Graf, 59, 245.

Man konnte im Mittelalter auf verschiedene Weise um seine Freiheit kommen, z. B. durch die blosse Niederlassung unter Hörigen mit „Feuer und Rauch“, d. i. mit Gründung einer eigenen Häuslichkeit. Um dadurch unfrei zu werden, gehörte eine bestimmte Zeit, in der Regel Jahr und Tag. (S. Länge 3.) Diese Bestimmung war zu Gunsten der Fremden, damit diese Zeit hatten, die Folgen ihrer Niederlassung unter Hörigen zu ermessen und zu beurtheilen. Aus diesem Grunde ersass daher der Wende seine Unfreiheit erst, wie das obige Sprichwort sagt, in drei Jahren. – Auf der Insel Rügen: De Wend vorlässt mit Feuer und Roek na dren Jahren sin Recht. (Normann, 230; Grimm, Rechtsalt., 400.)


Wendeheuke.

Et is en Wendeheuke.Schütze, II, 135.

Ein unbeständiger Mensch, ein Wetterhahn. (S. Heuke 3.)


Wendei.

Das ist eine wahre Wendei. (Niederlausitz.)

Eine schmuzige Gegend; in Bezug auf Feldbau: ein verwildertes Ackerbeet, wie überhaupt jedes wilde Durcheinander. Statt Wendei hört man auch wol Wildei.


Wenden.

1 Dat möt 'n wendet werden, sede de Fruw to den Aal, dar trecket se em de Hud (Haut) ab.Globus, VIII.

2 Er will wenden und hat selber die Gicht in den Händen.

Will andern helfen und kann sich selber nicht helfen. „Wenden“ bezeichnet in Oberösterreich die angebliche Geheimkunst, irgendeine Krankheit vom menschlichen Körper zu entfernen. Personen, die sich damit befassen, heissen Wender oder Wenderin. Die gefährlichsten Krankheiten, welche man auf diese Weise entfernen zu können meint, sind: Gicht, Rothlauf, Geschwulst, Magenkrampf und der Wurm im Finger.

3 Es kann sich wenden, sagt Bredero. (Holl.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0104" n="[92]"/><cb n="183"/>
*652 Von der Welt abweichen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Den 3. Sept. 1591 ist Christoph Senior von Rädern, Herr zu Friedland u. s. w. von dieser Welt abgewichen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Chronik von Friedland und Reichenberg, S. 100.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*653 Was alle Welt wissen soll, ist ihm gut anzuvertrauen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 6694.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*654 Weder für diese noch jene Welt passen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 513.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*655 Welt mit Klopetes.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.- deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">K&#x0142;opot, polnisch = Sorge, Kummer, Verlegenheit. Gebraucht, wenn jemand sein Leid klagt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*656 Wie in einer andern Welt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 639.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*657 Wohin denn mit der Welt in 'n Sack.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wirth, 119.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: Das geht nicht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Welt</hi> (Name).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">In Welt<hi rendition="#sup">1</hi>, da hebt die Lüde Geld; in Vollerwiek, da sind die Lüde riek; in Garen, da sünd die Lüde arm, in Esth<hi rendition="#sup">2</hi>, da hebben die Lüde Bêst (Thiere, besonders Hornvieh), da hebben se Hau un Stroh, da suppen se Water to.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein Kirchspiel in Eiderstädt; ebenso Vollerwiek.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Ein Ort im Kirchspiel Tating.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltbube.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Weltbube.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Papst hält über solchen Weltbuben, die uns Teutschen das Gold ableckern, höher, denn über dem heiligen Evangelio Gottes.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther, I, 291.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltfresser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es sind Weltfresser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die grossen Weltfresser, die nicht haben genug können aufs hundert Zins nehmen, denen kann mans nicht zu hart machen mit straffen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther, VII, 404.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltgeschichte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Da hört alle Weltgeschichte auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. alle Einsicht, aller Verstand.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Darüber schweigt die Weltgeschichte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die Weltgeschichte ist das Weltgericht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein in den Volksmund übergegangener Strophenschluss aus <hi rendition="#i">Schiller's</hi> Gedicht: <hi rendition="#i">Die Resignation; Büchmann, 10. Aufl., S. 7.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltkind.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein kluges Weltkind, auf alle Ecken abgespitzt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 346.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es ist kein Weltkind so listig, es findet seinen Meister.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Man find immer Schalck über Schalck in der Welt, und ist kein Weltkind so listig, es find seinen Meister, der es im wieder bezahlet.&#x201C; (<hi rendition="#i">Coler, 511<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Weltkinder rennen zur Hell, Christen steltzen vnnd hinken zum Himmel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 892, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Weltkinder sind abgericht't wie ein burghauser Würffel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesius, Postilla, CCXVIII.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Weltkinder sind geschwind vnnd auff all Seil abgericht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 622.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Weltkinder sind Weltkinder vnd können mehr denn Brodessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesius, Postilla, CCXIX<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wenn die Weltkinder thun, was sie wollen, so fahren auch die Teufelskinder hin, wo sie hin sollen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Es ist ein Weltkind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: Das is e recht Olem-Hasse-Kind. (<hi rendition="#i">Tendlau, 520.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltkomödie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In der Welt Comedi wird Niemands mehr gedruckt als die müssige Zuseher (otiosi Spectatores).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 390.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltlauf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Weltlauf ist: wir sind alle Brüder, der eine auf, der andere nieder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Verldenes lop den ena neder, den andra op. (<hi rendition="#i">Grubb, 881.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Was geht mich der Weltlauf an, froh gelebt ist wohl gethan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Laetus in praesens animus quod ultra est oderit curare. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 848; II, 1623.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Was geht uns der Weltlauf an!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non nostrum, tantas componere lites. (<hi rendition="#i">Virgil.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 2195.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltliche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Weltlichen Versetzung wider einander ist der Geistlichen Acker und Pflug.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 391.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="184"/>
2 Was den Weltlichen siebenfach ist, ist den Geistlichen vierzehnfach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 536, 27.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu den vielen Vorrechten der Geistlichen gehört auch, um ihnen eine erhöhte Sicherheit zu geben, dass ihnen ein doppelt so hohes Wergeld gezahlt werden musste als den Laien.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Haet so da wraldsche lyodem is sawnbeeth, dat is da gastlicke lyodem fyoer teen beet. (<hi rendition="#i">Hettema, LXXIV, 1, 242.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltlust.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Weltlust ist eine Kerze, zierlich, weil sie brennt, aber schmuzig, wenn sie verloschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, III, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Weltlust &#x2013; Unlust.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6684; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 8384; Dove, 62.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein feiner Weltmann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ad unguem factus homo. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 22; II, 69.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltmensch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schlüg gleich der Weltmensch das Glück auss, so läufts jhn hinden wieder zu Haus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 830.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltstrafe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">'S ist e Wältsstroof.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ausdruck der Verwunderung, wie es auch folgende a. a. O. sich findende Ausdrücke und Redensarten sind: 'S ist e grossi Hellestroof! 'S ist e grossi Strooss bis gen Bobel abe. (S.  Menschenmöglich.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weltweisheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die heidnische Weltweisheit mag wol in die Kirche kommen, man muss sie aber nicht auf den Altar setzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, IV, 59.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wemmerweh.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Den Wemmerweh singen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hans Sachs, IV, L, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Redensart kommt bei Hans Sachs wiederholt vor. &#x201E;So vergeht vns das frölich Gsangk, vnd singen dann den Wemmerweh, bis vns die elend Seel aussgeh.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Alsdann in schmach vnd schanden gen vnd singen stets den Wemmerwen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Hans Sachs, III, CCCCX, 1 u. IV, CXIV, 1.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wende.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Wenden wetten windisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 322, 276.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Strafgelder, welche bei Vergehen an den Richter zu zahlen waren, scheinen nicht in allen Stadt- und Landrechten gleich gewesen zu sein; sogar die persönlichen Rechte mögen, nach dem obigen Sprichwort, darauf Einfluss gehabt haben, sodass die Wenden nach windischem Rechte zahlten. (S.  Wetten.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Alle wende wetten windischiu. (<hi rendition="#i">Böhmer, IV, 37.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Wende verliert mit Feuer und Rauch sein Recht nach drei Jahren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 59, 245.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man konnte im Mittelalter auf verschiedene Weise um seine Freiheit kommen, z. B. durch die blosse Niederlassung unter Hörigen mit &#x201E;Feuer und Rauch&#x201C;, d. i. mit Gründung einer eigenen Häuslichkeit. Um dadurch unfrei zu werden, gehörte eine bestimmte Zeit, in der Regel Jahr und Tag. (S.  Länge 3.) Diese Bestimmung war zu Gunsten der Fremden, damit diese Zeit hatten, die Folgen ihrer Niederlassung unter Hörigen zu ermessen und zu beurtheilen. Aus diesem Grunde ersass daher der Wende seine Unfreiheit erst, wie das obige Sprichwort sagt, in drei Jahren. &#x2013; Auf der Insel Rügen: De Wend vorlässt mit Feuer und Roek na dren Jahren sin Recht. (<hi rendition="#i">Normann, 230; Grimm, Rechtsalt., 400.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wendeheuke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Et is en Wendeheuke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 135.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein unbeständiger Mensch, ein Wetterhahn. (S.  Heuke 3.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wendei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das ist eine wahre Wendei.</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine schmuzige Gegend; in Bezug auf Feldbau: ein verwildertes Ackerbeet, wie überhaupt jedes wilde Durcheinander. Statt Wendei hört man auch wol Wildei.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wenden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat möt 'n wendet werden, sede de Fruw to den Aal, dar trecket se em de Hud (Haut) ab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Globus, VIII.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Er will wenden und hat selber die Gicht in den Händen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Will andern helfen und kann sich selber nicht helfen. &#x201E;Wenden&#x201C; bezeichnet in Oberösterreich die angebliche Geheimkunst, irgendeine Krankheit vom menschlichen Körper zu entfernen. Personen, die sich damit befassen, heissen Wender oder Wenderin. Die gefährlichsten Krankheiten, welche man auf diese Weise entfernen zu können meint, sind: Gicht, Rothlauf, Geschwulst, Magenkrampf und der Wurm im Finger.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es kann sich wenden, sagt Bredero.</hi> (<hi rendition="#i">Holl.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[92]/0104] *652 Von der Welt abweichen. „Den 3. Sept. 1591 ist Christoph Senior von Rädern, Herr zu Friedland u. s. w. von dieser Welt abgewichen.“ (Chronik von Friedland und Reichenberg, S. 100.) *653 Was alle Welt wissen soll, ist ihm gut anzuvertrauen. – Kern, 6694. *654 Weder für diese noch jene Welt passen. – Altmann VI, 513. *655 Welt mit Klopetes. (Jüd.- deutsch. Warschau.) Kłopot, polnisch = Sorge, Kummer, Verlegenheit. Gebraucht, wenn jemand sein Leid klagt. *656 Wie in einer andern Welt. – Eiselein, 639. *657 Wohin denn mit der Welt in 'n Sack. – Wirth, 119. Um zu sagen: Das geht nicht. Welt (Name). In Welt1, da hebt die Lüde Geld; in Vollerwiek, da sind die Lüde riek; in Garen, da sünd die Lüde arm, in Esth2, da hebben die Lüde Bêst (Thiere, besonders Hornvieh), da hebben se Hau un Stroh, da suppen se Water to. 1) Ein Kirchspiel in Eiderstädt; ebenso Vollerwiek. 2) Ein Ort im Kirchspiel Tating. Weltbube. * Es ist ein Weltbube. „Der Papst hält über solchen Weltbuben, die uns Teutschen das Gold ableckern, höher, denn über dem heiligen Evangelio Gottes.“ (Luther, I, 291.) Weltfresser. * Es sind Weltfresser. „Die grossen Weltfresser, die nicht haben genug können aufs hundert Zins nehmen, denen kann mans nicht zu hart machen mit straffen.“ (Luther, VII, 404.) Weltgeschichte. 1 Da hört alle Weltgeschichte auf. D. h. alle Einsicht, aller Verstand. 2 Darüber schweigt die Weltgeschichte. 3 Die Weltgeschichte ist das Weltgericht. Ein in den Volksmund übergegangener Strophenschluss aus Schiller's Gedicht: Die Resignation; Büchmann, 10. Aufl., S. 7. Weltkind. 1 Ein kluges Weltkind, auf alle Ecken abgespitzt. – Mathesy, 346. 2 Es ist kein Weltkind so listig, es findet seinen Meister. „Man find immer Schalck über Schalck in der Welt, und ist kein Weltkind so listig, es find seinen Meister, der es im wieder bezahlet.“ (Coler, 511b.) 3 Weltkinder rennen zur Hell, Christen steltzen vnnd hinken zum Himmel. – Lehmann, 892, 18. 4 Weltkinder sind abgericht't wie ein burghauser Würffel. – Mathesius, Postilla, CCXVIII. 5 Weltkinder sind geschwind vnnd auff all Seil abgericht. – Petri, II, 622. 6 Weltkinder sind Weltkinder vnd können mehr denn Brodessen. – Mathesius, Postilla, CCXIXa. 7 Wenn die Weltkinder thun, was sie wollen, so fahren auch die Teufelskinder hin, wo sie hin sollen. *8 Es ist ein Weltkind. Jüd.-deutsch: Das is e recht Olem-Hasse-Kind. (Tendlau, 520.) Weltkomödie. In der Welt Comedi wird Niemands mehr gedruckt als die müssige Zuseher (otiosi Spectatores). – Opel, 390. Weltlauf. 1 Der Weltlauf ist: wir sind alle Brüder, der eine auf, der andere nieder. Schwed.: Verldenes lop den ena neder, den andra op. (Grubb, 881.) 2 Was geht mich der Weltlauf an, froh gelebt ist wohl gethan. Lat.: Laetus in praesens animus quod ultra est oderit curare. (Horaz.) (Binder I, 848; II, 1623.) 3 Was geht uns der Weltlauf an! Lat.: Non nostrum, tantas componere lites. (Virgil.) (Binder II, 2195.) Weltliche. 1 Der Weltlichen Versetzung wider einander ist der Geistlichen Acker und Pflug. – Opel, 391. 2 Was den Weltlichen siebenfach ist, ist den Geistlichen vierzehnfach. – Graf, 536, 27. Zu den vielen Vorrechten der Geistlichen gehört auch, um ihnen eine erhöhte Sicherheit zu geben, dass ihnen ein doppelt so hohes Wergeld gezahlt werden musste als den Laien. Altfries.: Haet so da wraldsche lyodem is sawnbeeth, dat is da gastlicke lyodem fyoer teen beet. (Hettema, LXXIV, 1, 242.) Weltlust. 1 Weltlust ist eine Kerze, zierlich, weil sie brennt, aber schmuzig, wenn sie verloschen. – Winckler, III, 66. 2 Weltlust – Unlust. – Körte, 6684; Körte2, 8384; Dove, 62. Weltmann. Ein feiner Weltmann. Lat.: Ad unguem factus homo. (Horaz.) (Binder I, 22; II, 69.) Weltmensch. Schlüg gleich der Weltmensch das Glück auss, so läufts jhn hinden wieder zu Haus. – Petri, II, 830. Weltstrafe. 'S ist e Wältsstroof. – Sutermeister, 16. Ausdruck der Verwunderung, wie es auch folgende a. a. O. sich findende Ausdrücke und Redensarten sind: 'S ist e grossi Hellestroof! 'S ist e grossi Strooss bis gen Bobel abe. (S. Menschenmöglich.) Weltweisheit. Die heidnische Weltweisheit mag wol in die Kirche kommen, man muss sie aber nicht auf den Altar setzen. – Winckler, IV, 59. Wemmerweh. * Den Wemmerweh singen. – Hans Sachs, IV, L, 2. Die Redensart kommt bei Hans Sachs wiederholt vor. „So vergeht vns das frölich Gsangk, vnd singen dann den Wemmerweh, bis vns die elend Seel aussgeh.“ – „Alsdann in schmach vnd schanden gen vnd singen stets den Wemmerwen.“ (Hans Sachs, III, CCCCX, 1 u. IV, CXIV, 1.) Wende. 1 Alle Wenden wetten windisch. – Graf, 322, 276. Die Strafgelder, welche bei Vergehen an den Richter zu zahlen waren, scheinen nicht in allen Stadt- und Landrechten gleich gewesen zu sein; sogar die persönlichen Rechte mögen, nach dem obigen Sprichwort, darauf Einfluss gehabt haben, sodass die Wenden nach windischem Rechte zahlten. (S. Wetten.) Mhd.: Alle wende wetten windischiu. (Böhmer, IV, 37.) 2 Der Wende verliert mit Feuer und Rauch sein Recht nach drei Jahren. – Graf, 59, 245. Man konnte im Mittelalter auf verschiedene Weise um seine Freiheit kommen, z. B. durch die blosse Niederlassung unter Hörigen mit „Feuer und Rauch“, d. i. mit Gründung einer eigenen Häuslichkeit. Um dadurch unfrei zu werden, gehörte eine bestimmte Zeit, in der Regel Jahr und Tag. (S. Länge 3.) Diese Bestimmung war zu Gunsten der Fremden, damit diese Zeit hatten, die Folgen ihrer Niederlassung unter Hörigen zu ermessen und zu beurtheilen. Aus diesem Grunde ersass daher der Wende seine Unfreiheit erst, wie das obige Sprichwort sagt, in drei Jahren. – Auf der Insel Rügen: De Wend vorlässt mit Feuer und Roek na dren Jahren sin Recht. (Normann, 230; Grimm, Rechtsalt., 400.) Wendeheuke. Et is en Wendeheuke. – Schütze, II, 135. Ein unbeständiger Mensch, ein Wetterhahn. (S. Heuke 3.) Wendei. Das ist eine wahre Wendei. (Niederlausitz.) Eine schmuzige Gegend; in Bezug auf Feldbau: ein verwildertes Ackerbeet, wie überhaupt jedes wilde Durcheinander. Statt Wendei hört man auch wol Wildei. Wenden. 1 Dat möt 'n wendet werden, sede de Fruw to den Aal, dar trecket se em de Hud (Haut) ab. – Globus, VIII. 2 Er will wenden und hat selber die Gicht in den Händen. Will andern helfen und kann sich selber nicht helfen. „Wenden“ bezeichnet in Oberösterreich die angebliche Geheimkunst, irgendeine Krankheit vom menschlichen Körper zu entfernen. Personen, die sich damit befassen, heissen Wender oder Wenderin. Die gefährlichsten Krankheiten, welche man auf diese Weise entfernen zu können meint, sind: Gicht, Rothlauf, Geschwulst, Magenkrampf und der Wurm im Finger. 3 Es kann sich wenden, sagt Bredero. (Holl.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/104
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [92]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/104>, abgerufen am 03.12.2024.