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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Weben.

1 Der webt ein gutes Webe, der ein gutes Kind aufzieht.

2 Jung gewebt, alt gelebt. - Sprichwörtergarten, 461.

3 Selbst gewebt und selbst gemacht ist die beste Kleidertracht. (Braunschweig.)

4 Weba mag nütz geba, Spula mag nüd fuera1 Spinna mag nütz bringa. - Tobler, 206.

1) Fuera = nähren. - Von dem geringen Ertrage, den Spinnen, Spulen und Weben gewähren. Wenn man jetzt von "armen Webern" redet und den Beruf des Webers als einen uneinträglichen, armseligen bezeichnet, so ist zu bemerken, dass es auch für die Weber eine bessere Zeit gegeben hat. Als der Linnenhandel in Hirschberg blühte, so verliessen die Weber, welche ihre Weben dorthin zu Markte brachten, selten die Stadt, ohne zuvor ein Glas oder eine Flasche Wein zu trinken. Und wie günstig ihre Verhältnisse in Holland waren, zeigen die Sprichwörter jenes Landes. "Die Weber", heisst es dort, "übertreffen alle andern, sie thun es allen zuvor: De wevers spannen de kroon". Ein anderes Sprichwort drückt den Gedanken aus: der Weber und der Winter haben ihre Mucken, in die man sich schicken muss; sie spielen den Herrn, und man muss sich ihre Launen gefallen lassen: De weber en de winter kunnen het niet verkerven. (Harrebomee, II, 456b.)

5 Wer nicht will weben, kann nicht leben.

Böhm.: Vlk leze netyje. (Celakovsky, 125.)

Poln.: Lezac wilk nietyje. (Celakovsky, 125.)


Weber.

1 Auch ein alter Weber verwirrt sich zuweilen das Garn.

Böhm.: I stary tkalec nekdy prizi zmate. (Celakovsky, 217.)

2 Besser beim Weber als beim Holzhauer.

Namentlich, wenn es gilt, müssig bei ihnen zu stehen und zuzusehen.

Poln.: Lepiej byc przy thaczu, jak przy rabaczu. (Lompa, 20.)

3 Dem geschicktesten Weber bricht zuweilen ein Faden.

Lat.: Uni cujusque dedit vitium natura creato. (Sutor, 182.)

4 Ein Weber und ein Has ist ein unglückseliges Aas. (Oberösterreich.)

5 Einem verschlafenen Weber verwirrt das Garn. - L. Schefer, Laienbrevier.

6 Ob's a Waber ös oder ne, wenn a ko Geld hot, begrab'n man ne.

So hat sich der Volksmund in Böhmen den lateinischen Satz: Observaveris Domine u. s. w. der bei Leichenbegängnissen in Anwendung kommt, zugerichtet.

7 Wo ein Weber hinscheisst und ein Has abbeisst, da wächst neun Jahr nichts. (Oberösterreich.)

*8 Als wäre er bei den gelben Webern gesessen. Eiselein, 629.

D. i. man sollte meinen, er hätte im Zuchthause gesessen, wo die Männer Wolle spinnen, oder weben mussten, und ehemals bei der schlechten Einrichtung ein sehr elendes Aussehen bekamen das die Engländer gaal fever nennen. Kirchhofer (160) leitet diese sprichwörtliche Redensart, wie Eiselein bezeugt, von einem besondern Vorgange ab.


Webergasse.

Wer kommt durch die Webergasse und Unterstadt ungeschlagen, der kann von Glück sagen. (Schweiz.)


Weberthaler.

* Es ist ein Weberthaler. (Oberösterreich.)

So hiessen die noch in den vierziger Jahren gebräuchlichen Kupfermünzen, welche, obwol 30 darauf stand nur 6 Kreuzer (Scheingeld) galten. Ob wegen ihrer Grösse Thaler genannt, oder deshalb weil sie in den Augen der armen Weber für Thaler erschienen?


Weberwitz.

Weberwitz ist federleicht. - Chaos, 818.


Webstuhl.

* Der Webstuhl der Zeit.

Dieser Ausdruck ist aus dem ersten Theile von Goethe's Faust in den Volkmund übergegangen. Dort sagt der Geist: "So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit."


Wechsel.

1 Der Wechsel ist angenehm. - Schamelius, 206, 8.

"Der Wechsel ist voll lust und nutz." (Froschm., CV.)

Lat.: Jucunda rerum vicissitudo. - Jucundum nihil est nisi quod reficit varietas. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 215.) - Variatus (variatio) delectat. (Schamelius, 206, 8.)

[Spaltenumbruch] 2 Der Wechsel muss zu mir kommen, ich brauche ihm nicht nachzugehen. - Hillebrand, 173, 245; Archiv für prakt. Rechtswissenschaft von E. Hoffmann und Elvers, I, 1.

Gewöhnliche Schulden werden in der Regel so getilgt, dass der Schuldner dem Gläubiger den Betrag übersendet oder überbringt. Der Wechselgläubiger muss jedoch dazu auffordern. Der Schuldner erscheint erst nach Vorzeigung des Wechsels (vgl. Deutsche Wechselordnung Art. 41-43), verpflichtet zu zahlen, da der Wechsel ein Papier ist, das aus der Hand eines Creditors in die eines andern zu gehen pflegt.

3 Ein Wechsel ist ein scharfes Messer. - Blass, 11.

4 Schneller Wechsel sprengt Fels und Eisen.

Dän.: Al hastig forandring er farlig. (Prov. dan., 175.)

5 Viel Wechsel macht nicht fett. (S. Ausziehen 1 und Stein 80.)

Mhd.: Der wehsel treit niur schaden vil, niht nutzes. (Frauenlob.) (Zingerle, 164.)

6 Wechsel der Weide macht das Vieh fett.

Engl.: Change oft pasture makes fat calves. (Bohn II, 77.)

It.: Cambiamento di pastura ingrassa il vitello e la vacca.

7 Wechsel ergetzen, sagt Rothschild.

In dieser Weise hat der Volkswitz den Spruch: Delectat variatio, das steht schon im Horatio übersetzt. (S. Variatio 1.)

8 Wechsel ist kein raub nicht. - Hofmann, 93, 85.

9 Wenn der Wechsel unterschrieben ist, muss man zahlen. - Schles. Zeitung, 1871, Nr. 539.

Wer eine Verpflichtung übernommen hat, muss sie erfüllen.

10 Wenn du willst betrachten den Wechsel aller Sachen, so soll kein Glück dich fröhlich, kein Unglück traurig machen. - Haussprüche, 31.

11 Zu viel Wechsel im Regiment nimmt selten ein gutes End'.

Dän.: Den ringeste forandring i et regiment giör landet intet godt. (Prov. dan., 175.)

*12 Er zieht einen Wechsel auf die Ewigkeit.

Holl.: Hij trekt wissels op de eeuwigheid. (Harrebomee, II, 474b.)


Wechselbalg.

* Es ist ein rechter Wechselbalg. - Baumgarten, II, 26.

Nach dem Volksglauben müssen Kinder vor der Taufe gut bewacht werden, weil sie sonst vertauscht werden können. Jedes neugeborene Kind muss niesen und, sagen die Aeltern nicht alsogleich "Helfgott", so kommt der Teufel und tauscht ihnen das Kind für einen Wechselbalg aus. Namentlich soll er am Sanct-Nikolaustage herumgehen und Kinder stehlen, auch die kleinen Kinder rauben und Misgeburten und Wechselbälge an deren Stelle legen, über welche die Mutter nicht das Kreuz macht oder sie mit Weihwasser besprengt. Vgl. das Nähere darüber Baumgarten, II, 26. Die Wechselbälge sollen oft so gross werden wie gewöhnliche Menschen, jedoch selten über dreissig Jahre alt. Schaut man gut auf den Wechselbalg, so kommt an seiner Statt das ausgewechselte Kind zurück. So erhalten die Redensarten: Ein Wechselbalg oder, wie ausgewechselt sein, einen von vielen, die sich ihrer bedienen, nicht mehr gefühlten mythischen Hintergrund. W. Menzel weist in seinem Odin den elbischen Charakter des Auswechslers nach. (Vgl. Baumgarten, III, 23.)


Wechselbank.

Die Wechselbank und der Wucherer sind Geschwister.


Wechseln.

1 Es wechselt mit uns wunderlich, bald preussisch, bald sächsisch und bald kaiserlich.

2 Gewechselt kriegt man eher als geborgt. (Zittau.)

3 Kanstu wechseln, so kan ich tauschen. - Petri, II, 413.

4 So gut als gewechselt wurde, so gut muss bezahlt werden. - Graf, 269, 275.

Bezieht sich auf den Feingehalt der Münze, in welcher ein Kapital zurückzuzahlen ist, und geht der Sinn dahin, dass wenn die Münzen, in denen ein Kapital dargeliehen ist, eingezogen sind und selbst der Münzfuss aufgehoben worden ist, von den neueingeführten Münzstücken so viel bezahlt werden müssen, als nothwendig wären, um die gegebene Menge der frühern in ihrem unveränderten Gehalt einzutauschen; denn nur indem das erhaltene Feingewicht zurückerstattet wird, bezahlt man, wie gewechselt wurde.

5 Wechseln ist kein raub, sagte der landtsknecht, da er ein pferdt von der weide stal undt ein lauss an die stelle setzte. - Töppen, 80, 44.

6 Wechseln leitet Vnglück auf die Achseln. - Mathesy, I, 14a.

[Spaltenumbruch]
Weben.

1 Der webt ein gutes Webe, der ein gutes Kind aufzieht.

2 Jung gewebt, alt gelebt.Sprichwörtergarten, 461.

3 Selbst gewebt und selbst gemacht ist die beste Kleidertracht. (Braunschweig.)

4 Weba mag nütz geba, Spula mag nüd fuera1 Spinna mag nütz bringa.Tobler, 206.

1) Fuera = nähren. – Von dem geringen Ertrage, den Spinnen, Spulen und Weben gewähren. Wenn man jetzt von „armen Webern“ redet und den Beruf des Webers als einen uneinträglichen, armseligen bezeichnet, so ist zu bemerken, dass es auch für die Weber eine bessere Zeit gegeben hat. Als der Linnenhandel in Hirschberg blühte, so verliessen die Weber, welche ihre Weben dorthin zu Markte brachten, selten die Stadt, ohne zuvor ein Glas oder eine Flasche Wein zu trinken. Und wie günstig ihre Verhältnisse in Holland waren, zeigen die Sprichwörter jenes Landes. „Die Weber“, heisst es dort, „übertreffen alle andern, sie thun es allen zuvor: De wevers spannen de kroon“. Ein anderes Sprichwort drückt den Gedanken aus: der Weber und der Winter haben ihre Mucken, in die man sich schicken muss; sie spielen den Herrn, und man muss sich ihre Launen gefallen lassen: De weber en de winter kunnen het niet verkerven. (Harrebomée, II, 456b.)

5 Wer nicht will weben, kann nicht leben.

Böhm.: Vlk leže netyje. (Čelakovsky, 125.)

Poln.: Leżąc wilk nietyje. (Čelakovsky, 125.)


Weber.

1 Auch ein alter Weber verwirrt sich zuweilen das Garn.

Böhm.: I starý tkalec nĕkdy přízi zmate. (Čelakovsky, 217.)

2 Besser beim Weber als beim Holzhauer.

Namentlich, wenn es gilt, müssig bei ihnen zu stehen und zuzusehen.

Poln.: Lepiéj być przy thaczu, jak przy rąbaczu. (Lompa, 20.)

3 Dem geschicktesten Weber bricht zuweilen ein Faden.

Lat.: Uni cujusque dedit vitium natura creato. (Sutor, 182.)

4 Ein Weber und ein Has ist ein unglückseliges Aas. (Oberösterreich.)

5 Einem verschlafenen Weber verwirrt das Garn.L. Schefer, Laienbrevier.

6 Ob's a Wâber ös oder ne, wenn a kô Geld hôt, begrab'n man ne.

So hat sich der Volksmund in Böhmen den lateinischen Satz: Observaveris Domine u. s. w. der bei Leichenbegängnissen in Anwendung kommt, zugerichtet.

7 Wo ein Weber hinscheisst und ein Has abbeisst, da wächst neun Jahr nichts. (Oberösterreich.)

*8 Als wäre er bei den gelben Webern gesessen. Eiselein, 629.

D. i. man sollte meinen, er hätte im Zuchthause gesessen, wo die Männer Wolle spinnen, oder weben mussten, und ehemals bei der schlechten Einrichtung ein sehr elendes Aussehen bekamen das die Engländer gaal fever nennen. Kirchhofer (160) leitet diese sprichwörtliche Redensart, wie Eiselein bezeugt, von einem besondern Vorgange ab.


Webergasse.

Wer kommt durch die Webergasse und Unterstadt ungeschlagen, der kann von Glück sagen. (Schweiz.)


Weberthaler.

* Es ist ein Weberthaler. (Oberösterreich.)

So hiessen die noch in den vierziger Jahren gebräuchlichen Kupfermünzen, welche, obwol 30 darauf stand nur 6 Kreuzer (Scheingeld) galten. Ob wegen ihrer Grösse Thaler genannt, oder deshalb weil sie in den Augen der armen Weber für Thaler erschienen?


Weberwitz.

Weberwitz ist federleicht.Chaos, 818.


Webstuhl.

* Der Webstuhl der Zeit.

Dieser Ausdruck ist aus dem ersten Theile von Goethe's Faust in den Volkmund übergegangen. Dort sagt der Geist: „So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit.“


Wechsel.

1 Der Wechsel ist angenehm.Schamelius, 206, 8.

„Der Wechsel ist voll lust und nutz.“ (Froschm., CV.)

Lat.: Jucunda rerum vicissitudo. – Jucundum nihil est nisi quod reficit varietas. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 215.) – Variatus (variatio) delectat. (Schamelius, 206, 8.)

[Spaltenumbruch] 2 Der Wechsel muss zu mir kommen, ich brauche ihm nicht nachzugehen.Hillebrand, 173, 245; Archiv für prakt. Rechtswissenschaft von E. Hoffmann und Elvers, I, 1.

Gewöhnliche Schulden werden in der Regel so getilgt, dass der Schuldner dem Gläubiger den Betrag übersendet oder überbringt. Der Wechselgläubiger muss jedoch dazu auffordern. Der Schuldner erscheint erst nach Vorzeigung des Wechsels (vgl. Deutsche Wechselordnung Art. 41-43), verpflichtet zu zahlen, da der Wechsel ein Papier ist, das aus der Hand eines Creditors in die eines andern zu gehen pflegt.

3 Ein Wechsel ist ein scharfes Messer.Blass, 11.

4 Schneller Wechsel sprengt Fels und Eisen.

Dän.: Al hastig forandring er farlig. (Prov. dan., 175.)

5 Viel Wechsel macht nicht fett. (S. Ausziehen 1 und Stein 80.)

Mhd.: Der wehsel treit niur schaden vil, niht nutzes. (Frauenlob.) (Zingerle, 164.)

6 Wechsel der Weide macht das Vieh fett.

Engl.: Change oft pasture makes fat calves. (Bohn II, 77.)

It.: Cambiamento di pastura ingrassa il vitello e la vacca.

7 Wechsel ergetzen, sagt Rothschild.

In dieser Weise hat der Volkswitz den Spruch: Delectat variatio, das steht schon im Horatio übersetzt. (S. Variatio 1.)

8 Wechsel ist kein raub nicht.Hofmann, 93, 85.

9 Wenn der Wechsel unterschrieben ist, muss man zahlen.Schles. Zeitung, 1871, Nr. 539.

Wer eine Verpflichtung übernommen hat, muss sie erfüllen.

10 Wenn du willst betrachten den Wechsel aller Sachen, so soll kein Glück dich fröhlich, kein Unglück traurig machen.Haussprüche, 31.

11 Zu viel Wechsel im Regiment nimmt selten ein gutes End'.

Dän.: Den ringeste forandring i et regiment giør landet intet godt. (Prov. dan., 175.)

*12 Er zieht einen Wechsel auf die Ewigkeit.

Holl.: Hij trekt wissels op de eeuwigheid. (Harrebomée, II, 474b.)


Wechselbalg.

* Es ist ein rechter Wechselbalg.Baumgarten, II, 26.

Nach dem Volksglauben müssen Kinder vor der Taufe gut bewacht werden, weil sie sonst vertauscht werden können. Jedes neugeborene Kind muss niesen und, sagen die Aeltern nicht alsogleich „Helfgott“, so kommt der Teufel und tauscht ihnen das Kind für einen Wechselbalg aus. Namentlich soll er am Sanct-Nikolaustage herumgehen und Kinder stehlen, auch die kleinen Kinder rauben und Misgeburten und Wechselbälge an deren Stelle legen, über welche die Mutter nicht das Kreuz macht oder sie mit Weihwasser besprengt. Vgl. das Nähere darüber Baumgarten, II, 26. Die Wechselbälge sollen oft so gross werden wie gewöhnliche Menschen, jedoch selten über dreissig Jahre alt. Schaut man gut auf den Wechselbalg, so kommt an seiner Statt das ausgewechselte Kind zurück. So erhalten die Redensarten: Ein Wechselbalg oder, wie ausgewechselt sein, einen von vielen, die sich ihrer bedienen, nicht mehr gefühlten mythischen Hintergrund. W. Menzel weist in seinem Odin den elbischen Charakter des Auswechslers nach. (Vgl. Baumgarten, III, 23.)


Wechselbank.

Die Wechselbank und der Wucherer sind Geschwister.


Wechseln.

1 Es wechselt mit uns wunderlich, bald preussisch, bald sächsisch und bald kaiserlich.

2 Gewechselt kriegt man eher als geborgt. (Zittau.)

3 Kanstu wechseln, so kan ich tauschen.Petri, II, 413.

4 So gut als gewechselt wurde, so gut muss bezahlt werden.Graf, 269, 275.

Bezieht sich auf den Feingehalt der Münze, in welcher ein Kapital zurückzuzahlen ist, und geht der Sinn dahin, dass wenn die Münzen, in denen ein Kapital dargeliehen ist, eingezogen sind und selbst der Münzfuss aufgehoben worden ist, von den neueingeführten Münzstücken so viel bezahlt werden müssen, als nothwendig wären, um die gegebene Menge der frühern in ihrem unveränderten Gehalt einzutauschen; denn nur indem das erhaltene Feingewicht zurückerstattet wird, bezahlt man, wie gewechselt wurde.

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[[920]/0926] Weben. 1 Der webt ein gutes Webe, der ein gutes Kind aufzieht. 2 Jung gewebt, alt gelebt. – Sprichwörtergarten, 461. 3 Selbst gewebt und selbst gemacht ist die beste Kleidertracht. (Braunschweig.) 4 Weba mag nütz geba, Spula mag nüd fuera1 Spinna mag nütz bringa. – Tobler, 206. 1) Fuera = nähren. – Von dem geringen Ertrage, den Spinnen, Spulen und Weben gewähren. Wenn man jetzt von „armen Webern“ redet und den Beruf des Webers als einen uneinträglichen, armseligen bezeichnet, so ist zu bemerken, dass es auch für die Weber eine bessere Zeit gegeben hat. Als der Linnenhandel in Hirschberg blühte, so verliessen die Weber, welche ihre Weben dorthin zu Markte brachten, selten die Stadt, ohne zuvor ein Glas oder eine Flasche Wein zu trinken. Und wie günstig ihre Verhältnisse in Holland waren, zeigen die Sprichwörter jenes Landes. „Die Weber“, heisst es dort, „übertreffen alle andern, sie thun es allen zuvor: De wevers spannen de kroon“. Ein anderes Sprichwort drückt den Gedanken aus: der Weber und der Winter haben ihre Mucken, in die man sich schicken muss; sie spielen den Herrn, und man muss sich ihre Launen gefallen lassen: De weber en de winter kunnen het niet verkerven. (Harrebomée, II, 456b.) 5 Wer nicht will weben, kann nicht leben. Böhm.: Vlk leže netyje. (Čelakovsky, 125.) Poln.: Leżąc wilk nietyje. (Čelakovsky, 125.) Weber. 1 Auch ein alter Weber verwirrt sich zuweilen das Garn. Böhm.: I starý tkalec nĕkdy přízi zmate. (Čelakovsky, 217.) 2 Besser beim Weber als beim Holzhauer. Namentlich, wenn es gilt, müssig bei ihnen zu stehen und zuzusehen. Poln.: Lepiéj być przy thaczu, jak przy rąbaczu. (Lompa, 20.) 3 Dem geschicktesten Weber bricht zuweilen ein Faden. Lat.: Uni cujusque dedit vitium natura creato. (Sutor, 182.) 4 Ein Weber und ein Has ist ein unglückseliges Aas. (Oberösterreich.) 5 Einem verschlafenen Weber verwirrt das Garn. – L. Schefer, Laienbrevier. 6 Ob's a Wâber ös oder ne, wenn a kô Geld hôt, begrab'n man ne. So hat sich der Volksmund in Böhmen den lateinischen Satz: Observaveris Domine u. s. w. der bei Leichenbegängnissen in Anwendung kommt, zugerichtet. 7 Wo ein Weber hinscheisst und ein Has abbeisst, da wächst neun Jahr nichts. (Oberösterreich.) *8 Als wäre er bei den gelben Webern gesessen. Eiselein, 629. D. i. man sollte meinen, er hätte im Zuchthause gesessen, wo die Männer Wolle spinnen, oder weben mussten, und ehemals bei der schlechten Einrichtung ein sehr elendes Aussehen bekamen das die Engländer gaal fever nennen. Kirchhofer (160) leitet diese sprichwörtliche Redensart, wie Eiselein bezeugt, von einem besondern Vorgange ab. Webergasse. Wer kommt durch die Webergasse und Unterstadt ungeschlagen, der kann von Glück sagen. (Schweiz.) Weberthaler. * Es ist ein Weberthaler. (Oberösterreich.) So hiessen die noch in den vierziger Jahren gebräuchlichen Kupfermünzen, welche, obwol 30 darauf stand nur 6 Kreuzer (Scheingeld) galten. Ob wegen ihrer Grösse Thaler genannt, oder deshalb weil sie in den Augen der armen Weber für Thaler erschienen? Weberwitz. Weberwitz ist federleicht. – Chaos, 818. Webstuhl. * Der Webstuhl der Zeit. Dieser Ausdruck ist aus dem ersten Theile von Goethe's Faust in den Volkmund übergegangen. Dort sagt der Geist: „So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit.“ Wechsel. 1 Der Wechsel ist angenehm. – Schamelius, 206, 8. „Der Wechsel ist voll lust und nutz.“ (Froschm., CV.) Lat.: Jucunda rerum vicissitudo. – Jucundum nihil est nisi quod reficit varietas. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 215.) – Variatus (variatio) delectat. (Schamelius, 206, 8.) 2 Der Wechsel muss zu mir kommen, ich brauche ihm nicht nachzugehen. – Hillebrand, 173, 245; Archiv für prakt. Rechtswissenschaft von E. Hoffmann und Elvers, I, 1. Gewöhnliche Schulden werden in der Regel so getilgt, dass der Schuldner dem Gläubiger den Betrag übersendet oder überbringt. Der Wechselgläubiger muss jedoch dazu auffordern. Der Schuldner erscheint erst nach Vorzeigung des Wechsels (vgl. Deutsche Wechselordnung Art. 41-43), verpflichtet zu zahlen, da der Wechsel ein Papier ist, das aus der Hand eines Creditors in die eines andern zu gehen pflegt. 3 Ein Wechsel ist ein scharfes Messer. – Blass, 11. 4 Schneller Wechsel sprengt Fels und Eisen. Dän.: Al hastig forandring er farlig. (Prov. dan., 175.) 5 Viel Wechsel macht nicht fett. (S. Ausziehen 1 und Stein 80.) Mhd.: Der wehsel treit niur schaden vil, niht nutzes. (Frauenlob.) (Zingerle, 164.) 6 Wechsel der Weide macht das Vieh fett. Engl.: Change oft pasture makes fat calves. (Bohn II, 77.) It.: Cambiamento di pastura ingrassa il vitello e la vacca. 7 Wechsel ergetzen, sagt Rothschild. In dieser Weise hat der Volkswitz den Spruch: Delectat variatio, das steht schon im Horatio übersetzt. (S. Variatio 1.) 8 Wechsel ist kein raub nicht. – Hofmann, 93, 85. 9 Wenn der Wechsel unterschrieben ist, muss man zahlen. – Schles. Zeitung, 1871, Nr. 539. Wer eine Verpflichtung übernommen hat, muss sie erfüllen. 10 Wenn du willst betrachten den Wechsel aller Sachen, so soll kein Glück dich fröhlich, kein Unglück traurig machen. – Haussprüche, 31. 11 Zu viel Wechsel im Regiment nimmt selten ein gutes End'. Dän.: Den ringeste forandring i et regiment giør landet intet godt. (Prov. dan., 175.) *12 Er zieht einen Wechsel auf die Ewigkeit. Holl.: Hij trekt wissels op de eeuwigheid. (Harrebomée, II, 474b.) Wechselbalg. * Es ist ein rechter Wechselbalg. – Baumgarten, II, 26. Nach dem Volksglauben müssen Kinder vor der Taufe gut bewacht werden, weil sie sonst vertauscht werden können. Jedes neugeborene Kind muss niesen und, sagen die Aeltern nicht alsogleich „Helfgott“, so kommt der Teufel und tauscht ihnen das Kind für einen Wechselbalg aus. Namentlich soll er am Sanct-Nikolaustage herumgehen und Kinder stehlen, auch die kleinen Kinder rauben und Misgeburten und Wechselbälge an deren Stelle legen, über welche die Mutter nicht das Kreuz macht oder sie mit Weihwasser besprengt. Vgl. das Nähere darüber Baumgarten, II, 26. Die Wechselbälge sollen oft so gross werden wie gewöhnliche Menschen, jedoch selten über dreissig Jahre alt. Schaut man gut auf den Wechselbalg, so kommt an seiner Statt das ausgewechselte Kind zurück. So erhalten die Redensarten: Ein Wechselbalg oder, wie ausgewechselt sein, einen von vielen, die sich ihrer bedienen, nicht mehr gefühlten mythischen Hintergrund. W. Menzel weist in seinem Odin den elbischen Charakter des Auswechslers nach. (Vgl. Baumgarten, III, 23.) Wechselbank. Die Wechselbank und der Wucherer sind Geschwister. Wechseln. 1 Es wechselt mit uns wunderlich, bald preussisch, bald sächsisch und bald kaiserlich. 2 Gewechselt kriegt man eher als geborgt. (Zittau.) 3 Kanstu wechseln, so kan ich tauschen. – Petri, II, 413. 4 So gut als gewechselt wurde, so gut muss bezahlt werden. – Graf, 269, 275. Bezieht sich auf den Feingehalt der Münze, in welcher ein Kapital zurückzuzahlen ist, und geht der Sinn dahin, dass wenn die Münzen, in denen ein Kapital dargeliehen ist, eingezogen sind und selbst der Münzfuss aufgehoben worden ist, von den neueingeführten Münzstücken so viel bezahlt werden müssen, als nothwendig wären, um die gegebene Menge der frühern in ihrem unveränderten Gehalt einzutauschen; denn nur indem das erhaltene Feingewicht zurückerstattet wird, bezahlt man, wie gewechselt wurde. 5 Wechseln ist kein raub, sagte der landtsknecht, da er ein pferdt von der weide stal undt ein lauss an die stelle setzte. – Töppen, 80, 44. 6 Wechseln leitet Vnglück auf die Achseln. – Mathesy, I, 14a.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [920]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/926>, abgerufen am 24.11.2024.