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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Vergehen (Verb.).

1 Alles vergeht, der Glaube besteht.

2 Alles vergeht, die Kunst besteht.

Lat.: Nil non mortale tenemus pectoris exceptis ingeniique bonis. (Seybold, 355.)

3 Alles vergeht, Gottes Liebe besteht.

Frz.: Tout se passe fors que aymer Dieu. (Leroux, I, 15.)

Schwed.: Alth forgaar wtan gudz miskundh. (Reuterdahl, 670.)

4 Alles vergeht, Tugend besteht. - Körte, 6093; Simrock, 10561.

Mhd.: Sint daz ez allez sus zergat, daz aldiu werlt ze handen hat, niht mer bestat niur tugend tat. (Frauenlob.) (Zingerle, 152.)

Dän.: Alt forganger uden Guds naade. (Prov. dan., 178.)

Lat.: Viret post funera virtus. (Sutor, 677.)

5 Da vergehen mir die Begriffe, sagte Graf Bassewitz.

In der 23. Sitzung des Norddeutschen Reichstags am 18. März 1870.

6 Es vergeht, wie's entsteht.

7 Es vergeit alles, de Schuster sammt dem Leste. - Frischbier2, 3896.

8 Was bald vergeht, das werdt nit lang. - Franck, I, 118a.

*9 Das vergeht, bi e Pfond Säfe (Seife). (Henneberg.)

*10 Das vergeht wie die grünen Erbsen. (Meiningen.)

*11 Dat schall em wol vergan as de Baur dat Aderlaten. (Ostfries.) - Bueren, 369; Kern, 278; Eichwald, 252; Frommann, III, 428, 219.

*12 Er vergehet wie Schwamm. - Henisch, 1432, 38.

*13 Er vergeht wie ein Schatten.

Frz.: Il fond comme la cire au soleil. (Kritzinger, 146a.)

*14 Es vergeht wie Rauch an der Sonne.

*15 Es vergoht wie en Filzhuet im Maul. - Sutermeister, 33.

*16 Es wirt yhm mit der zeyt wol vergehen. - Agricola I, 669; Gruter, I, 39; Egenolff, 259a.

Er wird nicht fortfahren, wie er begonnen.

*17 Hä vergeht wie Schum one Wasser. (Bedburg.)

*18 Hai fergenk as en Käulstrunk. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 58, 44.

*19 Hai fergenk as en Päut (Pfütze) Water. - Frommann, V, 58, 44.

*20 Hai fergenk asse Sney füär der Sunne. - Frommann, V, 58, 44.

*21 'T vergeit as Schnee vör de Sünne. - Bueren, 1147.

Holl.: Hij vergaat (of: smelt weg) als sneeuw voor de zon. (Harrebomee, II, 507b.)


Vergelten.

1 Ich hab's ihm vergolten, sagte die Frau zu ihrem Manne, der sie bei einem Reiter angetroffen, ich hab' ihm jeden Puff doppelt zurückgegeben. - Eiselein, 617.

2 Wer vergelten kann, ist ein gepriesen (gesuchter) Mann.

Lat.: Beneficia plura recipit qui scit reddere. (Philippi, I, 57.)

*3 Dass vergelt jm ein spitzhölzlin. - Rollwagenbüchlein, XLIV.

*4 Er het's vergee wie der Krämer de Schran1. - Sutermeister, 95.

1) Was beim Käsekochen oben im Kessel schwimmt (?). (Stalder, II, 349.)

*5 Ich hab's ihm vergolten, sprach jener, der einem Reiter den Mantel in Koth getreten hatte, während derselbe unter dessen Augen seiner Frau verlag. - Eiselein, 617.

*6 Ich sag', vergelt's Gott. (Saalgau.) - Birlinger, 505.

D. h. ich will gleich zahlen.


Vergeltsgott.

1 Ein Vergeltsgott ist dreissig Kreuzer werth. (Oberösterreich.)

2 Vergeltsgott ist au e Geld. (Ulm.)


Vergessen.

1 Es wird nichts so leicht vergessen, als eine Schuld.

Schwed.: Glöm dir aer guldin (accommodamento) öre. (Reuterdahl, 444.)

[Spaltenumbruch] 2 Es wirt nicht eh vergessen, dann bewisner gnad vnnd wolthat. - Franck, II, 118a.

3 Ich will dir's vergessen, sagte der Schwabe, aber Jokeli, denk' du daran. - Hoefer, 970.

Ein schottischer Häuptling, dem Tode nahe, wurde vom Priester mit Trost berathen, der ihm vorstellte, wie unchristlich die Rachsucht sei, die so tief in ihm sitze. "Verzeiht euren Feinden" setzte er hinzu, "denn Gott spricht: Mein ist die Rache, ich will vergelten." "Ach, das ist ein süsser Bissen für den Sterbenden", sagte der Kranke mit einem tiefen Seufzer, "ja, ich verzeihe meinen Feinden." Dann wandte er sich zu seinem anwesenden Sohne: "Hol' dich der Teufel, Donald, wenn du ihm vergibst." Darauf starb er. (Witzfunken, IV, 226.)

4 Ich will's vergessen, aber, Jakob, denk' du daran. - Braun, I, 4732.

"Ick will 't vergöäten, awer Jakob, denk du dran." (Schlingmann, 1387.)

5 Jeder nur zu leicht vergisst, dass er allein nicht jeder ist. - Steiger, 458; Simrock, 5219; Körte, 3154.

6 Jez ha-n i bigosslig vergässe, z' Mittag z' lüte, het de Sigerist g'seit, wünn 's au niemer g'hirt hät. - Sutermeister, 39.

7 Keiner vergisst sich selbst.

Lat.: Suam quisque rem meminit. (Seybold, 583.)

8 Man kann wol vergessen, wie alt, aber Runzeln und Tod kommen gar zu bald.

Dän.: Glemmer han som taeller, saa glemmer ikke han som rynker. (Prov. dan., 242.)

9 Man vergisst bald, was man nicht gern thut.

10 Man vergisst nichts schneller als Wohlthaten, und merkt nichts länger als Beleidigungen und Uebelthaten.

Dän.: Intet glemmes snarere end vel gjort, intet huskes laengere end ilde gjort. (Prov. dan., 242.)

11 Man vergisst nichts so bald als Wohlthaten. - Simrock, 11763.

Frz.: Morceau avale n'a plus de goaut. (Gaal, 1734.)

Lat.: Intercidit gratia beneficii. - Nemo accepta beneficia calendario inscribit. (Gaal, 1734.)

12 Man vergisst viel Leid in vierundzwanzig Stunden.

Lat.: Dies adiniet aegritudinem. (Terenz.)

13 Niemand vergisst, wo was zu holen ist.

14 Vergessen ist das beste Recept gegen Verlust.

Lat.: Perisse quod vides, id ducas perditum. (Binder II, 2557; Lehmann, 793, 16.)

15 Vergessen ist die beste Arznei wider Gewalt und Unrecht.

Lat.: Injuriarum remedium est oblivio. (Philippi, I, 199.)

16 Vergessen ist ein gut Pflaster auf erlidenen Schaden vnd Vnruh. - Petri, II, 566.

Dän.: Forglemmelse er laegedom for uret. (Prov. dan., 178.)

17 Vergessen ist für schaden gut. - Franck, I, 144b; Lehmann, II, 788, 42; Simrock, 10849; Braun, I, 4731; Körte, 6237.

Lat.: Dimidium omittendarum est oblivio rerum. (Binder II, 794; Seybold, 297.)

18 Vergete is de Smart un lüstig is min Hart. - Eichwald, 1750.

19 Vergiss des Uebels, so bist du genesen. - Simrock, 10850.

20 Vergiss nicht alte Bräuche, sondern alte Misbräuche. - Steiger, 405.

21 Was man nicht vergessen will, daran muss man oft gedenken.

Lat.: Saepe recordari medicamine fortius omni. (Philippi, II, 162.)

22 Was man vergessen, kann man nicht essen, sagte der Kapitän, als er ohne Brot (Butter) in See fuhr.

Holl.: Dat is vergeten, zei Kapitein Schrijver, en hij voer zonder boter in zee. (Harrebomee, I, 381b.)

23 Wenn das Vergessen nicht wär', so lebten tausend Unglückliche nicht mehr.

It.: L' oblio e il rimedio dell' ingiurie. (Pazzaglia, 176, 1.)

24 Wer vergisst zuzuschliessen, der hat vergessen, dass man stehlen kann.

Dän.: Han glemmer tit der lukke skal, han glemmer ei der stiele vil. (Prov. dan., 242.)

25 Wohl dem, der vergisst, was doch nicht zu ändern ist.

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Vergehen (Verb.).

1 Alles vergeht, der Glaube besteht.

2 Alles vergeht, die Kunst besteht.

Lat.: Nil non mortale tenemus pectoris exceptis ingeniique bonis. (Seybold, 355.)

3 Alles vergeht, Gottes Liebe besteht.

Frz.: Tout se passe fors que aymer Dieu. (Leroux, I, 15.)

Schwed.: Alth forgaar wtan gudz miskundh. (Reuterdahl, 670.)

4 Alles vergeht, Tugend besteht.Körte, 6093; Simrock, 10561.

Mhd.: Sint daz ez allez sus zergât, daz aldiu werlt ze handen hât, niht mêr bestât niur tugend tât. (Frauenlob.) (Zingerle, 152.)

Dän.: Alt forganger uden Guds naade. (Prov. dan., 178.)

Lat.: Viret post funera virtus. (Sutor, 677.)

5 Da vergehen mir die Begriffe, sagte Graf Bassewitz.

In der 23. Sitzung des Norddeutschen Reichstags am 18. März 1870.

6 Es vergeht, wie's entsteht.

7 Es vergeit alles, de Schuster sammt dem Lêste.Frischbier2, 3896.

8 Was bald vergeht, das werdt nit lang.Franck, I, 118a.

*9 Das vergeht, bi e Pfond Säfe (Seife). (Henneberg.)

*10 Das vergeht wie die grünen Erbsen. (Meiningen.)

*11 Dat schall em wol vergân as de Bûr dat Aderlaten. (Ostfries.) – Bueren, 369; Kern, 278; Eichwald, 252; Frommann, III, 428, 219.

*12 Er vergehet wie Schwamm.Henisch, 1432, 38.

*13 Er vergeht wie ein Schatten.

Frz.: Il fond comme la cire au soleil. (Kritzinger, 146a.)

*14 Es vergeht wie Rauch an der Sonne.

*15 Es vergoht wie en Filzhuet im Mûl.Sutermeister, 33.

*16 Es wirt yhm mit der zeyt wol vergehen.Agricola I, 669; Gruter, I, 39; Egenolff, 259a.

Er wird nicht fortfahren, wie er begonnen.

*17 Hä vergeht wie Schum one Wasser. (Bedburg.)

*18 Hai fergenk as en Käulstrunk. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 58, 44.

*19 Hai fergenk as en Päut (Pfütze) Wâter.Frommann, V, 58, 44.

*20 Hai fergenk asse Snéy füär der Sunne.Frommann, V, 58, 44.

*21 'T vergeit as Schnee vör de Sünne.Bueren, 1147.

Holl.: Hij vergaat (of: smelt weg) als sneeuw voor de zon. (Harrebomée, II, 507b.)


Vergelten.

1 Ich hab's ihm vergolten, sagte die Frau zu ihrem Manne, der sie bei einem Reiter angetroffen, ich hab' ihm jeden Puff doppelt zurückgegeben.Eiselein, 617.

2 Wer vergelten kann, ist ein gepriesen (gesuchter) Mann.

Lat.: Beneficia plura recipit qui scit reddere. (Philippi, I, 57.)

*3 Dass vergelt jm ein spitzhölzlin.Rollwagenbüchlein, XLIV.

*4 Er het's vergee wie der Krämer de Schran1.Sutermeister, 95.

1) Was beim Käsekochen oben im Kessel schwimmt (?). (Stalder, II, 349.)

*5 Ich hab's ihm vergolten, sprach jener, der einem Reiter den Mantel in Koth getreten hatte, während derselbe unter dessen Augen seiner Frau verlag.Eiselein, 617.

*6 Ich sag', vergelt's Gott. (Saalgau.) – Birlinger, 505.

D. h. ich will gleich zahlen.


Vergeltsgott.

1 Ein Vergeltsgott ist dreissig Kreuzer werth. (Oberösterreich.)

2 Vergeltsgott ist au e Geld. (Ulm.)


Vergessen.

1 Es wird nichts so leicht vergessen, als eine Schuld.

Schwed.: Glöm dir aer guldin (accommodamento) öre. (Reuterdahl, 444.)

[Spaltenumbruch] 2 Es wirt nicht eh vergessen, dann bewisner gnad vnnd wolthat.Franck, II, 118a.

3 Ich will dir's vergessen, sagte der Schwabe, aber Jokeli, denk' du daran.Hoefer, 970.

Ein schottischer Häuptling, dem Tode nahe, wurde vom Priester mit Trost berathen, der ihm vorstellte, wie unchristlich die Rachsucht sei, die so tief in ihm sitze. „Verzeiht euren Feinden“ setzte er hinzu, „denn Gott spricht: Mein ist die Rache, ich will vergelten.“ „Ach, das ist ein süsser Bissen für den Sterbenden“, sagte der Kranke mit einem tiefen Seufzer, „ja, ich verzeihe meinen Feinden.“ Dann wandte er sich zu seinem anwesenden Sohne: „Hol' dich der Teufel, Donald, wenn du ihm vergibst.“ Darauf starb er. (Witzfunken, IV, 226.)

4 Ich will's vergessen, aber, Jakob, denk' du daran.Braun, I, 4732.

„Ick will 't vergöäten, awer Jakob, denk du dran.“ (Schlingmann, 1387.)

5 Jeder nur zu leicht vergisst, dass er allein nicht jeder ist.Steiger, 458; Simrock, 5219; Körte, 3154.

6 Jez ha-n i bigosslig vergässe, z' Mittag z' lüte, het de Sigerist g'seit, wünn 's au niemer g'hirt hät.Sutermeister, 39.

7 Keiner vergisst sich selbst.

Lat.: Suam quisque rem meminit. (Seybold, 583.)

8 Man kann wol vergessen, wie alt, aber Runzeln und Tod kommen gar zu bald.

Dän.: Glemmer han som tæller, saa glemmer ikke han som rynker. (Prov. dan., 242.)

9 Man vergisst bald, was man nicht gern thut.

10 Man vergisst nichts schneller als Wohlthaten, und merkt nichts länger als Beleidigungen und Uebelthaten.

Dän.: Intet glemmes snarere end vel gjort, intet huskes længere end ilde gjort. (Prov. dan., 242.)

11 Man vergisst nichts so bald als Wohlthaten.Simrock, 11763.

Frz.: Morceau avalé n'a plus de goût. (Gaal, 1734.)

Lat.: Intercidit gratia beneficii. – Nemo accepta beneficia calendario inscribit. (Gaal, 1734.)

12 Man vergisst viel Leid in vierundzwanzig Stunden.

Lat.: Dies adiniet aegritudinem. (Terenz.)

13 Niemand vergisst, wo was zu holen ist.

14 Vergessen ist das beste Recept gegen Verlust.

Lat.: Perisse quod vides, id ducas perditum. (Binder II, 2557; Lehmann, 793, 16.)

15 Vergessen ist die beste Arznei wider Gewalt und Unrecht.

Lat.: Injuriarum remedium est oblivio. (Philippi, I, 199.)

16 Vergessen ist ein gut Pflaster auf erlidenen Schaden vnd Vnruh.Petri, II, 566.

Dän.: Forglemmelse er lægedom for uret. (Prov. dan., 178.)

17 Vergessen ist für schaden gut.Franck, I, 144b; Lehmann, II, 788, 42; Simrock, 10849; Braun, I, 4731; Körte, 6237.

Lat.: Dimidium omittendarum est oblivio rerum. (Binder II, 794; Seybold, 297.)

18 Vergete is de Smart un lüstig is min Hart.Eichwald, 1750.

19 Vergiss des Uebels, so bist du genesen.Simrock, 10850.

20 Vergiss nicht alte Bräuche, sondern alte Misbräuche.Steiger, 405.

21 Was man nicht vergessen will, daran muss man oft gedenken.

Lat.: Saepe recordari medicamine fortius omni. (Philippi, II, 162.)

22 Was man vergessen, kann man nicht essen, sagte der Kapitän, als er ohne Brot (Butter) in See fuhr.

Holl.: Dat is vergeten, zei Kapitein Schrijver, en hij voer zonder boter in zee. (Harrebomée, I, 381b.)

23 Wenn das Vergessen nicht wär', so lebten tausend Unglückliche nicht mehr.

It.: L' oblio è il rimedio dell' ingiurie. (Pazzaglia, 176, 1.)

24 Wer vergisst zuzuschliessen, der hat vergessen, dass man stehlen kann.

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[[773]/0779] Vergehen (Verb.). 1 Alles vergeht, der Glaube besteht. 2 Alles vergeht, die Kunst besteht. Lat.: Nil non mortale tenemus pectoris exceptis ingeniique bonis. (Seybold, 355.) 3 Alles vergeht, Gottes Liebe besteht. Frz.: Tout se passe fors que aymer Dieu. (Leroux, I, 15.) Schwed.: Alth forgaar wtan gudz miskundh. (Reuterdahl, 670.) 4 Alles vergeht, Tugend besteht. – Körte, 6093; Simrock, 10561. Mhd.: Sint daz ez allez sus zergât, daz aldiu werlt ze handen hât, niht mêr bestât niur tugend tât. (Frauenlob.) (Zingerle, 152.) Dän.: Alt forganger uden Guds naade. (Prov. dan., 178.) Lat.: Viret post funera virtus. (Sutor, 677.) 5 Da vergehen mir die Begriffe, sagte Graf Bassewitz. In der 23. Sitzung des Norddeutschen Reichstags am 18. März 1870. 6 Es vergeht, wie's entsteht. 7 Es vergeit alles, de Schuster sammt dem Lêste. – Frischbier2, 3896. 8 Was bald vergeht, das werdt nit lang. – Franck, I, 118a. *9 Das vergeht, bi e Pfond Säfe (Seife). (Henneberg.) *10 Das vergeht wie die grünen Erbsen. (Meiningen.) *11 Dat schall em wol vergân as de Bûr dat Aderlaten. (Ostfries.) – Bueren, 369; Kern, 278; Eichwald, 252; Frommann, III, 428, 219. *12 Er vergehet wie Schwamm. – Henisch, 1432, 38. *13 Er vergeht wie ein Schatten. Frz.: Il fond comme la cire au soleil. (Kritzinger, 146a.) *14 Es vergeht wie Rauch an der Sonne. *15 Es vergoht wie en Filzhuet im Mûl. – Sutermeister, 33. *16 Es wirt yhm mit der zeyt wol vergehen. – Agricola I, 669; Gruter, I, 39; Egenolff, 259a. Er wird nicht fortfahren, wie er begonnen. *17 Hä vergeht wie Schum one Wasser. (Bedburg.) *18 Hai fergenk as en Käulstrunk. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 58, 44. *19 Hai fergenk as en Päut (Pfütze) Wâter. – Frommann, V, 58, 44. *20 Hai fergenk asse Snéy füär der Sunne. – Frommann, V, 58, 44. *21 'T vergeit as Schnee vör de Sünne. – Bueren, 1147. Holl.: Hij vergaat (of: smelt weg) als sneeuw voor de zon. (Harrebomée, II, 507b.) Vergelten. 1 Ich hab's ihm vergolten, sagte die Frau zu ihrem Manne, der sie bei einem Reiter angetroffen, ich hab' ihm jeden Puff doppelt zurückgegeben. – Eiselein, 617. 2 Wer vergelten kann, ist ein gepriesen (gesuchter) Mann. Lat.: Beneficia plura recipit qui scit reddere. (Philippi, I, 57.) *3 Dass vergelt jm ein spitzhölzlin. – Rollwagenbüchlein, XLIV. *4 Er het's vergee wie der Krämer de Schran1. – Sutermeister, 95. 1) Was beim Käsekochen oben im Kessel schwimmt (?). (Stalder, II, 349.) *5 Ich hab's ihm vergolten, sprach jener, der einem Reiter den Mantel in Koth getreten hatte, während derselbe unter dessen Augen seiner Frau verlag. – Eiselein, 617. *6 Ich sag', vergelt's Gott. (Saalgau.) – Birlinger, 505. D. h. ich will gleich zahlen. Vergeltsgott. 1 Ein Vergeltsgott ist dreissig Kreuzer werth. (Oberösterreich.) 2 Vergeltsgott ist au e Geld. (Ulm.) Vergessen. 1 Es wird nichts so leicht vergessen, als eine Schuld. Schwed.: Glöm dir aer guldin (accommodamento) öre. (Reuterdahl, 444.) 2 Es wirt nicht eh vergessen, dann bewisner gnad vnnd wolthat. – Franck, II, 118a. 3 Ich will dir's vergessen, sagte der Schwabe, aber Jokeli, denk' du daran. – Hoefer, 970. Ein schottischer Häuptling, dem Tode nahe, wurde vom Priester mit Trost berathen, der ihm vorstellte, wie unchristlich die Rachsucht sei, die so tief in ihm sitze. „Verzeiht euren Feinden“ setzte er hinzu, „denn Gott spricht: Mein ist die Rache, ich will vergelten.“ „Ach, das ist ein süsser Bissen für den Sterbenden“, sagte der Kranke mit einem tiefen Seufzer, „ja, ich verzeihe meinen Feinden.“ Dann wandte er sich zu seinem anwesenden Sohne: „Hol' dich der Teufel, Donald, wenn du ihm vergibst.“ Darauf starb er. (Witzfunken, IV, 226.) 4 Ich will's vergessen, aber, Jakob, denk' du daran. – Braun, I, 4732. „Ick will 't vergöäten, awer Jakob, denk du dran.“ (Schlingmann, 1387.) 5 Jeder nur zu leicht vergisst, dass er allein nicht jeder ist. – Steiger, 458; Simrock, 5219; Körte, 3154. 6 Jez ha-n i bigosslig vergässe, z' Mittag z' lüte, het de Sigerist g'seit, wünn 's au niemer g'hirt hät. – Sutermeister, 39. 7 Keiner vergisst sich selbst. Lat.: Suam quisque rem meminit. (Seybold, 583.) 8 Man kann wol vergessen, wie alt, aber Runzeln und Tod kommen gar zu bald. Dän.: Glemmer han som tæller, saa glemmer ikke han som rynker. (Prov. dan., 242.) 9 Man vergisst bald, was man nicht gern thut. 10 Man vergisst nichts schneller als Wohlthaten, und merkt nichts länger als Beleidigungen und Uebelthaten. Dän.: Intet glemmes snarere end vel gjort, intet huskes længere end ilde gjort. (Prov. dan., 242.) 11 Man vergisst nichts so bald als Wohlthaten. – Simrock, 11763. Frz.: Morceau avalé n'a plus de goût. (Gaal, 1734.) Lat.: Intercidit gratia beneficii. – Nemo accepta beneficia calendario inscribit. (Gaal, 1734.) 12 Man vergisst viel Leid in vierundzwanzig Stunden. Lat.: Dies adiniet aegritudinem. (Terenz.) 13 Niemand vergisst, wo was zu holen ist. 14 Vergessen ist das beste Recept gegen Verlust. Lat.: Perisse quod vides, id ducas perditum. (Binder II, 2557; Lehmann, 793, 16.) 15 Vergessen ist die beste Arznei wider Gewalt und Unrecht. Lat.: Injuriarum remedium est oblivio. (Philippi, I, 199.) 16 Vergessen ist ein gut Pflaster auf erlidenen Schaden vnd Vnruh. – Petri, II, 566. Dän.: Forglemmelse er lægedom for uret. (Prov. dan., 178.) 17 Vergessen ist für schaden gut. – Franck, I, 144b; Lehmann, II, 788, 42; Simrock, 10849; Braun, I, 4731; Körte, 6237. Lat.: Dimidium omittendarum est oblivio rerum. (Binder II, 794; Seybold, 297.) 18 Vergete is de Smart un lüstig is min Hart. – Eichwald, 1750. 19 Vergiss des Uebels, so bist du genesen. – Simrock, 10850. 20 Vergiss nicht alte Bräuche, sondern alte Misbräuche. – Steiger, 405. 21 Was man nicht vergessen will, daran muss man oft gedenken. Lat.: Saepe recordari medicamine fortius omni. (Philippi, II, 162.) 22 Was man vergessen, kann man nicht essen, sagte der Kapitän, als er ohne Brot (Butter) in See fuhr. Holl.: Dat is vergeten, zei Kapitein Schrijver, en hij voer zonder boter in zee. (Harrebomée, I, 381b.) 23 Wenn das Vergessen nicht wär', so lebten tausend Unglückliche nicht mehr. It.: L' oblio è il rimedio dell' ingiurie. (Pazzaglia, 176, 1.) 24 Wer vergisst zuzuschliessen, der hat vergessen, dass man stehlen kann. Dän.: Han glemmer tit der lukke skal, han glemmer ei der stiele vil. (Prov. dan., 242.) 25 Wohl dem, der vergisst, was doch nicht zu ändern ist.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [773]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/779>, abgerufen am 25.11.2024.