Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

105 Mein Vater ist der Höchste in Konstanz, sprach die Tochter des Thurmwarts. - Eiselein, 109; Simrock, 1467; Hoefer, 1074.

106 Mein Vater ist ein Nagelschmied, der geit Tag und Nacht kein Fried'. (Tuttlingen.) - Birlinger, 1040.

107 Mein Vater schnarrt, meine Mutter schnarrt, ich schnarre och. (Köthen.)

Neckend oder verspottend.

108 Mein Vater und Grossvater sind Teufel gewesen, ich will auch Teufel sein.

In einer kleinen Stadt war seit uralter Zeit die Leidensgeschichte Jesu in einem öffentlichen Aufzuge dargestellt. Einst wurden die Rollen dazu anders vertheilt. Da trat ein Bürger mit ernster Klage auf, dass man ihm die Rolle des Teufels genommen habe. Mein Altvater, Grossvater und Vater waren stets die Teufel, die Teufelsrolle ist dadurch in unserer Familie erblich geworden. (Witzfunken, Vb, 117.)

109 Mein Vater war ein spitzfindiger Mann, sagte des Nadelmachers Sohn.

110 Mein Vater würde eine Kuh kaufen, sagte der Junge, wenn er Geld hätte.

Holl.: Mijn vader, zei de ondeugende jongen, zou wel eene koe willen koopen, had de schelm naar geld. (Harrebomee, II, 456a.)

111 Milder Vatter zeucht einen muthwilligen Sohn. - Lehmann, 790, 6.

Lat.: Blanda patrum pravos facit indulgentia natus. (Lehmann, 790, 6.)

Poln.: Ojcowska lagodnosc syna psuje. (Celakovsky, 406.)

112 Min Vader is ken Pape west. - Eichwald, 1476; Kern, 355.

Um zu sagen: ich bin nicht unehelich geboren.

113 Min Vader snarret, meine Mutter snarret, awer ek spräke alles reine, reine aut. - Schambach, II, 694.

So lässt man den Einbecker sagen, um die schnarrende Aussprache desselben zu verspotten.

114 Min Vaer wull wol 'n Bull kopen, man hadd' he ok Geld? (Oldenburg.) - Firmenich, I, 232, 42; Hauskalender, II.

115 Meinen Vaer schet ick nit dot, darum bidd ick meinen Nebenmann, dat hei em dot schütt, sagte der Soldat, als ihn der Offizier fragte, was er auf Vorposten thun werde, wenn ein Feind auf ihn zukomme.

Wenn der Feind sein Vetter, ja sein Bruder wäre, so wollte er ihn niederschiessen, wäre es aber sein eigener Vater, so wollte er seinen Nebenmann um diesen Dienst ersuchen.

116 Mit Vater und Mutter soll man nicht streiten.

Schwed.: Man far intet träta med faar och mor (= moder). (Grubb, 508.)

117 Mit Vatern ist nicht gut brudern. (Berlin.) - Holtei, Eselsfresser, I, 170.

118 Nachsichtige Väter, liederliche Söhne (Kinder).

It.: La perdizione de figli procede per lo piu dalla troppa indulgenza de padri. ( Pazzaglia, 257, 3.)

119 Nimmer Vater, nimmer liebes Kind. - Petri, II, 499.

120 Reiche Väter, leichtsinnige Söhne.

Dän.: Naar faderen har megen rigdom, har sönnen liden dyd. (Prov. dan., 151.)

It.: Quando il padre ha molta robba, il figlivolo ha poca virtu. (Pazzaglia, 257, 4.)

121 Reike Vader, rike Moime, get (alle) beide baddeln. - Schambach, II, 153.

122 'S Vaters Tüsche thüend mänge wäsche. - Sutermeister, 117.

123 Sitzt der Vater in der Schenke, so liebt der Sohn die Tränke.

Böhm.: Kam rad chodi tata, tam i synek chvata. (Celakovsky, 410.)

124 Sparsamer Vater, verschwenderischer Sohn.

Böhm.: Skupec najde marnotratneho. (Celakovsky, 61.)

Holl.: Spaar-vader, kwist-kind. (Harrebomee, II, 356b.)

It.: A padre guadagnatore, figlio spenditore. (Pazzaglia, 257, 1.)

125 Stiehlt mein Vater, so hängt ein Dieb. - Eisenhart, 90; Pistor., I, 17; Simrock, 10802.

Wenn der Vater etwas verbrochen, so muss er die Strafe leiden; aber auf seine Kinder darf diese nicht ausgedehnt werden. Die Kinder sollen keinen Antheil an der Schande und dem Verluste der Ehre haben, die [Spaltenumbruch] ihre Aeltern sich durch lasterhaftes Leben zugezogen haben. Es soll denselben ganz besonders kein Vorwurf gemacht werden, wenn ihr Vater eines verübten Verbrechens halber zu einer Strafe verdammt worden, welche mit dem Verluste der Ehre verbunden ist.

126 Strenger Vater, blöder Sohn.

Schwed.: Sträng fader gjör blödig barn. (Grubb, 769.)

127 Treibe deinen Vater nicht (aus dem Hause) in den Wald. (Lit.)

128 Vader hat de Sleierten1 äuk Schneken2, sagte de Junge, doa hadde 'n Paenwiewel sloeken3. (Westf.)

1) Nebenform von Sleihe = Schlehe.

2) Schneke = das Bein, der Schenkel.

3) Rosskäfer verschluckt.

129 Vader, sä de Junge, wi können liewen osse Bräuers (Brüder), wenn jr dat verdammt Slan leiten. (Schaumburg.)

130 Vader, si dem Sühn nich gramm, de Appel föllt nich weit vom Stamm. - Frischbier2, 3883.

131 Vader, wat is de Welt so grot, sä' de Jung, as he innen anner Loch kem. (Jever.) - Frommann, III, 38, 5; Hoefer, 508a.

132 Var, dre Jungens in de Riege, ick un du, un de Hund. - Hauskalender, III.

133 Var laurt, Mor laurt, ick laur mit, hadd de Jung seggt, hadd beden sullt. - Hauskalender, III.

134 Varrer, is dat juch (euer) Bengel? segt Stoppel (Stoffel), dat ward 'n groten Sloeks1. (Mecklenburg.) - Hoefer, 1011.

1) Ein gross aufgeschossener Bursche, oft auch in der Bedeutung: hungriger Schlucker. Bei Schlingmann (1031): Schloaks = grosser Junge, Schlingel.

135 Vater, raffe mich nicht hin, in der Blüte meiner Jahre, betete ein altes Mütterlein.

136 Vater, sagte er, soll derjenige, welcher seine Hände wäscht, mit uns essen? Weder er, noch auch du, erwiderte er. - Burckhardt, 514.

Von einem Menschen, welcher in der gewissen Hoffnung, einen Vortheil für sich zu erhalten, die Wünsche anderer zu vereiteln sucht, sich aber zuletzt in seinen eigenen Erwartungen getäuscht sieht.

137 Vater, sei dem Sohn nicht gram; wie das Schaf, so ist das Lamm.

138 Vater, sperr' mich ein, es wöllen mi all, sagte das Mädchen. (S. Mutter 135.) (Franken.) - Hoefer, 380a.

139 Vater und Mutter erben vor Schwester und Bruder. - Graf, 194, 73.

Wenn Kinder, die noch unter väterlicher Gewalt stehen, sterben, so erben die Aeltern, nicht die Geschwister, ihr etwaiges Vermögen.

Mhd.: Vater unde muter nemen erbe vor swester unde bruder. (Ortloff, I, 6, 2.)

140 Vater und Mutter ist alles ein Recht. - Graf, 163, 121.

Schwed.: Faar och moor ha högsta rösten. (Grubb, 198.)

141 Vater und Mutter lieben sehr, aber Gott noch mehr.

Dän.: Fader og moder er god, dog er Gud bedre. (Prov. dan., 150.)

Lat.: Patres preconor iure deo sit honor. (Reuterdahl, 701.)

Schwed.: Fadher ok modher aeru godh, ok aer gudh baestir. (Reuterdahl, 701.)

142 Vater und Sohn gehören in Ein Reich (eine Familie), sind aber einander selten gleich.

Böhm.: Ridci synove otcum svym podobni se nalezaja. (Celakovsky, 405.)

143 Vater unser, da du bist, bleib' im Lande, wo du bist. - Brachvogel, Schubart und seine Zeit, III, 138.

144 Vater unser, der du bist, niemand weiss, wer des andern Schwager ist.

145 Vater, zünd' d' Laterna an, die Kuh will kälbern; 's ist aber au a Stierle, sagte der dumme Bube. (Flohberg.) - Birlinger, 324.

146 Vaters Erbe ist des Sohnes Gewerbe.

147 Vaters Schelte thun mehr als der Mutter Prügel.

148 Vaters Schläge sind besser als des Fremden Schelte.

[Spaltenumbruch]

105 Mein Vater ist der Höchste in Konstanz, sprach die Tochter des Thurmwarts.Eiselein, 109; Simrock, 1467; Hoefer, 1074.

106 Mein Vater ist ein Nagelschmied, der geit Tag und Nacht kein Fried'. (Tuttlingen.) – Birlinger, 1040.

107 Mein Vater schnarrt, meine Mutter schnarrt, ich schnarre ôch. (Köthen.)

Neckend oder verspottend.

108 Mein Vater und Grossvater sind Teufel gewesen, ich will auch Teufel sein.

In einer kleinen Stadt war seit uralter Zeit die Leidensgeschichte Jesu in einem öffentlichen Aufzuge dargestellt. Einst wurden die Rollen dazu anders vertheilt. Da trat ein Bürger mit ernster Klage auf, dass man ihm die Rolle des Teufels genommen habe. Mein Altvater, Grossvater und Vater waren stets die Teufel, die Teufelsrolle ist dadurch in unserer Familie erblich geworden. (Witzfunken, Vb, 117.)

109 Mein Vater war ein spitzfindiger Mann, sagte des Nadelmachers Sohn.

110 Mein Vater würde eine Kuh kaufen, sagte der Junge, wenn er Geld hätte.

Holl.: Mijn vader, zei de ondeugende jongen, zou wel eene koe willen koopen, had de schelm naar geld. (Harrebomée, II, 456a.)

111 Milder Vatter zeucht einen muthwilligen Sohn.Lehmann, 790, 6.

Lat.: Blanda patrum pravos facit indulgentia natus. (Lehmann, 790, 6.)

Poln.: Ojcowska lagodność syna psuje. (Čelakovsky, 406.)

112 Min Vader is kên Pape west.Eichwald, 1476; Kern, 355.

Um zu sagen: ich bin nicht unehelich geboren.

113 Min Vader snarret, mîne Mutter snarret, awer ek spräke alles reine, rîne ût.Schambach, II, 694.

So lässt man den Einbecker sagen, um die schnarrende Aussprache desselben zu verspotten.

114 Min Vaer wull wol 'n Bull kôpen, man hadd' he ok Geld? (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 42; Hauskalender, II.

115 Mînen Vaer schêt ick nit dôt, darum bidd ick mînen Nebenmann, dat hei em dôt schütt, sagte der Soldat, als ihn der Offizier fragte, was er auf Vorposten thun werde, wenn ein Feind auf ihn zukomme.

Wenn der Feind sein Vetter, ja sein Bruder wäre, so wollte er ihn niederschiessen, wäre es aber sein eigener Vater, so wollte er seinen Nebenmann um diesen Dienst ersuchen.

116 Mit Vater und Mutter soll man nicht streiten.

Schwed.: Man får intet träta med faar och mor (= moder). (Grubb, 508.)

117 Mit Vatern ist nicht gut brudern. (Berlin.) – Holtei, Eselsfresser, I, 170.

118 Nachsichtige Väter, liederliche Söhne (Kinder).

It.: La perdizione de figli procede per lo piú dalla troppa indulgenza de padri. ( Pazzaglia, 257, 3.)

119 Nimmer Vater, nimmer liebes Kind.Petri, II, 499.

120 Reiche Väter, leichtsinnige Söhne.

Dän.: Naar faderen har megen rigdom, har sønnen liden dyd. (Prov. dan., 151.)

It.: Quando il padre hà molta robba, il figlivolo hà poca virtù. (Pazzaglia, 257, 4.)

121 Rîke Vâder, rike Moime, gêt (alle) beide baddeln.Schambach, II, 153.

122 'S Vaters Tüsche thüend mänge wäsche.Sutermeister, 117.

123 Sitzt der Vater in der Schenke, so liebt der Sohn die Tränke.

Böhm.: Kam rád chodí táta, tam i synek chvátá. (Čelakovsky, 410.)

124 Sparsamer Vater, verschwenderischer Sohn.

Böhm.: Skupec najde marnotratného. (Čelakovsky, 61.)

Holl.: Spaar-vader, kwist-kind. (Harrebomée, II, 356b.)

It.: A padre guadagnatore, figlio spenditore. (Pazzaglia, 257, 1.)

125 Stiehlt mein Vater, so hängt ein Dieb.Eisenhart, 90; Pistor., I, 17; Simrock, 10802.

Wenn der Vater etwas verbrochen, so muss er die Strafe leiden; aber auf seine Kinder darf diese nicht ausgedehnt werden. Die Kinder sollen keinen Antheil an der Schande und dem Verluste der Ehre haben, die [Spaltenumbruch] ihre Aeltern sich durch lasterhaftes Leben zugezogen haben. Es soll denselben ganz besonders kein Vorwurf gemacht werden, wenn ihr Vater eines verübten Verbrechens halber zu einer Strafe verdammt worden, welche mit dem Verluste der Ehre verbunden ist.

126 Strenger Vater, blöder Sohn.

Schwed.: Sträng fader gjör blödig barn. (Grubb, 769.)

127 Treibe deinen Vater nicht (aus dem Hause) in den Wald. (Lit.)

128 Vader hat de Sleierten1 äuk Schneken2, sagte de Junge, doa hadde 'n Paenwiewel sloeken3. (Westf.)

1) Nebenform von Sleihe = Schlehe.

2) Schneke = das Bein, der Schenkel.

3) Rosskäfer verschluckt.

129 Vader, sä de Junge, wi können liewen osse Bräuers (Brüder), wenn jr dat verdammt Slân leiten. (Schaumburg.)

130 Vader, si dem Sühn nich gramm, de Appel föllt nich wît vom Stamm.Frischbier2, 3883.

131 Vâder, wat is de Welt sô grôt, sä' de Jung, as he innen anner Lôch kêm. (Jever.) – Frommann, III, 38, 5; Hoefer, 508a.

132 Vâr, drê Jungens in de Riege, ick un du, un de Hund.Hauskalender, III.

133 Vâr lûrt, Môr lûrt, ick lûr mit, hadd de Jung seggt, hadd beden sullt.Hauskalender, III.

134 Varrer, is dat juch (euer) Bengel? segt Stoppel (Stoffel), dat ward 'n groten Sloeks1. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1011.

1) Ein gross aufgeschossener Bursche, oft auch in der Bedeutung: hungriger Schlucker. Bei Schlingmann (1031): Schloaks = grosser Junge, Schlingel.

135 Vater, raffe mich nicht hin, in der Blüte meiner Jahre, betete ein altes Mütterlein.

136 Vater, sagte er, soll derjenige, welcher seine Hände wäscht, mit uns essen? Weder er, noch auch du, erwiderte er.Burckhardt, 514.

Von einem Menschen, welcher in der gewissen Hoffnung, einen Vortheil für sich zu erhalten, die Wünsche anderer zu vereiteln sucht, sich aber zuletzt in seinen eigenen Erwartungen getäuscht sieht.

137 Vater, sei dem Sohn nicht gram; wie das Schaf, so ist das Lamm.

138 Vater, sperr' mich ein, es wöllen mi all, sagte das Mädchen. (S. Mutter 135.) (Franken.) – Hoefer, 380a.

139 Vater und Mutter erben vor Schwester und Bruder.Graf, 194, 73.

Wenn Kinder, die noch unter väterlicher Gewalt stehen, sterben, so erben die Aeltern, nicht die Geschwister, ihr etwaiges Vermögen.

Mhd.: Vater unde muter nemen erbe vor swester unde bruder. (Ortloff, I, 6, 2.)

140 Vater und Mutter ist alles ein Recht.Graf, 163, 121.

Schwed.: Faar och moor ha högsta rösten. (Grubb, 198.)

141 Vater und Mutter lieben sehr, aber Gott noch mehr.

Dän.: Fader og moder er god, dog er Gud bedre. (Prov. dan., 150.)

Lat.: Patres preconor iure deo sit honor. (Reuterdahl, 701.)

Schwed.: Fadher ok modher aeru godh, ok aer gudh baestir. (Reuterdahl, 701.)

142 Vater und Sohn gehören in Ein Reich (eine Familie), sind aber einander selten gleich.

Böhm.: Ridci synové otcům svým podobni se nalézajá. (Čelakovsky, 405.)

143 Vater unser, da du bist, bleib' im Lande, wo du bist.Brachvogel, Schubart und seine Zeit, III, 138.

144 Vater unser, der du bist, niemand weiss, wer des andern Schwager ist.

145 Vater, zünd' d' Laterna an, die Kuh will kälbern; 's ist aber au a Stierle, sagte der dumme Bube. (Flohberg.) – Birlinger, 324.

146 Vaters Erbe ist des Sohnes Gewerbe.

147 Vaters Schelte thun mehr als der Mutter Prügel.

148 Vaters Schläge sind besser als des Fremden Schelte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0761" n="[755]"/>
          <cb n="1509"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">105 Mein Vater ist der Höchste in Konstanz, sprach die Tochter des Thurmwarts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 109; Simrock, 1467; Hoefer, 1074.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">106 Mein Vater ist ein Nagelschmied, der geit Tag und Nacht kein Fried'.</hi> (<hi rendition="#i">Tuttlingen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 1040.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">107 Mein Vater schnarrt, meine Mutter schnarrt, ich schnarre ôch.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Neckend oder verspottend.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">108 Mein Vater und Grossvater sind Teufel gewesen, ich will auch Teufel sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In einer kleinen Stadt war seit uralter Zeit die Leidensgeschichte Jesu in einem öffentlichen Aufzuge dargestellt. Einst wurden die Rollen dazu anders vertheilt. Da trat ein Bürger mit ernster Klage auf, dass man ihm die Rolle des Teufels genommen habe. Mein Altvater, Grossvater und Vater waren stets die Teufel, die Teufelsrolle ist dadurch in unserer Familie erblich geworden. (<hi rendition="#i">Witzfunken, V<hi rendition="#sup">b</hi>, 117.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">109 Mein Vater war ein spitzfindiger Mann, sagte des Nadelmachers Sohn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">110 Mein Vater würde eine Kuh kaufen, sagte der Junge, wenn er Geld hätte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Mijn vader, zei de ondeugende jongen, zou wel eene koe willen koopen, had de schelm naar geld. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 456<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">111 Milder Vatter zeucht einen muthwilligen Sohn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 790, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Blanda patrum pravos facit indulgentia natus. (<hi rendition="#i">Lehmann, 790, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Ojcowska lagodno&#x015B;&#x0107; syna psuje. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 406.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">112 Min Vader is kên Pape west.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1476; Kern, 355.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: ich bin nicht unehelich geboren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">113 Min Vader snarret, mîne Mutter snarret, awer ek spräke alles reine, rîne ût.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 694.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So lässt man den Einbecker sagen, um die schnarrende Aussprache desselben zu verspotten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">114 Min Vaer wull wol 'n Bull kôpen, man hadd' he ok Geld?</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 232, 42; Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">115 Mînen Vaer schêt ick nit dôt, darum bidd ick mînen Nebenmann, dat hei em dôt schütt, sagte der Soldat, als ihn der Offizier fragte, was er auf Vorposten thun werde, wenn ein Feind auf ihn zukomme.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn der Feind sein Vetter, ja sein Bruder wäre, so wollte er ihn niederschiessen, wäre es aber sein eigener Vater, so wollte er seinen Nebenmann um diesen Dienst ersuchen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">116 Mit Vater und Mutter soll man nicht streiten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Man får intet träta med faar och mor (= moder). (<hi rendition="#i">Grubb, 508.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">117 Mit Vatern ist nicht gut brudern.</hi> (<hi rendition="#i">Berlin.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Holtei, Eselsfresser, I, 170.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">118 Nachsichtige Väter, liederliche Söhne (Kinder).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La perdizione de figli procede per lo piú dalla troppa indulgenza de padri. ( <hi rendition="#i">Pazzaglia, 257, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">119 Nimmer Vater, nimmer liebes Kind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 499.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">120 Reiche Väter, leichtsinnige Söhne.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Naar faderen har megen rigdom, har sønnen liden dyd. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 151.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Quando il padre hà molta robba, il figlivolo hà poca virtù. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 257, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Rîke Vâder, rike Moime, gêt (alle) beide baddeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 153.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">122 'S Vaters Tüsche thüend mänge wäsche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">123 Sitzt der Vater in der Schenke, so liebt der Sohn die Tränke.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kam rád chodí táta, tam i synek chvátá. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 410.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">124 Sparsamer Vater, verschwenderischer Sohn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Skupec najde marnotratného. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 61.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Spaar-vader, kwist-kind. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 356<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A padre guadagnatore, figlio spenditore. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 257, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">125 Stiehlt mein Vater, so hängt ein Dieb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, 90; Pistor., I, 17; Simrock, 10802.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn der Vater etwas verbrochen, so muss er die Strafe leiden; aber auf seine Kinder darf diese nicht ausgedehnt werden. Die Kinder sollen keinen Antheil an der Schande und dem Verluste der Ehre haben, die <cb n="1510"/>
ihre Aeltern sich durch lasterhaftes Leben zugezogen haben. Es soll denselben ganz besonders kein Vorwurf gemacht werden, wenn ihr Vater eines verübten Verbrechens halber zu einer Strafe verdammt worden, welche mit dem Verluste der Ehre verbunden ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">126 Strenger Vater, blöder Sohn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Sträng fader gjör blödig barn. (<hi rendition="#i">Grubb, 769.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">127 Treibe deinen Vater nicht (aus dem Hause) in den Wald.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">128 Vader hat de Sleierten<hi rendition="#sup">1</hi> äuk Schneken<hi rendition="#sup">2</hi>, sagte de Junge, doa hadde 'n Paenwiewel sloeken<hi rendition="#sup">3</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Nebenform von Sleihe = Schlehe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Schneke = das Bein, der Schenkel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Rosskäfer verschluckt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">129 Vader, sä de Junge, wi können liewen osse Bräuers (Brüder), wenn jr dat verdammt Slân leiten.</hi> (<hi rendition="#i">Schaumburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">130 Vader, si dem Sühn nich gramm, de Appel föllt nich wît vom Stamm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3883.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">131 Vâder, wat is de Welt sô grôt, sä' de Jung, as he innen anner Lôch kêm.</hi> (<hi rendition="#i">Jever.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 38, 5; Hoefer, 508<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">132 Vâr, drê Jungens in de Riege, ick un du, un de Hund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">133 Vâr lûrt, Môr lûrt, ick lûr mit, hadd de Jung seggt, hadd beden sullt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">134 Varrer, is dat juch (euer) Bengel? segt Stoppel (Stoffel), dat ward 'n groten Sloeks<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 1011.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein gross aufgeschossener Bursche, oft auch in der Bedeutung: hungriger Schlucker. Bei <hi rendition="#i">Schlingmann (1031)</hi>: Schloaks = grosser Junge, Schlingel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">135 Vater, raffe mich nicht hin, in der Blüte meiner Jahre, betete ein altes Mütterlein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">136 Vater, sagte er, soll derjenige, welcher seine Hände wäscht, mit uns essen? Weder er, noch auch du, erwiderte er.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 514.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Menschen, welcher in der gewissen Hoffnung, einen Vortheil für sich zu erhalten, die Wünsche anderer zu vereiteln sucht, sich aber zuletzt in seinen eigenen Erwartungen getäuscht sieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">137 Vater, sei dem Sohn nicht gram; wie das Schaf, so ist das Lamm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">138 Vater, sperr' mich ein, es wöllen mi all, sagte das Mädchen.</hi> (S.  Mutter 135.) (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 380<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">139 Vater und Mutter erben vor Schwester und Bruder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 194, 73.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn Kinder, die noch unter väterlicher Gewalt stehen, sterben, so erben die Aeltern, nicht die Geschwister, ihr etwaiges Vermögen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Vater unde muter nemen erbe vor swester unde bruder. (<hi rendition="#i">Ortloff, I, 6, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">140 Vater und Mutter ist alles ein Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 163, 121.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Faar och moor ha högsta rösten. (<hi rendition="#i">Grubb, 198.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">141 Vater und Mutter lieben sehr, aber Gott noch mehr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Fader og moder er god, dog er Gud bedre. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 150.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Patres preconor iure deo sit honor. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 701.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Fadher ok modher aeru godh, ok aer gudh baestir. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 701.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">142 Vater und Sohn gehören in Ein Reich (eine Familie), sind aber einander selten gleich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Ridci synové otc&#x016F;m svým podobni se nalézajá. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 405.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">143 Vater unser, da du bist, bleib' im Lande, wo du bist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Brachvogel, Schubart und seine Zeit, III, 138.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">144 Vater unser, der du bist, niemand weiss, wer des andern Schwager ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">145 Vater, zünd' d' Laterna an, die Kuh will kälbern; 's ist aber au a Stierle, sagte der dumme Bube.</hi> (<hi rendition="#i">Flohberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 324.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">146 Vaters Erbe ist des Sohnes Gewerbe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">147 Vaters Schelte thun mehr als der Mutter Prügel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">148 Vaters Schläge sind besser als des Fremden Schelte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[755]/0761] 105 Mein Vater ist der Höchste in Konstanz, sprach die Tochter des Thurmwarts. – Eiselein, 109; Simrock, 1467; Hoefer, 1074. 106 Mein Vater ist ein Nagelschmied, der geit Tag und Nacht kein Fried'. (Tuttlingen.) – Birlinger, 1040. 107 Mein Vater schnarrt, meine Mutter schnarrt, ich schnarre ôch. (Köthen.) Neckend oder verspottend. 108 Mein Vater und Grossvater sind Teufel gewesen, ich will auch Teufel sein. In einer kleinen Stadt war seit uralter Zeit die Leidensgeschichte Jesu in einem öffentlichen Aufzuge dargestellt. Einst wurden die Rollen dazu anders vertheilt. Da trat ein Bürger mit ernster Klage auf, dass man ihm die Rolle des Teufels genommen habe. Mein Altvater, Grossvater und Vater waren stets die Teufel, die Teufelsrolle ist dadurch in unserer Familie erblich geworden. (Witzfunken, Vb, 117.) 109 Mein Vater war ein spitzfindiger Mann, sagte des Nadelmachers Sohn. 110 Mein Vater würde eine Kuh kaufen, sagte der Junge, wenn er Geld hätte. Holl.: Mijn vader, zei de ondeugende jongen, zou wel eene koe willen koopen, had de schelm naar geld. (Harrebomée, II, 456a.) 111 Milder Vatter zeucht einen muthwilligen Sohn. – Lehmann, 790, 6. Lat.: Blanda patrum pravos facit indulgentia natus. (Lehmann, 790, 6.) Poln.: Ojcowska lagodność syna psuje. (Čelakovsky, 406.) 112 Min Vader is kên Pape west. – Eichwald, 1476; Kern, 355. Um zu sagen: ich bin nicht unehelich geboren. 113 Min Vader snarret, mîne Mutter snarret, awer ek spräke alles reine, rîne ût. – Schambach, II, 694. So lässt man den Einbecker sagen, um die schnarrende Aussprache desselben zu verspotten. 114 Min Vaer wull wol 'n Bull kôpen, man hadd' he ok Geld? (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 42; Hauskalender, II. 115 Mînen Vaer schêt ick nit dôt, darum bidd ick mînen Nebenmann, dat hei em dôt schütt, sagte der Soldat, als ihn der Offizier fragte, was er auf Vorposten thun werde, wenn ein Feind auf ihn zukomme. Wenn der Feind sein Vetter, ja sein Bruder wäre, so wollte er ihn niederschiessen, wäre es aber sein eigener Vater, so wollte er seinen Nebenmann um diesen Dienst ersuchen. 116 Mit Vater und Mutter soll man nicht streiten. Schwed.: Man får intet träta med faar och mor (= moder). (Grubb, 508.) 117 Mit Vatern ist nicht gut brudern. (Berlin.) – Holtei, Eselsfresser, I, 170. 118 Nachsichtige Väter, liederliche Söhne (Kinder). It.: La perdizione de figli procede per lo piú dalla troppa indulgenza de padri. ( Pazzaglia, 257, 3.) 119 Nimmer Vater, nimmer liebes Kind. – Petri, II, 499. 120 Reiche Väter, leichtsinnige Söhne. Dän.: Naar faderen har megen rigdom, har sønnen liden dyd. (Prov. dan., 151.) It.: Quando il padre hà molta robba, il figlivolo hà poca virtù. (Pazzaglia, 257, 4.) 121 Rîke Vâder, rike Moime, gêt (alle) beide baddeln. – Schambach, II, 153. 122 'S Vaters Tüsche thüend mänge wäsche. – Sutermeister, 117. 123 Sitzt der Vater in der Schenke, so liebt der Sohn die Tränke. Böhm.: Kam rád chodí táta, tam i synek chvátá. (Čelakovsky, 410.) 124 Sparsamer Vater, verschwenderischer Sohn. Böhm.: Skupec najde marnotratného. (Čelakovsky, 61.) Holl.: Spaar-vader, kwist-kind. (Harrebomée, II, 356b.) It.: A padre guadagnatore, figlio spenditore. (Pazzaglia, 257, 1.) 125 Stiehlt mein Vater, so hängt ein Dieb. – Eisenhart, 90; Pistor., I, 17; Simrock, 10802. Wenn der Vater etwas verbrochen, so muss er die Strafe leiden; aber auf seine Kinder darf diese nicht ausgedehnt werden. Die Kinder sollen keinen Antheil an der Schande und dem Verluste der Ehre haben, die ihre Aeltern sich durch lasterhaftes Leben zugezogen haben. Es soll denselben ganz besonders kein Vorwurf gemacht werden, wenn ihr Vater eines verübten Verbrechens halber zu einer Strafe verdammt worden, welche mit dem Verluste der Ehre verbunden ist. 126 Strenger Vater, blöder Sohn. Schwed.: Sträng fader gjör blödig barn. (Grubb, 769.) 127 Treibe deinen Vater nicht (aus dem Hause) in den Wald. (Lit.) 128 Vader hat de Sleierten1 äuk Schneken2, sagte de Junge, doa hadde 'n Paenwiewel sloeken3. (Westf.) 1) Nebenform von Sleihe = Schlehe. 2) Schneke = das Bein, der Schenkel. 3) Rosskäfer verschluckt. 129 Vader, sä de Junge, wi können liewen osse Bräuers (Brüder), wenn jr dat verdammt Slân leiten. (Schaumburg.) 130 Vader, si dem Sühn nich gramm, de Appel föllt nich wît vom Stamm. – Frischbier2, 3883. 131 Vâder, wat is de Welt sô grôt, sä' de Jung, as he innen anner Lôch kêm. (Jever.) – Frommann, III, 38, 5; Hoefer, 508a. 132 Vâr, drê Jungens in de Riege, ick un du, un de Hund. – Hauskalender, III. 133 Vâr lûrt, Môr lûrt, ick lûr mit, hadd de Jung seggt, hadd beden sullt. – Hauskalender, III. 134 Varrer, is dat juch (euer) Bengel? segt Stoppel (Stoffel), dat ward 'n groten Sloeks1. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1011. 1) Ein gross aufgeschossener Bursche, oft auch in der Bedeutung: hungriger Schlucker. Bei Schlingmann (1031): Schloaks = grosser Junge, Schlingel. 135 Vater, raffe mich nicht hin, in der Blüte meiner Jahre, betete ein altes Mütterlein. 136 Vater, sagte er, soll derjenige, welcher seine Hände wäscht, mit uns essen? Weder er, noch auch du, erwiderte er. – Burckhardt, 514. Von einem Menschen, welcher in der gewissen Hoffnung, einen Vortheil für sich zu erhalten, die Wünsche anderer zu vereiteln sucht, sich aber zuletzt in seinen eigenen Erwartungen getäuscht sieht. 137 Vater, sei dem Sohn nicht gram; wie das Schaf, so ist das Lamm. 138 Vater, sperr' mich ein, es wöllen mi all, sagte das Mädchen. (S. Mutter 135.) (Franken.) – Hoefer, 380a. 139 Vater und Mutter erben vor Schwester und Bruder. – Graf, 194, 73. Wenn Kinder, die noch unter väterlicher Gewalt stehen, sterben, so erben die Aeltern, nicht die Geschwister, ihr etwaiges Vermögen. Mhd.: Vater unde muter nemen erbe vor swester unde bruder. (Ortloff, I, 6, 2.) 140 Vater und Mutter ist alles ein Recht. – Graf, 163, 121. Schwed.: Faar och moor ha högsta rösten. (Grubb, 198.) 141 Vater und Mutter lieben sehr, aber Gott noch mehr. Dän.: Fader og moder er god, dog er Gud bedre. (Prov. dan., 150.) Lat.: Patres preconor iure deo sit honor. (Reuterdahl, 701.) Schwed.: Fadher ok modher aeru godh, ok aer gudh baestir. (Reuterdahl, 701.) 142 Vater und Sohn gehören in Ein Reich (eine Familie), sind aber einander selten gleich. Böhm.: Ridci synové otcům svým podobni se nalézajá. (Čelakovsky, 405.) 143 Vater unser, da du bist, bleib' im Lande, wo du bist. – Brachvogel, Schubart und seine Zeit, III, 138. 144 Vater unser, der du bist, niemand weiss, wer des andern Schwager ist. 145 Vater, zünd' d' Laterna an, die Kuh will kälbern; 's ist aber au a Stierle, sagte der dumme Bube. (Flohberg.) – Birlinger, 324. 146 Vaters Erbe ist des Sohnes Gewerbe. 147 Vaters Schelte thun mehr als der Mutter Prügel. 148 Vaters Schläge sind besser als des Fremden Schelte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/761
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [755]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/761>, abgerufen am 23.11.2024.