Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] *127 Das Unrecht in sich sauffen wie Wasser. - Fabricius, 26. *128 Zu dieser Zeit kan man selten ohne vnrecht zum rechten kommen. - Lehmann, 631, 58. Unrecht (Adv.). 1 Das vil vnrecht gehen, macht darumb den weg nicht recht. - Lehmann, 181, 11; Petri, II, 833; Sutor, 737; Sailer, 242; Körte, 6541; Graf, 95, 196; Lohrengel, I, 118. 2 Der ist nicht unrecht, der in Sachen behutsam geht, die Zweifel machen. Lat.: Qui homo timidus erit in rebus dubiis, nauci non erit. (Plautus.) (Seybold, 490.) 3 Es ist unrecht, dass Christus nicht in Spanien geboren worden ist. - Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 43. So sagen die bescheidenen Spanier, ohne daran zu denken, dass in Spanien ein Volksheiland nicht drei Jahre frei herumgehen könnte. 4 Ich habe unrecht gethan, sagte der Dieb, als er sich hatte fangen lassen. Lat.: Astu subtili lupus insidiatur ovili. (Sutor, 366.) 5 Was unrecht an den Mann ist kommen, wird übel wieder hingenommen. - Seybold, 294. 6 Was unrecht ist, nimmt Ueberhang. - Simrock, 10742. 7 Wenn vnrecht thun nützt, so schadt recht thun. - Franck, I, 67a. 8 Wer dir einmal unrecht gethan, dem trau' dich nicht noch einmal an. 9 Wer unrecht hat, klagt zuerst. Frz.: Qui nous doit, nous demande. (Lendroy, 573.) 10 Wer zweimal vnrecht hat gethan, soll nicht einfache busse han. Lat.: Ad focinus duplex, non sufficit ultio simplex. (Loci comm., 163.) Unrechtes. 1 Die selbst nichts denn vnrechtes thun, schelten vnd verdammen das vnrecht. - Lehmann, 838, 14. 2 Wer nichts Vnrechtes gemacht hat, der wird auch nichts Rechtes machen. - Petri, II, 439. 3 Wer Unrechtes thun will, soll sich vor den Wänden schämen. Lat.: Turpe, quid ausurus, te sine teste time. 4 Were kein vnrechts, so were kein rechts. - Franck, II, 60a. Unredlich. Unredli find't e Knödli. (Bodensee.) - Eiselein, 612. Unredlichkeit. Vnredlichkeit gewann nie Lob. - Petri, II, 560. Unregierter. Dä Onrägeirte es d'r Ongeeirte (Ungeehrte). (Düren.) - Firmenich, I, 484, 126. Unreif. 1 Unreif faulet bald. Lat.: Omnia tempus habent. (Chaos, 141.) 2 Wer die unreifen isst, mag auch die reifen essen. Frz.: Celui qui mange les dures, mangera les maures. (Kritzinger, 436b.) Unreifer. * Es ist ein Unreifer. Im preussischen Heere scherzhaft von den grünen Husaren. Unrein. 1 Unrein kommt nicht gern zum Vorschein. Dän.: Den skivler sig, som sig veed ureen at vaere. (Prov. dan., 508.) 2 Was unrein ist, können die Aemter nicht leiden. - Graf, 504, 143. 3 Wer unrein gedenkt, redet selten keusch. Lat.: Ex turpi fonte, turpis effluit aqua. (Chaos, 501.) Unreinlichkeit. Das ist keine Unreinlichkeit, die man abwaschen kann. Schwed.: Det är ingen oreenligheet som man kan twätta af sig. (Törning, 30.) Unruhe. 1 Alle vnruhe kömmet von bösen Leuten. - Büttner, M, 4. [Spaltenumbruch] 2 Unruhe auf allen Wegen ist der Welt Segen. Holl.: Onrust woont in de wereld. (Harrebomee, II, 138b.) 3 Unruhe macht Unlust. Holl.: Onrust maakt onlust. (Harrebomee, II, 138b.) 4 Wer Unruhe haben will, findet sie leicht. Engl.: He that seeks trouble, never misses it. (Gaal, 1748.) Holl.: Die onrust zaait moeite maait. (Harrebomee, II, 138b.) 5 Wiltu mehr unruh denn Lustbarkeit, und Schaden mehr denn nutzbarkeit, so zeuch dir Tauben und Hennen, bescheissens Dach, zerkratzen die Dennen. - Coler, 505a. *6 Der ist d' Unruh im Säckle. (Ertingen.) - Birlinger, 1058. *7 Du bist d' Unruh1 in der Uhr. (Ulm.) 1) Unruh = Pendel der Wanduhr. - Von einem sehr beweglichen, unruhigen Menschen, dem das Sitzfleisch mangelt. (S. Quecksilber.) In Böhmisch-Friedland: A öss wü ane Onruh. In Ostpreussen: Er ist ein rechtes Unruh am Seger. (Frischbier2, 3877.) Unruhig. * Er ist so unruhig wie ein Klystier. Im südlichen Frankreich von einem Faselhaften. Unsauber. Unsauber macht feist. - Gruter, III, 92; Lehmann, II, 803, 110; Simrock, 10748; Körte, 6198; Braun, I, 4692. In der Schweiz: Osuber macht fässt, wersch nüd wässt. (Tobler, 451.) Unschick. * Er ist in Unschick. In Unordnung, seine Gesundheit ist nicht so, wie sie sein soll. Die Uhr ist im Unschick: sie geht nicht richtig. (Dähnert, 507b.) Unschlitt. Wegen des Unschlitts leckt die Katze den Leuchter. Unschlittströpflein. Jeden Tag a Unschlittströpfle gibt im Jahr a silbern Knöpfle. (Schwaben.) Unschlittwagen. * Hoi hoi, ma moint, du seiist an a Unschlittwagen erschrocken. (Ertingen.) - Birlinger, 1060. Wenn jemand sehr bleich aussieht. Unschlüssig. * Er ist unschlüssig, wie Buridan's Esel. Unschuld. 1 Der Unschuld ist man hold, sie ist besser als Silber und Gold. Schwed.: Oskuld är hvar man huld. (Grubb, 655.) 2 Die Unschuld bleibt weiss, auch wenn sie zwischen zwei Teufeln sitzen muss. Holl.: De onnozelheid brengt hare onschuld mede. (Harrebomee, I, 138a.) 3 Die Unschuld darf kaum aus dem Fenster schauen. 4 Die Unschuld muss allemal den Hund heben. - Simrock, 10753. 5 Die Unschuld wird gedrückt, aber nicht unterdrückt. Lat.: Margitur, sed non submergitur uter. (Chaos, 1042.) 6 Die vnschuld helt den stich. - Petri, II, 146. 7 Einmal die Unschuld verloren, hat oft schon ewige Reue geboren. 8 Unschuld bedarf keiner langen Wäsche. Schwed.: Oskuld är snart reen wättad. (Grubb, 655.) 9 Unschuld hat ihren Beschützer bei sich. It.: L'innocenza porta la protezione seco. 10 Unschuld ist der beste Trost. 11 Unschuld ist mein Kleid und Treue meine Zier. - Keller, 172a. 12 Unschuld muss viel leiden. Sehr oft ironisch. 13 Unschuld und ein gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. - Broma, II, 8. Lat.: Culpa vacare magnum est solatium. (Philippi, I, 101.) 14 Unschuld verloren, alles verloren. - Simrock, 10749. 15 Vnschuld ist die sterckest pastei. - Franck, I, 58b; Gruter, I, 69; Petri, II, 562; Lehmann, 840, 5; Egenolff, 326a; Sailer, 238; Simrock, 10750; Körte, 6199. Holl.: Onnoozelheid is vrij moedig. - Zijne onschuld beschut hem gelijk een stalen muur (or: gelijk een ijzeren wand en bolwerk). (Harrebomee, II, 138a u. 139a.) Schwed.: Oskuld är bästa wärn. (Grubb, 654.)
[Spaltenumbruch] *127 Das Unrecht in sich sauffen wie Wasser. – Fabricius, 26. *128 Zu dieser Zeit kan man selten ohne vnrecht zum rechten kommen. – Lehmann, 631, 58. Unrecht (Adv.). 1 Das vil vnrecht gehen, macht darumb den weg nicht recht. – Lehmann, 181, 11; Petri, II, 833; Sutor, 737; Sailer, 242; Körte, 6541; Graf, 95, 196; Lohrengel, I, 118. 2 Der ist nicht unrecht, der in Sachen behutsam geht, die Zweifel machen. Lat.: Qui homo timidus erit in rebus dubiis, nauci non erit. (Plautus.) (Seybold, 490.) 3 Es ist unrecht, dass Christus nicht in Spanien geboren worden ist. – Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 43. So sagen die bescheidenen Spanier, ohne daran zu denken, dass in Spanien ein Volksheiland nicht drei Jahre frei herumgehen könnte. 4 Ich habe unrecht gethan, sagte der Dieb, als er sich hatte fangen lassen. Lat.: Astu subtili lupus insidiatur ovili. 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*127 Das Unrecht in sich sauffen wie Wasser. – Fabricius, 26.
*128 Zu dieser Zeit kan man selten ohne vnrecht zum rechten kommen. – Lehmann, 631, 58.
Unrecht (Adv.).
1 Das vil vnrecht gehen, macht darumb den weg nicht recht. – Lehmann, 181, 11; Petri, II, 833; Sutor, 737; Sailer, 242; Körte, 6541; Graf, 95, 196; Lohrengel, I, 118.
2 Der ist nicht unrecht, der in Sachen behutsam geht, die Zweifel machen.
Lat.: Qui homo timidus erit in rebus dubiis, nauci non erit. (Plautus.) (Seybold, 490.)
3 Es ist unrecht, dass Christus nicht in Spanien geboren worden ist. – Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 43.
So sagen die bescheidenen Spanier, ohne daran zu denken, dass in Spanien ein Volksheiland nicht drei Jahre frei herumgehen könnte.
4 Ich habe unrecht gethan, sagte der Dieb, als er sich hatte fangen lassen.
Lat.: Astu subtili lupus insidiatur ovili. (Sutor, 366.)
5 Was unrecht an den Mann ist kommen, wird übel wieder hingenommen. – Seybold, 294.
6 Was unrecht ist, nimmt Ueberhang. – Simrock, 10742.
7 Wenn vnrecht thun nützt, so schadt recht thun. – Franck, I, 67a.
8 Wer dir einmal unrecht gethan, dem trau' dich nicht noch einmal an.
9 Wer unrecht hat, klagt zuerst.
Frz.: Qui nous doit, nous demande. (Lendroy, 573.)
10 Wer zweimal vnrecht hat gethan, soll nicht einfache busse han.
Lat.: Ad focinus duplex, non sufficit ultio simplex. (Loci comm., 163.)
Unrechtes.
1 Die selbst nichts denn vnrechtes thun, schelten vnd verdammen das vnrecht. – Lehmann, 838, 14.
2 Wer nichts Vnrechtes gemacht hat, der wird auch nichts Rechtes machen. – Petri, II, 439.
3 Wer Unrechtes thun will, soll sich vor den Wänden schämen.
Lat.: Turpe, quid ausurus, te sine teste time.
4 Were kein vnrechts, so were kein rechts. – Franck, II, 60a.
Unredlich.
Unredli find't e Knödli. (Bodensee.) – Eiselein, 612.
Unredlichkeit.
Vnredlichkeit gewann nie Lob. – Petri, II, 560.
Unregierter.
Dä Onrägîrte es d'r Ongeîrte (Ungeehrte). (Düren.) – Firmenich, I, 484, 126.
Unreif.
1 Unreif faulet bald.
Lat.: Omnia tempus habent. (Chaos, 141.)
2 Wer die unreifen isst, mag auch die reifen essen.
Frz.: Celui qui mange les dures, mangera les mûres. (Kritzinger, 436b.)
Unreifer.
* Es ist ein Unreifer.
Im preussischen Heere scherzhaft von den grünen Husaren.
Unrein.
1 Unrein kommt nicht gern zum Vorschein.
Dän.: Den skivler sig, som sig veed ureen at være. (Prov. dan., 508.)
2 Was unrein ist, können die Aemter nicht leiden. – Graf, 504, 143.
3 Wer unrein gedenkt, redet selten keusch.
Lat.: Ex turpi fonte, turpis effluit aqua. (Chaos, 501.)
Unreinlichkeit.
Das ist keine Unreinlichkeit, die man abwaschen kann.
Schwed.: Det är ingen oreenligheet som man kan twätta af sig. (Törning, 30.)
Unruhe.
1 Alle vnruhe kömmet von bösen Leuten. – Büttner, M, 4.
2 Unruhe auf allen Wegen ist der Welt Segen.
Holl.: Onrust woont in de wereld. (Harrebomée, II, 138b.)
3 Unruhe macht Unlust.
Holl.: Onrust maakt onlust. (Harrebomée, II, 138b.)
4 Wer Unruhe haben will, findet sie leicht.
Engl.: He that seeks trouble, never misses it. (Gaal, 1748.)
Holl.: Die onrust zaait moeite maait. (Harrebomée, II, 138b.)
5 Wiltu mehr unruh denn Lustbarkeit, und Schaden mehr denn nutzbarkeit, so zeuch dir Tauben und Hennen, bescheissens Dach, zerkratzen die Dennen. – Coler, 505a.
*6 Der ist d' Unruh im Säckle. (Ertingen.) – Birlinger, 1058.
*7 Du bist d' Unruh1 in der Uhr. (Ulm.)
1) Unruh = Pendel der Wanduhr. – Von einem sehr beweglichen, unruhigen Menschen, dem das Sitzfleisch mangelt. (S. Quecksilber.) In Böhmisch-Friedland: A öss wü ane Onruh. In Ostpreussen: Er ist ein rechtes Unruh am Sêger. (Frischbier2, 3877.)
Unruhig.
* Er ist so unruhig wie ein Klystier.
Im südlichen Frankreich von einem Faselhaften.
Unsauber.
Unsauber macht feist. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 803, 110; Simrock, 10748; Körte, 6198; Braun, I, 4692.
In der Schweiz: Osuber macht fässt, wersch nüd wässt. (Tobler, 451.)
Unschick.
* Er ist in Unschick.
In Unordnung, seine Gesundheit ist nicht so, wie sie sein soll. Die Uhr ist im Unschick: sie geht nicht richtig. (Dähnert, 507b.)
Unschlitt.
Wegen des Unschlitts leckt die Katze den Leuchter.
Unschlittströpflein.
Jeden Tag a Unschlittströpfle gibt im Jahr a silbern Knöpfle. (Schwaben.)
Unschlittwagen.
* Hoi hoi, ma moint, du seiist an a Unschlittwagen erschrocken. (Ertingen.) – Birlinger, 1060.
Wenn jemand sehr bleich aussieht.
Unschlüssig.
* Er ist unschlüssig, wie Buridan's Esel.
Unschuld.
1 Der Unschuld ist man hold, sie ist besser als Silber und Gold.
Schwed.: Oskuld är hvar man huld. (Grubb, 655.)
2 Die Unschuld bleibt weiss, auch wenn sie zwischen zwei Teufeln sitzen muss.
Holl.: De onnozelheid brengt hare onschuld mede. (Harrebomée, I, 138a.)
3 Die Unschuld darf kaum aus dem Fenster schauen.
4 Die Unschuld muss allemal den Hund heben. – Simrock, 10753.
5 Die Unschuld wird gedrückt, aber nicht unterdrückt.
Lat.: Margitur, sed non submergitur uter. (Chaos, 1042.)
6 Die vnschuld helt den stich. – Petri, II, 146.
7 Einmal die Unschuld verloren, hat oft schon ewige Reue geboren.
8 Unschuld bedarf keiner langen Wäsche.
Schwed.: Oskuld är snart reen wättad. (Grubb, 655.)
9 Unschuld hat ihren Beschützer bei sich.
It.: L'innocenza porta la protezione seco.
10 Unschuld ist der beste Trost.
11 Unschuld ist mein Kleid und Treue meine Zier. – Keller, 172a.
12 Unschuld muss viel leiden.
Sehr oft ironisch.
13 Unschuld und ein gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. – Broma, II, 8.
Lat.: Culpa vacare magnum est solatium. (Philippi, I, 101.)
14 Unschuld verloren, alles verloren. – Simrock, 10749.
15 Vnschuld ist die sterckest pastei. – Franck, I, 58b; Gruter, I, 69; Petri, II, 562; Lehmann, 840, 5; Egenolff, 326a; Sailer, 238; Simrock, 10750; Körte, 6199.
Holl.: Onnoozelheid is vrij moedig. – Zijne onschuld beschut hem gelijk een stalen muur (or: gelijk een ijzeren wand en bolwerk). (Harrebomée, II, 138a u. 139a.)
Schwed.: Oskuld är bästa wärn. (Grubb, 654.)
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [737]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/743>, abgerufen am 23.07.2024. |