Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 6 Scheiden deit Leiden. - Bueren, 1053; Hauskalender, I. 7 Scheiden ist eine Pein über alle Pein. - Petri, II, 527. 8 Scheiden ist eine schwere Pein. - Petri, II, 527. 9 Scheiden thut weh', besonders in guter Eh'. Engl.: Farewel goes out sighing. (Shakspeare.) 10 Scheiden thut wehe. - Pauli, Postilla, III, 123a; Petri, II, 527; Gaal, 1356; Hueber, 17. "Aber scheiden, scheiden, das thut warlich wehe!" so begann nach der Limburger Chronik (43) ein Lied schon im 14. Jahrhundert. Mhd.: Ez waer allez guot, wan daz scheiden we tuot. (Liedersaal.) - Wand im tete daz scheiden we. (Iwein.) - Daz scheiden tete ir herzen we. (Iwein.) (Zingerle, 131.) Dän.: Skilsmisse er haard og bedrövelig. (Prov. dan., 507.) 11 Scheiden thut wehe, sagt einmal ein Jungfraw. - Gruter, III, 78; Lehmann, II, 573, 20. 12 Scheiden thut wehe, sagte der Hund, als ihm der Hase entlaufen war. Holl.: Scheiden, bitter scheiden, zei de hond, toen hem de haas weer entloopen was. (Harrebomee, I, 272.) 13 Scheiden und meiden thut wehe. - Eiselein, 546; Simrock, 8909; Körte, 5271; Körte2, 6597; Braun, I, 3816. Ung.: A' kedves barattol es a' jo-akarotol nehez elvalni. (Gaal, 1356.) 14 So scheiden wir noch nicht, sagte die Katze zur Maus, als sie, freigelassen, zu entkommen suchte. Holl.: Wij scheiden nog zoo niet, zei de kat tegen de muis. (Harrebomee, I, 388b.) 15 Wenns an ein Scheiden geht, so gibts nasse Augen vnd warm Wasser. - Petri, II, 671. 16 Wer will scheiden, der kriegt beulen. - Henisch, 354, 31; Petri, II, 780; Lehmann, 521, 7. 17 Wi wöllt dat scheden, as Jochen Walter de Klüten1. - Diermissen, 352. 1) Die Weizen- von den Buchweizenklössen. 18 Wi wölt uns scheden, as Kodreck (Kuhmist) vun Moderliev. (Holst.) - Schütze, I, 252. Wenn Uneinige voneinandergehen. 19 Wir scheiden so nicht, sagte der Hahn zum Wurme, und frass ihn. Von denen, die unter dem Scheine von Höflichkeit andere eigennützig ausbeuten und zuletzt auffressen. 20 Wir scheiden so noch nicht, sagte die Katze zu der Maus. Wenn man zu etwas Gesagtem noch einiges hinzufügen will; auch, wenn am Ende einer Mahlzeit noch ein Glas getrunken werden soll. 21 Wir sind wol zu scheiden wie ein reifer Unflat durch ein weit Kunstloch. - Eiselein, 546. Scheider. Dem scheider wirdt gemeiniglich das beste theil. - Henisch, 327, 50. Scheidewasser. Scheidewasser lacht, wenn man es mit Schafmilch vertreiben will. Schein. 1 Der Schein betrügt, der Spiegel lügt. - Simrock, 8912; Körte, 5272; Braun, I, 3818; Parömiakon, 2049. Lat.: Fallaces sunt rerum species. (Seneca.) (Binder II, 1079.) 2 Der Schein betrügt, die Wahrheit siegt. - Schottel, 1135b. 3 Der schein gehört auff die Augen. - Gruter, I, 17; Petri, II, 106; Henisch, 1439, 62; Simrock, 8911; Eiselein, 546; Sailer, 66; Gaal, 1357; Maltiz, Pfefferk., I; Schulz, Aphorismen, 26. 4 Der Schein trügt. - Beyer, II, 160; Broma, II, 12; Ramann, I, Pred., II, 97; Steiger, 383; Pauli, 90; Struve, II, 15; Masson, 157; Lohrengel, I, 70, 156, 899 u. 905; altmärkisch bei Schwerin, 98; für Waldeck: Curtze, 332, 218. Im Plattdeutschen: De Schin drügt. (Marahrens, 96.) Aber der Schein regiert die Welt. Seume sagt: "Es kommt überall nur auf den Schein an. Man braucht weder gelehrt, noch weise, noch brav, noch gut, noch gerecht zu sein; wenn man nur so aussieht, als ob man es alles wäre." "Kein Ding die Leut so thut bescheissen, als der Schein vnd auswendig gleissen." (Waldis, II, 70, 23.) Langbein hat das Sprichwort in einem Gedicht behandelt. (Vgl. Düsseldorf, II.) Die Türken sagen. Wer einen weissen Schöps sieht, glaubt, er müsse voll Fett sein. (Cahier, 2684.) [Spaltenumbruch] Engl.: Mere outside is deceitful. Frz.: Il ne faut pas juger les gens a la mine. - Il ne faut pas juger du bois par l'ecorce. - Les apparences sont trompeuses. (Gaal, 1357.) - Ne jugez pas sur l'etiquette du sac. (Masson, 57.) Holl.: Schijn bedriegt. (Harrebomee, II, 248a.) It.: L'apparenza inganna. - Nessun si fidi a quel che di fuori appare. - Non all' apparenza, ma agli effetti veri si attenda. Lat.: Decipimur specie recti. (Gaal, 1357.) - Fallitur visus. - Nimium ne crede colori. (Virgil.) (Binder II, 2100.) Schwed.: Skenet bedrager. (Marin, 24.) 5 Der Schein trügt, sagte die Dame zum Herrn von Reder, von weitem scheint mancher Herr wie Saffian so fein und in der Nähe ist er wie ungegerbtes (Schaf-)Leder. 6 Des einen Schein ist des andern Pein. 7 Es ist eitel schein vnd gleissen, wo Gott nicht mit im Spiel ist. - Petri, II, 262. 8 Grosser Schein ohne Sein. 9 Guter Schein, falscher Schatten. - Lehmann, 334, 35. 10 Leerer Schein kann nicht erfreun. 11 Man darf ihm keinen goldenen (heiligen) Schein um den Kopf machen. 12 Man muss auch den Schein des Bösen vermeiden. Holl.: Men moet den schijn des kwaads zelfs vermijden. (Harrebomee, II, 248a.) It.: Bisogna salvar le apparenze. 13 Meidet den bösen Schein, sagte der Jude zum Bauer, als er ihm schlechtes Papiergeld gab. 14 Mit blossem Schein muss man nicht zufrieden sein. - Parömiakon, 2039. 15 Mit schönem Schein wollen die Leute betrogen sein. - Waldis, III, 2, 14; Petri, II, 480. 16 Schein ist nicht Sein. 17 Schein macht oft Pein. Holl.: Die luister is oorzaak von groote pijn. (Harrebomee, II, 151b.) 18 Viel Schein, wenig Sein. - Eiselein, 546; Simrock, 8913. "Was man scheint, hat jedermann zum Richter, was man ist, hat keinen." (Schiller.) Holl.: Geen schijn is zijn. - Schijn is geen zijn. (Harrebomee, II.) 19 Vnter einem guten Schein steckt offt viel Schalckheit vnd Bossheit verborgen. - Petri, II, 563. 20 Was dem einen Schein, ist dem Neidischen Pein. - Parömiakon, 67. 21 Zwei Scheine machen den Acker fruchtbar: Augenschein und Sonnenschein. Ehe der Sonnenschein auf den Acker kommt, muss der Augenschein schon dagewesen sein. *22 Den Schein für das Sein (die Sache) nehmen. Holl.: Hij ziet den schijn voor het wezen aan. (Harrebomee, II, 248a.) *23 Er ist mit dem Scheine böser Thaten zufrieden. Macht sich mit Schlechtigkeiten gross, die er nicht begangen hat, oder: bildet sich etwas darauf ein, schlecht zu scheinen. *24 Sie wollen uns einen (Heiligen-)Schein auf den Kopf pressen, aber sie leben unter sich, dass sich der Henker erbarmen möchte. - Parömiakon, 757. Lat.: Dicunt et non faciunt. Scheinen. 1 Nicht alles, was scheint, wird Gold vermeint. - Parömiakon, 2338. 2 Oft scheint, wer weint. - Sprichwörtergarten, 412. Es ist nicht allen Thränen zu trauen. 3 Scheinen ohne zu sein, ist spinnen und nicht weben. It.: Parere e non essere, e come filare e non tessere. 4 Scheint der Mann, so glänzt das Weib. - Petri, II, 527. 5 'T is bäter wat der scheint, as wat der queint1. (Oldenburg.) - Bueren, 70; Eichwald, 1665; Firmenich, I, 233, 49; Frommann, II, 390, 62; Weserzeitung, 4077; Hauskalender, II. 1) Von quinen = kränkeln, siechen. Trost für die, welche dick und fett, d. h. scheinend werden. Ueber Queinen vgl. Frommann, II, 393, 62. Unter den oldenburger [Spaltenumbruch] 6 Scheiden deit Leiden. – Bueren, 1053; Hauskalender, I. 7 Scheiden ist eine Pein über alle Pein. – Petri, II, 527. 8 Scheiden ist eine schwere Pein. – Petri, II, 527. 9 Scheiden thut weh', besonders in guter Eh'. Engl.: Farewel goes out sighing. (Shakspeare.) 10 Scheiden thut wehe. – Pauli, Postilla, III, 123a; Petri, II, 527; Gaal, 1356; Hueber, 17. „Aber scheiden, scheiden, das thut warlich wehe!“ so begann nach der Limburger Chronik (43) ein Lied schon im 14. Jahrhundert. Mhd.: Ez waer allez guot, wan daz scheiden wê tuot. (Liedersaal.) – Wand im tete daz scheiden wê. (Iwein.) – Daz scheiden tete ir herzen wê. (Iwein.) (Zingerle, 131.) Dän.: Skilsmisse er haard og bedrøvelig. (Prov. dan., 507.) 11 Scheiden thut wehe, sagt einmal ein Jungfraw. – Gruter, III, 78; Lehmann, II, 573, 20. 12 Scheiden thut wehe, sagte der Hund, als ihm der Hase entlaufen war. Holl.: Scheiden, bitter scheiden, zei de hond, toen hem de haas weêr entloopen was. 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6 Scheiden deit Leiden. – Bueren, 1053; Hauskalender, I.
7 Scheiden ist eine Pein über alle Pein. – Petri, II, 527.
8 Scheiden ist eine schwere Pein. – Petri, II, 527.
9 Scheiden thut weh', besonders in guter Eh'.
Engl.: Farewel goes out sighing. (Shakspeare.)
10 Scheiden thut wehe. – Pauli, Postilla, III, 123a; Petri, II, 527; Gaal, 1356; Hueber, 17.
„Aber scheiden, scheiden, das thut warlich wehe!“ so begann nach der Limburger Chronik (43) ein Lied schon im 14. Jahrhundert.
Mhd.: Ez waer allez guot, wan daz scheiden wê tuot. (Liedersaal.) – Wand im tete daz scheiden wê. (Iwein.) – Daz scheiden tete ir herzen wê. (Iwein.) (Zingerle, 131.)
Dän.: Skilsmisse er haard og bedrøvelig. (Prov. dan., 507.)
11 Scheiden thut wehe, sagt einmal ein Jungfraw. – Gruter, III, 78; Lehmann, II, 573, 20.
12 Scheiden thut wehe, sagte der Hund, als ihm der Hase entlaufen war.
Holl.: Scheiden, bitter scheiden, zei de hond, toen hem de haas weêr entloopen was. (Harrebomée, I, 272.)
13 Scheiden und meiden thut wehe. – Eiselein, 546; Simrock, 8909; Körte, 5271; Körte2, 6597; Braun, I, 3816.
Ung.: A' kedves baráttól és á' jó-akarótól nehéz elválni. (Gaal, 1356.)
14 So scheiden wir noch nicht, sagte die Katze zur Maus, als sie, freigelassen, zu entkommen suchte.
Holl.: Wij scheiden nog zoo niet, zei de kat tegen de muis. (Harrebomée, I, 388b.)
15 Wenns an ein Scheiden geht, so gibts nasse Augen vnd warm Wasser. – Petri, II, 671.
16 Wer will scheiden, der kriegt beulen. – Henisch, 354, 31; Petri, II, 780; Lehmann, 521, 7.
17 Wi wöllt dat scheden, as Jochen Walter de Klüten1. – Diermissen, 352.
1) Die Weizen- von den Buchweizenklössen.
18 Wi wölt uns schêden, as Kodreck (Kuhmist) vun Moderliev. (Holst.) – Schütze, I, 252.
Wenn Uneinige voneinandergehen.
19 Wir scheiden so nicht, sagte der Hahn zum Wurme, und frass ihn.
Von denen, die unter dem Scheine von Höflichkeit andere eigennützig ausbeuten und zuletzt auffressen.
20 Wir scheiden so noch nicht, sagte die Katze zu der Maus.
Wenn man zu etwas Gesagtem noch einiges hinzufügen will; auch, wenn am Ende einer Mahlzeit noch ein Glas getrunken werden soll.
21 Wir sind wol zu scheiden wie ein reifer Unflat durch ein weit Kunstloch. – Eiselein, 546.
Scheider.
Dem scheider wirdt gemeiniglich das beste theil. – Henisch, 327, 50.
Scheidewasser.
Scheidewasser lacht, wenn man es mit Schafmilch vertreiben will.
Schein.
1 Der Schein betrügt, der Spiegel lügt. – Simrock, 8912; Körte, 5272; Braun, I, 3818; Parömiakon, 2049.
Lat.: Fallaces sunt rerum species. (Seneca.) (Binder II, 1079.)
2 Der Schein betrügt, die Wahrheit siegt. – Schottel, 1135b.
3 Der schein gehört auff die Augen. – Gruter, I, 17; Petri, II, 106; Henisch, 1439, 62; Simrock, 8911; Eiselein, 546; Sailer, 66; Gaal, 1357; Maltiz, Pfefferk., I; Schulz, Aphorismen, 26.
4 Der Schein trügt. – Beyer, II, 160; Broma, II, 12; Ramann, I, Pred., II, 97; Steiger, 383; Pauli, 90; Struve, II, 15; Masson, 157; Lohrengel, I, 70, 156, 899 u. 905; altmärkisch bei Schwerin, 98; für Waldeck: Curtze, 332, 218.
Im Plattdeutschen: De Schin drügt. (Marahrens, 96.) Aber der Schein regiert die Welt. Seume sagt: „Es kommt überall nur auf den Schein an. Man braucht weder gelehrt, noch weise, noch brav, noch gut, noch gerecht zu sein; wenn man nur so aussieht, als ob man es alles wäre.“ „Kein Ding die Leut so thut bescheissen, als der Schein vnd auswendig gleissen.“ (Waldis, II, 70, 23.) Langbein hat das Sprichwort in einem Gedicht behandelt. (Vgl. Düsseldorf, II.) Die Türken sagen. Wer einen weissen Schöps sieht, glaubt, er müsse voll Fett sein. (Cahier, 2684.)
Engl.: Mere outside is deceitful.
Frz.: Il ne faut pas juger les gens à la mine. – Il ne faut pas juger du bois par l'écorce. – Les apparences sont trompeuses. (Gaal, 1357.) – Ne jugez pas sur l'etiquette du sac. (Masson, 57.)
Holl.: Schijn bedriegt. (Harrebomée, II, 248a.)
It.: L'apparenza inganna. – Nessun si fidi a quel che di fuori appare. – Non all' apparenza, ma agli effetti veri si attenda.
Lat.: Decipimur specie recti. (Gaal, 1357.) – Fallitur visus. – Nimium ne crede colori. (Virgil.) (Binder II, 2100.)
Schwed.: Skenet bedrager. (Marin, 24.)
5 Der Schein trügt, sagte die Dame zum Herrn von Reder, von weitem scheint mancher Herr wie Saffian so fein und in der Nähe ist er wie ungegerbtes (Schaf-)Leder.
6 Des einen Schein ist des andern Pein.
7 Es ist eitel schein vnd gleissen, wo Gott nicht mit im Spiel ist. – Petri, II, 262.
8 Grosser Schein ohne Sein.
9 Guter Schein, falscher Schatten. – Lehmann, 334, 35.
10 Leerer Schein kann nicht erfreun.
11 Man darf ihm keinen goldenen (heiligen) Schein um den Kopf machen.
12 Man muss auch den Schein des Bösen vermeiden.
Holl.: Men moet den schijn des kwaads zelfs vermijden. (Harrebomée, II, 248a.)
It.: Bisogna salvar le apparenze.
13 Meidet den bösen Schein, sagte der Jude zum Bauer, als er ihm schlechtes Papiergeld gab.
14 Mit blossem Schein muss man nicht zufrieden sein. – Parömiakon, 2039.
15 Mit schönem Schein wollen die Leute betrogen sein. – Waldis, III, 2, 14; Petri, II, 480.
16 Schein ist nicht Sein.
17 Schein macht oft Pein.
Holl.: Die luister is oorzaak von groote pijn. (Harrebomée, II, 151b.)
18 Viel Schein, wenig Sein. – Eiselein, 546; Simrock, 8913.
„Was man scheint, hat jedermann zum Richter, was man ist, hat keinen.“ (Schiller.)
Holl.: Geen schijn is zijn. – Schijn is geen zijn. (Harrebomée, II.)
19 Vnter einem guten Schein steckt offt viel Schalckheit vnd Bossheit verborgen. – Petri, II, 563.
20 Was dem einen Schein, ist dem Neidischen Pein. – Parömiakon, 67.
21 Zwei Scheine machen den Acker fruchtbar: Augenschein und Sonnenschein.
Ehe der Sonnenschein auf den Acker kommt, muss der Augenschein schon dagewesen sein.
*22 Den Schein für das Sein (die Sache) nehmen.
Holl.: Hij ziet den schijn voor het wezen aan. (Harrebomée, II, 248a.)
*23 Er ist mit dem Scheine böser Thaten zufrieden.
Macht sich mit Schlechtigkeiten gross, die er nicht begangen hat, oder: bildet sich etwas darauf ein, schlecht zu scheinen.
*24 Sie wollen uns einen (Heiligen-)Schein auf den Kopf pressen, aber sie leben unter sich, dass sich der Henker erbarmen möchte. – Parömiakon, 757.
Lat.: Dicunt et non faciunt.
Scheinen.
1 Nicht alles, was scheint, wird Gold vermeint. – Parömiakon, 2338.
2 Oft scheint, wer weint. – Sprichwörtergarten, 412.
Es ist nicht allen Thränen zu trauen.
3 Scheinen ohne zu sein, ist spinnen und nicht weben.
It.: Parere e non essere, è come filare e non tessere.
4 Scheint der Mann, so glänzt das Weib. – Petri, II, 527.
5 'T is bäter wat der schînt, as wat der quînt1. (Oldenburg.) – Bueren, 70; Eichwald, 1665; Firmenich, I, 233, 49; Frommann, II, 390, 62; Weserzeitung, 4077; Hauskalender, II.
1) Von quinen = kränkeln, siechen. Trost für die, welche dick und fett, d. h. scheinend werden. Ueber Quînen vgl. Frommann, II, 393, 62. Unter den oldenburger
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