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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 9 Wie viel Thau im März vom Himmel steigen, so viel sich Reife nach Ostern zeigen, und so viel Nebel im August kommen; das merk zu deinem grossen Frommen. - Chaos, 1600.

*10 Vielleicht wirst du's im Thau finden.

Lit.: Rasi raso sasi.

*11 Vör Dau un Dog upstoan. (Mecklenburg.) - Frommann, II, 38.

Sehr zeitig aufstehen, vor Thau und Tag.


Thauen.

Wenn es thaut, so kommt an Tag, was unterm Schnee verborgen lag. - Simrock, 10246.


Thautropfen.

1 Thautropfen füllen keinen Brunnen.

Ebenso wenig wird die Geldsucht des Geizhalses gestillt.

2 Wenn der Thautropfen in den Nil fällt, meint er, der Strom müsste nun austreten. (Abyssinien.)

*3 Er hat nicht einen Thautropfen genossen. (Lit.)


Thauwetter.

1 Bei Thauwetter im Februar müssen die Weinschenken ihre Keller zustopfen, damit ihnen das Wasser nicht in die Fässer laufe. (Niederrhein.)

2 Thauwetter - Sauwetter.


Theater.

1 Ein Theater in drei Aufzügen: Schürze, Rock und Hemde. (Breslau.)

2 Wer das Theater einmal anrührt, kann nicht mehr davon lassen.

"Es wird das alte Sprichwort bestätigt, dass jeder, der das Theater anrührt, nicht davon lassen kann und ihm mit Haut und Haaren verfallen ist." (Volksgarten, Berlin 1864, Nr. 43, S. 670.)

3 Wer nicht gern ins Theater geht, ist kein guter Mensch. - Gutzkow, Ritter vom Geist, 9, 360.


Thee.

1 Es heisst manch Kräutlein Thee, was nicht in China gewachsen ist.

2 Thee, Kaffee und Leckerli bringen den Bürger ums Aeckerli. - Körte, 5928; Lohrengel, I, 634.

3 Thee trinken, Geduld haben, die Hand rühren, auf Gott vertrauen und alles gehen lassen, wie es geht. (Ostpreuss.)

4 Thee und gute Freunde muss man probiren. - Masson, 334.

5 Zu viel Thee macht Weh'.

*6 Das kommt nach dem Thee.

D. i. später.

*7 Der hat seinen Thee kriegt. (Oesterreich.)

Eine Tracht Prügel, auch wol eine mündliche Lection.

*8 Der Thee geit im Hemde.

Der Thee wird dünn und kraftlos durch zu viel Ab- und Zugiessen. Hamburg und Altona, wo das Theetrinken (früher?) zur Tagessitte gehörte und in mancher, besonders Mittelstandsfamilien, der Kessel den ganzen Tag nicht aus dem Kochen kam.

*9 Einem den Thee auskochen. (Schles.)

Dem will ich den Thee auskochen. Die haben uns den Thee ausgekocht.

*10 Er ist im Thee.

Benebelt oder in Gedanken.

*11 Er kann sich einen Thee kochen lassen.

*12 Er reitet Thee. - Trachsel, 58.

Er sucht sich Gunst zu erwerben.

*13 Er trinkt starken Thee.

Scherzhaft oder verhüllend für starke Getränke.

Holl.: Hij drinkt sterke thee. (Harrebomee, II, 329b.)

*14 Ich will ihm seinen Thee geben. (Steiermark.)

Ihm einen Verweis ertheilen.

*15 Im Thee bei jemand sein. - Trachsel, 58.

Beliebt, in Gunst bei ihm stehen.

*16 Lass dir 'n Thee kochen! (Schles.)

"Mit eingebrockten Fensterladen, deck'n mit einer Thür zu, rühr'n mit einer Feuergabel um und tunk'n Zwieback dazu ein." (Holtei, Ein Achtel vom grossen Loose.)

*17 Mein Thee ist ebenso gut.

Holl.: Mijne thee is zoo goed als zijn saffraan. (Harrebomee, II, 329b.)

*18 Sie können mir Thee kochen.

In Berlin: höhnischer Ausdruck der Gleichgültigkeit. (S. Ellenbogen 6.) Ich kümmere mich nicht um das, was sie sagen. (Trachsel, 58.)

[Spaltenumbruch] *19 Thee nach China tragen.

In dem Sinne wie: Holz in den Wald, Wasser ins Meer. "Unser Bild gibt eine Scene des Derby-Rennens in England. Hier eine Bande von Leuten, die ihren Gassenhauer vortragen, daneben ein Methodistenprediger, der hier >Thee nach China< trägt, weil niemand auf seine Busspredigten hörte, dort u. s. w." (Allgemeine Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 42, S. 810.)

*20 Thee trinken und - abwarten. (Königsberg.)


Theekessel.

* Er ist ein rechter (wahrer) Theekessel. - Trachsel, 58.

Ein sehr dummer Mensch. H. Lessing (Daheim und draussen, Berlin 1865, S. 167) bemerkt indess: "Der Theekessel kann (jetzt) nicht mehr das Sinnbild der Dummheit sein, da er die erste Veranlassung zur Erkenntniss der Dampfkraft gab."


Theekind.

* Es ist ein Theekind.

In Berlin Bezeichnung eines Lieblingsschülers, der von seinen Schulgenossen bei jeder Gelegenheit "verhaut" wird. (Trachsel, 58.)


Theekraut.

Wer Theekräuter sammelt nach Johanni, der macht sich vergebliche Mühe. - Boebel, 33.


Theelöffel.

Kleine Thee- und Kaffeelöffel fressen mehr als Klosslöffel.


Theepflanze.

Von der Theepflanze lobt man nicht blos die Blüte, sondern auch das Blatt. (Aegypt.)


Theer.

1 Hoalt Theer, hoalt Theer, he kümmt von Jaokobshaogen her.

Spöttereien für die Theerfahrer. (Schmidt, Jubelschrift, S. 17.)

2 Mit Theer kann man den Russ nicht abwaschen.

3 Theer ist kein Schmeer.

4 Wenn man sich auch noch so lange mit Theer waschen wollte, man würde nicht weiss davon werden. - Altmann V, 104.

*5 Theer unter den Caviar mengen. - Altmann VI, 524.


Theerbutterbrot.

* Aetsch, ätsch, hest 'n Theerbötting kregen. (Mecklenburg.) - Dr. Schiller.

Wenn ein Kind ein anderes angeklagt hat, aber abgewiesen, vielleicht gar selbst mit Schlägen regalirt worden ist.


Theerhandel.

*1 Dat 's 'n woahren Terhandel. (Mecklenburg.)

Von einem schlechten Handelsgeschäft.

*2 He fört en Terhandel. (Holst.) - Schütze, IV, 254.

Wortspiel, um zu sagen, er lebt von seinen Mitteln. Teren heisst mit Pech bestreichen, aber auch zehren.

*3 He liggt up'n Terhandel. (Mecklenburg.)

Hat nichts zu brechen und zu beissen.


Theerjacke.

Mit den Theerjacken ist nicht gut Nüsse knacken.

Ihre Spässe sind sehr derb, und wo sie hingreifen, bleiben blaue Flecken zurück. Theerjacke ist der Spitzname für Matrosen, wie diese die Binnenländer Landratten nennen. (S. Pickfiester.) Theerjacke, wie Landratte scheinen aus dem Englischen falsch übersetzt zu sein. "Jack Tar" nennt der Engländer scherzweise den Matrosen, was in wörtlicher Uebersetzung "Jan Theer" heissen würde. "Landratte" ist aus dem englischen "Landlubber" gemacht, "Landlubber" nannten die Seeleute der englischen Kriegsschiffe die armen Teufel, welche von den ehemals für die Flotte rekrutirenden nächtlichen Pressgängern aufgegriffen wurden, und von denen es sich später herausstellte, dass sie keine Seeleute waren, die aber trotzdem nicht wieder entlassen wurden, sondern auf den Kriegsschiffen dienen mussten, weil England seine Flotte sonst nicht bemannen konnte. Landlubber wird verächtlicherweise auch wol jemand genannt, der sich auf einem Schiffe als Matrose verdingt und doch seiner Aufgabe nicht gewachsen ist, sodass seine Kameraden häufig für ihn eintreten müssen, einen solchen würden die deutschen Matrosen einen "verdammte Bur" nennen. (Vgl. Gartenlaube, Leipzig 1873, Nr. 4, S. 70.) So weit mir aber der Sprachgebrauch in deutschen Häfen bekannt ist, bezeichnet der Seemann scherzweise alle Personen mit dem Namen "Landratte", deren Beruf nicht das Seeleben ist.


Theetopf.

1 In einem Theetopf kann man kein Bier brauen.

Abgeordneter Bissing in der badischen Kammer 1870.

*2 Er hat einen Theetopf umgestossen (verschüttet).

Er hat den Zorn seiner Frau erregt.


[Spaltenumbruch] 9 Wie viel Thau im März vom Himmel steigen, so viel sich Reife nach Ostern zeigen, und so viel Nebel im August kommen; das merk zu deinem grossen Frommen.Chaos, 1600.

*10 Vielleicht wirst du's im Thau finden.

Lit.: Ràsi rasó sàsi.

*11 Vör Dau un Dog upstoan. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 38.

Sehr zeitig aufstehen, vor Thau und Tag.


Thauen.

Wenn es thaut, so kommt an Tag, was unterm Schnee verborgen lag.Simrock, 10246.


Thautropfen.

1 Thautropfen füllen keinen Brunnen.

Ebenso wenig wird die Geldsucht des Geizhalses gestillt.

2 Wenn der Thautropfen in den Nil fällt, meint er, der Strom müsste nun austreten. (Abyssinien.)

*3 Er hat nicht einen Thautropfen genossen. (Lit.)


Thauwetter.

1 Bei Thauwetter im Februar müssen die Weinschenken ihre Keller zustopfen, damit ihnen das Wasser nicht in die Fässer laufe. (Niederrhein.)

2 Thauwetter – Sauwetter.


Theater.

1 Ein Theater in drei Aufzügen: Schürze, Rock und Hemde. (Breslau.)

2 Wer das Theater einmal anrührt, kann nicht mehr davon lassen.

„Es wird das alte Sprichwort bestätigt, dass jeder, der das Theater anrührt, nicht davon lassen kann und ihm mit Haut und Haaren verfallen ist.“ (Volksgarten, Berlin 1864, Nr. 43, S. 670.)

3 Wer nicht gern ins Theater geht, ist kein guter Mensch.Gutzkow, Ritter vom Geist, 9, 360.


Thee.

1 Es heisst manch Kräutlein Thee, was nicht in China gewachsen ist.

2 Thee, Kaffee und Leckerli bringen den Bürger ums Aeckerli.Körte, 5928; Lohrengel, I, 634.

3 Thee trinken, Geduld haben, die Hand rühren, auf Gott vertrauen und alles gehen lassen, wie es geht. (Ostpreuss.)

4 Thee und gute Freunde muss man probiren.Masson, 334.

5 Zu viel Thee macht Weh'.

*6 Das kommt nach dem Thee.

D. i. später.

*7 Der hat seinen Thee kriegt. (Oesterreich.)

Eine Tracht Prügel, auch wol eine mündliche Lection.

*8 Der Thee geit im Hemde.

Der Thee wird dünn und kraftlos durch zu viel Ab- und Zugiessen. Hamburg und Altona, wo das Theetrinken (früher?) zur Tagessitte gehörte und in mancher, besonders Mittelstandsfamilien, der Kessel den ganzen Tag nicht aus dem Kochen kam.

*9 Einem den Thee auskochen. (Schles.)

Dem will ich den Thee auskochen. Die haben uns den Thee ausgekocht.

*10 Er ist im Thee.

Benebelt oder in Gedanken.

*11 Er kann sich einen Thee kochen lassen.

*12 Er reitet Thee.Trachsel, 58.

Er sucht sich Gunst zu erwerben.

*13 Er trinkt starken Thee.

Scherzhaft oder verhüllend für starke Getränke.

Holl.: Hij drinkt sterke thee. (Harrebomée, II, 329b.)

*14 Ich will ihm seinen Thee geben. (Steiermark.)

Ihm einen Verweis ertheilen.

*15 Im Thee bei jemand sein.Trachsel, 58.

Beliebt, in Gunst bei ihm stehen.

*16 Lass dir 'n Thee kochen! (Schles.)

„Mit eingebrockten Fensterladen, deck'n mit einer Thür zu, rühr'n mit einer Feuergabel um und tunk'n Zwieback dazu ein.“ (Holtei, Ein Achtel vom grossen Loose.)

*17 Mein Thee ist ebenso gut.

Holl.: Mijne thee is zoo goed als zijn saffraan. (Harrebomée, II, 329b.)

*18 Sie können mir Thee kochen.

In Berlin: höhnischer Ausdruck der Gleichgültigkeit. (S. Ellenbogen 6.) Ich kümmere mich nicht um das, was sie sagen. (Trachsel, 58.)

[Spaltenumbruch] *19 Thee nach China tragen.

In dem Sinne wie: Holz in den Wald, Wasser ins Meer. „Unser Bild gibt eine Scene des Derby-Rennens in England. Hier eine Bande von Leuten, die ihren Gassenhauer vortragen, daneben ein Methodistenprediger, der hier ›Thee nach China‹ trägt, weil niemand auf seine Busspredigten hörte, dort u. s. w.“ (Allgemeine Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 42, S. 810.)

*20 Thee trinken und – abwarten. (Königsberg.)


Theekessel.

* Er ist ein rechter (wahrer) Theekessel.Trachsel, 58.

Ein sehr dummer Mensch. H. Lessing (Daheim und draussen, Berlin 1865, S. 167) bemerkt indess: „Der Theekessel kann (jetzt) nicht mehr das Sinnbild der Dummheit sein, da er die erste Veranlassung zur Erkenntniss der Dampfkraft gab.“


Theekind.

* Es ist ein Theekind.

In Berlin Bezeichnung eines Lieblingsschülers, der von seinen Schulgenossen bei jeder Gelegenheit „verhaut“ wird. (Trachsel, 58.)


Theekraut.

Wer Theekräuter sammelt nach Johanni, der macht sich vergebliche Mühe.Boebel, 33.


Theelöffel.

Kleine Thee- und Kaffeelöffel fressen mehr als Klosslöffel.


Theepflanze.

Von der Theepflanze lobt man nicht blos die Blüte, sondern auch das Blatt. (Aegypt.)


Theer.

1 Hoalt Theer, hoalt Theer, he kümmt von Jaokobshaogen her.

Spöttereien für die Theerfahrer. (Schmidt, Jubelschrift, S. 17.)

2 Mit Theer kann man den Russ nicht abwaschen.

3 Theer ist kein Schmeer.

4 Wenn man sich auch noch so lange mit Theer waschen wollte, man würde nicht weiss davon werden.Altmann V, 104.

*5 Theer unter den Caviar mengen.Altmann VI, 524.


Theerbutterbrot.

* Aetsch, ätsch, hest 'n Theerbötting kregen. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller.

Wenn ein Kind ein anderes angeklagt hat, aber abgewiesen, vielleicht gar selbst mit Schlägen regalirt worden ist.


Theerhandel.

*1 Dat 's 'n woahren Têrhandel. (Mecklenburg.)

Von einem schlechten Handelsgeschäft.

*2 He fört en Têrhandel. (Holst.) – Schütze, IV, 254.

Wortspiel, um zu sagen, er lebt von seinen Mitteln. Têren heisst mit Pech bestreichen, aber auch zehren.

*3 He liggt up'n Têrhandel. (Mecklenburg.)

Hat nichts zu brechen und zu beissen.


Theerjacke.

Mit den Theerjacken ist nicht gut Nüsse knacken.

Ihre Spässe sind sehr derb, und wo sie hingreifen, bleiben blaue Flecken zurück. Theerjacke ist der Spitzname für Matrosen, wie diese die Binnenländer Landratten nennen. (S. Pickfiester.) Theerjacke, wie Landratte scheinen aus dem Englischen falsch übersetzt zu sein. „Jack Tar“ nennt der Engländer scherzweise den Matrosen, was in wörtlicher Uebersetzung „Jan Theer“ heissen würde. „Landratte“ ist aus dem englischen „Landlubber“ gemacht, „Landlubber“ nannten die Seeleute der englischen Kriegsschiffe die armen Teufel, welche von den ehemals für die Flotte rekrutirenden nächtlichen Pressgängern aufgegriffen wurden, und von denen es sich später herausstellte, dass sie keine Seeleute waren, die aber trotzdem nicht wieder entlassen wurden, sondern auf den Kriegsschiffen dienen mussten, weil England seine Flotte sonst nicht bemannen konnte. Landlubber wird verächtlicherweise auch wol jemand genannt, der sich auf einem Schiffe als Matrose verdingt und doch seiner Aufgabe nicht gewachsen ist, sodass seine Kameraden häufig für ihn eintreten müssen, einen solchen würden die deutschen Matrosen einen „verdammte Bur“ nennen. (Vgl. Gartenlaube, Leipzig 1873, Nr. 4, S. 70.) So weit mir aber der Sprachgebrauch in deutschen Häfen bekannt ist, bezeichnet der Seemann scherzweise alle Personen mit dem Namen „Landratte“, deren Beruf nicht das Seeleben ist.


Theetopf.

1 In einem Theetopf kann man kein Bier brauen.

Abgeordneter Bissing in der badischen Kammer 1870.

*2 Er hat einen Theetopf umgestossen (verschüttet).

Er hat den Zorn seiner Frau erregt.


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[[572]/0578] 9 Wie viel Thau im März vom Himmel steigen, so viel sich Reife nach Ostern zeigen, und so viel Nebel im August kommen; das merk zu deinem grossen Frommen. – Chaos, 1600. *10 Vielleicht wirst du's im Thau finden. Lit.: Ràsi rasó sàsi. *11 Vör Dau un Dog upstoan. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 38. Sehr zeitig aufstehen, vor Thau und Tag. Thauen. Wenn es thaut, so kommt an Tag, was unterm Schnee verborgen lag. – Simrock, 10246. Thautropfen. 1 Thautropfen füllen keinen Brunnen. Ebenso wenig wird die Geldsucht des Geizhalses gestillt. 2 Wenn der Thautropfen in den Nil fällt, meint er, der Strom müsste nun austreten. (Abyssinien.) *3 Er hat nicht einen Thautropfen genossen. (Lit.) Thauwetter. 1 Bei Thauwetter im Februar müssen die Weinschenken ihre Keller zustopfen, damit ihnen das Wasser nicht in die Fässer laufe. (Niederrhein.) 2 Thauwetter – Sauwetter. Theater. 1 Ein Theater in drei Aufzügen: Schürze, Rock und Hemde. (Breslau.) 2 Wer das Theater einmal anrührt, kann nicht mehr davon lassen. „Es wird das alte Sprichwort bestätigt, dass jeder, der das Theater anrührt, nicht davon lassen kann und ihm mit Haut und Haaren verfallen ist.“ (Volksgarten, Berlin 1864, Nr. 43, S. 670.) 3 Wer nicht gern ins Theater geht, ist kein guter Mensch. – Gutzkow, Ritter vom Geist, 9, 360. Thee. 1 Es heisst manch Kräutlein Thee, was nicht in China gewachsen ist. 2 Thee, Kaffee und Leckerli bringen den Bürger ums Aeckerli. – Körte, 5928; Lohrengel, I, 634. 3 Thee trinken, Geduld haben, die Hand rühren, auf Gott vertrauen und alles gehen lassen, wie es geht. (Ostpreuss.) 4 Thee und gute Freunde muss man probiren. – Masson, 334. 5 Zu viel Thee macht Weh'. *6 Das kommt nach dem Thee. D. i. später. *7 Der hat seinen Thee kriegt. (Oesterreich.) Eine Tracht Prügel, auch wol eine mündliche Lection. *8 Der Thee geit im Hemde. Der Thee wird dünn und kraftlos durch zu viel Ab- und Zugiessen. Hamburg und Altona, wo das Theetrinken (früher?) zur Tagessitte gehörte und in mancher, besonders Mittelstandsfamilien, der Kessel den ganzen Tag nicht aus dem Kochen kam. *9 Einem den Thee auskochen. (Schles.) Dem will ich den Thee auskochen. Die haben uns den Thee ausgekocht. *10 Er ist im Thee. Benebelt oder in Gedanken. *11 Er kann sich einen Thee kochen lassen. *12 Er reitet Thee. – Trachsel, 58. Er sucht sich Gunst zu erwerben. *13 Er trinkt starken Thee. Scherzhaft oder verhüllend für starke Getränke. Holl.: Hij drinkt sterke thee. (Harrebomée, II, 329b.) *14 Ich will ihm seinen Thee geben. (Steiermark.) Ihm einen Verweis ertheilen. *15 Im Thee bei jemand sein. – Trachsel, 58. Beliebt, in Gunst bei ihm stehen. *16 Lass dir 'n Thee kochen! (Schles.) „Mit eingebrockten Fensterladen, deck'n mit einer Thür zu, rühr'n mit einer Feuergabel um und tunk'n Zwieback dazu ein.“ (Holtei, Ein Achtel vom grossen Loose.) *17 Mein Thee ist ebenso gut. Holl.: Mijne thee is zoo goed als zijn saffraan. (Harrebomée, II, 329b.) *18 Sie können mir Thee kochen. In Berlin: höhnischer Ausdruck der Gleichgültigkeit. (S. Ellenbogen 6.) Ich kümmere mich nicht um das, was sie sagen. (Trachsel, 58.) *19 Thee nach China tragen. In dem Sinne wie: Holz in den Wald, Wasser ins Meer. „Unser Bild gibt eine Scene des Derby-Rennens in England. Hier eine Bande von Leuten, die ihren Gassenhauer vortragen, daneben ein Methodistenprediger, der hier ›Thee nach China‹ trägt, weil niemand auf seine Busspredigten hörte, dort u. s. w.“ (Allgemeine Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 42, S. 810.) *20 Thee trinken und – abwarten. (Königsberg.) Theekessel. * Er ist ein rechter (wahrer) Theekessel. – Trachsel, 58. Ein sehr dummer Mensch. H. Lessing (Daheim und draussen, Berlin 1865, S. 167) bemerkt indess: „Der Theekessel kann (jetzt) nicht mehr das Sinnbild der Dummheit sein, da er die erste Veranlassung zur Erkenntniss der Dampfkraft gab.“ Theekind. * Es ist ein Theekind. In Berlin Bezeichnung eines Lieblingsschülers, der von seinen Schulgenossen bei jeder Gelegenheit „verhaut“ wird. (Trachsel, 58.) Theekraut. Wer Theekräuter sammelt nach Johanni, der macht sich vergebliche Mühe. – Boebel, 33. Theelöffel. Kleine Thee- und Kaffeelöffel fressen mehr als Klosslöffel. Theepflanze. Von der Theepflanze lobt man nicht blos die Blüte, sondern auch das Blatt. (Aegypt.) Theer. 1 Hoalt Theer, hoalt Theer, he kümmt von Jaokobshaogen her. Spöttereien für die Theerfahrer. (Schmidt, Jubelschrift, S. 17.) 2 Mit Theer kann man den Russ nicht abwaschen. 3 Theer ist kein Schmeer. 4 Wenn man sich auch noch so lange mit Theer waschen wollte, man würde nicht weiss davon werden. – Altmann V, 104. *5 Theer unter den Caviar mengen. – Altmann VI, 524. Theerbutterbrot. * Aetsch, ätsch, hest 'n Theerbötting kregen. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller. Wenn ein Kind ein anderes angeklagt hat, aber abgewiesen, vielleicht gar selbst mit Schlägen regalirt worden ist. Theerhandel. *1 Dat 's 'n woahren Têrhandel. (Mecklenburg.) Von einem schlechten Handelsgeschäft. *2 He fört en Têrhandel. (Holst.) – Schütze, IV, 254. Wortspiel, um zu sagen, er lebt von seinen Mitteln. Têren heisst mit Pech bestreichen, aber auch zehren. *3 He liggt up'n Têrhandel. (Mecklenburg.) Hat nichts zu brechen und zu beissen. Theerjacke. Mit den Theerjacken ist nicht gut Nüsse knacken. Ihre Spässe sind sehr derb, und wo sie hingreifen, bleiben blaue Flecken zurück. Theerjacke ist der Spitzname für Matrosen, wie diese die Binnenländer Landratten nennen. (S. Pickfiester.) Theerjacke, wie Landratte scheinen aus dem Englischen falsch übersetzt zu sein. „Jack Tar“ nennt der Engländer scherzweise den Matrosen, was in wörtlicher Uebersetzung „Jan Theer“ heissen würde. „Landratte“ ist aus dem englischen „Landlubber“ gemacht, „Landlubber“ nannten die Seeleute der englischen Kriegsschiffe die armen Teufel, welche von den ehemals für die Flotte rekrutirenden nächtlichen Pressgängern aufgegriffen wurden, und von denen es sich später herausstellte, dass sie keine Seeleute waren, die aber trotzdem nicht wieder entlassen wurden, sondern auf den Kriegsschiffen dienen mussten, weil England seine Flotte sonst nicht bemannen konnte. Landlubber wird verächtlicherweise auch wol jemand genannt, der sich auf einem Schiffe als Matrose verdingt und doch seiner Aufgabe nicht gewachsen ist, sodass seine Kameraden häufig für ihn eintreten müssen, einen solchen würden die deutschen Matrosen einen „verdammte Bur“ nennen. (Vgl. Gartenlaube, Leipzig 1873, Nr. 4, S. 70.) So weit mir aber der Sprachgebrauch in deutschen Häfen bekannt ist, bezeichnet der Seemann scherzweise alle Personen mit dem Namen „Landratte“, deren Beruf nicht das Seeleben ist. Theetopf. 1 In einem Theetopf kann man kein Bier brauen. Abgeordneter Bissing in der badischen Kammer 1870. *2 Er hat einen Theetopf umgestossen (verschüttet). Er hat den Zorn seiner Frau erregt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [572]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/578>, abgerufen am 23.11.2024.