Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] von den händelsüchtigen Schamsern entstanden, die, so ihnen irgendwo zu viel geschieht, Wiedervergeltung drohen, wenn ihre Beleidiger einmal in ihr Thal kommen werden. Schamschuh. 1 Du musst die Schamschuhe zertreten, willst du etwas haben. - Körte, 5215. *2 Die Schamschuhe ausziehen. - Eyering, I, 242. *3 Du muss de Schammschohe usdonn. (Bedburg.) Schamsel. * Es ist ein wahres Schamsel. In Berlin ein liederlich aussehendes Frauenzimmer. (Trachsel, 50.) Schämsichnicht. * Er ist en Schämdinüt. - Sutermeister, 87. Schamtüchlein. * Das Schamtüchlen ablegen. - Wicelii Vertedigsrede. Schandau. Zu Schandau hat meissnische Ehr' und Redlichkeit ein Ende. - Simrock, 8892; Berckenmeyer, 301; Hesekiel, 20; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474. Dicht dabei ist nämlich die böhmische Grenze. Dieses alte Sprichwort (vgl. Knauth, Prodr. Misn., S. 261) hängt wahrscheinlich mit der Sage über den Ursprung der Stadt Schandau in der Sächsischen Schweiz zusammen. (Vgl. Hofmann, Das meissner Niederland, Dresden 1849, S. 313 fg; Joh. Georg Theod. Grässe, Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S. 135.) Schandbrocken. Ein Schandbrocken ist bald (leicht) gegessen. - Simrock, 8882; Körte, 5263; Braun, I, 3797. Holl.: Een schandlich broc is gheringhe gheten. (Tunn., 11, 21.) Lat.: Fertur inhonestus bolus est cito labe comestus. (Fallersleben, 331.) Schanddeckel. *1 Einen blossen Schanddeckel aus etwas machen. "Vnter dem Schein der Religion, so offt mahlen Schanddeckel seyn müssen." (Friedeb., II, 36.) *2 Einen zum Schanddeckel machen. Se braukt den Mann to'm Schanddeckel, d. h. sie hat nur geheirathet, um bei ihrer leichtsinnigen Lebensweise sicherer zu sein. (Dähnert, 401a.) Schanddorf. * Hei öss ut dem Schanddorp. (Alt-Pillau.) Schanddorf = Kotzlauken im Kirchspiel Kumahnen. Schande. 1 An etwas Schande stirbt man nicht. Frz.: Un peu de honte est bientot bue. (Cahier, 872.) 2 Besser a Schand in Punim (Gesicht) eider (als) a Kränck (Krankheit, Schmerz) in Bauch. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Das Sprichwort meint, eine Beschimpfung sei nicht so gefährlich, so schlimm, als eine Krankheit, ein inneres Leiden. 3 Besser in Schande stehen als nach Schande gehen. Holl.: Beter is schande beseten dan belopen. (Harrebomee, II, 242b.) Lat.: Peius currendo vicium fit quam residendo. - Sessio laudatur precursu si viciatur. (Fallersleben, 134.) 4 Der kommt in Schande, der nichts treibt im Lande. Holl.: Lang gebleven, niet bedreven doet in schande leven. (Harrebomee, II, 243a.) 5 Der sich schande rhüemt, der ist nicht ehrn werdt. - Franck, II, 184b; Gruter, I, 17; Eyering, I, 541; Henisch, 812, 3; Schottel, 1114a; Körte, 5259; Simrock, 8883; Ramann, Unterr., V, 28; Braun, I, 3796. Mhd.: Swer ime selbe koufet spot, der muoz die schande han. (Rosengarten.) (Zingerle, 130.) Dän.: Frygt for skam er tegn til et aerligt gemyt. - Hvo sig roser af skam er ei aere vaerd. (Prov. dan., 204 u. 480.) Holl.: Die de schande niet ontziet komt niet tot eer. (Harrebomee, II, 242b.) Schwed.: Synden blijr intet fullbordad, för än hon rosas. - Rosad last är dubbel synd. (Grubb, 692.) 6 Durch eines schand wird der ander weise. - Petri, II, 156. Bei Tunnicius (989): Dorch des einen schande wert de ander weys. (Ex vitio alterius sapiens sua crimina purgat.) 7 Ein jeder schau auf seine Schande. 8 Ein new schand macht, das alter Sünd wird gedacht. - Petri, II, 217. 9 Ein schand tödtet alle Tugend. - Petri, II, 223. 10 Ein wenig Schand macht das angesicht rot. - Petri, II, 237. [Spaltenumbruch] 11 Ein wenig Schand wermet wol. - Petri, II, 237. 12 Ein wenig Schande wärmt und macht schöne Farbe. - Simrock, 8888. Bei Tunnicius (467): Ein weinich schande warmet wol unde maket schone varwe. (Et calet atque rubet facies vel crimine parvo.) Dän.: Ingen större skam end intet ville laere. (Prov. dan., 502.) Holl.: Een luttel schande warmt wael ende maket schoon verwe. (Harrebomee, II, 243a; Tunn., 12, 13.) Lat.: Scandala me vere calidum rubiumque fecere. (Fallersleben, 341.) 13 Es ist besser mit schanden geflohen, dann mit ehren todt geblieben. - Franck, II, 10a; Tappius, 12b; Petri, III, 2. Holl.: Beter met schande gevloden, dan met eere dood gebleven. - Beter met schande het kwade gelaten, dan met eere slim bedrijf gedaan. (Harrebomee, II, 242b.) Lat.: Cum licet fugere, ne quaere litem. (Tappius, 12a; Philippi, I, 102.) 14 Es ist den geringsten kein Schand, wenn sie den grösten weichen. - Lehmann, II, 140, 124. Dän.: Det er ei skam at flye for sin overmagt. - Det er ikke skam at den mindre viger den större. (Prov. dan., 502.) 15 Es ist ein ehrlich schand vmb ehrn willen sterben. - Franck, I, 69a; Henisch, 805, 8; Gruter, I, 33; Petri, II, 259; Schottel, 1143b; Körte, 5262. 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(Dedecus est certe maiori cedere nulli.) 24 Es ist keine Schande etwas zu lernen. Dän.: Det er ingen skam at laere. (Prov. dan., 502.) 25 Es ist keine Schande in den Dreck fallen, aber eine Schande ist's, im Dreck liegen bleiben. It.: Non e vergogna il cader nel fango, ma vergogna e di non voler levarsene. (Pazzaglia, 401, 1.) 26 Es ist keine Schande, kein Geld im Beutel zu haben, aber es ist oft sehr unangenehm (lästig, unbequem). Holl.: Het is geene schande, geen geld te hebben, maar het is zoo ongemakkelijk. (Harrebomee, II, 243a.) 27 Es ist keine Schande, nicht viel gehabt haben, aber Schande ist's, es leicht haben erhalten können. 28 Es ist keine Schande, wenn Junge Alten was nachgeben. 29 Es ist schande in diesem Lande; Herr Heinrich von Staden hefft die Newburg verrathen. - Henneberger's Erklärung der Landtafel, S. 334. Als im Jahre 1458 das Ordensvolk Neuenburg erstieg, beschuldigte man in Danzig Herrn Heinrich von Staden des Verraths und Peter Braun schlug obigen Reimspruch an den Artushof. (Töppen, 69.) 30 In Schand' und Ehr', Natur geht über Lehr'. Holl.: Het zij in schande of eer, natuur gaat boven leer. (Harrebomee, II, 243a.) 31 Jeder macht sich seine Schande selbst. Dän.: Ingen vorder skam uden han giör sig selv skam. (Prov. dan., 502.) 32 Leewer Skun üüs Skas. (Amrum.) - Haupt, VIII, 358, 123. Lieber Schande als Schaden.
[Spaltenumbruch] von den händelsüchtigen Schamsern entstanden, die, so ihnen irgendwo zu viel geschieht, Wiedervergeltung drohen, wenn ihre Beleidiger einmal in ihr Thal kommen werden. Schamschuh. 1 Du musst die Schamschuhe zertreten, willst du etwas haben. – Körte, 5215. *2 Die Schamschuhe ausziehen. – Eyering, I, 242. *3 Du muss de Schammschohe usdonn. (Bedburg.) Schamsel. * Es ist ein wahres Schamsel. In Berlin ein liederlich aussehendes Frauenzimmer. (Trachsel, 50.) Schämsichnicht. * Er ist en Schämdinüt. – Sutermeister, 87. Schamtüchlein. * Das Schamtüchlen ablegen. – Wicelii Vertedigsrede. Schandau. Zu Schandau hat meissnische Ehr' und Redlichkeit ein Ende. – Simrock, 8892; Berckenmeyer, 301; Hesekiel, 20; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474. Dicht dabei ist nämlich die böhmische Grenze. Dieses alte Sprichwort (vgl. Knauth, Prodr. Misn., S. 261) hängt wahrscheinlich mit der Sage über den Ursprung der Stadt Schandau in der Sächsischen Schweiz zusammen. (Vgl. Hofmann, Das meissner Niederland, Dresden 1849, S. 313 fg; Joh. Georg Theod. Grässe, Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S. 135.) Schandbrocken. Ein Schandbrocken ist bald (leicht) gegessen. – Simrock, 8882; Körte, 5263; Braun, I, 3797. Holl.: Een schandlich broc is gheringhe gheten. (Tunn., 11, 21.) Lat.: Fertur inhonestus bolus est cito labe comestus. (Fallersleben, 331.) Schanddeckel. *1 Einen blossen Schanddeckel aus etwas machen. „Vnter dem Schein der Religion, so offt mahlen Schanddeckel seyn müssen.“ (Friedeb., II, 36.) *2 Einen zum Schanddeckel machen. Se brûkt den Mann to'm Schanddeckel, d. h. sie hat nur geheirathet, um bei ihrer leichtsinnigen Lebensweise sicherer zu sein. (Dähnert, 401a.) Schanddorf. * Hei öss ut dem Schanddorp. (Alt-Pillau.) Schanddorf = Kotzlauken im Kirchspiel Kumahnen. Schande. 1 An etwas Schande stirbt man nicht. Frz.: Un peu de honte est bientôt bue. 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von den händelsüchtigen Schamsern entstanden, die, so ihnen irgendwo zu viel geschieht, Wiedervergeltung drohen, wenn ihre Beleidiger einmal in ihr Thal kommen werden.
Schamschuh.
1 Du musst die Schamschuhe zertreten, willst du etwas haben. – Körte, 5215.
*2 Die Schamschuhe ausziehen. – Eyering, I, 242.
*3 Du muss de Schammschohe usdonn. (Bedburg.)
Schamsel.
* Es ist ein wahres Schamsel.
In Berlin ein liederlich aussehendes Frauenzimmer. (Trachsel, 50.)
Schämsichnicht.
* Er ist en Schämdinüt. – Sutermeister, 87.
Schamtüchlein.
* Das Schamtüchlen ablegen. – Wicelii Vertedigsrede.
Schandau.
Zu Schandau hat meissnische Ehr' und Redlichkeit ein Ende. – Simrock, 8892; Berckenmeyer, 301; Hesekiel, 20; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474.
Dicht dabei ist nämlich die böhmische Grenze. Dieses alte Sprichwort (vgl. Knauth, Prodr. Misn., S. 261) hängt wahrscheinlich mit der Sage über den Ursprung der Stadt Schandau in der Sächsischen Schweiz zusammen. (Vgl. Hofmann, Das meissner Niederland, Dresden 1849, S. 313 fg; Joh. Georg Theod. Grässe, Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S. 135.)
Schandbrocken.
Ein Schandbrocken ist bald (leicht) gegessen. – Simrock, 8882; Körte, 5263; Braun, I, 3797.
Holl.: Een schandlich broc is gheringhe gheten. (Tunn., 11, 21.)
Lat.: Fertur inhonestus bolus est cito labe comestus. (Fallersleben, 331.)
Schanddeckel.
*1 Einen blossen Schanddeckel aus etwas machen.
„Vnter dem Schein der Religion, so offt mahlen Schanddeckel seyn müssen.“ (Friedeb., II, 36.)
*2 Einen zum Schanddeckel machen.
Se brûkt den Mann to'm Schanddeckel, d. h. sie hat nur geheirathet, um bei ihrer leichtsinnigen Lebensweise sicherer zu sein. (Dähnert, 401a.)
Schanddorf.
* Hei öss ut dem Schanddorp. (Alt-Pillau.)
Schanddorf = Kotzlauken im Kirchspiel Kumahnen.
Schande.
1 An etwas Schande stirbt man nicht.
Frz.: Un peu de honte est bientôt bue. (Cahier, 872.)
2 Besser a Schand in Punim (Gesicht) eider (als) a Kränck (Krankheit, Schmerz) in Bauch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Das Sprichwort meint, eine Beschimpfung sei nicht so gefährlich, so schlimm, als eine Krankheit, ein inneres Leiden.
3 Besser in Schande stehen als nach Schande gehen.
Holl.: Beter is schande beseten dan belopen. (Harrebomée, II, 242b.)
Lat.: Peius currendo vicium fit quam residendo. – Sessio laudatur precursu si viciatur. (Fallersleben, 134.)
4 Der kommt in Schande, der nichts treibt im Lande.
Holl.: Lang gebleven, niet bedreven doet in schande leven. (Harrebomée, II, 243a.)
5 Der sich schande rhüemt, der ist nicht ehrn werdt. – Franck, II, 184b; Gruter, I, 17; Eyering, I, 541; Henisch, 812, 3; Schottel, 1114a; Körte, 5259; Simrock, 8883; Ramann, Unterr., V, 28; Braun, I, 3796.
Mhd.: Swer ime selbe koufet spot, der muoz die schande hân. (Rosengarten.) (Zingerle, 130.)
Dän.: Frygt for skam er tegn til et ærligt gemyt. – Hvo sig roser af skam er ei ære værd. (Prov. dan., 204 u. 480.)
Holl.: Die de schande niet ontziet komt niet tot eer. (Harrebomée, II, 242b.)
Schwed.: Synden blijr intet fullbordad, för än hon rosas. – Rosad last är dubbel synd. (Grubb, 692.)
6 Durch eines schand wird der ander weise. – Petri, II, 156.
Bei Tunnicius (989): Dorch des einen schande wert de ander weys. (Ex vitio alterius sapiens sua crimina purgat.)
7 Ein jeder schau auf seine Schande.
8 Ein new schand macht, das alter Sünd wird gedacht. – Petri, II, 217.
9 Ein schand tödtet alle Tugend. – Petri, II, 223.
10 Ein wenig Schand macht das angesicht rot. – Petri, II, 237.
11 Ein wenig Schand wermet wol. – Petri, II, 237.
12 Ein wenig Schande wärmt und macht schöne Farbe. – Simrock, 8888.
Bei Tunnicius (467): Ein weinich schande warmet wol unde maket schone varwe. (Et calet atque rubet facies vel crimine parvo.)
Dän.: Ingen større skam end intet ville lære. (Prov. dan., 502.)
Holl.: Een luttel schande warmt wael ende maket schoon verwe. (Harrebomée, II, 243a; Tunn., 12, 13.)
Lat.: Scandala me vere calidum rubiumque fecere. (Fallersleben, 341.)
13 Es ist besser mit schanden geflohen, dann mit ehren todt geblieben. – Franck, II, 10a; Tappius, 12b; Petri, III, 2.
Holl.: Beter met schande gevloden, dan met eere dood gebleven. – Beter met schande het kwade gelaten, dan met eere slim bedrijf gedaan. (Harrebomée, II, 242b.)
Lat.: Cum licet fugere, ne quaere litem. (Tappius, 12a; Philippi, I, 102.)
14 Es ist den geringsten kein Schand, wenn sie den grösten weichen. – Lehmann, II, 140, 124.
Dän.: Det er ei skam at flye for sin overmagt. – Det er ikke skam at den mindre viger den større. (Prov. dan., 502.)
15 Es ist ein ehrlich schand vmb ehrn willen sterben. – Franck, I, 69a; Henisch, 805, 8; Gruter, I, 33; Petri, II, 259; Schottel, 1143b; Körte, 5262.
Lat.: Honesta turpitudo mori pro bona causa.
16 Es ist ein schand, das der böfel lobt. – Franck, I, 133a; Lehmann, II, 142, 154.
17 Es ist eine Schande für den Staat, wenn dumme Leute sitzen im Rath.
Böhm.: Hanba sedĕti při knižeti v radĕ a vĕsti vĕci své tak jako sedláci v krčmĕ. (Rybicka, 361.)
18 Es ist eine Schande für unser ganzes Gewerk, sagte der Schuhflicker.
19 Es ist eine Schande, lange in der Lehre sein (lange dienen) und doch ungeschickt bleiben. – Simrock, 1626.
20 Es ist kain schande, das ainer nichts waiss, das ist aber ain Blutschande, das ainer nichts lernen will. – Agricola II, 7; Petri, II, 270.
21 Es ist kein schand, das man nicht kan, sonder das man nicht lernen wil. – Franck, I, 129; Eyering, II, 543; Lehmann, II, 144, 187.
22 Es ist kein Schand fragen, wenn einer ein Ding nicht weiss. – Lehmann, II, 145, 198.
23 Es ist keine Schande, dem Grossen weichen.
Bei Tunnicius (981): It is neine Schande, den groten wyken. (Dedecus est certe maiori cedere nulli.)
24 Es ist keine Schande etwas zu lernen.
Dän.: Det er ingen skam at lære. (Prov. dan., 502.)
25 Es ist keine Schande in den Dreck fallen, aber eine Schande ist's, im Dreck liegen bleiben.
It.: Non è vergogna il cader nel fango, ma vergogna è di non voler levarsene. (Pazzaglia, 401, 1.)
26 Es ist keine Schande, kein Geld im Beutel zu haben, aber es ist oft sehr unangenehm (lästig, unbequem).
Holl.: Het is geene schande, geen geld te hebben, maar het is zoo ongemakkelijk. (Harrebomée, II, 243a.)
27 Es ist keine Schande, nicht viel gehabt haben, aber Schande ist's, es leicht haben erhalten können.
28 Es ist keine Schande, wenn Junge Alten was nachgeben.
29 Es ist schande in diesem Lande; Herr Heinrich von Staden hefft die Newburg verrathen. – Henneberger's Erklärung der Landtafel, S. 334.
Als im Jahre 1458 das Ordensvolk Neuenburg erstieg, beschuldigte man in Danzig Herrn Heinrich von Staden des Verraths und Peter Braun schlug obigen Reimspruch an den Artushof. (Töppen, 69.)
30 In Schand' und Ehr', Natur geht über Lehr'.
Holl.: Het zij in schande of eer, natuur gaat boven leer. (Harrebomée, II, 243a.)
31 Jeder macht sich seine Schande selbst.
Dän.: Ingen vorder skam uden han giør sig selv skam. (Prov. dan., 502.)
32 Leewer Skun üüs Skâs. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 123.
Lieber Schande als Schaden.
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