Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 57 Mancher ist zur vnglückhafften stund geboren, da Mars vnd Venus einander den rucken gewandt. - Lehmann, 830, 29. 58 Um einer bösen Stunde willen, trägt man den Degen allezeit. Man soll ihn aber nicht ohne Ursache aus der Scheide ziehen und nur mit Ehren einstecken. Dän.: For en ond times skyld baer man degen altid. (Prov. dan., 108.) 59 Verlorene Stunde, verlorenes Leben. In dem Sinne: Zeit verloren, Leben verloren. Der Wahlspruch Leibnitzens war: Pars vitae, quoties perditus hora, perit. (Kornmann, VI, 156.) 60 Was du in einer Stunde sagst, thust in der andern widerlegen. Lat.: Malus sermo malorum operum dux est. (Sutor, 475.) 61 Was Eine Stunde nicht thut (thun kann), thun zwe. - Petri, II, 594; Gruter, I, 75; Simrock, 10005; Körte, 5789; Venedey, 71. 62 Was man in einer Stunde versäumt, kann oft ein Jahr nicht einholen. Dän.: En time forsömmed gjör tidt et gandske aar skade. (Prov. dan., 553.) 63 Welcher eine stund will leben wol, der seh vnd thu das Henckermol, oder lass jhn ein stund balbiren oder mit Saytenspiel hoffiren. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 76. 64 Wenn die Stunde hin, weiss man ihren Sinn (Werth). Frz.: Nous ne comptons les heures que quand elles sont perdues. (Cahier, 852.) 65 Wenn die Stunde voll ist, schlägt's. - Sion, 1871, S. 19. 66 Wer alle Stunden bereit ist, der wirt nicht leichtlich vbereilt. - Henisch, 284, 23; Petri, II, 679. 67 Wer auf die Stunde passt, verliert die Zeit. It.: Mentre si contano le hore, il tempo fugge. (Pazzaglia, 372, 11.) 68 Wer eine Stund will leben wohl, der seh und thu das Henkermohl; wer einen Tag will fröhlich sein, der gang ins Bad, so schmeckt der Wein; willt lustig sein eine Woch, spreng die Ader, auf bayrisch doch. 69 Wer eine Stunde verseumpt, der verseumpt auch wol den (ganzen) Tag. - Luther's Tischreden, App.; Petri, II, 705. 70 Wer ist alle Stund weiss. - Lehmann, II, 841, 277. 71 Wer nicht eine halbe Stunde von seinem Handwerk reden kann, ist ein schlechter Mann. 72 Zehn Stunden gebettet und eine Stunde geschlafen. Viel Vorbereitungen und wenig Handlung. Jüdisch-deutsch in Warschau: Zehn Schau (Stunde) gebett' ün ein Schau geschlufen. 73 Zu aller Stund' weint eine Frau und pisst ein Hund. - Eiselein, 583; Simrock, 10002; Körte, 5790; Braun, I, 4343. "Die frawen mög wir gleych machen den hunden auss diser sachen; der hund seycht offt vnd vil, also weynet die fraw wenn sie will." (Werdea, Ccccj.) Frz.: A toute heure chien pisse, et femme pleure. (Kritzinger, 374b.) Lat.: Canes et mulieres mingunt si volunt. (Eiselein, 583.) 74 Zwölff Stund seynd ein Tag; was eine nicht thut vnd gibt, das thut vnd gibt die andere. - Lehmann, II, 904, 47; Simrock, 12258. *75 A g'schlagena Stund'. - Sartorius, 183. So viel als eine Glockenstunde. *76 Alle Stunden ein ander Gesicht machen. Wer sich gar nicht gleich bleibt. *77 Alle Stunden einen Esslöffel, sagt der Doctor. Vom allmählichen Gebrauch einer Sache, wenn etwas in kleinen Portionen gebraucht werden soll. Jüdisch-deutsch in Warschau: Alle Schau (Stunde) an Esslöffel. *78 Bei ihm ist alle Stunden Mittag. *79 De Stunde hät de Voss gemeten. (Waldeck.) - Curtze, 358. *80 Die rechte Stunde hat noch nicht geschlagen. - Braun, I, 4348. [Spaltenumbruch] *81 Die Stund' hoab'n zwoa Liebe zählt. Verliebte, Liebende, die beisammen waren oder zusammen gingen. Wird scherz- oder spottweise gesagt, wenn eine Entfernung oder Zeitdauer zu kurz gegeben worden ist. *82 Dre Stund' up ene Mile karen. - Dähnert, 218b. Um in verdriesslicher Weise langsames Fahren und Arbeiten zu bezeichnen. *83 Drei Stond hönder Gotterbarm. - Sutermeister, 10. Scherzhafte Antwort auf die Frage, wo etwas sei, wofür man in der Schweiz auch die folgenden Redensarten anwendet: Z' Bümplitz uf der Pelzmüli. Z' Trippstrill, wo d' Gäns Horseckel trage. Wo ist der ferndrig Schnee? *84 Eine Stunde gesund und ein ganzes Jahr krank. *85 Eine Stunde schwänzen. Ohne zureichenden Grund den Unterricht versäumen. *86 Einem keine gute Stunde gönnen. - Pestalozzi, XII, 360. *87 Er ist (nicht) an die Stunde gebunden. Frz.: Dependre d'un coup de marteau. (Kritzinger, 180a.) - N'etre pas sujet a un coup de chloche. - N'etre point sujet a l'heure. (Kritzinger, 148a u. 375a.) Holl.: Hij is aan het uur niet gebonden. (Harrebomee, II, 353b.) *88 Er ist die gute Stunde selber. (Rottenburg.) D. i. ein sehr gutmüthiger Mensch. *89 Er ist in der polnischen Stunde. (Ratibor.) Die Redensart ist auf folgende Weise entstanden. Der erste Chefpräsident des 1817 von Brieg nach Ratibor verlegten Oberlandes- oder spätern Appellationsgerichts, der Freiherr von Falkenhausen, kam aus Sachsen und wollte polnisch lernen. Zu diesem Zwecke traf er regelmässig mit einem Geistlichen in einer Weinhandlung zusammen, wo man sich anfänglich ernstlich mit der polnischen Sprache beschäftigte. Allmählich verdrängte aber der Geschmack vom Ungarwein den am Polnischen, woraus sich endlich die polnische Stunde bildete, die noch gegenwärtig besucht wird, ohne dass die polnische Grammatik gerade die Hauptrolle spielt. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1867, S. 808.) *90 Er ist in einer glücklichen Stunde geboren. Lat.: Albae gallinae filius. (Seybold, 16, Sutor, 606.) - Propitio genio (sidere dextro) natus. (Seybold, 461.) *91 Er ist wie die guet Stund'. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 39. Die gute Stunde ist personificirt wie in bonheur. Das Glück scheint vom günstigen Augenblick erwartet worden zu sein. *92 Es hat die rechte Stunde noch nicht geschlagen. - Mayer, II, 18. *93 Es is die guata Stund. - Sartorius, 183. Ist in einer gutmüthigen Stimmung. *94 Es ist a Stund' in däs Ort, aber der Fuchs hot se g'messa, und da Schwanz derzugea. - Michel, 267; Nefflen, 459. Der Weg nach diesem Orte ist wirklich oder scheint länger als man ihn ausgibt. *95 Es ist die zwölfte Stunde. Die höchste Zeit. Für späte Zeit, beruht auf Matth. 40, 6 u. 9, wo aber die elfte Stunde genannt ist. *96 Es ist eine gute Stunde. Aus der Zeit, in der man sorgfältig prüfte und prüfen liess, welche Zeit sich für ein wichtiges Geschäft eigne. Holl.: Het is ter goeder ure. (Harrebomee, II, 353b.) *97 Es ist vmb ein böse stunde zu thun. - Agricola 1, 444; Rebhuus, Dramen, 78, 490. Besonders von denen, die durch die Hand des Henkers sterben sollen. Holl.: Het is om een' boorzen stond te doen. - Het is om een kwaad half unrtje te doen. (Harrebomee, II, 309b u. 353a.) *98 I will kei g'sundi Stund' meh ha. - Sutermeister, 18. Betheuerungsformel. (S. Pfanne 33.) *99 Ich bin zur rechten Stunde gekommen. - Körte, 5791. *100 Ich ward der stund. - Hans Poczke, 1537; Sallet, Sinnsprüche. *101 In einer guten Stunde. Zu ergänzen: soll dies oder jenes geschehen. Als Wunsch bei gewissen Familienfesten, z. B. bei Hochzeiten. Jüdisch-deutsch in Warschau: In a güter, maseldiger (glücklicher) Schu (Stunde). Um auszudrücken, dass man eine gute Stunde, eine günstige Gelegenheit benutzen müsse, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: In a güter Schau zü reden, in a schlechter zü schweigen. Auch die Russen stimmen damit überein. (Snegirew, 51.) Die folgende jüdisch- deutsche Redensart, die im allgemeinen den Sinn hat, [Spaltenumbruch] 57 Mancher ist zur vnglückhafften stund geboren, da Mars vnd Venus einander den rucken gewandt. – Lehmann, 830, 29. 58 Um einer bösen Stunde willen, trägt man den Degen allezeit. 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57 Mancher ist zur vnglückhafften stund geboren, da Mars vnd Venus einander den rucken gewandt. – Lehmann, 830, 29.
58 Um einer bösen Stunde willen, trägt man den Degen allezeit.
Man soll ihn aber nicht ohne Ursache aus der Scheide ziehen und nur mit Ehren einstecken.
Dän.: For en ond times skyld bær man degen altid. (Prov. dan., 108.)
59 Verlorene Stunde, verlorenes Leben.
In dem Sinne: Zeit verloren, Leben verloren. Der Wahlspruch Leibnitzens war: Pars vitae, quoties perditus hora, perit. (Kornmann, VI, 156.)
60 Was du in einer Stunde sagst, thust in der andern widerlegen.
Lat.: Malus sermo malorum operum dux est. (Sutor, 475.)
61 Was Eine Stunde nicht thut (thun kann), thun zwe. – Petri, II, 594; Gruter, I, 75; Simrock, 10005; Körte, 5789; Venedey, 71.
62 Was man in einer Stunde versäumt, kann oft ein Jahr nicht einholen.
Dän.: En time forsømmed gjør tidt et gandske aar skade. (Prov. dan., 553.)
63 Welcher eine stund will leben wol, der seh vnd thu das Henckermol, oder lass jhn ein stund balbiren oder mit Saytenspiel hoffiren. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 76.
64 Wenn die Stunde hin, weiss man ihren Sinn (Werth).
Frz.: Nous ne comptons les heures que quand elles sont pérdues. (Cahier, 852.)
65 Wenn die Stunde voll ist, schlägt's. – Sion, 1871, S. 19.
66 Wer alle Stunden bereit ist, der wirt nicht leichtlich vbereilt. – Henisch, 284, 23; Petri, II, 679.
67 Wer auf die Stunde passt, verliert die Zeit.
It.: Mentre si contano le hore, il tempo fugge. (Pazzaglia, 372, 11.)
68 Wer eine Stund will leben wohl, der seh und thu das Henkermohl; wer einen Tag will fröhlich sein, der gang ins Bad, so schmeckt der Wein; willt lustig sein eine Woch, spreng die Ader, auf bayrisch doch.
69 Wer eine Stunde verseumpt, der verseumpt auch wol den (ganzen) Tag. – Luther's Tischreden, App.; Petri, II, 705.
70 Wer ist alle Stund weiss. – Lehmann, II, 841, 277.
71 Wer nicht eine halbe Stunde von seinem Handwerk reden kann, ist ein schlechter Mann.
72 Zehn Stunden gebettet und eine Stunde geschlafen.
Viel Vorbereitungen und wenig Handlung. Jüdisch-deutsch in Warschau: Zehn Schû (Stunde) gebett' ün ein Schû geschlufen.
73 Zu aller Stund' weint eine Frau und pisst ein Hund. – Eiselein, 583; Simrock, 10002; Körte, 5790; Braun, I, 4343.
„Die frawen mög wir gleych machen den hunden auss diser sachen; der hund seycht offt vnd vil, also weynet die fraw wenn sie will.“ (Werdea, Ccccj.)
Frz.: A toute heure chien pisse, et femme pleure. (Kritzinger, 374b.)
Lat.: Canes et mulieres mingunt si volunt. (Eiselein, 583.)
74 Zwölff Stund seynd ein Tag; was eine nicht thut vnd gibt, das thut vnd gibt die andere. – Lehmann, II, 904, 47; Simrock, 12258.
*75 A g'schlagena Stund'. – Sartorius, 183.
So viel als eine Glockenstunde.
*76 Alle Stunden ein ander Gesicht machen.
Wer sich gar nicht gleich bleibt.
*77 Alle Stunden einen Esslöffel, sagt der Doctor.
Vom allmählichen Gebrauch einer Sache, wenn etwas in kleinen Portionen gebraucht werden soll. Jüdisch-deutsch in Warschau: Alle Schû (Stunde) an Esslöffel.
*78 Bei ihm ist alle Stunden Mittag.
*79 De Stunde hät de Voss gemêten. (Waldeck.) – Curtze, 358.
*80 Die rechte Stunde hat noch nicht geschlagen. – Braun, I, 4348.
*81 Die Stund' hoab'n zwoa Liebe zählt.
Verliebte, Liebende, die beisammen waren oder zusammen gingen. Wird scherz- oder spottweise gesagt, wenn eine Entfernung oder Zeitdauer zu kurz gegeben worden ist.
*82 Dre Stund' up ene Mile karen. – Dähnert, 218b.
Um in verdriesslicher Weise langsames Fahren und Arbeiten zu bezeichnen.
*83 Drei Stond hönder Gotterbarm. – Sutermeister, 10.
Scherzhafte Antwort auf die Frage, wo etwas sei, wofür man in der Schweiz auch die folgenden Redensarten anwendet: Z' Bümplitz uf der Pelzmüli. Z' Trippstrill, wo d' Gäns Hôrseckel trage. Wo ist der ferndrig Schnee?
*84 Eine Stunde gesund und ein ganzes Jahr krank.
*85 Eine Stunde schwänzen.
Ohne zureichenden Grund den Unterricht versäumen.
*86 Einem keine gute Stunde gönnen. – Pestalozzi, XII, 360.
*87 Er ist (nicht) an die Stunde gebunden.
Frz.: Dependre d'un coup de marteau. (Kritzinger, 180a.) – N'être pas sujet à un coup de chloche. – N'être point sujet à l'heure. (Kritzinger, 148a u. 375a.)
Holl.: Hij is aan het uur niet gebonden. (Harrebomée, II, 353b.)
*88 Er ist die gute Stunde selber. (Rottenburg.)
D. i. ein sehr gutmüthiger Mensch.
*89 Er ist in der polnischen Stunde. (Ratibor.)
Die Redensart ist auf folgende Weise entstanden. Der erste Chefpräsident des 1817 von Brieg nach Ratibor verlegten Oberlandes- oder spätern Appellationsgerichts, der Freiherr von Falkenhausen, kam aus Sachsen und wollte polnisch lernen. Zu diesem Zwecke traf er regelmässig mit einem Geistlichen in einer Weinhandlung zusammen, wo man sich anfänglich ernstlich mit der polnischen Sprache beschäftigte. Allmählich verdrängte aber der Geschmack vom Ungarwein den am Polnischen, woraus sich endlich die polnische Stunde bildete, die noch gegenwärtig besucht wird, ohne dass die polnische Grammatik gerade die Hauptrolle spielt. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1867, S. 808.)
*90 Er ist in einer glücklichen Stunde geboren.
Lat.: Albae gallinae filius. (Seybold, 16, Sutor, 606.) – Propitio genio (sidere dextro) natus. (Seybold, 461.)
*91 Er ist wie die guet Stund'. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 39.
Die gute Stunde ist personificirt wie in bonheur. Das Glück scheint vom günstigen Augenblick erwartet worden zu sein.
*92 Es hat die rechte Stunde noch nicht geschlagen. – Mayer, II, 18.
*93 Es is die guata Stund. – Sartorius, 183.
Ist in einer gutmüthigen Stimmung.
*94 Es ist a Stund' in däs Ort, aber der Fuchs hôt se g'messa, und da Schwanz derzugea. – Michel, 267; Nefflen, 459.
Der Weg nach diesem Orte ist wirklich oder scheint länger als man ihn ausgibt.
*95 Es ist die zwölfte Stunde.
Die höchste Zeit. Für späte Zeit, beruht auf Matth. 40, 6 u. 9, wo aber die elfte Stunde genannt ist.
*96 Es ist eine gute Stunde.
Aus der Zeit, in der man sorgfältig prüfte und prüfen liess, welche Zeit sich für ein wichtiges Geschäft eigne.
Holl.: Het is ter goeder ure. (Harrebomée, II, 353b.)
*97 Es ist vmb ein böse stunde zu thun. – Agricola 1, 444; Rebhuus, Dramen, 78, 490.
Besonders von denen, die durch die Hand des Henkers sterben sollen.
Holl.: Het is om een' boorzen stond te doen. – Het is om een kwaad half unrtje te doen. (Harrebomée, II, 309b u. 353a.)
*98 I will kei g'sundi Stund' meh ha. – Sutermeister, 18.
Betheuerungsformel. (S. Pfanne 33.)
*99 Ich bin zur rechten Stunde gekommen. – Körte, 5791.
*100 Ich ward der stund. – Hans Poczke, 1537; Sallet, Sinnsprüche.
*101 In einer guten Stunde.
Zu ergänzen: soll dies oder jenes geschehen. Als Wunsch bei gewissen Familienfesten, z. B. bei Hochzeiten. Jüdisch-deutsch in Warschau: In a güter, maseldiger (glücklicher) Schu (Stunde). Um auszudrücken, dass man eine gute Stunde, eine günstige Gelegenheit benutzen müsse, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: In a güter Schû zü reden, in a schlechter zü schweigen. Auch die Russen stimmen damit überein. (Snegirew, 51.) Die folgende jüdisch- deutsche Redensart, die im allgemeinen den Sinn hat,
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