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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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44 Stehlen darff nicht viel Verlag, hat aber viel Geniess, endlich ist der Tod gewiss. - Wirth, I, 99, 443.

45 Stehlen fleckt besser als betteln.

Span.: Mas vale salto de mata, que ruego de hombres buenos. (Don Quixote.)

46 Stehlen heisst bei den Soldaten Quotidie. - Chaos, 583.

47 Stehlen ist bei Henken verboten. - Petri, II, 540; Pistor., III, 48; Hillebrand, 211, 301; Graf, 341, 351.

Der Diebstahl galt bei den Deutschen unter allen aus Habsucht verübten Verbrechen als das schmachvollste und wurde daher meist mit dem Strange gebüsst.

48 Stehlen ist besser als anzeigen.

49 Stehlen ist das letzte (schlechteste) Handwerk.

Böhm.: Zlodejstvi posledni remeslo. (Celakovsky, 143.)

50 Stehlen ist ein gut Handwerk, aber es lohnt vbel. - Petri, II, 540.

Lat.: Latronum finis funis, mors ultima merca. - Rarus funesto fur sine fune perit.

Schwed.: Stjäla är ett indrägtigt handtwerk, men lönar illa. (Grubb, 761; Wensell, 71.)

51 Stehlen ist eine freie Kunst, aber das Meisterstück bringt an den Galgen.

Frz.: Autant peche celui qui tient le sac pui celui qui met dedans. (Masson, 174.)

52 Stehlen ist keine Schande, aber Zurückgeben. (Surinam.)

Wenn man nämlich entdeckt und dazu gezwungen wird.

53 Stehlen ist keine Sünde, aber sich kriegen lassen.

Ein Sträfling wurde gefragt, ob er alles das begangen habe, dessen er bezichtigt werde. "Ja sagte er, ich sündigte noch mehr, ich liess mich ergreifen." (Witzfunken, Ib, 212.)

It.: Non baste di saper rubare, bisogna anche saper nascondere. (Bohn I, 111.)

54 Stehlen ist viel gemeiner und grösser denn Rauben. - Klingen, 172b, 1; Graf, 365, 465.

Im Gegensatz zu unserer jetzigen Rechtsanschauung und Gesetzgebung, die in dem Raube beinahe das schwerste Verbrechen am Gut erblickt, galt dieser früher als eine geringere Missethat als der listige und hinterlistige Diebstahl, woraus sich das obige Sprichwort erklärt.

55 Stehlen und Lügen geht über Einen Stiegen. (Amberg.)

56 Stehlen und Sackaufheben ist eins wie das andere. - Eisenhart, 464; Eiselein, 577; Pistor., X, 34; Hillebrand, 205; 293; Sailer, 256; Graf, 306, 171; Simrock, 9840; Grimm, Rechtsalt., 636.

Zeigt an, dass derjenige, welcher dem Diebe bei Ausübung des Diebstahls Hülfe geleistet, auch als ein Dieb anzusehen und zu bestrafen, und es einerlei sei, ob jemand den Diebstahl selbst begangen oder mit befördern helfen.

Span.: El hurtar es cosa linda, si colgasen por la pretina. (Bohn I, 218.)

57 Stehlen und Wiedergeben ist ein ganz erbärmlich Leben. - Pistor., X, 35; Körte, 5710.

58 Stehl'n is ni verban1, awer dat latkrieg'n2. (Rendsburg.)

1) Verboten.

2) Sich fassen lassen.

59 Stelen vnd dazu schweigen still, ist beides gleichviel. - Petri, II, 540.

60 Stelen vnd lügen ist gern beyeinander. - Lehmann, II, 571, 113; Simrock, 9855.

61 Stiehl dir was, so hast du was, aber lass jedem das Seine.

Fordert auf, sich Kenntnisse einzusammeln, fremde Kunstgriffe und Geschicklichkeiten abzulernen, wobei jeder das Seine behält.

62 Stiehl einmal und bleib dein Lebtage ein Dieb. - Lehmann, II, 571, 111; Simrock, 9848; Graf, 363, 430.

63 Stiehl viel, gib wenig, so kompst darum. - Lehmann, II, 571, 112; Simrock, 9853; Körte, 5743d.

64 Stiehl, wo du kannst, denn dein Herr stiehlt, wo er will.

Dies charakteristische Sprichwort hat Dr. H. Ditz (gräflich schönburgischer Domänenrath in Munkacs) im temesvarer Banat gehört.

65 Stiehl wuot, dann hiäste wuot, awwer latt dem annern 'et Sine. (Iserlohn.) - Woeste, 77, 301; Firmenich, III, 187, 71; Bueren, 1049; für Mecklenburg: Firmenich, I, 70, 7; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 46; Curtze, 351, 460.


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66 Stiehle is besser wie zeihn. (Kurhessen.)

67 Stiehlst du für ihn, so kannst du auch für ihn hängen.

68 Stiehlst du nicht, so hängst du nicht.

Jüd.-deutsch: Ne ganwei, ne fastei, d. i. stiehl nicht faste nicht. (Blass, 16.)

69 Stiehlt der Knecht, so zahlt der Bauer. - Graf, 300, 129.

Im allgemeinen gilt im deutschen Recht der Grundsatz, dass niemand für die strafbaren Handlungen anderer büssen soll. Nur in dem Falle, da der Untergebene in seines Vorgesetzten dienstlichem Auftrage innerhalb seines Dienstes handelt und dadurch eine strafbare Handlung begeht, soll dessen Herr dafür verantwortlich sein, was durch das obige Sprichwort ausgedrückt wird.

70 Stiehlt mein Bruder (Vater), so hängt ein Dieb. - Henisch, 695, 10; Hollenberg, II, 75; Pistor., I, 17; Körte, 6223; Sailer, 251; Graf, 300, 125; Frischbier2, 3606.

In Ostfriesland: Stehlt min Brör, so hangt en Def. (Hauskalender, II.) Er macht nicht mir als seinem Bruder, sondern sich selbst Schande. (S. Vater.) Nur der Vater selbst wird bestraft, nicht auch der unschuldige Sohn, der an des Vaters Schuld nicht theilgenommen hat.

71 Stillt mein Broder, hangt dänn Def. (Seehausen.) - Firmenich, III, 122, 15.

Im Harz: Schtiehlt mei Bruder, su hängt der Dieb. (Lohrengel, II, 427.)

Schwed.: Stjäl min broor, sa häng en tjuf. (Grubb, 760; Rhodin, 114.)

72 'T is schlim stälen, wo de Herr sülvst 'n Spitzbov is. (Strelitz.) - Firmenich, III, 74, 141.

Die Russen: Wer stehlen will, der gehe nicht zu den Dieben. (Altmann VI, 446.)

73 Thiar ham hei loat tu stelen, skal ham thwing loat tu hinghin. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 13.

Wer sich locken lässt zu stehlen, soll sich zwingen lassen zu hängen.

74 Tranken gestohlen, nüchtern gehangen. - Hollenberg, II, 15; Körte, 6077; Gaal, 1457; Ramann, Unterr., I, 40; Braun, I, 4608.

75 Um das Stehlen ist es ein besonder Ding, es kostet oft mehr als es einbringt.

76 Vom Stehlen bis zum Wiedergeben gewinnt man dreissig Procent.

77 Wä sich däs Ställens getrühs, moss sich og däs Hengens1 getrüste. (Düren.) - Firmenich, I, 483, 36.

1) In Bedburg: der Schande.

78 Was gestohlen wird mit Löffeln, geht verloren mit Scheffeln.

79 Wei besopen1 stiehlt, de mott nöchtern2 hangen. (Waldeck.) - Curtze, 351, 461; für Driburg: Firmenich, I, 363, 34.

In der Altmark:

1) besaopenerweis,

2) nüchternweis.

(Danneil, 275.)

80 Welche heimlich vnd geschicklich stelen, die nent man Herren, welche es offentlich thun, das seind Dieb. - Lehmann, 119, 3.

81 Wer da stielet, wird gehangen. - Lehmann, II, 839, 238.

Galt sonst. Die Russen halten den, der sich bestehlen lässt, noch für strafbarer; sie sagen: Wer stiehlt, sündigt einmal, wer sich bestehlen lässt, zehnmal. (Cahier, 2024.)

82 Wer das Stehlen gewohnt ist in der Jugend, der wird's nicht lassen bis ins Grab. - Parömiakon, 489.

83 Wer einmal stiehlt, heisst immer ein Dieb. - Petri, II, 704; Henisch, 695, 35; Lehmann, II, 840, 275 u. 872, 175; Blum, 377; Eisenhart, 603; Pistor., X, 36; Eiselein, 117; Gaal, 1456; Hillebrand, 213, 303; Simrock, 9847; Sailer, 253; Steiger, 93; Graf, 363, 428; Lohrengel, I, 805; für Seehausen: Firmenich, III, 122, 14.

Wer einmal gestohlen, hat sich allerdings um seinen guten Ruf gebracht und sich bei vorkommenden Diebstählen des Verdachts der Theilnahme ausgesetzt; aber der Schluss, dass der, welcher einmal gestohlen, auch diesmal den Diebstahl begangen haben müsse, ist von keinem Gesichtspunkt aus zulässig. In Pommern: De enmal stalen hett, mot ümmer Def heten. (Dähnert, 460a.) Bei Tunnicius (940): Stel eins unde blyf alle dyne dage ein deif. (Si furere semel, timidus fur semper haberis.)

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44 Stehlen darff nicht viel Verlag, hat aber viel Geniess, endlich ist der Tod gewiss.Wirth, I, 99, 443.

45 Stehlen fleckt besser als betteln.

Span.: Mas vale salto de mata, que ruego de hombres buenos. (Don Quixote.)

46 Stehlen heisst bei den Soldaten Quotidie.Chaos, 583.

47 Stehlen ist bei Henken verboten.Petri, II, 540; Pistor., III, 48; Hillebrand, 211, 301; Graf, 341, 351.

Der Diebstahl galt bei den Deutschen unter allen aus Habsucht verübten Verbrechen als das schmachvollste und wurde daher meist mit dem Strange gebüsst.

48 Stehlen ist besser als anzeigen.

49 Stehlen ist das letzte (schlechteste) Handwerk.

Böhm.: Zlodĕjstvi poslední řemeslo. (Čelakovsky, 143.)

50 Stehlen ist ein gut Handwerk, aber es lohnt vbel.Petri, II, 540.

Lat.: Latronum finis funis, mors ultima merca. – Rarus funesto fur sine fune perit.

Schwed.: Stjäla är ett indrägtigt handtwerk, men lönar illa. (Grubb, 761; Wensell, 71.)

51 Stehlen ist eine freie Kunst, aber das Meisterstück bringt an den Galgen.

Frz.: Autant pèche celui qui tient le sac pui celui qui met dedans. (Masson, 174.)

52 Stehlen ist keine Schande, aber Zurückgeben. (Surinam.)

Wenn man nämlich entdeckt und dazu gezwungen wird.

53 Stehlen ist keine Sünde, aber sich kriegen lassen.

Ein Sträfling wurde gefragt, ob er alles das begangen habe, dessen er bezichtigt werde. „Ja sagte er, ich sündigte noch mehr, ich liess mich ergreifen.“ (Witzfunken, Ib, 212.)

It.: Non baste di saper rubare, bisogna anche saper nascondere. (Bohn I, 111.)

54 Stehlen ist viel gemeiner und grösser denn Rauben.Klingen, 172b, 1; Graf, 365, 465.

Im Gegensatz zu unserer jetzigen Rechtsanschauung und Gesetzgebung, die in dem Raube beinahe das schwerste Verbrechen am Gut erblickt, galt dieser früher als eine geringere Missethat als der listige und hinterlistige Diebstahl, woraus sich das obige Sprichwort erklärt.

55 Stehlen und Lügen geht über Einen Stiegen. (Amberg.)

56 Stehlen und Sackaufheben ist eins wie das andere.Eisenhart, 464; Eiselein, 577; Pistor., X, 34; Hillebrand, 205; 293; Sailer, 256; Graf, 306, 171; Simrock, 9840; Grimm, Rechtsalt., 636.

Zeigt an, dass derjenige, welcher dem Diebe bei Ausübung des Diebstahls Hülfe geleistet, auch als ein Dieb anzusehen und zu bestrafen, und es einerlei sei, ob jemand den Diebstahl selbst begangen oder mit befördern helfen.

Span.: El hurtar es cosa linda, si colgasen por la pretina. (Bohn I, 218.)

57 Stehlen und Wiedergeben ist ein ganz erbärmlich Leben.Pistor., X, 35; Körte, 5710.

58 Stehl'n is ni verbân1, awer dat latkrieg'n2. (Rendsburg.)

1) Verboten.

2) Sich fassen lassen.

59 Stelen vnd dazu schweigen still, ist beides gleichviel.Petri, II, 540.

60 Stelen vnd lügen ist gern beyeinander.Lehmann, II, 571, 113; Simrock, 9855.

61 Stiehl dir was, so hast du was, aber lass jedem das Seine.

Fordert auf, sich Kenntnisse einzusammeln, fremde Kunstgriffe und Geschicklichkeiten abzulernen, wobei jeder das Seine behält.

62 Stiehl einmal und bleib dein Lebtage ein Dieb.Lehmann, II, 571, 111; Simrock, 9848; Graf, 363, 430.

63 Stiehl viel, gib wenig, so kompst darum.Lehmann, II, 571, 112; Simrock, 9853; Körte, 5743d.

64 Stiehl, wo du kannst, denn dein Herr stiehlt, wo er will.

Dies charakteristische Sprichwort hat Dr. H. Ditz (gräflich schönburgischer Domänenrath in Munkács) im temesvarer Banat gehört.

65 Stiehl wuot, dann hiäste wuot, awwer latt dem annern 'et Sine. (Iserlohn.) – Woeste, 77, 301; Firmenich, III, 187, 71; Bueren, 1049; für Mecklenburg: Firmenich, I, 70, 7; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 46; Curtze, 351, 460.


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66 Stiehle is besser wie zeihn. (Kurhessen.)

67 Stiehlst du für ihn, so kannst du auch für ihn hängen.

68 Stiehlst du nicht, so hängst du nicht.

Jüd.-deutsch: Ne ganwei, ne fastei, d. i. stiehl nicht faste nicht. (Blass, 16.)

69 Stiehlt der Knecht, so zahlt der Bauer.Graf, 300, 129.

Im allgemeinen gilt im deutschen Recht der Grundsatz, dass niemand für die strafbaren Handlungen anderer büssen soll. Nur in dem Falle, da der Untergebene in seines Vorgesetzten dienstlichem Auftrage innerhalb seines Dienstes handelt und dadurch eine strafbare Handlung begeht, soll dessen Herr dafür verantwortlich sein, was durch das obige Sprichwort ausgedrückt wird.

70 Stiehlt mein Bruder (Vater), so hängt ein Dieb.Henisch, 695, 10; Hollenberg, II, 75; Pistor., I, 17; Körte, 6223; Sailer, 251; Graf, 300, 125; Frischbier2, 3606.

In Ostfriesland: Stehlt min Brör, so hangt ên Dêf. (Hauskalender, II.) Er macht nicht mir als seinem Bruder, sondern sich selbst Schande. (S. Vater.) Nur der Vater selbst wird bestraft, nicht auch der unschuldige Sohn, der an des Vaters Schuld nicht theilgenommen hat.

71 Stillt mîn Brôder, hangt dänn Dêf. (Seehausen.) – Firmenich, III, 122, 15.

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Schwed.: Stjäl min broor, så häng en tjuf. (Grubb, 760; Rhodin, 114.)

72 'T is schlim stälen, wo de Herr sülvst 'n Spitzbov is. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 141.

Die Russen: Wer stehlen will, der gehe nicht zu den Dieben. (Altmann VI, 446.)

73 Thiar ham hei loat tu stelen, skal ham thwing loat tu hinghin. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 13.

Wer sich locken lässt zu stehlen, soll sich zwingen lassen zu hängen.

74 Tranken gestohlen, nüchtern gehangen.Hollenberg, II, 15; Körte, 6077; Gaal, 1457; Ramann, Unterr., I, 40; Braun, I, 4608.

75 Um das Stehlen ist es ein besonder Ding, es kostet oft mehr als es einbringt.

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1) In Bedburg: der Schande.

78 Was gestohlen wird mit Löffeln, geht verloren mit Scheffeln.

79 Wei besôpen1 stiehlt, de mott nöchtern2 hangen. (Waldeck.) – Curtze, 351, 461; für Driburg: Firmenich, I, 363, 34.

In der Altmark:

1) besaopenerwîs,

2) nüchternwîs.

(Danneil, 275.)

80 Welche heimlich vnd geschicklich stelen, die nent man Herren, welche es offentlich thun, das seind Dieb.Lehmann, 119, 3.

81 Wer da stielet, wird gehangen.Lehmann, II, 839, 238.

Galt sonst. Die Russen halten den, der sich bestehlen lässt, noch für strafbarer; sie sagen: Wer stiehlt, sündigt einmal, wer sich bestehlen lässt, zehnmal. (Cahier, 2024.)

82 Wer das Stehlen gewohnt ist in der Jugend, der wird's nicht lassen bis ins Grab.Parömiakon, 489.

83 Wer einmal stiehlt, heisst immer ein Dieb.Petri, II, 704; Henisch, 695, 35; Lehmann, II, 840, 275 u. 872, 175; Blum, 377; Eisenhart, 603; Pistor., X, 36; Eiselein, 117; Gaal, 1456; Hillebrand, 213, 303; Simrock, 9847; Sailer, 253; Steiger, 93; Graf, 363, 428; Lohrengel, I, 805; für Seehausen: Firmenich, III, 122, 14.

Wer einmal gestohlen, hat sich allerdings um seinen guten Ruf gebracht und sich bei vorkommenden Diebstählen des Verdachts der Theilnahme ausgesetzt; aber der Schluss, dass der, welcher einmal gestohlen, auch diesmal den Diebstahl begangen haben müsse, ist von keinem Gesichtspunkt aus zulässig. In Pommern: De ênmal stalen hett, môt ümmer Dêf héten. (Dähnert, 460a.) Bei Tunnicius (940): Stel eins unde blyf alle dyne dage ein deif. (Si furere semel, timidus fur semper haberis.)

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[[400]/0406] 44 Stehlen darff nicht viel Verlag, hat aber viel Geniess, endlich ist der Tod gewiss. – Wirth, I, 99, 443. 45 Stehlen fleckt besser als betteln. Span.: Mas vale salto de mata, que ruego de hombres buenos. (Don Quixote.) 46 Stehlen heisst bei den Soldaten Quotidie. – Chaos, 583. 47 Stehlen ist bei Henken verboten. – Petri, II, 540; Pistor., III, 48; Hillebrand, 211, 301; Graf, 341, 351. Der Diebstahl galt bei den Deutschen unter allen aus Habsucht verübten Verbrechen als das schmachvollste und wurde daher meist mit dem Strange gebüsst. 48 Stehlen ist besser als anzeigen. 49 Stehlen ist das letzte (schlechteste) Handwerk. Böhm.: Zlodĕjstvi poslední řemeslo. (Čelakovsky, 143.) 50 Stehlen ist ein gut Handwerk, aber es lohnt vbel. – Petri, II, 540. Lat.: Latronum finis funis, mors ultima merca. – Rarus funesto fur sine fune perit. Schwed.: Stjäla är ett indrägtigt handtwerk, men lönar illa. (Grubb, 761; Wensell, 71.) 51 Stehlen ist eine freie Kunst, aber das Meisterstück bringt an den Galgen. Frz.: Autant pèche celui qui tient le sac pui celui qui met dedans. (Masson, 174.) 52 Stehlen ist keine Schande, aber Zurückgeben. (Surinam.) Wenn man nämlich entdeckt und dazu gezwungen wird. 53 Stehlen ist keine Sünde, aber sich kriegen lassen. Ein Sträfling wurde gefragt, ob er alles das begangen habe, dessen er bezichtigt werde. „Ja sagte er, ich sündigte noch mehr, ich liess mich ergreifen.“ (Witzfunken, Ib, 212.) It.: Non baste di saper rubare, bisogna anche saper nascondere. (Bohn I, 111.) 54 Stehlen ist viel gemeiner und grösser denn Rauben. – Klingen, 172b, 1; Graf, 365, 465. Im Gegensatz zu unserer jetzigen Rechtsanschauung und Gesetzgebung, die in dem Raube beinahe das schwerste Verbrechen am Gut erblickt, galt dieser früher als eine geringere Missethat als der listige und hinterlistige Diebstahl, woraus sich das obige Sprichwort erklärt. 55 Stehlen und Lügen geht über Einen Stiegen. (Amberg.) 56 Stehlen und Sackaufheben ist eins wie das andere. – Eisenhart, 464; Eiselein, 577; Pistor., X, 34; Hillebrand, 205; 293; Sailer, 256; Graf, 306, 171; Simrock, 9840; Grimm, Rechtsalt., 636. Zeigt an, dass derjenige, welcher dem Diebe bei Ausübung des Diebstahls Hülfe geleistet, auch als ein Dieb anzusehen und zu bestrafen, und es einerlei sei, ob jemand den Diebstahl selbst begangen oder mit befördern helfen. Span.: El hurtar es cosa linda, si colgasen por la pretina. (Bohn I, 218.) 57 Stehlen und Wiedergeben ist ein ganz erbärmlich Leben. – Pistor., X, 35; Körte, 5710. 58 Stehl'n is ni verbân1, awer dat latkrieg'n2. (Rendsburg.) 1) Verboten. 2) Sich fassen lassen. 59 Stelen vnd dazu schweigen still, ist beides gleichviel. – Petri, II, 540. 60 Stelen vnd lügen ist gern beyeinander. – Lehmann, II, 571, 113; Simrock, 9855. 61 Stiehl dir was, so hast du was, aber lass jedem das Seine. Fordert auf, sich Kenntnisse einzusammeln, fremde Kunstgriffe und Geschicklichkeiten abzulernen, wobei jeder das Seine behält. 62 Stiehl einmal und bleib dein Lebtage ein Dieb. – Lehmann, II, 571, 111; Simrock, 9848; Graf, 363, 430. 63 Stiehl viel, gib wenig, so kompst darum. – Lehmann, II, 571, 112; Simrock, 9853; Körte, 5743d. 64 Stiehl, wo du kannst, denn dein Herr stiehlt, wo er will. Dies charakteristische Sprichwort hat Dr. H. Ditz (gräflich schönburgischer Domänenrath in Munkács) im temesvarer Banat gehört. 65 Stiehl wuot, dann hiäste wuot, awwer latt dem annern 'et Sine. (Iserlohn.) – Woeste, 77, 301; Firmenich, III, 187, 71; Bueren, 1049; für Mecklenburg: Firmenich, I, 70, 7; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 46; Curtze, 351, 460. 66 Stiehle is besser wie zeihn. (Kurhessen.) 67 Stiehlst du für ihn, so kannst du auch für ihn hängen. 68 Stiehlst du nicht, so hängst du nicht. Jüd.-deutsch: Ne ganwei, ne fastei, d. i. stiehl nicht faste nicht. (Blass, 16.) 69 Stiehlt der Knecht, so zahlt der Bauer. – Graf, 300, 129. Im allgemeinen gilt im deutschen Recht der Grundsatz, dass niemand für die strafbaren Handlungen anderer büssen soll. Nur in dem Falle, da der Untergebene in seines Vorgesetzten dienstlichem Auftrage innerhalb seines Dienstes handelt und dadurch eine strafbare Handlung begeht, soll dessen Herr dafür verantwortlich sein, was durch das obige Sprichwort ausgedrückt wird. 70 Stiehlt mein Bruder (Vater), so hängt ein Dieb. – Henisch, 695, 10; Hollenberg, II, 75; Pistor., I, 17; Körte, 6223; Sailer, 251; Graf, 300, 125; Frischbier2, 3606. In Ostfriesland: Stehlt min Brör, so hangt ên Dêf. (Hauskalender, II.) Er macht nicht mir als seinem Bruder, sondern sich selbst Schande. (S. Vater.) Nur der Vater selbst wird bestraft, nicht auch der unschuldige Sohn, der an des Vaters Schuld nicht theilgenommen hat. 71 Stillt mîn Brôder, hangt dänn Dêf. (Seehausen.) – Firmenich, III, 122, 15. Im Harz: Schtiehlt mei Bruder, su hängt der Dieb. (Lohrengel, II, 427.) Schwed.: Stjäl min broor, så häng en tjuf. (Grubb, 760; Rhodin, 114.) 72 'T is schlim stälen, wo de Herr sülvst 'n Spitzbov is. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 141. Die Russen: Wer stehlen will, der gehe nicht zu den Dieben. (Altmann VI, 446.) 73 Thiar ham hei loat tu stelen, skal ham thwing loat tu hinghin. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 13. Wer sich locken lässt zu stehlen, soll sich zwingen lassen zu hängen. 74 Tranken gestohlen, nüchtern gehangen. – Hollenberg, II, 15; Körte, 6077; Gaal, 1457; Ramann, Unterr., I, 40; Braun, I, 4608. 75 Um das Stehlen ist es ein besonder Ding, es kostet oft mehr als es einbringt. 76 Vom Stehlen bis zum Wiedergeben gewinnt man dreissig Procent. 77 Wä sich däs Ställens getrühs, moss sich og däs Hengens1 getrüste. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 36. 1) In Bedburg: der Schande. 78 Was gestohlen wird mit Löffeln, geht verloren mit Scheffeln. 79 Wei besôpen1 stiehlt, de mott nöchtern2 hangen. (Waldeck.) – Curtze, 351, 461; für Driburg: Firmenich, I, 363, 34. In der Altmark: 1) besaopenerwîs, 2) nüchternwîs. (Danneil, 275.) 80 Welche heimlich vnd geschicklich stelen, die nent man Herren, welche es offentlich thun, das seind Dieb. – Lehmann, 119, 3. 81 Wer da stielet, wird gehangen. – Lehmann, II, 839, 238. Galt sonst. Die Russen halten den, der sich bestehlen lässt, noch für strafbarer; sie sagen: Wer stiehlt, sündigt einmal, wer sich bestehlen lässt, zehnmal. (Cahier, 2024.) 82 Wer das Stehlen gewohnt ist in der Jugend, der wird's nicht lassen bis ins Grab. – Parömiakon, 489. 83 Wer einmal stiehlt, heisst immer ein Dieb. – Petri, II, 704; Henisch, 695, 35; Lehmann, II, 840, 275 u. 872, 175; Blum, 377; Eisenhart, 603; Pistor., X, 36; Eiselein, 117; Gaal, 1456; Hillebrand, 213, 303; Simrock, 9847; Sailer, 253; Steiger, 93; Graf, 363, 428; Lohrengel, I, 805; für Seehausen: Firmenich, III, 122, 14. Wer einmal gestohlen, hat sich allerdings um seinen guten Ruf gebracht und sich bei vorkommenden Diebstählen des Verdachts der Theilnahme ausgesetzt; aber der Schluss, dass der, welcher einmal gestohlen, auch diesmal den Diebstahl begangen haben müsse, ist von keinem Gesichtspunkt aus zulässig. In Pommern: De ênmal stalen hett, môt ümmer Dêf héten. (Dähnert, 460a.) 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [400]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/406>, abgerufen am 25.11.2024.