Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Spöttlich.

Es ist spöttlich, dass sich ein Reicher rühmt mit anderer Leute Gut.

Bei Tunnicius (1226): Spottich is dat sik ein ryke holt mit ander lud gaut. (Ridiculosa alienis est iactantia rebus.)


Spottpreis.

*1 Einen Spottpreis auf (für) etwas bieten.

*2 Etwas für einen Spottpreis kaufen. - Braun, I, 4225.


Spottvogel.

1 Spottvogel1 hat selbst krumme Beine.

1) Simplic., 291: Speyvogel.

*2 Der Spottvogel singt.

Lat.: Maesonica dicteria. (Erasm., 589; Philippi, I, 233.)

*3 Einen zum Spottvogel machen.

Das Wort steht hier nicht in der (activen) Bedeutung des Verspottens, sondern in der (passiven) des Verspottetwerdens. "Man soll die alten nicht belachen oder zu eim spotvogel machen, weil niemandt den die jar betragen, des alters unlust kan abtragen." (Waldis, II, 55, 21.) Auch Luther gebraucht das Wort in dieser Bedeutung.

*4 Es ist ein Spottvogel. - Idiot. Austr., 107.

Holl.: Het is een regte spotvogel. ( Harrebomee, II, 400b.)


Sprache.

1 Die deutsche Sprache heisst terribilis (furchtmachend), die französische suavis (zierlich), die griechische compendiosa (zusammengefasst), die italienische corrupta (verderbt), die polnische blanda (schmeichlerisch), die spanische majestatica (majestätisch, königlich). - Deutsche Romanzeitung, III, 39, 235; Hesekiel, 1.

2 Die Spanische sprach ist die lieblichste; da der Teuffel Evam betriegen wollen, hat er Spanisch geredt. - Lehmann, 334, 40.

Dies Wort soll ein Spanier zu Karl V. gesagt haben.

3 Die Sprach' steht mir nicht an, die nicht jeder verstehen kann.

Holl.: Het is geene goede spraak, die ieder niet verstaat. (Harrebomee, II, 292b.)

4 Die Sprache der Sandberger kennt den Namen Granit nicht. - Altmann V.

5 Die Sprache lässt sich nicht meistern.

Es ist eine merkwürdige Erscheinung, dass eher die stärksten Triebe der Natur als die Sprachgesetze sich den Befehlen einer Regierung unterwerfen. Viele Römer tödteten sich selbst, weil Tiberius und Caligula es haben wollten. Aber obgleich Tiberius die Grammatiker, denen seine Sprachverbesserungen nicht gefielen, ins Gefängniss werfen liess, so konnte er doch eben diese Verbesserungen so wenig als seine Reden und Gedichte, die ihm viel Schweiss kosteten, vor dem Untergange bewahren. Die neu erfundenen Buchstaben des Kaisers Claudius starben mit ihm; und als Sigismund seinen Sprachfehler Schismae statt schismatis durch ein Reichsgesetz sanctioniren wollte, wurde er einfach ausgelacht.

6 Die Sprachen sind die Scheiden, darin das Messer des Geistes steckt. - Luther, 93.

Engl.: Speech is the picture of the mind. (Bohn II, 19.)

7 Eine fremde Sprache lernt sich besser in der Küche als auf der Schulbank. - Gutzkow, Hohenschwangau, I, 109.

8 Einen, der viel Sprachen kann, liebt und lobet jedermann. - Lehmann, II, 274, 22.

Es wird dabei vorausgesetzt, dass er, was besonders die Czechen betonen, seiner Muttersprache mächtig ist.

Böhm.: Citat' davne jazyky a cizim rozumet', dobre jest, nez matersky treba napred umet'. (Celakovsky, 227.)

9 Es ist eine schlechte Sprache, die niemand (die nicht jeder) versteht.

Engl.: That's not good language that all understand not. (Bohn II, 21.)

10 Freie Sprache, freie Antwort. - Graf, 432, 250.

Kläger und Vertheidiger sollen vor Gericht in ihren Auslassungen (sachlich) nicht beschränkt werden.

Altfries.: Fria sprecka and fria ondworda. (Wiarda, 15.)

11 Fremde Sprachen, fremde Sitten. - Simrock, 2684.

12 Gleiche sprach macht gleichheit der gemüter. - Lehmann, 649, 99.

13 Ich rede alle Sprachen, nur nicht spanisch. - Frischbier2, 3544.

Um die Bemerkung einzuleiten: Von der Sache verstehe ich nichts, sie kommt mir spanisch vor.

[Spaltenumbruch] 14 Kecke Sprach' bringt Ungemach.

Frz.: Male langue en enfer mene. (Cahier, 928.)

15 Man lernt ehe eine sprach in der Küchen als in der Schul. - Lehmann, 459, 67; Simrock, 6344.

16 Sprachen sind Seelen. - Körte2, 7099.

Lat.: Quot linguas cales, tot homines vales.

17 Vier sprachen sind breuchig in der Welt: Lügen, schweren, viel verheissen, wenig halten vnd hinderreden. - Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 87.

18 Wer nicht die drei Sprachen kann: gau, stau und bleibe lau, soll nicht ins Schwabenland gau. - Eiselein, 560.

19 Wer zwei Sprachen redet, ist ein doppelter Mensch.

Frz.: Autant de langues que l'homme sait parler, autant de fois est-il homme. (Leroux, II, 98.)

*20 Die Sprachen sind hier verwirrt.

Holl.: De spraken zijn verward. - Het is een Babel van verwarring. (Harrebomee, II, 292b.)

*21 Einem in seiner eigenen Sprache antworten.

Engl.: To answer on in his own language. (Bohn I, 148.)

*22 Er ist in Sprachen bewandert (oder: er spricht vier Sprachen:) Hochdeutsch, Plattdeutsch, Pommersch und Berlinisch. (Stettin.)

*23 Er kann sechs Sprachen, und die siebente heisst: lügen. - Fischart, Gesch.

*24 Er versteht die Sprach wie eine Meerkatz das Spanische. - Schuppius, Tract.

*25 Er will mit der Sprache nicht heraus. - Mayer, II, 180; Braun, I, 4429; Lohrengel, II, 384.

In Pommern: He will nig mit de Sprake herut. (Dähnert, 453b.) Er will die Wahrheit nicht sagen.

*26 Es ist eine Sprache, man könnte Hunden und Katzen damit vergeben.

*27 Es muss zur Sprache kommen.

Ernstlich besprochen werden. In Pommern: Dat mot nog tor Sprake kommen. (Dähnert, 453b.) Die Sache muss noch untersucht werden.

*28 Zweierlei Sprache sprechen.

Nicht bei einerlei Aussage bleiben.


Sprachgebrauch.

Der Sprachgebrauch ist ein Tyrann. Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 165.

It.: Nella cosa della favella bisogna attendere all' uso.


Sprachhaus.

* Ins Sprachhaus gehen (gehören).

"Unter dem Saal war der München gemeine Latrin oder Sprachhaus, das heimlich Gemach." (Gottfrid, 546a.)


Sprechen (s. Reden und Zunge).

1 Anders spricht der Herr, anders der Knecht.

Lat.: Alia Leucon, alia Leuconis asinus portat. (Philippi, I, 18.)

2 Bann me' sprecht: Adje, Kaffee, Schossee, doa hoat me ke gat Zeit. (Henneberg.) - Frommann, III, 410, 96.

3 Da sprach der Herr von Röder: Halt oder stirb entweder.

4 De Ene spreckt dervan, un de anner deit deran. (Ostfries.) - Bueren, 377; Eichwald, 1815; Frommann, IV, 143, 366.

5 Dem, der mit vielen spricht, traue nicht. - Simrock, 9777; Körte, 5676.

6 Die am meisten sprechen, thun am wenigsten.

Engl.: The greatest talkers are always the least doers. (Bohn II, 136.)

Lat.: Nec mihi dicere promptum, nec facere est isti. - Non verbis, sed factis opus est. (Ovid.)

Span.: Mandar potros, y dar pocos.

7 Erst sprechen, dann singen.

Engl.: Learn to say before you sing. (Bohn II, 129.)

8 Es wird selten von jemand gesprochen, es ist etwas daran. (S. Gerücht 19.) - Eisenhart, 598; Simrock, 9778.

9 Es wird von allem gesprochen.

Man darf nicht glauben, dass etwas verborgen bleibe.

Frz.: De tout se parle l'en. (Leroux, II, 214.)

10 Fürwahr man spricht: Wen der Wolf riechet (rächet), der ist auch errochen. - Liedersaal.

[Spaltenumbruch]
Spöttlich.

Es ist spöttlich, dass sich ein Reicher rühmt mit anderer Leute Gut.

Bei Tunnicius (1226): Spottich is dat sik ein ryke holt mit ander lud gût. (Ridiculosa alienis est iactantia rebus.)


Spottpreis.

*1 Einen Spottpreis auf (für) etwas bieten.

*2 Etwas für einen Spottpreis kaufen.Braun, I, 4225.


Spottvogel.

1 Spottvogel1 hat selbst krumme Beine.

1) Simplic., 291: Speyvogel.

*2 Der Spottvogel singt.

Lat.: Maesonica dicteria. (Erasm., 589; Philippi, I, 233.)

*3 Einen zum Spottvogel machen.

Das Wort steht hier nicht in der (activen) Bedeutung des Verspottens, sondern in der (passiven) des Verspottetwerdens. „Man soll die alten nicht belachen oder zu eim spotvogel machen, weil niemandt den die jar betragen, des alters unlust kan abtragen.“ (Waldis, II, 55, 21.) Auch Luther gebraucht das Wort in dieser Bedeutung.

*4 Es ist ein Spottvogel.Idiot. Austr., 107.

Holl.: Het is een regte spotvogel. ( Harrebomée, II, 400b.)


Sprache.

1 Die deutsche Sprache heisst terribilis (furchtmachend), die französische suavis (zierlich), die griechische compendiosa (zusammengefasst), die italienische corrupta (verderbt), die polnische blanda (schmeichlerisch), die spanische majestatica (majestätisch, königlich).Deutsche Romanzeitung, III, 39, 235; Hesekiel, 1.

2 Die Spanische sprach ist die lieblichste; da der Teuffel Evam betriegen wollen, hat er Spanisch geredt.Lehmann, 334, 40.

Dies Wort soll ein Spanier zu Karl V. gesagt haben.

3 Die Sprach' steht mir nicht an, die nicht jeder verstehen kann.

Holl.: Het is geene goede spraak, die ieder niet verstaat. (Harrebomée, II, 292b.)

4 Die Sprache der Sandberger kennt den Namen Granit nicht.Altmann V.

5 Die Sprache lässt sich nicht meistern.

Es ist eine merkwürdige Erscheinung, dass eher die stärksten Triebe der Natur als die Sprachgesetze sich den Befehlen einer Regierung unterwerfen. Viele Römer tödteten sich selbst, weil Tiberius und Caligula es haben wollten. Aber obgleich Tiberius die Grammatiker, denen seine Sprachverbesserungen nicht gefielen, ins Gefängniss werfen liess, so konnte er doch eben diese Verbesserungen so wenig als seine Reden und Gedichte, die ihm viel Schweiss kosteten, vor dem Untergange bewahren. Die neu erfundenen Buchstaben des Kaisers Claudius starben mit ihm; und als Sigismund seinen Sprachfehler Schismae statt schismatis durch ein Reichsgesetz sanctioniren wollte, wurde er einfach ausgelacht.

6 Die Sprachen sind die Scheiden, darin das Messer des Geistes steckt.Luther, 93.

Engl.: Speech is the picture of the mind. (Bohn II, 19.)

7 Eine fremde Sprache lernt sich besser in der Küche als auf der Schulbank.Gutzkow, Hohenschwangau, I, 109.

8 Einen, der viel Sprachen kann, liebt und lobet jedermann.Lehmann, II, 274, 22.

Es wird dabei vorausgesetzt, dass er, was besonders die Czechen betonen, seiner Muttersprache mächtig ist.

Böhm.: Čitat' dávné jazyky a cizím rozumĕt', dobře jest, než mateřský třeba napřed umĕt'. (Čelakovsky, 227.)

9 Es ist eine schlechte Sprache, die niemand (die nicht jeder) versteht.

Engl.: That's not good language that all understand not. (Bohn II, 21.)

10 Freie Sprache, freie Antwort.Graf, 432, 250.

Kläger und Vertheidiger sollen vor Gericht in ihren Auslassungen (sachlich) nicht beschränkt werden.

Altfries.: Fria sprecka and fria ondworda. (Wiarda, 15.)

11 Fremde Sprachen, fremde Sitten.Simrock, 2684.

12 Gleiche sprach macht gleichheit der gemüter.Lehmann, 649, 99.

13 Ich rede alle Sprachen, nur nicht spanisch.Frischbier2, 3544.

Um die Bemerkung einzuleiten: Von der Sache verstehe ich nichts, sie kommt mir spanisch vor.

[Spaltenumbruch] 14 Kecke Sprach' bringt Ungemach.

Frz.: Male langue en enfer mène. (Cahier, 928.)

15 Man lernt ehe eine sprach in der Küchen als in der Schul.Lehmann, 459, 67; Simrock, 6344.

16 Sprachen sind Seelen.Körte2, 7099.

Lat.: Quot linguas cales, tot homines vales.

17 Vier sprachen sind breuchig in der Welt: Lügen, schweren, viel verheissen, wenig halten vnd hinderreden.Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 87.

18 Wer nicht die drei Sprachen kann: gau, stau und bleibe lau, soll nicht ins Schwabenland gau.Eiselein, 560.

19 Wer zwei Sprachen redet, ist ein doppelter Mensch.

Frz.: Autant de langues que l'homme sait parler, autant de fois est-il homme. (Leroux, II, 98.)

*20 Die Sprachen sind hier verwirrt.

Holl.: De spraken zijn verward. – Het is een Babel van verwarring. (Harrebomée, II, 292b.)

*21 Einem in seiner eigenen Sprache antworten.

Engl.: To answer on in his own language. (Bohn I, 148.)

*22 Er ist in Sprachen bewandert (oder: er spricht vier Sprachen:) Hochdeutsch, Plattdeutsch, Pommersch und Berlinisch. (Stettin.)

*23 Er kann sechs Sprachen, und die siebente heisst: lügen.Fischart, Gesch.

*24 Er versteht die Sprach wie eine Meerkatz das Spanische.Schuppius, Tract.

*25 Er will mit der Sprache nicht heraus.Mayer, II, 180; Braun, I, 4429; Lohrengel, II, 384.

In Pommern: He will nig mit de Sprake herut. (Dähnert, 453b.) Er will die Wahrheit nicht sagen.

*26 Es ist eine Sprache, man könnte Hunden und Katzen damit vergeben.

*27 Es muss zur Sprache kommen.

Ernstlich besprochen werden. In Pommern: Dat môt nog tor Sprake kommen. (Dähnert, 453b.) Die Sache muss noch untersucht werden.

*28 Zweierlei Sprache sprechen.

Nicht bei einerlei Aussage bleiben.


Sprachgebrauch.

Der Sprachgebrauch ist ein Tyrann. Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 165.

It.: Nella cosa della favella bisogna attendere all' uso.


Sprachhaus.

* Ins Sprachhaus gehen (gehören).

„Unter dem Saal war der München gemeine Latrin oder Sprachhaus, das heimlich Gemach.“ (Gottfrid, 546a.)


Sprechen (s. Reden und Zunge).

1 Anders spricht der Herr, anders der Knecht.

Lat.: Alia Leucon, alia Leuconis asinus portat. (Philippi, I, 18.)

2 Bann me' sprecht: Adjé, Kaffée, Schossée, doa hoat me ke gât Zeit. (Henneberg.) – Frommann, III, 410, 96.

3 Da sprach der Herr von Röder: Halt oder stirb entweder.

4 De Êne spreckt dervan, un de anner deit deran. (Ostfries.) – Bueren, 377; Eichwald, 1815; Frommann, IV, 143, 366.

5 Dem, der mit vielen spricht, traue nicht.Simrock, 9777; Körte, 5676.

6 Die am meisten sprechen, thun am wenigsten.

Engl.: The greatest talkers are always the least doers. (Bohn II, 136.)

Lat.: Nec mihi dicere promptum, nec facere est isti. – Non verbis, sed factis opus est. (Ovid.)

Span.: Mandar potros, y dar pocos.

7 Erst sprechen, dann singen.

Engl.: Learn to say before you sing. (Bohn II, 129.)

8 Es wird selten von jemand gesprochen, es ist etwas daran. (S. Gerücht 19.) – Eisenhart, 598; Simrock, 9778.

9 Es wird von allem gesprochen.

Man darf nicht glauben, dass etwas verborgen bleibe.

Frz.: De tout se parle l'en. (Leroux, II, 214.)

10 Fürwahr man spricht: Wen der Wolf riechet (rächet), der ist auch errochen.Liedersaal.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0374" n="[368]"/>
        <cb n="735"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spöttlich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es ist spöttlich, dass sich ein Reicher rühmt mit anderer Leute Gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (1226)</hi>: Spottich is dat sik ein ryke holt mit ander lud gût. (Ridiculosa alienis est iactantia rebus.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spottpreis.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Einen Spottpreis auf (für) etwas bieten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Etwas für einen Spottpreis kaufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 4225.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spottvogel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Spottvogel<hi rendition="#sup">1</hi> hat selbst krumme Beine.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) <hi rendition="#i">Simplic., 291</hi>: Speyvogel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Der Spottvogel singt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Maesonica dicteria. (<hi rendition="#i">Erasm., 589; Philippi, I, 233.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Einen zum Spottvogel machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Wort steht hier nicht in der (activen) Bedeutung des Verspottens, sondern in der (passiven) des Verspottetwerdens. &#x201E;Man soll die alten nicht belachen oder zu eim spotvogel machen, weil niemandt den die jar betragen, des alters unlust kan abtragen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 55, 21.</hi>) Auch <hi rendition="#i">Luther</hi> gebraucht das Wort in dieser Bedeutung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Es ist ein Spottvogel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Idiot. Austr., 107.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een regte spotvogel. ( <hi rendition="#i">Harrebomée, II, 400<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sprache.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die deutsche Sprache heisst terribilis (furchtmachend), die französische suavis (zierlich), die griechische compendiosa (zusammengefasst), die italienische corrupta (verderbt), die polnische blanda (schmeichlerisch), die spanische majestatica (majestätisch, königlich).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 39, 235; Hesekiel, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Spanische sprach ist die lieblichste; da der Teuffel Evam betriegen wollen, hat er Spanisch geredt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 334, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Wort soll ein Spanier zu Karl V. gesagt haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die Sprach' steht mir nicht an, die nicht jeder verstehen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is geene goede spraak, die ieder niet verstaat. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 292<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die Sprache der Sandberger kennt den Namen Granit nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die Sprache lässt sich nicht meistern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist eine merkwürdige Erscheinung, dass eher die stärksten Triebe der Natur als die Sprachgesetze sich den Befehlen einer Regierung unterwerfen. Viele Römer tödteten sich selbst, weil Tiberius und Caligula es haben wollten. Aber obgleich Tiberius die Grammatiker, denen seine Sprachverbesserungen nicht gefielen, ins Gefängniss werfen liess, so konnte er doch eben diese Verbesserungen so wenig als seine Reden und Gedichte, die ihm viel Schweiss kosteten, vor dem Untergange bewahren. Die neu erfundenen Buchstaben des Kaisers Claudius starben mit ihm; und als Sigismund seinen Sprachfehler Schismae statt schismatis durch ein Reichsgesetz sanctioniren wollte, wurde er einfach ausgelacht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Die Sprachen sind die Scheiden, darin das Messer des Geistes steckt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther, 93.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Speech is the picture of the mind. (<hi rendition="#i">Bohn II, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Eine fremde Sprache lernt sich besser in der Küche als auf der Schulbank.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gutzkow, Hohenschwangau, I, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Einen, der viel Sprachen kann, liebt und lobet jedermann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 274, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es wird dabei vorausgesetzt, dass er, was besonders die Czechen betonen, seiner Muttersprache mächtig ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: &#x010C;itat' dávné jazyky a cizím rozum&#x0115;t', dob&#x0159;e jest, ne&#x017E; mate&#x0159;ský t&#x0159;eba nap&#x0159;ed um&#x0115;t'. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 227.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Es ist eine schlechte Sprache, die niemand (die nicht jeder) versteht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: That's not good language that all understand not. (<hi rendition="#i">Bohn II, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Freie Sprache, freie Antwort.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 432, 250.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Kläger und Vertheidiger sollen vor Gericht in ihren Auslassungen (sachlich) nicht beschränkt werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Fria sprecka and fria ondworda. (<hi rendition="#i">Wiarda, 15.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Fremde Sprachen, fremde Sitten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2684.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Gleiche sprach macht gleichheit der gemüter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 649, 99.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Ich rede alle Sprachen, nur nicht spanisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3544.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um die Bemerkung einzuleiten: Von der Sache verstehe ich nichts, sie kommt mir spanisch vor.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="736"/>
14 Kecke Sprach' bringt Ungemach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Male langue en enfer mène. (<hi rendition="#i">Cahier, 928.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Man lernt ehe eine sprach in der Küchen als in der Schul.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 459, 67; Simrock, 6344.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Sprachen sind Seelen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 7099.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quot linguas cales, tot homines vales.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Vier sprachen sind breuchig in der Welt: Lügen, schweren, viel verheissen, wenig halten vnd hinderreden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 87.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Wer nicht die drei Sprachen kann: gau, stau und bleibe lau, soll nicht ins Schwabenland gau.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 560.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Wer zwei Sprachen redet, ist ein doppelter Mensch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Autant de langues que l'homme sait parler, autant de fois est-il homme. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 98.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Die Sprachen sind hier verwirrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De spraken zijn verward. &#x2013; Het is een Babel van verwarring. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 292<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Einem in seiner eigenen Sprache antworten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: To answer on in his own language. (<hi rendition="#i">Bohn I, 148.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Er ist in Sprachen bewandert (oder: er spricht vier Sprachen:) Hochdeutsch, Plattdeutsch, Pommersch und Berlinisch.</hi> (<hi rendition="#i">Stettin.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Er kann sechs Sprachen, und die siebente heisst: lügen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Er versteht die Sprach wie eine Meerkatz das Spanische.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuppius, Tract.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Er will mit der Sprache nicht heraus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 180; Braun, I, 4429; Lohrengel, II, 384.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Pommern: He will nig mit de Sprake herut. (<hi rendition="#i">Dähnert, 453<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) Er will die Wahrheit nicht sagen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Es ist eine Sprache, man könnte Hunden und Katzen damit vergeben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Es muss zur Sprache kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ernstlich besprochen werden. In Pommern: Dat môt nog tor Sprake kommen. (<hi rendition="#i">Dähnert, 453<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) Die Sache muss noch untersucht werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*28 Zweierlei Sprache sprechen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht bei einerlei Aussage bleiben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sprachgebrauch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Sprachgebrauch ist ein Tyrann.</hi> Vgl. <hi rendition="#i">Büchmann, 8. Aufl., S. 165.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Nella cosa della favella bisogna attendere all' uso.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sprachhaus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Ins Sprachhaus gehen (gehören).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Unter dem Saal war der München gemeine Latrin oder Sprachhaus, das heimlich Gemach.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gottfrid, 546<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Sprechen</hi> (s.  Reden und  Zunge).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Anders spricht der Herr, anders der Knecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Alia Leucon, alia Leuconis asinus portat. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Bann me' sprecht: Adjé, Kaffée, Schossée, doa hoat me ke gât Zeit.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 410, 96.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Da sprach der Herr von Röder: Halt oder stirb entweder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 De Êne spreckt dervan, un de anner deit deran.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 377; Eichwald, 1815; Frommann, IV, 143, 366.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Dem, der mit vielen spricht, traue nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9777; Körte, 5676.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Die am meisten sprechen, thun am wenigsten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The greatest talkers are always the least doers. (<hi rendition="#i">Bohn II, 136.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nec mihi dicere promptum, nec facere est isti. &#x2013; Non verbis, sed factis opus est. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mandar potros, y dar pocos.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Erst sprechen, dann singen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Learn to say before you sing. (<hi rendition="#i">Bohn II, 129.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Es wird selten von jemand gesprochen, es ist etwas daran.</hi> (S.  Gerücht 19.) &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, 598; Simrock, 9778.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Es wird von allem gesprochen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man darf nicht glauben, dass etwas verborgen bleibe.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: De tout se parle l'en. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 214.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Fürwahr man spricht: Wen der Wolf riechet (rächet), der ist auch errochen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Liedersaal.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[368]/0374] Spöttlich. Es ist spöttlich, dass sich ein Reicher rühmt mit anderer Leute Gut. Bei Tunnicius (1226): Spottich is dat sik ein ryke holt mit ander lud gût. (Ridiculosa alienis est iactantia rebus.) Spottpreis. *1 Einen Spottpreis auf (für) etwas bieten. *2 Etwas für einen Spottpreis kaufen. – Braun, I, 4225. Spottvogel. 1 Spottvogel1 hat selbst krumme Beine. 1) Simplic., 291: Speyvogel. *2 Der Spottvogel singt. Lat.: Maesonica dicteria. (Erasm., 589; Philippi, I, 233.) *3 Einen zum Spottvogel machen. Das Wort steht hier nicht in der (activen) Bedeutung des Verspottens, sondern in der (passiven) des Verspottetwerdens. „Man soll die alten nicht belachen oder zu eim spotvogel machen, weil niemandt den die jar betragen, des alters unlust kan abtragen.“ (Waldis, II, 55, 21.) Auch Luther gebraucht das Wort in dieser Bedeutung. *4 Es ist ein Spottvogel. – Idiot. Austr., 107. Holl.: Het is een regte spotvogel. ( Harrebomée, II, 400b.) Sprache. 1 Die deutsche Sprache heisst terribilis (furchtmachend), die französische suavis (zierlich), die griechische compendiosa (zusammengefasst), die italienische corrupta (verderbt), die polnische blanda (schmeichlerisch), die spanische majestatica (majestätisch, königlich). – Deutsche Romanzeitung, III, 39, 235; Hesekiel, 1. 2 Die Spanische sprach ist die lieblichste; da der Teuffel Evam betriegen wollen, hat er Spanisch geredt. – Lehmann, 334, 40. Dies Wort soll ein Spanier zu Karl V. gesagt haben. 3 Die Sprach' steht mir nicht an, die nicht jeder verstehen kann. Holl.: Het is geene goede spraak, die ieder niet verstaat. (Harrebomée, II, 292b.) 4 Die Sprache der Sandberger kennt den Namen Granit nicht. – Altmann V. 5 Die Sprache lässt sich nicht meistern. Es ist eine merkwürdige Erscheinung, dass eher die stärksten Triebe der Natur als die Sprachgesetze sich den Befehlen einer Regierung unterwerfen. Viele Römer tödteten sich selbst, weil Tiberius und Caligula es haben wollten. Aber obgleich Tiberius die Grammatiker, denen seine Sprachverbesserungen nicht gefielen, ins Gefängniss werfen liess, so konnte er doch eben diese Verbesserungen so wenig als seine Reden und Gedichte, die ihm viel Schweiss kosteten, vor dem Untergange bewahren. Die neu erfundenen Buchstaben des Kaisers Claudius starben mit ihm; und als Sigismund seinen Sprachfehler Schismae statt schismatis durch ein Reichsgesetz sanctioniren wollte, wurde er einfach ausgelacht. 6 Die Sprachen sind die Scheiden, darin das Messer des Geistes steckt. – Luther, 93. Engl.: Speech is the picture of the mind. (Bohn II, 19.) 7 Eine fremde Sprache lernt sich besser in der Küche als auf der Schulbank. – Gutzkow, Hohenschwangau, I, 109. 8 Einen, der viel Sprachen kann, liebt und lobet jedermann. – Lehmann, II, 274, 22. Es wird dabei vorausgesetzt, dass er, was besonders die Czechen betonen, seiner Muttersprache mächtig ist. Böhm.: Čitat' dávné jazyky a cizím rozumĕt', dobře jest, než mateřský třeba napřed umĕt'. (Čelakovsky, 227.) 9 Es ist eine schlechte Sprache, die niemand (die nicht jeder) versteht. Engl.: That's not good language that all understand not. (Bohn II, 21.) 10 Freie Sprache, freie Antwort. – Graf, 432, 250. Kläger und Vertheidiger sollen vor Gericht in ihren Auslassungen (sachlich) nicht beschränkt werden. Altfries.: Fria sprecka and fria ondworda. (Wiarda, 15.) 11 Fremde Sprachen, fremde Sitten. – Simrock, 2684. 12 Gleiche sprach macht gleichheit der gemüter. – Lehmann, 649, 99. 13 Ich rede alle Sprachen, nur nicht spanisch. – Frischbier2, 3544. Um die Bemerkung einzuleiten: Von der Sache verstehe ich nichts, sie kommt mir spanisch vor. 14 Kecke Sprach' bringt Ungemach. Frz.: Male langue en enfer mène. (Cahier, 928.) 15 Man lernt ehe eine sprach in der Küchen als in der Schul. – Lehmann, 459, 67; Simrock, 6344. 16 Sprachen sind Seelen. – Körte2, 7099. Lat.: Quot linguas cales, tot homines vales. 17 Vier sprachen sind breuchig in der Welt: Lügen, schweren, viel verheissen, wenig halten vnd hinderreden. – Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 87. 18 Wer nicht die drei Sprachen kann: gau, stau und bleibe lau, soll nicht ins Schwabenland gau. – Eiselein, 560. 19 Wer zwei Sprachen redet, ist ein doppelter Mensch. Frz.: Autant de langues que l'homme sait parler, autant de fois est-il homme. (Leroux, II, 98.) *20 Die Sprachen sind hier verwirrt. Holl.: De spraken zijn verward. – Het is een Babel van verwarring. (Harrebomée, II, 292b.) *21 Einem in seiner eigenen Sprache antworten. Engl.: To answer on in his own language. (Bohn I, 148.) *22 Er ist in Sprachen bewandert (oder: er spricht vier Sprachen:) Hochdeutsch, Plattdeutsch, Pommersch und Berlinisch. (Stettin.) *23 Er kann sechs Sprachen, und die siebente heisst: lügen. – Fischart, Gesch. *24 Er versteht die Sprach wie eine Meerkatz das Spanische. – Schuppius, Tract. *25 Er will mit der Sprache nicht heraus. – Mayer, II, 180; Braun, I, 4429; Lohrengel, II, 384. In Pommern: He will nig mit de Sprake herut. (Dähnert, 453b.) Er will die Wahrheit nicht sagen. *26 Es ist eine Sprache, man könnte Hunden und Katzen damit vergeben. *27 Es muss zur Sprache kommen. Ernstlich besprochen werden. In Pommern: Dat môt nog tor Sprake kommen. (Dähnert, 453b.) Die Sache muss noch untersucht werden. *28 Zweierlei Sprache sprechen. Nicht bei einerlei Aussage bleiben. Sprachgebrauch. Der Sprachgebrauch ist ein Tyrann. Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 165. It.: Nella cosa della favella bisogna attendere all' uso. Sprachhaus. * Ins Sprachhaus gehen (gehören). „Unter dem Saal war der München gemeine Latrin oder Sprachhaus, das heimlich Gemach.“ (Gottfrid, 546a.) Sprechen (s. Reden und Zunge). 1 Anders spricht der Herr, anders der Knecht. Lat.: Alia Leucon, alia Leuconis asinus portat. (Philippi, I, 18.) 2 Bann me' sprecht: Adjé, Kaffée, Schossée, doa hoat me ke gât Zeit. (Henneberg.) – Frommann, III, 410, 96. 3 Da sprach der Herr von Röder: Halt oder stirb entweder. 4 De Êne spreckt dervan, un de anner deit deran. (Ostfries.) – Bueren, 377; Eichwald, 1815; Frommann, IV, 143, 366. 5 Dem, der mit vielen spricht, traue nicht. – Simrock, 9777; Körte, 5676. 6 Die am meisten sprechen, thun am wenigsten. Engl.: The greatest talkers are always the least doers. (Bohn II, 136.) Lat.: Nec mihi dicere promptum, nec facere est isti. – Non verbis, sed factis opus est. (Ovid.) Span.: Mandar potros, y dar pocos. 7 Erst sprechen, dann singen. Engl.: Learn to say before you sing. (Bohn II, 129.) 8 Es wird selten von jemand gesprochen, es ist etwas daran. (S. Gerücht 19.) – Eisenhart, 598; Simrock, 9778. 9 Es wird von allem gesprochen. Man darf nicht glauben, dass etwas verborgen bleibe. Frz.: De tout se parle l'en. (Leroux, II, 214.) 10 Fürwahr man spricht: Wen der Wolf riechet (rächet), der ist auch errochen. – Liedersaal.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/374
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [368]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/374>, abgerufen am 03.12.2024.