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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Stadt Chelm hat im Volksmunde ihrer Narren wegen einen Ruf. Der Jendyk ist der Repräsentant eines dummen Thiers, und mit Schwanz wird ein Tölpel bezeichnet, sodass also die obige Redensart sozusagen die Quintessenz aller Dummheit bezeichnet.

*50 Es ist kein Schwanz im Stall.

Nicht ein einziges Stück Nutzvieh.

*51 Etwas auf den Schwanz schlagen. - Eiselein, 561; Körte, 5436a; Braun, I, 4031.

Es sich unrechtmässig zueignen, einen heimlichen Gewinn beim Ein- und Verkauf machen.

Lat.: Furto detrahere. (Eiselein, 561.)

*52 Etwas beim Schwanz fassen.

*53 Im Schwanze sitzt das Gift.

Das Schlimmste kommt in der Regel zuletzt.

*54 Mit dem Schwanze wedeln (schmeicheln).

In der Hoffnung einen Vortheil zu erschnappen. Den Hunden entlehnt und auf die niedrigste Sorte von Schmeichlern angewandt, hündischen Charakter andeutend.

Lat.: Cauda blandiri. (Faselius, 43.)

*55 Mit dem Schwanze wedeln und mit den Zähnen beissen wie die falschen Hunde.

*56 Wat up'n Swans kloppen. (Driburg.) - Firmenich, I, 363, 39.

Es auf die Seite bringen.


Schwanzausreissen.

* Das ist zum Schwanzausreissen. - Frischbier2, 3432.


Schwanz-Borje-Duckes.

* Das ist e Schwanz-Borje-Duckes. - Tendlau, 118.

Von einem possenhaften Menschen. Schwanz bedeutet im jüdisch-deutschen Dialekt einen Narren, gleichsam Anhängsel, wie etwa Zopf für Pedanterie gebraucht wird. Borge-Duckes scheint verdorben aus pour un duc. Das Ganze vielleicht Hofnarr.


Schwänzelgeld.

* Sich Schwänzelgeld machen.

Eine Sache, die man für jemand gekauft hat, höher, als sie bezahlt worden ist, anrechnen.

Frz.: Ferrer la mule. (Lendroy, 729.)


Schwänzen.

*1 Er schwänzt e. (Solothurn.) - Schild, 92, 390.

Uebervortheilt ihn.

*2 Er schwänzt sehr oft.

Von einem Schüler, der ohne Genehmigung aus der Schule wegbleibt. Die französische Schuljugend sagt dafür: Faire l'ecole buissoneriere. Wir schlagen uns zwar in die Büsche, gehen aber nicht gerade zu ihnen in die Schule. (Revue des deux mondes vom 15. Juni 1864.)


Schwanzfeder.

*1 Einem die Schwanzfedern vorziehen.

*2 Schwanzfedern haben (bekommen, tragen). - Körte, 5464.

Angeblich vom Furchtsamen; weil Hühner und andere Vögel den Schwanz ausbreiten, wenn sie sich fürchten.


Schwänzleinspfennig.

* Sich Schwänzleinspfennige machen.

Kleiner Gewinn beim Ein- und Verkauf.


Schwanzriemen.

1 Der Schwanzriemen thut's nicht.

Das Ausserwesentliche bestimmt den Werth eines Dinges nicht; der Schwanzriemen z. B. nicht den Werth des Pferdes.

It.: Il fatto de' cavalli non ista nella groppiera.

*2 Nach dem Schwanzriemen fragen.

In einer Angelegenheit sehr genau, bis ins Einzelne, Kleinste forschen.


Schwanzwedeln.

*1 Er schwanzwedelte als wenn der Hund von der Hochzeit kommt. (Westf.)

Von übertriebener, schmeichlerischer Freundlichkeit.

*2 Er schwanzwedelt wie ein Fuchs.

Lat.: Benignior pellace vulpe. (Erasm., 38; Philippi, I, 59; Binder II, 336.)


Schwär.

1 Alte Schwäre sind übel zu heilen. - Winckler, VI, 64.

2 Auch ein Schwär hat seine Ursache.

Böhm.: Bez priciny ani vred se nevykydne. (Celakovsky, 300.)

3 Auf einen bösen Schwär gehört ein scharfes Pflaster.

Die Russen: Wer böse Schwäre hat, verlange nicht, dass fromme Kräuter darauf gelegt werden. (Altmann VI, 460.)

4 Der Schwaren muss auf, 's Wasser muss drauf. (Oberharz.) - Lohrengel, I, 184.

5 Einen schweren muss man leiden vmb des Leibs willen. - Petri, II, 180; Luther's Tischr., 139a.

[Spaltenumbruch] 6 Man soll nicht alle schweren vnd böse blattern anrühren. - Henisch, 408, 44; Petri, II, 467.

7 Wenn der Schwär nicht zeitig ist, soll man ihn nicht aufstechen.

8 Wenn der Schwär reif ist, will er aufgestochen sein.

Holl.: Als de zweer rijp is, vereischt zij de vlijm. (Harrebomee, II, 516a.)

9 Wenn man den Schwär zu hart drückt, werden die Leute ungeduldig.

Misbrauch der Gewalt.

10 Wo der Schwär, dahin muss auch das Pflaster.

11 Wo kein Schwär, da kein Pflaster.

*12 Aem a Schwer aufschtächn. (S. Heimleuchten.) - Peter, 445.

*13 Einem den schweren auffstechen. - Mathesy, 307a.

Ihm die Wahrheit sagen.


Schwarm.

1 De Swarm es an de Brantrigge trocken. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 82, 17.

Niederkunft.

2 Der den Schwarm austreibt, den stechen die Bienen, aber den, der den Honig isst, schmerzt es nicht. - Altmann V, 120.

3 Ein Schwarm im Mai gilt ein Fuder Heu; ein Schwarm im Jun', ein fettes Huhn; ein Schwarm im Jul', kein Federspul'. - Wunderlich, 13.

Die Bienenväter sehen ein zeitiges Schwärmen der Bienen sehr gern, weil sich das junge Volk dann noch mit den nöthigen Wintervorräthen versehen kann; man ist, was bei spätern Schwärmen erforderlich wird, nicht genöthigt, mit kostspieligem, künstlichem Futter nachzuhelfen.


Schwärmen.

1 Das Schwärmen der Bienen ist für das Ohr des Imkers (Bienenwärters) ein angenehmer Lärm. - Oekon. Weisheit, 115.

2 Das Schwärmen ist natürlich, das Ablegen unnatürlich. - Oekon. Weisheit, 115.

Der Sammler von Bienensprichwörtern a. a. O. bemerkt dazu: "So müsste man einen wilden Obstbaum ewig lassen Holzäpfel tragen, weil's ihm natürlich ist. Die Natur zu zwingen, ist aber nicht unrecht, wenn es Nutzen bringt."

3 Schwärmen steckt wie der Schnupfen an.

*4 Es schwärmt um mich wie Bienen.

"Zwar weiss ich nicht, wo mir der Kopf mag stehen, ihr schwärmt um mich wie Bienen auf dem Felde." (Keller, 158a.)


Schwärmer.

1 Ein Schwärmer sprüht wol, zündet aber nicht.

Er zündet auch, wenn er nur die rechten Gegenstände trifft. Von überspannten, unklaren Köpfen.

2 Um den forcirten Schwärmer sei nicht bange, der Trab eines Esels dauert nicht lange. - Körte, 5465.

*3 Sonderbarer Schwärmer. - Büchmann, 26.

Aus Schiller's Don Carlos (Act 3, Scene 10) ein Wort des Königs Philipp, das sprichwörtlich geworden, um jemand mit seltenen, ungewöhnlichen Anschauungen zu bezeichnen.


Schwärmerei.

Schwärmerei und Schnupfen stecken an.

Man denke an Peter den Einsiedler, an die Kirchenversammlung zu Placentia und die Kreuzzüge. (Vgl. Wagenseil, 97.) (S. Narr 365.)


Schwarte.

*1 Einem auf die Schwarten greiffen. - Mathesy, 66a.

*2 Einem wuat op de Swoate geiwen. - Frommann, III, 369.

Fr. Woeste hat a. a. O. eine Anzahl bergisch- märkische Ausdrücke mitgetheilt, die ich hier zur Ergänzung anderer Artikel folgen lasse. Um den Begriff des Schlagens in seinen verschiedenen Beziehungen auszudrücken, sagt man in der Grafschaft Mark: Den Aes (Arsch) Keärmisse hallen loaten. Einem ungebrante Aske (Asche) geiewen. Wuat üm de Bänne (Bände, Leib?) geiewen. Wuat oppen Bast geiewen (Bast hier für Fell). Einem 't Blaud (Blut) losmaken. Einen düär de Bokmüelen trecken. Einem oppen Dak (Dach) steigen. Wuat drüm geiewen. 'T Fell beraien (das Fell bereiten, gerben). 'T Fell bläuen. 'T Fell fersualen (S. Fell.) Einem an't Gedächtniss geiewen. Einem 't Gedächtniss sgeärpen (schärfen). Einem draige Hawer geiewen. Enne Pärre fan de langn Hawer (Peitsche)

[Spaltenumbruch] Stadt Chelm hat im Volksmunde ihrer Narren wegen einen Ruf. Der Jendyk ist der Repräsentant eines dummen Thiers, und mit Schwanz wird ein Tölpel bezeichnet, sodass also die obige Redensart sozusagen die Quintessenz aller Dummheit bezeichnet.

*50 Es ist kein Schwanz im Stall.

Nicht ein einziges Stück Nutzvieh.

*51 Etwas auf den Schwanz schlagen.Eiselein, 561; Körte, 5436a; Braun, I, 4031.

Es sich unrechtmässig zueignen, einen heimlichen Gewinn beim Ein- und Verkauf machen.

Lat.: Furto detrahere. (Eiselein, 561.)

*52 Etwas beim Schwanz fassen.

*53 Im Schwanze sitzt das Gift.

Das Schlimmste kommt in der Regel zuletzt.

*54 Mit dem Schwanze wedeln (schmeicheln).

In der Hoffnung einen Vortheil zu erschnappen. Den Hunden entlehnt und auf die niedrigste Sorte von Schmeichlern angewandt, hündischen Charakter andeutend.

Lat.: Cauda blandiri. (Faselius, 43.)

*55 Mit dem Schwanze wedeln und mit den Zähnen beissen wie die falschen Hunde.

*56 Wat up'n Swans kloppen. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 39.

Es auf die Seite bringen.


Schwanzausreissen.

* Das ist zum Schwanzausreissen.Frischbier2, 3432.


Schwanz-Borje-Duckes.

* Das ist e Schwanz-Borje-Duckes.Tendlau, 118.

Von einem possenhaften Menschen. Schwanz bedeutet im jüdisch-deutschen Dialekt einen Narren, gleichsam Anhängsel, wie etwa Zopf für Pedanterie gebraucht wird. Borge-Duckes scheint verdorben aus pour un duc. Das Ganze vielleicht Hofnarr.


Schwänzelgeld.

* Sich Schwänzelgeld machen.

Eine Sache, die man für jemand gekauft hat, höher, als sie bezahlt worden ist, anrechnen.

Frz.: Ferrer la mule. (Lendroy, 729.)


Schwänzen.

*1 Er schwänzt e. (Solothurn.) – Schild, 92, 390.

Uebervortheilt ihn.

*2 Er schwänzt sehr oft.

Von einem Schüler, der ohne Genehmigung aus der Schule wegbleibt. Die französische Schuljugend sagt dafür: Faire l'école buissonerière. Wir schlagen uns zwar in die Büsche, gehen aber nicht gerade zu ihnen in die Schule. (Revue des deux mondes vom 15. Juni 1864.)


Schwanzfeder.

*1 Einem die Schwanzfedern vorziehen.

*2 Schwanzfedern haben (bekommen, tragen).Körte, 5464.

Angeblich vom Furchtsamen; weil Hühner und andere Vögel den Schwanz ausbreiten, wenn sie sich fürchten.


Schwänzleinspfennig.

* Sich Schwänzleinspfennige machen.

Kleiner Gewinn beim Ein- und Verkauf.


Schwanzriemen.

1 Der Schwanzriemen thut's nicht.

Das Ausserwesentliche bestimmt den Werth eines Dinges nicht; der Schwanzriemen z. B. nicht den Werth des Pferdes.

It.: Il fatto de' cavalli non istà nella groppiera.

*2 Nach dem Schwanzriemen fragen.

In einer Angelegenheit sehr genau, bis ins Einzelne, Kleinste forschen.


Schwanzwedeln.

*1 Er schwanzwedelte als wenn der Hund von der Hochzeit kommt. (Westf.)

Von übertriebener, schmeichlerischer Freundlichkeit.

*2 Er schwanzwedelt wie ein Fuchs.

Lat.: Benignior pellace vulpe. (Erasm., 38; Philippi, I, 59; Binder II, 336.)


Schwär.

1 Alte Schwäre sind übel zu heilen.Winckler, VI, 64.

2 Auch ein Schwär hat seine Ursache.

Böhm.: Bez příčiny ani vřed se nevykydne. (Čelakovsky, 300.)

3 Auf einen bösen Schwär gehört ein scharfes Pflaster.

Die Russen: Wer böse Schwäre hat, verlange nicht, dass fromme Kräuter darauf gelegt werden. (Altmann VI, 460.)

4 Der Schwaren muss auf, 's Wasser muss drauf. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 184.

5 Einen schweren muss man leiden vmb des Leibs willen.Petri, II, 180; Luther's Tischr., 139a.

[Spaltenumbruch] 6 Man soll nicht alle schweren vnd böse blattern anrühren.Henisch, 408, 44; Petri, II, 467.

7 Wenn der Schwär nicht zeitig ist, soll man ihn nicht aufstechen.

8 Wenn der Schwär reif ist, will er aufgestochen sein.

Holl.: Als de zweer rijp is, vereischt zij de vlijm. (Harrebomée, II, 516a.)

9 Wenn man den Schwär zu hart drückt, werden die Leute ungeduldig.

Misbrauch der Gewalt.

10 Wo der Schwär, dahin muss auch das Pflaster.

11 Wo kein Schwär, da kein Pflaster.

*12 Aem a Schwêr ûfschtächn. (S. Heimleuchten.) – Peter, 445.

*13 Einem den schweren auffstechen.Mathesy, 307a.

Ihm die Wahrheit sagen.


Schwarm.

1 De Swarm es an de Brantrigge trocken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 82, 17.

Niederkunft.

2 Der den Schwarm austreibt, den stechen die Bienen, aber den, der den Honig isst, schmerzt es nicht.Altmann V, 120.

3 Ein Schwarm im Mai gilt ein Fuder Heu; ein Schwarm im Jun', ein fettes Huhn; ein Schwarm im Jul', kein Federspul'.Wunderlich, 13.

Die Bienenväter sehen ein zeitiges Schwärmen der Bienen sehr gern, weil sich das junge Volk dann noch mit den nöthigen Wintervorräthen versehen kann; man ist, was bei spätern Schwärmen erforderlich wird, nicht genöthigt, mit kostspieligem, künstlichem Futter nachzuhelfen.


Schwärmen.

1 Das Schwärmen der Bienen ist für das Ohr des Imkers (Bienenwärters) ein angenehmer Lärm.Oekon. Weisheit, 115.

2 Das Schwärmen ist natürlich, das Ablegen unnatürlich.Oekon. Weisheit, 115.

Der Sammler von Bienensprichwörtern a. a. O. bemerkt dazu: „So müsste man einen wilden Obstbaum ewig lassen Holzäpfel tragen, weil's ihm natürlich ist. Die Natur zu zwingen, ist aber nicht unrecht, wenn es Nutzen bringt.“

3 Schwärmen steckt wie der Schnupfen an.

*4 Es schwärmt um mich wie Bienen.

„Zwar weiss ich nicht, wo mir der Kopf mag stehen, ihr schwärmt um mich wie Bienen auf dem Felde.“ (Keller, 158a.)


Schwärmer.

1 Ein Schwärmer sprüht wol, zündet aber nicht.

Er zündet auch, wenn er nur die rechten Gegenstände trifft. Von überspannten, unklaren Köpfen.

2 Um den forcirten Schwärmer sei nicht bange, der Trab eines Esels dauert nicht lange.Körte, 5465.

*3 Sonderbarer Schwärmer.Büchmann, 26.

Aus Schiller's Don Carlos (Act 3, Scene 10) ein Wort des Königs Philipp, das sprichwörtlich geworden, um jemand mit seltenen, ungewöhnlichen Anschauungen zu bezeichnen.


Schwärmerei.

Schwärmerei und Schnupfen stecken an.

Man denke an Peter den Einsiedler, an die Kirchenversammlung zu Placentia und die Kreuzzüge. (Vgl. Wagenseil, 97.) (S. Narr 365.)


Schwarte.

*1 Einem auf die Schwarten greiffen.Mathesy, 66a.

*2 Einem wuat op de Swoate gîwen.Frommann, III, 369.

Fr. Woeste hat a. a. O. eine Anzahl bergisch- märkische Ausdrücke mitgetheilt, die ich hier zur Ergänzung anderer Artikel folgen lasse. Um den Begriff des Schlagens in seinen verschiedenen Beziehungen auszudrücken, sagt man in der Grafschaft Mark: Den Aes (Arsch) Kéärmisse hallen loaten. Êinem ungebrante Aske (Asche) gîewen. Wuàt üm de Bänne (Bände, Leib?) gîewen. Wuàt oppen Bast gîewen (Bast hier für Fell). Êinem 't Blaud (Blut) losmâken. Êinen düär de Bokmüelen trecken. Êinem oppen Dâk (Dach) stêigen. Wuàt drüm gîewen. 'T Fell beraien (das Fell bereiten, gerben). 'T Fell bläuen. 'T Fell fersualen (S. Fell.) Êinem an't Gedächtniss gîewen. Êinem 't Gedächtniss sgéärpen (schärfen). Êinem dràige Hawer gîewen. Enne Pärre fan de langn Hâwer (Peitsche)

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[[211]/0217] Stadt Chelm hat im Volksmunde ihrer Narren wegen einen Ruf. Der Jendyk ist der Repräsentant eines dummen Thiers, und mit Schwanz wird ein Tölpel bezeichnet, sodass also die obige Redensart sozusagen die Quintessenz aller Dummheit bezeichnet. *50 Es ist kein Schwanz im Stall. Nicht ein einziges Stück Nutzvieh. *51 Etwas auf den Schwanz schlagen. – Eiselein, 561; Körte, 5436a; Braun, I, 4031. Es sich unrechtmässig zueignen, einen heimlichen Gewinn beim Ein- und Verkauf machen. Lat.: Furto detrahere. (Eiselein, 561.) *52 Etwas beim Schwanz fassen. *53 Im Schwanze sitzt das Gift. Das Schlimmste kommt in der Regel zuletzt. *54 Mit dem Schwanze wedeln (schmeicheln). In der Hoffnung einen Vortheil zu erschnappen. Den Hunden entlehnt und auf die niedrigste Sorte von Schmeichlern angewandt, hündischen Charakter andeutend. Lat.: Cauda blandiri. (Faselius, 43.) *55 Mit dem Schwanze wedeln und mit den Zähnen beissen wie die falschen Hunde. *56 Wat up'n Swans kloppen. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 39. Es auf die Seite bringen. Schwanzausreissen. * Das ist zum Schwanzausreissen. – Frischbier2, 3432. Schwanz-Borje-Duckes. * Das ist e Schwanz-Borje-Duckes. – Tendlau, 118. Von einem possenhaften Menschen. Schwanz bedeutet im jüdisch-deutschen Dialekt einen Narren, gleichsam Anhängsel, wie etwa Zopf für Pedanterie gebraucht wird. Borge-Duckes scheint verdorben aus pour un duc. Das Ganze vielleicht Hofnarr. Schwänzelgeld. * Sich Schwänzelgeld machen. Eine Sache, die man für jemand gekauft hat, höher, als sie bezahlt worden ist, anrechnen. Frz.: Ferrer la mule. (Lendroy, 729.) Schwänzen. *1 Er schwänzt e. (Solothurn.) – Schild, 92, 390. Uebervortheilt ihn. *2 Er schwänzt sehr oft. Von einem Schüler, der ohne Genehmigung aus der Schule wegbleibt. Die französische Schuljugend sagt dafür: Faire l'école buissonerière. Wir schlagen uns zwar in die Büsche, gehen aber nicht gerade zu ihnen in die Schule. (Revue des deux mondes vom 15. Juni 1864.) Schwanzfeder. *1 Einem die Schwanzfedern vorziehen. *2 Schwanzfedern haben (bekommen, tragen). – Körte, 5464. Angeblich vom Furchtsamen; weil Hühner und andere Vögel den Schwanz ausbreiten, wenn sie sich fürchten. Schwänzleinspfennig. * Sich Schwänzleinspfennige machen. Kleiner Gewinn beim Ein- und Verkauf. Schwanzriemen. 1 Der Schwanzriemen thut's nicht. Das Ausserwesentliche bestimmt den Werth eines Dinges nicht; der Schwanzriemen z. B. nicht den Werth des Pferdes. It.: Il fatto de' cavalli non istà nella groppiera. *2 Nach dem Schwanzriemen fragen. In einer Angelegenheit sehr genau, bis ins Einzelne, Kleinste forschen. Schwanzwedeln. *1 Er schwanzwedelte als wenn der Hund von der Hochzeit kommt. (Westf.) Von übertriebener, schmeichlerischer Freundlichkeit. *2 Er schwanzwedelt wie ein Fuchs. Lat.: Benignior pellace vulpe. (Erasm., 38; Philippi, I, 59; Binder II, 336.) Schwär. 1 Alte Schwäre sind übel zu heilen. – Winckler, VI, 64. 2 Auch ein Schwär hat seine Ursache. Böhm.: Bez příčiny ani vřed se nevykydne. (Čelakovsky, 300.) 3 Auf einen bösen Schwär gehört ein scharfes Pflaster. Die Russen: Wer böse Schwäre hat, verlange nicht, dass fromme Kräuter darauf gelegt werden. (Altmann VI, 460.) 4 Der Schwaren muss auf, 's Wasser muss drauf. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 184. 5 Einen schweren muss man leiden vmb des Leibs willen. – Petri, II, 180; Luther's Tischr., 139a. 6 Man soll nicht alle schweren vnd böse blattern anrühren. – Henisch, 408, 44; Petri, II, 467. 7 Wenn der Schwär nicht zeitig ist, soll man ihn nicht aufstechen. 8 Wenn der Schwär reif ist, will er aufgestochen sein. Holl.: Als de zweer rijp is, vereischt zij de vlijm. (Harrebomée, II, 516a.) 9 Wenn man den Schwär zu hart drückt, werden die Leute ungeduldig. Misbrauch der Gewalt. 10 Wo der Schwär, dahin muss auch das Pflaster. 11 Wo kein Schwär, da kein Pflaster. *12 Aem a Schwêr ûfschtächn. (S. Heimleuchten.) – Peter, 445. *13 Einem den schweren auffstechen. – Mathesy, 307a. Ihm die Wahrheit sagen. Schwarm. 1 De Swarm es an de Brantrigge trocken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 82, 17. Niederkunft. 2 Der den Schwarm austreibt, den stechen die Bienen, aber den, der den Honig isst, schmerzt es nicht. – Altmann V, 120. 3 Ein Schwarm im Mai gilt ein Fuder Heu; ein Schwarm im Jun', ein fettes Huhn; ein Schwarm im Jul', kein Federspul'. – Wunderlich, 13. Die Bienenväter sehen ein zeitiges Schwärmen der Bienen sehr gern, weil sich das junge Volk dann noch mit den nöthigen Wintervorräthen versehen kann; man ist, was bei spätern Schwärmen erforderlich wird, nicht genöthigt, mit kostspieligem, künstlichem Futter nachzuhelfen. Schwärmen. 1 Das Schwärmen der Bienen ist für das Ohr des Imkers (Bienenwärters) ein angenehmer Lärm. – Oekon. Weisheit, 115. 2 Das Schwärmen ist natürlich, das Ablegen unnatürlich. – Oekon. Weisheit, 115. Der Sammler von Bienensprichwörtern a. a. O. bemerkt dazu: „So müsste man einen wilden Obstbaum ewig lassen Holzäpfel tragen, weil's ihm natürlich ist. Die Natur zu zwingen, ist aber nicht unrecht, wenn es Nutzen bringt.“ 3 Schwärmen steckt wie der Schnupfen an. *4 Es schwärmt um mich wie Bienen. „Zwar weiss ich nicht, wo mir der Kopf mag stehen, ihr schwärmt um mich wie Bienen auf dem Felde.“ (Keller, 158a.) Schwärmer. 1 Ein Schwärmer sprüht wol, zündet aber nicht. Er zündet auch, wenn er nur die rechten Gegenstände trifft. Von überspannten, unklaren Köpfen. 2 Um den forcirten Schwärmer sei nicht bange, der Trab eines Esels dauert nicht lange. – Körte, 5465. *3 Sonderbarer Schwärmer. – Büchmann, 26. Aus Schiller's Don Carlos (Act 3, Scene 10) ein Wort des Königs Philipp, das sprichwörtlich geworden, um jemand mit seltenen, ungewöhnlichen Anschauungen zu bezeichnen. Schwärmerei. Schwärmerei und Schnupfen stecken an. Man denke an Peter den Einsiedler, an die Kirchenversammlung zu Placentia und die Kreuzzüge. (Vgl. Wagenseil, 97.) (S. Narr 365.) Schwarte. *1 Einem auf die Schwarten greiffen. – Mathesy, 66a. *2 Einem wuat op de Swoate gîwen. – Frommann, III, 369. Fr. Woeste hat a. a. O. eine Anzahl bergisch- märkische Ausdrücke mitgetheilt, die ich hier zur Ergänzung anderer Artikel folgen lasse. Um den Begriff des Schlagens in seinen verschiedenen Beziehungen auszudrücken, sagt man in der Grafschaft Mark: Den Aes (Arsch) Kéärmisse hallen loaten. Êinem ungebrante Aske (Asche) gîewen. Wuàt üm de Bänne (Bände, Leib?) gîewen. Wuàt oppen Bast gîewen (Bast hier für Fell). Êinem 't Blaud (Blut) losmâken. Êinen düär de Bokmüelen trecken. Êinem oppen Dâk (Dach) stêigen. Wuàt drüm gîewen. 'T Fell beraien (das Fell bereiten, gerben). 'T Fell bläuen. 'T Fell fersualen (S. Fell.) Êinem an't Gedächtniss gîewen. Êinem 't Gedächtniss sgéärpen (schärfen). Êinem dràige Hawer gîewen. Enne Pärre fan de langn Hâwer (Peitsche)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [211]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/217>, abgerufen am 25.11.2024.