Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 5 Es darf Schreiens, wenn man den Teufel in die Flucht jagen will. - Eiselein, 592. Lat.: Ad daemonem deterrendum horribili voce opus est. (Eiselein, 592.) 6 Es hilft kein Schreien aus der Noth; hundert Pfund Sorgen bezahlen der Schulden kein Loth. Lat.: Non luctu, sed remedio opus est in malis. (Sutor, 165.) 7 Es ist besser einmahl schreien, denn allzeit. - Petri, II, 255; Henisch, 323, 35. Bei Tunnicius (1243): Beter is eins to schryen dan alle tyt. (Est satius moerere semel quam flere per aevum.) 8 Ich konnte nicht schreien, sagte die Nonne, ich hatte Silentium auf. - Klosterspiegel, 37, 12. 9 Je duller geschreit, je sneller gefreit. (Braunschweig.) 10 Jo mihr sei schreien, jo ihre (eher) sei werrer freien. (Mecklenburg.) - Raabe, 9; hochdeutsch bei Simrock, 2677. In der Schweiz: Je meh sie schreit, je eh sie freit, het me siner Lübtig g'seit. (Sutermeister, 34.) Von ausserordentlich betrübten Witwern und Witfrauen. Lat.: Non omnia clamans obtinebis. (Eiselein, 555.) 11 Lass schreyen Raben, Frösch vnd Narren, bleib du in deinem Amt beharren. - Petri, II, 133. 12 Mit Schreien ertrotzt man nichts. - Eiselein, 555; Simrock, 9207. 13 Schrei ock immer, schrei, sagte der Bauer, als er seinen Jungen prügelte, Pfafferkuchen is kenner ne (ist kein Schlag nicht). (Oberlausitz.) 14 Schrei nicht eher: hopp, bis du über den Graben bist. - Blass, 8. 15 Schrei und schrei, der Wald hat keine Ohren. 16 Schreie nicht Juchhei, ehe du über den Graben bist. 17 Schreien hilft nicht aus der Noth. 18 Schreien ist leicht bei einer Feuersbrunst, aber Löschen ist eine schwere Kunst. 19 Schreien löscht das Feuer nicht. Die Finnen: Schreien hilft nicht ans der Noth, das Brummen nicht in traurigen Tagen. (Bertram, 47.) 20 Schreit man gut ins Holtz, so schalt es gut herwider. - Eyering, III, 295. 21 Schrey nicht zu früe froe. Lat.: Multa cadunt inter calicum supremaque labra. (Hauer, L2.) 22 Schrie nich: holt Fasch, du hest noch keine öm Sack. (Königsberg.) 23 Sehr geschreit, ball gefreit. (Wasungen.) Dieser Ehemann ist beim erfolgten Tode seiner Frau in heftiges Wehklagen ausgebrochen, er wird gewiss bald wieder heirathen. Auch unter denselben Umständen von Witwen. Lat.: Tantum post flentes flent ut sunt ante gementes. (Fallersleben, 37.) 24 Sehr schreyen vnnd wenig singen ist ein schlechter Gottesdienst. - Henisch, 1691, 28. 25 So sehr schreit, wer nach schreit als vor. 26 Wer am besten schreien kann, das ist der beste Mann. Er gilt wenigstens in aufgeregten Zeiten, und so lange die Vernünftigen schweigen, für den besten. "Wer heutzutage nicht schreien kann, beim Handel, wie beim Singen, der fange lieber gar nicht an, denn weit wird er's nicht bringen." 27 Wer am lautesten schreit, wird Meister. Lat.: Absit clamor in colloquio, aut lusu. (Sutor, 908.) 28 Wer schreit, der schreie; Alte, lass uns fahren. (Lit.) *29 Dä sgraid as en Leärspecht1. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 162, 136; Woeste, 87, 134. 1) Bei Frommann a. a. O. wird schon nach der Bedeutung des Wortes gefragt, von der ich nirgend eine Spur habe auffinden können. Bei Soest bezeichnet das ganze Wort die Fledermaus, aber wie kommt "specht" dazu? *30 Dä sgraied as en Pinkstfos. - Frommann, V, 162, 136. *31 Dä sgraied as wan eäm en Mess(er) im Halse stäke. - Frommann, V, 162, 136. *32 Dä sgraied as wan hä 'ne Klemme am Steärte (Schweif) hädde. (Iserlohn.) - Frommann, V, 162, 136. [Spaltenumbruch] *33 Dear schreit wie a Dachmader. - Birlinger, 711. *34 Der schreit nach einem neuen. (Rottenburg.) Der zerrissene Schuh nämlich. *35 Der schreit wie ein Bär. - Birlinger, 668. *36 Du schreyest iu, eer du vber den zaun kumbst. - Hauer, Lij2. *37 Du schreyest zu frü fro. - Hauer, Lij2. Lat.: Ante victoriam Eucomium canis. (Hauer, Lij2.) *38 Er gibt mit allem seinen Schrei'n nicht so viel Wolle als ein Schwein. - Eiselein, 230. *39 Er schreit, als ob er am Spiesse stäke. - Eiselein, 475; Braun, I, 4231; Frischbier2, 3405. In Pommern: He schrijet, as wenn he up'n Speer steke. (Dähnert, 414b.) Lat.: Usque ad ravim. (Erasm., 144; Philippi, II, 235.) *40 Er schreit, als ob ihm das Messer an der Kehle stecke. Frz.: Crier (courir) comme un perdu. - Crier les hauts cris. - Il a crie a tue-tete. (Kritzinger, 190b.) *41 Er schreit, als wenn das ganze Haus auf Stützen steht. - Frischbier2, 3404. *42 Er schreit, als wenn das Haus brennt. - Frischbier2, 3404. *43 Er schreit, als wenn ein Walfisch zum Himmel flöge. *44 Er schreit, als wenn er um Gottes willen barbiert wird. Ein Bauer bat einen Barbier in der Stadt, ihn "um Gottes willen" zu barbieren, was dieser zwar that, aber mit dem stumpfsten Messer. Als er später wieder mit einem andern bei dem Barbierladen vorbeiging, hörte man ein entsetzliches Schreien darin. Der Begleiter meinte, es werde ein Bein oder Arm abgelöst. Nein, sagte der Bauer, es wird einer um Gottes willen barbiert. *45 Er schreit, als würd' er auf dem Spiesse gebraten. - Frischbier2, 3405. *46 Er schreit, ehe man ihn häutet, wie die Aale von Melun. (S. 49 und Aal 29.) Engl.: You cry out before you 're hurt. (Bohn II, 155.) It.: Ei grida pria d'esser battuto. (Bohn I, 76.) Lat.: Ante tubam tremor artus occupat. (Novarin, 406; Binder II, 190.) - Ante tubam trepidat. (Philippi, I, 34; Seybold, 30; Eiselein, 384; Faselius, 18; Binder II, 190.) *47 Er schreit lauter als Stentor. (S. Stentormaul.) - Eiselein, 579. *48 Er schreit von zwölf bis Mittag. Holl.: Hij schreit van twaalf uren tot den middag. (Harrebomee, II, 354a.) *49 Er schreit vor dem Streich wie ein Hund. (Nürtingen.) Lat.: Lupus ante clamorem festinat. (Binder I, 903; II, 1713.) *50 Er schreit wie der Pater, als er die Husaren in des Klosters Reben sah. - Klosterspiegel, 73, 22. *51 Er schreit wie die Orgel von Kretinja. Wenn jemand sehr laut spricht. Das litauische an der preussischen Grenze gelegene Städtchen Kretinja hat ein berühmtes Bernhardinerkloster mit einer im gothischen Stile erbauten Kirche, in der sich eine Orgel befindet, welche die einzige in ganz Litauen ist und die durch ihren lauten Ton die obige Redensart veranlasst hat. (Wurzbach I, 46.) *52 Er schreit wie ein Besessener. (Oberösterreich.) *53 Er schreit wie ein Blinder, der seinen Stock verloren hat. Frz.: Crier comme un aveugle qui a perdu son baton. (Kritzinger, 45a; Lendroy, 91.) *54 Er schreit wie ein Bock, der zu Markte geführt wird. *55 Er schreit wie ein Dieb im Stalle. *56 Er schreit wie ein Esel, wenn er Teig frisst. (Köthen.) *57 Er schreit wie ein Halder (Holder). (Wien.) *58 Er schreit wie ein Jäck (auch: Jägg). - Kirchhofer, 82; Tobler, 282. Wenn ein Kind vor Schmerzen oder aus Furcht sehr ängstlich und laut schreit, dass man sein Angstgeschrei weit hören kann. Entweder vom Taubenheher, der in einigen Gegenden der Schweiz Jäck heisst, hergenommen, oder Spott auf den delphinischen Zug, gegen den die Eidgenossen bei St.-Jakob so tapfer stritten und den das Volk die Armagnaken oder arme Jäcken nannte. Sie machten bei ihrem Auftreten viel Rumor und wurden weit und breit gefürchtet.
[Spaltenumbruch] 5 Es darf Schreiens, wenn man den Teufel in die Flucht jagen will. – Eiselein, 592. Lat.: Ad daemonem deterrendum horribili voce opus est. (Eiselein, 592.) 6 Es hilft kein Schreien aus der Noth; hundert Pfund Sorgen bezahlen der Schulden kein Loth. Lat.: Non luctu, sed remedio opus est in malis. (Sutor, 165.) 7 Es ist besser einmahl schreien, denn allzeit. – Petri, II, 255; Henisch, 323, 35. Bei Tunnicius (1243): Beter is eins to schryen dan alle tyt. (Est satius moerere semel quam flere per aevum.) 8 Ich konnte nicht schreien, sagte die Nonne, ich hatte Silentium auf. – Klosterspiegel, 37, 12. 9 Je duller geschrît, je sneller gefrît. (Braunschweig.) 10 Jo mihr sêi schrîen, jo ihre (eher) sei werrer frîen. (Mecklenburg.) – Raabe, 9; hochdeutsch bei Simrock, 2677. In der Schweiz: Je meh sie schreit, je eh sie freit, het me siner Lübtig g'seit. (Sutermeister, 34.) Von ausserordentlich betrübten Witwern und Witfrauen. Lat.: Non omnia clamans obtinebis. 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5 Es darf Schreiens, wenn man den Teufel in die Flucht jagen will. – Eiselein, 592.
Lat.: Ad daemonem deterrendum horribili voce opus est. (Eiselein, 592.)
6 Es hilft kein Schreien aus der Noth; hundert Pfund Sorgen bezahlen der Schulden kein Loth.
Lat.: Non luctu, sed remedio opus est in malis. (Sutor, 165.)
7 Es ist besser einmahl schreien, denn allzeit. – Petri, II, 255; Henisch, 323, 35.
Bei Tunnicius (1243): Beter is eins to schryen dan alle tyt. (Est satius moerere semel quam flere per aevum.)
8 Ich konnte nicht schreien, sagte die Nonne, ich hatte Silentium auf. – Klosterspiegel, 37, 12.
9 Je duller geschrît, je sneller gefrît. (Braunschweig.)
10 Jo mihr sêi schrîen, jo ihre (eher) sei werrer frîen. (Mecklenburg.) – Raabe, 9; hochdeutsch bei Simrock, 2677.
In der Schweiz: Je meh sie schreit, je eh sie freit, het me siner Lübtig g'seit. (Sutermeister, 34.) Von ausserordentlich betrübten Witwern und Witfrauen.
Lat.: Non omnia clamans obtinebis. (Eiselein, 555.)
11 Lass schreyen Raben, Frösch vnd Narren, bleib du in deinem Amt beharren. – Petri, II, 133.
12 Mit Schreien ertrotzt man nichts. – Eiselein, 555; Simrock, 9207.
13 Schrei ock immer, schrei, sagte der Bauer, als er seinen Jungen prügelte, Pfafferkuchen is kenner ne (ist kein Schlag nicht). (Oberlausitz.)
14 Schrei nicht eher: hopp, bis du über den Graben bist. – Blass, 8.
15 Schrei und schrei, der Wald hat keine Ohren.
16 Schreie nicht Juchhei, ehe du über den Graben bist.
17 Schreien hilft nicht aus der Noth.
18 Schreien ist leicht bei einer Feuersbrunst, aber Löschen ist eine schwere Kunst.
19 Schreien löscht das Feuer nicht.
Die Finnen: Schreien hilft nicht ans der Noth, das Brummen nicht in traurigen Tagen. (Bertram, 47.)
20 Schreit man gut ins Holtz, so schalt es gut herwider. – Eyering, III, 295.
21 Schrey nicht zu früe froe.
Lat.: Multa cadunt inter calicum supremaque labra. (Hauer, L2.)
22 Schrie nich: holt Fasch, du hest noch keine öm Sack. (Königsberg.)
23 Sehr geschreit, ball gefreit. (Wasungen.)
Dieser Ehemann ist beim erfolgten Tode seiner Frau in heftiges Wehklagen ausgebrochen, er wird gewiss bald wieder heirathen. Auch unter denselben Umständen von Witwen.
Lat.: Tantum post flentes flent ut sunt ante gementes. (Fallersleben, 37.)
24 Sehr schreyen vnnd wenig singen ist ein schlechter Gottesdienst. – Henisch, 1691, 28.
25 So sehr schreit, wer nach schreit als vor.
26 Wer am besten schreien kann, das ist der beste Mann.
Er gilt wenigstens in aufgeregten Zeiten, und so lange die Vernünftigen schweigen, für den besten. „Wer heutzutage nicht schreien kann, beim Handel, wie beim Singen, der fange lieber gar nicht an, denn weit wird er's nicht bringen.“
27 Wer am lautesten schreit, wird Meister.
Lat.: Absit clamor in colloquio, aut lusu. (Sutor, 908.)
28 Wer schreit, der schreie; Alte, lass uns fahren. (Lit.)
*29 Dä sgraid as en Léärspecht1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 136; Woeste, 87, 134.
1) Bei Frommann a. a. O. wird schon nach der Bedeutung des Wortes gefragt, von der ich nirgend eine Spur habe auffinden können. Bei Soest bezeichnet das ganze Wort die Fledermaus, aber wie kommt „specht“ dazu?
*30 Dä sgraied as en Pinkstfos. – Frommann, V, 162, 136.
*31 Dä sgraied as wan éäm en Mess(er) im Halse stäke. – Frommann, V, 162, 136.
*32 Dä sgraied as wan hä 'ne Klemme am Steärte (Schweif) hädde. (Iserlohn.) – Frommann, V, 162, 136.
*33 Dear schreit wie a Dachmader. – Birlinger, 711.
*34 Der schreit nach einem neuen. (Rottenburg.)
Der zerrissene Schuh nämlich.
*35 Der schreit wie ein Bär. – Birlinger, 668.
*36 Du schreyest iu, eer du vber den zaun kumbst. – Hauer, Lij2.
*37 Du schreyest zu frü fro. – Hauer, Lij2.
Lat.: Ante victoriam Eucomium canis. (Hauer, Lij2.)
*38 Er gibt mit allem seinen Schrei'n nicht so viel Wolle als ein Schwein. – Eiselein, 230.
*39 Er schreit, als ob er am Spiesse stäke. – Eiselein, 475; Braun, I, 4231; Frischbier2, 3405.
In Pommern: He schrijet, as wenn he up'n Speer steke. (Dähnert, 414b.)
Lat.: Usque ad ravim. (Erasm., 144; Philippi, II, 235.)
*40 Er schreit, als ob ihm das Messer an der Kehle stecke.
Frz.: Crier (courir) comme un perdu. – Crier les hauts cris. – Il a crié à tuë-tête. (Kritzinger, 190b.)
*41 Er schreit, als wenn das ganze Haus auf Stützen steht. – Frischbier2, 3404.
*42 Er schreit, als wenn das Haus brennt. – Frischbier2, 3404.
*43 Er schreit, als wenn ein Walfisch zum Himmel flöge.
*44 Er schreit, als wenn er um Gottes willen barbiert wird.
Ein Bauer bat einen Barbier in der Stadt, ihn „um Gottes willen“ zu barbieren, was dieser zwar that, aber mit dem stumpfsten Messer. Als er später wieder mit einem andern bei dem Barbierladen vorbeiging, hörte man ein entsetzliches Schreien darin. Der Begleiter meinte, es werde ein Bein oder Arm abgelöst. Nein, sagte der Bauer, es wird einer um Gottes willen barbiert.
*45 Er schreit, als würd' er auf dem Spiesse gebraten. – Frischbier2, 3405.
*46 Er schreit, ehe man ihn häutet, wie die Aale von Melun. (S. 49 und Aal 29.)
Engl.: You cry out before you 're hurt. (Bohn II, 155.)
It.: Ei grida pria d'esser battuto. (Bohn I, 76.)
Lat.: Ante tubam tremor artus occupat. (Novarin, 406; Binder II, 190.) – Ante tubam trepidat. (Philippi, I, 34; Seybold, 30; Eiselein, 384; Faselius, 18; Binder II, 190.)
*47 Er schreit lauter als Stentor. (S. Stentormaul.) – Eiselein, 579.
*48 Er schreit von zwölf bis Mittag.
Holl.: Hij schreit van twaalf uren tot den middag. (Harrebomée, II, 354a.)
*49 Er schreit vor dem Streich wie ein Hund. (Nürtingen.)
Lat.: Lupus ante clamorem festinat. (Binder I, 903; II, 1713.)
*50 Er schreit wie der Pater, als er die Husaren in des Klosters Reben sah. – Klosterspiegel, 73, 22.
*51 Er schreit wie die Orgel von Kretinja.
Wenn jemand sehr laut spricht. Das litauische an der preussischen Grenze gelegene Städtchen Kretinja hat ein berühmtes Bernhardinerkloster mit einer im gothischen Stile erbauten Kirche, in der sich eine Orgel befindet, welche die einzige in ganz Litauen ist und die durch ihren lauten Ton die obige Redensart veranlasst hat. (Wurzbach I, 46.)
*52 Er schreit wie ein Besessener. (Oberösterreich.)
*53 Er schreit wie ein Blinder, der seinen Stock verloren hat.
Frz.: Crier comme un aveugle qui a perdu son bâton. (Kritzinger, 45a; Lendroy, 91.)
*54 Er schreit wie ein Bock, der zu Markte geführt wird.
*55 Er schreit wie ein Dieb im Stalle.
*56 Er schreit wie ein Esel, wenn er Teig frisst. (Köthen.)
*57 Er schreit wie ein Halder (Holder). (Wien.)
*58 Er schreit wie ein Jäck (auch: Jägg). – Kirchhofer, 82; Tobler, 282.
Wenn ein Kind vor Schmerzen oder aus Furcht sehr ängstlich und laut schreit, dass man sein Angstgeschrei weit hören kann. Entweder vom Taubenheher, der in einigen Gegenden der Schweiz Jäck heisst, hergenommen, oder Spott auf den delphinischen Zug, gegen den die Eidgenossen bei St.-Jakob so tapfer stritten und den das Volk die Armagnaken oder arme Jäcken nannte. Sie machten bei ihrem Auftreten viel Rumor und wurden weit und breit gefürchtet.
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