Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] Sondern sie sollen essen, vnd gottes nicht, Sondern des narren vergessen." Aehnlich sagen die Polen: Zwei Esel sollen nicht warten auf einen: Napisano we Lwowie pod figura: lwa Nie czekaja dwoch na jednego lua. (Lipinski, 139.) 12 E steht geschriben: was nicht dein ist, lass ligen. - Franck, II, 111a; Braun, II, 274. 13 Es steht geschrieben, wo es keine Geiss ableckt und keine Krähe abhackt. - Simrock, 9199. Was verborgen bleiben soll, muss man also nicht schreiben. Im Cambrethale sagt man daher: Kluges Schweigen wurde nie geschrieben. (Un bel tacer non fu mai scritto.) (Hörmann, 21.) 14 Geschrieben ist geschrieben. - Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 48; Gaal, 489; Eiselein, 230. Das sagte schon zu Christi Zeiten der sonst so schwache Pilatus. Es bleibt dabei. Lat.: Litera scripta manet, volat irrevocabile verbum. - Quod scripsi, scripsi. 15 Geschrieben ist geschrieben; keine Kuh leckt es ab, keine Krähe kratzt es aus. - Sailer, 270. Böhm.: Co malym ptackem do knih vleti, toho nejvetsim volem nevytahnes. (Celakovsky, 343.) Frz.: Ce qui est ecrit est ecrit. - La parole s'enfuit et l'ecriture demeure. (Masson, 366.) Lat.: Verba volant et scripta manent. Poln.: Co malym ptaszkiem do ksiag wleci, tego najwiekszym wolem niewyciagniesz. (Celakovsky, 343.) 16 Ich schreib, ich treib; ich schnauff, ich lauf; ich geh, ich steh; ich sorg, ich borg; ich bau, ich schau; ich fass, ich pass; ich hüt, ich brüt; ich trag, ich jag; ich setz, ich wetz; ich wacht, ich tracht; ich schab, ich grab Tag und Nacht, früh und spat; es will doch nichts erklecken. - Chaos, 459. Klage eines Hausvaters, der eine starke Familie hat, welche so viel verzehrt, als kaum verdient werden kann, wo "die Kinder stehen nach einander wie eine Orgel und pfeifen um Brot". 17 Lern schreiben, singen vnd studir, so wird für Armuth Reichthumb dir. - Petri, II, 436. 18 Man schreibt gern das Beste von sich. Die Türken: Kein Schreiber schreibt schlimm von sich selbst. (Schlechta, 474.) 19 Mit schreiben Schand braten. - Schottel, 1119a. 20 Niemand schreibt die Wohlthaten im Kalender auf. 21 Schreib ein X für ein U, so kommst du mit der Rechnung zu. 22 Schreibe, so lernest schreiben. - Gruter, I, 64; Petri, II, 532. Frz.: En forgeant on devient forgeron. (Gaal, 1565.) - On ne peut faire qu'en faisant. Ung.: Megtanit a' piatz vasartani. 23 Schreiben fordert mehr Verstand als reden. - Wirth, II, 409. 24 Schreiben ist das Paradies eines Schriftstellers, Durchlesen und Verbessern das Fegefeuer, und die Correcturen lesen die Hölle. - Einfälle, 180. 25 Schreiben, Rechnen, Singen soll ein Knab' (Kind, man) aus der Schule bringen. - Pistor., X, 91; Simrock, 9187. 26 Schreiben thut bleiben. - Körte, 5395. In Schaffhausen: Schrybe thut blybe. (Schweiz, II, 168, 23; Sutermeister, 128.) 27 Verständlich schreiben und bedächtlich reden seynd zwey gute Stück. - Chaos, 1106. 28 Was geschrieben ist, das ist geschrieben, man kann's mit keinem Schwamm wegwischen. Böhm.: Co jest psano, ma byti dano. (Celakovsky, 347.) - Co napsano perem, nevyhladis toporem. (Celakovsky, 343.) 29 Was man schreibet, das bleibet. - Petri, II, 604; Henisch, 414, 32; Eisenhart, I, 20; Eiselein, 555; Simrock, 9188; Pistor., X, 90; Gaal, 1391; Graf, 458, 538; Braun, I, 3973. In Pommern: Wat schrifft, dat blivt. (Dähnert, 414b.) Durch Urkunden und Briefschaften kann der Beweis einer Sache am leichtesten geführt werden. Wer eine Handschrift ausgestellt hat, muss es sich auch gefallen lassen, wenn man sich derselben zum Beweise gegen ihn bedient. Um so sicherer ist das Zeugniss, welches gerichtliche Urkunden und Protokolle abgeben. Frz.: La parole vole, et l'ecriture demeure. (Gaal, 1391.) Lat.: Vox audita perit, litera scripta manet. (Eiselein, 555; Gaal, 1391; Philippi, II, 261.) [Spaltenumbruch] 30 Wat schrift, dat kliwwt. (Oldenburg.) - Goldschmidt, 92; Kern, 1472; für Lippe: Firmenich, I, 267. Was geschrieben, das klebet oder steht fest. Das Sprichwort empfiehlt, um Einbusse und Verluste aller Art zu vermeiden, statt mündlicher Verabredungen schriftliche Abkommen zu treffen und dem unsichern und anfechtbaren Gedächtnisse durch dauernde Aufzeichnungen zur Hilfe zu kommen. Schambach (II, 436) drückt das Sprichwort hochdeutsch durch: Was schreibt, das gedeiht, aus. Wenn nun auch "gedeihen" ein Haften und Klebenbleiben voraussetzt, so scheint nach Stürenburg (111b) doch eine Verwechslung zwischen kliven = kleiben, kleben, haften und klivern = gedeihen, genesen u. s. w. stattzufinden. Es handelt sich auch beim Schreiben nicht um das Gedeihen, sondern um das Haftenbleiben des Stoffs, dessen man sich beim Schreiben bedient. 31 Wat schriwt, dat bliwt, segt de Bauer. (Hildesheim.) - Hoefer, 115. 32 Wecker (wer) schrivt, de blivt. (Strelitz.) - Firmenich, I, 70, 3. 33 Well der (wer da) schriw, de der bliw. (Münster.) - Firmenich, I, 297, 9; für Seehausen: Firmenich, III, 121, 1. Wichtiges soll man nicht dem Gedächtniss allein anvertrauen. 34 Wer nig schrivt, de nig blivt. (Holst.) - Schütze, IV, 71; Schambach, II, 656. Wer ein behaltener Mann bleiben will, muss über Ausgabe und Einnahme ordentlich Buch halten. 35 Wer schrift, de gift. (Seehausen.) - Firmenich, III, 121, 2. Empfiehlt Vorsicht beim Unterschreiben. *36 Das schreibe (mit schwarzer Kreide) in den Schornstein. - Frischbier2, 3395. *37 Das steht nirgends geschrieben. - Braun, II, 495. *38 Das steht nirgends geschrieben noch gedruckt. - Eiselein, 230. Lat.: Neque fictum, neque pictum, neque scriptum. (Eiselein, 230.) *39 Dat schriew möt Kahle ön e Schornsten. - Frischbier2, 3400. *40 Dat schriew möt Kreid an de Wand. - Frischbier2, 3400. In demselben Sinne, um zu sagen: übergib es der Vergessenheit; die Wände sind in der Regel weiss angestrichen. *41 Dear schreibt en guate Stiefel. (Ulm.) *42 Ementern äst schreiwen, date sich et net eangdern Spägel wit hen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, VI, 175, 169. Jemand etwas schreiben, dass er sich es nicht unter den Spiegel wird hängen; also derb. *43 Er cha schriba (oder schwätza) wien Landama. - Tobler, 291. Er kann sehr gut schreiben oder reden. Diese Redensart erinnert an die Zeiten, in denen die Schreibkunst eine seltene war und sich besonders zu den Ammännern flüchtete. *44 Er kann schreiben, aber keine Federn schneiden. Er ist auf seinem Platze, wenn es sich um Ausführung eines vorbereiteten Unternehmens handelt, sein Boden ist der praktische nach Goethe's Wort (in einem Briefe an Herder): "Dreingreifen, packen ist das Wesen jeder Meisterschaft." *45 Er kann schreiben wie ein Teufel und lesen wie ein Esel. - Frischbier2, 3396. *46 Er schreibt (arbeitet, näht, spinnt u. s. w.), dass ein Auge das andere nicht sieht. (Schles.) Sehr emsig, angestrengt. *47 Er schreibt mit der Krähe um die Wette. In Krähenfüssen, sehr unleserlich. Jüdisch- deutsch: Schreiben a Teschrek. Teschrek heisst das Alphabet in umgekehrter Ordnung, d. i. unleserlich und unorthographisch. *48 Er schreibt mit Scheidewasser. Sehr scharf. Lat.: Dentata charta. (Faselius, 61.) *49 Er schreibt wie der Worem toschet1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Vom polnischen Toczyc = nagen. - Er schreibt kalligraphisch sehr regelmässig, wie der Holzwurm gleichmässige runde Löcher bohrt. *50 Er schreibt wie (in Kupfer) gestochen. - Frischbier2, 3397.
[Spaltenumbruch] Sondern sie sollen essen, vnd gottes nicht, Sondern des narren vergessen.“ Aehnlich sagen die Polen: Zwei Esel sollen nicht warten auf einen: Napisano we Lwowie pod figura: lwa Nie czekają dwóch na jednego lua. (Lipiński, 139.) 12 E steht geschriben: was nicht dein ist, lass ligen. – Franck, II, 111a; Braun, II, 274. 13 Es steht geschrieben, wo es keine Geiss ableckt und keine Krähe abhackt. – Simrock, 9199. Was verborgen bleiben soll, muss man also nicht schreiben. Im Cambrethale sagt man daher: Kluges Schweigen wurde nie geschrieben. (Un bel tacer non fù mai scritto.) (Hörmann, 21.) 14 Geschrieben ist geschrieben. – Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 48; Gaal, 489; Eiselein, 230. Das sagte schon zu Christi Zeiten der sonst so schwache Pilatus. Es bleibt dabei. Lat.: Litera scripta manet, volat irrevocabile verbum. – Quod scripsi, scripsi. 15 Geschrieben ist geschrieben; keine Kuh leckt es ab, keine Krähe kratzt es aus. – Sailer, 270. Böhm.: Co malým ptáčkem do knih vletí, toho nejvĕtším volem nevytáhneš. (Čelakovský, 343.) Frz.: Ce qui est écrit est écrit. – La parole s'enfuit et l'écriture demeure. (Masson, 366.) Lat.: Verba volant et scripta manent. Poln.: Co małym ptaszkiem do ksiąg wleci, tego największym wołem niewyciągniesz. (Čelakovský, 343.) 16 Ich schreib, ich treib; ich schnauff, ich lauf; ich geh, ich steh; ich sorg, ich borg; ich bau, ich schau; ich fass, ich pass; ich hüt, ich brüt; ich trag, ich jag; ich setz, ich wetz; ich wacht, ich tracht; ich schab, ich grab Tag und Nacht, früh und spat; es will doch nichts erklecken. – Chaos, 459. Klage eines Hausvaters, der eine starke Familie hat, welche so viel verzehrt, als kaum verdient werden kann, wo „die Kinder stehen nach einander wie eine Orgel und pfeifen um Brot“. 17 Lern schreiben, singen vnd studir, so wird für Armuth Reichthumb dir. – Petri, II, 436. 18 Man schreibt gern das Beste von sich. 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(Eiselein, 555; Gaal, 1391; Philippi, II, 261.) [Spaltenumbruch] 30 Wat schrift, dat kliwwt. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 92; Kern, 1472; für Lippe: Firmenich, I, 267. Was geschrieben, das klebet oder steht fest. Das Sprichwort empfiehlt, um Einbusse und Verluste aller Art zu vermeiden, statt mündlicher Verabredungen schriftliche Abkommen zu treffen und dem unsichern und anfechtbaren Gedächtnisse durch dauernde Aufzeichnungen zur Hilfe zu kommen. Schambach (II, 436) drückt das Sprichwort hochdeutsch durch: Was schreibt, das gedeiht, aus. Wenn nun auch „gedeihen“ ein Haften und Klebenbleiben voraussetzt, so scheint nach Stürenburg (111b) doch eine Verwechslung zwischen kliven = kleiben, kleben, haften und klivern = gedeihen, genesen u. s. w. stattzufinden. Es handelt sich auch beim Schreiben nicht um das Gedeihen, sondern um das Haftenbleiben des Stoffs, dessen man sich beim Schreiben bedient. 31 Wat schriwt, dat bliwt, segt de Bûer. 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Sondern sie sollen essen, vnd gottes nicht, Sondern des narren vergessen.“ Aehnlich sagen die Polen: Zwei Esel sollen nicht warten auf einen: Napisano we Lwowie pod figura: lwa Nie czekają dwóch na jednego lua. (Lipiński, 139.)
12 E steht geschriben: was nicht dein ist, lass ligen. – Franck, II, 111a; Braun, II, 274.
13 Es steht geschrieben, wo es keine Geiss ableckt und keine Krähe abhackt. – Simrock, 9199.
Was verborgen bleiben soll, muss man also nicht schreiben. Im Cambrethale sagt man daher: Kluges Schweigen wurde nie geschrieben. (Un bel tacer non fù mai scritto.) (Hörmann, 21.)
14 Geschrieben ist geschrieben. – Gruter, III, 43; Lehmann, II, 236, 48; Gaal, 489; Eiselein, 230.
Das sagte schon zu Christi Zeiten der sonst so schwache Pilatus. Es bleibt dabei.
Lat.: Litera scripta manet, volat irrevocabile verbum. – Quod scripsi, scripsi.
15 Geschrieben ist geschrieben; keine Kuh leckt es ab, keine Krähe kratzt es aus. – Sailer, 270.
Böhm.: Co malým ptáčkem do knih vletí, toho nejvĕtším volem nevytáhneš. (Čelakovský, 343.)
Frz.: Ce qui est écrit est écrit. – La parole s'enfuit et l'écriture demeure. (Masson, 366.)
Lat.: Verba volant et scripta manent.
Poln.: Co małym ptaszkiem do ksiąg wleci, tego największym wołem niewyciągniesz. (Čelakovský, 343.)
16 Ich schreib, ich treib; ich schnauff, ich lauf; ich geh, ich steh; ich sorg, ich borg; ich bau, ich schau; ich fass, ich pass; ich hüt, ich brüt; ich trag, ich jag; ich setz, ich wetz; ich wacht, ich tracht; ich schab, ich grab Tag und Nacht, früh und spat; es will doch nichts erklecken. – Chaos, 459.
Klage eines Hausvaters, der eine starke Familie hat, welche so viel verzehrt, als kaum verdient werden kann, wo „die Kinder stehen nach einander wie eine Orgel und pfeifen um Brot“.
17 Lern schreiben, singen vnd studir, so wird für Armuth Reichthumb dir. – Petri, II, 436.
18 Man schreibt gern das Beste von sich.
Die Türken: Kein Schreiber schreibt schlimm von sich selbst. (Schlechta, 474.)
19 Mit schreiben Schand braten. – Schottel, 1119a.
20 Niemand schreibt die Wohlthaten im Kalender auf.
21 Schreib ein X für ein U, so kommst du mit der Rechnung zu.
22 Schreibe, so lernest schreiben. – Gruter, I, 64; Petri, II, 532.
Frz.: En forgeant on devient forgeron. (Gaal, 1565.) – On ne peut faire qu'en faisant.
Ung.: Megtanít a' piatz vásártani.
23 Schreiben fordert mehr Verstand als reden. – Wirth, II, 409.
24 Schreiben ist das Paradies eines Schriftstellers, Durchlesen und Verbessern das Fegefeuer, und die Correcturen lesen die Hölle. – Einfälle, 180.
25 Schreiben, Rechnen, Singen soll ein Knab' (Kind, man) aus der Schule bringen. – Pistor., X, 91; Simrock, 9187.
26 Schreiben thut bleiben. – Körte, 5395.
In Schaffhausen: Schrybe thut blybe. (Schweiz, II, 168, 23; Sutermeister, 128.)
27 Verständlich schreiben und bedächtlich reden seynd zwey gute Stück. – Chaos, 1106.
28 Was geschrieben ist, das ist geschrieben, man kann's mit keinem Schwamm wegwischen.
Böhm.: Co jest psáno, má býti dáno. (Čelakovský, 347.) – Co napsáno pérem, nevyhladíš toporem. (Čelakovský, 343.)
29 Was man schreibet, das bleibet. – Petri, II, 604; Henisch, 414, 32; Eisenhart, I, 20; Eiselein, 555; Simrock, 9188; Pistor., X, 90; Gaal, 1391; Graf, 458, 538; Braun, I, 3973.
In Pommern: Wat schrifft, dat blivt. (Dähnert, 414b.) Durch Urkunden und Briefschaften kann der Beweis einer Sache am leichtesten geführt werden. Wer eine Handschrift ausgestellt hat, muss es sich auch gefallen lassen, wenn man sich derselben zum Beweise gegen ihn bedient. Um so sicherer ist das Zeugniss, welches gerichtliche Urkunden und Protokolle abgeben.
Frz.: La parole vole, et l'écriture demeure. (Gaal, 1391.)
Lat.: Vox audita perit, litera scripta manet. (Eiselein, 555; Gaal, 1391; Philippi, II, 261.)
30 Wat schrift, dat kliwwt. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 92; Kern, 1472; für Lippe: Firmenich, I, 267.
Was geschrieben, das klebet oder steht fest. Das Sprichwort empfiehlt, um Einbusse und Verluste aller Art zu vermeiden, statt mündlicher Verabredungen schriftliche Abkommen zu treffen und dem unsichern und anfechtbaren Gedächtnisse durch dauernde Aufzeichnungen zur Hilfe zu kommen. Schambach (II, 436) drückt das Sprichwort hochdeutsch durch: Was schreibt, das gedeiht, aus. Wenn nun auch „gedeihen“ ein Haften und Klebenbleiben voraussetzt, so scheint nach Stürenburg (111b) doch eine Verwechslung zwischen kliven = kleiben, kleben, haften und klivern = gedeihen, genesen u. s. w. stattzufinden. Es handelt sich auch beim Schreiben nicht um das Gedeihen, sondern um das Haftenbleiben des Stoffs, dessen man sich beim Schreiben bedient.
31 Wat schriwt, dat bliwt, segt de Bûer. (Hildesheim.) – Hoefer, 115.
32 Wecker (wer) schrivt, de blivt. (Strelitz.) – Firmenich, I, 70, 3.
33 Well der (wer da) schriw, de der bliw. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 9; für Seehausen: Firmenich, III, 121, 1.
Wichtiges soll man nicht dem Gedächtniss allein anvertrauen.
34 Wer nig schrivt, de nig blivt. (Holst.) – Schütze, IV, 71; Schambach, II, 656.
Wer ein behaltener Mann bleiben will, muss über Ausgabe und Einnahme ordentlich Buch halten.
35 Wer schrift, de gift. (Seehausen.) – Firmenich, III, 121, 2.
Empfiehlt Vorsicht beim Unterschreiben.
*36 Das schreibe (mit schwarzer Kreide) in den Schornstein. – Frischbier2, 3395.
*37 Das steht nirgends geschrieben. – Braun, II, 495.
*38 Das steht nirgends geschrieben noch gedruckt. – Eiselein, 230.
Lat.: Neque fictum, neque pictum, neque scriptum. (Eiselein, 230.)
*39 Dat schriew möt Kahle ön e Schornstên. – Frischbier2, 3400.
*40 Dat schriew möt Krîd an de Wand. – Frischbier2, 3400.
In demselben Sinne, um zu sagen: übergib es der Vergessenheit; die Wände sind in der Regel weiss angestrichen.
*41 Dear schreibt en guate Stiefel. (Ulm.)
*42 Ementern äst schreiwen, date sich et net eangdern Spägel wit hên. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, VI, 175, 169.
Jemand etwas schreiben, dass er sich es nicht unter den Spiegel wird hängen; also derb.
*43 Er cha schriba (oder schwätza) wien Landama. – Tobler, 291.
Er kann sehr gut schreiben oder reden. Diese Redensart erinnert an die Zeiten, in denen die Schreibkunst eine seltene war und sich besonders zu den Ammännern flüchtete.
*44 Er kann schreiben, aber keine Federn schneiden.
Er ist auf seinem Platze, wenn es sich um Ausführung eines vorbereiteten Unternehmens handelt, sein Boden ist der praktische nach Goethe's Wort (in einem Briefe an Herder): „Dreingreifen, packen ist das Wesen jeder Meisterschaft.“
*45 Er kann schreiben wie ein Teufel und lesen wie ein Esel. – Frischbier2, 3396.
*46 Er schreibt (arbeitet, näht, spinnt u. s. w.), dass ein Auge das andere nicht sieht. (Schles.)
Sehr emsig, angestrengt.
*47 Er schreibt mit der Krähe um die Wette.
In Krähenfüssen, sehr unleserlich. Jüdisch- deutsch: Schreiben a Teschrek. Teschrek heisst das Alphabet in umgekehrter Ordnung, d. i. unleserlich und unorthographisch.
*48 Er schreibt mit Scheidewasser.
Sehr scharf.
Lat.: Dentata charta. (Faselius, 61.)
*49 Er schreibt wie der Worem toschet1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Vom polnischen Toczyć = nagen. – Er schreibt kalligraphisch sehr regelmässig, wie der Holzwurm gleichmässige runde Löcher bohrt.
*50 Er schreibt wie (in Kupfer) gestochen. – Frischbier2, 3397.
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