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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 30 Eine Schlange, welcher der Reiter zu hoch ist, sticht das Pferd.

31 Einer schlafenden Schlange muss man nicht auf den Schwanz treten. - Schlechta, 104.

32 Einer Schlange, die stechen will, muss man aus dem Wege gehen.

Den Gedanken: Wer wird so thöricht sein, eine Gefahr nicht abzuwehren, wenn er's vermag, drücken die englischen Neger in Surinam durch das Sprichwort aus: Wer wird nach einer Schlange, die beissen will, nicht mit dem Stocke schlagen. (Wullschlägel.)

33 Einer Schlange, die stechen will, muss man den Kopf zertreten.

Dän.: Spar ei den slange, som dig vil draebe. (Prov. dan., 524.)

34 Es ist besser, man hab einer Schlangen Kopff, als eines Löwen Schwantz. - Lehmann, 68, 9.

35 Es ist nicht jede Schlange todt, die starrt.

36 Hat sich die Schlange ins Paradies eingeschlichen, so ruht sie nicht eher, als bis sie Adam hinausgebissen hat.

37 Je böser die Schlange, je besser sind ihre Löcher. - Altmann V, 119.

38 Jede Schlange hat ihr eigen Gift.

It.: Ogni serpe ha il suo veleno. (Pazzaglia, 394, 2.)

39 Keine Schlange frisst sich selbst.

Gegen die, so wider ihre eigene Familie, ihr Vaterland, ihre Freunde und Glaubensgenossen feindselig handeln.

Böhm.: Ani had svych strev nesezira. (Celakovsky, 185.)

40 Man muss auf keine Schlange treten, die schläft.

41 Man muss die Schlange erst fangen, ehe man ihr die Haut abziehen kann.

Aehnlich russisch Altmann VI, 471.

42 Nicht jede Schlange hat Giftzähne.

In Abyssinien sagt man: Nicht jede Schlange ist eine Boa, aber der Feige hält jede dafür. Die Russen: Es ist nicht jegliche Schlange eine giftige, man thut aber gut, jede dafür anzusehen. (Altmann VI, 428.)

43 Nicht jede Schlange sticht aus Hunger.

44 Schlangen schleichen, Tauben fliegen. - Luther, 261; Simrock, 9064; Körte, 5333.

45 Schlangen zeugen keine Täublein.

Dän.: Udaf ögle-aeg kommer ögle-unger. ( Prov. dan., 353.)

46 Ueber der Schlange Kopf und die Bosheit eines Weibes ist nichts.

47 Wann ein schlang die ander nit fress, so würde kein Drach drauss. - Gruter, I, 73; Petri, II, 653; Henisch, 739, 55; Simrock, 9066; Körte, 5334; Winckler, II, 1.

"Es hat Philippus (Melanchthon) vil jar her ein sonder Sprichwort stets im maul gehabt: Wan ein Schlang nicht die andere frist, so wird sie kein Drach. Das meint er also: Wenn ein Gelehrter Mann nicht den andern vntertrücket, so wirt er nicht ein Hochberühmter Mann, das hat er am Luther, wie der Brieff Philippi an Carlwitz zeugt, vnd an mir, wie dieses Büchlein beweiset, gewaltigklich versucht vnd noch nichts aussgerichtet u. s. w." (Andreas Osiander, Widerlegung der vngegrundten, vndienstlichen Antwort Philippi Melanchthons u. s. w. Konigsperg M. D. Lij., S. 6, vom Ende der Schrift gezählt.)

48 Was nützt es, eine Schlange tödten, wenn man ihre Jungen pflegt.

49 Was zur Schlange geboren, verliert das Gift nicht.

50 Wei de Schlangen in der Weige erdrücket, deün steäket se im Oller nit. (Sauerland.)

51 Wen eine Schlange gebissen, den erschreckt eine Eidechse (Raupe).

Ein rabbinischer Spruch: Wen einmal gebissen eine Schlange, den macht später jede Wunde bange. (Ehrmann, 148.)

Engl.: He that has been bitten by a serpent, is afraid of a rope. (Gaal, 1001.)

It.: Chi dalla serpe e punto ha paura dalla lacertola. (Gaal, 986.)

52 Wen eine Schlange gebissen hat, der erschrickt vorm kleinsten Strick. - Jüd. Volksbl., 1847, S. 147.

Die Russen: Nach welchem einmal das Krokodil geschnappt hat, der fürchtet sich auch vor den Eidechsen. (Altmann VI, 469.)

[Spaltenumbruch] 53 Wen eine Schlange liebt, der mag sie als Halsband tragen. - Burckhardt, 16.

Wem gefährliche Menschen ihre Zuneigung zu erkennen geben, der mag sich um ihre Freundschaft bewerben.

54 Wenn die Schlang den Kopff ins Loch gebrach hat, so wischt sie bald mit dem Schwantz hinnach. - Petri, II, 646.

55 Wenn die Schlange anfängt zu zischen, der Hund zu knurren und die Hure zu weinen; so will die erste stechen, der andere beissen und die dritte beschmeissen. - Chaos, 548; Winckler, I, 63.

Holl.: Als de slang begint te hitsen, wil zij steken. (Harrebomee, II, 272b.)

56 Wenn die Schlange in einen andern Balg kriecht, ist's immer wieder ein Schlangenbalg. - Altmann V, 119.

57 Wenn die Schlange nicht Schlangen frässe, so könnte kein Drache aus ihr werden.

Holl.: Als de slang geene slang verslindt, wordt ze geen draak. (Harrebomee, II, 272b.)

58 Wenn die Schlange zu giftig ist, gibt ihr Gott eine Klapper. (Abyssinien.)

59 Wenn die Schlangen Flügel hätten, wäre es um die Spatzen geschehen.

Die Russen: Es gäbe längst schon keine Sperlinge mehr, hätten die Schlangen Flügel. (Altmann VI, 478.)

60 Wer ein halb todt Schlang im Busen trägt, der hat einen tödtlichen stich zu gewarten. - Lehmann, 147, 39.

61 Wer ein Schlang im Busen ernehret, der wirt mit gifft belohnet. - Lehmann, 812, 26.

Dän.: Hvo som opklekker en slange i skjöder bliver lönnet med givt. (Prov. dan., 511.)

Engl.: Save a thief from the gallows and he'll cut your throat. (Gaal, 1569.)

Frz.: Otez un vilain du gibet, il vous y mettra. (Gaal, 1569.)

It.: Chi si alleva il serpe in seno e pagato di veleno. (Gaal, 1570.)

62 Wer eine Schlang' will tödten, muss ihr den Kopf zertreten.

Böhm.: Kdo chce hada umoriti, po hlave ho musi biti. (Celakovsky, 31.)

Kroat.: Ki ce kacu umoriti, po glavi ja mora biti. (Celakovsky, 31.)

63 Wer eine Schlange aufzieht, dem wird mit Gift gelohnt. - Winckler, XX, 80.

It.: Chi s' avezza il serpe in seno e pegato di veleno. (Pazzaglia, 347, 3.)

Lat.: Serpens, nisi edat serpentem, draco non fiet. (Philippi, II, 179.)

64 Wer eine Schlange fangen will, muss selber ins Gebüsch gehen. - Altmann VI, 428.

65 Wer eine Schlange hegt, darf sich nicht wundern, wenn er gestochen wird.

Böhm.: Necht hada jak drzis vzdy zle obe utrzis. (Celakovsky, 32.)

66 Wer eine Schlange heute tödten kann, muss sie nicht bis morgen leben lan.

67 Wer eine Schlange im Busen wärmt, der wird von ihr gebissen.

Lat.: Qui volucrem nutrit, pro munere stercus habebit. (Binder II, 2824; Neander, 306.)

68 Wer einmal von einer Schlang gebissen worden ist, der fürchtet auch die Eydechsen. - Lehmann, 68, 8; Winckler, XII, 80.

Böhm.: Koho had ustknul, i jesterky (hlisty) se boji. (Celakovsky, 194.)

Ill.: Koga je zmija upeklali, gusterice se boji. (Celakovsky, 194.)

Krain.: Kogar kaca pici, se zvite vervi boji. (Celakovsky, 194.)

Kroat.: Koga kaea vpici, i guscera se boji. (Celakovsky, 194.)

69 Wer Schlangen jagt, muss sich auf Land und Wasser versehen.

70 Wer Schlangen pflegt, den werden Schlangen stechen.

Vgl. Ueber göttliche Verehrung der Schlangen im Magazin für die Lit. des Auslandes, 1833, Nr. 15. Die Russen: Wer eine Schlange hegt, der erwartet nichts anderes, als dass er gestochen werde. (Altmann V, 82.)

[Spaltenumbruch] 30 Eine Schlange, welcher der Reiter zu hoch ist, sticht das Pferd.

31 Einer schlafenden Schlange muss man nicht auf den Schwanz treten.Schlechta, 104.

32 Einer Schlange, die stechen will, muss man aus dem Wege gehen.

Den Gedanken: Wer wird so thöricht sein, eine Gefahr nicht abzuwehren, wenn er's vermag, drücken die englischen Neger in Surinam durch das Sprichwort aus: Wer wird nach einer Schlange, die beissen will, nicht mit dem Stocke schlagen. (Wullschlägel.)

33 Einer Schlange, die stechen will, muss man den Kopf zertreten.

Dän.: Spar ei den slange, som dig vil dræbe. (Prov. dan., 524.)

34 Es ist besser, man hab einer Schlangen Kopff, als eines Löwen Schwantz.Lehmann, 68, 9.

35 Es ist nicht jede Schlange todt, die starrt.

36 Hat sich die Schlange ins Paradies eingeschlichen, so ruht sie nicht eher, als bis sie Adam hinausgebissen hat.

37 Je böser die Schlange, je besser sind ihre Löcher.Altmann V, 119.

38 Jede Schlange hat ihr eigen Gift.

It.: Ogni serpe ha il suo veleno. (Pazzaglia, 394, 2.)

39 Keine Schlange frisst sich selbst.

Gegen die, so wider ihre eigene Familie, ihr Vaterland, ihre Freunde und Glaubensgenossen feindselig handeln.

Böhm.: Ani had svých střev nesežírá. (Čelakovsky, 185.)

40 Man muss auf keine Schlange treten, die schläft.

41 Man muss die Schlange erst fangen, ehe man ihr die Haut abziehen kann.

Aehnlich russisch Altmann VI, 471.

42 Nicht jede Schlange hat Giftzähne.

In Abyssinien sagt man: Nicht jede Schlange ist eine Boa, aber der Feige hält jede dafür. Die Russen: Es ist nicht jegliche Schlange eine giftige, man thut aber gut, jede dafür anzusehen. (Altmann VI, 428.)

43 Nicht jede Schlange sticht aus Hunger.

44 Schlangen schleichen, Tauben fliegen.Luther, 261; Simrock, 9064; Körte, 5333.

45 Schlangen zeugen keine Täublein.

Dän.: Udaf øgle-æg kommer øgle-unger. ( Prov. dan., 353.)

46 Ueber der Schlange Kopf und die Bosheit eines Weibes ist nichts.

47 Wann ein schlang die ander nit fress, so würde kein Drach drauss.Gruter, I, 73; Petri, II, 653; Henisch, 739, 55; Simrock, 9066; Körte, 5334; Winckler, II, 1.

„Es hat Philippus (Melanchthon) vil jar her ein sonder Sprichwort stets im maul gehabt: Wan ein Schlang nicht die andere frist, so wird sie kein Drach. Das meint er also: Wenn ein Gelehrter Mann nicht den andern vntertrücket, so wirt er nicht ein Hochberühmter Mann, das hat er am Luther, wie der Brieff Philippi an Carlwitz zeugt, vnd an mir, wie dieses Büchlein beweiset, gewaltigklich versucht vnd noch nichts aussgerichtet u. s. w.“ (Andreas Osiander, Widerlegung der vngegrundten, vndienstlichen Antwort Philippi Melanchthons u. s. w. Konigsperg M. D. Lij., S. 6, vom Ende der Schrift gezählt.)

48 Was nützt es, eine Schlange tödten, wenn man ihre Jungen pflegt.

49 Was zur Schlange geboren, verliert das Gift nicht.

50 Wei de Schlangen in der Wéige erdrücket, déün steäket se im Oller nit. (Sauerland.)

51 Wen eine Schlange gebissen, den erschreckt eine Eidechse (Raupe).

Ein rabbinischer Spruch: Wen einmal gebissen eine Schlange, den macht später jede Wunde bange. (Ehrmann, 148.)

Engl.: He that has been bitten by a serpent, is afraid of a rope. (Gaal, 1001.)

It.: Chi dalla serpe è punto ha paura dalla lacertola. (Gaal, 986.)

52 Wen eine Schlange gebissen hat, der erschrickt vorm kleinsten Strick.Jüd. Volksbl., 1847, S. 147.

Die Russen: Nach welchem einmal das Krokodil geschnappt hat, der fürchtet sich auch vor den Eidechsen. (Altmann VI, 469.)

[Spaltenumbruch] 53 Wen eine Schlange liebt, der mag sie als Halsband tragen.Burckhardt, 16.

Wem gefährliche Menschen ihre Zuneigung zu erkennen geben, der mag sich um ihre Freundschaft bewerben.

54 Wenn die Schlang den Kopff ins Loch gebrach hat, so wischt sie bald mit dem Schwantz hinnach.Petri, II, 646.

55 Wenn die Schlange anfängt zu zischen, der Hund zu knurren und die Hure zu weinen; so will die erste stechen, der andere beissen und die dritte beschmeissen.Chaos, 548; Winckler, I, 63.

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57 Wenn die Schlange nicht Schlangen frässe, so könnte kein Drache aus ihr werden.

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58 Wenn die Schlange zu giftig ist, gibt ihr Gott eine Klapper. (Abyssinien.)

59 Wenn die Schlangen Flügel hätten, wäre es um die Spatzen geschehen.

Die Russen: Es gäbe längst schon keine Sperlinge mehr, hätten die Schlangen Flügel. (Altmann VI, 478.)

60 Wer ein halb todt Schlang im Busen trägt, der hat einen tödtlichen stich zu gewarten.Lehmann, 147, 39.

61 Wer ein Schlang im Busen ernehret, der wirt mit gifft belohnet.Lehmann, 812, 26.

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Böhm.: Kdo chce hada umořiti, po hlavĕ ho musí bití. (Čelakovsky, 31.)

Kroat.: Ki će kaću umoriti, po glavi ja mora biti. (Čelakovsky, 31.)

63 Wer eine Schlange aufzieht, dem wird mit Gift gelohnt.Winckler, XX, 80.

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64 Wer eine Schlange fangen will, muss selber ins Gebüsch gehen.Altmann VI, 428.

65 Wer eine Schlange hegt, darf sich nicht wundern, wenn er gestochen wird.

Böhm.: Necht hada jak držíš vždy zlé obĕ utržíš. (Čelakovsky, 32.)

66 Wer eine Schlange heute tödten kann, muss sie nicht bis morgen leben lan.

67 Wer eine Schlange im Busen wärmt, der wird von ihr gebissen.

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68 Wer einmal von einer Schlang gebissen worden ist, der fürchtet auch die Eydechsen.Lehmann, 68, 8; Winckler, XII, 80.

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Ill.: Koga je zmija upeklali, gušterice se boji. (Čelakovsky, 194.)

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Kroat.: Koga kaĕa vpiči, i guščera se boji. (Čelakovsky, 194.)

69 Wer Schlangen jagt, muss sich auf Land und Wasser versehen.

70 Wer Schlangen pflegt, den werden Schlangen stechen.

Vgl. Ueber göttliche Verehrung der Schlangen im Magazin für die Lit. des Auslandes, 1833, Nr. 15. Die Russen: Wer eine Schlange hegt, der erwartet nichts anderes, als dass er gestochen werde. (Altmann V, 82.)

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[[112]/0118] 30 Eine Schlange, welcher der Reiter zu hoch ist, sticht das Pferd. 31 Einer schlafenden Schlange muss man nicht auf den Schwanz treten. – Schlechta, 104. 32 Einer Schlange, die stechen will, muss man aus dem Wege gehen. Den Gedanken: Wer wird so thöricht sein, eine Gefahr nicht abzuwehren, wenn er's vermag, drücken die englischen Neger in Surinam durch das Sprichwort aus: Wer wird nach einer Schlange, die beissen will, nicht mit dem Stocke schlagen. (Wullschlägel.) 33 Einer Schlange, die stechen will, muss man den Kopf zertreten. Dän.: Spar ei den slange, som dig vil dræbe. (Prov. dan., 524.) 34 Es ist besser, man hab einer Schlangen Kopff, als eines Löwen Schwantz. – Lehmann, 68, 9. 35 Es ist nicht jede Schlange todt, die starrt. 36 Hat sich die Schlange ins Paradies eingeschlichen, so ruht sie nicht eher, als bis sie Adam hinausgebissen hat. 37 Je böser die Schlange, je besser sind ihre Löcher. – Altmann V, 119. 38 Jede Schlange hat ihr eigen Gift. It.: Ogni serpe ha il suo veleno. (Pazzaglia, 394, 2.) 39 Keine Schlange frisst sich selbst. Gegen die, so wider ihre eigene Familie, ihr Vaterland, ihre Freunde und Glaubensgenossen feindselig handeln. Böhm.: Ani had svých střev nesežírá. (Čelakovsky, 185.) 40 Man muss auf keine Schlange treten, die schläft. 41 Man muss die Schlange erst fangen, ehe man ihr die Haut abziehen kann. Aehnlich russisch Altmann VI, 471. 42 Nicht jede Schlange hat Giftzähne. In Abyssinien sagt man: Nicht jede Schlange ist eine Boa, aber der Feige hält jede dafür. Die Russen: Es ist nicht jegliche Schlange eine giftige, man thut aber gut, jede dafür anzusehen. (Altmann VI, 428.) 43 Nicht jede Schlange sticht aus Hunger. 44 Schlangen schleichen, Tauben fliegen. – Luther, 261; Simrock, 9064; Körte, 5333. 45 Schlangen zeugen keine Täublein. Dän.: Udaf øgle-æg kommer øgle-unger. ( Prov. dan., 353.) 46 Ueber der Schlange Kopf und die Bosheit eines Weibes ist nichts. 47 Wann ein schlang die ander nit fress, so würde kein Drach drauss. – Gruter, I, 73; Petri, II, 653; Henisch, 739, 55; Simrock, 9066; Körte, 5334; Winckler, II, 1. „Es hat Philippus (Melanchthon) vil jar her ein sonder Sprichwort stets im maul gehabt: Wan ein Schlang nicht die andere frist, so wird sie kein Drach. Das meint er also: Wenn ein Gelehrter Mann nicht den andern vntertrücket, so wirt er nicht ein Hochberühmter Mann, das hat er am Luther, wie der Brieff Philippi an Carlwitz zeugt, vnd an mir, wie dieses Büchlein beweiset, gewaltigklich versucht vnd noch nichts aussgerichtet u. s. w.“ (Andreas Osiander, Widerlegung der vngegrundten, vndienstlichen Antwort Philippi Melanchthons u. s. w. Konigsperg M. D. Lij., S. 6, vom Ende der Schrift gezählt.) 48 Was nützt es, eine Schlange tödten, wenn man ihre Jungen pflegt. 49 Was zur Schlange geboren, verliert das Gift nicht. 50 Wei de Schlangen in der Wéige erdrücket, déün steäket se im Oller nit. (Sauerland.) 51 Wen eine Schlange gebissen, den erschreckt eine Eidechse (Raupe). Ein rabbinischer Spruch: Wen einmal gebissen eine Schlange, den macht später jede Wunde bange. (Ehrmann, 148.) Engl.: He that has been bitten by a serpent, is afraid of a rope. (Gaal, 1001.) It.: Chi dalla serpe è punto ha paura dalla lacertola. (Gaal, 986.) 52 Wen eine Schlange gebissen hat, der erschrickt vorm kleinsten Strick. – Jüd. Volksbl., 1847, S. 147. Die Russen: Nach welchem einmal das Krokodil geschnappt hat, der fürchtet sich auch vor den Eidechsen. (Altmann VI, 469.) 53 Wen eine Schlange liebt, der mag sie als Halsband tragen. – Burckhardt, 16. Wem gefährliche Menschen ihre Zuneigung zu erkennen geben, der mag sich um ihre Freundschaft bewerben. 54 Wenn die Schlang den Kopff ins Loch gebrach hat, so wischt sie bald mit dem Schwantz hinnach. – Petri, II, 646. 55 Wenn die Schlange anfängt zu zischen, der Hund zu knurren und die Hure zu weinen; so will die erste stechen, der andere beissen und die dritte beschmeissen. – Chaos, 548; Winckler, I, 63. Holl.: Als de slang begint te hitsen, wil zij steken. (Harrebomée, II, 272b.) 56 Wenn die Schlange in einen andern Balg kriecht, ist's immer wieder ein Schlangenbalg. – Altmann V, 119. 57 Wenn die Schlange nicht Schlangen frässe, so könnte kein Drache aus ihr werden. Holl.: Als de slang geene slang verslindt, wordt ze geen draak. (Harrebomée, II, 272b.) 58 Wenn die Schlange zu giftig ist, gibt ihr Gott eine Klapper. (Abyssinien.) 59 Wenn die Schlangen Flügel hätten, wäre es um die Spatzen geschehen. Die Russen: Es gäbe längst schon keine Sperlinge mehr, hätten die Schlangen Flügel. (Altmann VI, 478.) 60 Wer ein halb todt Schlang im Busen trägt, der hat einen tödtlichen stich zu gewarten. – Lehmann, 147, 39. 61 Wer ein Schlang im Busen ernehret, der wirt mit gifft belohnet. – Lehmann, 812, 26. Dän.: Hvo som opklekker en slange i skjøder bliver lønnet med givt. (Prov. dan., 511.) Engl.: Save a thief from the gallows and he'll cut your throat. (Gaal, 1569.) Frz.: Otez un vilain du gibet, il vous y mettra. (Gaal, 1569.) It.: Chi si alleva il serpe in seno è pagato di veleno. (Gaal, 1570.) 62 Wer eine Schlang' will tödten, muss ihr den Kopf zertreten. Böhm.: Kdo chce hada umořiti, po hlavĕ ho musí bití. (Čelakovsky, 31.) Kroat.: Ki će kaću umoriti, po glavi ja mora biti. (Čelakovsky, 31.) 63 Wer eine Schlange aufzieht, dem wird mit Gift gelohnt. – Winckler, XX, 80. It.: Chi s' avezza il serpe in seno è pegato di veleno. (Pazzaglia, 347, 3.) Lat.: Serpens, nisi edat serpentem, draco non fiet. (Philippi, II, 179.) 64 Wer eine Schlange fangen will, muss selber ins Gebüsch gehen. – Altmann VI, 428. 65 Wer eine Schlange hegt, darf sich nicht wundern, wenn er gestochen wird. Böhm.: Necht hada jak držíš vždy zlé obĕ utržíš. (Čelakovsky, 32.) 66 Wer eine Schlange heute tödten kann, muss sie nicht bis morgen leben lan. 67 Wer eine Schlange im Busen wärmt, der wird von ihr gebissen. Lat.: Qui volucrem nutrit, pro munere stercus habebit. (Binder II, 2824; Neander, 306.) 68 Wer einmal von einer Schlang gebissen worden ist, der fürchtet auch die Eydechsen. – Lehmann, 68, 8; Winckler, XII, 80. Böhm.: Koho had uštknul, i ještĕrky (hlísty) se bojí. (Čelakovsky, 194.) Ill.: Koga je zmija upeklali, gušterice se boji. (Čelakovsky, 194.) Krain.: Kogar káča piči, se zvite vervi boji. (Čelakovsky, 194.) Kroat.: Koga kaĕa vpiči, i guščera se boji. (Čelakovsky, 194.) 69 Wer Schlangen jagt, muss sich auf Land und Wasser versehen. 70 Wer Schlangen pflegt, den werden Schlangen stechen. Vgl. Ueber göttliche Verehrung der Schlangen im Magazin für die Lit. des Auslandes, 1833, Nr. 15. Die Russen: Wer eine Schlange hegt, der erwartet nichts anderes, als dass er gestochen werde. (Altmann V, 82.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [112]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/118>, abgerufen am 27.11.2024.