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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] belebt. Christus sagte zu seinen Jüngern: "Ihr seid das Salz der Erde." Die fein scherzenden, scharfsinnigen Reden, wie die Attiker sie liebten, wurden im Alterthum "attisches Salz" genannt. Etwas "cum grano salis" (d. i. mit einem Körnchen Salz) verstehen, heisst noch heute soviel als die Pointe einer Sache herausfinden. Mit Rücksicht auf die Eigenschaft des Salzes, den Dingen, die es berührt, Kraft und Dauer zu verleihen, wurden seiner Zeit verschiedene Gesetze Leges saliae (Salzgesetze) genannt; und in der Bibel werden die Gesetze, welche eine ewige Dauer haben sollen, als Pacta salis, Salzverträge, bezeichnet. Bei den weissen Völkern pflegt man dem Fremden bei seiner Ankunft Brot und Salz als Zeichen der Gastfreundschaft zu reichen; und auf keiner Tafel, so reich oder arm sie auch sei, darf das Salzfass fehlen. - Da das Salz, wo es in zu grosser Menge vorhanden ist, den Boden unfruchtbar macht, so finden wir es auch als Symbol des Fluchs und des Schreckens. Im Alten Testament lesen wir, dass der Prophet Jeremias Judäa fluchte, indem er es verdammte, die verdorrte Stätte der Wildniss zu bewohnen, in einer unbevölkerten und unfruchtbaren Salzsteppe. Wie Abimelech, als er die Stadt Sichem erobert hatte, die Erde, wo sie gestanden hatte, mit Salz zu bedecken befahl, damit sie wüst bleibe lange Zeit, so liess Kaiser Barbarossa der rebellischen Stadt Mailand geschehen. Wie in Gebräuchen und Sitten, so ist das Salz auch als bedeutungsvolles Symbol in die Sprache übertragen worden, wie dies eine Menge Ausdrücke und Redensarten beweisen. Der Lohn wurde im Alterthum nach dem Worte sal Salarium genannt, und noch heute bezeichnet man ein Jahrgehalt als Salaire. Die Römer sagten denn auch: er verdient sich sein Salz, wie wir sagen: er verdient sich sein Brot, und er verdient sich (dabei verdiene ich mir) das Salz in die Suppe nicht. Wenn wir den grössten Mangel bezeichnen wollen, so sagen wir: nicht Salz zu Brot, oder: ohne Salz und Schmalz; dagegen heisst es: Salz und Brot macht Wangen roth. (Vgl. den Artikel Salz in der Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 10.) Das hier Angedeutete wird durch eine Anzahl anderer Sprichwörter und Redensarten dieses Artikels weiter ausgeführt. In Abyssinien ist Salz das gewöhnliche Tauschmittel. Wenn die Araber den Speisebund mit jemand schliessen, so vereinigen sie das Brot mit dem Salze. Die Römer stellten neben das Salzfass auf den von Göttinnen geheiligten Tisch eine Schale mit Früchten, denn das Salz musste sich bei ihnen im Bilde symbolisch vereinigen. Bei keinem Opfer durfte das Salz fehlen, wenn es auch nur wenige Körnlein waren, da es ja den Reiz der Nahrung ausmacht, die Opfer, die man den Göttern brachte, Speisopfer waren und man von einer schlecht schmeckenden Speise den Olympiern nicht darbieten konnte. Fast keine Pflanze entbehrt der Salztheile, und die Thiere wissen diese nach ihrem Bedürfniss wol herauszufinden, wie die fein schmeckende Ziege den Sauerampfer. Bei den Russen und andern nordischen Völkerschaften ist es eine alte Sitte, die bis auf die Gegenwart beobachtet wird, am Hochzeitstage dem jungen Ehepaare Salz und Brot ins Haus zu bringen. Ausser der nahrhaften war es die reinigende Kraft, die man dem Salz zuschrieb, und welche die Völker bestimmte, es dem Opfer beizumischen; da das Salz aber nur in Verbindung mit dem Wasser reinigt, gab man es erst hinzu, nachdem man sich vorher im Wasser gereinigt hatte. Schon die Griechen entsühnten sich in den Salzfluten, wie sie das Meer nannten, in das sie ihre Befleckung warfen. Heute reist man in Seebäder, nach dem Spruche des Euripides "alle Sünden wegzuspülen". Durch das Salz also leben wir, denn Ungesalzenes vermögen wir nicht zu geniessen. Ohne Salz und Schmalz gilt als Bezeichnung alles dessen, was wir zurückweisen. Er hat nicht das Salz aufs Brot, sagt man, wenn das Nothwendigste fehlt, Salz heisst die Losung. In der Schweiz findet sogar bei der Geburt eines Kindes eine Salzprobe statt; denn das Kind stirbt nach einem Aberglauben bald wieder, dessen Stirn beim Kassen nicht salzig schmeckt. Das Salz darf nicht fehlen, wo der Kreislauf des Blutes das Leben erhalten soll. (Vgl. Das Salz des Lebens von Marie von Gayette-Georgens, in Fr. Duncker's Sonntagsblatt, Berlin 1871, Nr. 20; ferner Das Salz als Symbol, in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 128.) Die Russen: Salz ist der gesündeste Zucker. (Altmann VI, 494.)

Dän.: Saltet er best kryderie paa mad. (Prov. dan., 487.)

It.: Sopra il sal non e sapore, sopra Dio non e signore. (Gaal, 1338.)

Schwed.: Saltet är det bästa krydet. (Törning, 131.)

28 Saltz kan nichts denn saltzen. - Lehmann, 543, 108; Simrock, 8688.

29 Saltz, Korn vnd Wein schetzt man jetzt ein. - Petri. II, 516.

"Die arme Gemein muss alles bezahlen."

30 Saltz vnd Bergwerck sind gute Gaben Gottes. - Petri, II, 516; Henisch, 291, 57.

31 Salz ins Fass, Bier ins Glas.

32 Salz ist gut. - Luc. 14, 34; Schulze, 231; Zehner, 494.

Dän.: Saltet er godt. (Prov. dan., 487.)

[Spaltenumbruch] 33 Salz ist halbes Futter.

Die Araber sagen, am den Werth des Salzes bei der Thierfütterung auszusprechen: Süss Futter ist den Kamelen Brot, gesalzenes ist ihnen Delicatesse.

34 Salz uch Breit dit de Käinjdern neit. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 299.

35 Salz und Brot ist auch gut vor Hunger.

"Wenn eim der Mag für Hunger billt, ein Brot mit Salz ihn auch wol stillt."

Lat.: Latrantem stomachum bene lenit cum sale panis. (Horaz.) (Seybold, 273.)

36 Salz und Brot macht den Leuten viel Noth.

Böhm.: Capkou, chlebem a soli lide lidi znevoli. (Celakovsky, 86.)

Poln.: Czapka, chlebem i sola ludzie ludzi niewola. - Czapka, papka szkapka, sola, wola i rola ludzie ludzi niewola. (Celakovsky, 86.)

37 Salz und Brot macht die Wangen roth. - Simrock, 8682; Körte, 5169; Braun, I, 3701.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Vün Borschtsch (Barszcz = Suppe aus rothen Rüben) mit Brot weren die Backen roth. Zum Lobe einer gesunden Hausmannskost.

38 Salz und Brot macht Wangen roth, aber gar kein Brot, das ist Noth. - Klix, 84.

39 Salz und Brot schützt vor Hungersnoth.

Lat.: Cum sale panis latrantem stomachum bene leniet. (Horaz.) (Binder II, 656.)

40 Salz und Rath soll man nur dem geben, der darum bittet.

It.: Ne sale ne consiglio non dar mai se non pregato. (Cahier, 2866.)

41 Salz und Sonnenschein sind der Armen Fleisch und Bein.

Das Salz gibt der Wassersuppe Geschmack und Sonnenschein stärkt die Gesundheit. Die Italiener sagten: Ein Tisch ohne Salz ist ein Mund ohne Speichel.

42 Salz würzt das Schmalz.

43 Schlecht Salz und faule Butter gehören zusammen.

Holl.: Het is vuil zout en vuile boter. (Harrebomee, II, 512a.)

44 Schlechtes Salz verdirbt die beste Suppe.

45 Solt un Brod makt de Backen roth. - Diermissen, 68.

46 Solt un Saur verdarvt de Natur. (Holst.) - Schütze, IV, 156; Eichwald, 1787; Deecke, 12; Kern, 997.

Sagt, dass zu viel Salziges und Saueres der Gesundheit schade.

Holl.: Zout en zuur krenkt de natuur. (Harrebomee, II, 512b.)

47 Verstreutes Salz wird nie vollständig wieder aufgelesen.

Port.: Sal vertido, nunca bem colhido. (Bohn I, 293.)

Span.: Sal vertida, nunca bien cogida. (Bohn I, 255.)

48 Vom Salz kommt der Geschmack.

49 Von Salz und Witz ist zu wenig und zu viel nichts nütz.

50 Wammer et Salz om Desch üvverhauf stüss, dat en, säd mer, bedück (bedeutet) Strick. (Köln.) - Firmenich, I, 477, 262.

51 Was im Salz liegt, verdirbt (säuert), nicht.

Er hat's noch gut, die Sache ist noch unvergessen.

Holl.: Wat in het zout ligt, zuurt niet. (Harrebomee, II, 512b.)

52 Wass nicht saltz hat, das wird faul vnd stinckend. - Lehmann, 341, 12.

53 Wenn das Saltz thum wird, so ists zu nichts nutze, denn dass mans hinauss schütte vnd lass es die Leute zertreten. - Petri, II, 631.

54 Wenn das Salz dumm wird, womit soll man würzen. - Matth. 5, 13; Schulze, 184; Simrock, 8685; Zehner, 413.

Dän.: Naar saltet har mistet sin kraft, duer det til intet. (Prov. dan., 487.)

55 Wenn man mehr Salz ans Fleisch thut, als sich gebührt, wird es versalzen.

Man soll bei Verbesserungen und Reformen nicht zu weit gehen.

56 Wer das Saltz zu Rath heget, der wird reich. - Petri, II, 689.

57 Wer gern Salt mag, hett en verlewtes Hart (verliebtes Herz). (Rendsburg.)

[Spaltenumbruch] belebt. Christus sagte zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Die fein scherzenden, scharfsinnigen Reden, wie die Attiker sie liebten, wurden im Alterthum „attisches Salz“ genannt. Etwas „cum grano salis“ (d. i. mit einem Körnchen Salz) verstehen, heisst noch heute soviel als die Pointe einer Sache herausfinden. Mit Rücksicht auf die Eigenschaft des Salzes, den Dingen, die es berührt, Kraft und Dauer zu verleihen, wurden seiner Zeit verschiedene Gesetze Leges saliae (Salzgesetze) genannt; und in der Bibel werden die Gesetze, welche eine ewige Dauer haben sollen, als Pacta salis, Salzverträge, bezeichnet. Bei den weissen Völkern pflegt man dem Fremden bei seiner Ankunft Brot und Salz als Zeichen der Gastfreundschaft zu reichen; und auf keiner Tafel, so reich oder arm sie auch sei, darf das Salzfass fehlen. – Da das Salz, wo es in zu grosser Menge vorhanden ist, den Boden unfruchtbar macht, so finden wir es auch als Symbol des Fluchs und des Schreckens. Im Alten Testament lesen wir, dass der Prophet Jeremias Judäa fluchte, indem er es verdammte, die verdorrte Stätte der Wildniss zu bewohnen, in einer unbevölkerten und unfruchtbaren Salzsteppe. Wie Abimelech, als er die Stadt Sichem erobert hatte, die Erde, wo sie gestanden hatte, mit Salz zu bedecken befahl, damit sie wüst bleibe lange Zeit, so liess Kaiser Barbarossa der rebellischen Stadt Mailand geschehen. Wie in Gebräuchen und Sitten, so ist das Salz auch als bedeutungsvolles Symbol in die Sprache übertragen worden, wie dies eine Menge Ausdrücke und Redensarten beweisen. Der Lohn wurde im Alterthum nach dem Worte sal Salarium genannt, und noch heute bezeichnet man ein Jahrgehalt als Salaire. Die Römer sagten denn auch: er verdient sich sein Salz, wie wir sagen: er verdient sich sein Brot, und er verdient sich (dabei verdiene ich mir) das Salz in die Suppe nicht. Wenn wir den grössten Mangel bezeichnen wollen, so sagen wir: nicht Salz zu Brot, oder: ohne Salz und Schmalz; dagegen heisst es: Salz und Brot macht Wangen roth. (Vgl. den Artikel Salz in der Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 10.) Das hier Angedeutete wird durch eine Anzahl anderer Sprichwörter und Redensarten dieses Artikels weiter ausgeführt. In Abyssinien ist Salz das gewöhnliche Tauschmittel. Wenn die Araber den Speisebund mit jemand schliessen, so vereinigen sie das Brot mit dem Salze. Die Römer stellten neben das Salzfass auf den von Göttinnen geheiligten Tisch eine Schale mit Früchten, denn das Salz musste sich bei ihnen im Bilde symbolisch vereinigen. Bei keinem Opfer durfte das Salz fehlen, wenn es auch nur wenige Körnlein waren, da es ja den Reiz der Nahrung ausmacht, die Opfer, die man den Göttern brachte, Speisopfer waren und man von einer schlecht schmeckenden Speise den Olympiern nicht darbieten konnte. Fast keine Pflanze entbehrt der Salztheile, und die Thiere wissen diese nach ihrem Bedürfniss wol herauszufinden, wie die fein schmeckende Ziege den Sauerampfer. Bei den Russen und andern nordischen Völkerschaften ist es eine alte Sitte, die bis auf die Gegenwart beobachtet wird, am Hochzeitstage dem jungen Ehepaare Salz und Brot ins Haus zu bringen. Ausser der nahrhaften war es die reinigende Kraft, die man dem Salz zuschrieb, und welche die Völker bestimmte, es dem Opfer beizumischen; da das Salz aber nur in Verbindung mit dem Wasser reinigt, gab man es erst hinzu, nachdem man sich vorher im Wasser gereinigt hatte. Schon die Griechen entsühnten sich in den Salzfluten, wie sie das Meer nannten, in das sie ihre Befleckung warfen. Heute reist man in Seebäder, nach dem Spruche des Euripides „alle Sünden wegzuspülen“. Durch das Salz also leben wir, denn Ungesalzenes vermögen wir nicht zu geniessen. Ohne Salz und Schmalz gilt als Bezeichnung alles dessen, was wir zurückweisen. Er hat nicht das Salz aufs Brot, sagt man, wenn das Nothwendigste fehlt, Salz heisst die Losung. In der Schweiz findet sogar bei der Geburt eines Kindes eine Salzprobe statt; denn das Kind stirbt nach einem Aberglauben bald wieder, dessen Stirn beim Kassen nicht salzig schmeckt. Das Salz darf nicht fehlen, wo der Kreislauf des Blutes das Leben erhalten soll. (Vgl. Das Salz des Lebens von Marie von Gayette-Georgens, in Fr. Duncker's Sonntagsblatt, Berlin 1871, Nr. 20; ferner Das Salz als Symbol, in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 128.) Die Russen: Salz ist der gesündeste Zucker. (Altmann VI, 494.)

Dän.: Saltet er best kryderie paa mad. (Prov. dan., 487.)

It.: Sopra il sal non è sapore, sopra Dio non è signore. (Gaal, 1338.)

Schwed.: Saltet är det bästa krydet. (Törning, 131.)

28 Saltz kan nichts denn saltzen.Lehmann, 543, 108; Simrock, 8688.

29 Saltz, Korn vnd Wein schetzt man jetzt ein.Petri. II, 516.

„Die arme Gemein muss alles bezahlen.“

30 Saltz vnd Bergwerck sind gute Gaben Gottes.Petri, II, 516; Henisch, 291, 57.

31 Salz ins Fass, Bier ins Glas.

32 Salz ist gut.Luc. 14, 34; Schulze, 231; Zehner, 494.

Dän.: Saltet er godt. (Prov. dan., 487.)

[Spaltenumbruch] 33 Salz ist halbes Futter.

Die Araber sagen, am den Werth des Salzes bei der Thierfütterung auszusprechen: Süss Futter ist den Kamelen Brot, gesalzenes ist ihnen Delicatesse.

34 Sâlz uch Brît dit de Käinjdern nît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 299.

35 Salz und Brot ist auch gut vor Hunger.

„Wenn eim der Mag für Hunger billt, ein Brot mit Salz ihn auch wol stillt.“

Lat.: Latrantem stomachum bene lenit cum sale panis. (Horaz.) (Seybold, 273.)

36 Salz und Brot macht den Leuten viel Noth.

Böhm.: Čapkou, chlebem a solí lidé lidi znevolí. (Čelakovský, 86.)

Poln.: Czapką, chlebem i solą ludzie ludzi niewolą. – Czapką, papką szkapką, solą, wolą i rolą ludzie ludzi niewolą. (Čelakovský, 86.)

37 Salz und Brot macht die Wangen roth.Simrock, 8682; Körte, 5169; Braun, I, 3701.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Vün Borschtsch (Barszcz = Suppe aus rothen Rüben) mit Brot weren die Backen roth. Zum Lobe einer gesunden Hausmannskost.

38 Salz und Brot macht Wangen roth, aber gar kein Brot, das ist Noth.Klix, 84.

39 Salz und Brot schützt vor Hungersnoth.

Lat.: Cum sale panis latrantem stomachum bene leniet. (Horaz.) (Binder II, 656.)

40 Salz und Rath soll man nur dem geben, der darum bittet.

It.: Nè sale nè consiglio non dar mai se non pregato. (Cahier, 2866.)

41 Salz und Sonnenschein sind der Armen Fleisch und Bein.

Das Salz gibt der Wassersuppe Geschmack und Sonnenschein stärkt die Gesundheit. Die Italiener sagten: Ein Tisch ohne Salz ist ein Mund ohne Speichel.

42 Salz würzt das Schmalz.

43 Schlecht Salz und faule Butter gehören zusammen.

Holl.: Het is vuil zout en vuile boter. (Harrebomée, II, 512a.)

44 Schlechtes Salz verdirbt die beste Suppe.

45 Solt un Brod makt de Backen roth.Diermissen, 68.

46 Solt un Sûr verdarvt de Natur. (Holst.) – Schütze, IV, 156; Eichwald, 1787; Deecke, 12; Kern, 997.

Sagt, dass zu viel Salziges und Saueres der Gesundheit schade.

Holl.: Zout en zuur krenkt de natuur. (Harrebomée, II, 512b.)

47 Verstreutes Salz wird nie vollständig wieder aufgelesen.

Port.: Sal vertido, nunca bem colhido. (Bohn I, 293.)

Span.: Sal vertida, nunca bien cogida. (Bohn I, 255.)

48 Vom Salz kommt der Geschmack.

49 Von Salz und Witz ist zu wenig und zu viel nichts nütz.

50 Wammer et Salz om Desch üvverhauf stüss, dat en, säd mer, bedück (bedeutet) Strick. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 262.

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Er hat's noch gut, die Sache ist noch unvergessen.

Holl.: Wat in het zout ligt, zuurt niet. (Harrebomée, II, 512b.)

52 Wass nicht saltz hat, das wird faul vnd stinckend.Lehmann, 341, 12.

53 Wenn das Saltz thum wird, so ists zu nichts nutze, denn dass mans hinauss schütte vnd lass es die Leute zertreten.Petri, II, 631.

54 Wenn das Salz dumm wird, womit soll man würzen.Matth. 5, 13; Schulze, 184; Simrock, 8685; Zehner, 413.

Dän.: Naar saltet har mistet sin kraft, duer det til intet. (Prov. dan., 487.)

55 Wenn man mehr Salz ans Fleisch thut, als sich gebührt, wird es versalzen.

Man soll bei Verbesserungen und Reformen nicht zu weit gehen.

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[[926]/0940] belebt. Christus sagte zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Die fein scherzenden, scharfsinnigen Reden, wie die Attiker sie liebten, wurden im Alterthum „attisches Salz“ genannt. Etwas „cum grano salis“ (d. i. mit einem Körnchen Salz) verstehen, heisst noch heute soviel als die Pointe einer Sache herausfinden. Mit Rücksicht auf die Eigenschaft des Salzes, den Dingen, die es berührt, Kraft und Dauer zu verleihen, wurden seiner Zeit verschiedene Gesetze Leges saliae (Salzgesetze) genannt; und in der Bibel werden die Gesetze, welche eine ewige Dauer haben sollen, als Pacta salis, Salzverträge, bezeichnet. Bei den weissen Völkern pflegt man dem Fremden bei seiner Ankunft Brot und Salz als Zeichen der Gastfreundschaft zu reichen; und auf keiner Tafel, so reich oder arm sie auch sei, darf das Salzfass fehlen. – Da das Salz, wo es in zu grosser Menge vorhanden ist, den Boden unfruchtbar macht, so finden wir es auch als Symbol des Fluchs und des Schreckens. Im Alten Testament lesen wir, dass der Prophet Jeremias Judäa fluchte, indem er es verdammte, die verdorrte Stätte der Wildniss zu bewohnen, in einer unbevölkerten und unfruchtbaren Salzsteppe. Wie Abimelech, als er die Stadt Sichem erobert hatte, die Erde, wo sie gestanden hatte, mit Salz zu bedecken befahl, damit sie wüst bleibe lange Zeit, so liess Kaiser Barbarossa der rebellischen Stadt Mailand geschehen. Wie in Gebräuchen und Sitten, so ist das Salz auch als bedeutungsvolles Symbol in die Sprache übertragen worden, wie dies eine Menge Ausdrücke und Redensarten beweisen. Der Lohn wurde im Alterthum nach dem Worte sal Salarium genannt, und noch heute bezeichnet man ein Jahrgehalt als Salaire. Die Römer sagten denn auch: er verdient sich sein Salz, wie wir sagen: er verdient sich sein Brot, und er verdient sich (dabei verdiene ich mir) das Salz in die Suppe nicht. Wenn wir den grössten Mangel bezeichnen wollen, so sagen wir: nicht Salz zu Brot, oder: ohne Salz und Schmalz; dagegen heisst es: Salz und Brot macht Wangen roth. (Vgl. den Artikel Salz in der Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 10.) Das hier Angedeutete wird durch eine Anzahl anderer Sprichwörter und Redensarten dieses Artikels weiter ausgeführt. In Abyssinien ist Salz das gewöhnliche Tauschmittel. Wenn die Araber den Speisebund mit jemand schliessen, so vereinigen sie das Brot mit dem Salze. Die Römer stellten neben das Salzfass auf den von Göttinnen geheiligten Tisch eine Schale mit Früchten, denn das Salz musste sich bei ihnen im Bilde symbolisch vereinigen. Bei keinem Opfer durfte das Salz fehlen, wenn es auch nur wenige Körnlein waren, da es ja den Reiz der Nahrung ausmacht, die Opfer, die man den Göttern brachte, Speisopfer waren und man von einer schlecht schmeckenden Speise den Olympiern nicht darbieten konnte. Fast keine Pflanze entbehrt der Salztheile, und die Thiere wissen diese nach ihrem Bedürfniss wol herauszufinden, wie die fein schmeckende Ziege den Sauerampfer. Bei den Russen und andern nordischen Völkerschaften ist es eine alte Sitte, die bis auf die Gegenwart beobachtet wird, am Hochzeitstage dem jungen Ehepaare Salz und Brot ins Haus zu bringen. Ausser der nahrhaften war es die reinigende Kraft, die man dem Salz zuschrieb, und welche die Völker bestimmte, es dem Opfer beizumischen; da das Salz aber nur in Verbindung mit dem Wasser reinigt, gab man es erst hinzu, nachdem man sich vorher im Wasser gereinigt hatte. Schon die Griechen entsühnten sich in den Salzfluten, wie sie das Meer nannten, in das sie ihre Befleckung warfen. Heute reist man in Seebäder, nach dem Spruche des Euripides „alle Sünden wegzuspülen“. Durch das Salz also leben wir, denn Ungesalzenes vermögen wir nicht zu geniessen. Ohne Salz und Schmalz gilt als Bezeichnung alles dessen, was wir zurückweisen. Er hat nicht das Salz aufs Brot, sagt man, wenn das Nothwendigste fehlt, Salz heisst die Losung. In der Schweiz findet sogar bei der Geburt eines Kindes eine Salzprobe statt; denn das Kind stirbt nach einem Aberglauben bald wieder, dessen Stirn beim Kassen nicht salzig schmeckt. Das Salz darf nicht fehlen, wo der Kreislauf des Blutes das Leben erhalten soll. (Vgl. Das Salz des Lebens von Marie von Gayette-Georgens, in Fr. Duncker's Sonntagsblatt, Berlin 1871, Nr. 20; ferner Das Salz als Symbol, in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 128.) Die Russen: Salz ist der gesündeste Zucker. (Altmann VI, 494.) Dän.: Saltet er best kryderie paa mad. (Prov. dan., 487.) It.: Sopra il sal non è sapore, sopra Dio non è signore. (Gaal, 1338.) Schwed.: Saltet är det bästa krydet. (Törning, 131.) 28 Saltz kan nichts denn saltzen. – Lehmann, 543, 108; Simrock, 8688. 29 Saltz, Korn vnd Wein schetzt man jetzt ein. – Petri. II, 516. „Die arme Gemein muss alles bezahlen.“ 30 Saltz vnd Bergwerck sind gute Gaben Gottes. – Petri, II, 516; Henisch, 291, 57. 31 Salz ins Fass, Bier ins Glas. 32 Salz ist gut. – Luc. 14, 34; Schulze, 231; Zehner, 494. Dän.: Saltet er godt. (Prov. dan., 487.) 33 Salz ist halbes Futter. Die Araber sagen, am den Werth des Salzes bei der Thierfütterung auszusprechen: Süss Futter ist den Kamelen Brot, gesalzenes ist ihnen Delicatesse. 34 Sâlz uch Brît dit de Käinjdern nît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 299. 35 Salz und Brot ist auch gut vor Hunger. „Wenn eim der Mag für Hunger billt, ein Brot mit Salz ihn auch wol stillt.“ Lat.: Latrantem stomachum bene lenit cum sale panis. (Horaz.) (Seybold, 273.) 36 Salz und Brot macht den Leuten viel Noth. Böhm.: Čapkou, chlebem a solí lidé lidi znevolí. (Čelakovský, 86.) Poln.: Czapką, chlebem i solą ludzie ludzi niewolą. – Czapką, papką szkapką, solą, wolą i rolą ludzie ludzi niewolą. (Čelakovský, 86.) 37 Salz und Brot macht die Wangen roth. – Simrock, 8682; Körte, 5169; Braun, I, 3701. Jüdisch-deutsch in Warschau: Vün Borschtsch (Barszcz = Suppe aus rothen Rüben) mit Brot weren die Backen roth. Zum Lobe einer gesunden Hausmannskost. 38 Salz und Brot macht Wangen roth, aber gar kein Brot, das ist Noth. – Klix, 84. 39 Salz und Brot schützt vor Hungersnoth. Lat.: Cum sale panis latrantem stomachum bene leniet. (Horaz.) (Binder II, 656.) 40 Salz und Rath soll man nur dem geben, der darum bittet. It.: Nè sale nè consiglio non dar mai se non pregato. (Cahier, 2866.) 41 Salz und Sonnenschein sind der Armen Fleisch und Bein. Das Salz gibt der Wassersuppe Geschmack und Sonnenschein stärkt die Gesundheit. Die Italiener sagten: Ein Tisch ohne Salz ist ein Mund ohne Speichel. 42 Salz würzt das Schmalz. 43 Schlecht Salz und faule Butter gehören zusammen. Holl.: Het is vuil zout en vuile boter. (Harrebomée, II, 512a.) 44 Schlechtes Salz verdirbt die beste Suppe. 45 Solt un Brod makt de Backen roth. – Diermissen, 68. 46 Solt un Sûr verdarvt de Natur. (Holst.) – Schütze, IV, 156; Eichwald, 1787; Deecke, 12; Kern, 997. Sagt, dass zu viel Salziges und Saueres der Gesundheit schade. Holl.: Zout en zuur krenkt de natuur. (Harrebomée, II, 512b.) 47 Verstreutes Salz wird nie vollständig wieder aufgelesen. Port.: Sal vertido, nunca bem colhido. (Bohn I, 293.) Span.: Sal vertida, nunca bien cogida. (Bohn I, 255.) 48 Vom Salz kommt der Geschmack. 49 Von Salz und Witz ist zu wenig und zu viel nichts nütz. 50 Wammer et Salz om Desch üvverhauf stüss, dat en, säd mer, bedück (bedeutet) Strick. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 262. 51 Was im Salz liegt, verdirbt (säuert), nicht. Er hat's noch gut, die Sache ist noch unvergessen. Holl.: Wat in het zout ligt, zuurt niet. (Harrebomée, II, 512b.) 52 Wass nicht saltz hat, das wird faul vnd stinckend. – Lehmann, 341, 12. 53 Wenn das Saltz thum wird, so ists zu nichts nutze, denn dass mans hinauss schütte vnd lass es die Leute zertreten. – Petri, II, 631. 54 Wenn das Salz dumm wird, womit soll man würzen. – Matth. 5, 13; Schulze, 184; Simrock, 8685; Zehner, 413. Dän.: Naar saltet har mistet sin kraft, duer det til intet. (Prov. dan., 487.) 55 Wenn man mehr Salz ans Fleisch thut, als sich gebührt, wird es versalzen. Man soll bei Verbesserungen und Reformen nicht zu weit gehen. 56 Wer das Saltz zu Rath heget, der wird reich. – Petri, II, 689. 57 Wer gern Salt mag, hett en verlewtes Hart (verliebtes Herz). (Rendsburg.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [926]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/940>, abgerufen am 12.06.2024.