Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

*47 Sau raud osse 'ne Rause, osse Blaut. (Waldeck.) - Curtze, 358.

*48 Se is so rot um den Kamm as en Legghenne. (Holst.) - Schütze, II, 83.

"Wie eine Eier legende Henne; frisch und röthlich von Gesicht."

*49 Sie ist so roth wie eine Rose.

*50 Sie wurde roth bis hinter die Ohren. - Klix, 74.

*51 So räud as en Fuirmuiser. - Frommann, V, 162, 125.

So nennt man in der Grafschaft Mark ein Kind mit dicken, stark gerötheten Lippen und Wangen. In Auerbach's Dorfgeschichten kommt die Redensart vor: So roth wie ein Feuerdieb. Danach wäre Müser = Mauser. "Das geht aber nicht an", bemerkt Woeste, denn Mauser würde Meuser lauten. Feuerdieb wird vielmehr ein Misverständniss mundartlicher Form sein. Das dänische röd musset, italienisch muso, französisch museau, scheinen germanische Wörter, verderbt aus mauth, englisch mouth = Mund. Fuirmuiser gilt also zunächst von der Röthe der Lippen. (Vgl. Woeste in Frommann, V, 166, 125.)

*52 So räud asse Fuir. - Frommann, V, 162, 125.

*53 So raut as en koekeden Kriewet (gekochter Krebs). (Westf.)

*54 So roth as'n Puter. - Kern, 819.

*55 So roth sein wie ein welscher Hahn.

Frz.: Etre rouge comme un coq.

*56 So roth, wie ein Leinweber, wenn er einen Schluck über den Durst getrunken hat. - Tippelskircher Volksblatt, 1846.

*57 So roth wie ein Zinshahn.

Frz.: Elle est rouge comme une ecrevisse, rouge comme un coq, comme du feu. (Kritzinger, 624b.)

Holl.: Zoo rood als en verroeste sleutel. (Harrebomee, II, 274a.)

*58 So roth wie glühend Eisen.

*59 Wenn d' nume roth würdest. - Sutermeister, 140.


Roth (Name).

Hans Roth, du bist mer schuldig drü Brot; de machst es chrumbs Maul, ich na e vil chrümbers. - Sutermeister, 29.


Rothärmel.

* A iess wie Ruth-Ermmel. - Robinson, 328.


Rothauge.

Roddög (Rothauge) is ok god Fisch, wenna süss nicks is. (Mecklenburg.) - Schiller, II, 20.


Rothbart.

1 Hüt' dich vor dem Rothbart, Rothbart nie gut ward. (S. Bart 36-40.) - Simrock, 8554.

Mhd.: Im was der bart unt daz har beidin rot, viurvar; von denselben hoere ich sagen daz si vul schiu herze tragen. (Wigalois.) (Zingerle, 124.)

2 Man muss nicht blos den Rothbart schelten, die schwarzen Bärte gerathen auch selten.

3 Rothbart - Düvelsart (Teufelsart). - Weserzeitung, 4177; Bueren, 988; Hauskalender, II.

4 Rothbart, Schelmart. - Bueren, 988; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Eisenhart, 605; Pistor., I, 77; Simrock, 8552.

Physiognomisches Sprichwort.

5 Rothbart - schlimme Art. - Wuttke, 204.

"Thut nit allein den Rothbart schelten, auch schwarze Bärt' gerathen selten. Per rubram barbam debes cognoscere nequam, multi non rubram sed habent cum crimine nigra." (Sutor, 548.)

6 Rothbart - untreue Art.

Mhd.: Er liez sein gesellen an der not, als noch tuot der geselle rot. - Ez süllen vrouwen unde man, den roten gesellen lazen gan. (Boner.) - Ungetriuwe sint de roten. (Zingerle, 124.)


Röthe.

1 Gemacht röth und erzwungene Lieb wert nit lang. - Henisch, 1598, 20; Einfälle, 559; Zinkgref, III, 22.

Lat.: Amor non vult fidibus extorqueri. (Binder II, 162; Zinkgref, III, 22.)

*2 Ihr ward anander de Reite obtrinken, ihr Loite. (Schles.) - Frommann, III, 412, 452.


Rothenburger.

Rothenburger sein o Stoadleute. (Oberlausitz.)

Spott auf die Bewohner des kleinen Städtchens Rothenburg in der Oberlausitz, dessen Lage seinem städtischen Charakter nicht günstig ist. (S. Kupferberger.)


[Spaltenumbruch]
Rother.

1 A Rother (oder Geeler) ist a Ramj. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ein Rothhaariger ist ein Betrüger. Ein bei vielen Völkern vorhandenes Vorurtheil gegen rothe (und gelbe) Haare.

2 Der Roth1 der allerbeste ist, drum hat ihn unser Herr geküsst. - Eiselein, 534.

1) Nämlich Judas, der mit rothem Bart gemalt wird.

3 Der Rothe gäb einen übeln Kaminfeger, er jagte den rothen Hahn zum Dach hinaus. - Eiselein, 534; Simrock, 8559.

4 Ein Rother traut dem andern minder (nichts). - Eiselein, 534; Simrock, 8557; Sutermeister, 140.


Rothes.

Das rote leuchtet im Feld. - Petri, II, 60.


Rothberger.

Ein guter Rothgerber ist besser als ein fauler Arbeiter.


Rothhaar.

Rothhaar und Erlenstrauch wachsen auf keinem guten Grunde.

Mhd.: Wan wenne ez gat an rehte not, so lat er dich, wan er ist rot. (Boner.) (Zingerle, 124.)


Rothhaariger.

Die Rothhärigen sind eitweders recht guet oder recht schlimm. - Sutermeister, 140.

Ein rothhaariger Mensch gilt allgemein für einen listigen und bösen, dem nicht zu trauen sei. Schon Boner (Edelstein, 74, um 1348) hat eine besondere Erzählung von dem "rothen Gesellen", der seinem Freunde in der Noth wortbrüchig wird. Zahlreiche deutsche wie ausländische Sprichwörter und Anspielungen warnen vor dem rothen hombre roxo y hembro de lexos los salada. Rothbart nie gut wart; selb-wahsen rot bertir ritter! ist eine Schelte, wie schon im salischen Gesetz vulpecubsel; ungetriuwe sind die roten (Fragment, 28b.); roter man mit juete ist eine seltenheit (Friese, 85, 20); im was der bart und doz har beidi rot und viurvar: von demselben hverrich sagen, daz zi valschin herze tragen. (Wigalois.) In der Deutschen Heldensage wird dem ungetreuen Sibich roth Haar und rother Bart gegeben (Vilkina, 167), wie in den Gemälden dem Verräther Judas. (Jakob Grimm, Reinh. Fuchs, Berlin 1834, XXX.) "Welchen rote haut gedecket hat, der denckt oftmals listig that. Rotes haar vnd ehrlein bogen, thund sie gut, so soll mans loben."

Mhd.: Kurzen mit demüete und roten mit güste, und langen man weisen, die drei sol man preisen. (Freidank.) (Zingerle, 124.)

Lat.: In rufa pelle, vix est animus sine felle. (Loci comm., 207.)


Rothhäuptiger.

Em Reithiwdije sal em nit träin. - Schuster, 764.

Dies Sprichwort hat, wie die sinnverwandten andern, einen mythischen Grund. Denn, bemerkt Schuster, Loki und nach ihm der Teufel, sein christlicher Abklatsch, haben rothes Haar; aber auch der ägyptische Typhon und andere Götter. Auch das Epos vieler Völker gibt seinen bösen oder feigen Personen gern rothes Haar. Einen andern Grund hat es, wenn nach der Ansicht des Volks Rothhaarige in der Regel gutmüthig, wenn auch jähzornig sein sollen. Das erinnert an den Charakter Thor's, dem wenigstens rother Bart zukommt.


Rothkätel.

*1 A hod a Rautkatla g' fanga. (Oesterr. -Schles.) - Peter, 451; für Schlesien: Weinhold, 41.

Seine Nase ist infolge von Kälte geröthet. In Lusdorf bei Böhmisch-Friedland: A hot a Rautkatl g'fang'n.

*2 Du neuscheiriges Rautkatla.

Zu einem Neugierigen.


Rothkehlchen.

1 Wenn man Rothhüseli ausnimmt, so geben die Kühe zu Haus rothe Milch (oder: das Wetter schlägt ins Haus). (Schweiz.) - Kirchhofer, 295; Tobler, 281.

In Frankreich wird das Rothkehlchen als Amulet gebraucht, aber mehr noch der Zaunkönig. Man steckt gern die Federn dieser Vögel ein und hält sich überzeugt, dass man dann, namentlich auf Jahrmärkten, glücklich kaufen und verkaufen werde.

2 Wenn man Rothkehlchen fangen will, muss man ein Käuzlein auf den Kloben setzen.

"Wenn man wil viel Rotkelichen oder Vogel fangen, muss man das Kützlein oder Eule auf den Kloben setzen." (Luther's Werke, VII, 273.)

3 Wo es Rothkehlchen gibt, da gibt's auch Fliegen. - Altmann VI, 404.

Kein Wesen kann da leben, wo es keine Nahrung findet.


[Spaltenumbruch]

*47 Sau raud osse 'ne Rause, osse Blaut. (Waldeck.) – Curtze, 358.

*48 Se is so rôt um den Kamm as en Legghenne. (Holst.) – Schütze, II, 83.

„Wie eine Eier legende Henne; frisch und röthlich von Gesicht.“

*49 Sie ist so roth wie eine Rose.

*50 Sie wurde roth bis hinter die Ohren.Klix, 74.

*51 So räud as en Fuirmuiser.Frommann, V, 162, 125.

So nennt man in der Grafschaft Mark ein Kind mit dicken, stark gerötheten Lippen und Wangen. In Auerbach's Dorfgeschichten kommt die Redensart vor: So roth wie ein Feuerdieb. Danach wäre Müser = Mauser. „Das geht aber nicht an“, bemerkt Woeste, denn Mauser würde Méuser lauten. Feuerdieb wird vielmehr ein Misverständniss mundartlicher Form sein. Das dänische rød musset, italienisch muso, französisch museau, scheinen germanische Wörter, verderbt aus mûth, englisch mouth = Mund. Fuirmuiser gilt also zunächst von der Röthe der Lippen. (Vgl. Woeste in Frommann, V, 166, 125.)

*52 So räud asse Fuir.Frommann, V, 162, 125.

*53 So raut as en koekeden Kriewet (gekochter Krebs). (Westf.)

*54 So roth as'n Puter.Kern, 819.

*55 So roth sein wie ein welscher Hahn.

Frz.: Étre rouge comme un coq.

*56 So roth, wie ein Leinweber, wenn er einen Schluck über den Durst getrunken hat.Tippelskircher Volksblatt, 1846.

*57 So roth wie ein Zinshahn.

Frz.: Elle est rouge comme une écrevisse, rouge comme un coq, comme du feu. (Kritzinger, 624b.)

Holl.: Zoo rood als en verroeste sleutel. (Harrebomée, II, 274a.)

*58 So roth wie glühend Eisen.

*59 Wenn d' nume roth würdest.Sutermeister, 140.


Roth (Name).

Hans Roth, du bist mer schuldig drü Brot; de machst es chrumbs Mûl, ich na e vil chrümbers.Sutermeister, 29.


Rothärmel.

* A iess wie Ruth-Ermmel.Robinson, 328.


Rothauge.

Roddög (Rothauge) is ôk gôd Fisch, wenna süss nicks is. (Mecklenburg.) – Schiller, II, 20.


Rothbart.

1 Hüt' dich vor dem Rothbart, Rothbart nie gut ward. (S. Bart 36-40.) – Simrock, 8554.

Mhd.: Im was der bart unt daz hâr beidin rôt, viurvar; von denselben hoere ich sagen daz si vul schiu herze tragen. (Wigalois.) (Zingerle, 124.)

2 Man muss nicht blos den Rothbart schelten, die schwarzen Bärte gerathen auch selten.

3 Rothbart – Düvelsart (Teufelsart).Weserzeitung, 4177; Bueren, 988; Hauskalender, II.

4 Rothbart, Schelmart.Bueren, 988; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Eisenhart, 605; Pistor., I, 77; Simrock, 8552.

Physiognomisches Sprichwort.

5 Rothbart – schlimme Art.Wuttke, 204.

„Thut nit allein den Rothbart schelten, auch schwarze Bärt' gerathen selten. Per rubram barbam debes cognoscere nequam, multi non rubram sed habent cum crimine nigra.“ (Sutor, 548.)

6 Rothbart – untreue Art.

Mhd.: Er liez sîn gesellen an der nôt, als noch tuot der geselle rot. – Ez süllen vrouwen unde man, den rôten gesellen lâzen gân. (Boner.) – Ungetriuwe sint de rôten. (Zingerle, 124.)


Röthe.

1 Gemacht röth und erzwungene Lieb wert nit lang.Henisch, 1598, 20; Einfälle, 559; Zinkgref, III, 22.

Lat.: Amor non vult fidibus extorqueri. (Binder II, 162; Zinkgref, III, 22.)

*2 Ihr ward anander de Rîte obtrinken, ihr Loite. (Schles.) – Frommann, III, 412, 452.


Rothenburger.

Rothenburger sein ô Stoadleute. (Oberlausitz.)

Spott auf die Bewohner des kleinen Städtchens Rothenburg in der Oberlausitz, dessen Lage seinem städtischen Charakter nicht günstig ist. (S. Kupferberger.)


[Spaltenumbruch]
Rother.

1 A Rother (oder Geeler) ist a Ramj. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ein Rothhaariger ist ein Betrüger. Ein bei vielen Völkern vorhandenes Vorurtheil gegen rothe (und gelbe) Haare.

2 Der Roth1 der allerbeste ist, drum hat ihn unser Herr geküsst.Eiselein, 534.

1) Nämlich Judas, der mit rothem Bart gemalt wird.

3 Der Rothe gäb einen übeln Kaminfeger, er jagte den rothen Hahn zum Dach hinaus.Eiselein, 534; Simrock, 8559.

4 Ein Rother traut dem andern minder (nichts).Eiselein, 534; Simrock, 8557; Sutermeister, 140.


Rothes.

Das rote leuchtet im Feld.Petri, II, 60.


Rothberger.

Ein guter Rothgerber ist besser als ein fauler Arbeiter.


Rothhaar.

Rothhaar und Erlenstrauch wachsen auf keinem guten Grunde.

Mhd.: Wan wenne ez gât an rehte nôt, sô lât er dich, wan er ist rôt. (Boner.) (Zingerle, 124.)


Rothhaariger.

Die Rothhärigen sind eitweders recht guet oder recht schlimm.Sutermeister, 140.

Ein rothhaariger Mensch gilt allgemein für einen listigen und bösen, dem nicht zu trauen sei. Schon Boner (Edelstein, 74, um 1348) hat eine besondere Erzählung von dem „rothen Gesellen“, der seinem Freunde in der Noth wortbrüchig wird. Zahlreiche deutsche wie ausländische Sprichwörter und Anspielungen warnen vor dem rothen hombre roxo y hembro de lexos los salada. Rothbart nie gut wart; selb-wahsen rôt bertir ritter! ist eine Schelte, wie schon im salischen Gesetz vulpecubsel; ungetriuwe sind die rôten (Fragment, 28b.); roter man mit juete ist eine seltenheit (Friese, 85, 20); im was der bart und doz hâr beidi rot und viurvar: von demselben hverrich sagen, daz zi valschin herze tragen. (Wigalois.) In der Deutschen Heldensage wird dem ungetreuen Sibich roth Haar und rother Bart gegeben (Vilkina, 167), wie in den Gemälden dem Verräther Judas. (Jakob Grimm, Reinh. Fuchs, Berlin 1834, XXX.) „Welchen rote haut gedecket hat, der denckt oftmals listig that. Rotes haar vnd ehrlein bogen, thund sie gut, so soll mans loben.“

Mhd.: Kurzen mit dêmüete und rôten mit güste, und langen man wîsen, die drî sol man prîsen. (Freidank.) (Zingerle, 124.)

Lat.: In rufa pelle, vix est animus sine felle. (Loci comm., 207.)


Rothhäuptiger.

Em Rîthiwdije sâl em nit träin.Schuster, 764.

Dies Sprichwort hat, wie die sinnverwandten andern, einen mythischen Grund. Denn, bemerkt Schuster, Loki und nach ihm der Teufel, sein christlicher Abklatsch, haben rothes Haar; aber auch der ägyptische Typhon und andere Götter. Auch das Epos vieler Völker gibt seinen bösen oder feigen Personen gern rothes Haar. Einen andern Grund hat es, wenn nach der Ansicht des Volks Rothhaarige in der Regel gutmüthig, wenn auch jähzornig sein sollen. Das erinnert an den Charakter Thor's, dem wenigstens rother Bart zukommt.


Rothkätel.

*1 A hôd a Rûtkâtla g' fanga. (Oesterr. -Schles.) – Peter, 451; für Schlesien: Weinhold, 41.

Seine Nase ist infolge von Kälte geröthet. In Lusdorf bei Böhmisch-Friedland: A hôt a Rûtkâtl g'fang'n.

*2 Du neuschîriges Rûtkâtla.

Zu einem Neugierigen.


Rothkehlchen.

1 Wenn man Rothhüseli ausnimmt, so geben die Kühe zu Haus rothe Milch (oder: das Wetter schlägt ins Haus). (Schweiz.) – Kirchhofer, 295; Tobler, 281.

In Frankreich wird das Rothkehlchen als Amulet gebraucht, aber mehr noch der Zaunkönig. Man steckt gern die Federn dieser Vögel ein und hält sich überzeugt, dass man dann, namentlich auf Jahrmärkten, glücklich kaufen und verkaufen werde.

2 Wenn man Rothkehlchen fangen will, muss man ein Käuzlein auf den Kloben setzen.

„Wenn man wil viel Rotkelichen oder Vogel fangen, muss man das Kützlein oder Eule auf den Kloben setzen.“ (Luther's Werke, VII, 273.)

3 Wo es Rothkehlchen gibt, da gibt's auch Fliegen.Altmann VI, 404.

Kein Wesen kann da leben, wo es keine Nahrung findet.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0886" n="[872]"/>
          <cb n="1743"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*47 Sau raud osse 'ne Rause, osse Blaut.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 358.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*48 Se is so rôt um den Kamm as en Legghenne.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 83.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wie eine Eier legende Henne; frisch und röthlich von Gesicht.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*49 Sie ist so roth wie eine Rose.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*50 Sie wurde roth bis hinter die Ohren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*51 So räud as en Fuirmuiser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 162, 125.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man in der Grafschaft Mark ein Kind mit dicken, stark gerötheten Lippen und Wangen. In <hi rendition="#i">Auerbach's Dorfgeschichten</hi> kommt die Redensart vor: So roth wie ein Feuerdieb. Danach wäre Müser = Mauser. &#x201E;Das geht aber nicht an&#x201C;, bemerkt <hi rendition="#i">Woeste,</hi> denn Mauser würde Méuser lauten. Feuerdieb wird vielmehr ein Misverständniss mundartlicher Form sein. Das dänische rød musset, italienisch muso, französisch museau, scheinen germanische Wörter, verderbt aus mûth, englisch mouth = Mund. Fuirmuiser gilt also zunächst von der Röthe der Lippen. (Vgl. <hi rendition="#i">Woeste in Frommann, V, 166, 125.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*52 So räud asse Fuir.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 162, 125.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*53 So raut as en koekeden Kriewet (gekochter Krebs).</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*54 So roth as'n Puter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 819.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*55 So roth sein wie ein welscher Hahn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Étre rouge comme un coq.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*56 So roth, wie ein Leinweber, wenn er einen Schluck über den Durst getrunken hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tippelskircher Volksblatt, 1846.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*57 So roth wie ein Zinshahn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Elle est rouge comme une écrevisse, rouge comme un coq, comme du feu. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 624<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zoo rood als en verroeste sleutel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 274<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*58 So roth wie glühend Eisen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*59 Wenn d' nume roth würdest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 140.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Roth</hi> (Name).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hans Roth, du bist mer schuldig drü Brot; de machst es chrumbs Mûl, ich na e vil chrümbers.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 29.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothärmel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A iess wie Ruth-Ermmel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 328.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothauge.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Roddög (Rothauge) is ôk gôd Fisch, wenna süss nicks is.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schiller, II, 20.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothbart.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Hüt' dich vor dem Rothbart, Rothbart nie gut ward.</hi> (S.  Bart 36-40.) &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8554.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Im was der bart unt daz hâr beidin rôt, viurvar; von denselben hoere ich sagen daz si vul schiu herze tragen. (<hi rendition="#i">Wigalois.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 124.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Man muss nicht blos den Rothbart schelten, die schwarzen Bärte gerathen auch selten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Rothbart &#x2013; Düvelsart (Teufelsart).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Weserzeitung, 4177; Bueren, 988; Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Rothbart, Schelmart.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 988; Hauskalender, I;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Eisenhart, 605; Pistor., I, 77; Simrock, 8552.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Physiognomisches Sprichwort.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Rothbart &#x2013; schlimme Art.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wuttke, 204.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Thut nit allein den Rothbart schelten, auch schwarze Bärt' gerathen selten. Per rubram barbam debes cognoscere nequam, multi non rubram sed habent cum crimine nigra.&#x201C; (<hi rendition="#i">Sutor, 548.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Rothbart &#x2013; untreue Art.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Er liez sîn gesellen an der nôt, als noch tuot der geselle rot. &#x2013; Ez süllen vrouwen unde man, den rôten gesellen lâzen gân. (<hi rendition="#i">Boner.</hi>) &#x2013; Ungetriuwe sint de rôten. (<hi rendition="#i">Zingerle, 124.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Röthe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gemacht röth und erzwungene Lieb wert nit lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1598, 20; Einfälle, 559; Zinkgref, III, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Amor non vult fidibus extorqueri. (<hi rendition="#i">Binder II, 162; Zinkgref, III, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ihr ward anander de Rîte obtrinken, ihr Loite.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 412, 452.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothenburger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Rothenburger sein ô Stoadleute.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf die Bewohner des kleinen Städtchens Rothenburg in der Oberlausitz, dessen Lage seinem städtischen Charakter nicht günstig ist. (S.  Kupferberger.)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1744"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rother.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A Rother (oder Geeler) ist a Ramj.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Rothhaariger ist ein Betrüger. Ein bei vielen Völkern vorhandenes Vorurtheil gegen rothe (und gelbe) Haare.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Roth<hi rendition="#sup">1</hi> der allerbeste ist, drum hat ihn unser Herr geküsst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 534.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Nämlich Judas, der mit rothem Bart gemalt wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Rothe gäb einen übeln Kaminfeger, er jagte den rothen Hahn zum Dach hinaus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 534; Simrock, 8559.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ein Rother traut dem andern minder (nichts).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 534; Simrock, 8557; Sutermeister, 140.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das rote leuchtet im Feld.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 60.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothberger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein guter Rothgerber ist besser als ein fauler Arbeiter.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothhaar.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Rothhaar und Erlenstrauch wachsen auf keinem guten Grunde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wan wenne ez gât an rehte nôt, sô lât er dich, wan er ist rôt. (<hi rendition="#i">Boner.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 124.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothhaariger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Rothhärigen sind eitweders recht guet oder recht schlimm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein rothhaariger Mensch gilt allgemein für einen listigen und bösen, dem nicht zu trauen sei. Schon <hi rendition="#i">Boner</hi> (Edelstein, 74, um 1348) hat eine besondere Erzählung von dem &#x201E;rothen Gesellen&#x201C;, der seinem Freunde in der Noth wortbrüchig wird. Zahlreiche deutsche wie ausländische Sprichwörter und Anspielungen warnen vor dem rothen hombre roxo y hembro de lexos los salada. Rothbart nie gut wart; selb-wahsen rôt bertir ritter! ist eine Schelte, wie schon im salischen Gesetz vulpecubsel; ungetriuwe sind die rôten (<hi rendition="#i">Fragment, 28<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>); roter man mit juete ist eine seltenheit (<hi rendition="#i">Friese, 85, 20</hi>); im was der bart und doz hâr beidi rot und viurvar: von demselben hverrich sagen, daz zi valschin herze tragen. (<hi rendition="#i">Wigalois.</hi>) In der <hi rendition="#i">Deutschen Heldensage</hi> wird dem ungetreuen Sibich roth Haar und rother Bart gegeben (<hi rendition="#i">Vilkina, 167</hi>), wie in den Gemälden dem Verräther Judas. (<hi rendition="#i">Jakob Grimm, Reinh. Fuchs, Berlin 1834, XXX.</hi>) &#x201E;Welchen rote haut gedecket hat, der denckt oftmals listig that. Rotes haar vnd ehrlein bogen, thund sie gut, so soll mans loben.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Kurzen mit dêmüete und rôten mit güste, und langen man wîsen, die drî sol man prîsen. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 124.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In rufa pelle, vix est animus sine felle. (<hi rendition="#i">Loci comm., 207.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothhäuptiger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Em Rîthiwdije sâl em nit träin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 764.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort hat, wie die sinnverwandten andern, einen mythischen Grund. Denn, bemerkt <hi rendition="#i">Schuster,</hi> Loki und nach ihm der Teufel, sein christlicher Abklatsch, haben rothes Haar; aber auch der ägyptische Typhon und andere Götter. Auch das Epos vieler Völker gibt seinen bösen oder feigen Personen gern rothes Haar. Einen andern Grund hat es, wenn nach der Ansicht des Volks Rothhaarige in der Regel gutmüthig, wenn auch jähzornig sein sollen. Das erinnert an den Charakter Thor's, dem wenigstens rother Bart zukommt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothkätel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A hôd a Rûtkâtla g' fanga.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr. -Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 451;</hi> für Schlesien: <hi rendition="#i">Weinhold, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Seine Nase ist infolge von Kälte geröthet. In Lusdorf bei Böhmisch-Friedland: A hôt a Rûtkâtl g'fang'n.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Du neuschîriges Rûtkâtla.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu einem Neugierigen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Rothkehlchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wenn man Rothhüseli ausnimmt, so geben die Kühe zu Haus rothe Milch (oder: das Wetter schlägt ins Haus).</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 295; Tobler, 281.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Frankreich wird das Rothkehlchen als Amulet gebraucht, aber mehr noch der Zaunkönig. Man steckt gern die Federn dieser Vögel ein und hält sich überzeugt, dass man dann, namentlich auf Jahrmärkten, glücklich kaufen und verkaufen werde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wenn man Rothkehlchen fangen will, muss man ein Käuzlein auf den Kloben setzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wenn man wil viel Rotkelichen oder Vogel fangen, muss man das Kützlein oder Eule auf den Kloben setzen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Luther's Werke, VII, 273.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wo es Rothkehlchen gibt, da gibt's auch Fliegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 404.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Kein Wesen kann da leben, wo es keine Nahrung findet.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[872]/0886] *47 Sau raud osse 'ne Rause, osse Blaut. (Waldeck.) – Curtze, 358. *48 Se is so rôt um den Kamm as en Legghenne. (Holst.) – Schütze, II, 83. „Wie eine Eier legende Henne; frisch und röthlich von Gesicht.“ *49 Sie ist so roth wie eine Rose. *50 Sie wurde roth bis hinter die Ohren. – Klix, 74. *51 So räud as en Fuirmuiser. – Frommann, V, 162, 125. So nennt man in der Grafschaft Mark ein Kind mit dicken, stark gerötheten Lippen und Wangen. In Auerbach's Dorfgeschichten kommt die Redensart vor: So roth wie ein Feuerdieb. Danach wäre Müser = Mauser. „Das geht aber nicht an“, bemerkt Woeste, denn Mauser würde Méuser lauten. Feuerdieb wird vielmehr ein Misverständniss mundartlicher Form sein. Das dänische rød musset, italienisch muso, französisch museau, scheinen germanische Wörter, verderbt aus mûth, englisch mouth = Mund. Fuirmuiser gilt also zunächst von der Röthe der Lippen. (Vgl. Woeste in Frommann, V, 166, 125.) *52 So räud asse Fuir. – Frommann, V, 162, 125. *53 So raut as en koekeden Kriewet (gekochter Krebs). (Westf.) *54 So roth as'n Puter. – Kern, 819. *55 So roth sein wie ein welscher Hahn. Frz.: Étre rouge comme un coq. *56 So roth, wie ein Leinweber, wenn er einen Schluck über den Durst getrunken hat. – Tippelskircher Volksblatt, 1846. *57 So roth wie ein Zinshahn. Frz.: Elle est rouge comme une écrevisse, rouge comme un coq, comme du feu. (Kritzinger, 624b.) Holl.: Zoo rood als en verroeste sleutel. (Harrebomée, II, 274a.) *58 So roth wie glühend Eisen. *59 Wenn d' nume roth würdest. – Sutermeister, 140. Roth (Name). Hans Roth, du bist mer schuldig drü Brot; de machst es chrumbs Mûl, ich na e vil chrümbers. – Sutermeister, 29. Rothärmel. * A iess wie Ruth-Ermmel. – Robinson, 328. Rothauge. Roddög (Rothauge) is ôk gôd Fisch, wenna süss nicks is. (Mecklenburg.) – Schiller, II, 20. Rothbart. 1 Hüt' dich vor dem Rothbart, Rothbart nie gut ward. (S. Bart 36-40.) – Simrock, 8554. Mhd.: Im was der bart unt daz hâr beidin rôt, viurvar; von denselben hoere ich sagen daz si vul schiu herze tragen. (Wigalois.) (Zingerle, 124.) 2 Man muss nicht blos den Rothbart schelten, die schwarzen Bärte gerathen auch selten. 3 Rothbart – Düvelsart (Teufelsart). – Weserzeitung, 4177; Bueren, 988; Hauskalender, II. 4 Rothbart, Schelmart. – Bueren, 988; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Eisenhart, 605; Pistor., I, 77; Simrock, 8552. Physiognomisches Sprichwort. 5 Rothbart – schlimme Art. – Wuttke, 204. „Thut nit allein den Rothbart schelten, auch schwarze Bärt' gerathen selten. Per rubram barbam debes cognoscere nequam, multi non rubram sed habent cum crimine nigra.“ (Sutor, 548.) 6 Rothbart – untreue Art. Mhd.: Er liez sîn gesellen an der nôt, als noch tuot der geselle rot. – Ez süllen vrouwen unde man, den rôten gesellen lâzen gân. (Boner.) – Ungetriuwe sint de rôten. (Zingerle, 124.) Röthe. 1 Gemacht röth und erzwungene Lieb wert nit lang. – Henisch, 1598, 20; Einfälle, 559; Zinkgref, III, 22. Lat.: Amor non vult fidibus extorqueri. (Binder II, 162; Zinkgref, III, 22.) *2 Ihr ward anander de Rîte obtrinken, ihr Loite. (Schles.) – Frommann, III, 412, 452. Rothenburger. Rothenburger sein ô Stoadleute. (Oberlausitz.) Spott auf die Bewohner des kleinen Städtchens Rothenburg in der Oberlausitz, dessen Lage seinem städtischen Charakter nicht günstig ist. (S. Kupferberger.) Rother. 1 A Rother (oder Geeler) ist a Ramj. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ein Rothhaariger ist ein Betrüger. Ein bei vielen Völkern vorhandenes Vorurtheil gegen rothe (und gelbe) Haare. 2 Der Roth1 der allerbeste ist, drum hat ihn unser Herr geküsst. – Eiselein, 534. 1) Nämlich Judas, der mit rothem Bart gemalt wird. 3 Der Rothe gäb einen übeln Kaminfeger, er jagte den rothen Hahn zum Dach hinaus. – Eiselein, 534; Simrock, 8559. 4 Ein Rother traut dem andern minder (nichts). – Eiselein, 534; Simrock, 8557; Sutermeister, 140. Rothes. Das rote leuchtet im Feld. – Petri, II, 60. Rothberger. Ein guter Rothgerber ist besser als ein fauler Arbeiter. Rothhaar. Rothhaar und Erlenstrauch wachsen auf keinem guten Grunde. Mhd.: Wan wenne ez gât an rehte nôt, sô lât er dich, wan er ist rôt. (Boner.) (Zingerle, 124.) Rothhaariger. Die Rothhärigen sind eitweders recht guet oder recht schlimm. – Sutermeister, 140. Ein rothhaariger Mensch gilt allgemein für einen listigen und bösen, dem nicht zu trauen sei. Schon Boner (Edelstein, 74, um 1348) hat eine besondere Erzählung von dem „rothen Gesellen“, der seinem Freunde in der Noth wortbrüchig wird. Zahlreiche deutsche wie ausländische Sprichwörter und Anspielungen warnen vor dem rothen hombre roxo y hembro de lexos los salada. Rothbart nie gut wart; selb-wahsen rôt bertir ritter! ist eine Schelte, wie schon im salischen Gesetz vulpecubsel; ungetriuwe sind die rôten (Fragment, 28b.); roter man mit juete ist eine seltenheit (Friese, 85, 20); im was der bart und doz hâr beidi rot und viurvar: von demselben hverrich sagen, daz zi valschin herze tragen. (Wigalois.) In der Deutschen Heldensage wird dem ungetreuen Sibich roth Haar und rother Bart gegeben (Vilkina, 167), wie in den Gemälden dem Verräther Judas. (Jakob Grimm, Reinh. Fuchs, Berlin 1834, XXX.) „Welchen rote haut gedecket hat, der denckt oftmals listig that. Rotes haar vnd ehrlein bogen, thund sie gut, so soll mans loben.“ Mhd.: Kurzen mit dêmüete und rôten mit güste, und langen man wîsen, die drî sol man prîsen. (Freidank.) (Zingerle, 124.) Lat.: In rufa pelle, vix est animus sine felle. (Loci comm., 207.) Rothhäuptiger. Em Rîthiwdije sâl em nit träin. – Schuster, 764. Dies Sprichwort hat, wie die sinnverwandten andern, einen mythischen Grund. Denn, bemerkt Schuster, Loki und nach ihm der Teufel, sein christlicher Abklatsch, haben rothes Haar; aber auch der ägyptische Typhon und andere Götter. Auch das Epos vieler Völker gibt seinen bösen oder feigen Personen gern rothes Haar. Einen andern Grund hat es, wenn nach der Ansicht des Volks Rothhaarige in der Regel gutmüthig, wenn auch jähzornig sein sollen. Das erinnert an den Charakter Thor's, dem wenigstens rother Bart zukommt. Rothkätel. *1 A hôd a Rûtkâtla g' fanga. (Oesterr. -Schles.) – Peter, 451; für Schlesien: Weinhold, 41. Seine Nase ist infolge von Kälte geröthet. In Lusdorf bei Böhmisch-Friedland: A hôt a Rûtkâtl g'fang'n. *2 Du neuschîriges Rûtkâtla. Zu einem Neugierigen. Rothkehlchen. 1 Wenn man Rothhüseli ausnimmt, so geben die Kühe zu Haus rothe Milch (oder: das Wetter schlägt ins Haus). (Schweiz.) – Kirchhofer, 295; Tobler, 281. In Frankreich wird das Rothkehlchen als Amulet gebraucht, aber mehr noch der Zaunkönig. Man steckt gern die Federn dieser Vögel ein und hält sich überzeugt, dass man dann, namentlich auf Jahrmärkten, glücklich kaufen und verkaufen werde. 2 Wenn man Rothkehlchen fangen will, muss man ein Käuzlein auf den Kloben setzen. „Wenn man wil viel Rotkelichen oder Vogel fangen, muss man das Kützlein oder Eule auf den Kloben setzen.“ (Luther's Werke, VII, 273.) 3 Wo es Rothkehlchen gibt, da gibt's auch Fliegen. – Altmann VI, 404. Kein Wesen kann da leben, wo es keine Nahrung findet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/886
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [872]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/886>, abgerufen am 23.11.2024.