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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] jetzt Babel ist gewiss. O du engel alles betriegens, o Kerker alles Neids vnd lügens, allda der fromm verdirbt vnd stirbt, der Schalck die grosse ehr erwirbt, der lebenden ein hell du bist. O Nest aller Verrätherey in dem wirt aussgebrüt ohn schew als vbel das durch die Welt geht." (Zinkgref, IV, 254.)

90 Zu Rom hat's Sanct-Peter am besten.

So sagte Sancho Pansa, als man verlangte, dass er mit seinem Herrn auf dem hölzernen Pferde reiten sollte. Es gefiel ihm in dem Hause, wo er war, dort wollte er bleiben.

Span.: Bien se esta San Pedro en Roma. (Don Quixote.)

91 Zu Rom holt man ein bösen Magen, ein leeren Seckel, böss gewissen, vnd wirdt gar offt vmbs Gelt beschissen. - Waldis, IV, 24.

92 Zu Rom ist alles erlaubt, allein die Wahrheit zu sagen vnd gottselig zu leben ist allda verboten. - Zinkgref, IV, 253.

93 Zu Rom ist alles feil, Boves et oves. - Zinkgref, IV, 220.

"D. i. hohe vnd niedrige prebenden, auch die Columbae, d. i. die Gaben des heiligen Geistes."

94 Zu Rom ist alles frei, on (ausser) der keyn gelt hat. - Tappius, 207a; Latendorf II, 205; Lehmann, II, 902, 19; Zinkgref, IV, 352; Simrock, 8507.

Lat.: Vivere qui sancte cupitis discedite Roma, omnia cum liceant', non licet esse pium. (Seybold, 644.)

95 Zu Rom ist alles Rechtes Kraft und aller Falschheit Meisterschaft.

96 Zu Rom ist die grösste Sünde Armut, Forcht vnd Frombkeyt. - Theatrum Diabolorum, 398b.

97 Zu Rom ist kein grösser sünd, dann arm sein. - Gruter, III, 119; Petri, II, 827; Lehmann, II, 905, 18; Simrock, 8506.

"Die gröste sünd zu Rom man helt, wann einer arm vnd hat kein gelt. All Ding seynd frey in Romul Statt, ohn der, welcher kein gelt drin hat; wer aber das thut haben viel, der mag da thun alls, das er will." (Zinkgref, IV, 353.)

98 Zu Rom ist keyn grösser sünd, dann keyn gelt haben. (S. Wandsbeck.) - Tappius, 207a; Latendorf II, 205; Lehmann, II, 902, 20.

"Habt jr ewr tag von Rom nie ghort, wie man sagt im gemeinen sprichwort, das eim zu Rom kein sünd nit schad, allein so er kein geld mehr hat: das ist die allergreste sünd, welch nit der babst vergeben künd." (Waldis, IV, 24, 65.)

Lat.: Libera Corcyra: caca ubi libet. (Binder II, 1660; Tappius, 207a; Latendorf, 205.)

99 Zu Rom mag man thun, was man will, nur fromm sein gilt (hilft) da nicht viel. - Petri, II, 827; Körte, 5093.

Und diese Stadt will das Centrum und der Lebenspunkt der christlichen Welt sein. Daher der Dichter: "Weicht alle, die jhr in der Statt Rom begehrt zu leben recht vnd fromm, dann ob wol alles da ist frey, ist fromm seyn doch daselbst ein schew. Man kann da alle sünd vergeben, ohn die, wann man wil ehrlich leben. Man hat zu Rom sonst alles macht, nur fromm seyn, das wirdt da veracht. Wer fromm will seyn, der sich bey leib, dass er zu Rom nicht lange bleib." "Zu Rom ist die grösste missethat, wann einer nicht ein pfennig hat. Zu Rom ist alles frey gezehlt, ohn der, welcher da hat kein gelt." (Zinkgref, IV, 253 u. 352.)

100 Zu Rom seynt als ding, auch der Himmel vnd vnser Herr Gott selbst vmb Gelt feil. - Zinkgref, IV, 252.

101 Zu Rom sind Trew vnd Gottesfurcht Gewürtz.

"D. i. ein thewre vnd seltzsame Sach." (Zinkgref, IV, 44.)

102 Zu Rom wird mancher betrogen. - Eiselein, 531.

*103 Doas is, as woann ma 'r in Rom g'wesen war' und hätt'n Poapst nit g'seg'n. (Steiermark.)

In Bezug auf eine verlorene Gelegenheit, bei der man die Hauptsache unterliess.

*104 Er ist in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen. - Eiselein, 531; Körte, 5094; Simrock, 8501; Körte2, 6380; Dove, 778; Lohrengel, II, 346.

Seume ist (1802) auch in Rom gewesen und hat ihn nicht gesehen. Er erzählt: "Man kann doch einem ganzen Hausetat schicklich nicht weniger als einen Piaster (Trinkgeld) geben, und so viel wollte ich für den Papst und sein ganzes Collegium nicht mehr in Auslage sein." Als einst ein Abt aus Rom nach Paris zurück kam, ohne den Papst Innocenz XI. daselbst gesehen zu haben, sagte er: "Er ist nicht mehr das sichtbare Oberhaupt der Kirche." Zu angestrengtes Studiren hatte den jungen Ganganelli auf ein gefährliches Krankenlager geworfen. Als die Gefahr vorüber war, sagte er: "Mein grösster Kummer war, sterben zu [Spaltenumbruch] müssen, ohne Rom gesehen zu haben." (Witzfunken, VIIb, 111 u. 178.) Die Russen: Er ist in Petersburg gewesen und hat den Zaren nicht gesehen. (Altmann VI, 521.)

Mhd.: Dem ist gleich geschehen, als sei er zu Rom gewesen und hab den babst nit gesehen. (Fastnachtsspiel.) (Zingerle, 122.)

Holl.: Hij is naar Rome geweest, en heeft den paus niet gezien. (Harrebomee, II, 227b.)

Lat.: Non est cujuslibet Corinthum appellere.

Poln.: Jakoby to bylo: w Rzymie byc, a Papierza nie widziec. (Lompa, 14.)

*105 Er will nach Rom und fährt den Rhein hinab. - Eiselein, 528; Simrock, 8518.

Er schlägt einen Weg ein, auf dem man nicht ans Ziel gelangen kann.

*106 Es ist mir eben, als wanns zu Rom donnert. - Henisch, 727, 39; Eiselein, 531; Sailer, 117; Simrock, 8516; Körte, 5094a.

D. h. sehr gleichgültig. "Welches den kauffmann so wundern that, als obs zu Rom gedonnert het." (Waldis, IV, 65, 22.)

Lat.: Minus de istis laboro, quam de ranis palustribus. (Erasm., 179; Tappius, 236a.)

*107 I will hindersi ge Rom laufe. - Sutermeister, 18.

Betheuerungsformel mit der Ergänzung: wenn es nicht wahr ist. (S. Pfanne 33.)

*108 Ich wollte lieber rücklings nach Rom wallen. - Eiselein, 531.

*109 Man kann darauf nach Rom reiten.

Holl.: Je kunt er wel met je gat op naar Keulen rijden. (Harrebomee, I, 398a.)

*110 Man könnte nach Rom gehen und wiederkommen.

Wenn etwas ungewöhnlich lange dauert.

Holl.: Men zoude eerder naar Rom gaan en wederkomen. (Harrebomee, II, 228a.)

*111 Rom geht jhn nichts an, er hat kein Haus drin. (S. Hund 1596.) - Lehmann, 721, 2.

*112 Rom hat gesprochen.

D. h. die Sache ist nun endgültig entschieden. Noch aus der Zeit, in der die Entscheidungen des römischen Stuhls für untrüglich galten. In unsern Tagen, wo es sehr redselig erscheint, ist es für die Wissenschaft gleichgültig, ob "Rom gesprochen hat" oder nicht; denn ihre Forschungen hemmt keine andere Schranke, als "die Bedingung endlicher Natur". Roms Spruch bleibt jetzt nur für die ein Spruch, die sich demselben unterwerfen, der denkende Mensch will überzeugt sein.

*113 Sie ist nach Rom gereist. (Baiern.) - Zaupser, Idiot., 63; Klein, II, 93.

D. h. sie ist in die Wochen gekommen. Wird, nach Zaupser, nur von Mädchen, nach andern sowol von Mädchen als Frauen gebraucht, weil man ehemals, wie gewöhnlich als Grund dafür angenommen wird, in Gegenwart von Kindern und jungen Leuten diesen Zustand der Frauen beim wahren Namen zu nennen sich scheute. Doch hat die Redensart vielleicht auch eine tiefere Bedeutung. In der Germania (Bd. 6, Hft. 2) hat Wolfg. Menzel die uralte, aus Asien stammende Vorstellung, dass die Seelen aus dem Himmel auf dem Wege der Milchstrasse zur Erde herabkommen, auch für die deutsche Mythologie nachgewiesen. Da nun die Milchstrasse auch den Namen Romstrasse führt, so fragt Prof. Am. Baumgarten in seiner Volksmässigen Ueberlieferung (I, 9), ob mit der letztern Benennung nicht auch die Redensart im Zusammenhange stehe, dass die Wöchnerinnen nach Rom reisen.


Roman.

1 Die englischen Romane spielen im Hause, die französischen auf der Strasse, die deutschen im Walde.

2 Romane sind keine Geschichten.

"Wie kannst du so treulos die Pflichten des Gatten entweihen? O mit nichten; Romane sind keine Geschichten." (Witzfunken, VIIIa, 40.)


Roman (Name).

Roman (7/8. Febr.) hell und klar, bedeutet gutes Jahr. - Boebel, 11.


Romanist.

1 Der Romanisten Gottseligkeit ist gottseltigkeit worden. - Zinkgref, IV, 75.

2 Die Romanisten bleiben allzeit bei dem Wort "das ist", wie der Gukuk bey seinem gesang vnd der barfüsser bei seim strang. - Zinkgref, IV, 71.

3 Die Romanisten fasten, dass jhnen die bäuche schwellen. - Zinkgref, IV, 77.

4 Die Romanisten fasten und beten aufs Kerbholtz. - Zinkgref, IV, 80.

[Spaltenumbruch] jetzt Babel ist gewiss. O du engel alles betriegens, o Kerker alles Neids vnd lügens, allda der fromm verdirbt vnd stirbt, der Schalck die grosse ehr erwirbt, der lebenden ein hell du bist. O Nest aller Verrätherey in dem wirt aussgebrüt ohn schew als vbel das durch die Welt geht.“ (Zinkgref, IV, 254.)

90 Zu Rom hat's Sanct-Peter am besten.

So sagte Sancho Pansa, als man verlangte, dass er mit seinem Herrn auf dem hölzernen Pferde reiten sollte. Es gefiel ihm in dem Hause, wo er war, dort wollte er bleiben.

Span.: Bien se está San Pedro en Roma. (Don Quixote.)

91 Zu Rom holt man ein bösen Magen, ein leeren Seckel, böss gewissen, vnd wirdt gar offt vmbs Gelt beschissen.Waldis, IV, 24.

92 Zu Rom ist alles erlaubt, allein die Wahrheit zu sagen vnd gottselig zu leben ist allda verboten.Zinkgref, IV, 253.

93 Zu Rom ist alles feil, Boves et oves.Zinkgref, IV, 220.

„D. i. hohe vnd niedrige prebenden, auch die Columbae, d. i. die Gaben des heiligen Geistes.“

94 Zu Rom ist alles frei, on (ausser) der keyn gelt hat.Tappius, 207a; Latendorf II, 205; Lehmann, II, 902, 19; Zinkgref, IV, 352; Simrock, 8507.

Lat.: Vivere qui sancte cupitis discedite Roma, omnia cum liceant', non licet esse pium. (Seybold, 644.)

95 Zu Rom ist alles Rechtes Kraft und aller Falschheit Meisterschaft.

96 Zu Rom ist die grösste Sünde Armut, Forcht vnd Frombkeyt.Theatrum Diabolorum, 398b.

97 Zu Rom ist kein grösser sünd, dann arm sein.Gruter, III, 119; Petri, II, 827; Lehmann, II, 905, 18; Simrock, 8506.

„Die gröste sünd zu Rom man helt, wann einer arm vnd hat kein gelt. All Ding seynd frey in Romul Statt, ohn der, welcher kein gelt drin hat; wer aber das thut haben viel, der mag da thun alls, das er will.“ (Zinkgref, IV, 353.)

98 Zu Rom ist keyn grösser sünd, dann keyn gelt haben. (S. Wandsbeck.) – Tappius, 207a; Latendorf II, 205; Lehmann, II, 902, 20.

„Habt jr ewr tag von Rom nie ghort, wie man sagt im gemeinen sprichwort, das eim zu Rom kein sünd nit schad, allein so er kein geld mehr hat: das ist die allergreste sünd, welch nit der babst vergeben künd.“ (Waldis, IV, 24, 65.)

Lat.: Libera Corcyra: caca ubi libet. (Binder II, 1660; Tappius, 207a; Latendorf, 205.)

99 Zu Rom mag man thun, was man will, nur fromm sein gilt (hilft) da nicht viel.Petri, II, 827; Körte, 5093.

Und diese Stadt will das Centrum und der Lebenspunkt der christlichen Welt sein. Daher der Dichter: „Weicht alle, die jhr in der Statt Rom begehrt zu leben recht vnd fromm, dann ob wol alles da ist frey, ist fromm seyn doch daselbst ein schew. Man kann da alle sünd vergeben, ohn die, wann man wil ehrlich leben. Man hat zu Rom sonst alles macht, nur fromm seyn, das wirdt da veracht. Wer fromm will seyn, der sich bey leib, dass er zu Rom nicht lange bleib.“ „Zu Rom ist die grösste missethat, wann einer nicht ein pfennig hat. Zu Rom ist alles frey gezehlt, ohn der, welcher da hat kein gelt.“ (Zinkgref, IV, 253 u. 352.)

100 Zu Rom seynt als ding, auch der Himmel vnd vnser Herr Gott selbst vmb Gelt feil.Zinkgref, IV, 252.

101 Zu Rom sind Trew vnd Gottesfurcht Gewürtz.

„D. i. ein thewre vnd seltzsame Sach.“ (Zinkgref, IV, 44.)

102 Zu Rom wird mancher betrogen.Eiselein, 531.

*103 Doas is, as woann ma 'r in Rom g'wesen war' und hätt'n Poapst nit g'seg'n. (Steiermark.)

In Bezug auf eine verlorene Gelegenheit, bei der man die Hauptsache unterliess.

*104 Er ist in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen.Eiselein, 531; Körte, 5094; Simrock, 8501; Körte2, 6380; Dove, 778; Lohrengel, II, 346.

Seume ist (1802) auch in Rom gewesen und hat ihn nicht gesehen. Er erzählt: „Man kann doch einem ganzen Hausetat schicklich nicht weniger als einen Piaster (Trinkgeld) geben, und so viel wollte ich für den Papst und sein ganzes Collegium nicht mehr in Auslage sein.“ Als einst ein Abt aus Rom nach Paris zurück kam, ohne den Papst Innocenz XI. daselbst gesehen zu haben, sagte er: „Er ist nicht mehr das sichtbare Oberhaupt der Kirche.“ Zu angestrengtes Studiren hatte den jungen Ganganelli auf ein gefährliches Krankenlager geworfen. Als die Gefahr vorüber war, sagte er: „Mein grösster Kummer war, sterben zu [Spaltenumbruch] müssen, ohne Rom gesehen zu haben.“ (Witzfunken, VIIb, 111 u. 178.) Die Russen: Er ist in Petersburg gewesen und hat den Zaren nicht gesehen. (Altmann VI, 521.)

Mhd.: Dem ist gleich geschehen, als sei er zu Rom gewesen und hab den babst nit gesehen. (Fastnachtsspiel.) (Zingerle, 122.)

Holl.: Hij is naar Rome geweest, en heeft den paus niet gezien. (Harrebomée, II, 227b.)

Lat.: Non est cujuslibet Corinthum appellere.

Poln.: Jakoby to było: w Rzymie być, a Papierza nie widzieć. (Lompa, 14.)

*105 Er will nach Rom und fährt den Rhein hinab.Eiselein, 528; Simrock, 8518.

Er schlägt einen Weg ein, auf dem man nicht ans Ziel gelangen kann.

*106 Es ist mir eben, als wanns zu Rom donnert.Henisch, 727, 39; Eiselein, 531; Sailer, 117; Simrock, 8516; Körte, 5094a.

D. h. sehr gleichgültig. „Welches den kauffmann so wundern that, als obs zu Rom gedonnert het.“ (Waldis, IV, 65, 22.)

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*107 I will hindersi ge Rom laufe.Sutermeister, 18.

Betheuerungsformel mit der Ergänzung: wenn es nicht wahr ist. (S. Pfanne 33.)

*108 Ich wollte lieber rücklings nach Rom wallen.Eiselein, 531.

*109 Man kann darauf nach Rom reiten.

Holl.: Je kunt er wel met je gat op naar Keulen rijden. (Harrebomée, I, 398a.)

*110 Man könnte nach Rom gehen und wiederkommen.

Wenn etwas ungewöhnlich lange dauert.

Holl.: Men zoude eerder naar Rom gaan en wederkomen. (Harrebomée, II, 228a.)

*111 Rom geht jhn nichts an, er hat kein Haus drin. (S. Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2.

*112 Rom hat gesprochen.

D. h. die Sache ist nun endgültig entschieden. Noch aus der Zeit, in der die Entscheidungen des römischen Stuhls für untrüglich galten. In unsern Tagen, wo es sehr redselig erscheint, ist es für die Wissenschaft gleichgültig, ob „Rom gesprochen hat“ oder nicht; denn ihre Forschungen hemmt keine andere Schranke, als „die Bedingung endlicher Natur“. Roms Spruch bleibt jetzt nur für die ein Spruch, die sich demselben unterwerfen, der denkende Mensch will überzeugt sein.

*113 Sie ist nach Rom gereist. (Baiern.) – Zaupser, Idiot., 63; Klein, II, 93.

D. h. sie ist in die Wochen gekommen. Wird, nach Zaupser, nur von Mädchen, nach andern sowol von Mädchen als Frauen gebraucht, weil man ehemals, wie gewöhnlich als Grund dafür angenommen wird, in Gegenwart von Kindern und jungen Leuten diesen Zustand der Frauen beim wahren Namen zu nennen sich scheute. Doch hat die Redensart vielleicht auch eine tiefere Bedeutung. In der Germania (Bd. 6, Hft. 2) hat Wolfg. Menzel die uralte, aus Asien stammende Vorstellung, dass die Seelen aus dem Himmel auf dem Wege der Milchstrasse zur Erde herabkommen, auch für die deutsche Mythologie nachgewiesen. Da nun die Milchstrasse auch den Namen Romstrasse führt, so fragt Prof. Am. Baumgarten in seiner Volksmässigen Ueberlieferung (I, 9), ob mit der letztern Benennung nicht auch die Redensart im Zusammenhange stehe, dass die Wöchnerinnen nach Rom reisen.


Roman.

1 Die englischen Romane spielen im Hause, die französischen auf der Strasse, die deutschen im Walde.

2 Romane sind keine Geschichten.

„Wie kannst du so treulos die Pflichten des Gatten entweihen? O mit nichten; Romane sind keine Geschichten.“ (Witzfunken, VIIIa, 40.)


Roman (Name).

Roman (7/8. Febr.) hell und klar, bedeutet gutes Jahr.Boebel, 11.


Romanist.

1 Der Romanisten Gottseligkeit ist gottseltigkeit worden.Zinkgref, IV, 75.

2 Die Romanisten bleiben allzeit bei dem Wort „das ist“, wie der Gukuk bey seinem gesang vnd der barfüsser bei seim strang.Zinkgref, IV, 71.

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[[860]/0874] jetzt Babel ist gewiss. O du engel alles betriegens, o Kerker alles Neids vnd lügens, allda der fromm verdirbt vnd stirbt, der Schalck die grosse ehr erwirbt, der lebenden ein hell du bist. O Nest aller Verrätherey in dem wirt aussgebrüt ohn schew als vbel das durch die Welt geht.“ (Zinkgref, IV, 254.) 90 Zu Rom hat's Sanct-Peter am besten. So sagte Sancho Pansa, als man verlangte, dass er mit seinem Herrn auf dem hölzernen Pferde reiten sollte. Es gefiel ihm in dem Hause, wo er war, dort wollte er bleiben. Span.: Bien se está San Pedro en Roma. (Don Quixote.) 91 Zu Rom holt man ein bösen Magen, ein leeren Seckel, böss gewissen, vnd wirdt gar offt vmbs Gelt beschissen. – Waldis, IV, 24. 92 Zu Rom ist alles erlaubt, allein die Wahrheit zu sagen vnd gottselig zu leben ist allda verboten. – Zinkgref, IV, 253. 93 Zu Rom ist alles feil, Boves et oves. – Zinkgref, IV, 220. „D. i. hohe vnd niedrige prebenden, auch die Columbae, d. i. die Gaben des heiligen Geistes.“ 94 Zu Rom ist alles frei, on (ausser) der keyn gelt hat. – Tappius, 207a; Latendorf II, 205; Lehmann, II, 902, 19; Zinkgref, IV, 352; Simrock, 8507. Lat.: Vivere qui sancte cupitis discedite Roma, omnia cum liceant', non licet esse pium. (Seybold, 644.) 95 Zu Rom ist alles Rechtes Kraft und aller Falschheit Meisterschaft. 96 Zu Rom ist die grösste Sünde Armut, Forcht vnd Frombkeyt. – Theatrum Diabolorum, 398b. 97 Zu Rom ist kein grösser sünd, dann arm sein. – Gruter, III, 119; Petri, II, 827; Lehmann, II, 905, 18; Simrock, 8506. „Die gröste sünd zu Rom man helt, wann einer arm vnd hat kein gelt. All Ding seynd frey in Romul Statt, ohn der, welcher kein gelt drin hat; wer aber das thut haben viel, der mag da thun alls, das er will.“ (Zinkgref, IV, 353.) 98 Zu Rom ist keyn grösser sünd, dann keyn gelt haben. (S. Wandsbeck.) – Tappius, 207a; Latendorf II, 205; Lehmann, II, 902, 20. „Habt jr ewr tag von Rom nie ghort, wie man sagt im gemeinen sprichwort, das eim zu Rom kein sünd nit schad, allein so er kein geld mehr hat: das ist die allergreste sünd, welch nit der babst vergeben künd.“ (Waldis, IV, 24, 65.) Lat.: Libera Corcyra: caca ubi libet. (Binder II, 1660; Tappius, 207a; Latendorf, 205.) 99 Zu Rom mag man thun, was man will, nur fromm sein gilt (hilft) da nicht viel. – Petri, II, 827; Körte, 5093. Und diese Stadt will das Centrum und der Lebenspunkt der christlichen Welt sein. Daher der Dichter: „Weicht alle, die jhr in der Statt Rom begehrt zu leben recht vnd fromm, dann ob wol alles da ist frey, ist fromm seyn doch daselbst ein schew. Man kann da alle sünd vergeben, ohn die, wann man wil ehrlich leben. Man hat zu Rom sonst alles macht, nur fromm seyn, das wirdt da veracht. Wer fromm will seyn, der sich bey leib, dass er zu Rom nicht lange bleib.“ „Zu Rom ist die grösste missethat, wann einer nicht ein pfennig hat. Zu Rom ist alles frey gezehlt, ohn der, welcher da hat kein gelt.“ (Zinkgref, IV, 253 u. 352.) 100 Zu Rom seynt als ding, auch der Himmel vnd vnser Herr Gott selbst vmb Gelt feil. – Zinkgref, IV, 252. 101 Zu Rom sind Trew vnd Gottesfurcht Gewürtz. „D. i. ein thewre vnd seltzsame Sach.“ (Zinkgref, IV, 44.) 102 Zu Rom wird mancher betrogen. – Eiselein, 531. *103 Doas is, as woann ma 'r in Rom g'wesen war' und hätt'n Poapst nit g'seg'n. (Steiermark.) In Bezug auf eine verlorene Gelegenheit, bei der man die Hauptsache unterliess. *104 Er ist in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen. – Eiselein, 531; Körte, 5094; Simrock, 8501; Körte2, 6380; Dove, 778; Lohrengel, II, 346. Seume ist (1802) auch in Rom gewesen und hat ihn nicht gesehen. Er erzählt: „Man kann doch einem ganzen Hausetat schicklich nicht weniger als einen Piaster (Trinkgeld) geben, und so viel wollte ich für den Papst und sein ganzes Collegium nicht mehr in Auslage sein.“ Als einst ein Abt aus Rom nach Paris zurück kam, ohne den Papst Innocenz XI. daselbst gesehen zu haben, sagte er: „Er ist nicht mehr das sichtbare Oberhaupt der Kirche.“ Zu angestrengtes Studiren hatte den jungen Ganganelli auf ein gefährliches Krankenlager geworfen. Als die Gefahr vorüber war, sagte er: „Mein grösster Kummer war, sterben zu müssen, ohne Rom gesehen zu haben.“ (Witzfunken, VIIb, 111 u. 178.) Die Russen: Er ist in Petersburg gewesen und hat den Zaren nicht gesehen. (Altmann VI, 521.) Mhd.: Dem ist gleich geschehen, als sei er zu Rom gewesen und hab den babst nit gesehen. (Fastnachtsspiel.) (Zingerle, 122.) Holl.: Hij is naar Rome geweest, en heeft den paus niet gezien. (Harrebomée, II, 227b.) Lat.: Non est cujuslibet Corinthum appellere. Poln.: Jakoby to było: w Rzymie być, a Papierza nie widzieć. (Lompa, 14.) *105 Er will nach Rom und fährt den Rhein hinab. – Eiselein, 528; Simrock, 8518. Er schlägt einen Weg ein, auf dem man nicht ans Ziel gelangen kann. *106 Es ist mir eben, als wanns zu Rom donnert. – Henisch, 727, 39; Eiselein, 531; Sailer, 117; Simrock, 8516; Körte, 5094a. D. h. sehr gleichgültig. „Welches den kauffmann so wundern that, als obs zu Rom gedonnert het.“ (Waldis, IV, 65, 22.) Lat.: Minus de istis laboro, quam de ranis palustribus. (Erasm., 179; Tappius, 236a.) *107 I will hindersi ge Rom laufe. – Sutermeister, 18. Betheuerungsformel mit der Ergänzung: wenn es nicht wahr ist. (S. Pfanne 33.) *108 Ich wollte lieber rücklings nach Rom wallen. – Eiselein, 531. *109 Man kann darauf nach Rom reiten. Holl.: Je kunt er wel met je gat op naar Keulen rijden. (Harrebomée, I, 398a.) *110 Man könnte nach Rom gehen und wiederkommen. Wenn etwas ungewöhnlich lange dauert. Holl.: Men zoude eerder naar Rom gaan en wederkomen. (Harrebomée, II, 228a.) *111 Rom geht jhn nichts an, er hat kein Haus drin. (S. Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2. *112 Rom hat gesprochen. D. h. die Sache ist nun endgültig entschieden. Noch aus der Zeit, in der die Entscheidungen des römischen Stuhls für untrüglich galten. In unsern Tagen, wo es sehr redselig erscheint, ist es für die Wissenschaft gleichgültig, ob „Rom gesprochen hat“ oder nicht; denn ihre Forschungen hemmt keine andere Schranke, als „die Bedingung endlicher Natur“. Roms Spruch bleibt jetzt nur für die ein Spruch, die sich demselben unterwerfen, der denkende Mensch will überzeugt sein. *113 Sie ist nach Rom gereist. (Baiern.) – Zaupser, Idiot., 63; Klein, II, 93. D. h. sie ist in die Wochen gekommen. Wird, nach Zaupser, nur von Mädchen, nach andern sowol von Mädchen als Frauen gebraucht, weil man ehemals, wie gewöhnlich als Grund dafür angenommen wird, in Gegenwart von Kindern und jungen Leuten diesen Zustand der Frauen beim wahren Namen zu nennen sich scheute. Doch hat die Redensart vielleicht auch eine tiefere Bedeutung. In der Germania (Bd. 6, Hft. 2) hat Wolfg. Menzel die uralte, aus Asien stammende Vorstellung, dass die Seelen aus dem Himmel auf dem Wege der Milchstrasse zur Erde herabkommen, auch für die deutsche Mythologie nachgewiesen. Da nun die Milchstrasse auch den Namen Romstrasse führt, so fragt Prof. Am. Baumgarten in seiner Volksmässigen Ueberlieferung (I, 9), ob mit der letztern Benennung nicht auch die Redensart im Zusammenhange stehe, dass die Wöchnerinnen nach Rom reisen. Roman. 1 Die englischen Romane spielen im Hause, die französischen auf der Strasse, die deutschen im Walde. 2 Romane sind keine Geschichten. „Wie kannst du so treulos die Pflichten des Gatten entweihen? O mit nichten; Romane sind keine Geschichten.“ (Witzfunken, VIIIa, 40.) Roman (Name). Roman (7/8. Febr.) hell und klar, bedeutet gutes Jahr. – Boebel, 11. Romanist. 1 Der Romanisten Gottseligkeit ist gottseltigkeit worden. – Zinkgref, IV, 75. 2 Die Romanisten bleiben allzeit bei dem Wort „das ist“, wie der Gukuk bey seinem gesang vnd der barfüsser bei seim strang. – Zinkgref, IV, 71. 3 Die Romanisten fasten, dass jhnen die bäuche schwellen. – Zinkgref, IV, 77. 4 Die Romanisten fasten und beten aufs Kerbholtz. – Zinkgref, IV, 80.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [860]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/874>, abgerufen am 23.11.2024.