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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 312 Zu viel reden und zu viel schweigen ist allen Narren eigen.

Lat.: Non sis verbosus, nec in omni carmine mutus. (Sutor, 481.)

313 Zum reden gehören günstige Ohren. - Lehmann, 644, 17.

314 Zwischen reden und thun werden viel Kleider und Schuhe zerrissen. - Chaos, 699; Winckler, XIV, 9.

*315 A rätt asu vo d'r Law'r wäg, doass d' Hoanne gockan. (Oesterr.-Schles.) - Peter, I, 445.

*316 A rätt troppatraighe. - Peter, I, 445.

Ohne Umschweife, sagt, was er denkt, geradezu.

*317 A rätt wi's'm of d'r Plauze lait. (Oesterr.-Schles.) - Peter, I, 445.

*318 A redt a Wort, a labt a Johr dernoch. - Robinson, 713; Gomolcke, 196.

*319 A redt, an hoat ke Pferd. (Hirschberg.)

Wenn jemand etwas spricht, woraus niemand klug wird; wenn er ohne Verstand spricht und insofern einem Reiter ohne Pferd vergleichbar ist. Die dritte Person von "reiten" lautet nämlich mundartlich ebenso, wie die dritte von "reden" = er rett (reiten), redt (reden).

*320 A redt besser ass a Stummer. - Robinson, 931.

*321 A redt og su garne. - Gomolcke, 199.

Aus Gewohnheit, ohne begründetes Bedürfniss.

*322 A redt wie a beschissen Kind. - Gomolcke, 197; Robinson, 406.

*323 Da red' möt em Perd französisch. (Tilsit.) - Frischbier2, 3086.

Wenn sich jemand vergeblich bemüht, einem etwas klar zu machen.

*324 De red't, as wenn de Dwatsche öns Bede kömmt. (Elbing.) - Frischbier2, 3087.

*325 Dei hefft nuscht to rede, hei liggt an de Wand (s. d.). (Ostpreuss.)

*326 Der kann reden wie ein Buch. - Klix, 74.

*327 Du kannst lange reden, ehe mir ein Wort gefällt. - Klix, 76.

*328 Du kannst rede, wenn de Höhner pösse. - Frischbier2, 3088.

D. i. niemals; wenn jemand gar nichts dabei zu sagen hat oder nichts zu sagen weiss.

*329 Du kannst reden, bis dir der Mund hinten steht. (Rottenburg.)

D. h. es hilft dir nichts.

*330 Du must redn, wenn d' Henne brunzunt. - Sutermeister, 148.

*331 Du redest als wärest du toll.

Lat.: Citra vinum temulentia. (Tappius, 46a; Philippi, I, 83; Seybold, 76.)

*332 Du redest eben, als seyest voll. - Hauer, Kiij2.

*333 Du redest von Cöntzkens vercken. - Tappius, 48a.

Lat.: In lente fabulam. (Tappius, 48a.)

*334 Du redest von herr Dilmann. - Franck, II, 51a.

Bei Franck findet sich die Redensart für die lateinische: In lente fabulam, indem er noch folgende beifügt: "Es reympt sich eben wie ein haspel in einem sack. Du bist eben ein man wie Judas ein zwölffbot." Und zur Erklärung sagt er: "Was nit zu rechter zeit, an sein recht ort wirt gattirt, als so einer ein gross geschwatz vnnd fabel von den vnguenten sagende, von der Linsen redt, so die augen vertunckelt, dem magen ein last ist u. s. w. Brauchs, so man widerwertige ding wil zusammenreymen, odder auss einem dreck gern bisam u. s. w. macht."

*335 Du redest von Kuntzen jungen ferckeln. - Eyering, I, 815.

*336 Du redest weislich von der Sache.

Ironisch. Schiller: "Wohl gesprochen, Herzog." Die aus Schiller angeführte Stelle steht in Don Carlos, III, 9.

Lat.: Pulchre dixisti. (Philippi, II, 114.)

*337 Du redest, wenn der Köiker (Hahn) brunzt. (Franken.)

Verhüllend für: du schweigst.

*338 Du redest, wie du's verstehst. - Klix, 74.

*339 Du redst, wenn die Gäns brunzen (pissen). (Rott-Thal.)

D. h. du hast (hier) gar nichts zu sagen.

*340 E ried af Boarg. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 125.

Er redet auf Borg, d. i. Unsinn. Hat wol aber die Bedeutung: Er führt nicht aus, was er sagt, hält nicht, was er verspricht. Bei Grimmelshausen (Ewigwährender Kalender) heisst es: "Dieser redet auff Borges vnd keiner bezahlt gern sein eigen Wort."

[Spaltenumbruch] *341 E ried är siwen än de Sack. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 122.

Er redet ihrer sieben in den Sack zusammen.

*342 E ried wä e Beach. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 123.

Er redet wie ein Buch, sehr klug.

*343 Eins ins andere reden.

Frz.: Parler a propos de bottes. (Leroux, II, 113.)

*344 Er denkt, redt euch satt.

*345 Er hört sich am liebsten selber reden.

Frz.: Il n'aime pas le bruit, s'il ne le fait. (Lendroy, 251.)

*346 Er hört sich selbs gern reden. - Franck, II, 82a.

*347 Er kan reden vnd reiten. - Mathesy, LXVIIIa.

*348 Er kann lange reden, biss er mir ein Loch in Kopff redt. - Sutor, 993; Philippi, II, 244.

Lat.: Verba cutem non lacerant. (Altdorf, 241; Binder I, 1830; II, 3499; Seybold, 624; Philippi, II, 244.)

*349 Er kann nicht Reden noch Reiten. - Lehmann, 820, 16.

Lehmann hat diese Redensart, um einen Ungeschickten zu charakterisiren, und fügt noch folgende für diesen Zweck bei: Er versteht so viel von Sachen, alss die Katz vom Pfeiffer. Er ist ein Doctor biss an den Halss. Er ist ein Sackpfeiffer wie ein Schaff. Er ist noch im a. b. c., gehet noch an Bäncken, helt sich an Staab. Er taugt weniger als ein Bildstock an der Strasse, redt der nicht, so deut er doch, wo man hingehen soll.

*350 Er kann reden, bis er schwarz wird.

*351 Er kann reden wie ein Doctor und scheissen wie ein Apotheker. - Frischbier2, 3079.

*352 Er lässt in sich reden wie ein Stock.

Lat.: Lapidi loqueris. (Sutor, 231.)

*353 Er lest in sich reden als ain stain. - Hauer, L2.

Lat.: Lapidi (parieti) loqueris. - Surdo fabulam narras. - Mortuo verba facis.

*354 Er redet alles, was man gern hört, ausgenommen die Wahrheit. - Chaos, 37; Mayer, II, 187.

*355 Er redet, als wenn er keinen Kopf hätte.

*356 Er redet anders als ers meint.

Frz.: Il dit d'un et fait d'autre. (Kritzinger, 50a.)

*357 Er redet aus dem Wege.

D. h. er spricht von Dingen, die nicht zur Sache gehören; er ist im Gerstenfelde.

Lat.: Alia Menecles, alia porcellus loquitur. (Philippi, I, 18.)

*358 Er redet besser als ein Stummer. - Klix, 16.

*359 Er redet Blech. - Frischbier2, 3080.

Jüd.-deutsch: Reden Dwurim-beteylim, d. i. nichtige Dinge plaudern, Unsinn schwatzen.

*360 Er redet das Hundertste ins Tausendste. - Mayer, II, 106.

*361 Er redet, dass ein Gewölbe zittert. - Eiselein, 522.

*362 Er redet, dass ihm der Bart wächst.

*363 Er redet davon wie der blinde von der Farbe. - Eyering, II, 247 u. 417; Gruter, I, 24; Nigrinus, 42; Suringar, CXLIX, 2; Luther's Tischr., 213a; Chaos, 553; Mayer, II, 4; Franck, Zeytbuch, VIIb.

"Als wenn von farben redt ein blind." (Waldis, IV, 26, 22.)

Engl.: Blind men can judge no colours. (Bohn II, 73.)

Frz.: Il est comme les gens de cour, il sait tout sans avoir rien appris. (Lendroy, 1362.) - Il parle a tors et a travers. - Il parle comme un aveugle des couleurs. (Kritzinger, 508b.).

Holl.: Hij oordeelt erover als een blinde over de kleuren. (Harrebomee, I, 414b.)

It.: Il cieco non giudica dei colori. (Bohn I, 101.)

Lat.: Caecus de coloribus. - Quid coeco cum speculo? (Chaos, 553.) - Quicquid in buccam venerit. - Verba cutem non laniant. (Sutor, 993.)

Span.: El ciego mal juzgara de colores.

*364 Er redet davon wie der Schuster vom Leder.

Plump.

*365 Er redet davon wie der Taube vom Orgelspiel.

"Soviel die Blinden vnd die Tauben von Farben vnd von Orgelpfeiffen." (Waldis, IV, 84.)

Frz.: Il raisonne comme une pantouffle. (Lendroy, 1141.)

*366 Er redet durch Brief und Zettel ein Loch.

Bestreitet, redet weg, was man schwarz auf weiss, in Schriften und Urkunden hat.

*367 Er redet durch die Blume. - Klix, 74.

*368 Er redet ein Wort und lebt ein Jahr.

*369 Er redet eine gute Nacht zusammen. (Ostpreuss.)

*370 Er redet einem ein Loch in den Leib.

[Spaltenumbruch] 312 Zu viel reden und zu viel schweigen ist allen Narren eigen.

Lat.: Non sis verbosus, nec in omni carmine mutus. (Sutor, 481.)

313 Zum reden gehören günstige Ohren.Lehmann, 644, 17.

314 Zwischen reden und thun werden viel Kleider und Schuhe zerrissen.Chaos, 699; Winckler, XIV, 9.

*315 A rätt asu vo d'r Lâw'r wäg, doass d' Hoanne gockan. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 445.

*316 A rätt troppatraighe.Peter, I, 445.

Ohne Umschweife, sagt, was er denkt, geradezu.

*317 A rätt wi's'm of d'r Plauze lait. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 445.

*318 A redt a Wort, a labt a Johr dernoch.Robinson, 713; Gomolcke, 196.

*319 A redt, an hoat ke Pferd. (Hirschberg.)

Wenn jemand etwas spricht, woraus niemand klug wird; wenn er ohne Verstand spricht und insofern einem Reiter ohne Pferd vergleichbar ist. Die dritte Person von „reiten“ lautet nämlich mundartlich ebenso, wie die dritte von „reden“ = er rett (reiten), redt (reden).

*320 A redt besser ass a Stummer.Robinson, 931.

*321 A redt og su garne.Gomolcke, 199.

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*322 A redt wie a beschissen Kind.Gomolcke, 197; Robinson, 406.

*323 Da red' möt em Pêrd französisch. (Tilsit.) – Frischbier2, 3086.

Wenn sich jemand vergeblich bemüht, einem etwas klar zu machen.

*324 De red't, as wenn de Dwatsche öns Bêde kömmt. (Elbing.) – Frischbier2, 3087.

*325 Dei hefft nuscht to rede, hei liggt an de Wand (s. d.). (Ostpreuss.)

*326 Der kann reden wie ein Buch.Klix, 74.

*327 Du kannst lange reden, ehe mir ein Wort gefällt.Klix, 76.

*328 Du kannst rede, wenn de Höhner pösse.Frischbier2, 3088.

D. i. niemals; wenn jemand gar nichts dabei zu sagen hat oder nichts zu sagen weiss.

*329 Du kannst reden, bis dir der Mund hinten steht. (Rottenburg.)

D. h. es hilft dir nichts.

*330 Du must redn, wenn d' Henne brunzunt.Sutermeister, 148.

*331 Du redest als wärest du toll.

Lat.: Citra vinum temulentia. (Tappius, 46a; Philippi, I, 83; Seybold, 76.)

*332 Du redest eben, als seyest voll.Hauer, Kiij2.

*333 Du redest von Cöntzkens vercken.Tappius, 48a.

Lat.: In lente fabulam. (Tappius, 48a.)

*334 Du redest von herr Dilmann.Franck, II, 51a.

Bei Franck findet sich die Redensart für die lateinische: In lente fabulam, indem er noch folgende beifügt: „Es reympt sich eben wie ein haspel in einem sack. Du bist eben ein man wie Judas ein zwölffbot.“ Und zur Erklärung sagt er: „Was nit zu rechter zeit, an sein recht ort wirt gattirt, als so einer ein gross geschwatz vnnd fabel von den vnguenten sagende, von der Linsen redt, so die augen vertunckelt, dem magen ein last ist u. s. w. Brauchs, so man widerwertige ding wil zusammenreymen, odder auss einem dreck gern bisam u. s. w. macht.“

*335 Du redest von Kuntzen jungen ferckeln.Eyering, I, 815.

*336 Du redest weislich von der Sache.

Ironisch. Schiller: „Wohl gesprochen, Herzog.“ Die aus Schiller angeführte Stelle steht in Don Carlos, III, 9.

Lat.: Pulchre dixisti. (Philippi, II, 114.)

*337 Du redest, wenn der Köiker (Hahn) brunzt. (Franken.)

Verhüllend für: du schweigst.

*338 Du redest, wie du's verstehst.Klix, 74.

*339 Du redst, wenn die Gäns brunzen (pissen). (Rott-Thal.)

D. h. du hast (hier) gar nichts zu sagen.

*340 E ried af Boarg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 125.

Er redet auf Borg, d. i. Unsinn. Hat wol aber die Bedeutung: Er führt nicht aus, was er sagt, hält nicht, was er verspricht. Bei Grimmelshausen (Ewigwährender Kalender) heisst es: „Dieser redet auff Borges vnd keiner bezahlt gern sein eigen Wort.“

[Spaltenumbruch] *341 E ried är siwen än de Sack. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 122.

Er redet ihrer sieben in den Sack zusammen.

*342 E ried wä e Beach. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 123.

Er redet wie ein Buch, sehr klug.

*343 Eins ins andere reden.

Frz.: Parler à propos de bottes. (Leroux, II, 113.)

*344 Er denkt, redt euch satt.

*345 Er hört sich am liebsten selber reden.

Frz.: Il n'aime pas le bruit, s'il ne le fait. (Lendroy, 251.)

*346 Er hört sich selbs gern reden.Franck, II, 82a.

*347 Er kan reden vnd reiten.Mathesy, LXVIIIa.

*348 Er kann lange reden, biss er mir ein Loch in Kopff redt.Sutor, 993; Philippi, II, 244.

Lat.: Verba cutem non lacerant. (Altdorf, 241; Binder I, 1830; II, 3499; Seybold, 624; Philippi, II, 244.)

*349 Er kann nicht Reden noch Reiten.Lehmann, 820, 16.

Lehmann hat diese Redensart, um einen Ungeschickten zu charakterisiren, und fügt noch folgende für diesen Zweck bei: Er versteht so viel von Sachen, alss die Katz vom Pfeiffer. Er ist ein Doctor biss an den Halss. Er ist ein Sackpfeiffer wie ein Schaff. Er ist noch im a. b. c., gehet noch an Bäncken, helt sich an Staab. Er taugt weniger als ein Bildstock an der Strasse, redt der nicht, so deut er doch, wo man hingehen soll.

*350 Er kann reden, bis er schwarz wird.

*351 Er kann reden wie ein Doctor und scheissen wie ein Apotheker.Frischbier2, 3079.

*352 Er lässt in sich reden wie ein Stock.

Lat.: Lapidi loqueris. (Sutor, 231.)

*353 Er lest in sich reden als ain stain.Hauer, L2.

Lat.: Lapidi (parieti) loqueris. – Surdo fabulam narras. – Mortuo verba facis.

*354 Er redet alles, was man gern hört, ausgenommen die Wahrheit.Chaos, 37; Mayer, II, 187.

*355 Er redet, als wenn er keinen Kopf hätte.

*356 Er redet anders als ers meint.

Frz.: Il dit d'un et fait d'autre. (Kritzinger, 50a.)

*357 Er redet aus dem Wege.

D. h. er spricht von Dingen, die nicht zur Sache gehören; er ist im Gerstenfelde.

Lat.: Alia Menecles, alia porcellus loquitur. (Philippi, I, 18.)

*358 Er redet besser als ein Stummer.Klix, 16.

*359 Er redet Blech.Frischbier2, 3080.

Jüd.-deutsch: Reden Dwurim-beteylim, d. i. nichtige Dinge plaudern, Unsinn schwatzen.

*360 Er redet das Hundertste ins Tausendste.Mayer, II, 106.

*361 Er redet, dass ein Gewölbe zittert.Eiselein, 522.

*362 Er redet, dass ihm der Bart wächst.

*363 Er redet davon wie der blinde von der Farbe.Eyering, II, 247 u. 417; Gruter, I, 24; Nigrinus, 42; Suringar, CXLIX, 2; Luther's Tischr., 213a; Chaos, 553; Mayer, II, 4; Franck, Zeytbuch, VIIb.

„Als wenn von farben redt ein blind.“ (Waldis, IV, 26, 22.)

Engl.: Blind men can judge no colours. (Bohn II, 73.)

Frz.: Il est comme les gens de cour, il sait tout sans avoir rien appris. (Lendroy, 1362.) – Il parle à tors et à travers. – Il parle comme un aveugle des couleurs. (Kritzinger, 508b.).

Holl.: Hij oordeelt erover als een blinde over de kleuren. (Harrebomée, I, 414b.)

It.: Il cieco non giudica dei colori. (Bohn I, 101.)

Lat.: Caecus de coloribus. – Quid coeco cum speculo? (Chaos, 553.) – Quicquid in buccam venerit. – Verba cutem non laniant. (Sutor, 993.)

Span.: El ciego mal juzgará de colores.

*364 Er redet davon wie der Schuster vom Leder.

Plump.

*365 Er redet davon wie der Taube vom Orgelspiel.

„Soviel die Blinden vnd die Tauben von Farben vnd von Orgelpfeiffen.“ (Waldis, IV, 84.)

Frz.: Il raisonne comme une pantouffle. (Lendroy, 1141.)

*366 Er redet durch Brief und Zettel ein Loch.

Bestreitet, redet weg, was man schwarz auf weiss, in Schriften und Urkunden hat.

*367 Er redet durch die Blume.Klix, 74.

*368 Er redet ein Wort und lebt ein Jahr.

*369 Er redet eine gute Nacht zusammen. (Ostpreuss.)

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[[784]/0798] 312 Zu viel reden und zu viel schweigen ist allen Narren eigen. Lat.: Non sis verbosus, nec in omni carmine mutus. (Sutor, 481.) 313 Zum reden gehören günstige Ohren. – Lehmann, 644, 17. 314 Zwischen reden und thun werden viel Kleider und Schuhe zerrissen. – Chaos, 699; Winckler, XIV, 9. *315 A rätt asu vo d'r Lâw'r wäg, doass d' Hoanne gockan. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 445. *316 A rätt troppatraighe. – Peter, I, 445. Ohne Umschweife, sagt, was er denkt, geradezu. *317 A rätt wi's'm of d'r Plauze lait. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 445. *318 A redt a Wort, a labt a Johr dernoch. – Robinson, 713; Gomolcke, 196. *319 A redt, an hoat ke Pferd. (Hirschberg.) Wenn jemand etwas spricht, woraus niemand klug wird; wenn er ohne Verstand spricht und insofern einem Reiter ohne Pferd vergleichbar ist. Die dritte Person von „reiten“ lautet nämlich mundartlich ebenso, wie die dritte von „reden“ = er rett (reiten), redt (reden). *320 A redt besser ass a Stummer. – Robinson, 931. *321 A redt og su garne. – Gomolcke, 199. Aus Gewohnheit, ohne begründetes Bedürfniss. *322 A redt wie a beschissen Kind. – Gomolcke, 197; Robinson, 406. *323 Da red' möt em Pêrd französisch. (Tilsit.) – Frischbier2, 3086. Wenn sich jemand vergeblich bemüht, einem etwas klar zu machen. *324 De red't, as wenn de Dwatsche öns Bêde kömmt. (Elbing.) – Frischbier2, 3087. *325 Dei hefft nuscht to rede, hei liggt an de Wand (s. d.). (Ostpreuss.) *326 Der kann reden wie ein Buch. – Klix, 74. *327 Du kannst lange reden, ehe mir ein Wort gefällt. – Klix, 76. *328 Du kannst rede, wenn de Höhner pösse. – Frischbier2, 3088. D. i. niemals; wenn jemand gar nichts dabei zu sagen hat oder nichts zu sagen weiss. *329 Du kannst reden, bis dir der Mund hinten steht. (Rottenburg.) D. h. es hilft dir nichts. *330 Du must redn, wenn d' Henne brunzunt. – Sutermeister, 148. *331 Du redest als wärest du toll. Lat.: Citra vinum temulentia. (Tappius, 46a; Philippi, I, 83; Seybold, 76.) *332 Du redest eben, als seyest voll. – Hauer, Kiij2. *333 Du redest von Cöntzkens vercken. – Tappius, 48a. Lat.: In lente fabulam. (Tappius, 48a.) *334 Du redest von herr Dilmann. – Franck, II, 51a. Bei Franck findet sich die Redensart für die lateinische: In lente fabulam, indem er noch folgende beifügt: „Es reympt sich eben wie ein haspel in einem sack. Du bist eben ein man wie Judas ein zwölffbot.“ Und zur Erklärung sagt er: „Was nit zu rechter zeit, an sein recht ort wirt gattirt, als so einer ein gross geschwatz vnnd fabel von den vnguenten sagende, von der Linsen redt, so die augen vertunckelt, dem magen ein last ist u. s. w. Brauchs, so man widerwertige ding wil zusammenreymen, odder auss einem dreck gern bisam u. s. w. macht.“ *335 Du redest von Kuntzen jungen ferckeln. – Eyering, I, 815. *336 Du redest weislich von der Sache. Ironisch. Schiller: „Wohl gesprochen, Herzog.“ Die aus Schiller angeführte Stelle steht in Don Carlos, III, 9. Lat.: Pulchre dixisti. (Philippi, II, 114.) *337 Du redest, wenn der Köiker (Hahn) brunzt. (Franken.) Verhüllend für: du schweigst. *338 Du redest, wie du's verstehst. – Klix, 74. *339 Du redst, wenn die Gäns brunzen (pissen). (Rott-Thal.) D. h. du hast (hier) gar nichts zu sagen. *340 E ried af Boarg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 125. Er redet auf Borg, d. i. Unsinn. Hat wol aber die Bedeutung: Er führt nicht aus, was er sagt, hält nicht, was er verspricht. Bei Grimmelshausen (Ewigwährender Kalender) heisst es: „Dieser redet auff Borges vnd keiner bezahlt gern sein eigen Wort.“ *341 E ried är siwen än de Sack. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 122. 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Er ist noch im a. b. c., gehet noch an Bäncken, helt sich an Staab. Er taugt weniger als ein Bildstock an der Strasse, redt der nicht, so deut er doch, wo man hingehen soll. *350 Er kann reden, bis er schwarz wird. *351 Er kann reden wie ein Doctor und scheissen wie ein Apotheker. – Frischbier2, 3079. *352 Er lässt in sich reden wie ein Stock. Lat.: Lapidi loqueris. (Sutor, 231.) *353 Er lest in sich reden als ain stain. – Hauer, L2. Lat.: Lapidi (parieti) loqueris. – Surdo fabulam narras. – Mortuo verba facis. *354 Er redet alles, was man gern hört, ausgenommen die Wahrheit. – Chaos, 37; Mayer, II, 187. *355 Er redet, als wenn er keinen Kopf hätte. *356 Er redet anders als ers meint. Frz.: Il dit d'un et fait d'autre. (Kritzinger, 50a.) *357 Er redet aus dem Wege. D. h. er spricht von Dingen, die nicht zur Sache gehören; er ist im Gerstenfelde. Lat.: Alia Menecles, alia porcellus loquitur. (Philippi, I, 18.) *358 Er redet besser als ein Stummer. – Klix, 16. *359 Er redet Blech. – Frischbier2, 3080. Jüd.-deutsch: Reden Dwurim-beteylim, d. i. nichtige Dinge plaudern, Unsinn schwatzen. *360 Er redet das Hundertste ins Tausendste. – Mayer, II, 106. *361 Er redet, dass ein Gewölbe zittert. – Eiselein, 522. *362 Er redet, dass ihm der Bart wächst. *363 Er redet davon wie der blinde von der Farbe. – Eyering, II, 247 u. 417; Gruter, I, 24; Nigrinus, 42; Suringar, CXLIX, 2; Luther's Tischr., 213a; Chaos, 553; Mayer, II, 4; Franck, Zeytbuch, VIIb. „Als wenn von farben redt ein blind.“ (Waldis, IV, 26, 22.) Engl.: Blind men can judge no colours. (Bohn II, 73.) Frz.: Il est comme les gens de cour, il sait tout sans avoir rien appris. (Lendroy, 1362.) – Il parle à tors et à travers. – Il parle comme un aveugle des couleurs. (Kritzinger, 508b.). Holl.: Hij oordeelt erover als een blinde over de kleuren. (Harrebomée, I, 414b.) It.: Il cieco non giudica dei colori. (Bohn I, 101.) Lat.: Caecus de coloribus. – Quid coeco cum speculo? (Chaos, 553.) – Quicquid in buccam venerit. – Verba cutem non laniant. (Sutor, 993.) Span.: El ciego mal juzgará de colores. *364 Er redet davon wie der Schuster vom Leder. Plump. *365 Er redet davon wie der Taube vom Orgelspiel. „Soviel die Blinden vnd die Tauben von Farben vnd von Orgelpfeiffen.“ (Waldis, IV, 84.) Frz.: Il raisonne comme une pantouffle. (Lendroy, 1141.) *366 Er redet durch Brief und Zettel ein Loch. Bestreitet, redet weg, was man schwarz auf weiss, in Schriften und Urkunden hat. *367 Er redet durch die Blume. – Klix, 74. *368 Er redet ein Wort und lebt ein Jahr. *369 Er redet eine gute Nacht zusammen. (Ostpreuss.) *370 Er redet einem ein Loch in den Leib.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [784]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/798>, abgerufen am 23.11.2024.