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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *139 Er darf die Rede blos aus dem Aermel schütteln.

Holl.: Hij is zoo vol reden als een ei voll zuivel. (Harrebomee, II, 211b.)

*140 Er füert Rede, me chönnt eim vergeh dermit. - Sutermeister, 85.

*141 Er hat für jede Rede eine Antwort.

*142 Er steht nicht Rede.

*143 Es het em uf d' Red gschlage. - Sutermeister, 64.

Er hat zu viel getrunken, sodass er eine schwere Zunge hat.

*144 Es ist eine altfränkische Rede.

Lat.: Osce (Volsce) loqui. (Gellius.) (Binder II, 2451.)

*145 Es ist eine appenzeller Rede. - Kirchhofer, 51, 6; Sutermeister, 49.

D. h. wie Kirchhofer sagt: "eine witzige, oft beissende, mit der man es aber nicht so genau nehmen muss, weil der Witz dem appenzellischen Volke angeboren ist."

*146 Es ist eine Red, die man als mit einer Schnur aus dem Munde zeucht. - Henisch, 1073, 27.

D. i. eine Rede, "die fertig auff einander folgt."

*147 Es ist eine Rede, die weder Hände noch Füsse hat.

Holl.: Dat is eene blaauwe reden. ( Harrebomee, II, 211a.)

*148 I thu di g'scheidsten Reden, wenn sie mir einfallen. (Franken.)

Selbstironie.

*149 Mir hat's d' Red' valegt (verlegt). (Oberösterreich.)

Vor Erstaunen, Schrecken habe ich die Sprache verloren.

*150 Red vnd Antwort geben. - Dietrich, II, 186.

*151 'S isch kei Red. - Sutermeister, 16.

Um zu sagen: Es ist nicht zu bezweifeln, die Sache ist gewiss.

*152 Seine Rede bemänteln.

*153 Seine Rede geht auf Stelzen.

Mhd.: Da ist rede ein wint, ein slac, ein biule. (M. Haupt, Neidhardt von Reuenthal, Leipzig 1858, XVIII, 5.)

Lat.: Tragice loqui. (Tappius, 159b.)

*154 Seine Rede hängt zusammen wie eine Kette von Kuhdreck. - Körte, 4997b.

*155 Seine Rede hängt zusammen wie Sand.

Lat.: Arena sine calce. (Seybold, 35.)

*156 Seine Rede ist wie das Büchlein in der Offenbarung Johannes.

Es schmeckte dies im Munde süss, erregte aber Bauchgrimmen. (Offenb. Joh. 20, 2 fg.)

*157 Seine Rede kann man sogar auf einen Wagen nicht aufladen.

*158 Seine Rede prasselt, als wenn ein Gewölbe einfällt.

*159 Seine Rede sprengt mit verhängten Zügeln herum, dass sie kaum einzuholen ist. - Rank, Dorfbrutus, II, 182.

*160 Seine Reden haben keine Heimat. - Mayer, II, 106.

*161 Seine Reden rochen wie Salat nach Oel.

Waren nicht frei, sondern mühsam einstudirt.

*162 Solcher Reden gehen viel in ein fuderig Fass.

*163 Von all deinen Reden versteh' ich vom Simri kein Mässle. - B. Auerbach, Dorfgeschichten, V, 29.

*164 Was ist der langen Rede kurzer Sinn?

Jüdisch-deutsch sagt man dafür in Warschau: Wus lasst mich der Tanne vün der Mischne hören? Tanne, Tanaim heissen die ersten Talmudgelehrten, welche die Mischna verfassten. Mischna ist der Haupttext des Talmud.

*165 Wenn seine Reden Geld wären, kriegte er die Schuhe.

Frz.: Vous parlez trop, vous n'aurez paz ma toile. (Leroux, II, 131.)


Reden.

Reden (Verb., s. Sprechen).

1 Alles Reden ist verloren, findet man nicht offne Ohren. - Gaal, 1235.

2 Am Reden erkennt man den Menschen, am Geschmack den Wein, am geruch die blumen. - Lehmann, 917, 16.

3 An viel reden kennt man einen Narren. - Petri, II, 17.

4 An viel reden ohne Verstand wird der Narr erkannt.

Holl.: In woorden zonder slot is't kenmerk van een' zot. (Harrebomee, I, 392a.)

[Spaltenumbruch] 5 Anders reden dann im hertzen han, ist gemein bey yederman.

Lat.: Est mens nostra suis contraria saepe loquellis. (Loci comm., 87.)

6 Anders reden vnd anders meinen ist das schendlichst auff Erden. - Petri, II, 15.

7 As män red' a S'ach (viel), red't män vün sich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Schwätzer reden, wenn ihnen anderer Stoff gebricht, gern von sich selbst.

8 Bald geredt, aber nicht aussgetragen. - Dietrich, I, 273.

9 Beherzt geredet ist halb gefochten. - Winckler, XIV, 8.

10 Bei dem hilft kein Reden, der sich nicht will lassen überreden.

11 Besser rede als pfeiffe, dieweil es nicht vil fingerns darf. - Ayrer, IV, 2608, 27.

12 Besser zu spät reden als zuletzt misfallen.

Dän.: Bedre at tale for seent, end mishage omsider. (Prov. dan., 183.)

13 Christlich reden ist keine halsbrechende Arbeit (Tugend).

Frz.: Parler chretien. (Leroux, I, 5.)

14 Das meiste rede mit dir selbst. - Schottel, 1125a; Sailer, 242.

15 De ene redt vom Beerenbrot, de andre seggt: dat Füer geit ut. (Ostpreuss.)

Wenn jemand auf die Unterhaltung der andern nicht eingeht, sondern abweichende, nicht zur Sache gehörende Antwort gibt.

16 Der anders redt vnnd anders meint, der redt des Teuffels sprach. - Lehmann, 335, 45.

17 Der kan nit reden, der nit kan schweigen. - Franck, I, 158b; Lehmann, II, 65, 146; Simrock, 9366.

18 Der vil redt, der leugt vil. - Franck, II, 169a; Gruter, I, 18.

19 Det Riede kost näst. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 661.

20 Du hast gut reden, sagte ein Dieb zum andern, der ihm Muth einsprach, da sie beide an den Galgen sollten; ihr seid's bei euch gewohnt, gehängt zu werden.

21 Du sollst nicht eher reden, bis die Kuh niest, dann sollst du sagen: Helf dir Gott, liebe Grossmutter! - Gerber, I, 449; Meisner, 17.

22 Du solt nicht eh reden, ain alt Weib fortze dann, so solt du sagen: Glück zu, liebe grosse mutter. - Agricola II, 47.

"Das Sprichwort saget: Ihr sollet nicht ehe reden, denn wenn die Kühe ich weiss nicht was thun." (Mathesy, 24a.)

23 Durch Reden ist schon mancher umgekommen, durch Schweigen hat niemand noch Schaden genommen.

24 Ehe man redet, soll man das Wort dreimal im Munde wenden, und ehe man schreibt, neunmal im Kopfe.

Es mag aber schwer sein. Selbst Arago klagte über sich: "Ich habe die Sucht, Vorlesungen zu halten; und wenn ich sie gehalten habe, damit sehr unzufrieden zu sein." Und Montesquieu bekannte: "Ich leide an der Sucht, Bücher zu machen; und wenn ich sie gemacht habe, mich ihrer zu schämen."

Dän.: Vaer forstandig i din tale, og forsigtig i din skriven. (Prov. dan., 186.)

25 Ein jeder redt von seinem Handwerk. - Schleswig-holst. Jahrb., IV, 120.

"Denn wie der Schiffmann sagt von Winden, der Jäger von den Hirsch vnd Hinden, der Schäffer zelt stets seine Herd, ob sichs auch bessert vnd vermehrt, ein Ackermann lobt seine Farren, so zeigt der Landsknecht seine schmarren, ein jeder lust vnd gfallen hat an dem damit er stets vmbgaht." (Waldis, III, 87.)

Lat.: Navita de ventis, de tauris narrat arator, enumerat miles vulnera, pastor oves. (Propert.) (Binder I, 1066; II, 1988; Schonheim, N, 5.)

26 Einem, der nicht reden kann, steht Stillschweigen sehr wohl an.

27 Einem, der ohn massen redet viel, ich schwerlich möchte glauben viel.

Lat.: Raro credatur homini, qui plurima fatur. (Loci comm., 76.)

[Spaltenumbruch] *139 Er darf die Rede blos aus dem Aermel schütteln.

Holl.: Hij is zoo vol reden als een ei voll zuivel. (Harrebomée, II, 211b.)

*140 Er füert Rede, me chönnt eim vergeh dermit.Sutermeister, 85.

*141 Er hat für jede Rede eine Antwort.

*142 Er steht nicht Rede.

*143 Es het em uf d' Red gschlage.Sutermeister, 64.

Er hat zu viel getrunken, sodass er eine schwere Zunge hat.

*144 Es ist eine altfränkische Rede.

Lat.: Osce (Volsce) loqui. (Gellius.) (Binder II, 2451.)

*145 Es ist eine appenzeller Rede.Kirchhofer, 51, 6; Sutermeister, 49.

D. h. wie Kirchhofer sagt: „eine witzige, oft beissende, mit der man es aber nicht so genau nehmen muss, weil der Witz dem appenzellischen Volke angeboren ist.“

*146 Es ist eine Red, die man als mit einer Schnur aus dem Munde zeucht.Henisch, 1073, 27.

D. i. eine Rede, „die fertig auff einander folgt.“

*147 Es ist eine Rede, die weder Hände noch Füsse hat.

Holl.: Dat is eene blaauwe reden. ( Harrebomée, II, 211a.)

*148 I thu di g'scheidsten Reden, wenn sie mir einfallen. (Franken.)

Selbstironie.

*149 Mir hat's d' Red' valegt (verlegt). (Oberösterreich.)

Vor Erstaunen, Schrecken habe ich die Sprache verloren.

*150 Red vnd Antwort geben.Dietrich, II, 186.

*151 'S isch kei Red.Sutermeister, 16.

Um zu sagen: Es ist nicht zu bezweifeln, die Sache ist gewiss.

*152 Seine Rede bemänteln.

*153 Seine Rede geht auf Stelzen.

Mhd.: Dâ ist rede ein wint, ein slac, ein biule. (M. Haupt, Neidhardt von Reuenthal, Leipzig 1858, XVIII, 5.)

Lat.: Tragice loqui. (Tappius, 159b.)

*154 Seine Rede hängt zusammen wie eine Kette von Kuhdreck.Körte, 4997b.

*155 Seine Rede hängt zusammen wie Sand.

Lat.: Arena sine calce. (Seybold, 35.)

*156 Seine Rede ist wie das Büchlein in der Offenbarung Johannes.

Es schmeckte dies im Munde süss, erregte aber Bauchgrimmen. (Offenb. Joh. 20, 2 fg.)

*157 Seine Rede kann man sogar auf einen Wagen nicht aufladen.

*158 Seine Rede prasselt, als wenn ein Gewölbe einfällt.

*159 Seine Rede sprengt mit verhängten Zügeln herum, dass sie kaum einzuholen ist.Rank, Dorfbrutus, II, 182.

*160 Seine Reden haben keine Heimat.Mayer, II, 106.

*161 Seine Reden rochen wie Salat nach Oel.

Waren nicht frei, sondern mühsam einstudirt.

*162 Solcher Reden gehen viel in ein fuderig Fass.

*163 Von all deinen Reden versteh' ich vom Simri kein Mässle.B. Auerbach, Dorfgeschichten, V, 29.

*164 Was ist der langen Rede kurzer Sinn?

Jüdisch-deutsch sagt man dafür in Warschau: Wus lasst mich der Tanne vün der Mischne hören? Tanne, Tanaïm heissen die ersten Talmudgelehrten, welche die Mischna verfassten. Mischna ist der Haupttext des Talmud.

*165 Wenn seine Reden Geld wären, kriegte er die Schuhe.

Frz.: Vous parlez trop, vous n'aurez paz ma toile. (Leroux, II, 131.)


Reden.

Reden (Verb., s. Sprechen).

1 Alles Reden ist verloren, findet man nicht offne Ohren.Gaal, 1235.

2 Am Reden erkennt man den Menschen, am Geschmack den Wein, am geruch die blumen.Lehmann, 917, 16.

3 An viel reden kennt man einen Narren.Petri, II, 17.

4 An viel reden ohne Verstand wird der Narr erkannt.

Holl.: In woorden zonder slot is't kenmerk van een' zot. (Harrebomée, I, 392a.)

[Spaltenumbruch] 5 Anders reden dann im hertzen han, ist gemein bey yederman.

Lat.: Est mens nostra suis contraria saepe loquellis. (Loci comm., 87.)

6 Anders reden vnd anders meinen ist das schendlichst auff Erden.Petri, II, 15.

7 As män red' a S'ach (viel), red't män vün sich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Schwätzer reden, wenn ihnen anderer Stoff gebricht, gern von sich selbst.

8 Bald geredt, aber nicht aussgetragen.Dietrich, I, 273.

9 Beherzt geredet ist halb gefochten.Winckler, XIV, 8.

10 Bei dem hilft kein Reden, der sich nicht will lassen überreden.

11 Besser rede als pfeiffe, dieweil es nicht vil fingerns darf.Ayrer, IV, 2608, 27.

12 Besser zu spät reden als zuletzt misfallen.

Dän.: Bedre at tale for seent, end mishage omsider. (Prov. dan., 183.)

13 Christlich reden ist keine halsbrechende Arbeit (Tugend).

Frz.: Parler chrétien. (Leroux, I, 5.)

14 Das meiste rede mit dir selbst.Schottel, 1125a; Sailer, 242.

15 De ene redt vom Beerenbrot, de andre seggt: dat Füer geit ut. (Ostpreuss.)

Wenn jemand auf die Unterhaltung der andern nicht eingeht, sondern abweichende, nicht zur Sache gehörende Antwort gibt.

16 Der anders redt vnnd anders meint, der redt des Teuffels sprach.Lehmann, 335, 45.

17 Der kan nit reden, der nit kan schweigen.Franck, I, 158b; Lehmann, II, 65, 146; Simrock, 9366.

18 Der vil redt, der leugt vil.Franck, II, 169a; Gruter, I, 18.

19 Det Riéde kost näst. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 661.

20 Du hast gut reden, sagte ein Dieb zum andern, der ihm Muth einsprach, da sie beide an den Galgen sollten; ihr seid's bei euch gewohnt, gehängt zu werden.

21 Du sollst nicht eher reden, bis die Kuh niest, dann sollst du sagen: Helf dir Gott, liebe Grossmutter!Gerber, I, 449; Meisner, 17.

22 Du solt nicht eh reden, ain alt Weib fortze dann, so solt du sagen: Glück zu, liebe grosse mutter.Agricola II, 47.

„Das Sprichwort saget: Ihr sollet nicht ehe reden, denn wenn die Kühe ich weiss nicht was thun.“ (Mathesy, 24a.)

23 Durch Reden ist schon mancher umgekommen, durch Schweigen hat niemand noch Schaden genommen.

24 Ehe man redet, soll man das Wort dreimal im Munde wenden, und ehe man schreibt, neunmal im Kopfe.

Es mag aber schwer sein. Selbst Arago klagte über sich: „Ich habe die Sucht, Vorlesungen zu halten; und wenn ich sie gehalten habe, damit sehr unzufrieden zu sein.“ Und Montesquieu bekannte: „Ich leide an der Sucht, Bücher zu machen; und wenn ich sie gemacht habe, mich ihrer zu schämen.“

Dän.: Vær forstandig i din tale, og forsigtig i din skriven. (Prov. dan., 186.)

25 Ein jeder redt von seinem Handwerk.Schleswig-holst. Jahrb., IV, 120.

„Denn wie der Schiffmann sagt von Winden, der Jäger von den Hirsch vnd Hinden, der Schäffer zelt stets seine Herd, ob sichs auch bessert vnd vermehrt, ein Ackermann lobt seine Farren, so zeigt der Landsknecht seine schmarren, ein jeder lust vnd gfallen hat an dem damit er stets vmbgaht.“ (Waldis, III, 87.)

Lat.: Navita de ventis, de tauris narrat arator, enumerat miles vulnera, pastor oves. (Propert.) (Binder I, 1066; II, 1988; Schonheim, N, 5.)

26 Einem, der nicht reden kann, steht Stillschweigen sehr wohl an.

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[[777]/0791] *139 Er darf die Rede blos aus dem Aermel schütteln. Holl.: Hij is zoo vol reden als een ei voll zuivel. (Harrebomée, II, 211b.) *140 Er füert Rede, me chönnt eim vergeh dermit. – Sutermeister, 85. *141 Er hat für jede Rede eine Antwort. *142 Er steht nicht Rede. *143 Es het em uf d' Red gschlage. – Sutermeister, 64. Er hat zu viel getrunken, sodass er eine schwere Zunge hat. *144 Es ist eine altfränkische Rede. Lat.: Osce (Volsce) loqui. (Gellius.) (Binder II, 2451.) *145 Es ist eine appenzeller Rede. – Kirchhofer, 51, 6; Sutermeister, 49. D. h. wie Kirchhofer sagt: „eine witzige, oft beissende, mit der man es aber nicht so genau nehmen muss, weil der Witz dem appenzellischen Volke angeboren ist.“ *146 Es ist eine Red, die man als mit einer Schnur aus dem Munde zeucht. – Henisch, 1073, 27. D. i. eine Rede, „die fertig auff einander folgt.“ *147 Es ist eine Rede, die weder Hände noch Füsse hat. Holl.: Dat is eene blaauwe reden. ( Harrebomée, II, 211a.) *148 I thu di g'scheidsten Reden, wenn sie mir einfallen. (Franken.) Selbstironie. *149 Mir hat's d' Red' valegt (verlegt). (Oberösterreich.) Vor Erstaunen, Schrecken habe ich die Sprache verloren. *150 Red vnd Antwort geben. – Dietrich, II, 186. *151 'S isch kei Red. – Sutermeister, 16. Um zu sagen: Es ist nicht zu bezweifeln, die Sache ist gewiss. *152 Seine Rede bemänteln. *153 Seine Rede geht auf Stelzen. Mhd.: Dâ ist rede ein wint, ein slac, ein biule. (M. Haupt, Neidhardt von Reuenthal, Leipzig 1858, XVIII, 5.) Lat.: Tragice loqui. (Tappius, 159b.) *154 Seine Rede hängt zusammen wie eine Kette von Kuhdreck. – Körte, 4997b. *155 Seine Rede hängt zusammen wie Sand. Lat.: Arena sine calce. (Seybold, 35.) *156 Seine Rede ist wie das Büchlein in der Offenbarung Johannes. Es schmeckte dies im Munde süss, erregte aber Bauchgrimmen. (Offenb. Joh. 20, 2 fg.) *157 Seine Rede kann man sogar auf einen Wagen nicht aufladen. *158 Seine Rede prasselt, als wenn ein Gewölbe einfällt. *159 Seine Rede sprengt mit verhängten Zügeln herum, dass sie kaum einzuholen ist. – Rank, Dorfbrutus, II, 182. *160 Seine Reden haben keine Heimat. – Mayer, II, 106. *161 Seine Reden rochen wie Salat nach Oel. Waren nicht frei, sondern mühsam einstudirt. *162 Solcher Reden gehen viel in ein fuderig Fass. *163 Von all deinen Reden versteh' ich vom Simri kein Mässle. – B. Auerbach, Dorfgeschichten, V, 29. *164 Was ist der langen Rede kurzer Sinn? Jüdisch-deutsch sagt man dafür in Warschau: Wus lasst mich der Tanne vün der Mischne hören? Tanne, Tanaïm heissen die ersten Talmudgelehrten, welche die Mischna verfassten. Mischna ist der Haupttext des Talmud. *165 Wenn seine Reden Geld wären, kriegte er die Schuhe. Frz.: Vous parlez trop, vous n'aurez paz ma toile. (Leroux, II, 131.) Reden. Reden (Verb., s. Sprechen). 1 Alles Reden ist verloren, findet man nicht offne Ohren. – Gaal, 1235. 2 Am Reden erkennt man den Menschen, am Geschmack den Wein, am geruch die blumen. – Lehmann, 917, 16. 3 An viel reden kennt man einen Narren. – Petri, II, 17. 4 An viel reden ohne Verstand wird der Narr erkannt. Holl.: In woorden zonder slot is't kenmerk van een' zot. (Harrebomée, I, 392a.) 5 Anders reden dann im hertzen han, ist gemein bey yederman. Lat.: Est mens nostra suis contraria saepe loquellis. (Loci comm., 87.) 6 Anders reden vnd anders meinen ist das schendlichst auff Erden. – Petri, II, 15. 7 As män red' a S'ach (viel), red't män vün sich. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Schwätzer reden, wenn ihnen anderer Stoff gebricht, gern von sich selbst. 8 Bald geredt, aber nicht aussgetragen. – Dietrich, I, 273. 9 Beherzt geredet ist halb gefochten. – Winckler, XIV, 8. 10 Bei dem hilft kein Reden, der sich nicht will lassen überreden. 11 Besser rede als pfeiffe, dieweil es nicht vil fingerns darf. – Ayrer, IV, 2608, 27. 12 Besser zu spät reden als zuletzt misfallen. Dän.: Bedre at tale for seent, end mishage omsider. (Prov. dan., 183.) 13 Christlich reden ist keine halsbrechende Arbeit (Tugend). Frz.: Parler chrétien. (Leroux, I, 5.) 14 Das meiste rede mit dir selbst. – Schottel, 1125a; Sailer, 242. 15 De ene redt vom Beerenbrot, de andre seggt: dat Füer geit ut. (Ostpreuss.) Wenn jemand auf die Unterhaltung der andern nicht eingeht, sondern abweichende, nicht zur Sache gehörende Antwort gibt. 16 Der anders redt vnnd anders meint, der redt des Teuffels sprach. – Lehmann, 335, 45. 17 Der kan nit reden, der nit kan schweigen. – Franck, I, 158b; Lehmann, II, 65, 146; Simrock, 9366. 18 Der vil redt, der leugt vil. – Franck, II, 169a; Gruter, I, 18. 19 Det Riéde kost näst. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 661. 20 Du hast gut reden, sagte ein Dieb zum andern, der ihm Muth einsprach, da sie beide an den Galgen sollten; ihr seid's bei euch gewohnt, gehängt zu werden. 21 Du sollst nicht eher reden, bis die Kuh niest, dann sollst du sagen: Helf dir Gott, liebe Grossmutter! – Gerber, I, 449; Meisner, 17. 22 Du solt nicht eh reden, ain alt Weib fortze dann, so solt du sagen: Glück zu, liebe grosse mutter. – Agricola II, 47. „Das Sprichwort saget: Ihr sollet nicht ehe reden, denn wenn die Kühe ich weiss nicht was thun.“ (Mathesy, 24a.) 23 Durch Reden ist schon mancher umgekommen, durch Schweigen hat niemand noch Schaden genommen. 24 Ehe man redet, soll man das Wort dreimal im Munde wenden, und ehe man schreibt, neunmal im Kopfe. Es mag aber schwer sein. Selbst Arago klagte über sich: „Ich habe die Sucht, Vorlesungen zu halten; und wenn ich sie gehalten habe, damit sehr unzufrieden zu sein.“ Und Montesquieu bekannte: „Ich leide an der Sucht, Bücher zu machen; und wenn ich sie gemacht habe, mich ihrer zu schämen.“ Dän.: Vær forstandig i din tale, og forsigtig i din skriven. (Prov. dan., 186.) 25 Ein jeder redt von seinem Handwerk. – Schleswig-holst. Jahrb., IV, 120. „Denn wie der Schiffmann sagt von Winden, der Jäger von den Hirsch vnd Hinden, der Schäffer zelt stets seine Herd, ob sichs auch bessert vnd vermehrt, ein Ackermann lobt seine Farren, so zeigt der Landsknecht seine schmarren, ein jeder lust vnd gfallen hat an dem damit er stets vmbgaht.“ (Waldis, III, 87.) Lat.: Navita de ventis, de tauris narrat arator, enumerat miles vulnera, pastor oves. (Propert.) (Binder I, 1066; II, 1988; Schonheim, N, 5.) 26 Einem, der nicht reden kann, steht Stillschweigen sehr wohl an. 27 Einem, der ohn massen redet viel, ich schwerlich möchte glauben viel. Lat.: Raro credatur homini, qui plurima fatur. (Loci comm., 76.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [777]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/791>, abgerufen am 23.11.2024.