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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Quersack.

Wohl geführter Quersack (Bettelsack) bringt seinem Herrn gute Tage.

Wer Lust zum Arbeiten hat, dem fehlt es am Nöthigen nie. Wer den Muth nicht sinken lässt, kann nicht verderben.

Frz.: Une besace bien prononcee nourrit son maeitre.


Querstrich.

* Man hat ihm einen Querstrich durch die Rechnung gemacht.

Vgl. M. G. Griessbach, Abhandlung von den Fingern u. s. w., Leipzig 1756.


Quertreiber.

*1 Ein Twarsdreiver. (Deutz.)

*2 Er ist ein rechter Quertreiber.

Von einem aufsätzigen und widerstrebenden Menschen, mit Anspielung auf ein Schiff, das quer im Wasser liegt, andern Fahrzeugen den Weg verengend.


Quese.

Es ist besser ein quese in der Hand, denn ein Knoten im Nacken. - Petri, II, 255.


Quesenkopf.

*1 Dos is a rachter Quesenkopp. - Lohrengel, II, 158.

Von einem eigensinnigen, widerspenstigen, querköpfigen Menschen.

*2 Hei is dalling (oder dallje, d. i. heute) en Quesenkopp. (Hildesheim.) - Firmenich, I, 185, 21.


Quetsche.

* Er ist in die Quetsche gekommen. - Klix, 62.


Quetschen.

* Er will (wird) sich nicht quetschen. - Klix, 62.

Er wird sich mit der kitzlichen Sache, der mislichen Angelegenheit nicht befassen. In Podolien jüdisch-deutsch: Loj s'ewojschü (ihr sollt nicht beschämt) we-loj s'ekolmü (und nicht zu Schanden werden) quetsch dich nit ün kack nit. Der erste Satz ist eine Stelle aus dem Sabbatliede: Lechu Dojdi, welche der Volkswitz aber travestirt hat, um zu sagen: Thue nicht Unrecht und suche es nicht wieder gut zu machen.


Quetschgesicht.

* Er hat ein Quetschgesicht. (Köthen.)

Ein breitgedrücktes Gesicht.


Qui.

Wenn nur das Qui und et caetera nicht wäre. - Dietrich, 383.


Quickstert.

1 Wann me 'ne Quickstert1 iutschickt, dann krig me än bunten Vugel weuer. (Sauerland.)

1) Auch Wippstert, von stert = Schwanz und quik = lebhaft, lebendig (erquicken, Quecke, Quecksilber), der niederdeutsche Name für Bach- oder Ackerstelze, auch Ackermännchen, Klosterfräulein, gelber, schwarzbrüstiger Wenzel genannt. (Vgl. Campe, Wb., I, 358a.)

*2 Dat konn de Quickstert an sein sere Ben beinen. - Lyra, 24.


Quid.

Quid quid un ohne quid; wann de Buer im Stohen schitt, briukt hei keine Knei to beugen. (Sauerland.)


Quinen.

1 Lange Quinen is de wisse Dod. - Richey, 201; Eichwald, 1561; Schütze, III, 262.

Anhaltendes Kränkeln ist ein Zeichen des nahen Todes.

*2 He hett lang quinet. - Dähnert, 368b.

Er kränkelt schon lange Zeit.


Quinkslagg.

* He hett sick dörn Quinkslagg dervun losmakt. - Eichwald, 1562.


Quinquenell.

1 Quinquinell(en) ist vom Teufel in der Höll' (oder: kommen aus der Höllen). - Eiselein, 517; Eisenhart, 441; Pistor., I, 72; Estor, II, 377, 3720; Simrock, 8041; Graf, 480, 680 u. 681; Roscher, Grundlagen der Nationalökonomie, S. 164, §. 94, 2.

Der Kaiser Justinian gab die Verordnung, dass, wenn ein Schuldner in die Nothwendigkeit versetzt ist, sein Vermögen den Gläubigern abzutreten, es bei diesen stehen soll, ob sie noch fünf Jahr (quinquennale spatium) Geduld haben wollen oder nicht. Dies Gesetz hat zur Einführung der Anstandsbriefe (Moratorien = Quinquenell) in Deutschland Gelegenheit gegeben, die vom Landesfürsten, vorzugsweise vom Kaiser solchen Schuldnern ausgestellt wurden, deren Zahlungsunfähigkeit durch Unglücksfälle herbeigeführt worden war, und worin ihnen ein Zahlungsaufschub von einer Anzahl Jahren bewilligt wurde. Unsere Vorfahren hielten dies der Treue und dem guten Glauben zuwiderlaufend, indem dadurch der Gläubiger offenbar verletzt werde. Sie nannten daher diese Anstandsbriefe oder Quinquenellen eine Erfindung des Teufels, wie unser vorstehendes [Spaltenumbruch] Sprichwort zeigt. - "Also treibet man das Gütlein zu boden, muss das Kuhfenster (s. d. 2) treffen vnd entlauffen, oder bringet eine Vollmacht vnd Quinquenell aus." (Mathesy, 327b.)

*2 Er bringt Quinquenelle aus. (S. Winkelholz.) - Mathesy, 347a.


Quint.

Sanct Quinten ist der geringst (oder der leychst) heylig, der geen iiij auff ein lot. - Haupt, III, 29.


Quinte.

1 Das ist keine Quinte auf eine Geige, sagte der Musikant, als er ein Ankertau liegen sah.

Holl.: Het zijn al geene quinten, die op eene viool gespannen staan, zei Lubbert, en hij hoorde een bas bespelen. (Harrebomee, II, 205b.)

2 Quinten springen leicht, wenn man sie zu hart streicht. - Simrock, 8042.

*3 Dat di de Quinte nich brickt. - Eichwald, 1563.

*4 De Quint platzt di. - Frischbier2, 3047.

Wenn die Stimme überzuschlagen droht.

*5 Der macht Quinten. - Idiot. Austr., 102.

Lächerliche, wilde Geberden. In Preussen nach Bock (Idiot. pruss.) soviel als Finten oder arglistige Streiche spielen.

*6 Einem die Quinten austreiben. - Schöpf, 522; Schmeller, II, 403.

*7 Em is de Quint sprungen. (Holst.) - Schütze, III, 262; Frischbier2, 3047.

Der Ton ist ihm misglückt, den er redend und handelnd anstimmen wollte.

*8 Er hat seine Quinten. (Baiern.) - Klein, II, 75; Zaupser, Idiot.

Seine Tücke.

*9 He hett Quinten im Kopf. - Dähnert, 368b.

Grillen, verdriessliche Gedanken, aber auch listige Anschläge, feine Ränke.

*10 Quinten gebrauchen. - Dietrich, II, 564.

*11 Quinten und Flausen im Kopf haben. - Schöpf, 522.

Launen, Grillen.

Holl.: Hij heeft kwinten in den kop. (Harrebomee, I, 463b.)

*12 Up der letzten Quinte fiddeln. (Hamburg.) - Schütze, III, 263.

Am letzten Reste des Vermögens oder Lebens zehren.


Quintenmacher.

* Es ist ein Quintenmacher. - Dähnert, 368.

Soviel wie Ränkeschmied.


Quiproquo.

* Das war ein Quiproquo.

Eine arge Verwechslung.

Frz.: Un quiproquo d'apothicaire. (Leroux, I, 136.)


Quirin.

* Dass dich Sanct Kurin ankomme! - Agricola I, 502.

Sprichwörtliche aber veraltete Fluchformel. Der heilige Quirin soll die Macht haben, die Leute vor Krankheiten, Seuchen und allerlei Plagen zu bewahren, weshalb er in diesen Angelegenheiten angerufen wird. Wem er zum Bedürfniss wird, der muss sich in einem der genannten Zustände befinden. "Man hat auch ynn seinen namen ein botschafft aussgefertiget." (S. Botschaft 10, wo nach Agricola, I, 523, statt Cornelius: Quirin zu lesen ist.)


Quirlen.

Je mehr man quirlt, je mehr es schäumt.


Quit.

Quit of ins so swid. - Eichwald, 1564.


Quitschesauer.

* Das ist quitschesauer. - Klix, 62.


Quitt.

1 Der ist noch nicht quitt, der den Rest noch schuldig ist.

Frz.: Il n'est pas quitte qui doit de reste. - On n'est pas quitte en payant. (Leroux, II, 237 u. 275.)

*2 Wir sind quitt. - Klix, 62.


Quittengelb.

* Sie sieht quittengelb aus. - Klix, 62.


Quivive.

* Man muss immer (auf seinem) Quivive sein.

Aufmerksam, wachsam, auf seiner Hut. Von dem Rufe der französischen Schildwachen entlehnt.

Holl.: Men moet daar altijd op zijn qui vive zijn. (Harrebomee, II, 206a.)


Quoniam.

Propter longam Quoniam - zum Zeitvertreib. - Eiselein, 517; Simrock, 8043.


Quot.

* Ich en weiss nit, et ess mer hück esu quot1 öm et Hätz. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 254.

1) Uebel, holländisch quaad.


[Spaltenumbruch]
Quersack.

Wohl geführter Quersack (Bettelsack) bringt seinem Herrn gute Tage.

Wer Lust zum Arbeiten hat, dem fehlt es am Nöthigen nie. Wer den Muth nicht sinken lässt, kann nicht verderben.

Frz.: Une besace bien prononcée nourrit son maître.


Querstrich.

* Man hat ihm einen Querstrich durch die Rechnung gemacht.

Vgl. M. G. Griessbach, Abhandlung von den Fingern u. s. w., Leipzig 1756.


Quertreiber.

*1 Ein Twarsdrîver. (Deutz.)

*2 Er ist ein rechter Quertreiber.

Von einem aufsätzigen und widerstrebenden Menschen, mit Anspielung auf ein Schiff, das quer im Wasser liegt, andern Fahrzeugen den Weg verengend.


Quese.

Es ist besser ein quese in der Hand, denn ein Knoten im Nacken.Petri, II, 255.


Quesenkopf.

*1 Dos is a rachter Quesenkopp.Lohrengel, II, 158.

Von einem eigensinnigen, widerspenstigen, querköpfigen Menschen.

*2 Hei is dalling (oder dallje, d. i. heute) en Quesenkopp. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 21.


Quetsche.

* Er ist in die Quetsche gekommen.Klix, 62.


Quetschen.

* Er will (wird) sich nicht quetschen.Klix, 62.

Er wird sich mit der kitzlichen Sache, der mislichen Angelegenheit nicht befassen. In Podolien jüdisch-deutsch: Loj s'ewojschü (ihr sollt nicht beschämt) we-loj s'ekolmü (und nicht zu Schanden werden) quetsch dich nit ün kack nit. Der erste Satz ist eine Stelle aus dem Sabbatliede: Lechu Dojdi, welche der Volkswitz aber travestirt hat, um zu sagen: Thue nicht Unrecht und suche es nicht wieder gut zu machen.


Quetschgesicht.

* Er hat ein Quetschgesicht. (Köthen.)

Ein breitgedrücktes Gesicht.


Qui.

Wenn nur das Qui und et caetera nicht wäre.Dietrich, 383.


Quickstêrt.

1 Wann me 'ne Quickstert1 iutschickt, dann krig me än bunten Vugel weuer. (Sauerland.)

1) Auch Wippstêrt, von stêrt = Schwanz und quik = lebhaft, lebendig (erquicken, Quecke, Quecksilber), der niederdeutsche Name für Bach- oder Ackerstelze, auch Ackermännchen, Klosterfräulein, gelber, schwarzbrüstiger Wenzel genannt. (Vgl. Campe, Wb., I, 358a.)

*2 Dat konn de Quickstêrt an sîn sêre Bên bînen.Lyra, 24.


Quid.

Quid quid un ohne quid; wann de Buer im Stohen schitt, briukt héi kéine Knéi to béugen. (Sauerland.)


Quinen.

1 Lange Quinen is de wisse Dod.Richey, 201; Eichwald, 1561; Schütze, III, 262.

Anhaltendes Kränkeln ist ein Zeichen des nahen Todes.

*2 He hett lang quinet.Dähnert, 368b.

Er kränkelt schon lange Zeit.


Quinkslagg.

* He hett sick dörn Quinkslagg dervun losmakt.Eichwald, 1562.


Quinquenell.

1 Quinquinell(en) ist vom Teufel in der Höll' (oder: kommen aus der Höllen).Eiselein, 517; Eisenhart, 441; Pistor., I, 72; Estor, II, 377, 3720; Simrock, 8041; Graf, 480, 680 u. 681; Roscher, Grundlagen der Nationalökonomie, S. 164, §. 94, 2.

Der Kaiser Justinian gab die Verordnung, dass, wenn ein Schuldner in die Nothwendigkeit versetzt ist, sein Vermögen den Gläubigern abzutreten, es bei diesen stehen soll, ob sie noch fünf Jahr (quinquennale spatium) Geduld haben wollen oder nicht. Dies Gesetz hat zur Einführung der Anstandsbriefe (Moratorien = Quinquenell) in Deutschland Gelegenheit gegeben, die vom Landesfürsten, vorzugsweise vom Kaiser solchen Schuldnern ausgestellt wurden, deren Zahlungsunfähigkeit durch Unglücksfälle herbeigeführt worden war, und worin ihnen ein Zahlungsaufschub von einer Anzahl Jahren bewilligt wurde. Unsere Vorfahren hielten dies der Treue und dem guten Glauben zuwiderlaufend, indem dadurch der Gläubiger offenbar verletzt werde. Sie nannten daher diese Anstandsbriefe oder Quinquenellen eine Erfindung des Teufels, wie unser vorstehendes [Spaltenumbruch] Sprichwort zeigt. – „Also treibet man das Gütlein zu boden, muss das Kuhfenster (s. d. 2) treffen vnd entlauffen, oder bringet eine Vollmacht vnd Quinquenell aus.“ (Mathesy, 327b.)

*2 Er bringt Quinquenelle aus. (S. Winkelholz.) – Mathesy, 347a.


Quint.

Sanct Quinten ist der geringst (oder der leychst) heylig, der geen iiij auff ein lot.Haupt, III, 29.


Quinte.

1 Das ist keine Quinte auf eine Geige, sagte der Musikant, als er ein Ankertau liegen sah.

Holl.: Het zijn al geene quinten, die op eene viool gespannen staan, zei Lubbert, en hij hoorde een bas bespelen. (Harrebomée, II, 205b.)

2 Quinten springen leicht, wenn man sie zu hart streicht.Simrock, 8042.

*3 Dat di de Quinte nich brickt.Eichwald, 1563.

*4 De Quint platzt di.Frischbier2, 3047.

Wenn die Stimme überzuschlagen droht.

*5 Der macht Quinten.Idiot. Austr., 102.

Lächerliche, wilde Geberden. In Preussen nach Bock (Idiot. pruss.) soviel als Finten oder arglistige Streiche spielen.

*6 Einem die Quinten austreiben.Schöpf, 522; Schmeller, II, 403.

*7 Em is de Quint sprungen. (Holst.) – Schütze, III, 262; Frischbier2, 3047.

Der Ton ist ihm misglückt, den er redend und handelnd anstimmen wollte.

*8 Er hat seine Quinten. (Baiern.) – Klein, II, 75; Zaupser, Idiot.

Seine Tücke.

*9 He hett Quinten im Kopf.Dähnert, 368b.

Grillen, verdriessliche Gedanken, aber auch listige Anschläge, feine Ränke.

*10 Quinten gebrauchen.Dietrich, II, 564.

*11 Quinten und Flausen im Kopf haben.Schöpf, 522.

Launen, Grillen.

Holl.: Hij heeft kwinten in den kop. (Harrebomée, I, 463b.)

*12 Up der letzten Quinte fiddeln. (Hamburg.) – Schütze, III, 263.

Am letzten Reste des Vermögens oder Lebens zehren.


Quintenmacher.

* Es ist ein Quintenmacher.Dähnert, 368.

Soviel wie Ränkeschmied.


Quiproquo.

* Das war ein Quiproquo.

Eine arge Verwechslung.

Frz.: Un quiproquo d'apothicaire. (Leroux, I, 136.)


Quirin.

* Dass dich Sanct Kurin ankomme!Agricola I, 502.

Sprichwörtliche aber veraltete Fluchformel. Der heilige Quirin soll die Macht haben, die Leute vor Krankheiten, Seuchen und allerlei Plagen zu bewahren, weshalb er in diesen Angelegenheiten angerufen wird. Wem er zum Bedürfniss wird, der muss sich in einem der genannten Zustände befinden. „Man hat auch ynn seinen namen ein botschafft aussgefertiget.“ (S. Botschaft 10, wo nach Agricola, I, 523, statt Cornelius: Quirin zu lesen ist.)


Quirlen.

Je mehr man quirlt, je mehr es schäumt.


Quit.

Quit of ins so swid.Eichwald, 1564.


Quitschesauer.

* Das ist quitschesauer.Klix, 62.


Quitt.

1 Der ist noch nicht quitt, der den Rest noch schuldig ist.

Frz.: Il n'est pas quitte qui doit de reste. – On n'est pas quitte en payant. (Leroux, II, 237 u. 275.)

*2 Wir sind quitt.Klix, 62.


Quittengelb.

* Sie sieht quittengelb aus.Klix, 62.


Quivive.

* Man muss immer (auf seinem) Quivive sein.

Aufmerksam, wachsam, auf seiner Hut. Von dem Rufe der französischen Schildwachen entlehnt.

Holl.: Men moet daar altijd op zijn qui vive zijn. (Harrebomée, II, 206a.)


Quoniam.

Propter longam Quoniam – zum Zeitvertreib.Eiselein, 517; Simrock, 8043.


Quot.

* Ich en weiss nit, et ess mêr hück esu quot1 öm et Hätz. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 254.

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[[721]/0735] Quersack. Wohl geführter Quersack (Bettelsack) bringt seinem Herrn gute Tage. Wer Lust zum Arbeiten hat, dem fehlt es am Nöthigen nie. Wer den Muth nicht sinken lässt, kann nicht verderben. Frz.: Une besace bien prononcée nourrit son maître. Querstrich. * Man hat ihm einen Querstrich durch die Rechnung gemacht. Vgl. M. G. Griessbach, Abhandlung von den Fingern u. s. w., Leipzig 1756. Quertreiber. *1 Ein Twarsdrîver. (Deutz.) *2 Er ist ein rechter Quertreiber. Von einem aufsätzigen und widerstrebenden Menschen, mit Anspielung auf ein Schiff, das quer im Wasser liegt, andern Fahrzeugen den Weg verengend. Quese. Es ist besser ein quese in der Hand, denn ein Knoten im Nacken. – Petri, II, 255. Quesenkopf. *1 Dos is a rachter Quesenkopp. – Lohrengel, II, 158. Von einem eigensinnigen, widerspenstigen, querköpfigen Menschen. *2 Hei is dalling (oder dallje, d. i. heute) en Quesenkopp. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 21. Quetsche. * Er ist in die Quetsche gekommen. – Klix, 62. Quetschen. * Er will (wird) sich nicht quetschen. – Klix, 62. Er wird sich mit der kitzlichen Sache, der mislichen Angelegenheit nicht befassen. In Podolien jüdisch-deutsch: Loj s'ewojschü (ihr sollt nicht beschämt) we-loj s'ekolmü (und nicht zu Schanden werden) quetsch dich nit ün kack nit. Der erste Satz ist eine Stelle aus dem Sabbatliede: Lechu Dojdi, welche der Volkswitz aber travestirt hat, um zu sagen: Thue nicht Unrecht und suche es nicht wieder gut zu machen. Quetschgesicht. * Er hat ein Quetschgesicht. (Köthen.) Ein breitgedrücktes Gesicht. Qui. Wenn nur das Qui und et caetera nicht wäre. – Dietrich, 383. Quickstêrt. 1 Wann me 'ne Quickstert1 iutschickt, dann krig me än bunten Vugel weuer. (Sauerland.) 1) Auch Wippstêrt, von stêrt = Schwanz und quik = lebhaft, lebendig (erquicken, Quecke, Quecksilber), der niederdeutsche Name für Bach- oder Ackerstelze, auch Ackermännchen, Klosterfräulein, gelber, schwarzbrüstiger Wenzel genannt. (Vgl. Campe, Wb., I, 358a.) *2 Dat konn de Quickstêrt an sîn sêre Bên bînen. – Lyra, 24. Quid. Quid quid un ohne quid; wann de Buer im Stohen schitt, briukt héi kéine Knéi to béugen. (Sauerland.) Quinen. 1 Lange Quinen is de wisse Dod. – Richey, 201; Eichwald, 1561; Schütze, III, 262. Anhaltendes Kränkeln ist ein Zeichen des nahen Todes. *2 He hett lang quinet. – Dähnert, 368b. Er kränkelt schon lange Zeit. Quinkslagg. * He hett sick dörn Quinkslagg dervun losmakt. – Eichwald, 1562. Quinquenell. 1 Quinquinell(en) ist vom Teufel in der Höll' (oder: kommen aus der Höllen). – Eiselein, 517; Eisenhart, 441; Pistor., I, 72; Estor, II, 377, 3720; Simrock, 8041; Graf, 480, 680 u. 681; Roscher, Grundlagen der Nationalökonomie, S. 164, §. 94, 2. Der Kaiser Justinian gab die Verordnung, dass, wenn ein Schuldner in die Nothwendigkeit versetzt ist, sein Vermögen den Gläubigern abzutreten, es bei diesen stehen soll, ob sie noch fünf Jahr (quinquennale spatium) Geduld haben wollen oder nicht. Dies Gesetz hat zur Einführung der Anstandsbriefe (Moratorien = Quinquenell) in Deutschland Gelegenheit gegeben, die vom Landesfürsten, vorzugsweise vom Kaiser solchen Schuldnern ausgestellt wurden, deren Zahlungsunfähigkeit durch Unglücksfälle herbeigeführt worden war, und worin ihnen ein Zahlungsaufschub von einer Anzahl Jahren bewilligt wurde. Unsere Vorfahren hielten dies der Treue und dem guten Glauben zuwiderlaufend, indem dadurch der Gläubiger offenbar verletzt werde. Sie nannten daher diese Anstandsbriefe oder Quinquenellen eine Erfindung des Teufels, wie unser vorstehendes Sprichwort zeigt. – „Also treibet man das Gütlein zu boden, muss das Kuhfenster (s. d. 2) treffen vnd entlauffen, oder bringet eine Vollmacht vnd Quinquenell aus.“ (Mathesy, 327b.) *2 Er bringt Quinquenelle aus. (S. Winkelholz.) – Mathesy, 347a. Quint. Sanct Quinten ist der geringst (oder der leychst) heylig, der geen iiij auff ein lot. – Haupt, III, 29. Quinte. 1 Das ist keine Quinte auf eine Geige, sagte der Musikant, als er ein Ankertau liegen sah. Holl.: Het zijn al geene quinten, die op eene viool gespannen staan, zei Lubbert, en hij hoorde een bas bespelen. (Harrebomée, II, 205b.) 2 Quinten springen leicht, wenn man sie zu hart streicht. – Simrock, 8042. *3 Dat di de Quinte nich brickt. – Eichwald, 1563. *4 De Quint platzt di. – Frischbier2, 3047. Wenn die Stimme überzuschlagen droht. *5 Der macht Quinten. – Idiot. Austr., 102. Lächerliche, wilde Geberden. In Preussen nach Bock (Idiot. pruss.) soviel als Finten oder arglistige Streiche spielen. *6 Einem die Quinten austreiben. – Schöpf, 522; Schmeller, II, 403. *7 Em is de Quint sprungen. (Holst.) – Schütze, III, 262; Frischbier2, 3047. Der Ton ist ihm misglückt, den er redend und handelnd anstimmen wollte. *8 Er hat seine Quinten. (Baiern.) – Klein, II, 75; Zaupser, Idiot. Seine Tücke. *9 He hett Quinten im Kopf. – Dähnert, 368b. Grillen, verdriessliche Gedanken, aber auch listige Anschläge, feine Ränke. *10 Quinten gebrauchen. – Dietrich, II, 564. *11 Quinten und Flausen im Kopf haben. – Schöpf, 522. Launen, Grillen. Holl.: Hij heeft kwinten in den kop. (Harrebomée, I, 463b.) *12 Up der letzten Quinte fiddeln. (Hamburg.) – Schütze, III, 263. Am letzten Reste des Vermögens oder Lebens zehren. Quintenmacher. * Es ist ein Quintenmacher. – Dähnert, 368. Soviel wie Ränkeschmied. Quiproquo. * Das war ein Quiproquo. Eine arge Verwechslung. Frz.: Un quiproquo d'apothicaire. (Leroux, I, 136.) Quirin. * Dass dich Sanct Kurin ankomme! – Agricola I, 502. Sprichwörtliche aber veraltete Fluchformel. Der heilige Quirin soll die Macht haben, die Leute vor Krankheiten, Seuchen und allerlei Plagen zu bewahren, weshalb er in diesen Angelegenheiten angerufen wird. Wem er zum Bedürfniss wird, der muss sich in einem der genannten Zustände befinden. „Man hat auch ynn seinen namen ein botschafft aussgefertiget.“ (S. Botschaft 10, wo nach Agricola, I, 523, statt Cornelius: Quirin zu lesen ist.) Quirlen. Je mehr man quirlt, je mehr es schäumt. Quit. Quit of ins so swid. – Eichwald, 1564. Quitschesauer. * Das ist quitschesauer. – Klix, 62. Quitt. 1 Der ist noch nicht quitt, der den Rest noch schuldig ist. Frz.: Il n'est pas quitte qui doit de reste. – On n'est pas quitte en payant. (Leroux, II, 237 u. 275.) *2 Wir sind quitt. – Klix, 62. Quittengelb. * Sie sieht quittengelb aus. – Klix, 62. Quivive. * Man muss immer (auf seinem) Quivive sein. Aufmerksam, wachsam, auf seiner Hut. Von dem Rufe der französischen Schildwachen entlehnt. Holl.: Men moet daar altijd op zijn qui vive zijn. (Harrebomée, II, 206a.) Quoniam. Propter longam Quoniam – zum Zeitvertreib. – Eiselein, 517; Simrock, 8043. Quot. * Ich en weiss nit, et ess mêr hück esu quot1 öm et Hätz. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 254. 1) Uebel, holländisch quaad.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [721]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/735>, abgerufen am 23.11.2024.