Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 3 Pocher sind keine Fechter.

Prahlhänse haben wenig Herz. In Osnabrück: Söcke Lifflaffers (d. i. läppische, abgeschmackte Menschen) dar me wuol van seggen konn: Puchers un Praulers sind nine Fechters, süht me wuol faken, dann se bisset allerweges herümme. (Bissen = umherlaufen.) (Lyra, 25.) "Die grossen bocher schlagen nicht." (Waldis, II, 36, 27.)

Altfries.: Pogster sen niin Fegster. (Hansen, 16.)

4 Pochers1 Haus liegt weit hinaus.

1) Aufschneiders, Prahlers, Grosssprechers u. s. w.

Holl.: Tot pogchers huis ligt niemand t' huis. (Harrebomee, II, 191a.)

5 Puchers un Proahlers sind kene Fechters. (Münster.) - Frommann, VI, 427, 78.

6 Vor dem Pocher hüte dich, sonst wird er dich aufhängen. (Vgl. Schäbiger.)


Pochhans.

*1 Boch-Hans Thraso. - Frisch, I, 114c; Germania, V, 321.

*2 Es ist ein Pochhans.

Ein trotziger rauher Poltron.


Pochjunge.

Schlachter Puchjunge, dar net denkt emol Ewerbarkmäster ze waren. - Lohrengel, I, 586.

Ein schlechter Pochjunge, der nicht denkt, einmal Oberbergmeister zu werden.


Pock.

Dass euch Pock1 schent! - Frommann, VI, 6, 4.

1) Poch, Pocken (postulae, variolae). Hans Sachs: "Mit Ehren ich wol bey euch bleib, seidt selb ein dieb, das euch Pock schent!" (Fastnachtspiel.) Die obige Redensart gehört zu den vornehmlich im 16. Jahrhundert üblichen Verwünschungsformeln, die sich auf Krankheiten beziehen und die A. Stöber bei Frommann, VI, 1 fg. zusammengestellt hat. (Vgl. im Deutschen Sprichwörter-Lexikon unter: Cholera [Nachtrag], Drüse, Kränke, Parle, Rangen, Ritten, Sucht, Urban, Veitstanz, Velten.) Einen ähnlichen Wunsch sprach, wie A. Stöber a. a. O. mittheilt, im August 1854 auf dem mülhauser Markte eine Frau zu einer Verkäuferin, von welcher sie sich überfordert glaubt, aus, indem sie sagte: "Wenn Ihr nur zwölf Cholera im Leib hätte!"


Pocken (Verb.).

* Der hat schon gepockt ün gemuselt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Der hat die Pocken und Masern hinter sich. Von einem vielerfahrenen Menschen, der schon manches durchgemacht hat.


Pöckler.

Hinter dem Pöckler fechten. - Luther's Tischr., 319.

Nicht öffentlich reden.


Podagra.

1 Das Podagra und Zipperlein mag nit bei Armuth kehren ein; nur wo man trinket starken Wein, da pflegt es oft ein Gast zu sein. - Chaos, 544.

Moscherosch lässt zwei Podagristen (nach dem Lateinischen) folgendes Gebet an die Göttin Podagra richten: "O du diamantringwürdiges, guldenketten-löbliches, viel tausend Tucaten- lötiges, Doctor-Ehrensäckelnährendes liebes Podagra! Du boten-, noten-, knotenmächtiges Heilthum! O du Königin aller Reichthumb liegend-besitzender Menschen! O du knöchelliebende, geleuchübende, betthütende Fürstin! O du hart-stark-krümbendes Farsen-peinendes Fusssohlenbrennendes, zehen-zwickzwackendes, leistretendes, spitzstein-hassendes, Bein- mürbmachendes, kniebrechendes, schuhschnitt- geweitertes, durch Markleuchtendes, Geblüte- geborenes Fräwle (Zipperlein)! Ich bitte dich, hilf u. s. w." (Chaos, 545; Witzfunken, IVb, 116.)

Lat.: Calceus non liberat a Podagra. (Chaos, 541.) - Frigora, Vina, Venus podagrammant corpora nostra. (Witzfunken, Va, 99.)

2 Fürs Podagra hilft kein Schuh. - Eiselein, 514; Simrock, 7956; Braun, I, 3338.

3 Fürs Podagra hilft weder Schuh noch Doctor.

Dr. Theod. Mayenne war nacheinander Leibarzt von vier Königen in England; und worin bestand sein Hauptmittel gegen das Podagra? Aus geraspelten, unbegrabenen Menschenschädeln. (Zeitung für die eleg. Welt, Leipzig 1827, S. 1582.)

Lat.: Non liberat podagra calceus. (Eiselein, 514.)

4 Nun bin ich vorm Podagra sicher, sagte der Soldat, als ihm eine Kanonenkugel beide Beine weggerissen hatte.

5 Wer das Podagra hat und eine schöne Frau am Herzen, der ist nie ohne Schmerzen.

Dennoch haben nicht nur die schönen Frauen ihre Freunde, auch das Podagra hat die seinigen. Montaigne [Spaltenumbruch] zählte es nebst dem Gries und dem Rheumatismus zu den Zeichen eines langen Lebens. Sydenham achtete es hoch, weil man es mehr bei Gelehrten als Narren, mehr bei Reichen als Armen, mehr bei kräftigen als schwachen Körpern treffe. Am meisten nahm sich seiner Philander Misaurus an. Er schrieb im Jahre 1699 einen Ehrentempel des Podagra, in dem er behauptet, dass es der grösste Segen der Menschen wäre. Wer es weggeschafft wissen wolle, meine es mit sich selbst schlecht; und wer es zu heilen verspräche, zeige sich als der gemeinste und schädlichste Quacksalber. (Zeitung für die eleg. Welt, Leipzig 1827, S. 694.)

6 Wiltu das Podagram sein ab, so nimm in die Hand den Bettelstab. - Coler, 1008b; Henisch, 347, 15.

D. h. mache dir viel Bewegung.


Podagrist.

Wenn ein Podagrist einen Pfirsichkern drückt, dass er Oel gibt, so wird ihm geholfen.


Podde.

Podden bred nian Sjongfögler ütj. - Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 19.

Kröten brüten keine Singvögel aus.


Podeschwe.

A Podeschwe1 in Honig gepregelt (gekocht, geschmort) is auch süss. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Polnisch Podeszwa = Ledersohle. Das Unangenehmste kann durch Zubereitung geniessbar gemacht werden.


Podex.

* Der Podex wächsten wull nich vu Tiljauche (Pfützenwasser), doss a su fett is. (Schles.) - Gomolcke, 351; Frommann, III, 251, 141.


Podolien.

1 Wenn man in Podolien Jesuiten aussäete, der Boden würde doch nur Schelme hervorbringen.

Wo man auch die Jesuiten säet, der Boden bringt überall nichts Besseres hervor.

*2 Er ist aus Podolien.

Preussisches, wenigstens schlesisches Militärsprichwort, das auf die Rekruten aus Oberschlesien, Pless, Ratibor u. s. w., angewandt wird. Man will damit sagen: Er hat wenig Lust und Geschick zum Dienst und ist dabei tückisch.


Poesie.

1 Poesie sättigt nie.

2 'S ist aus mit aller Poesie, sagt Joseph Max und Compagnie.

So hiess es in Breslau um das Jahr 1830.


Poet.

1 Der Poet im Dorfe sein, ist nicht gut. - Simrock, 7959; Körte, 4824; Braun, I, 3339.

Man ist zu vielerlei Anfechtungen und Zumuthungen ausgesetzt. (Vgl. Joh. Heinr. Jacobi's Werke, IV, 362.)

2 Ein guter Poet und ein guter Kegelspieler nützen dem Staate gleichviel. - Einfälle, 310.

3 Poeten machen bei gutem Wein viele reimen vnd verselein.

Lat.: Qui bona uina bibunt, uates bona carmina scribunt. (Loci comm., 170.)

4 Poeten sind der Heiden Propheten. - Petri, II, 507.

5 Poeten sind kurz angebunden, man kann sie leicht in Harnisch jagen. - Grubb, 562.

Lat.: Genus irritabile vatum. (Horaz.) (Seybold, 200.)

6 Sechs Poeten, sechs Componisten und sechs Organisten machen anderthalb Dutzend Narren. - Sutor, 918.

7 Soll ein Poet gedeihn, dann darf nicht fehlen es an Wein.

Die Russen: Ein Poet will begossen sein. (Altmann VI, 476.)

8 Wenn der Poet trinkt guten Wein, macht er gut lauffende Verselein. - Sutor, 162.

Lat.: Vena fluit nunquam, ni quoque vina fluant.


Pogge.

1 Auch eine Pogge quakt, wenn man sie tritt. (S. Frosch 39.) - Flores.

2 Auerker Pogge, mak mi en Paar Schoh. - Ik hebb gen Leer, ik hebb gen Smer, ik hebb gen Pick. Aurik-kick-kick-kicki. - Kern, 7.

Neckvers der Emder, wenn sie die Auricher ärgern wollten; die Auricher unterliessen nicht, den Emdern den Spott zurückzuzahlen. (S. Emden.)

3 De Pock is de twede Schepper.

[Spaltenumbruch] 3 Pocher sind keine Fechter.

Prahlhänse haben wenig Herz. In Osnabrück: Söcke Lifflaffers (d. i. läppische, abgeschmackte Menschen) dâr me wuol van seggen konn: Puchers un Praulers sind nine Fechters, süht me wuol fâken, dann se bisset allerweges herümme. (Bissen = umherlaufen.) (Lyra, 25.) „Die grossen bocher schlagen nicht.“ (Waldis, II, 36, 27.)

Altfries.: Pogster sen niin Fegster. (Hansen, 16.)

4 Pochers1 Haus liegt weit hinaus.

1) Aufschneiders, Prahlers, Grosssprechers u. s. w.

Holl.: Tot pogchers huis ligt niemand t' huis. (Harrebomée, II, 191a.)

5 Puchers un Proahlers sind kêne Fechters. (Münster.) – Frommann, VI, 427, 78.

6 Vor dem Pocher hüte dich, sonst wird er dich aufhängen. (Vgl. Schäbiger.)


Pochhans.

*1 Boch-Hans Thraso.Frisch, I, 114c; Germania, V, 321.

*2 Es ist ein Pochhans.

Ein trotziger rauher Poltron.


Pochjunge.

Schlachter Puchjunge, dar net denkt emol Ewerbarkmäster ze waren.Lohrengel, I, 586.

Ein schlechter Pochjunge, der nicht denkt, einmal Oberbergmeister zu werden.


Pock.

Dass euch Pock1 schent!Frommann, VI, 6, 4.

1) Poch, Pocken (postulae, variolae). Hans Sachs: „Mit Ehren ich wol bey euch bleib, seidt selb ein dieb, das euch Pock schent!“ (Fastnachtspiel.) Die obige Redensart gehört zu den vornehmlich im 16. Jahrhundert üblichen Verwünschungsformeln, die sich auf Krankheiten beziehen und die A. Stöber bei Frommann, VI, 1 fg. zusammengestellt hat. (Vgl. im Deutschen Sprichwörter-Lexikon unter: Cholera [Nachtrag], Drüse, Kränke, Parle, Rangen, Ritten, Sucht, Urban, Veitstanz, Velten.) Einen ähnlichen Wunsch sprach, wie A. Stöber a. a. O. mittheilt, im August 1854 auf dem mülhauser Markte eine Frau zu einer Verkäuferin, von welcher sie sich überfordert glaubt, aus, indem sie sagte: „Wenn Ihr nur zwölf Cholera im Lîb hätte!“


Pocken (Verb.).

* Der hat schon gepockt ün gemuselt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Der hat die Pocken und Masern hinter sich. Von einem vielerfahrenen Menschen, der schon manches durchgemacht hat.


Pöckler.

Hinter dem Pöckler fechten.Luther's Tischr., 319.

Nicht öffentlich reden.


Podagra.

1 Das Podagra und Zipperlein mag nit bei Armuth kehren ein; nur wo man trinket starken Wein, da pflegt es oft ein Gast zu sein.Chaos, 544.

Moscherosch lässt zwei Podagristen (nach dem Lateinischen) folgendes Gebet an die Göttin Podagra richten: „O du diamantringwürdiges, guldenketten-löbliches, viel tausend Tucaten- lötiges, Doctor-Ehrensäckelnährendes liebes Podagra! Du boten-, noten-, knotenmächtiges Heilthum! O du Königin aller Reichthumb liegend-besitzender Menschen! O du knöchelliebende, geleuchübende, betthütende Fürstin! O du hart-stark-krümbendes Farsen-peinendes Fusssohlenbrennendes, zehen-zwickzwackendes, leistretendes, spitzstein-hassendes, Bein- mürbmachendes, kniebrechendes, schuhschnitt- geweitertes, durch Markleuchtendes, Geblüte- geborenes Fräwle (Zipperlein)! Ich bitte dich, hilf u. s. w.“ (Chaos, 545; Witzfunken, IVb, 116.)

Lat.: Calceus non liberat a Podagra. (Chaos, 541.) – Frigora, Vina, Venus podagrammant corpora nostra. (Witzfunken, Va, 99.)

2 Fürs Podagra hilft kein Schuh.Eiselein, 514; Simrock, 7956; Braun, I, 3338.

3 Fürs Podagra hilft weder Schuh noch Doctor.

Dr. Theod. Mayenne war nacheinander Leibarzt von vier Königen in England; und worin bestand sein Hauptmittel gegen das Podagra? Aus geraspelten, unbegrabenen Menschenschädeln. (Zeitung für die eleg. Welt, Leipzig 1827, S. 1582.)

Lat.: Non liberat podagra calceus. (Eiselein, 514.)

4 Nun bin ich vorm Podagra sicher, sagte der Soldat, als ihm eine Kanonenkugel beide Beine weggerissen hatte.

5 Wer das Podagra hat und eine schöne Frau am Herzen, der ist nie ohne Schmerzen.

Dennoch haben nicht nur die schönen Frauen ihre Freunde, auch das Podagra hat die seinigen. Montaigne [Spaltenumbruch] zählte es nebst dem Gries und dem Rheumatismus zu den Zeichen eines langen Lebens. Sydenham achtete es hoch, weil man es mehr bei Gelehrten als Narren, mehr bei Reichen als Armen, mehr bei kräftigen als schwachen Körpern treffe. Am meisten nahm sich seiner Philander Misaurus an. Er schrieb im Jahre 1699 einen Ehrentempel des Podagra, in dem er behauptet, dass es der grösste Segen der Menschen wäre. Wer es weggeschafft wissen wolle, meine es mit sich selbst schlecht; und wer es zu heilen verspräche, zeige sich als der gemeinste und schädlichste Quacksalber. (Zeitung für die eleg. Welt, Leipzig 1827, S. 694.)

6 Wiltu das Podagram sein ab, so nimm in die Hand den Bettelstab.Coler, 1008b; Henisch, 347, 15.

D. h. mache dir viel Bewegung.


Podagrist.

Wenn ein Podagrist einen Pfirsichkern drückt, dass er Oel gibt, so wird ihm geholfen.


Podde.

Podden bred nian Sjongfögler ütj.Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 19.

Kröten brüten keine Singvögel aus.


Podeschwe.

A Podeschwe1 in Honig gepregelt (gekocht, geschmort) is auch süss. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Polnisch Podeszwa = Ledersohle. Das Unangenehmste kann durch Zubereitung geniessbar gemacht werden.


Podex.

* Der Podex wächsten wull nich vu Tiljauche (Pfützenwasser), doss a su fett is. (Schles.) – Gomolcke, 351; Frommann, III, 251, 141.


Podolien.

1 Wenn man in Podolien Jesuiten aussäete, der Boden würde doch nur Schelme hervorbringen.

Wo man auch die Jesuiten säet, der Boden bringt überall nichts Besseres hervor.

*2 Er ist aus Podolien.

Preussisches, wenigstens schlesisches Militärsprichwort, das auf die Rekruten aus Oberschlesien, Pless, Ratibor u. s. w., angewandt wird. Man will damit sagen: Er hat wenig Lust und Geschick zum Dienst und ist dabei tückisch.


Poesie.

1 Poesie sättigt nie.

2 'S ist aus mit aller Poesie, sagt Joseph Max und Compagnie.

So hiess es in Breslau um das Jahr 1830.


Poet.

1 Der Poet im Dorfe sein, ist nicht gut.Simrock, 7959; Körte, 4824; Braun, I, 3339.

Man ist zu vielerlei Anfechtungen und Zumuthungen ausgesetzt. (Vgl. Joh. Heinr. Jacobi's Werke, IV, 362.)

2 Ein guter Poet und ein guter Kegelspieler nützen dem Staate gleichviel.Einfälle, 310.

3 Poeten machen bei gutem Wein viele reimen vnd verselein.

Lat.: Qui bona uina bibunt, uates bona carmina scribunt. (Loci comm., 170.)

4 Poeten sind der Heiden Propheten.Petri, II, 507.

5 Poeten sind kurz angebunden, man kann sie leicht in Harnisch jagen.Grubb, 562.

Lat.: Genus irritabile vatum. (Horaz.) (Seybold, 200.)

6 Sechs Poeten, sechs Componisten und sechs Organisten machen anderthalb Dutzend Narren.Sutor, 918.

7 Soll ein Poet gedeihn, dann darf nicht fehlen es an Wein.

Die Russen: Ein Poet will begossen sein. (Altmann VI, 476.)

8 Wenn der Poet trinkt guten Wein, macht er gut lauffende Verselein.Sutor, 162.

Lat.: Vena fluit nunquam, ni quoque vina fluant.


Pogge.

1 Auch eine Pogge quakt, wenn man sie tritt. (S. Frosch 39.) – Flores.

2 Auerker Pogge, mâk mi ên Paar Schoh. – Ik hebb gên Lêer, ik hebb gên Smêr, ik hebb gên Pick. Aurik-kick-kick-kicki.Kern, 7.

Neckvers der Emder, wenn sie die Auricher ärgern wollten; die Auricher unterliessen nicht, den Emdern den Spott zurückzuzahlen. (S. Emden.)

3 De Pock is de twêde Schepper.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0697" n="[683]"/><cb n="1365"/>
3 Pocher sind keine Fechter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Prahlhänse haben wenig Herz. In Osnabrück: Söcke Lifflaffers (d. i. läppische, abgeschmackte Menschen) dâr me wuol van seggen konn: Puchers un Praulers sind nine Fechters, süht me wuol fâken, dann se bisset allerweges herümme. (Bissen = umherlaufen.) (<hi rendition="#i">Lyra, 25.</hi>) &#x201E;Die grossen bocher schlagen nicht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 36, 27.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Pogster sen niin Fegster. (<hi rendition="#i">Hansen, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Pochers<hi rendition="#sup">1</hi> Haus liegt weit hinaus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Aufschneiders, Prahlers, Grosssprechers u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Tot pogchers huis ligt niemand t' huis. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 191<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Puchers un Proahlers sind kêne Fechters.</hi> (<hi rendition="#i">Münster.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 427, 78.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Vor dem Pocher hüte dich, sonst wird er dich aufhängen. (Vgl. Schäbiger.)</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pochhans.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Boch-Hans Thraso.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frisch, I, 114<hi rendition="#sup">c</hi>; Germania, V, 321.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es ist ein Pochhans.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein trotziger rauher Poltron.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pochjunge.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schlachter Puchjunge, dar net denkt emol Ewerbarkmäster ze waren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 586.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein schlechter Pochjunge, der nicht denkt, einmal Oberbergmeister zu werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pock.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dass euch Pock<hi rendition="#sup">1</hi> schent!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 6, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Poch, Pocken (postulae, variolae). Hans Sachs: &#x201E;Mit Ehren ich wol bey euch bleib, seidt selb ein dieb, das euch Pock schent!&#x201C; (<hi rendition="#i">Fastnachtspiel.</hi>) Die obige Redensart gehört zu den vornehmlich im 16. Jahrhundert üblichen Verwünschungsformeln, die sich auf Krankheiten beziehen und die A. Stöber bei Frommann, VI, 1 fg. zusammengestellt hat. (Vgl. im <hi rendition="#i">Deutschen Sprichwörter-Lexikon</hi> unter: Cholera [Nachtrag], Drüse, Kränke, Parle, Rangen, Ritten, Sucht, Urban, Veitstanz, Velten.) Einen ähnlichen Wunsch sprach, wie A. Stöber a. a. O. mittheilt, im August 1854 auf dem mülhauser Markte eine Frau zu einer Verkäuferin, von welcher sie sich überfordert glaubt, aus, indem sie sagte: &#x201E;Wenn Ihr nur zwölf Cholera im Lîb hätte!&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Pocken</hi> (Verb.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Der hat schon gepockt ün gemuselt.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der hat die Pocken und Masern hinter sich. Von einem vielerfahrenen Menschen, der schon manches durchgemacht hat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pöckler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hinter dem Pöckler fechten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 319.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht öffentlich reden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Podagra.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Podagra und Zipperlein mag nit bei Armuth kehren ein; nur wo man trinket starken Wein, da pflegt es oft ein Gast zu sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 544.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Moscherosch</hi> lässt zwei Podagristen (nach dem Lateinischen) folgendes Gebet an die Göttin Podagra richten: &#x201E;O du diamantringwürdiges, guldenketten-löbliches, viel tausend Tucaten- lötiges, Doctor-Ehrensäckelnährendes liebes Podagra! Du boten-, noten-, knotenmächtiges Heilthum! O du Königin aller Reichthumb liegend-besitzender Menschen! O du knöchelliebende, geleuchübende, betthütende Fürstin! O du hart-stark-krümbendes Farsen-peinendes Fusssohlenbrennendes, zehen-zwickzwackendes, leistretendes, spitzstein-hassendes, Bein- mürbmachendes, kniebrechendes, schuhschnitt- geweitertes, durch Markleuchtendes, Geblüte- geborenes Fräwle (Zipperlein)! Ich bitte dich, hilf u. s. w.&#x201C; (<hi rendition="#i">Chaos, 545; Witzfunken, IV<hi rendition="#sup">b</hi>, 116.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Calceus non liberat a Podagra. (<hi rendition="#i">Chaos, 541.</hi>) &#x2013; Frigora, Vina, Venus podagrammant corpora nostra. (<hi rendition="#i">Witzfunken, V<hi rendition="#sup">a</hi>, 99.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Fürs Podagra hilft kein Schuh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 514; Simrock, 7956; Braun, I, 3338.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Fürs Podagra hilft weder Schuh noch Doctor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dr. Theod. Mayenne war nacheinander Leibarzt von vier Königen in England; und worin bestand sein Hauptmittel gegen das Podagra? Aus geraspelten, unbegrabenen Menschenschädeln. (<hi rendition="#i">Zeitung für die eleg. Welt, Leipzig 1827, S. 1582.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non liberat podagra calceus. (<hi rendition="#i">Eiselein, 514.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Nun bin ich vorm Podagra sicher, sagte der Soldat, als ihm eine Kanonenkugel beide Beine weggerissen hatte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wer das Podagra hat und eine schöne Frau am Herzen, der ist nie ohne Schmerzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dennoch haben nicht nur die schönen Frauen ihre Freunde, auch das Podagra hat die seinigen. Montaigne <cb n="1366"/>
zählte es nebst dem Gries und dem Rheumatismus zu den Zeichen eines langen Lebens. Sydenham achtete es hoch, weil man es mehr bei Gelehrten als Narren, mehr bei Reichen als Armen, mehr bei kräftigen als schwachen Körpern treffe. Am meisten nahm sich seiner Philander Misaurus an. Er schrieb im Jahre 1699 einen Ehrentempel des Podagra, in dem er behauptet, dass es der grösste Segen der Menschen wäre. Wer es weggeschafft wissen wolle, meine es mit sich selbst schlecht; und wer es zu heilen verspräche, zeige sich als der gemeinste und schädlichste Quacksalber. (<hi rendition="#i">Zeitung für die eleg. Welt, Leipzig 1827, S. 694.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wiltu das Podagram sein ab, so nimm in die Hand den Bettelstab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Coler, 1008<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 347, 15.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. mache dir viel Bewegung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Podagrist.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn ein Podagrist einen Pfirsichkern drückt, dass er Oel gibt, so wird ihm geholfen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Podde.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Podden bred nian Sjongfögler ütj.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Kröten brüten keine Singvögel aus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Podeschwe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">A Podeschwe<hi rendition="#sup">1</hi> in Honig gepregelt (gekocht, geschmort) is auch süss.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Polnisch Podeszwa = Ledersohle. Das Unangenehmste kann durch Zubereitung geniessbar gemacht werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Podex.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Der Podex wächsten wull nich vu Tiljauche (Pfützenwasser), doss a su fett is.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 351; Frommann, III, 251, 141.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Podolien.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wenn man in Podolien Jesuiten aussäete, der Boden würde doch nur Schelme hervorbringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wo man auch die Jesuiten säet, der Boden bringt überall nichts Besseres hervor.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist aus Podolien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Preussisches, wenigstens schlesisches Militärsprichwort, das auf die Rekruten aus Oberschlesien, Pless, Ratibor u. s. w., angewandt wird. Man will damit sagen: Er hat wenig Lust und Geschick zum Dienst und ist dabei tückisch.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Poesie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Poesie sättigt nie.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 'S ist aus mit aller Poesie, sagt Joseph Max und Compagnie.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So hiess es in Breslau um das Jahr 1830.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Poet.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Poet im Dorfe sein, ist nicht gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7959; Körte, 4824; Braun, I, 3339.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man ist zu vielerlei Anfechtungen und Zumuthungen ausgesetzt. (Vgl. <hi rendition="#i">Joh. Heinr. Jacobi's Werke, IV, 362.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein guter Poet und ein guter Kegelspieler nützen dem Staate gleichviel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Einfälle, 310.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Poeten machen bei gutem Wein viele reimen vnd verselein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui bona uina bibunt, uates bona carmina scribunt. (<hi rendition="#i">Loci comm., 170.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Poeten sind der Heiden Propheten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 507.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Poeten sind kurz angebunden, man kann sie leicht in Harnisch jagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grubb, 562.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Genus irritabile vatum. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Seybold, 200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Sechs Poeten, sechs Componisten und sechs Organisten machen anderthalb Dutzend Narren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 918.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Soll ein Poet gedeihn, dann darf nicht fehlen es an Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Ein Poet will begossen sein. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 476.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wenn der Poet trinkt guten Wein, macht er gut lauffende Verselein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 162.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vena fluit nunquam, ni quoque vina fluant.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Pogge.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auch eine Pogge quakt, wenn man sie tritt.</hi> (S.  Frosch 39.) &#x2013; <hi rendition="#i">Flores.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auerker Pogge, mâk mi ên Paar Schoh. &#x2013; Ik hebb gên Lêer, ik hebb gên Smêr, ik hebb gên Pick. Aurik-kick-kick-kicki.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Neckvers der Emder, wenn sie die Auricher ärgern wollten; die Auricher unterliessen nicht, den Emdern den Spott zurückzuzahlen. (S.  Emden.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 De Pock is de twêde Schepper.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[683]/0697] 3 Pocher sind keine Fechter. Prahlhänse haben wenig Herz. In Osnabrück: Söcke Lifflaffers (d. i. läppische, abgeschmackte Menschen) dâr me wuol van seggen konn: Puchers un Praulers sind nine Fechters, süht me wuol fâken, dann se bisset allerweges herümme. (Bissen = umherlaufen.) (Lyra, 25.) „Die grossen bocher schlagen nicht.“ (Waldis, II, 36, 27.) Altfries.: Pogster sen niin Fegster. (Hansen, 16.) 4 Pochers1 Haus liegt weit hinaus. 1) Aufschneiders, Prahlers, Grosssprechers u. s. w. Holl.: Tot pogchers huis ligt niemand t' huis. (Harrebomée, II, 191a.) 5 Puchers un Proahlers sind kêne Fechters. (Münster.) – Frommann, VI, 427, 78. 6 Vor dem Pocher hüte dich, sonst wird er dich aufhängen. (Vgl. Schäbiger.) Pochhans. *1 Boch-Hans Thraso. – Frisch, I, 114c; Germania, V, 321. *2 Es ist ein Pochhans. Ein trotziger rauher Poltron. Pochjunge. Schlachter Puchjunge, dar net denkt emol Ewerbarkmäster ze waren. – Lohrengel, I, 586. Ein schlechter Pochjunge, der nicht denkt, einmal Oberbergmeister zu werden. Pock. Dass euch Pock1 schent! – Frommann, VI, 6, 4. 1) Poch, Pocken (postulae, variolae). Hans Sachs: „Mit Ehren ich wol bey euch bleib, seidt selb ein dieb, das euch Pock schent!“ (Fastnachtspiel.) Die obige Redensart gehört zu den vornehmlich im 16. Jahrhundert üblichen Verwünschungsformeln, die sich auf Krankheiten beziehen und die A. Stöber bei Frommann, VI, 1 fg. zusammengestellt hat. (Vgl. im Deutschen Sprichwörter-Lexikon unter: Cholera [Nachtrag], Drüse, Kränke, Parle, Rangen, Ritten, Sucht, Urban, Veitstanz, Velten.) Einen ähnlichen Wunsch sprach, wie A. Stöber a. a. O. mittheilt, im August 1854 auf dem mülhauser Markte eine Frau zu einer Verkäuferin, von welcher sie sich überfordert glaubt, aus, indem sie sagte: „Wenn Ihr nur zwölf Cholera im Lîb hätte!“ Pocken (Verb.). * Der hat schon gepockt ün gemuselt. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Der hat die Pocken und Masern hinter sich. Von einem vielerfahrenen Menschen, der schon manches durchgemacht hat. Pöckler. Hinter dem Pöckler fechten. – Luther's Tischr., 319. Nicht öffentlich reden. Podagra. 1 Das Podagra und Zipperlein mag nit bei Armuth kehren ein; nur wo man trinket starken Wein, da pflegt es oft ein Gast zu sein. – Chaos, 544. Moscherosch lässt zwei Podagristen (nach dem Lateinischen) folgendes Gebet an die Göttin Podagra richten: „O du diamantringwürdiges, guldenketten-löbliches, viel tausend Tucaten- lötiges, Doctor-Ehrensäckelnährendes liebes Podagra! Du boten-, noten-, knotenmächtiges Heilthum! O du Königin aller Reichthumb liegend-besitzender Menschen! O du knöchelliebende, geleuchübende, betthütende Fürstin! O du hart-stark-krümbendes Farsen-peinendes Fusssohlenbrennendes, zehen-zwickzwackendes, leistretendes, spitzstein-hassendes, Bein- mürbmachendes, kniebrechendes, schuhschnitt- geweitertes, durch Markleuchtendes, Geblüte- geborenes Fräwle (Zipperlein)! Ich bitte dich, hilf u. s. w.“ (Chaos, 545; Witzfunken, IVb, 116.) Lat.: Calceus non liberat a Podagra. (Chaos, 541.) – Frigora, Vina, Venus podagrammant corpora nostra. (Witzfunken, Va, 99.) 2 Fürs Podagra hilft kein Schuh. – Eiselein, 514; Simrock, 7956; Braun, I, 3338. 3 Fürs Podagra hilft weder Schuh noch Doctor. Dr. Theod. Mayenne war nacheinander Leibarzt von vier Königen in England; und worin bestand sein Hauptmittel gegen das Podagra? Aus geraspelten, unbegrabenen Menschenschädeln. (Zeitung für die eleg. Welt, Leipzig 1827, S. 1582.) Lat.: Non liberat podagra calceus. (Eiselein, 514.) 4 Nun bin ich vorm Podagra sicher, sagte der Soldat, als ihm eine Kanonenkugel beide Beine weggerissen hatte. 5 Wer das Podagra hat und eine schöne Frau am Herzen, der ist nie ohne Schmerzen. Dennoch haben nicht nur die schönen Frauen ihre Freunde, auch das Podagra hat die seinigen. Montaigne zählte es nebst dem Gries und dem Rheumatismus zu den Zeichen eines langen Lebens. Sydenham achtete es hoch, weil man es mehr bei Gelehrten als Narren, mehr bei Reichen als Armen, mehr bei kräftigen als schwachen Körpern treffe. Am meisten nahm sich seiner Philander Misaurus an. Er schrieb im Jahre 1699 einen Ehrentempel des Podagra, in dem er behauptet, dass es der grösste Segen der Menschen wäre. Wer es weggeschafft wissen wolle, meine es mit sich selbst schlecht; und wer es zu heilen verspräche, zeige sich als der gemeinste und schädlichste Quacksalber. (Zeitung für die eleg. Welt, Leipzig 1827, S. 694.) 6 Wiltu das Podagram sein ab, so nimm in die Hand den Bettelstab. – Coler, 1008b; Henisch, 347, 15. D. h. mache dir viel Bewegung. Podagrist. Wenn ein Podagrist einen Pfirsichkern drückt, dass er Oel gibt, so wird ihm geholfen. Podde. Podden bred nian Sjongfögler ütj. – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 19. Kröten brüten keine Singvögel aus. Podeschwe. A Podeschwe1 in Honig gepregelt (gekocht, geschmort) is auch süss. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Polnisch Podeszwa = Ledersohle. Das Unangenehmste kann durch Zubereitung geniessbar gemacht werden. Podex. * Der Podex wächsten wull nich vu Tiljauche (Pfützenwasser), doss a su fett is. (Schles.) – Gomolcke, 351; Frommann, III, 251, 141. Podolien. 1 Wenn man in Podolien Jesuiten aussäete, der Boden würde doch nur Schelme hervorbringen. Wo man auch die Jesuiten säet, der Boden bringt überall nichts Besseres hervor. *2 Er ist aus Podolien. Preussisches, wenigstens schlesisches Militärsprichwort, das auf die Rekruten aus Oberschlesien, Pless, Ratibor u. s. w., angewandt wird. Man will damit sagen: Er hat wenig Lust und Geschick zum Dienst und ist dabei tückisch. Poesie. 1 Poesie sättigt nie. 2 'S ist aus mit aller Poesie, sagt Joseph Max und Compagnie. So hiess es in Breslau um das Jahr 1830. Poet. 1 Der Poet im Dorfe sein, ist nicht gut. – Simrock, 7959; Körte, 4824; Braun, I, 3339. Man ist zu vielerlei Anfechtungen und Zumuthungen ausgesetzt. (Vgl. Joh. Heinr. Jacobi's Werke, IV, 362.) 2 Ein guter Poet und ein guter Kegelspieler nützen dem Staate gleichviel. – Einfälle, 310. 3 Poeten machen bei gutem Wein viele reimen vnd verselein. Lat.: Qui bona uina bibunt, uates bona carmina scribunt. (Loci comm., 170.) 4 Poeten sind der Heiden Propheten. – Petri, II, 507. 5 Poeten sind kurz angebunden, man kann sie leicht in Harnisch jagen. – Grubb, 562. Lat.: Genus irritabile vatum. (Horaz.) (Seybold, 200.) 6 Sechs Poeten, sechs Componisten und sechs Organisten machen anderthalb Dutzend Narren. – Sutor, 918. 7 Soll ein Poet gedeihn, dann darf nicht fehlen es an Wein. Die Russen: Ein Poet will begossen sein. (Altmann VI, 476.) 8 Wenn der Poet trinkt guten Wein, macht er gut lauffende Verselein. – Sutor, 162. Lat.: Vena fluit nunquam, ni quoque vina fluant. Pogge. 1 Auch eine Pogge quakt, wenn man sie tritt. (S. Frosch 39.) – Flores. 2 Auerker Pogge, mâk mi ên Paar Schoh. – Ik hebb gên Lêer, ik hebb gên Smêr, ik hebb gên Pick. Aurik-kick-kick-kicki. – Kern, 7. Neckvers der Emder, wenn sie die Auricher ärgern wollten; die Auricher unterliessen nicht, den Emdern den Spott zurückzuzahlen. (S. Emden.) 3 De Pock is de twêde Schepper.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/697
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [683]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/697>, abgerufen am 23.11.2024.