Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 6 Je besser man pflügt, je reicher man fährt. Je besser man den Boden bearbeitet, je reicher ist die Ernte. Span.: Ara bien y hondo, cogeras pan en abondo. (Bohn I, 202.) 7 Je mehr man pflügt, desto blanker wird das Eisen. 8 Man muss pflügen mit den Ochsen, die man hat. Dän.: Man plöjer med de öxen man har. (Prov. dan., 456.) 9 Pflügen und nicht säen, lesen und nicht verstehen, ist halb müssig gehen. - Körte, 4800; Simrock, 7911; Braun, I, 3310. "Wer die Lehren der Weisheit hört, ohne sie im Leben anzuwenden, der ist wie ein Mann, welcher sein Feld bestellt, ohne zu säen." Lat.: Legere et non intelligere est quasi negligere. Schwed.: Att läsa och inte första, är at plöja och inte sa. (Marin, 5; Wensell, 8.) 10 Wer pflügen will mit bösen Frauen, der wird viel krumme Furchen schauen. - Petri, II, 747. 11 Wer pflügt, verarmt nicht; wer stiehlt, wird nicht reich. (Lit.) 12 Wer tief pflügt, muss tief düngen. - Dr. Allihn. Spruch der neuern rationellen Landwirthe. 13 Wer übel pflügt, muss schlecht ernten. - Winckler, XVIII, 4. Dän.: Hvo som plöjer naer solen (överligt) skal höste naer jorden. (Prov. dan., 456.) 14 Zwischen Pflügen und Pflügen ist ein Unterschied. Nicht jeder ist ein guter, geschweige ein vollkommener Landwirth, der eine gerade Furche ziehen und eine Wiese mähen kann. *15 Er pflügt den Sand. (S. Misten 5.) - Waldis, IV, 95, 174. *16 Möt dem mot man plöge wi möt em Osse. - Frischbier2, 2932. Von einem, der schwer begreift. Pflüger. 1 Auf den Pflüger folgt der Säer, auf den Pflanzer der Mäher. 2 Es sind nicht alle Pflüger, die den Ochsen stacheln. Pfluggang. Tiefer Pfluggang, lange Aehren. (Wend. Lausitz.) Pflugschar. 1 Die fleissigste Pflugschar glänzt am meisten. *2 Mit der Pflugschar dreinschlagen. Hitzig, wenn auch nicht ordnungs- und kunstgemäss streiten. Pflugtreiber. Der Pflugtreiber ist auf den Füssen höher als der Edelmann auf den Knien. - Frischbier2, 2934. Pflunggi. * Er ist en Pflunggi. - Sutermeister, 59. Ein schmuzig gekleideter Mensch. (S. Pflodi.) Pfön (s. Föhn). Die Pfön (Südwind) macht schön; wann sie vergat, fällt sie ins Kat. - Eiselein, 511. Am Bodensee nennt man den schnell einbrechenden Südwind, vor welchem her die Luft in den Alpen sehr hell wird, die oder den Pfön; Pfö oder auch Fön, Fehn, was offenbar das gothische Fani ist, welches Sumpf, Moor, Dreck bedeutet. Gothisch: Fun, Feuer, funn, brennen. Wahrscheinlich ist bei jenem Ausdruck der Kürze halber das Wort "Wind" weggefallen, und man wollte damit den Südwind bezeichnen, welcher Regen und Morast bringt, was durch das obige Sprichwort sehr richtig bezeichnet ist. (Eiselein, 673.) Stalder (I, 390) vermuthet, dass das Wort Fön, das in Bündten und in Glarus Fün lautet, vom lateinischen Favonius und dies von fovere herkomme, weil dieser Wind die erstarrten Pflanzen erquicke, oder daher, weil bei den Celten die Fana, Föne, d. i. das Feuer der Sonne verehrt wurde. Wenigstens heisst Fon, Fün bei Ulphilas und Fun in der isländischen Sprache Feuer. Pförch. Schlaget den Pförch weiter, ehe (damit) er (nicht) zu mast wird. - Binder II, 502. Lat.: Ite domum saturae, venit Hesperus, ite capellae. (Virgil.) (Binder II, 1578.) Pforte. 1 Die Pforte im Himmel ist klein, es kann kein Prahlhans hinein. - Parömiakon, 2618. 2 Die Pforte zur Hölle steht immer offen. Lat.: Noctes atque dies patet atri janua Ditis. (Virgil.) (Philippi, II, 29.) [Spaltenumbruch] 3 Were ich auss der Pforten, so were ich fern genug. - Lehmann, II, 832, 96. Pförten. Wenn in Pförten1 die Bauern auf dem Felde sind, so sind die Bürger nicht zu Hause. 1) Eine kleine, Landbau treibende Stadt in der Niederlausitz. Was hier von Pförten gesagt wird, gilt im Sinne des Sprichworts von jeder ähnlichen kleinen Landstadt. Das Sprichwort wird angewandt, wenn ein Bürger der genannten Stadt einem Bauer gegenüber dick thun will. Pförtlein. 1 Ist das Pförtlein für einen geöffnet, dann gehen bald hundert hindurch. - Altmann VI, 489. 2 Kleine Vörtlein machen grosse Schälk. - Eyering, III, 144. Pförtner. 1 Ein übel Pförtner, so alles einlässt. - Eiselein, 511; Simrock, 7913; Braun, I, 3312. Lat.: Malus janitor. - Sunt quibus ad portam cecidit custodia sorte. (Eiselein, 511.) 2 Wer's mit dem Pförtner hält, findet bald Einlass. - Petri, II, 735; Simrock, 7912; Körte, 4801; Braun, I, 3311. Pfote. *1 Die (an den) Pfoten saugen. - Eiselein, 511; Braun, I, 3313. *2 Er muss Pfoten saugen. - Frischbier, 573; Frischbier2, 2935. *3 He hett'n naren (erbärmliche) Pot. - Kern, 541. Uneigentlich für Hand oder Handschrift. Er schreibt eine schlechte Pfote, d. i. eine unleserliche Handschrift. *4 He nimpt feif Pot'n up'n Hamel. (Mecklenburg.) - Dr. Schiller. Er nimmt fünf Pfoten auf den Hammel, sagt man von jemand, der auf übergrossen Vortheil bedacht ist, unverschämte Forderungen macht. *5 He schall sin Poten wol deraf laten. - Eichwald, 1529. *6 He tekent sein Pot. - Kern, 542. Auch: He pootjet; er unterzeichnet sich, er macht sein Handzeichen. *7 Kannst Pote suge. Ein Rath für die Arbeitslosen. (S. Narsch und Zahl.) *8 Lass die Pfoten davon! (Rheinhessen.) *9 Man möt em de Poten besniden. - Dähnert, 357b. Man muss ihm die Gelegenheit zu schaden nehmen. *10 Mit eines andern Pfoten Kastanien aus dem Feuer holen. (S. Hand 846-848 und Kastanie 3 u. 4.) It.: Cavar il granchio dalla bocca colla mano altrui. Span.: Con ajena mano sacar la culebra del horado. (Masson, 277.) *11 Sich die Pfoten verbrennen. Uebel ankommen. Frz.: S'echauder, se brauler a la chandelle. *12 Uppen Poten bestarwen. - Dähnert, 357b. Kein Gedeihen haben, nicht auf die Beine, d. i. vorwärts kommen. Pfriem. 1 Ein Pfriem wird (lässt) sich im Sacke nicht verbergen. *2 Ein Hans Pfriem. - Eiselein, 511. "Ein Mensch, so alles besser wissen will, als andere, so ein recht naseweiser Schuster." Pfropf. *1 Auf den Propf setzen. Zum Schweigen bringen. *2 Dat is ok man för'n Proppen, sagt Kruse. Der Posthalter Kruse in Wismar brauchte die seitdem sprichwörtlich gewordene Redensart zuerst bei einer Debatte im Bürgerausschuss daselbst zu Ende der fünfziger Jahre. *3 De kann up den Propp rüken. (Rastede.) - Firmenich, III, 26, 3; für Altmark: Danneil, 279; hochdeutsch bei Lohrengel, II, 23. Sagt man von dem, der sein Vermögen durchgebracht oder auch auf andere Weise verloren hat, auch scherzhaft zu dem, der sich bei seltenem Wein etwas zugute thun will, ohne die Mittel dazu zu besitzen. In Pommern: Du sallst an den Proppen rüken. (Dähnert, 360a.) *4 Enen Propp achterup. - Schütze, I, 18. So nennen die Holsteiner das Butterbrot, womit sie die Mahlzeit, wie mit dem Pfropfen die Flasche, schliessen. *5 Er bekommt nicht einmal an den Pfropfen (Zapfen) zu riechen. - Frischbier2, 2936. [Spaltenumbruch] 6 Je besser man pflügt, je reicher man fährt. Je besser man den Boden bearbeitet, je reicher ist die Ernte. Span.: Ara bien y hondo, cogerás pan en abondo. (Bohn I, 202.) 7 Je mehr man pflügt, desto blanker wird das Eisen. 8 Man muss pflügen mit den Ochsen, die man hat. Dän.: Man pløjer med de øxen man har. 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6 Je besser man pflügt, je reicher man fährt.
Je besser man den Boden bearbeitet, je reicher ist die Ernte.
Span.: Ara bien y hondo, cogerás pan en abondo. (Bohn I, 202.)
7 Je mehr man pflügt, desto blanker wird das Eisen.
8 Man muss pflügen mit den Ochsen, die man hat.
Dän.: Man pløjer med de øxen man har. (Prov. dan., 456.)
9 Pflügen und nicht säen, lesen und nicht verstehen, ist halb müssig gehen. – Körte, 4800; Simrock, 7911; Braun, I, 3310.
„Wer die Lehren der Weisheit hört, ohne sie im Leben anzuwenden, der ist wie ein Mann, welcher sein Feld bestellt, ohne zu säen.“
Lat.: Legere et non intelligere est quasi negligere.
Schwed.: Att läsa och inte förstå, är at plöja och inte så. (Marin, 5; Wensell, 8.)
10 Wer pflügen will mit bösen Frauen, der wird viel krumme Furchen schauen. – Petri, II, 747.
11 Wer pflügt, verarmt nicht; wer stiehlt, wird nicht reich. (Lit.)
12 Wer tief pflügt, muss tief düngen. – Dr. Allihn.
Spruch der neuern rationellen Landwirthe.
13 Wer übel pflügt, muss schlecht ernten. – Winckler, XVIII, 4.
Dän.: Hvo som pløjer nær solen (øverligt) skal høste nær jorden. (Prov. dan., 456.)
14 Zwischen Pflügen und Pflügen ist ein Unterschied.
Nicht jeder ist ein guter, geschweige ein vollkommener Landwirth, der eine gerade Furche ziehen und eine Wiese mähen kann.
*15 Er pflügt den Sand. (S. Misten 5.) – Waldis, IV, 95, 174.
*16 Möt dem mot man plöge wi möt em Osse. – Frischbier2, 2932.
Von einem, der schwer begreift.
Pflüger.
1 Auf den Pflüger folgt der Säer, auf den Pflanzer der Mäher.
2 Es sind nicht alle Pflüger, die den Ochsen stacheln.
Pfluggang.
Tiefer Pfluggang, lange Aehren. (Wend. Lausitz.)
Pflugschar.
1 Die fleissigste Pflugschar glänzt am meisten.
*2 Mit der Pflugschar dreinschlagen.
Hitzig, wenn auch nicht ordnungs- und kunstgemäss streiten.
Pflugtreiber.
Der Pflugtreiber ist auf den Füssen höher als der Edelmann auf den Knien. – Frischbier2, 2934.
Pflunggi.
* Er ist en Pflunggi. – Sutermeister, 59.
Ein schmuzig gekleideter Mensch. (S. Pflodi.)
Pfön (s. Föhn).
Die Pfön (Südwind) macht schön; wann sie vergat, fällt sie ins Kat. – Eiselein, 511.
Am Bodensee nennt man den schnell einbrechenden Südwind, vor welchem her die Luft in den Alpen sehr hell wird, die oder den Pfön; Pfö oder auch Fön, Fehn, was offenbar das gothische Fani ist, welches Sumpf, Moor, Dreck bedeutet. Gothisch: Fun, Feuer, funn, brennen. Wahrscheinlich ist bei jenem Ausdruck der Kürze halber das Wort „Wind“ weggefallen, und man wollte damit den Südwind bezeichnen, welcher Regen und Morast bringt, was durch das obige Sprichwort sehr richtig bezeichnet ist. (Eiselein, 673.) Stalder (I, 390) vermuthet, dass das Wort Fön, das in Bündten und in Glarus Fün lautet, vom lateinischen Favonius und dies von fovere herkomme, weil dieser Wind die erstarrten Pflanzen erquicke, oder daher, weil bei den Celten die Fana, Föne, d. i. das Feuer der Sonne verehrt wurde. Wenigstens heisst Fon, Fün bei Ulphilas und Fun in der isländischen Sprache Feuer.
Pförch.
Schlaget den Pförch weiter, ehe (damit) er (nicht) zu mast wird. – Binder II, 502.
Lat.: Ite domum saturae, venit Hesperus, ite capellae. (Virgil.) (Binder II, 1578.)
Pforte.
1 Die Pforte im Himmel ist klein, es kann kein Prahlhans hinein. – Parömiakon, 2618.
2 Die Pforte zur Hölle steht immer offen.
Lat.: Noctes atque dies patet atri janua Ditis. (Virgil.) (Philippi, II, 29.)
3 Were ich auss der Pforten, so were ich fern genug. – Lehmann, II, 832, 96.
Pförten.
Wenn in Pförten1 die Bauern auf dem Felde sind, so sind die Bürger nicht zu Hause.
1) Eine kleine, Landbau treibende Stadt in der Niederlausitz. Was hier von Pförten gesagt wird, gilt im Sinne des Sprichworts von jeder ähnlichen kleinen Landstadt. Das Sprichwort wird angewandt, wenn ein Bürger der genannten Stadt einem Bauer gegenüber dick thun will.
Pförtlein.
1 Ist das Pförtlein für einen geöffnet, dann gehen bald hundert hindurch. – Altmann VI, 489.
2 Kleine Vörtlein machen grosse Schälk. – Eyering, III, 144.
Pförtner.
1 Ein übel Pförtner, so alles einlässt. – Eiselein, 511; Simrock, 7913; Braun, I, 3312.
Lat.: Malus janitor. – Sunt quibus ad portam cecidit custodia sorte. (Eiselein, 511.)
2 Wer's mit dem Pförtner hält, findet bald Einlass. – Petri, II, 735; Simrock, 7912; Körte, 4801; Braun, I, 3311.
Pfote.
*1 Die (an den) Pfoten saugen. – Eiselein, 511; Braun, I, 3313.
*2 Er muss Pfoten saugen. – Frischbier, 573; Frischbier2, 2935.
*3 He hett'n nâren (erbärmliche) Pôt. – Kern, 541.
Uneigentlich für Hand oder Handschrift. Er schreibt eine schlechte Pfote, d. i. eine unleserliche Handschrift.
*4 He nimpt fîf Pôt'n up'n Hâmel. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller.
Er nimmt fünf Pfoten auf den Hammel, sagt man von jemand, der auf übergrossen Vortheil bedacht ist, unverschämte Forderungen macht.
*5 He schall sin Poten wol deraf laten. – Eichwald, 1529.
*6 He tekent sîn Pôt. – Kern, 542.
Auch: He pootjet; er unterzeichnet sich, er macht sein Handzeichen.
*7 Kannst Pote suge.
Ein Rath für die Arbeitslosen. (S. Narsch und Zahl.)
*8 Lass die Pfoten davon! (Rheinhessen.)
*9 Man möt em de Poten besniden. – Dähnert, 357b.
Man muss ihm die Gelegenheit zu schaden nehmen.
*10 Mit eines andern Pfoten Kastanien aus dem Feuer holen. (S. Hand 846-848 und Kastanie 3 u. 4.)
It.: Cavar il granchio dalla bocca colla mano altrui.
Span.: Con ajena mano sacar la culebra del horado. (Masson, 277.)
*11 Sich die Pfoten verbrennen.
Uebel ankommen.
Frz.: S'echauder, se brûler à la chandelle.
*12 Uppen Poten bestarwen. – Dähnert, 357b.
Kein Gedeihen haben, nicht auf die Beine, d. i. vorwärts kommen.
Pfriem.
1 Ein Pfriem wird (lässt) sich im Sacke nicht verbergen.
*2 Ein Hans Pfriem. – Eiselein, 511.
„Ein Mensch, so alles besser wissen will, als andere, so ein recht naseweiser Schuster.“
Pfropf.
*1 Auf den Propf setzen.
Zum Schweigen bringen.
*2 Dat is ok man för'n Proppen, sagt Kruse.
Der Posthalter Kruse in Wismar brauchte die seitdem sprichwörtlich gewordene Redensart zuerst bei einer Debatte im Bürgerausschuss daselbst zu Ende der fünfziger Jahre.
*3 De kann up den Propp rüken. (Rastede.) – Firmenich, III, 26, 3; für Altmark: Danneil, 279; hochdeutsch bei Lohrengel, II, 23.
Sagt man von dem, der sein Vermögen durchgebracht oder auch auf andere Weise verloren hat, auch scherzhaft zu dem, der sich bei seltenem Wein etwas zugute thun will, ohne die Mittel dazu zu besitzen. In Pommern: Du sallst an den Proppen rüken. (Dähnert, 360a.)
*4 Ênen Propp achterup. – Schütze, I, 18.
So nennen die Holsteiner das Butterbrot, womit sie die Mahlzeit, wie mit dem Pfropfen die Flasche, schliessen.
*5 Er bekommt nicht einmal an den Pfropfen (Zapfen) zu riechen. – Frischbier2, 2936.
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