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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *855 Die Pferde hinter den Wagen spannen. - Schottel, 1117b; Sutor, 376; Körte, 4780; Braun, I, 3280; Lohrengel, II, 142.

In Pommern: Die Perde hinner'n Wagen spannen. (Dähnert, 346b.) In Schlesien: Ma sponnt garn die Pharde hinger a Woan. (Gomolcke, 756.) Eine Sache verkehrt anfangen. Die Alten liessen den Wagen die Ochsen ziehen, was, wenn der Wagen bergab rollt und der Ochs hinten angebunden ist, wol angeht. Ich halte den immer am glücklichsten, der auf eines andern Unkosten kann klug werden; wer aber dies mit eigenem Schaden ertragen muss, spannt die Pferde hinter den Wagen. (Keller, 143a.)

Engl.: To begin at the wrong end. (Marin, 6.) - To set the cart before the horse. (Bohn II, 152.)

Frz.: La charrue va devant les boeufs.

Holl.: He spant de paarden achter den wagen. - Hij spant den wagen voor de paarden. (Harrebomee, II, 164b.)

It.: Metter il carro inanzi ai buoi.

Lat.: Adaptare capiti ocream, tibiae galeam. - Currus bovem trahit. (Mercur.) (Tappius, 47b; Erasm., 12; Binder II, 677; Philippi, I, 108.) - Lenticulam angulo tenes. (Philippi, I, 222.) - Prius quam assa sit farina. (Philippi, II, 108.) - Testudinem equus insequitur. - Vulpes bovem agit. (Philippi, 218 u. 562.)

Schwed.: Börja i galen ända. (Marin, 6.) - Spanna wagnen för höstama. (Grubb, 757 u. 844.)

*856 Die Pferde stehen.

Die Sache geht nicht vorwärts.

Holl.: De paarden staan stil, en de wagen is aan't hollen. (Harrebomee, II, 161a.)

*857 Die Pferde stehen wie Lämmer.

Holl.: De paarden stonden als lammeren. (Harrebomee, II, 161a.)

*858 Ehr en blind Perd sin Oge licket. - Eichwald, 1491.

Wird es geschehen.

*859 Ein blindes Pferd würde (hier) nichts zertreten.

Von grosser Armuth.

*860 Ein einäugig Pferd gegen ein blindes vertauschen.

Eine schlechte Sache gegen eine noch schlechtere.

Frz.: Il a change son cheval borgne contre un aveugle. (Lendroy, 95; Leroux, I, 103; Bohn I, 12.)

*861 Ein stolperndes Pferd reiten.

*862 Ein todtes Pferd an einen Baum binden.

Unnütze Handlung.

*863 Ein tolles (verkehrtes, wildes) Pferd reiten.

Unsinnige Streiche machen. In Bedburg: Dä hät en doll Päed geriggen.

Holl.: Hij berijdt het malle paard. (Harrebomee, II, 163b.)

*864 Ein ungesattelt Pferd reiten.

Holl.: Hij rijdt een ongezadeld paard. (Harrebomee, II, 164b.)

*865 Einem an Peard wisen, dat Harder löppt.

Bessere Gründe anführen. Harde = laut, stark, sehr.

*866 Einem blinden Pferde winken.

Holl.: Een knik is zoo goed als een wenk voor een blind paard. (Harrebomee, I, 420a.)

*867 Einem jagenden Pferde die Sporen geben.

Jemand noch zur Eile antreiben, der schon nach Möglichkeit eilt.

It.: Provocar il cavallo a correr per il piano. (Bohn I, 122.)

*868 Einem Pferde den Schwanz nach und nach ausrupfen.

Was durch Gewalt nicht auf einmal geschehen kann, durch Ausdauer mit der Zeit erreichen.

*869 Einem solchen Pferde gehört ein solcher Striegel, einer solchen Dirne gehören solche Prügel. - Parömiakon, 2972.

*870 Einen auf dem fahlen (falben) Pferde ertappen (finden). - Blum, 411; Körte, 4783b; Braun, I, 3281.

Auf einer Unwahrheit. "Diese Redensart", sagt Eiselein, "entstand wol zur Zeit, als man noch sehr an die Luftreisen des wilden Heeres und an die Fahrten Wuotan's auf seinem Schimmel glaubte. Man wollte damit sagen, dass man jemand auf einer so heimlichen oder erlogenen Fahrt, gleichsam zu Pferde sitzend, ertappt habe." Aehnlich ist auch die Redensart: Einen beim sauern Bier erwischen; denn das Bier wird gern sauer bei Gewittern, und diese entstanden nach dem frühern Glauben durch die Macht der Hexen oder Hessenmacher. Es ist also auch hier wieder etwas Unheimliches und Geisterhaftes im Spiel. "Und wen wir ains auf ainem valben pfert finden, so well wir im den hohen pan (hohen Bann) verkünden." (Fastnachtsspiel.) - Nic. Gantskov in seinem Tagebuch (vgl. Balt. Studien, XIX, 213): "Wo he sie vp einem vhalen perde beschlagen (getroffen, ertappt) hat." "Einen vff dem falhen pferd befinden." (Wicelii, Vertedigsrede.) "Einen auff eim fahlen Pferd ergreiffen." (Ayrer, V, 2907, 28.) "Solt er mich aber nach den zeitten auff einen faulen Pferdt erreiten, so ... " (H. Sachs, II, 3, 5, 1.)

[Spaltenumbruch] *871 Einen aufs fahle Pferd setzen.

Blossstellen.

Frz.: Il ne faut pas mettre la charrue devant les boeufs. (Leroux, I, 41.)

Lat.: Equum habet Lejanum. (Gellius.) (Erasm., 458; Faselius, 75; Binder I, 417; II, 960; Seybold, 147; Wiegand, 23; Philippi, I, 134.)

*872 Einen von dem Pferd auf den Esel sitzen lassen. - Gansler, II.

*873 Er führt schon Pferde auf den Markt, die noch geboren werden sollen. (S. Bärenhaut 8 und Ei 331.)

Dän.: Binde ufödt hest ved krybbe. - Selge hönsene för aegene blive gjorde. (Prov. dan., 496.)

*874 Er fürchtet sich, dem Pferde die Zügel einzulegen.

Holl.: Hij heeft geene courage, het paard den teugel in den bek te doen. (Harrebomee, II, 164a.)

*875 Er füttert seine Pferde mit Hanf.

Statt Hafer gibt er ihnen die Peitsche.

Holl.: Hij geeft den paarden lange haver. (Harrebomee, II, 163b.)

*876 Er gibt das Pferd, damit ihm der Zaum gehört.

*877 Er gibt sein Pferd für eine Pfeiff. - Theatrum Diabolorum, 279b.

*878 Er hat ein Pferd, das Geld mistet.

Wer viel Glück hat.

*879 Er hat ein schlechtes Pferd geritten.

Verkehrten Weg eingeschlagen.

Holl.: Hij heeft een slecht paard bereden. (Harrebomee, II, 164a.)

*880 Er hat weder Pferd noch Esel.

Er besitzt keine Reichthümer, muss zu Fuss gehen.

*881 Er holt das Pferd von Troja ein.

*882 Er ist wie des Kaisers Pferd, das ins Meer stallt.

Wenn jemand Gunst zugewandt wird, der damit bereits reichlich versorgt ist.

*883 Er kommt auf den Pferden des heiligen Franciscus.

D. h. zu Fuss. (S. Apostelpferd.)

Holl.: Met de paarden van Sint Franciscus. (Harrebomee, II, 165b.)

*884 Er legt seine Pferde noch ins Bett. - Mayer, II, 127; Braun, I, 3294.

Das Mass überschreitende Fürsorge und Pflege.

*885 Er reitet das Pferd auf der Stange.

Hält es scharf im Zaum.

Holl.: Hij rijd het paard op de stang. (Harrebomee, II, 164b.)

*886 Er reitet ein böss Pferd. - Henisch, 1037, 33.

Bei Henisch durch die Redensart erklärt: "Er hat das fegfewr im hauss."

*887 Er rydt ein gäch (geck) pferdt. - Gesner, I, 618; Tappius, 91a; Körte, 4769.

Macht bei schlechten Geschäften grossen Aufwand.

Lat.: Equum sternacem equitat, malo asino vehitur. (Gesner, I, 618.)

*888 Er sitzt auf dem Pferde, als wenn er drauf geschissen wäre. - Körte, 4783c.

Frz.: Il semble qu'on l'ait jette a cheval avec une fourchette. (Kritzinger, 136a.)

*889 Er sitzt gern auf grossem (hohem) Pferd. - Klix, 58.

*890 Er spannt die Pferde vor den Wagen mit dem Hintern vor.

*891 Er sucht das Pferd und sitzt darauf.

Als Napoleon III. im Juli 1870 nach der erlassenen Kriegserklärung an Preussen die Marseillaise hatte singen lassen (contre nous de la tyrannie l'etendard sanglant est leve?) schrieb Ad. Stahr mit Bezug auf den Umstand, dass die Franzosen die Tyrannen ausserhalb Frankreich suchten: "Wir Deutsche sagen in einem solchen falle von jemand, der ähnlich handelt: er sucht das Pferd, auf dem er reitet. Aber für euch (Franzosen) muss man das Wort verstärkend umkehren und sagen: Ihr seid das Pferd, das, unter unaufhörlichen Sporenstössen seines Reiters blutend, diesen seinen ihm auf dem Rücken sitzenden Reiter sucht." (Nationalzeitung, Berlin 1870, Nr. 336.) Die Russen: Er hält schon das Krummholz und sucht noch nach dem Pflug. (Altmann V, 127.)

*892 Er und sein Pferd sind gleichviel werth.

Holl.: Het is eene soort van beesten, hij en zijn paard. (Harrebomee, II, 163a.)

*893 Er zeumt das pferdt beim hintern auff. - Gruter, I, 30.

[Spaltenumbruch] *855 Die Pferde hinter den Wagen spannen.Schottel, 1117b; Sutor, 376; Körte, 4780; Braun, I, 3280; Lohrengel, II, 142.

In Pommern: Die Perde hinner'n Wagen spannen. (Dähnert, 346b.) In Schlesien: Ma sponnt garn die Pharde hinger a Woan. (Gomolcke, 756.) Eine Sache verkehrt anfangen. Die Alten liessen den Wagen die Ochsen ziehen, was, wenn der Wagen bergab rollt und der Ochs hinten angebunden ist, wol angeht. Ich halte den immer am glücklichsten, der auf eines andern Unkosten kann klug werden; wer aber dies mit eigenem Schaden ertragen muss, spannt die Pferde hinter den Wagen. (Keller, 143a.)

Engl.: To begin at the wrong end. (Marin, 6.) – To set the cart before the horse. (Bohn II, 152.)

Frz.: La charrue va devant les bœufs.

Holl.: He spant de paarden achter den wagen. – Hij spant den wagen vóór de paarden. (Harrebomée, II, 164b.)

It.: Metter il carro inanzi ai buoi.

Lat.: Adaptare capiti ocream, tibiae galeam. – Currus bovem trahit. (Mercur.) (Tappius, 47b; Erasm., 12; Binder II, 677; Philippi, I, 108.) – Lenticulam angulo tenes. (Philippi, I, 222.) – Prius quam assa sit farina. (Philippi, II, 108.) – Testudinem equus insequitur. – Vulpes bovem agit. (Philippi, 218 u. 562.)

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*856 Die Pferde stehen.

Die Sache geht nicht vorwärts.

Holl.: De paarden staan stil, en de wagen is aan't hollen. (Harrebomée, II, 161a.)

*857 Die Pferde stehen wie Lämmer.

Holl.: De paarden stonden als lammeren. (Harrebomée, II, 161a.)

*858 Ehr en blind Perd sin Oge licket.Eichwald, 1491.

Wird es geschehen.

*859 Ein blindes Pferd würde (hier) nichts zertreten.

Von grosser Armuth.

*860 Ein einäugig Pferd gegen ein blindes vertauschen.

Eine schlechte Sache gegen eine noch schlechtere.

Frz.: Il a changé son cheval borgne contre un aveugle. (Lendroy, 95; Leroux, I, 103; Bohn I, 12.)

*861 Ein stolperndes Pferd reiten.

*862 Ein todtes Pferd an einen Baum binden.

Unnütze Handlung.

*863 Ein tolles (verkehrtes, wildes) Pferd reiten.

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*864 Ein ungesattelt Pferd reiten.

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*865 Einem an Peard wisen, dat Harder löppt.

Bessere Gründe anführen. Harde = laut, stark, sehr.

*866 Einem blinden Pferde winken.

Holl.: Een knik is zoo goed als een wenk voor een blind paard. (Harrebomée, I, 420a.)

*867 Einem jagenden Pferde die Sporen geben.

Jemand noch zur Eile antreiben, der schon nach Möglichkeit eilt.

It.: Provocar il cavallo a correr per il piano. (Bohn I, 122.)

*868 Einem Pferde den Schwanz nach und nach ausrupfen.

Was durch Gewalt nicht auf einmal geschehen kann, durch Ausdauer mit der Zeit erreichen.

*869 Einem solchen Pferde gehört ein solcher Striegel, einer solchen Dirne gehören solche Prügel.Parömiakon, 2972.

*870 Einen auf dem fahlen (falben) Pferde ertappen (finden).Blum, 411; Körte, 4783b; Braun, I, 3281.

Auf einer Unwahrheit. „Diese Redensart“, sagt Eiselein, „entstand wol zur Zeit, als man noch sehr an die Luftreisen des wilden Heeres und an die Fahrten Wuotan's auf seinem Schimmel glaubte. Man wollte damit sagen, dass man jemand auf einer so heimlichen oder erlogenen Fahrt, gleichsam zu Pferde sitzend, ertappt habe.“ Aehnlich ist auch die Redensart: Einen beim sauern Bier erwischen; denn das Bier wird gern sauer bei Gewittern, und diese entstanden nach dem frühern Glauben durch die Macht der Hexen oder Hessenmacher. Es ist also auch hier wieder etwas Unheimliches und Geisterhaftes im Spiel. „Und wen wir ains auf ainem valben pfert finden, so well wir im den hohen pan (hohen Bann) verkünden.“ (Fastnachtsspiel.) – Nic. Gantskov in seinem Tagebuch (vgl. Balt. Studien, XIX, 213): „Wo he sie vp einem vhalen perde beschlagen (getroffen, ertappt) hat.“ „Einen vff dem falhen pferd befinden.“ (Wicelii, Vertedigsrede.) „Einen auff eim fahlen Pferd ergreiffen.“ (Ayrer, V, 2907, 28.) „Solt er mich aber nach den zeitten auff einen faulen Pferdt erreiten, so ... “ (H. Sachs, II, 3, 5, 1.)

[Spaltenumbruch] *871 Einen aufs fahle Pferd setzen.

Blossstellen.

Frz.: Il ne faut pas mettre la charrue devant les boeufs. (Leroux, I, 41.)

Lat.: Equum habet Lejanum. (Gellius.) (Erasm., 458; Faselius, 75; Binder I, 417; II, 960; Seybold, 147; Wiegand, 23; Philippi, I, 134.)

*872 Einen von dem Pferd auf den Esel sitzen lassen.Gansler, II.

*873 Er führt schon Pferde auf den Markt, die noch geboren werden sollen. (S. Bärenhaut 8 und Ei 331.)

Dän.: Binde ufødt hest ved krybbe. – Selge hønsene før ægene blive gjorde. (Prov. dan., 496.)

*874 Er fürchtet sich, dem Pferde die Zügel einzulegen.

Holl.: Hij heeft geene courage, het paard den teugel in den bek te doen. (Harrebomée, II, 164a.)

*875 Er füttert seine Pferde mit Hanf.

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Holl.: Hij geeft den paarden lange haver. (Harrebomée, II, 163b.)

*876 Er gibt das Pferd, damit ihm der Zaum gehört.

*877 Er gibt sein Pferd für eine Pfeiff.Theatrum Diabolorum, 279b.

*878 Er hat ein Pferd, das Geld mistet.

Wer viel Glück hat.

*879 Er hat ein schlechtes Pferd geritten.

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Holl.: Hij heeft een slecht paard bereden. (Harrebomée, II, 164a.)

*880 Er hat weder Pferd noch Esel.

Er besitzt keine Reichthümer, muss zu Fuss gehen.

*881 Er holt das Pferd von Troja ein.

*882 Er ist wie des Kaisers Pferd, das ins Meer stallt.

Wenn jemand Gunst zugewandt wird, der damit bereits reichlich versorgt ist.

*883 Er kommt auf den Pferden des heiligen Franciscus.

D. h. zu Fuss. (S. Apostelpferd.)

Holl.: Met de paarden van Sint Franciscus. (Harrebomée, II, 165b.)

*884 Er legt seine Pferde noch ins Bett.Mayer, II, 127; Braun, I, 3294.

Das Mass überschreitende Fürsorge und Pflege.

*885 Er reitet das Pferd auf der Stange.

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Holl.: Hij rijd het paard op de stang. (Harrebomée, II, 164b.)

*886 Er reitet ein böss Pferd.Henisch, 1037, 33.

Bei Henisch durch die Redensart erklärt: „Er hat das fegfewr im hauss.“

*887 Er rydt ein gäch (geck) pferdt.Gesner, I, 618; Tappius, 91a; Körte, 4769.

Macht bei schlechten Geschäften grossen Aufwand.

Lat.: Equum sternacem equitat, malo asino vehitur. (Gesner, I, 618.)

*888 Er sitzt auf dem Pferde, als wenn er drauf geschissen wäre.Körte, 4783c.

Frz.: Il semble qu'on l'ait jetté à cheval avec une fourchette. (Kritzinger, 136a.)

*889 Er sitzt gern auf grossem (hohem) Pferd.Klix, 58.

*890 Er spannt die Pferde vor den Wagen mit dem Hintern vor.

*891 Er sucht das Pferd und sitzt darauf.

Als Napoleon III. im Juli 1870 nach der erlassenen Kriegserklärung an Preussen die Marseillaise hatte singen lassen (contre nous de la tyrannie l'étendard sanglant est levé?) schrieb Ad. Stahr mit Bezug auf den Umstand, dass die Franzosen die Tyrannen ausserhalb Frankreich suchten: „Wir Deutsche sagen in einem solchen falle von jemand, der ähnlich handelt: er sucht das Pferd, auf dem er reitet. Aber für euch (Franzosen) muss man das Wort verstärkend umkehren und sagen: Ihr seid das Pferd, das, unter unaufhörlichen Sporenstössen seines Reiters blutend, diesen seinen ihm auf dem Rücken sitzenden Reiter sucht.“ (Nationalzeitung, Berlin 1870, Nr. 336.) Die Russen: Er hält schon das Krummholz und sucht noch nach dem Pflug. (Altmann V, 127.)

*892 Er und sein Pferd sind gleichviel werth.

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[[659]/0673] *855 Die Pferde hinter den Wagen spannen. – Schottel, 1117b; Sutor, 376; Körte, 4780; Braun, I, 3280; Lohrengel, II, 142. In Pommern: Die Perde hinner'n Wagen spannen. (Dähnert, 346b.) In Schlesien: Ma sponnt garn die Pharde hinger a Woan. (Gomolcke, 756.) Eine Sache verkehrt anfangen. Die Alten liessen den Wagen die Ochsen ziehen, was, wenn der Wagen bergab rollt und der Ochs hinten angebunden ist, wol angeht. Ich halte den immer am glücklichsten, der auf eines andern Unkosten kann klug werden; wer aber dies mit eigenem Schaden ertragen muss, spannt die Pferde hinter den Wagen. (Keller, 143a.) Engl.: To begin at the wrong end. (Marin, 6.) – To set the cart before the horse. (Bohn II, 152.) Frz.: La charrue va devant les bœufs. Holl.: He spant de paarden achter den wagen. – Hij spant den wagen vóór de paarden. (Harrebomée, II, 164b.) It.: Metter il carro inanzi ai buoi. Lat.: Adaptare capiti ocream, tibiae galeam. – Currus bovem trahit. (Mercur.) (Tappius, 47b; Erasm., 12; Binder II, 677; Philippi, I, 108.) – Lenticulam angulo tenes. (Philippi, I, 222.) – Prius quam assa sit farina. (Philippi, II, 108.) – Testudinem equus insequitur. – Vulpes bovem agit. (Philippi, 218 u. 562.) Schwed.: Börja i galen ända. (Marin, 6.) – Spanna wagnen för höstama. (Grubb, 757 u. 844.) *856 Die Pferde stehen. Die Sache geht nicht vorwärts. Holl.: De paarden staan stil, en de wagen is aan't hollen. (Harrebomée, II, 161a.) *857 Die Pferde stehen wie Lämmer. Holl.: De paarden stonden als lammeren. (Harrebomée, II, 161a.) *858 Ehr en blind Perd sin Oge licket. – Eichwald, 1491. Wird es geschehen. *859 Ein blindes Pferd würde (hier) nichts zertreten. Von grosser Armuth. *860 Ein einäugig Pferd gegen ein blindes vertauschen. Eine schlechte Sache gegen eine noch schlechtere. Frz.: Il a changé son cheval borgne contre un aveugle. (Lendroy, 95; Leroux, I, 103; Bohn I, 12.) *861 Ein stolperndes Pferd reiten. *862 Ein todtes Pferd an einen Baum binden. Unnütze Handlung. *863 Ein tolles (verkehrtes, wildes) Pferd reiten. Unsinnige Streiche machen. In Bedburg: Dä hät en doll Päed geriggen. Holl.: Hij berijdt het malle paard. (Harrebomée, II, 163b.) *864 Ein ungesattelt Pferd reiten. Holl.: Hij rijdt een ongezadeld paard. (Harrebomée, II, 164b.) *865 Einem an Peard wisen, dat Harder löppt. Bessere Gründe anführen. Harde = laut, stark, sehr. *866 Einem blinden Pferde winken. Holl.: Een knik is zoo goed als een wenk voor een blind paard. (Harrebomée, I, 420a.) *867 Einem jagenden Pferde die Sporen geben. Jemand noch zur Eile antreiben, der schon nach Möglichkeit eilt. It.: Provocar il cavallo a correr per il piano. (Bohn I, 122.) *868 Einem Pferde den Schwanz nach und nach ausrupfen. Was durch Gewalt nicht auf einmal geschehen kann, durch Ausdauer mit der Zeit erreichen. *869 Einem solchen Pferde gehört ein solcher Striegel, einer solchen Dirne gehören solche Prügel. – Parömiakon, 2972. *870 Einen auf dem fahlen (falben) Pferde ertappen (finden). – Blum, 411; Körte, 4783b; Braun, I, 3281. Auf einer Unwahrheit. „Diese Redensart“, sagt Eiselein, „entstand wol zur Zeit, als man noch sehr an die Luftreisen des wilden Heeres und an die Fahrten Wuotan's auf seinem Schimmel glaubte. Man wollte damit sagen, dass man jemand auf einer so heimlichen oder erlogenen Fahrt, gleichsam zu Pferde sitzend, ertappt habe.“ Aehnlich ist auch die Redensart: Einen beim sauern Bier erwischen; denn das Bier wird gern sauer bei Gewittern, und diese entstanden nach dem frühern Glauben durch die Macht der Hexen oder Hessenmacher. Es ist also auch hier wieder etwas Unheimliches und Geisterhaftes im Spiel. „Und wen wir ains auf ainem valben pfert finden, so well wir im den hohen pan (hohen Bann) verkünden.“ (Fastnachtsspiel.) – Nic. Gantskov in seinem Tagebuch (vgl. Balt. Studien, XIX, 213): „Wo he sie vp einem vhalen perde beschlagen (getroffen, ertappt) hat.“ „Einen vff dem falhen pferd befinden.“ (Wicelii, Vertedigsrede.) „Einen auff eim fahlen Pferd ergreiffen.“ (Ayrer, V, 2907, 28.) „Solt er mich aber nach den zeitten auff einen faulen Pferdt erreiten, so ... “ (H. Sachs, II, 3, 5, 1.) *871 Einen aufs fahle Pferd setzen. Blossstellen. Frz.: Il ne faut pas mettre la charrue devant les boeufs. (Leroux, I, 41.) Lat.: Equum habet Lejanum. (Gellius.) (Erasm., 458; Faselius, 75; Binder I, 417; II, 960; Seybold, 147; Wiegand, 23; Philippi, I, 134.) *872 Einen von dem Pferd auf den Esel sitzen lassen. – Gansler, II. *873 Er führt schon Pferde auf den Markt, die noch geboren werden sollen. (S. Bärenhaut 8 und Ei 331.) Dän.: Binde ufødt hest ved krybbe. – Selge hønsene før ægene blive gjorde. (Prov. dan., 496.) *874 Er fürchtet sich, dem Pferde die Zügel einzulegen. Holl.: Hij heeft geene courage, het paard den teugel in den bek te doen. (Harrebomée, II, 164a.) *875 Er füttert seine Pferde mit Hanf. Statt Hafer gibt er ihnen die Peitsche. Holl.: Hij geeft den paarden lange haver. (Harrebomée, II, 163b.) *876 Er gibt das Pferd, damit ihm der Zaum gehört. *877 Er gibt sein Pferd für eine Pfeiff. – Theatrum Diabolorum, 279b. *878 Er hat ein Pferd, das Geld mistet. Wer viel Glück hat. *879 Er hat ein schlechtes Pferd geritten. Verkehrten Weg eingeschlagen. Holl.: Hij heeft een slecht paard bereden. (Harrebomée, II, 164a.) *880 Er hat weder Pferd noch Esel. Er besitzt keine Reichthümer, muss zu Fuss gehen. *881 Er holt das Pferd von Troja ein. *882 Er ist wie des Kaisers Pferd, das ins Meer stallt. Wenn jemand Gunst zugewandt wird, der damit bereits reichlich versorgt ist. *883 Er kommt auf den Pferden des heiligen Franciscus. D. h. zu Fuss. (S. Apostelpferd.) Holl.: Met de paarden van Sint Franciscus. (Harrebomée, II, 165b.) *884 Er legt seine Pferde noch ins Bett. – Mayer, II, 127; Braun, I, 3294. Das Mass überschreitende Fürsorge und Pflege. *885 Er reitet das Pferd auf der Stange. Hält es scharf im Zaum. Holl.: Hij rijd het paard op de stang. (Harrebomée, II, 164b.) *886 Er reitet ein böss Pferd. – Henisch, 1037, 33. Bei Henisch durch die Redensart erklärt: „Er hat das fegfewr im hauss.“ *887 Er rydt ein gäch (geck) pferdt. – Gesner, I, 618; Tappius, 91a; Körte, 4769. Macht bei schlechten Geschäften grossen Aufwand. Lat.: Equum sternacem equitat, malo asino vehitur. (Gesner, I, 618.) *888 Er sitzt auf dem Pferde, als wenn er drauf geschissen wäre. – Körte, 4783c. Frz.: Il semble qu'on l'ait jetté à cheval avec une fourchette. (Kritzinger, 136a.) *889 Er sitzt gern auf grossem (hohem) Pferd. – Klix, 58. *890 Er spannt die Pferde vor den Wagen mit dem Hintern vor. *891 Er sucht das Pferd und sitzt darauf. Als Napoleon III. im Juli 1870 nach der erlassenen Kriegserklärung an Preussen die Marseillaise hatte singen lassen (contre nous de la tyrannie l'étendard sanglant est levé?) schrieb Ad. Stahr mit Bezug auf den Umstand, dass die Franzosen die Tyrannen ausserhalb Frankreich suchten: „Wir Deutsche sagen in einem solchen falle von jemand, der ähnlich handelt: er sucht das Pferd, auf dem er reitet. Aber für euch (Franzosen) muss man das Wort verstärkend umkehren und sagen: Ihr seid das Pferd, das, unter unaufhörlichen Sporenstössen seines Reiters blutend, diesen seinen ihm auf dem Rücken sitzenden Reiter sucht.“ (Nationalzeitung, Berlin 1870, Nr. 336.) Die Russen: Er hält schon das Krummholz und sucht noch nach dem Pflug. (Altmann V, 127.) *892 Er und sein Pferd sind gleichviel werth. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [659]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/673>, abgerufen am 23.11.2024.