Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 12 Pfeifen ist gut, zur rechten Zeit aufhören, besser. Böhm.: Dobre jest popiskati, a pist'alku za pas dati. (Celakovsky, 83.) Ill.: Dobro je posvirit, i za pas zadjesti. (Celakovsky, 83.) 13 Pfeifen ist leichter als schleifen. - Sprichwörtergarten, 493. Müssiges Herumschlendern kostet nicht so viel Anstrengung als ein bestimmtes Geschäft. 14 Pfeifen thut's, das Maulspitzen (a. d.) nützt nichts. 15 Pfeiffe oder weine, so wird doch nichts darauss. - Lehmann, 767, 5. 16 Van 't Pipen (Pfeifen, Küssen) up de Lippen kümmt Fröndskop unner de Slippen (Schürze). (Westf.) 17 Wer kann pfeiffen, wie mann gern Tantzt, den hört mann gern. - Lehmann, 75, 9. 18 Wer pfeiffen kann, der verkaufft seine pfeiffen am ehrsten. - Lehmann, 851, 6. 19 Wie gepfiffen, so gedanzt. - Schottel, 1120b. 20 Wie man pfeifft, so tantzt man. - Lehmann, 75, 9. Die Russen: Wie gedudelt wird, so tanzt man. (Altmann VI, 444.) Holl.: Niet langer pijp, niet langer dans. (Harrebomee, II, 183b.) *21 Bla (blau) pfeifen. - Lohrengel, II, 25. D. i. sterben. *22 Dat ess em gepeffen. (Bedburg.) Sagt ihm zu, passt in seinen Kram, entspricht seinen Wünschen. *23 Dat pippt bi em ut 't letzt Lock. (S. Timpen.) (Mecklenburg.) - Für Altmark: Danneil, 155. *24 Da zu gehört mehr als pfeifen. *25 Dazu möcht man pfeiffen. - Schuppius, Tract. *26 Du hest gud peipen, satst aunt Raid. (Amrum.) - Haupt, VIII, 366, 250. Du hast gut pfeifen, sitzest im Rohr. *27 Er cha go pfyfe. (Solothurn.) - Schild, 73, 184; Sutermeister, 90. Er ist mit seinem Geschäft, mit seinem Vermögen fertig. *28 Er hot nischt, mit wus zu fafen. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er hat nichts mehr, womit er pfeifen soll, d. i. seine Mittel sind zu Ende. *29 Er pfeift aus dem letzten Loche. - Masson, 331; Frischbier2, 2909. Mit seinem Vermögen oder Leben geht's zu Ende. In Schwaben: Er pfeift us em letzta Loch. (Michel, 265.) Von der Ratte in Goethe's Faust, Werke, XII, 69. Frz.: Il est a l'extremite, a l'agonie, aux abois. Poln.: Smierc mu z oczow patrzy. (Masson, 331.) *30 Er pfeift nach dem Winde. (Böhmen.) Richtet sich nach den Umständen, trägt Rechnung. *31 Er pfeift schon die Gottesackerpfeife. Von dem, der sich im letzten Stadium der Schwindsucht befindet. *32 Er pfeift wie ein Rohrfink. Holl.: Hij pijpt als een rietvink. (Harrebomee, II, 220a.) *33 Er (sie, es) pfeift wie eine Kröte, die vom Rade gequetscht wird. *34 Er pfeift wie eine Nachtigall. (Rottenburg.) *35 I pfeif' der drauf. (Ulm.) *36 I pfeif' der was. (Ulm.) *37 I pfeif' drei nei. (Ulm.) Ich will nichts mehr davon. *38 Ich habe sie noch anders pfeifen hören. Meine Erfahrungen reichen noch weiter. *39 Ich pfeife darauf. - Eiselein, 509. *40 Im ist gut zu pfeiffen. - Aventin, CCXXIIb. *41 Nun pfeift1 mein Pferd vor Pfingsten nicht. (Schles.) 1) Euphemistisch für: scheisst. - Wenn jemand über etwas so erstaunt, überrascht ist, dass er gar nichts zu sagen weiss. *42 Pfeifen wie die Leute tanzen. - Parömiakon, 144. So reden und handeln, wie sie es gern haben, sich nach ihren Launen richten. *43 Pfeift, oder ich such' euch nicht! - Eiselein, 509. *44 Sie pfeiffen ihnen selbst zu Tantz. - Sutor, 930. *45 Weder pfeiffen noch geigen können. - Ayrer, IV, 2616, 8. Pfeifenstiel. * Es ist keinen Pfeifenstiel werth. Frz.: Cela ne vaut pas un manche d'etrille. Holl.: Dat is geen pijpensteel waard. (Harrebomee, II, 183b.) Pfeifer. 1 Besser die Pfeifer fehlen als die Tänzer. - Altmann VI, 396. 2 Der Pfeifer findet leicht einen Fiedler. Böhm.: Trefil jonak na jonaka. - Trefil pistec na bubenika. (Celakovsky, 38.) 3 Ein Pfeiffer lobt dess andern reigen nicht. - Petri, II, 218. 4 Ein Pfeiffer macht dem andern wol einen Tantz vmsonst. - Petri, II, 218. 5 Ein schlechter Pfeifer verderbt den Tanz. 6 Es fehlt an guten Pfeifern zum Tanz. 7 Gute Pfeifer, brave Säufer. - Eiselein, 508; Simrock, 9801. 8 In des Pfeifers Haus lernt ein jeder blasen. Holl.: In eens pijpers huis leert een ieder fluiten. (Harrebomee, II, 184a.) 9 Pfeifer, wahr' deine Arbt. - Lohrengel, II, 415. Gib auf deine Arbeit Acht! 10 Sind erst die Pfeifer da, finden sich auch die Tänzer. - Altmann VI, 428. 11 Wer den Pfeiffer dingt, der muss ihm auch lohnen (ihn auch bezahlen). - Lehmann, 19, 43 u. 74, 42. 12 Zwei Pfeifer in einem Wirthshaus thun nicht gut. - Eiselein, 509. Lat.: Duos fures non alit unus saltus. (Binder I, 387; II, 886; Philippi, I, 129; Seybold, 141; Tappius, 404a.) - Duos stultos non sustinet una mensa. (Chaos, 946.) - Una domus non alit duos canos. (Chaos, 406; Seybold, 648.) 13 Zwo Pfeiffer in einem Wirthshauss tügen nichts. - Petri, II, 831. *14 Den Pfeifer (die Zeche) bezahlen müssen. - Eiselein, 508. Pfeifergesicht. * Er hat ein Pfeifergesicht. - Eiselein, 509. Lat.: Usque adeo dulce est devorare non tua. - Vide, otium et cibus quid faciat alienus. (Eiselein, 506.) Pfeifhölderli. * Pfeifhölderli suchen (fahen). Nach Eiselein ist das Wort verdorben aus dem reduplicirten Fifalter, Feifalter, woraus man ebenso ungeschickt Zweifalter gebildet hat. (Geiler's Geistl. Spinnerin, Bog. C, 6b; Luther's Tischr., 280.) Pfeiflein. 1 Das Pfeiflein macht gar süsses Spiel, wenn es den Vogel fangen will. - Gerlach, 139. 2 Das Pfeiflein muss lauten wohl, wenn man Vöglein fangen soll. - Eiselein, 508; Simrock, 7806; Braun, I, 3243. Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Eiselein, 508.) 3 Mit dem Pfeiflein gewonnen, mit dem Trommlein verthan. - Körte, 4732; Braun, I, 3242. *4 Der hat sein Pfeufla g'schniet'n. (Franken.) - Frommann, VI, 322, 310. Hat seinen Vortheil daraus gezogen, auch wol mit dem Nebenbegriff: unter Anwendung nicht erlaubter Mittel und Wege. *5 Ein Pfeiffel umb ein Ross tauschen. *6 Ein Pfüflein vmb ein pfert geben. "Ein kleine zeitliche lust vmb die ewige lust." (Sterbende Kunst, Strasburg 1520, XXXIII, 1b.) *7 Steck' dein Pfeiflein in einen Dreck und fang' an zu singen. Zum schlechten Spielmann. Pfeil. 1 Alle Pfeile treffen nicht. - Gaal, 1242. 2 Besser der Pfeil Jonathan's als der Kuss Joab's. - Winckler, XVII, 77. 3 Besser mit einem schlaffen Pfeile geschossen, als zu scharf gespannt. 4 Der abgedrückte Pfeil kehrt nicht wieder. Lat.: Nescit vox missa reverti. (Horaz.) (Philippi, II, 20.) 5 Der die Pfeile findet und der sie verschiesst, ist einer so gut als der andere. 6 Der eine findet die Pfeile, der andere verschiesst sie. - Eiselein, 509; Braun, I, 3250. 7 Der Pfeil fiedert auch das Meischen wol. - Körte, 4733.
[Spaltenumbruch] 12 Pfeifen ist gut, zur rechten Zeit aufhören, besser. Böhm.: Dobře jest popískati, a píst'alku za pás dáti. (Čelakovský, 83.) Ill.: Dobro je posvírit, i za pas zadjesti. (Čelakovský, 83.) 13 Pfeifen ist leichter als schleifen. – Sprichwörtergarten, 493. Müssiges Herumschlendern kostet nicht so viel Anstrengung als ein bestimmtes Geschäft. 14 Pfeifen thut's, das Maulspitzen (a. d.) nützt nichts. 15 Pfeiffe oder weine, so wird doch nichts darauss. – Lehmann, 767, 5. 16 Van 't Pipen (Pfeifen, Küssen) up de Lippen kümmt Fröndskop unner de Slippen (Schürze). (Westf.) 17 Wer kann pfeiffen, wie mann gern Tantzt, den hört mann gern. – Lehmann, 75, 9. 18 Wer pfeiffen kann, der verkaufft seine pfeiffen am ehrsten. – Lehmann, 851, 6. 19 Wie gepfiffen, so gedanzt. – Schottel, 1120b. 20 Wie man pfeifft, so tantzt man. – Lehmann, 75, 9. Die Russen: Wie gedudelt wird, so tanzt man. (Altmann VI, 444.) Holl.: Niet langer pijp, niet langer dans. (Harrebomée, II, 183b.) *21 Bla (blau) pfeifen. – Lohrengel, II, 25. D. i. sterben. *22 Dat ess em gepeffen. (Bedburg.) Sagt ihm zu, passt in seinen Kram, entspricht seinen Wünschen. *23 Dat pippt bi em ut 't letzt Lock. (S. Timpen.) (Mecklenburg.) – Für Altmark: Danneil, 155. *24 Da zu gehört mehr als pfeifen. *25 Dazu möcht man pfeiffen. – Schuppius, Tract. *26 Du hêst gud pîpen, satst ûnt Râid. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 250. Du hast gut pfeifen, sitzest im Rohr. *27 Er cha go pfyfe. (Solothurn.) – Schild, 73, 184; Sutermeister, 90. Er ist mit seinem Geschäft, mit seinem Vermögen fertig. *28 Er hot nischt, mit wus zu fafen. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er hat nichts mehr, womit er pfeifen soll, d. i. seine Mittel sind zu Ende. *29 Er pfeift aus dem letzten Loche. – Masson, 331; Frischbier2, 2909. Mit seinem Vermögen oder Leben geht's zu Ende. In Schwaben: Er pfeift us em letzta Loch. (Michel, 265.) Von der Ratte in Goethe's Faust, Werke, XII, 69. Frz.: Il est à l'extrémité, à l'agonie, aux abois. Poln.: Smiérć mu z oczów patrzy. (Masson, 331.) *30 Er pfeift nach dem Winde. (Böhmen.) Richtet sich nach den Umständen, trägt Rechnung. *31 Er pfeift schon die Gottesackerpfeife. Von dem, der sich im letzten Stadium der Schwindsucht befindet. *32 Er pfeift wie ein Rohrfink. Holl.: Hij pijpt als een rietvink. (Harrebomée, II, 220a.) *33 Er (sie, es) pfeift wie eine Kröte, die vom Rade gequetscht wird. *34 Er pfeift wie eine Nachtigall. (Rottenburg.) *35 I pfeif' der drauf. (Ulm.) *36 I pfeif' der was. (Ulm.) *37 I pfeif' drei nei. (Ulm.) Ich will nichts mehr davon. *38 Ich habe sie noch anders pfeifen hören. Meine Erfahrungen reichen noch weiter. *39 Ich pfeife darauf. – Eiselein, 509. *40 Im ist gut zu pfeiffen. – Aventin, CCXXIIb. *41 Nun pfeift1 mein Pferd vor Pfingsten nicht. (Schles.) 1) Euphemistisch für: scheisst. – Wenn jemand über etwas so erstaunt, überrascht ist, dass er gar nichts zu sagen weiss. *42 Pfeifen wie die Leute tanzen. – Parömiakon, 144. So reden und handeln, wie sie es gern haben, sich nach ihren Launen richten. *43 Pfeift, oder ich such' euch nicht! – Eiselein, 509. *44 Sie pfeiffen ihnen selbst zu Tantz. – Sutor, 930. *45 Weder pfeiffen noch geigen können. – Ayrer, IV, 2616, 8. Pfeifenstiel. * Es ist keinen Pfeifenstiel werth. Frz.: Cela ne vaut pas un manche d'étrille. Holl.: Dat is geen pijpensteel waard. (Harrebomée, II, 183b.) Pfeifer. 1 Besser die Pfeifer fehlen als die Tänzer. – Altmann VI, 396. 2 Der Pfeifer findet leicht einen Fiedler. Böhm.: Trefil jonák na jonáka. – Trefil pištec na bubeníka. (Čelakovský, 38.) 3 Ein Pfeiffer lobt dess andern reigen nicht. – Petri, II, 218. 4 Ein Pfeiffer macht dem andern wol einen Tantz vmsonst. – Petri, II, 218. 5 Ein schlechter Pfeifer verderbt den Tanz. 6 Es fehlt an guten Pfeifern zum Tanz. 7 Gute Pfeifer, brave Säufer. – Eiselein, 508; Simrock, 9801. 8 In des Pfeifers Haus lernt ein jeder blasen. Holl.: In eens pijpers huis leert een ieder fluiten. (Harrebomée, II, 184a.) 9 Pfeifer, wahr' deine Arbt. – Lohrengel, II, 415. Gib auf deine Arbeit Acht! 10 Sind erst die Pfeifer da, finden sich auch die Tänzer. – Altmann VI, 428. 11 Wer den Pfeiffer dingt, der muss ihm auch lohnen (ihn auch bezahlen). – Lehmann, 19, 43 u. 74, 42. 12 Zwei Pfeifer in einem Wirthshaus thun nicht gut. – Eiselein, 509. Lat.: Duos fures non alit unus saltus. (Binder I, 387; II, 886; Philippi, I, 129; Seybold, 141; Tappius, 404a.) – Duos stultos non sustinet una mensa. (Chaos, 946.) – Una domus non alit duos canos. (Chaos, 406; Seybold, 648.) 13 Zwo Pfeiffer in einem Wirthshauss tügen nichts. – Petri, II, 831. *14 Den Pfeifer (die Zeche) bezahlen müssen. – Eiselein, 508. Pfeifergesicht. * Er hat ein Pfeifergesicht. – Eiselein, 509. Lat.: Usque adeo dulce est devorare non tua. – Vide, otium et cibus quid faciat alienus. (Eiselein, 506.) Pfeifhölderli. * Pfeifhölderli suchen (fahen). Nach Eiselein ist das Wort verdorben aus dem reduplicirten Fifalter, Feifalter, woraus man ebenso ungeschickt Zweifalter gebildet hat. (Geiler's Geistl. Spinnerin, Bog. C, 6b; Luther's Tischr., 280.) Pfeiflein. 1 Das Pfeiflein macht gar süsses Spiel, wenn es den Vogel fangen will. – Gerlach, 139. 2 Das Pfeiflein muss lauten wohl, wenn man Vöglein fangen soll. – Eiselein, 508; Simrock, 7806; Braun, I, 3243. Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Eiselein, 508.) 3 Mit dem Pfeiflein gewonnen, mit dem Trommlein verthan. – Körte, 4732; Braun, I, 3242. *4 Der hat sein Pfeufla g'schniet'n. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 310. Hat seinen Vortheil daraus gezogen, auch wol mit dem Nebenbegriff: unter Anwendung nicht erlaubter Mittel und Wege. *5 Ein Pfeiffel umb ein Ross tauschen. *6 Ein Pfüflein vmb ein pfert geben. „Ein kleine zeitliche lust vmb die ewige lust.“ (Sterbende Kunst, Strasburg 1520, XXXIII, 1b.) *7 Steck' dein Pfeiflein in einen Dreck und fang' an zu singen. Zum schlechten Spielmann. Pfeil. 1 Alle Pfeile treffen nicht. – Gaal, 1242. 2 Besser der Pfeil Jonathan's als der Kuss Joab's. – Winckler, XVII, 77. 3 Besser mit einem schlaffen Pfeile geschossen, als zu scharf gespannt. 4 Der abgedrückte Pfeil kehrt nicht wieder. Lat.: Nescit vox missa reverti. (Horaz.) (Philippi, II, 20.) 5 Der die Pfeile findet und der sie verschiesst, ist einer so gut als der andere. 6 Der eine findet die Pfeile, der andere verschiesst sie. – Eiselein, 509; Braun, I, 3250. 7 Der Pfeil fiedert auch das Meischen wol. – Körte, 4733.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0645" n="[631]"/><cb n="1261"/> 12 Pfeifen ist gut, zur rechten Zeit aufhören, besser.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dobře jest popískati, a píst'alku za pás dáti. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 83.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ill.</hi>: Dobro je posvírit, i za pas zadjesti. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 83.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Pfeifen ist leichter als schleifen.</hi> – <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 493.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Müssiges Herumschlendern kostet nicht so viel Anstrengung als ein bestimmtes Geschäft.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Pfeifen thut's, das Maulspitzen (a. d.) nützt nichts.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Pfeiffe oder weine, so wird doch nichts darauss.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 767, 5.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Van 't Pipen (Pfeifen, Küssen) up de Lippen kümmt Fröndskop unner de Slippen (Schürze).</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wer kann pfeiffen, wie mann gern Tantzt, den hört mann gern.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 75, 9.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Wer pfeiffen kann, der verkaufft seine pfeiffen am ehrsten.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 851, 6.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wie gepfiffen, so gedanzt.</hi> – <hi rendition="#i">Schottel, 1120<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wie man pfeifft, so tantzt man.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 75, 9.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Wie gedudelt wird, so tanzt man. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 444.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Niet langer pijp, niet langer dans. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 183<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Bla (blau) pfeifen.</hi> – <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 25.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">D. i. sterben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Dat ess em gepeffen.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Sagt ihm zu, passt in seinen Kram, entspricht seinen Wünschen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Dat pippt bi em ut 't letzt Lock.</hi> (S. Timpen.) (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) – Für Altmark: Danneil, 155.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Da zu gehört mehr als pfeifen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Dazu möcht man pfeiffen.</hi> – <hi rendition="#i">Schuppius, Tract.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Du hêst gud pîpen, satst ûnt Râid.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) – <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 366, 250.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Du hast gut pfeifen, sitzest im Rohr.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Er cha go pfyfe.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) – <hi rendition="#i">Schild, 73, 184; Sutermeister, 90.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er ist mit seinem Geschäft, mit seinem Vermögen fertig.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Er hot nischt, mit wus zu fafen.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Er hat nichts mehr, womit er pfeifen soll, d. i. seine Mittel sind zu Ende.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Er pfeift aus dem letzten Loche.</hi> – <hi rendition="#i">Masson, 331; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2909.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Mit seinem Vermögen oder Leben geht's zu Ende. In Schwaben: Er pfeift us em letzta Loch. (<hi rendition="#i">Michel, 265.</hi>) Von der Ratte in Goethe's Faust, Werke, XII, 69.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est à l'extrémité, à l'agonie, aux abois.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Smiérć mu z oczów patrzy. (<hi rendition="#i">Masson, 331.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Er pfeift nach dem Winde.</hi> (<hi rendition="#i">Böhmen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Richtet sich nach den Umständen, trägt Rechnung.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Er pfeift schon die Gottesackerpfeife.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von dem, der sich im letzten Stadium der Schwindsucht befindet.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Er pfeift wie ein Rohrfink.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij pijpt als een rietvink. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 220<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Er (sie, es) pfeift wie eine Kröte, die vom Rade gequetscht wird.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Er pfeift wie eine Nachtigall.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 I pfeif' der drauf.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*36 I pfeif' der was.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 I pfeif' drei nei.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Ich will nichts mehr davon.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*38 Ich habe sie noch anders pfeifen hören.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Meine Erfahrungen reichen noch weiter.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 Ich pfeife darauf.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 509.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*40 Im ist gut zu pfeiffen.</hi> – <hi rendition="#i">Aventin, CCXXII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*41 Nun pfeift<hi rendition="#sup">1</hi> mein Pferd vor Pfingsten nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Euphemistisch für: scheisst. – Wenn jemand über etwas so erstaunt, überrascht ist, dass er gar nichts zu sagen weiss.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*42 Pfeifen wie die Leute tanzen.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 144.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">So reden und handeln, wie sie es gern haben, sich nach ihren Launen richten.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*43 Pfeift, oder ich such' euch nicht!</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 509.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Sie pfeiffen ihnen selbst zu Tantz.</hi> – <hi rendition="#i">Sutor, 930.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Weder pfeiffen noch geigen können.</hi> – <hi rendition="#i">Ayrer, IV, 2616, 8.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pfeifenstiel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist keinen Pfeifenstiel werth.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cela ne vaut pas un manche d'étrille.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is geen pijpensteel waard. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 183<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <cb n="1262"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pfeifer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Besser die Pfeifer fehlen als die Tänzer.</hi> – <hi rendition="#i">Altmann VI, 396.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Pfeifer findet leicht einen Fiedler.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Trefil jonák na jonáka. – Trefil pištec na bubeníka. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 38.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ein Pfeiffer lobt dess andern reigen nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 218.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ein Pfeiffer macht dem andern wol einen Tantz vmsonst.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 218.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ein schlechter Pfeifer verderbt den Tanz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Es fehlt an guten Pfeifern zum Tanz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Gute Pfeifer, brave Säufer.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 508; Simrock, 9801.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 In des Pfeifers Haus lernt ein jeder blasen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In eens pijpers huis leert een ieder fluiten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 184<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Pfeifer, wahr' deine Arbt.</hi> – <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 415.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Gib auf deine Arbeit Acht!</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Sind erst die Pfeifer da, finden sich auch die Tänzer.</hi> – <hi rendition="#i">Altmann VI, 428.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wer den Pfeiffer dingt, der muss ihm auch lohnen (ihn auch bezahlen).</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 19, 43 u. 74, 42.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Zwei Pfeifer in einem Wirthshaus thun nicht gut.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 509.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Duos fures non alit unus saltus. (<hi rendition="#i">Binder I, 387; II, 886; Philippi, I, 129; Seybold, 141; Tappius, 404<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) – Duos stultos non sustinet una mensa. (<hi rendition="#i">Chaos, 946.</hi>) – Una domus non alit duos canos. (<hi rendition="#i">Chaos, 406; Seybold, 648.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Zwo Pfeiffer in einem Wirthshauss tügen nichts.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 831.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Den Pfeifer (die Zeche) bezahlen müssen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 508.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pfeifergesicht.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat ein Pfeifergesicht.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 509.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Usque adeo dulce est devorare non tua. – Vide, otium et cibus quid faciat alienus. (<hi rendition="#i">Eiselein, 506.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pfeifhölderli.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Pfeifhölderli suchen (fahen).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nach <hi rendition="#i">Eiselein</hi> ist das Wort verdorben aus dem reduplicirten Fifalter, Feifalter, woraus man ebenso ungeschickt Zweifalter gebildet hat. (<hi rendition="#i">Geiler's Geistl. Spinnerin, Bog. C, 6<hi rendition="#sup">b</hi>; Luther's Tischr., 280.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pfeiflein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Pfeiflein macht gar süsses Spiel, wenn es den Vogel fangen will.</hi> – <hi rendition="#i">Gerlach, 139.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Das Pfeiflein muss lauten wohl, wenn man Vöglein fangen soll.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 508; Simrock, 7806; Braun, I, 3243.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (<hi rendition="#i">Eiselein, 508.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Mit dem Pfeiflein gewonnen, mit dem Trommlein verthan.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 4732; Braun, I, 3242.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Der hat sein Pfeufla g'schniet'n.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, VI, 322, 310.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Hat seinen Vortheil daraus gezogen, auch wol mit dem Nebenbegriff: unter Anwendung nicht erlaubter Mittel und Wege.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Ein Pfeiffel umb ein Ross tauschen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Ein Pfüflein vmb ein pfert geben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Ein kleine zeitliche lust vmb die ewige lust.“ (<hi rendition="#i">Sterbende Kunst, Strasburg 1520, XXXIII, 1<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Steck' dein Pfeiflein in einen Dreck und fang' an zu singen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Zum schlechten Spielmann.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pfeil.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Pfeile treffen nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Gaal, 1242.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Besser der Pfeil Jonathan's als der Kuss Joab's.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XVII, 77.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Besser mit einem schlaffen Pfeile geschossen, als zu scharf gespannt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der abgedrückte Pfeil kehrt nicht wieder.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nescit vox missa reverti. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 20.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der die Pfeile findet und der sie verschiesst, ist einer so gut als der andere.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der eine findet die Pfeile, der andere verschiesst sie.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 509; Braun, I, 3250.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Der Pfeil fiedert auch das Meischen wol.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 4733.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[631]/0645]
12 Pfeifen ist gut, zur rechten Zeit aufhören, besser.
Böhm.: Dobře jest popískati, a píst'alku za pás dáti. (Čelakovský, 83.)
Ill.: Dobro je posvírit, i za pas zadjesti. (Čelakovský, 83.)
13 Pfeifen ist leichter als schleifen. – Sprichwörtergarten, 493.
Müssiges Herumschlendern kostet nicht so viel Anstrengung als ein bestimmtes Geschäft.
14 Pfeifen thut's, das Maulspitzen (a. d.) nützt nichts.
15 Pfeiffe oder weine, so wird doch nichts darauss. – Lehmann, 767, 5.
16 Van 't Pipen (Pfeifen, Küssen) up de Lippen kümmt Fröndskop unner de Slippen (Schürze). (Westf.)
17 Wer kann pfeiffen, wie mann gern Tantzt, den hört mann gern. – Lehmann, 75, 9.
18 Wer pfeiffen kann, der verkaufft seine pfeiffen am ehrsten. – Lehmann, 851, 6.
19 Wie gepfiffen, so gedanzt. – Schottel, 1120b.
20 Wie man pfeifft, so tantzt man. – Lehmann, 75, 9.
Die Russen: Wie gedudelt wird, so tanzt man. (Altmann VI, 444.)
Holl.: Niet langer pijp, niet langer dans. (Harrebomée, II, 183b.)
*21 Bla (blau) pfeifen. – Lohrengel, II, 25.
D. i. sterben.
*22 Dat ess em gepeffen. (Bedburg.)
Sagt ihm zu, passt in seinen Kram, entspricht seinen Wünschen.
*23 Dat pippt bi em ut 't letzt Lock. (S. Timpen.) (Mecklenburg.) – Für Altmark: Danneil, 155.
*24 Da zu gehört mehr als pfeifen.
*25 Dazu möcht man pfeiffen. – Schuppius, Tract.
*26 Du hêst gud pîpen, satst ûnt Râid. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 250.
Du hast gut pfeifen, sitzest im Rohr.
*27 Er cha go pfyfe. (Solothurn.) – Schild, 73, 184; Sutermeister, 90.
Er ist mit seinem Geschäft, mit seinem Vermögen fertig.
*28 Er hot nischt, mit wus zu fafen. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er hat nichts mehr, womit er pfeifen soll, d. i. seine Mittel sind zu Ende.
*29 Er pfeift aus dem letzten Loche. – Masson, 331; Frischbier2, 2909.
Mit seinem Vermögen oder Leben geht's zu Ende. In Schwaben: Er pfeift us em letzta Loch. (Michel, 265.) Von der Ratte in Goethe's Faust, Werke, XII, 69.
Frz.: Il est à l'extrémité, à l'agonie, aux abois.
Poln.: Smiérć mu z oczów patrzy. (Masson, 331.)
*30 Er pfeift nach dem Winde. (Böhmen.)
Richtet sich nach den Umständen, trägt Rechnung.
*31 Er pfeift schon die Gottesackerpfeife.
Von dem, der sich im letzten Stadium der Schwindsucht befindet.
*32 Er pfeift wie ein Rohrfink.
Holl.: Hij pijpt als een rietvink. (Harrebomée, II, 220a.)
*33 Er (sie, es) pfeift wie eine Kröte, die vom Rade gequetscht wird.
*34 Er pfeift wie eine Nachtigall. (Rottenburg.)
*35 I pfeif' der drauf. (Ulm.)
*36 I pfeif' der was. (Ulm.)
*37 I pfeif' drei nei. (Ulm.)
Ich will nichts mehr davon.
*38 Ich habe sie noch anders pfeifen hören.
Meine Erfahrungen reichen noch weiter.
*39 Ich pfeife darauf. – Eiselein, 509.
*40 Im ist gut zu pfeiffen. – Aventin, CCXXIIb.
*41 Nun pfeift1 mein Pferd vor Pfingsten nicht. (Schles.)
1) Euphemistisch für: scheisst. – Wenn jemand über etwas so erstaunt, überrascht ist, dass er gar nichts zu sagen weiss.
*42 Pfeifen wie die Leute tanzen. – Parömiakon, 144.
So reden und handeln, wie sie es gern haben, sich nach ihren Launen richten.
*43 Pfeift, oder ich such' euch nicht! – Eiselein, 509.
*44 Sie pfeiffen ihnen selbst zu Tantz. – Sutor, 930.
*45 Weder pfeiffen noch geigen können. – Ayrer, IV, 2616, 8.
Pfeifenstiel.
* Es ist keinen Pfeifenstiel werth.
Frz.: Cela ne vaut pas un manche d'étrille.
Holl.: Dat is geen pijpensteel waard. (Harrebomée, II, 183b.)
Pfeifer.
1 Besser die Pfeifer fehlen als die Tänzer. – Altmann VI, 396.
2 Der Pfeifer findet leicht einen Fiedler.
Böhm.: Trefil jonák na jonáka. – Trefil pištec na bubeníka. (Čelakovský, 38.)
3 Ein Pfeiffer lobt dess andern reigen nicht. – Petri, II, 218.
4 Ein Pfeiffer macht dem andern wol einen Tantz vmsonst. – Petri, II, 218.
5 Ein schlechter Pfeifer verderbt den Tanz.
6 Es fehlt an guten Pfeifern zum Tanz.
7 Gute Pfeifer, brave Säufer. – Eiselein, 508; Simrock, 9801.
8 In des Pfeifers Haus lernt ein jeder blasen.
Holl.: In eens pijpers huis leert een ieder fluiten. (Harrebomée, II, 184a.)
9 Pfeifer, wahr' deine Arbt. – Lohrengel, II, 415.
Gib auf deine Arbeit Acht!
10 Sind erst die Pfeifer da, finden sich auch die Tänzer. – Altmann VI, 428.
11 Wer den Pfeiffer dingt, der muss ihm auch lohnen (ihn auch bezahlen). – Lehmann, 19, 43 u. 74, 42.
12 Zwei Pfeifer in einem Wirthshaus thun nicht gut. – Eiselein, 509.
Lat.: Duos fures non alit unus saltus. (Binder I, 387; II, 886; Philippi, I, 129; Seybold, 141; Tappius, 404a.) – Duos stultos non sustinet una mensa. (Chaos, 946.) – Una domus non alit duos canos. (Chaos, 406; Seybold, 648.)
13 Zwo Pfeiffer in einem Wirthshauss tügen nichts. – Petri, II, 831.
*14 Den Pfeifer (die Zeche) bezahlen müssen. – Eiselein, 508.
Pfeifergesicht.
* Er hat ein Pfeifergesicht. – Eiselein, 509.
Lat.: Usque adeo dulce est devorare non tua. – Vide, otium et cibus quid faciat alienus. (Eiselein, 506.)
Pfeifhölderli.
* Pfeifhölderli suchen (fahen).
Nach Eiselein ist das Wort verdorben aus dem reduplicirten Fifalter, Feifalter, woraus man ebenso ungeschickt Zweifalter gebildet hat. (Geiler's Geistl. Spinnerin, Bog. C, 6b; Luther's Tischr., 280.)
Pfeiflein.
1 Das Pfeiflein macht gar süsses Spiel, wenn es den Vogel fangen will. – Gerlach, 139.
2 Das Pfeiflein muss lauten wohl, wenn man Vöglein fangen soll. – Eiselein, 508; Simrock, 7806; Braun, I, 3243.
Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Eiselein, 508.)
3 Mit dem Pfeiflein gewonnen, mit dem Trommlein verthan. – Körte, 4732; Braun, I, 3242.
*4 Der hat sein Pfeufla g'schniet'n. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 310.
Hat seinen Vortheil daraus gezogen, auch wol mit dem Nebenbegriff: unter Anwendung nicht erlaubter Mittel und Wege.
*5 Ein Pfeiffel umb ein Ross tauschen.
*6 Ein Pfüflein vmb ein pfert geben.
„Ein kleine zeitliche lust vmb die ewige lust.“ (Sterbende Kunst, Strasburg 1520, XXXIII, 1b.)
*7 Steck' dein Pfeiflein in einen Dreck und fang' an zu singen.
Zum schlechten Spielmann.
Pfeil.
1 Alle Pfeile treffen nicht. – Gaal, 1242.
2 Besser der Pfeil Jonathan's als der Kuss Joab's. – Winckler, XVII, 77.
3 Besser mit einem schlaffen Pfeile geschossen, als zu scharf gespannt.
4 Der abgedrückte Pfeil kehrt nicht wieder.
Lat.: Nescit vox missa reverti. (Horaz.) (Philippi, II, 20.)
5 Der die Pfeile findet und der sie verschiesst, ist einer so gut als der andere.
6 Der eine findet die Pfeile, der andere verschiesst sie. – Eiselein, 509; Braun, I, 3250.
7 Der Pfeil fiedert auch das Meischen wol. – Körte, 4733.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |