Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 12 Wenn die Pest ein Pfennig von dir fordert, so gib ihr zwei und lass sie laufen. - Sutor, 865. 13 Wenn man die Pest mit in die Stube nimmt, so ist sobald kein auffhören. - Petri, II, 664. D. h. wenn sie gegen den Winter anfängt. *14 Dass du die Pest kriegst! Pestilenz. 1 Die Pestilenz ist eine schnelle Dienerin der Providenz. - Sailer, 332. 2 Die Pestilenz ist wie ein Funke in einer Scheune, den kann man anfangs mit einem Fuss austreten; aber wenn man zu lange wartet, bis Feuer daraus wird, dann ist nicht mehr zu wehren. - Sailer, 332. 3 Habt ihr an der Pestilenz nicht genug, so habt ihr die Franzosen dazu. *4 Das ist Pestilenz mit Franzosen geheilt. - Simrock, 7739a; Körte, 4696. *5 Dass dich die pestilentz ankomm. - Agricola I, 476. In Pommern: Dat du de Pestelenz kriggst. (Dähnert, 347b.) Sprichwörtlicher Fluch. Die Aegypter sagen: Es komme über ihn die Marter, welche die Ehebrecherin trifft. (Burckhardt, 445.) D. h. möge er gesteinigt werden. Von den Frauen entlehnt, die der Koran zur Steinigung verdammt. Ein anderer schlimmer sprichwörtlicher Wunsch der Aegypter lautet: Es komme über ihn, was über die Trommel kommt am Festtage. (Burckhardt, 444.) D. h. er möge eine tüchtige Tracht Prügel erhalten. Pestilenzfisch. * Die pestilentz- oder zwibelfisch seindt jhm in seckel kommen. (S. Hund 1571.) - Franck, I, 161b; II, 23b. Franck für: Gobio in locutis. "Gobio heysst ein kressling, verstehe, wann sich einer verthut, das er nit vmb einen heller zwibelfisch kauffen kann; oder versteh es, das man die kressling vnd all fisch allermeyst mit dem seckel fahet; wann man ein batzen oder zween am angel steckt, ist das gewiss köder da fahet man sie auf trucknem land auff dem markt." Pestkanzel. * Er wäre gut auf die Pestkanzel an der Entenpfütze. Von Predigern, Rednern u. s. w., deren Vorträge nach Inhalt oder Form Misfallen erregen. Die "Pestkanzel" gehört zu den Dresdener Städtewahrzeichen und befindet sich auf dem dortigen Frauenkirchhofe. (Illustrirte Zeitung, Nr. 713, S. 194.) Petenettenkram. * Es ist ein Petenettenkram. (Ostpreuss.) Ein kleines Handelsgeschäft; von petit. Peter (s. Petrus). 1 Als S. Peter nur den Herrn Hof erschmeckt (gekostet) vnd sich da wermet, hat er sich alsbald den Hoffsitten bequemt. - Lehmann, 77, 30. 2 Der arme Sanct Peter hat viel ungelehrte Leute reich gemacht. - Petri, II, 81. "Pinguis est panis Christi. Christi Brod ist süss und der arme S. Peter hat vil ungelerte leut reich gemacht." (Mathesius, Postilla, II, CCXVIIa.) 3 Es gibt viel Peter in der Welt. Die Russen: Es haben viele Peter geheissen, aber es war nur einer von ihnen Peter der Erste. Peter Perwyj, d. i. Peter der Erste, nennt der Russe seinen grossen Zar. In demselben Sinne sagen die Russen auch: Nicht jeder ist Zar, der im Kreml wohnt. (Vgl. Altmann V, 80.) Span.: Algo va de Pedro a Pedro. (Bohn I, 196.) 4 Hat Peter einen Schaden am Fuss, Sanct Paul darum nicht hinken muss. - Sutor, 1005; Eiselein, 199. 5 Hat Sanct Peter das Wetter, schön, soll man Kohl und Erbsen sä'n. (Brandenburg.) - Boebel, 12. 6 Lass Sanct Peters vnd Rolands Schwert stecken, so bleibst du vngeschlagen. - Henisch, 1238, 3; Petri, II, 846. 7 Man muss nicht Sanct Peter's Altar berauben, um Sanct Paul's damit zu bedecken. - Dove, 874. Friedrich der Grosse von Preussen bediente sich dieses Sprichworts öfters in seinen Entscheidungen. Ale das Ministerium dem Könige empfohlen hatte, den Tuchfabrikanten in Riesenburg zur Hebung der Manufactur Tuchlieferungen für die Regimenter zu gewähren, lehnte er das in seinem Bescheide an den Finanzrath Tarrach (Potsdam, 22. März 1780) ab und fügte eigenhändig[Spaltenumbruch] hinzu: "Man muss nicht Petrum ausziehen, um Paulum zu bekleiden." Er hatte nämlich in seiner Entscheidung die Tuchlieferung für Riesenburg abgelehnt, weil dann die Tuchmacher, in deren Händen sie bisher lag, verarmen würden. (Anekdoten und Charakterzüge, Berlin 1788, XV, 110.) Auf eine wiederholte Vorstellung ging seine an den Minister von Görne adressirte Entscheidung, 28. April 1780, dahin: " ... Das muss so bleiben, wie es einmal reguliret worden, sonst wäre das Paulum ausgezogen und Petrum damit gekleidet." Frz.: Decouvrir Saint-Pierre pour couvrir Saint-Paul. (Leroux, I, 33, Bohn I, 14.) 8 Man soll nicht dem Peter nehmen und dem Paul geben. - Simrock, 7742. It.: Spogliar Pietro per vestir Paolo. (Bohn I, 127.) 9 Man soll Sanct Peter nicht so viel geben, dass für Sanct Paul nichts übrigbleibt. Frz.: L'on ne doibt tant donner a Saint-Pierre que Saint-Paul demeure derriere. (Leroux, I, 33; Kritzinger, 533b.) 10 Mit Sanct Peter ist gut handeln. - Eisenhart, 657; Eiselein, 504; Sailer, 253; Simrock, 7740. Unter Sanct-Peter ist hier nicht zunächst der Papst, sondern jeder Bischof zu verstehen, weil diese mit ihren Vasallen oder Lehnsleuten weit gelinder umgingen, als die weltlichen Fürsten zu thun pflegten. Da die Bischöfe weniger Kriege führten, als weltliche Fürsten, so brauchten ihre Lehnsleute auch weniger Kriegsdienste zu leisten. Da sie bei der Uebertragung der Lehen alle geforderten Bedingungen gern bewilligten, so ist daraus das vorstehende Sprichwort genügend erklärt. 11 Peter Ketten mütten d' Seis to 'n Weiten wetten. (Seehausen.) - Firmenich, III, 123, 11. Petri Kettenfeier muss man die Sense zu dem Weizen wetzen. 12 Peter, kneif mich noch einmal, dass es die Mutter sieht, sagte das Mädchen, sie will mir's nicht glauben. Span.: Picame Pedro y yo me lo quiero. (Bohn I, 240.) 13 Peter Paul, harke den Kaul (Kohl). (Westf.) - Boebel, 34. 14 Peter Paul reisst dem Korn die Würzlein ab, dann zeitigt es Tag und Nacht. 15 Peter un Paul (29. Juni) laupet de Hase in'n Kaul. (Marsberg.) - Firmenich, I, 320, 5. 16 Peter und Paul brechen den Halm ab, nach vierzehn Tagen schneiden wir's ganz ab. - Bair. Hauskalender. 17 Peter und Paul scheissen einander aufs Maul. (Ulm.) 18 Peter und Paul wird dem Korn die Wurzel faul. 19 Peter'n hilft Peter suchen, jeder sucht Peter. 20 Peuter un Paul sätten oppen Staul; Peuter leit ein Pümpken gohn; do sag de Paul: dei Staul heddet dohn. (Sauerland.) 21 Piader an Pai wiar lang onner Wai, an Piader wost a Wai, Pai skul 't sai, an do kam's egh iar onn'n Sanct'nisdai. (Nordfries.) - Johansen, 12; Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 74. Peter und Pai waren lange unterwegs, Pai sollte es sagen und Peter wusste den Weg und so kamen sie nicht eher, als um Johanni. Dies Sprichwort wird als das Hauptsprichwort aller friesischen bezeichnet. Der Sinn ist: Erst am längsten Tage kommen sie ans Ziel, das ist der Lauf der Welt; denn der's sagen soll, weiss nichts, und der's weiss, darf nichts sagen. Die Wahrheit darf ja nicht gesagt werden. 22 Pierer's Dai as bal forbi, hark 'm, Lidj, an fulg 'm mi, naptert fu en det bi Dai, an as't eg Tee, do as't dagh Brai. (Amrum.) - Haupt, VIII, 370, 330. Petri Tag (22. Febr.) ist bald vorbei, hört, ihr Leute und folgt mir, zu Abend essen und das bei Tage, und ist's nicht Thee, so ist's doch Brei. 23 Peiter un Paul, da störwet den Roggen de Wörtel. - Schambach, II, 644. Um diese Zeit (29. Juni) hört im allgemeinen der Roggen bei uns zu wachsen auf und beginnt zu reifen. 24 Pöder on Paul michd dem Kor de Worzel faul. (Trier.) - Laven, 190, 96; Firmenich, III, 547, 54. Michd faul = macht es reifen. 25 Sanct Peter hat's in Rom am besten. 26 Sanct Peter hebt den Lenz an, der geht aus auf Sanct Urban (25. Mai). - Boebel, 12.
[Spaltenumbruch] 12 Wenn die Pest ein Pfennig von dir fordert, so gib ihr zwei und lass sie laufen. – Sutor, 865. 13 Wenn man die Pest mit in die Stube nimmt, so ist sobald kein auffhören. – Petri, II, 664. D. h. wenn sie gegen den Winter anfängt. *14 Dass du die Pest kriegst! Pestilenz. 1 Die Pestilenz ist eine schnelle Dienerin der Providenz. – Sailer, 332. 2 Die Pestilenz ist wie ein Funke in einer Scheune, den kann man anfangs mit einem Fuss austreten; aber wenn man zu lange wartet, bis Feuer daraus wird, dann ist nicht mehr zu wehren. – Sailer, 332. 3 Habt ihr an der Pestilenz nicht genug, so habt ihr die Franzosen dazu. *4 Das ist Pestilenz mit Franzosen geheilt. – Simrock, 7739a; Körte, 4696. *5 Dass dich die pestilentz ankomm. – Agricola I, 476. In Pommern: Dat du de Pestelenz kriggst. (Dähnert, 347b.) Sprichwörtlicher Fluch. Die Aegypter sagen: Es komme über ihn die Marter, welche die Ehebrecherin trifft. (Burckhardt, 445.) D. h. möge er gesteinigt werden. 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Die „Pestkanzel“ gehört zu den Dresdener Städtewahrzeichen und befindet sich auf dem dortigen Frauenkirchhofe. (Illustrirte Zeitung, Nr. 713, S. 194.) Petenettenkram. * Es ist ein Petenettenkram. (Ostpreuss.) Ein kleines Handelsgeschäft; von petit. Peter (s. Petrus). 1 Als S. Peter nur den Herrn Hof erschmeckt (gekostet) vnd sich da wermet, hat er sich alsbald den Hoffsitten bequemt. – Lehmann, 77, 30. 2 Der arme Sanct Peter hat viel ungelehrte Leute reich gemacht. – Petri, II, 81. „Pinguis est panis Christi. Christi Brod ist süss und der arme S. Peter hat vil ungelerte leut reich gemacht.“ (Mathesius, Postilla, II, CCXVIIa.) 3 Es gibt viel Peter in der Welt. Die Russen: Es haben viele Peter geheissen, aber es war nur einer von ihnen Peter der Erste. Peter Perwyj, d. i. Peter der Erste, nennt der Russe seinen grossen Zar. In demselben Sinne sagen die Russen auch: Nicht jeder ist Zar, der im Kreml wohnt. (Vgl. Altmann V, 80.) Span.: Algo va de Pedro á Pedro. 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März 1780) ab und fügte eigenhändig[Spaltenumbruch] hinzu: „Man muss nicht Petrum ausziehen, um Paulum zu bekleiden.“ Er hatte nämlich in seiner Entscheidung die Tuchlieferung für Riesenburg abgelehnt, weil dann die Tuchmacher, in deren Händen sie bisher lag, verarmen würden. (Anekdoten und Charakterzüge, Berlin 1788, XV, 110.) Auf eine wiederholte Vorstellung ging seine an den Minister von Görne adressirte Entscheidung, 28. April 1780, dahin: „ ... Das muss so bleiben, wie es einmal reguliret worden, sonst wäre das Paulum ausgezogen und Petrum damit gekleidet.“ Frz.: Découvrir Saint-Pierre pour couvrir Saint-Paul. (Leroux, I, 33, Bohn I, 14.) 8 Man soll nicht dem Peter nehmen und dem Paul geben. – Simrock, 7742. It.: Spogliar Pietro per vestir Paolo. (Bohn I, 127.) 9 Man soll Sanct Peter nicht so viel geben, dass für Sanct Paul nichts übrigbleibt. Frz.: L'on ne doibt tant donner à Saint-Pierre que Saint-Paul demeure derrière. (Leroux, I, 33; Kritzinger, 533b.) 10 Mit Sanct Peter ist gut handeln. – Eisenhart, 657; Eiselein, 504; Sailer, 253; Simrock, 7740. Unter Sanct-Peter ist hier nicht zunächst der Papst, sondern jeder Bischof zu verstehen, weil diese mit ihren Vasallen oder Lehnsleuten weit gelinder umgingen, als die weltlichen Fürsten zu thun pflegten. Da die Bischöfe weniger Kriege führten, als weltliche Fürsten, so brauchten ihre Lehnsleute auch weniger Kriegsdienste zu leisten. Da sie bei der Uebertragung der Lehen alle geforderten Bedingungen gern bewilligten, so ist daraus das vorstehende Sprichwort genügend erklärt. 11 Peter Ketten mütten d' Seis to 'n Weiten wetten. (Seehausen.) – Firmenich, III, 123, 11. Petri Kettenfeier muss man die Sense zu dem Weizen wetzen. 12 Peter, kneif mich noch einmal, dass es die Mutter sieht, sagte das Mädchen, sie will mir's nicht glauben. Span.: Pícame Pedro y yo me lo quiero. (Bohn I, 240.) 13 Peter Paul, harke den Kaul (Kohl). 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12 Wenn die Pest ein Pfennig von dir fordert, so gib ihr zwei und lass sie laufen. – Sutor, 865.
13 Wenn man die Pest mit in die Stube nimmt, so ist sobald kein auffhören. – Petri, II, 664.
D. h. wenn sie gegen den Winter anfängt.
*14 Dass du die Pest kriegst!
Pestilenz.
1 Die Pestilenz ist eine schnelle Dienerin der Providenz. – Sailer, 332.
2 Die Pestilenz ist wie ein Funke in einer Scheune, den kann man anfangs mit einem Fuss austreten; aber wenn man zu lange wartet, bis Feuer daraus wird, dann ist nicht mehr zu wehren. – Sailer, 332.
3 Habt ihr an der Pestilenz nicht genug, so habt ihr die Franzosen dazu.
*4 Das ist Pestilenz mit Franzosen geheilt. – Simrock, 7739a; Körte, 4696.
*5 Dass dich die pestilentz ankomm. – Agricola I, 476.
In Pommern: Dat du de Pestelenz kriggst. (Dähnert, 347b.) Sprichwörtlicher Fluch. Die Aegypter sagen: Es komme über ihn die Marter, welche die Ehebrecherin trifft. (Burckhardt, 445.) D. h. möge er gesteinigt werden. Von den Frauen entlehnt, die der Koran zur Steinigung verdammt. Ein anderer schlimmer sprichwörtlicher Wunsch der Aegypter lautet: Es komme über ihn, was über die Trommel kommt am Festtage. (Burckhardt, 444.) D. h. er möge eine tüchtige Tracht Prügel erhalten.
Pestilenzfisch.
* Die pestilentz- oder zwibelfisch seindt jhm in seckel kommen. (S. Hund 1571.) – Franck, I, 161b; II, 23b.
Franck für: Gobio in locutis. „Gobio heysst ein kressling, verstehe, wann sich einer verthut, das er nit vmb einen heller zwibelfisch kauffen kann; oder versteh es, das man die kressling vnd all fisch allermeyst mit dem seckel fahet; wann man ein batzen oder zween am angel steckt, ist das gewiss köder da fahet man sie auf trucknem land auff dem markt.“
Pestkanzel.
* Er wäre gut auf die Pestkanzel an der Entenpfütze.
Von Predigern, Rednern u. s. w., deren Vorträge nach Inhalt oder Form Misfallen erregen. Die „Pestkanzel“ gehört zu den Dresdener Städtewahrzeichen und befindet sich auf dem dortigen Frauenkirchhofe. (Illustrirte Zeitung, Nr. 713, S. 194.)
Petenettenkram.
* Es ist ein Petenettenkram. (Ostpreuss.)
Ein kleines Handelsgeschäft; von petit.
Peter (s. Petrus).
1 Als S. Peter nur den Herrn Hof erschmeckt (gekostet) vnd sich da wermet, hat er sich alsbald den Hoffsitten bequemt. – Lehmann, 77, 30.
2 Der arme Sanct Peter hat viel ungelehrte Leute reich gemacht. – Petri, II, 81.
„Pinguis est panis Christi. Christi Brod ist süss und der arme S. Peter hat vil ungelerte leut reich gemacht.“ (Mathesius, Postilla, II, CCXVIIa.)
3 Es gibt viel Peter in der Welt.
Die Russen: Es haben viele Peter geheissen, aber es war nur einer von ihnen Peter der Erste. Peter Perwyj, d. i. Peter der Erste, nennt der Russe seinen grossen Zar. In demselben Sinne sagen die Russen auch: Nicht jeder ist Zar, der im Kreml wohnt. (Vgl. Altmann V, 80.)
Span.: Algo va de Pedro á Pedro. (Bohn I, 196.)
4 Hat Peter einen Schaden am Fuss, Sanct Paul darum nicht hinken muss. – Sutor, 1005; Eiselein, 199.
5 Hat Sanct Peter das Wetter, schön, soll man Kohl und Erbsen sä'n. (Brandenburg.) – Boebel, 12.
6 Lass Sanct Peters vnd Rolands Schwert stecken, so bleibst du vngeschlagen. – Henisch, 1238, 3; Petri, II, 846.
7 Man muss nicht Sanct Peter's Altar berauben, um Sanct Paul's damit zu bedecken. – Dove, 874.
Friedrich der Grosse von Preussen bediente sich dieses Sprichworts öfters in seinen Entscheidungen. Ale das Ministerium dem Könige empfohlen hatte, den Tuchfabrikanten in Riesenburg zur Hebung der Manufactur Tuchlieferungen für die Regimenter zu gewähren, lehnte er das in seinem Bescheide an den Finanzrath Tarrach (Potsdam, 22. März 1780) ab und fügte eigenhändig
hinzu: „Man muss nicht Petrum ausziehen, um Paulum zu bekleiden.“ Er hatte nämlich in seiner Entscheidung die Tuchlieferung für Riesenburg abgelehnt, weil dann die Tuchmacher, in deren Händen sie bisher lag, verarmen würden. (Anekdoten und Charakterzüge, Berlin 1788, XV, 110.) Auf eine wiederholte Vorstellung ging seine an den Minister von Görne adressirte Entscheidung, 28. April 1780, dahin: „ ... Das muss so bleiben, wie es einmal reguliret worden, sonst wäre das Paulum ausgezogen und Petrum damit gekleidet.“
Frz.: Découvrir Saint-Pierre pour couvrir Saint-Paul. (Leroux, I, 33, Bohn I, 14.)
8 Man soll nicht dem Peter nehmen und dem Paul geben. – Simrock, 7742.
It.: Spogliar Pietro per vestir Paolo. (Bohn I, 127.)
9 Man soll Sanct Peter nicht so viel geben, dass für Sanct Paul nichts übrigbleibt.
Frz.: L'on ne doibt tant donner à Saint-Pierre que Saint-Paul demeure derrière. (Leroux, I, 33; Kritzinger, 533b.)
10 Mit Sanct Peter ist gut handeln. – Eisenhart, 657; Eiselein, 504; Sailer, 253; Simrock, 7740.
Unter Sanct-Peter ist hier nicht zunächst der Papst, sondern jeder Bischof zu verstehen, weil diese mit ihren Vasallen oder Lehnsleuten weit gelinder umgingen, als die weltlichen Fürsten zu thun pflegten. Da die Bischöfe weniger Kriege führten, als weltliche Fürsten, so brauchten ihre Lehnsleute auch weniger Kriegsdienste zu leisten. Da sie bei der Uebertragung der Lehen alle geforderten Bedingungen gern bewilligten, so ist daraus das vorstehende Sprichwort genügend erklärt.
11 Peter Ketten mütten d' Seis to 'n Weiten wetten. (Seehausen.) – Firmenich, III, 123, 11.
Petri Kettenfeier muss man die Sense zu dem Weizen wetzen.
12 Peter, kneif mich noch einmal, dass es die Mutter sieht, sagte das Mädchen, sie will mir's nicht glauben.
Span.: Pícame Pedro y yo me lo quiero. (Bohn I, 240.)
13 Peter Paul, harke den Kaul (Kohl). (Westf.) – Boebel, 34.
14 Peter Paul reisst dem Korn die Würzlein ab, dann zeitigt es Tag und Nacht.
15 Peter un Paul (29. Juni) laupet de Hase in'n Kaul. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320, 5.
16 Peter und Paul brechen den Halm ab, nach vierzehn Tagen schneiden wir's ganz ab. – Bair. Hauskalender.
17 Peter und Paul scheissen einander aufs Maul. (Ulm.)
18 Peter und Paul wird dem Korn die Wurzel faul.
19 Peter'n hilft Peter suchen, jeder sucht Peter.
20 Peuter un Paul sätten oppen Staul; Peuter leit ein Pümpken gohn; do sag de Paul: dei Staul heddet dohn. (Sauerland.)
21 Piader an Pâi wiar lâng onner Wâi, an Piader wost a Wâi, Pâi skul 't sai, an do kâm's egh iar onn'n Sanct'nisdâi. (Nordfries.) – Johansen, 12; Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 74.
Peter und Pai waren lange unterwegs, Pai sollte es sagen und Peter wusste den Weg und so kamen sie nicht eher, als um Johanni. Dies Sprichwort wird als das Hauptsprichwort aller friesischen bezeichnet. Der Sinn ist: Erst am längsten Tage kommen sie ans Ziel, das ist der Lauf der Welt; denn der's sagen soll, weiss nichts, und der's weiss, darf nichts sagen. Die Wahrheit darf ja nicht gesagt werden.
22 Pierer's Dâi as bal fôrbi, hark 'm, Lidj, an fulg 'm mi, nâptert fu en det bi Dâi, an as't eg Tee, do as't dagh Brâi. (Amrum.) – Haupt, VIII, 370, 330.
Petri Tag (22. Febr.) ist bald vorbei, hört, ihr Leute und folgt mir, zu Abend essen und das bei Tage, und ist's nicht Thee, so ist's doch Brei.
23 Pîter un Paul, da störwet den Roggen de Wörtel. – Schambach, II, 644.
Um diese Zeit (29. Juni) hört im allgemeinen der Roggen bei uns zu wachsen auf und beginnt zu reifen.
24 Pöder on Paul michd dem Kor de Wôrzel faul. (Trier.) – Laven, 190, 96; Firmenich, III, 547, 54.
Michd faul = macht es reifen.
25 Sanct Peter hat's in Rom am besten.
26 Sanct Peter hebt den Lenz an, der geht aus auf Sanct Urban (25. Mai). – Boebel, 12.
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