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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] mussten. Zur Stillung ihres Durstes hatten sie nur ein kleines Fläschchen, das aber durch wunderbare Wirkung des für heilig gehaltenen Mannes immer voll blieb. Nach L. Uhland (Pfeiffer's Germania, Wien 1859, IV, 37) lautet die Sage: "Zehn Jahre nach Othmar's Tode wurden die Brüder von Sanct- Gallen durch ein Gesicht vom Herrn ermahnt, den Leichnam in ihr Kloster heimzuführen. Elf von ihnen kamen nachts auf die Rheininsel (Stein), wo Othmar begraben, öffneten das Grab und fanden denselben gänzlich unverdorben, nur dass der äusserste Theil des einen vom Wasser bespülten Fusses misfarbig und geschwunden erschien. Sie legten die Leiche auf das Schiff, zündeten Wachskerzen an und stellten eine zum Haupte, und die andere zu den Füssen. Eifrigst ruderten sie dahin, als Regen und Wind mit solcher Gewalt hervorbrachen, dass die Schiffenden kaum Rettung zu finden hofften. Aber durch göttliche Fügung hingen die aufgethürmten Wogen ringsum über ihnen, ohne den Lauf des Schiffleins zu hemmen; wohin es kam, wurden die schwellenden Fluten von ihm niedergedrückt; die Wassermassen, Regengüsse, Windeswirbel umgürteten das Fahrzeug auf nicht geringe Entfernung wie ein Zaun, sodass nicht eine desselben fiel. Selbst die zu Haupt und Füssen des Abtes aufgestellten Kerzen leuchteten beständig fort. Als die Brüder dann, vom angestrengten Rudern ermüdet, zur Imbissstunde sich niedergesetzt hatten und der Speise auch der erquickende Trank sich mischen sollte, gab der Diener zu verstehen, dass nur der Inhalt einer kleinen Flasche übrig sei, wovon kaum jedem etwas, mehr zum Kosten als zum Trinken, gereicht werden könne. Sie liessen das wenige unter alle friedlich vertheilen, und wunderbar begann in dem kleinen Gefässe der Vorrath so zu wachsen, dass er durch anhaltendes Ausströmen sich um nichts zu mindern schien, bis die Trinkenden selbst des Becherfüllens genug hatten und dem Spender alles Guten dankbar lobsangen." Später gab man diesem, an den Oelkrug der Witwe gemahnenden Wunder die lehrsame Wendung: so lange die Brüder zu Sanct-Gallen unter Othmar's Verwaltung mässig gelebt, sei dem Fläschchen niemals der Wein ausgegangen, obgleich sie sich häufig daran erheitert, aber nach Bedürfniss und zu ehrbarer Labung, nicht zu strafbarer Ueppigkeit; hiervon sei auch wol zur Bezeichnung einer unversieglichen Fülle das Sprichwort von Sanct-Othmar's Lägel entstanden. (Crus, Proverbium de sancti Othomari lagaena, I, 310.) Der Heilige wird auch mit dem Buch in der einen und dem Fläschchen in der andern Hand abgebildet. (S. Held 22.)


Ott.

Hans Simen Ott ritet uf der Krott. - Sutermeister, 29.

Eins der zahlreichen Namenspiele. (S. Lorenz 3.)


Otter.

1 Die Otter bekommt wol einen neuen Balg, aber es bleibt der alte Schalk.

Die Russen: Wenn die Otter in einen neuen Balg schlüpft, ist es immer wieder ein Schlangenbalg. (Altmann V, 119; Reinsberg II, 58.)

2 Die Ottern werden nicht eher aufhören, die Fische zu verfolgen, bis die Teiche austrocknen.

3 Ottern und Biber haben kein Gehege. - Eisenhart, 196; Pistor., I, 70; Blum, 746; Hillebrand, 63, 91; Eiselein, 76; Estor, I, 1320; Simrock, 7693; Graf, 131, 390.

Biber und Fischottern sind der Fische gefährlichste Feinde; man hat daher durch dies Sprichwort sagen wollen, dass es zur Förderung der Fischzucht wohlgethan, sie überall auszurotten. Jetzt wendet man indess wol die allgemeinen Grundsätze über das Jagdrecht auch auf diese Thiere an, die in Deutschland meist ausgerottet sind. Zum Fangen oder Tödten derselben sind dann eigene Otternfänger bestellt. - Mörder und Räuber [Spaltenumbruch] finden überall ebenfalls keine Sicherheit, weil sie den Menschen, wie Ottern und Biber den Fischen, arge Feinde sind.

4 Wen eine Otter gestochen hat, der erschrickt vor einer Eidechse. - Reinsberg VII, 97.

*5 Der Otter geht man aus dem Wege.

*6 Eine Otter gegen jemand machen. - Luther's Tischr., 479b.

Feindselig gegen ihn auftreten.


Ottilie.

* Heilige Sant Dili auf dem Joch, i bitt di, verhilf mi en Zoch; mag er sein kloan oder groass, wenn er nur lei Mannele hoast. - Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.

Wie die italienischen Mädchen sich mit ihren Bitten um einen ihnen zusagenden Mann an den heiligen Anton von Padua wenden, so thun dies zwar auch die Tiroler; allein die letztern vielleicht in der Annahme, dass ein einziger Heiliger nicht alle Mädchen mit Männern versorgen kann, haben noch die heilige Ottilie zur Seite, der sie im obigen Spruche in der bescheidensten Form ihr Anliegen vortragen. Sie verlangen von der Heiligen nichts als einen Mann, die Auswahl stellen sie ihr gänzlich anheim. (S. Padua und Anton im Nachtr.)


Otto.

* Otto heiten. (Westf.)

Tüchtig, ausgezeichnet sein. Von Personen und Sachen.


Oetzner.

De Oetzer vertoat'nmalelen, die Längerfelder verstreiten, die Sölder verhoachzeiten und die Umhauser verleitkofe'. - Westermann, XXV, 617.

Es werden durch dies Sprichwort die Einwohner der Gemeinden des Oetzthals in Tirol charakterisirt, indem behauptet wird, die Oetzner verthäten das Ihrige in Todtenmählern, die Längerfelder in Processen, die Söldener in Hochzeiten und die Umhauser durch Vorkäufe; von verleitkaufen = durch vorläufige Darangabe (Leitkauf) kaufen. (8. Jude 13.)


Ow.

So die Ow (Schaf) trank, der Ram (Widder) uf sie sprang. - Eiselein, 501.


Oeweldaren.

* Se willt us vor Oeweldaren hebben. - Lyra, 113.

Als Leute, die sich hänseln oder narren lassen.


Oewerdad.

Overdad is nargends god as vör Deik un Damen. - Stürenburg, 162b.

Holl.: De overdaad doet geen kwaad. - In overdaad valt geene garantie. - Overdaad verdoet zak en zaad. (Harrebomee, II, 157b.)


Oewerdümpeln.

* Einen öwerdümpeln. - Dähnert, 334b.

Einem so zusetzen, dass er thun muss, was man haben will.


Oewerdüweln.

* Einen öwerdüweln. - Dähnert, 334b.

Einem etwas mit Gewalt abstreiten wollen.


Oweh.

Meister Oweh. - Kirchhof, Wend Vnmuth, V, 300.

Bezeichnung des Henkers.


Owerglad.

Owerglad bringet Baddelsack. - Schambach, II, 330.

Ueberglatt, d. h. übermässig geputzt bringt sich dadurch an den Bettelstab.


P.
P.

1 Drei gute P sind: Pax, Patientia, Paratus.

"Hat Philipp Melanchthon pflegen zu sagen." (Herberger, Hertzpostille, I, 424.)

2 Drei P soll ein Heer fliehen: Poenitet, Piget, Pudet. - Sutor, 217.

3 Drei P soll ein Heer haben: Prodest, Patitur, Parcit. - Sutor, 217.

*4 Da is en P vörschreben. (Holst.) - Eichwald, 1467; Schütze, III, 183; für Altmark: Danneil, 150.

In Pommern: Enem en P vör wat schriwen laten. Dor sall di wol en P vör schrewen waren. (Dähnert, 341a.) Daraus kann nichts werden; es gibt ein Hinderniss. Schütze meint, das P könne Pfahl bedeuten und die Redensart sage: es sei ein Pfahl vorgesetzt. Nach Strodtmann (Idiot. osnabrug.) soll das P. poena bedeuten und vorgesetzt werden, um vor etwas abzuschrecken.

[Spaltenumbruch] mussten. Zur Stillung ihres Durstes hatten sie nur ein kleines Fläschchen, das aber durch wunderbare Wirkung des für heilig gehaltenen Mannes immer voll blieb. Nach L. Uhland (Pfeiffer's Germania, Wien 1859, IV, 37) lautet die Sage: „Zehn Jahre nach Othmar's Tode wurden die Brüder von Sanct- Gallen durch ein Gesicht vom Herrn ermahnt, den Leichnam in ihr Kloster heimzuführen. Elf von ihnen kamen nachts auf die Rheininsel (Stein), wo Othmar begraben, öffneten das Grab und fanden denselben gänzlich unverdorben, nur dass der äusserste Theil des einen vom Wasser bespülten Fusses misfarbig und geschwunden erschien. Sie legten die Leiche auf das Schiff, zündeten Wachskerzen an und stellten eine zum Haupte, und die andere zu den Füssen. Eifrigst ruderten sie dahin, als Regen und Wind mit solcher Gewalt hervorbrachen, dass die Schiffenden kaum Rettung zu finden hofften. Aber durch göttliche Fügung hingen die aufgethürmten Wogen ringsum über ihnen, ohne den Lauf des Schiffleins zu hemmen; wohin es kam, wurden die schwellenden Fluten von ihm niedergedrückt; die Wassermassen, Regengüsse, Windeswirbel umgürteten das Fahrzeug auf nicht geringe Entfernung wie ein Zaun, sodass nicht eine desselben fiel. Selbst die zu Haupt und Füssen des Abtes aufgestellten Kerzen leuchteten beständig fort. Als die Brüder dann, vom angestrengten Rudern ermüdet, zur Imbissstunde sich niedergesetzt hatten und der Speise auch der erquickende Trank sich mischen sollte, gab der Diener zu verstehen, dass nur der Inhalt einer kleinen Flasche übrig sei, wovon kaum jedem etwas, mehr zum Kosten als zum Trinken, gereicht werden könne. Sie liessen das wenige unter alle friedlich vertheilen, und wunderbar begann in dem kleinen Gefässe der Vorrath so zu wachsen, dass er durch anhaltendes Ausströmen sich um nichts zu mindern schien, bis die Trinkenden selbst des Becherfüllens genug hatten und dem Spender alles Guten dankbar lobsangen.“ Später gab man diesem, an den Oelkrug der Witwe gemahnenden Wunder die lehrsame Wendung: so lange die Brüder zu Sanct-Gallen unter Othmar's Verwaltung mässig gelebt, sei dem Fläschchen niemals der Wein ausgegangen, obgleich sie sich häufig daran erheitert, aber nach Bedürfniss und zu ehrbarer Labung, nicht zu strafbarer Ueppigkeit; hiervon sei auch wol zur Bezeichnung einer unversieglichen Fülle das Sprichwort von Sanct-Othmar's Lägel entstanden. (Crus, Proverbium de sancti Othomari lagaena, I, 310.) Der Heilige wird auch mit dem Buch in der einen und dem Fläschchen in der andern Hand abgebildet. (S. Held 22.)


Ott.

Hans Simen Ott ritet uf der Krott.Sutermeister, 29.

Eins der zahlreichen Namenspiele. (S. Lorenz 3.)


Otter.

1 Die Otter bekommt wol einen neuen Balg, aber es bleibt der alte Schalk.

Die Russen: Wenn die Otter in einen neuen Balg schlüpft, ist es immer wieder ein Schlangenbalg. (Altmann V, 119; Reinsberg II, 58.)

2 Die Ottern werden nicht eher aufhören, die Fische zu verfolgen, bis die Teiche austrocknen.

3 Ottern und Biber haben kein Gehege.Eisenhart, 196; Pistor., I, 70; Blum, 746; Hillebrand, 63, 91; Eiselein, 76; Estor, I, 1320; Simrock, 7693; Graf, 131, 390.

Biber und Fischottern sind der Fische gefährlichste Feinde; man hat daher durch dies Sprichwort sagen wollen, dass es zur Förderung der Fischzucht wohlgethan, sie überall auszurotten. Jetzt wendet man indess wol die allgemeinen Grundsätze über das Jagdrecht auch auf diese Thiere an, die in Deutschland meist ausgerottet sind. Zum Fangen oder Tödten derselben sind dann eigene Otternfänger bestellt. – Mörder und Räuber [Spaltenumbruch] finden überall ebenfalls keine Sicherheit, weil sie den Menschen, wie Ottern und Biber den Fischen, arge Feinde sind.

4 Wen eine Otter gestochen hat, der erschrickt vor einer Eidechse.Reinsberg VII, 97.

*5 Der Otter geht man aus dem Wege.

*6 Eine Otter gegen jemand machen.Luther's Tischr., 479b.

Feindselig gegen ihn auftreten.


Ottilie.

* Heilige Sant Dili auf dem Joch, i bitt di, verhilf mi en Zoch; mag er sein kloan oder groass, wenn er nur lei Mannele hoast.Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.

Wie die italienischen Mädchen sich mit ihren Bitten um einen ihnen zusagenden Mann an den heiligen Anton von Padua wenden, so thun dies zwar auch die Tiroler; allein die letztern vielleicht in der Annahme, dass ein einziger Heiliger nicht alle Mädchen mit Männern versorgen kann, haben noch die heilige Ottilie zur Seite, der sie im obigen Spruche in der bescheidensten Form ihr Anliegen vortragen. Sie verlangen von der Heiligen nichts als einen Mann, die Auswahl stellen sie ihr gänzlich anheim. (S. Padua und Anton im Nachtr.)


Otto.

* Otto heiten. (Westf.)

Tüchtig, ausgezeichnet sein. Von Personen und Sachen.


Oetzner.

De Oetzer vertoat'nmâlelen, die Längerfelder verstreiten, die Sölder verhoachzeiten und die Umhauser verleitkofe'.Westermann, XXV, 617.

Es werden durch dies Sprichwort die Einwohner der Gemeinden des Oetzthals in Tirol charakterisirt, indem behauptet wird, die Oetzner verthäten das Ihrige in Todtenmählern, die Längerfelder in Processen, die Söldener in Hochzeiten und die Umhauser durch Vorkäufe; von verleitkaufen = durch vorläufige Darangabe (Leitkauf) kaufen. (8. Jude 13.)


Ow.

So die Ow (Schaf) trank, der Ram (Widder) uf sie sprang.Eiselein, 501.


Oeweldâren.

* Se willt us vor Oeweldâren hebben.Lyra, 113.

Als Leute, die sich hänseln oder narren lassen.


Oewerdad.

Overdâd is nargends gôd as vör Dîk un Damen.Stürenburg, 162b.

Holl.: De overdaad doet geen kwaad. – In overdaad valt geene garantie. – Overdaad verdoet zak en zaad. (Harrebomée, II, 157b.)


Oewerdümpeln.

* Einen öwerdümpeln.Dähnert, 334b.

Einem so zusetzen, dass er thun muss, was man haben will.


Oewerdüweln.

* Einen öwerdüweln.Dähnert, 334b.

Einem etwas mit Gewalt abstreiten wollen.


Oweh.

Meister Oweh.Kirchhof, Wend Vnmuth, V, 300.

Bezeichnung des Henkers.


Owerglad.

Owerglad bringet Baddelsack.Schambach, II, 330.

Ueberglatt, d. h. übermässig geputzt bringt sich dadurch an den Bettelstab.


P.
P.

1 Drei gute P sind: Pax, Patientia, Paratus.

„Hat Philipp Melanchthon pflegen zu sagen.“ (Herberger, Hertzpostille, I, 424.)

2 Drei P soll ein Heer fliehen: Poenitet, Piget, Pudet.Sutor, 217.

3 Drei P soll ein Heer haben: Prodest, Patitur, Parcit.Sutor, 217.

*4 Da is en P vörschrêben. (Holst.) – Eichwald, 1467; Schütze, III, 183; für Altmark: Danneil, 150.

In Pommern: Enem ên P vör wat schriwen laten. Dor sall di wol ên P vör schrêwen waren. (Dähnert, 341a.) Daraus kann nichts werden; es gibt ein Hinderniss. Schütze meint, das P könne Pfahl bedeuten und die Redensart sage: es sei ein Pfahl vorgesetzt. Nach Strodtmann (Idiot. osnabrug.) soll das P. poena bedeuten und vorgesetzt werden, um vor etwas abzuschrecken.

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[[582]/0596] mussten. Zur Stillung ihres Durstes hatten sie nur ein kleines Fläschchen, das aber durch wunderbare Wirkung des für heilig gehaltenen Mannes immer voll blieb. Nach L. Uhland (Pfeiffer's Germania, Wien 1859, IV, 37) lautet die Sage: „Zehn Jahre nach Othmar's Tode wurden die Brüder von Sanct- Gallen durch ein Gesicht vom Herrn ermahnt, den Leichnam in ihr Kloster heimzuführen. Elf von ihnen kamen nachts auf die Rheininsel (Stein), wo Othmar begraben, öffneten das Grab und fanden denselben gänzlich unverdorben, nur dass der äusserste Theil des einen vom Wasser bespülten Fusses misfarbig und geschwunden erschien. Sie legten die Leiche auf das Schiff, zündeten Wachskerzen an und stellten eine zum Haupte, und die andere zu den Füssen. Eifrigst ruderten sie dahin, als Regen und Wind mit solcher Gewalt hervorbrachen, dass die Schiffenden kaum Rettung zu finden hofften. Aber durch göttliche Fügung hingen die aufgethürmten Wogen ringsum über ihnen, ohne den Lauf des Schiffleins zu hemmen; wohin es kam, wurden die schwellenden Fluten von ihm niedergedrückt; die Wassermassen, Regengüsse, Windeswirbel umgürteten das Fahrzeug auf nicht geringe Entfernung wie ein Zaun, sodass nicht eine desselben fiel. Selbst die zu Haupt und Füssen des Abtes aufgestellten Kerzen leuchteten beständig fort. Als die Brüder dann, vom angestrengten Rudern ermüdet, zur Imbissstunde sich niedergesetzt hatten und der Speise auch der erquickende Trank sich mischen sollte, gab der Diener zu verstehen, dass nur der Inhalt einer kleinen Flasche übrig sei, wovon kaum jedem etwas, mehr zum Kosten als zum Trinken, gereicht werden könne. Sie liessen das wenige unter alle friedlich vertheilen, und wunderbar begann in dem kleinen Gefässe der Vorrath so zu wachsen, dass er durch anhaltendes Ausströmen sich um nichts zu mindern schien, bis die Trinkenden selbst des Becherfüllens genug hatten und dem Spender alles Guten dankbar lobsangen.“ Später gab man diesem, an den Oelkrug der Witwe gemahnenden Wunder die lehrsame Wendung: so lange die Brüder zu Sanct-Gallen unter Othmar's Verwaltung mässig gelebt, sei dem Fläschchen niemals der Wein ausgegangen, obgleich sie sich häufig daran erheitert, aber nach Bedürfniss und zu ehrbarer Labung, nicht zu strafbarer Ueppigkeit; hiervon sei auch wol zur Bezeichnung einer unversieglichen Fülle das Sprichwort von Sanct-Othmar's Lägel entstanden. (Crus, Proverbium de sancti Othomari lagaena, I, 310.) Der Heilige wird auch mit dem Buch in der einen und dem Fläschchen in der andern Hand abgebildet. (S. Held 22.) Ott. Hans Simen Ott ritet uf der Krott. – Sutermeister, 29. Eins der zahlreichen Namenspiele. (S. Lorenz 3.) Otter. 1 Die Otter bekommt wol einen neuen Balg, aber es bleibt der alte Schalk. Die Russen: Wenn die Otter in einen neuen Balg schlüpft, ist es immer wieder ein Schlangenbalg. (Altmann V, 119; Reinsberg II, 58.) 2 Die Ottern werden nicht eher aufhören, die Fische zu verfolgen, bis die Teiche austrocknen. 3 Ottern und Biber haben kein Gehege. – Eisenhart, 196; Pistor., I, 70; Blum, 746; Hillebrand, 63, 91; Eiselein, 76; Estor, I, 1320; Simrock, 7693; Graf, 131, 390. Biber und Fischottern sind der Fische gefährlichste Feinde; man hat daher durch dies Sprichwort sagen wollen, dass es zur Förderung der Fischzucht wohlgethan, sie überall auszurotten. Jetzt wendet man indess wol die allgemeinen Grundsätze über das Jagdrecht auch auf diese Thiere an, die in Deutschland meist ausgerottet sind. Zum Fangen oder Tödten derselben sind dann eigene Otternfänger bestellt. – Mörder und Räuber finden überall ebenfalls keine Sicherheit, weil sie den Menschen, wie Ottern und Biber den Fischen, arge Feinde sind. 4 Wen eine Otter gestochen hat, der erschrickt vor einer Eidechse. – Reinsberg VII, 97. *5 Der Otter geht man aus dem Wege. *6 Eine Otter gegen jemand machen. – Luther's Tischr., 479b. Feindselig gegen ihn auftreten. Ottilie. * Heilige Sant Dili auf dem Joch, i bitt di, verhilf mi en Zoch; mag er sein kloan oder groass, wenn er nur lei Mannele hoast. – Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299. Wie die italienischen Mädchen sich mit ihren Bitten um einen ihnen zusagenden Mann an den heiligen Anton von Padua wenden, so thun dies zwar auch die Tiroler; allein die letztern vielleicht in der Annahme, dass ein einziger Heiliger nicht alle Mädchen mit Männern versorgen kann, haben noch die heilige Ottilie zur Seite, der sie im obigen Spruche in der bescheidensten Form ihr Anliegen vortragen. Sie verlangen von der Heiligen nichts als einen Mann, die Auswahl stellen sie ihr gänzlich anheim. (S. Padua und Anton im Nachtr.) Otto. * Otto heiten. (Westf.) Tüchtig, ausgezeichnet sein. Von Personen und Sachen. Oetzner. De Oetzer vertoat'nmâlelen, die Längerfelder verstreiten, die Sölder verhoachzeiten und die Umhauser verleitkofe'. – Westermann, XXV, 617. Es werden durch dies Sprichwort die Einwohner der Gemeinden des Oetzthals in Tirol charakterisirt, indem behauptet wird, die Oetzner verthäten das Ihrige in Todtenmählern, die Längerfelder in Processen, die Söldener in Hochzeiten und die Umhauser durch Vorkäufe; von verleitkaufen = durch vorläufige Darangabe (Leitkauf) kaufen. (8. Jude 13.) Ow. So die Ow (Schaf) trank, der Ram (Widder) uf sie sprang. – Eiselein, 501. Oeweldâren. * Se willt us vor Oeweldâren hebben. – Lyra, 113. Als Leute, die sich hänseln oder narren lassen. Oewerdad. Overdâd is nargends gôd as vör Dîk un Damen. – Stürenburg, 162b. Holl.: De overdaad doet geen kwaad. – In overdaad valt geene garantie. – Overdaad verdoet zak en zaad. (Harrebomée, II, 157b.) Oewerdümpeln. * Einen öwerdümpeln. – Dähnert, 334b. Einem so zusetzen, dass er thun muss, was man haben will. Oewerdüweln. * Einen öwerdüweln. – Dähnert, 334b. Einem etwas mit Gewalt abstreiten wollen. Oweh. Meister Oweh. – Kirchhof, Wend Vnmuth, V, 300. Bezeichnung des Henkers. Owerglad. Owerglad bringet Baddelsack. – Schambach, II, 330. Ueberglatt, d. h. übermässig geputzt bringt sich dadurch an den Bettelstab. P. P. 1 Drei gute P sind: Pax, Patientia, Paratus. „Hat Philipp Melanchthon pflegen zu sagen.“ (Herberger, Hertzpostille, I, 424.) 2 Drei P soll ein Heer fliehen: Poenitet, Piget, Pudet. – Sutor, 217. 3 Drei P soll ein Heer haben: Prodest, Patitur, Parcit. – Sutor, 217. *4 Da is en P vörschrêben. (Holst.) – Eichwald, 1467; Schütze, III, 183; für Altmark: Danneil, 150. In Pommern: Enem ên P vör wat schriwen laten. Dor sall di wol ên P vör schrêwen waren. (Dähnert, 341a.) Daraus kann nichts werden; es gibt ein Hinderniss. Schütze meint, das P könne Pfahl bedeuten und die Redensart sage: es sei ein Pfahl vorgesetzt. Nach Strodtmann (Idiot. osnabrug.) soll das P. poena bedeuten und vorgesetzt werden, um vor etwas abzuschrecken.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [582]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/596>, abgerufen am 23.11.2024.