Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *252 In't Or raunen, dat et im Kopp bullert. (Holst.)

Einem heimlich etwas Verdriessliches sagen.

*253 Jemand bei den Ohren nehmen.

Sich seiner Person bemächtigen, ihn verhaften.

*254 Jemand um die Ohren hauen. (Schles.)

*255 Jemandes Ohr haben.

Leicht Gehör bei ihm finden.

Holl.: Iemands oor hebben. (Harrebomee, II, 149a.)

*256 Keine Ohren zu etwas haben.

Nichts davon hören wollen.

*257 Keusche Ohren haben.

Nichts Unanständiges, Unsittliches hören können.

Frz.: Avoir les oreilles chastes. (Kritzinger, 495.)

*258 Lat di gen Ohren anneien. - Kern, 531.

Lass dir keine Eselsohren anheften, d. h. dich nicht anführen.

*259 Ma werd d'r gewiss sulln'n de AUren schoaben, doss de nischte heirscht. (Schles.) - Frommann, III, 246, 150; Gomolcke, 766.

*260 Mit beiden Ohren hören (horchen).

Holl.: Hij luistert (hoort toe) met beide ooren. (Harrebomee, II, 149a.)

*261 Mit gespanntem Ohr hören.

*262 Mit heilen Ohren davonkommen.

*263 Muess der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänke und d' Hut über 's Füdle abe hänke. - Sutermeister, 32.

*264 Schreib' dir's hinters Ohr, dass es kein Huhn auskratzt.

*265 Schreib's hinter die Ohren (oder: auf Pergament). (Nürtingen.)

*266 Sein Ohr vor jemand verstopfen.

Ihn nicht anhören wollen. Die Griechen sagten: Seine Ohren mit Wachs verschmieren. Vom Ulysses entlehnt, der seine und seiner Gefährten Ohren verstopfte, um nicht durch den Gesang der Sirenen verführt zu werden.

*267 Seine Ohren an den Kopf drücken. - Lohrengel, 431.

Sie den Bitten anderer verschliessen.

*268 Seine Ohren sind (für alles Gute) offen.

Dän.: Gode maends ören er altid aabne for retfaerdig mands bön. (Prov. dan., 245.)

Engl.: His ears are open.

*269 Seine Ohren sind warm geworden.

Holl.: Zijn ooren zijn rood geworden. (Harrebomee, II, 150a.)

*270 Seine Ohren stehen allzeit offen wie ein Bauernschoppen.

Dän.: Hans örne staae aabne som en procurators taske. (Prov. dan., 448.)

*271 Sich achter den Ohren kleien. - Eichwald, 1449.

*272 Sich an das gute Ohr jemandes wenden.

Zur günstigen Zeit mit ihm reden.

*273 Sich auf das rechte Ohr legen.

Man hält es für gesund, sich beim ersten Schlafe, welcher der festeste sein soll, aufs rechte Ohr zu legen, und aufgewacht, wenn man wie der einzuschlafen wünsche, auf das linke.

*274 Sich aufs Ohr legen.

Schlafen.

Holl.: Hij ligt op een oor. (Harrebomee, II, 148b.)

*275 Sich die Ohren ausspülen.

Widerwärtige Eindrücke daraus entfernen. Ein bigoter Musikdirector war im Theater, als der Postillon von Lonjumeau gegeben wurde, ging aber schon nach dem ersten Acte fort. Als man ihn den folgenden Tag nach dem Grunde fragte, antwortete er: "Ich ging nach Hause, um mir mit einer Bach'schen Fuge die Ohren auszuspülen." (Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67.)

*276 Sich die Ohren melken lassen. - Murner, Nb., 90; Schelm., 14.

Von denen, die ihre Ohren Schmeichlern öffnen. "Alle Herren seind des gewon, das sie jhre Oren melcken lon, vnd hören, was da ist erlogen, das sie mit willen seind betrogen." - "Man hats vor zeiten auch gethan das Keyser, König haben lan also jre oren melcken von lugenhafftigen schelcken, das sie sich liessen beten an vnd hiessen sich vor götter han." (Murner, Schelm., in Kloster, IV, 844.) - "Das ampt das ich haiss ohren melcken, das hört nur zu den grossen schelcken, die bey Fürsten vnd bey herren sich mit ohrenmelcken neren vnd sagen nur was der Prelat von jnen gern gehöret hat." - "Ohren melcken ist ein kunst, die manchen bringt vor herren gunst, der so vil drauss ermolcken hat, das er sich müssig gonds begat." (Murner, Nb., in Kloster, IV, 863.)

[Spaltenumbruch] *277 Sich etwas hinter die Ohren (hinters Ohr) schreiben (stecken). - Körte, 4660k; Lohrengel, II, 440; Braun, I, 3151.

Sich etwas gut merken, besonders eine Beleidigung, um sie zur geeigneten Zeit zu vergelten. "Je nu latten og (lasst ihn nur), 's verschlet im nischte (verschlägt nichts, hat nichts zu sagen), a verstihts halt nicht besser. Ich war mer's glech wul hinder a Uhr schreiben." (Keller, 143a.)

Frz.: Il a mis cela sur son grimoire. - Marquer quelque chose sur les tablettes.

Holl.: Hij heeft het achter zijne ooren geschreven. (Harrebomee, II, 148a.)

Lat.: Aurem vellere. (Philippi, I, 50.)

*278 Sich hinter den Ohren kratzen. - Körte, 4460e; Schottel, 1118a; Braun, I, 3154.

Reue über einen begangenen Fehler, Unwillen über einen Verlust zu erkennen geben.

Holl.: Hij krabt zich achter de ooren. (Harrebomee, II, 148b.)

*279 Sie haben Ohren und hören nicht.

"Der Weise wusste wol, dass nicht alle Ohren zum Hören haben, und die grössten Ohren hören am schlechtesten." (Clemens, Manifest der Vernunft, 16.)

*280 Sini Ohre händ au 's Mäs. - Sutermeister, 55.

*281 Sperr' die Ohren auf. - Klix, 55.

*282 Tauben Ohren predigen. - Körte, 4660m; Braun, I, 3152.

Mit seinen Vorstellungen und Ermahnungen kein Gehör finden. In demselben Sinne sagt man in Italien: Dem Lauch predigen; in Griechenland: Für den Tauben läuten; in Venetien: Seine Gründe der Polizei vortragen, seine Noth der Stiefmutter klagen; die englischen Neger in Surinam: In den Busch schreien. (Reinsberg IV, 71.) Die Aegypter sagen: Du liesest die Psalmen den Bewohnern der Gräber. Die Psalmen werden bei den Moslemim selten gelesen, weil sie behaupten, die Christen hätten sie verfälscht; doch geben sie zu, dass David sie unter göttlicher Eingebung verfasst und gesungen habe. Dessenungeachtet wird aber doch niemand den Todten etwas vorlesen. (Burckhardt, 164.)

Frz.: Il vaudrait autant parler a un sourd.

Holl.: Voor doove ooren preken. (Harrebomee, II, 150a.)

Lat.: Canere surdo. (Virgil.) - E mortuo verba facere. (Plautus.) - Fabulam surdo narrare. (Binder II, 409, 945 u. 1060.) - Frustra canis. - Inaniter aquam consumis. (Philippi, I, 164 u. 191.)

*283 Und wenn er bis über die Ohren im Golde sässe, ich möchte (wollte) ihn nicht. - Frischbier2, 2848.

*284 Vel um de Ohren hebb'n. - Eichwald, 14.

*285 Verschone meine Ohren damit. - Eiselein, 500.

Mit dieser Botschaft, Nachricht.

Lat.: Procul auribus nuncius veniat. (Eiselein, 500.)

*286 Wart, i will der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänk. - Sutermeister, 32.

*287 Weane in't Ohr kniypen. (Westf.)

Ihn für irgendetwas willig zu machen suchen.

*288 Wenn du dich selbst mit den Ohren hörtest, hettest du lengst geschwiegen. - Henisch, 1549, 31.

*289 Wie spitzt a de Uhren, a denkt, 's giht öber ihn. - Gomolcke, 1120; Frommann, III, 244, 75.

*290 Za enem EIr änen, za enem erous. - Schuster, 990; hochdeutsch bei Eiselein, 560; Parömiakon, 1639; Simrock, 7872; Körte2, 5849.

*291 Zu eim Uhre gieht's nei, zum andern wieder 'raus. - Robinson, 764.

"Wer do was begreyfft mit dem rechten ore, gibt ers wider mit dem linken, er ist ein thore." (Werdea, Aiiij.) "Zu einem Ohr lassen eingehen vnd zum andern wider hinaus." (Pauli, Postille, I, 20a.) "Vnd geht jnen zu einem ohr ein vnd zu dem andern wider aus." (Pauli, Schimpff, Va.) "Geht zu eim Ohr ein nach der pauss vnd zum andern Ohr wieder auss." (H. Sachs, IV, LXXXIII, 1.) "Das geet jm zu ainem oren ein vnd zu dem andern wid' auss." (Himmelstrass, II, 2a.)

Jüd.-deutsch: In ein Ojer herein ün vün 'm andern heraus.

Lat.: Surdis narratur fabula. (Terenz.) (Philippi, II, 207.)


Oehr.

* Etwas am rechten Oehr angreifen.


Oehrel.

* Ja, heb's am Oehrel. (Elsass.) - Klein, II, 38.

Ein scherzhafter Ausdruck, der so viel sagen will, als ironisch: Ja, wart, wenn du's hast. Man wird dir's geben! Halt's nur fest, wenn du's kriegst.


Ohrenausreissen.

Nur das Ohrenausreissen und 's Nasenabbeissen darf man sich nicht verreden. (Steiermark.) - Sonntag.

Man soll nichts verreden, als sich die Ohren auszureissen und die Nase abzubeissen.


[Spaltenumbruch] *252 In't Ôr raunen, dat et im Kopp bullert. (Holst.)

Einem heimlich etwas Verdriessliches sagen.

*253 Jemand bei den Ohren nehmen.

Sich seiner Person bemächtigen, ihn verhaften.

*254 Jemand um die Ohren hauen. (Schles.)

*255 Jemandes Ohr haben.

Leicht Gehör bei ihm finden.

Holl.: Iemands oor hebben. (Harrebomée, II, 149a.)

*256 Keine Ohren zu etwas haben.

Nichts davon hören wollen.

*257 Keusche Ohren haben.

Nichts Unanständiges, Unsittliches hören können.

Frz.: Avoir les oreilles chastes. (Kritzinger, 495.)

*258 Lât di gên Ohren anneien.Kern, 531.

Lass dir keine Eselsohren anheften, d. h. dich nicht anführen.

*259 Ma werd d'r gewiss sulln'n de Ûren schoaben, doss de nischte hîrscht. (Schles.) – Frommann, III, 246, 150; Gomolcke, 766.

*260 Mit beiden Ohren hören (horchen).

Holl.: Hij luistert (hoort toe) met beide ooren. (Harrebomée, II, 149a.)

*261 Mit gespanntem Ohr hören.

*262 Mit heilen Ohren davonkommen.

*263 Muess der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänke und d' Hut über 's Füdle abe hänke.Sutermeister, 32.

*264 Schreib' dir's hinters Ohr, dass es kein Huhn auskratzt.

*265 Schreib's hinter die Ohren (oder: auf Pergament). (Nürtingen.)

*266 Sein Ohr vor jemand verstopfen.

Ihn nicht anhören wollen. Die Griechen sagten: Seine Ohren mit Wachs verschmieren. Vom Ulysses entlehnt, der seine und seiner Gefährten Ohren verstopfte, um nicht durch den Gesang der Sirenen verführt zu werden.

*267 Seine Ohren an den Kopf drücken.Lohrengel, 431.

Sie den Bitten anderer verschliessen.

*268 Seine Ohren sind (für alles Gute) offen.

Dän.: Gode mænds øren er altid aabne for retfærdig mands bøn. (Prov. dan., 245.)

Engl.: His ears are open.

*269 Seine Ohren sind warm geworden.

Holl.: Zijn ooren zijn rood geworden. (Harrebomée, II, 150a.)

*270 Seine Ohren stehen allzeit offen wie ein Bauernschoppen.

Dän.: Hans ørne staae aabne som en procurators taske. (Prov. dan., 448.)

*271 Sich achter den Ohren kleien.Eichwald, 1449.

*272 Sich an das gute Ohr jemandes wenden.

Zur günstigen Zeit mit ihm reden.

*273 Sich auf das rechte Ohr legen.

Man hält es für gesund, sich beim ersten Schlafe, welcher der festeste sein soll, aufs rechte Ohr zu legen, und aufgewacht, wenn man wie der einzuschlafen wünsche, auf das linke.

*274 Sich aufs Ohr legen.

Schlafen.

Holl.: Hij ligt op één oor. (Harrebomée, II, 148b.)

*275 Sich die Ohren ausspülen.

Widerwärtige Eindrücke daraus entfernen. Ein bigoter Musikdirector war im Theater, als der Postillon von Lonjumeau gegeben wurde, ging aber schon nach dem ersten Acte fort. Als man ihn den folgenden Tag nach dem Grunde fragte, antwortete er: „Ich ging nach Hause, um mir mit einer Bach'schen Fuge die Ohren auszuspülen.“ (Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67.)

*276 Sich die Ohren melken lassen.Murner, Nb., 90; Schelm., 14.

Von denen, die ihre Ohren Schmeichlern öffnen. „Alle Herren seind des gewon, das sie jhre Oren melcken lon, vnd hören, was da ist erlogen, das sie mit willen seind betrogen.“ – „Man hats vor zeiten auch gethan das Keyser, König haben lan also jre oren melcken von lugenhafftigen schelcken, das sie sich liessen beten an vnd hiessen sich vor götter han.“ (Murner, Schelm., in Kloster, IV, 844.) – „Das ampt das ich haiss ohren melcken, das hört nur zu den grossen schelcken, die bey Fürsten vnd bey herren sich mit ohrenmelcken neren vnd sagen nur was der Prelat von jnen gern gehöret hat.“ – „Ohren melcken ist ein kunst, die manchen bringt vor herren gunst, der so vil drauss ermolcken hat, das er sich müssig gonds begat.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 863.)

[Spaltenumbruch] *277 Sich etwas hinter die Ohren (hinters Ohr) schreiben (stecken).Körte, 4660k; Lohrengel, II, 440; Braun, I, 3151.

Sich etwas gut merken, besonders eine Beleidigung, um sie zur geeigneten Zeit zu vergelten. „Je nu latten og (lasst ihn nur), 's verschlêt im nischte (verschlägt nichts, hat nichts zu sagen), a verstihts halt nicht besser. Ich war mer's glech wul hinder a Uhr schreiben.“ (Keller, 143a.)

Frz.: Il a mis cela sur son grimoire. – Marquer quelque chose sur les tablettes.

Holl.: Hij heeft het achter zijne ooren geschreven. (Harrebomée, II, 148a.)

Lat.: Aurem vellere. (Philippi, I, 50.)

*278 Sich hinter den Ohren kratzen.Körte, 4460e; Schottel, 1118a; Braun, I, 3154.

Reue über einen begangenen Fehler, Unwillen über einen Verlust zu erkennen geben.

Holl.: Hij krabt zich achter de ooren. (Harrebomée, II, 148b.)

*279 Sie haben Ohren und hören nicht.

„Der Weise wusste wol, dass nicht alle Ohren zum Hören haben, und die grössten Ohren hören am schlechtesten.“ (Clemens, Manifest der Vernunft, 16.)

*280 Sini Ohre händ au 's Mäs.Sutermeister, 55.

*281 Sperr' die Ohren auf.Klix, 55.

*282 Tauben Ohren predigen.Körte, 4660m; Braun, I, 3152.

Mit seinen Vorstellungen und Ermahnungen kein Gehör finden. In demselben Sinne sagt man in Italien: Dem Lauch predigen; in Griechenland: Für den Tauben läuten; in Venetien: Seine Gründe der Polizei vortragen, seine Noth der Stiefmutter klagen; die englischen Neger in Surinam: In den Busch schreien. (Reinsberg IV, 71.) Die Aegypter sagen: Du liesest die Psalmen den Bewohnern der Gräber. Die Psalmen werden bei den Moslemim selten gelesen, weil sie behaupten, die Christen hätten sie verfälscht; doch geben sie zu, dass David sie unter göttlicher Eingebung verfasst und gesungen habe. Dessenungeachtet wird aber doch niemand den Todten etwas vorlesen. (Burckhardt, 164.)

Frz.: Il vaudrait autant parler à un sourd.

Holl.: Voor doove ooren prêken. (Harrebomée, II, 150a.)

Lat.: Canere surdo. (Virgil.) – E mortuo verba facere. (Plautus.) – Fabulam surdo narrare. (Binder II, 409, 945 u. 1060.) – Frustra canis. – Inaniter aquam consumis. (Philippi, I, 164 u. 191.)

*283 Und wenn er bis über die Ohren im Golde sässe, ich möchte (wollte) ihn nicht.Frischbier2, 2848.

*284 Vel um de Ohren hebb'n.Eichwald, 14.

*285 Verschone meine Ohren damit.Eiselein, 500.

Mit dieser Botschaft, Nachricht.

Lat.: Procul auribus nuncius veniat. (Eiselein, 500.)

*286 Wart, i will der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänk.Sutermeister, 32.

*287 Weane in't Ohr kniypen. (Westf.)

Ihn für irgendetwas willig zu machen suchen.

*288 Wenn du dich selbst mit den Ohren hörtest, hettest du lengst geschwiegen.Henisch, 1549, 31.

*289 Wie spitzt a de Uhren, a denkt, 's giht öber ihn.Gomolcke, 1120; Frommann, III, 244, 75.

*290 Zâ enem Îr änen, zâ enem erous.Schuster, 990; hochdeutsch bei Eiselein, 560; Parömiakon, 1639; Simrock, 7872; Körte2, 5849.

*291 Zu eim Uhre gieht's nei, zum andern wieder 'raus.Robinson, 764.

„Wer do was begreyfft mit dem rechten ore, gibt ers wider mit dem linken, er ist ein thore.“ (Werdea, Aiiij.) „Zu einem Ohr lassen eingehen vnd zum andern wider hinaus.“ (Pauli, Postille, I, 20a.) „Vnd geht jnen zu einem ohr ein vnd zu dem andern wider aus.“ (Pauli, Schimpff, Va.) „Geht zu eim Ohr ein nach der pauss vnd zum andern Ohr wieder auss.“ (H. Sachs, IV, LXXXIII, 1.) „Das geet jm zu ainem oren ein vnd zu dem andern wid' auss.“ (Himmelstrass, II, 2a.)

Jüd.-deutsch: In ein Ojer herein ün vün 'm andern heraus.

Lat.: Surdis narratur fabula. (Terenz.) (Philippi, II, 207.)


Oehr.

* Etwas am rechten Oehr angreifen.


Oehrel.

* Ja, heb's am Oehrel. (Elsass.) – Klein, II, 38.

Ein scherzhafter Ausdruck, der so viel sagen will, als ironisch: Ja, wart, wenn du's hast. Man wird dir's geben! Halt's nur fest, wenn du's kriegst.


Ohrenausreissen.

Nur das Ohrenausreissen und 's Nasenabbeissen darf man sich nicht verreden. (Steiermark.) – Sonntag.

Man soll nichts verreden, als sich die Ohren auszureissen und die Nase abzubeissen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0582" n="[568]"/><cb n="1135"/>
*252 In't Ôr raunen, dat et im Kopp bullert.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Einem heimlich etwas Verdriessliches sagen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*253 Jemand bei den Ohren nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich seiner Person bemächtigen, ihn verhaften.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*254 Jemand um die Ohren hauen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*255 Jemandes Ohr haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Leicht Gehör bei ihm finden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Iemands oor hebben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 149<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*256 Keine Ohren zu etwas haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nichts davon hören wollen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*257 Keusche Ohren haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nichts Unanständiges, Unsittliches hören können.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Avoir les oreilles chastes. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 495.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*258 Lât di gên Ohren anneien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 531.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Lass dir keine Eselsohren anheften, d. h. dich nicht anführen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*259 Ma werd d'r gewiss sulln'n de Ûren schoaben, doss de nischte hîrscht.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 246, 150; Gomolcke, 766.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*260 Mit beiden Ohren hören (horchen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij luistert (hoort toe) met beide ooren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 149<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*261 Mit gespanntem Ohr hören.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*262 Mit heilen Ohren davonkommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*263 Muess der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänke und d' Hut über 's Füdle abe hänke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*264 Schreib' dir's hinters Ohr, dass es kein Huhn auskratzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*265 Schreib's hinter die Ohren (oder: auf Pergament).</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*266 Sein Ohr vor jemand verstopfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn nicht anhören wollen. Die Griechen sagten: Seine Ohren mit Wachs verschmieren. Vom Ulysses entlehnt, der seine und seiner Gefährten Ohren verstopfte, um nicht durch den Gesang der Sirenen verführt zu werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*267 Seine Ohren an den Kopf drücken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, 431.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie den Bitten anderer verschliessen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*268 Seine Ohren sind (für alles Gute) offen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gode mænds øren er altid aabne for retfærdig mands bøn. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 245.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: His ears are open.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*269 Seine Ohren sind warm geworden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zijn ooren zijn rood geworden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 150<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*270 Seine Ohren stehen allzeit offen wie ein Bauernschoppen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hans ørne staae aabne som en procurators taske. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 448.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*271 Sich achter den Ohren kleien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1449.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*272 Sich an das gute Ohr jemandes wenden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur günstigen Zeit mit ihm reden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*273 Sich auf das rechte Ohr legen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man hält es für gesund, sich beim ersten Schlafe, welcher der festeste sein soll, aufs rechte Ohr zu legen, und aufgewacht, wenn man wie der einzuschlafen wünsche, auf das linke.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*274 Sich aufs Ohr legen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Schlafen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij ligt op één oor. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 148<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*275 Sich die Ohren ausspülen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Widerwärtige Eindrücke daraus entfernen. Ein bigoter Musikdirector war im Theater, als der <hi rendition="#i">Postillon von Lonjumeau</hi> gegeben wurde, ging aber schon nach dem ersten Acte fort. Als man ihn den folgenden Tag nach dem Grunde fragte, antwortete er: &#x201E;Ich ging nach Hause, um mir mit einer Bach'schen Fuge die Ohren auszuspülen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*276 Sich die Ohren melken lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Nb., 90; Schelm., 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die ihre Ohren Schmeichlern öffnen. &#x201E;Alle Herren seind des gewon, das sie jhre Oren melcken lon, vnd hören, was da ist erlogen, das sie mit willen seind betrogen.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Man hats vor zeiten auch gethan das Keyser, König haben lan also jre oren melcken von lugenhafftigen schelcken, das sie sich liessen beten an vnd hiessen sich vor götter han.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner, Schelm., in Kloster, IV, 844.</hi>) &#x2013; &#x201E;Das ampt das ich haiss ohren melcken, das hört nur zu den grossen schelcken, die bey Fürsten vnd bey herren sich mit ohrenmelcken neren vnd sagen nur was der Prelat von jnen gern gehöret hat.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Ohren melcken ist ein kunst, die manchen bringt vor herren gunst, der so vil drauss ermolcken hat, das er sich müssig gonds begat.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner, Nb., in Kloster, IV, 863.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1136"/>
*277 Sich etwas hinter die Ohren (hinters Ohr) schreiben (stecken).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4660<hi rendition="#sup">k</hi>; Lohrengel, II, 440; Braun, I, 3151.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich etwas gut merken, besonders eine Beleidigung, um sie zur geeigneten Zeit zu vergelten. &#x201E;Je nu latten og (lasst ihn nur), 's verschlêt im nischte (verschlägt nichts, hat nichts zu sagen), a verstihts halt nicht besser. Ich war mer's glech wul hinder a Uhr schreiben.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 143<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a mis cela sur son grimoire. &#x2013; Marquer quelque chose sur les tablettes.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft het achter zijne ooren geschreven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 148<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aurem vellere. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 50.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*278 Sich hinter den Ohren kratzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4460<hi rendition="#sup">e</hi>; Schottel, 1118<hi rendition="#sup">a</hi>; Braun, I, 3154.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Reue über einen begangenen Fehler, Unwillen über einen Verlust zu erkennen geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij krabt zich achter de ooren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 148<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*279 Sie haben Ohren und hören nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Weise wusste wol, dass nicht alle Ohren zum Hören haben, und die grössten Ohren hören am schlechtesten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Clemens, Manifest der Vernunft, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*280 Sini Ohre händ au 's Mäs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*281 Sperr' die Ohren auf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*282 Tauben Ohren predigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4660<hi rendition="#sup">m</hi>; Braun, I, 3152.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit seinen Vorstellungen und Ermahnungen kein Gehör finden. In demselben Sinne sagt man in Italien: Dem Lauch predigen; in Griechenland: Für den Tauben läuten; in Venetien: Seine Gründe der Polizei vortragen, seine Noth der Stiefmutter klagen; die englischen Neger in Surinam: In den Busch schreien. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 71.</hi>) Die Aegypter sagen: Du liesest die Psalmen den Bewohnern der Gräber. Die Psalmen werden bei den Moslemim selten gelesen, weil sie behaupten, die Christen hätten sie verfälscht; doch geben sie zu, dass David sie unter göttlicher Eingebung verfasst und gesungen habe. Dessenungeachtet wird aber doch niemand den Todten etwas vorlesen. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 164.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il vaudrait autant parler à un sourd.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Voor doove ooren prêken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 150<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Canere surdo. (<hi rendition="#i">Virgil.</hi>) &#x2013; E mortuo verba facere. (<hi rendition="#i">Plautus.</hi>) &#x2013; Fabulam surdo narrare. (<hi rendition="#i">Binder II, 409, 945 u. 1060.</hi>) &#x2013; Frustra canis. &#x2013; Inaniter aquam consumis. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 164 u. 191.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*283 Und wenn er bis über die Ohren im Golde sässe, ich möchte (wollte) ihn nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2848.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*284 Vel um de Ohren hebb'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*285 Verschone meine Ohren damit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 500.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit dieser Botschaft, Nachricht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Procul auribus nuncius veniat. (<hi rendition="#i">Eiselein, 500.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*286 Wart, i will der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänk.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*287 Weane in't Ohr kniypen.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn für irgendetwas willig zu machen suchen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*288 Wenn du dich selbst mit den Ohren hörtest, hettest du lengst geschwiegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1549, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*289 Wie spitzt a de Uhren, a denkt, 's giht öber ihn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 1120; Frommann, III, 244, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*290 Zâ enem Îr änen, zâ enem erous.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 990;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Eiselein, 560; Parömiakon, 1639; Simrock, 7872; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5849.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*291 Zu eim Uhre gieht's nei, zum andern wieder 'raus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 764.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wer do was begreyfft mit dem rechten ore, gibt ers wider mit dem linken, er ist ein thore.&#x201C; (<hi rendition="#i">Werdea, Aiiij.</hi>) &#x201E;Zu einem Ohr lassen eingehen vnd zum andern wider hinaus.&#x201C; (<hi rendition="#i">Pauli, Postille, I, 20<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x201E;Vnd geht jnen zu einem ohr ein vnd zu dem andern wider aus.&#x201C; (<hi rendition="#i">Pauli, Schimpff, V<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x201E;Geht zu eim Ohr ein nach der pauss vnd zum andern Ohr wieder auss.&#x201C; (<hi rendition="#i">H. Sachs, IV, LXXXIII, 1.</hi>) &#x201E;Das geet jm zu ainem oren ein vnd zu dem andern wid' auss.&#x201C; (<hi rendition="#i">Himmelstrass, II, 2<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: In ein Ojer herein ün vün 'm andern heraus.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Surdis narratur fabula. (<hi rendition="#i">Terenz.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 207.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Oehr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Etwas am rechten Oehr angreifen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Oehrel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ja, heb's am Oehrel.</hi> (<hi rendition="#i">Elsass.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Klein, II, 38.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein scherzhafter Ausdruck, der so viel sagen will, als ironisch: Ja, wart, wenn du's hast. Man wird dir's geben! Halt's nur fest, wenn du's kriegst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ohrenausreissen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nur das Ohrenausreissen und 's Nasenabbeissen darf man sich nicht verreden.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Sonntag.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man soll nichts verreden, als sich die Ohren auszureissen und die Nase abzubeissen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[568]/0582] *252 In't Ôr raunen, dat et im Kopp bullert. (Holst.) Einem heimlich etwas Verdriessliches sagen. *253 Jemand bei den Ohren nehmen. Sich seiner Person bemächtigen, ihn verhaften. *254 Jemand um die Ohren hauen. (Schles.) *255 Jemandes Ohr haben. Leicht Gehör bei ihm finden. Holl.: Iemands oor hebben. (Harrebomée, II, 149a.) *256 Keine Ohren zu etwas haben. Nichts davon hören wollen. *257 Keusche Ohren haben. Nichts Unanständiges, Unsittliches hören können. Frz.: Avoir les oreilles chastes. (Kritzinger, 495.) *258 Lât di gên Ohren anneien. – Kern, 531. Lass dir keine Eselsohren anheften, d. h. dich nicht anführen. *259 Ma werd d'r gewiss sulln'n de Ûren schoaben, doss de nischte hîrscht. (Schles.) – Frommann, III, 246, 150; Gomolcke, 766. *260 Mit beiden Ohren hören (horchen). Holl.: Hij luistert (hoort toe) met beide ooren. (Harrebomée, II, 149a.) *261 Mit gespanntem Ohr hören. *262 Mit heilen Ohren davonkommen. *263 Muess der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänke und d' Hut über 's Füdle abe hänke. – Sutermeister, 32. *264 Schreib' dir's hinters Ohr, dass es kein Huhn auskratzt. *265 Schreib's hinter die Ohren (oder: auf Pergament). (Nürtingen.) *266 Sein Ohr vor jemand verstopfen. Ihn nicht anhören wollen. Die Griechen sagten: Seine Ohren mit Wachs verschmieren. Vom Ulysses entlehnt, der seine und seiner Gefährten Ohren verstopfte, um nicht durch den Gesang der Sirenen verführt zu werden. *267 Seine Ohren an den Kopf drücken. – Lohrengel, 431. Sie den Bitten anderer verschliessen. *268 Seine Ohren sind (für alles Gute) offen. Dän.: Gode mænds øren er altid aabne for retfærdig mands bøn. (Prov. dan., 245.) Engl.: His ears are open. *269 Seine Ohren sind warm geworden. Holl.: Zijn ooren zijn rood geworden. (Harrebomée, II, 150a.) *270 Seine Ohren stehen allzeit offen wie ein Bauernschoppen. Dän.: Hans ørne staae aabne som en procurators taske. (Prov. dan., 448.) *271 Sich achter den Ohren kleien. – Eichwald, 1449. *272 Sich an das gute Ohr jemandes wenden. Zur günstigen Zeit mit ihm reden. *273 Sich auf das rechte Ohr legen. Man hält es für gesund, sich beim ersten Schlafe, welcher der festeste sein soll, aufs rechte Ohr zu legen, und aufgewacht, wenn man wie der einzuschlafen wünsche, auf das linke. *274 Sich aufs Ohr legen. Schlafen. Holl.: Hij ligt op één oor. (Harrebomée, II, 148b.) *275 Sich die Ohren ausspülen. Widerwärtige Eindrücke daraus entfernen. Ein bigoter Musikdirector war im Theater, als der Postillon von Lonjumeau gegeben wurde, ging aber schon nach dem ersten Acte fort. Als man ihn den folgenden Tag nach dem Grunde fragte, antwortete er: „Ich ging nach Hause, um mir mit einer Bach'schen Fuge die Ohren auszuspülen.“ (Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67.) *276 Sich die Ohren melken lassen. – Murner, Nb., 90; Schelm., 14. Von denen, die ihre Ohren Schmeichlern öffnen. „Alle Herren seind des gewon, das sie jhre Oren melcken lon, vnd hören, was da ist erlogen, das sie mit willen seind betrogen.“ – „Man hats vor zeiten auch gethan das Keyser, König haben lan also jre oren melcken von lugenhafftigen schelcken, das sie sich liessen beten an vnd hiessen sich vor götter han.“ (Murner, Schelm., in Kloster, IV, 844.) – „Das ampt das ich haiss ohren melcken, das hört nur zu den grossen schelcken, die bey Fürsten vnd bey herren sich mit ohrenmelcken neren vnd sagen nur was der Prelat von jnen gern gehöret hat.“ – „Ohren melcken ist ein kunst, die manchen bringt vor herren gunst, der so vil drauss ermolcken hat, das er sich müssig gonds begat.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 863.) *277 Sich etwas hinter die Ohren (hinters Ohr) schreiben (stecken). – Körte, 4660k; Lohrengel, II, 440; Braun, I, 3151. Sich etwas gut merken, besonders eine Beleidigung, um sie zur geeigneten Zeit zu vergelten. „Je nu latten og (lasst ihn nur), 's verschlêt im nischte (verschlägt nichts, hat nichts zu sagen), a verstihts halt nicht besser. Ich war mer's glech wul hinder a Uhr schreiben.“ (Keller, 143a.) Frz.: Il a mis cela sur son grimoire. – Marquer quelque chose sur les tablettes. Holl.: Hij heeft het achter zijne ooren geschreven. (Harrebomée, II, 148a.) Lat.: Aurem vellere. (Philippi, I, 50.) *278 Sich hinter den Ohren kratzen. – Körte, 4460e; Schottel, 1118a; Braun, I, 3154. Reue über einen begangenen Fehler, Unwillen über einen Verlust zu erkennen geben. Holl.: Hij krabt zich achter de ooren. (Harrebomée, II, 148b.) *279 Sie haben Ohren und hören nicht. „Der Weise wusste wol, dass nicht alle Ohren zum Hören haben, und die grössten Ohren hören am schlechtesten.“ (Clemens, Manifest der Vernunft, 16.) *280 Sini Ohre händ au 's Mäs. – Sutermeister, 55. *281 Sperr' die Ohren auf. – Klix, 55. *282 Tauben Ohren predigen. – Körte, 4660m; Braun, I, 3152. Mit seinen Vorstellungen und Ermahnungen kein Gehör finden. In demselben Sinne sagt man in Italien: Dem Lauch predigen; in Griechenland: Für den Tauben läuten; in Venetien: Seine Gründe der Polizei vortragen, seine Noth der Stiefmutter klagen; die englischen Neger in Surinam: In den Busch schreien. (Reinsberg IV, 71.) Die Aegypter sagen: Du liesest die Psalmen den Bewohnern der Gräber. Die Psalmen werden bei den Moslemim selten gelesen, weil sie behaupten, die Christen hätten sie verfälscht; doch geben sie zu, dass David sie unter göttlicher Eingebung verfasst und gesungen habe. Dessenungeachtet wird aber doch niemand den Todten etwas vorlesen. (Burckhardt, 164.) Frz.: Il vaudrait autant parler à un sourd. Holl.: Voor doove ooren prêken. (Harrebomée, II, 150a.) Lat.: Canere surdo. (Virgil.) – E mortuo verba facere. (Plautus.) – Fabulam surdo narrare. (Binder II, 409, 945 u. 1060.) – Frustra canis. – Inaniter aquam consumis. (Philippi, I, 164 u. 191.) *283 Und wenn er bis über die Ohren im Golde sässe, ich möchte (wollte) ihn nicht. – Frischbier2, 2848. *284 Vel um de Ohren hebb'n. – Eichwald, 14. *285 Verschone meine Ohren damit. – Eiselein, 500. Mit dieser Botschaft, Nachricht. Lat.: Procul auribus nuncius veniat. (Eiselein, 500.) *286 Wart, i will der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänk. – Sutermeister, 32. *287 Weane in't Ohr kniypen. (Westf.) Ihn für irgendetwas willig zu machen suchen. *288 Wenn du dich selbst mit den Ohren hörtest, hettest du lengst geschwiegen. – Henisch, 1549, 31. *289 Wie spitzt a de Uhren, a denkt, 's giht öber ihn. – Gomolcke, 1120; Frommann, III, 244, 75. *290 Zâ enem Îr änen, zâ enem erous. – Schuster, 990; hochdeutsch bei Eiselein, 560; Parömiakon, 1639; Simrock, 7872; Körte2, 5849. *291 Zu eim Uhre gieht's nei, zum andern wieder 'raus. – Robinson, 764. „Wer do was begreyfft mit dem rechten ore, gibt ers wider mit dem linken, er ist ein thore.“ (Werdea, Aiiij.) „Zu einem Ohr lassen eingehen vnd zum andern wider hinaus.“ (Pauli, Postille, I, 20a.) „Vnd geht jnen zu einem ohr ein vnd zu dem andern wider aus.“ (Pauli, Schimpff, Va.) „Geht zu eim Ohr ein nach der pauss vnd zum andern Ohr wieder auss.“ (H. Sachs, IV, LXXXIII, 1.) „Das geet jm zu ainem oren ein vnd zu dem andern wid' auss.“ (Himmelstrass, II, 2a.) Jüd.-deutsch: In ein Ojer herein ün vün 'm andern heraus. Lat.: Surdis narratur fabula. (Terenz.) (Philippi, II, 207.) Oehr. * Etwas am rechten Oehr angreifen. Oehrel. * Ja, heb's am Oehrel. (Elsass.) – Klein, II, 38. Ein scherzhafter Ausdruck, der so viel sagen will, als ironisch: Ja, wart, wenn du's hast. Man wird dir's geben! Halt's nur fest, wenn du's kriegst. Ohrenausreissen. Nur das Ohrenausreissen und 's Nasenabbeissen darf man sich nicht verreden. (Steiermark.) – Sonntag. Man soll nichts verreden, als sich die Ohren auszureissen und die Nase abzubeissen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/582
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [568]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/582>, abgerufen am 22.11.2024.