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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 90 Wer nicht selbst hinter dem Ofen gesessen hat, sucht auch keinen andern dort.

91 Wer selber in den Ofen schlafen kriecht, muss nach dem andern nicht mit der Ofengabel stechen. (Ruth.)

92 Wer selbst im Ofen gesteckt, sucht sich einen Gesellen darin.

93 Wer übel in den Ofen schiebt, wie soll der recht Brot herauskriegen.

Frz.: A mal enfourner on fait les pains cornus. (Gaal, 68.)

Holl.: Die altijd met den laatsten oven bakken, het is zelden, dat zij goed brood t'huis krijgen. (Harrebomee, II, 157a.)

94 Wer wider einen grossen Ofen blasen wil, der muss ein gross Maul haben. - Schottel, 1116a.

95 Wessen Ofen geheizt ist, der meint, es sei überall Sommer. - Simrock, 7633; Körte, 4554.

96 Wider einen Ofen ist schlimm gapen.

Dän.: Det er ondt at gabe mod en ovns mund. (Bohn I, 361.)

Engl.: No gaping against an oven. (Bohn II, 97.)

Frz.: C'est folie de beer contre un four. (Bohn I, 11.)

97 Wie man den Ofen heizt, so wärmt er.

Auch russisch Altmann V, 97.

98 Wier um EIwe sässt um nächsten, ka sich äinjde wärmen am bessten. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 426.

99 Wird der Ofen kalt, gehn die Freunde bald.

It.: Tanto dura l'amicizia quanto dura il danaro. (Pazzaglia, 10, 19.)

100 Zum kleinen Offen darff man wenig Holtz. - Lehmann, 427, 4.

*101 Alle wie aus Einem Ofen. - Braun, I, 3139.

*102 Bei ihm friert der Ofen.

Lat.: Friget caminus, vel camino alget plus nihil. (Bovill, 165.)

*103 Da könnt' der Ofen einfallen.

So sonderbar, merkwürdig ist das. Jüdisch- deutsch in Warschau gebraucht man beim Eintreten eines seltenen Besuchs die Redensart: Warft heraus dem Ojwen, als wollte man durch irgendein Ereigniss, wie das Einschlagen des Ofens, es verewigen.

*104 Da soll ma ja gleich n' Ofen einschlagn. (Oberösterreich.)

Ausruf wenn etwas Seltenes geschieht.

*105 De Av ment et god. - Schütze, I, 52.

Der Ofen meint es gut, er ist geheizt.

*106 De könnt Awens utschmere. - Frischbier2, 2835.

Der Bettler.

*107 De Oewe is katolsk. (Westf.)

Scherzweis, wenn er heiss ist; ob wegen der Lautähnlichkeit aus calidus zusammengezogen?

*108 Den Ofen hüten. - Braun, I, 3134.

Sich gern in der Nähe des warmen Ofens aufhalten, auch zu Hause sitzen.

Frz.: Faire couvade. (Kritzinger, 186b.)

*109 Der Ofen ist nicht für ihn geheizt.

Es geschieht nicht seinetwegen, ihm wird davon nichts aufstossen.

Frz.: Ce n'est pas pour vous que le four chauffe. (Kritzinger, 329a.)

*110 Der Ofen schilt den Schornstein: schwarzer Gesell.

Holl.: De oven verwijt den schoorsteen, dat hij zwart is. (Harrebomee, II, 156b.)

*111 Der Ofen wird bei ihr bald einfallen. - Eiselein, 499.

Von einer ihre baldige Entbindung erwartenden Frau.

*112 Der Ofen würde eingefallen sein, wenn er gebacken hätte.

Von jemand, der bei allen seinen Unternehmungen Unglück hat.

Frz.: Si ieusse voulu cuire, le font fust cheut. (Bovill, I, 226b.)

*113 Der Of'n ist y g'falle. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 8.

Die Frau ist niedergekommen. In den griechisch-albanesischen Colonien Siciliens hat man, um zu sagen: Wann kommt die Frau nieder? die Redensart: Wann gibt's Erbsen? (Quando fareno li ceci?) oder man sagt, wenn die Niederkunft einer Frau bald erwartet wird: Wollen wir nicht die Erbsen werfen? (Vogliamo far li ceci?) Es herrscht nämlich dort die Sitte, dass wenn das Kind nach der Taufe wieder nach Hause kommt, eine Frau, in der Regel die Hebamme, an der Thür erscheint und geröstete Erbsen auf die Strasse wirft, [Spaltenumbruch] auf welcher sich dann andere Kinder versammeln, die, während sie jene Frau beim Namen rufen, sich gegenseitig drängen, stossen und schlagen, indem jedes soviel als möglich von den Erbsen zu erhaschen bemüht ist. Bei wohlhabenden Leuten wurden wol auch Süssigkeiten ausgeworfen, zur Zeit beschränkt sich der ganze Gebrauch aber nur auf die Aermern und auf Erbsen. Daher die obige Redensart. (Vgl. Gebräuche in den griechisch-albanesischen Colonien Siciliens in Frenzel, Unterhaltungen am häusl. Herd, II, 954.) Die neugeborenen Kinder werden aus dem Bach oder Fluss, aus dem Walde oder aus der Grube geholt. In Oesterreich reisen die Wöchnerinnen nach Rom, um sie zu holen. (Baumgarten, III, 7.) An andern Orten wachsen die Kinder auf Bäumen oder Sträuchern, oder der Storch bringt sie wie in Schlesien, der Rabe wie in Böhmen. - In der Mark heisst es, um die Niederkunft zu bezeichnen: Die Heiden sind eingebrochen. Die Wenden der Oberlausitz sagen: Der Ofen ist uns eingestürzt. In Holland sagt man, wenn eine sehr junge Frau entbunden worden ist: Das Lamm hat gelämmert; wie man in Frankreich und Italien Kindern das Dickwerden der Schwängern mit den Worten erklärt, sie sei von einer Schlange gebissen worden. Zur Bezeichnung der Niederkunft einer Frau haben die Franzosen auch die Redensart: Kleine Pasteten ausschneiden, und die untern Volksklassen sagen: Pisser des os. (Reinsberg VII, 17.)

*114 Doa söllet' mer 'n Ouf'n (Ofen) ei'warfen. (Franken.) - Frommann, VI, 321, 302.

Ausruf der Verwunderung, z. B. bei einem unerwarteten Besuch.

*115 Du bläsest in einen kalten Ofen.

Lat.: Littori loqueris. (Binder I, 885; II, 1683; Philippi, I, 227; Erasm., 389.)

*116 Einen hinter den Ofen führen. - Eiselein, 499.

*117 Er hat aus mehr als einem Ofen Brot gegessen.

Der Vielerfahrene.

*118 Er hat erst aus Einem Ofen Brot gegessen.

Er ist noch nicht aus dem Vaterhause weggekommen.

*119 Er hat (ist) hinter demselben Ofen gesessen. - Eiselein, 499; Braun, I, 3140.

*120 Er ist in einem heissen Ofen gebacken.

Holl.: Hij is in een' heeten oven gebakken. (Harrebomee, II, 157a.)

*121 Er ist nicht hinter dem Ofen der Mutter weggekommen.

Die Isländer sagen von einem solchen Menschen: Nichts ist unbeholfener als ein lahmer Bär, ein leckes Schiff und ein Bursche, der nie hinter dem Ofen weggekommen ist. (Reinsberg VII, 73.) In Böhmen sagt man: Hinter dem Ofen wird ein Kalb erzogen. Doma se vychova tele. (Celakovsky, 287.)

Frz.: Cet homme n'a rien vu que par le trou d'une bouteille. (Lendroy, 220.) - Il n'a jamais bouge du coin de son feu. (Leroux, I, 46.)

*122 Er ist nicht hinter dem Ofen hervorgekommen. - Frischbier2, 2833.

Holl.: Hij is achter den oven opgevoed. (Harrebomee, II, 157a.)

*123 Er könnte hinterm Ofen der Brüthenne das Nest hüten.

Spott auf feige Soldaten oder verweichlichte Menschen überhaupt.

*124 Er liegt hinterm Ofen und wärmt sich die Zähne.

Versuch, die Preisaufgabe des Nichtsthuns zu lösen.

*125 Er will sich an jedem Ofen wärmen, aber keinen bauen.

*126 Es ist eben als wann einer in einn kalten ofen blässt. - Franck, II, 20a; Eiselein, 499.

Von erfolgloser Arbeit, unnützem Treiben.

Lat.: Littori loqueris. (Seybold, 281.)

*127 Es ist ein hübscher Ofen im Haus. - Eiselein, 499.

Ofen steht wie Geige sehr oft für Frau, und so auch hier.

*128 Es ist ein Ofen hier.

Wird gesagt, wenn jemand zugegen ist, der das, was man bespricht, nicht hören soll. (S. Schindeln.)

*129 Gegen einen heissen Ofen blasen.

Vergeblicher Kampf mit der Uebermacht.

*130 Geht zum Ofen und wärmt euch. - Schöpf, 480.

*131 Hinter dem Ofen sitzen und die Kacheln ausblasen.

D. i. faulenzen.

*132 Hinterm Ofen bleiben wie der Essigkrug.

"Sie ist heusslich, vnnd bleibet bey jhrem Manne vnd jhrem Hause hinterm Ofen, wie der Essigkrug." (Mathesy, 164b.)

[Spaltenumbruch] 90 Wer nicht selbst hinter dem Ofen gesessen hat, sucht auch keinen andern dort.

91 Wer selber in den Ofen schlafen kriecht, muss nach dem andern nicht mit der Ofengabel stechen. (Ruth.)

92 Wer selbst im Ofen gesteckt, sucht sich einen Gesellen darin.

93 Wer übel in den Ofen schiebt, wie soll der recht Brot herauskriegen.

Frz.: A mal enfourner on fait les pains cornus. (Gaal, 68.)

Holl.: Die altijd met den laatsten oven bakken, het is zelden, dat zij goed brood t'huis krijgen. (Harrebomée, II, 157a.)

94 Wer wider einen grossen Ofen blasen wil, der muss ein gross Maul haben.Schottel, 1116a.

95 Wessen Ofen geheizt ist, der meint, es sei überall Sommer.Simrock, 7633; Körte, 4554.

96 Wider einen Ofen ist schlimm gapen.

Dän.: Det er ondt at gabe mod en ovns mund. (Bohn I, 361.)

Engl.: No gaping against an oven. (Bohn II, 97.)

Frz.: C'est folie de béer contre un four. (Bohn I, 11.)

97 Wie man den Ofen heizt, so wärmt er.

Auch russisch Altmann V, 97.

98 Wier um Îwe sässt um nächsten, kâ sich äinjde wärmen am bêssten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 426.

99 Wird der Ofen kalt, gehn die Freunde bald.

It.: Tanto dura l'amicizia quanto dura il danaro. (Pazzaglia, 10, 19.)

100 Zum kleinen Offen darff man wenig Holtz.Lehmann, 427, 4.

*101 Alle wie aus Einem Ofen.Braun, I, 3139.

*102 Bei ihm friert der Ofen.

Lat.: Friget caminus, vel camino alget plus nihil. (Bovill, 165.)

*103 Da könnt' der Ofen einfallen.

So sonderbar, merkwürdig ist das. Jüdisch- deutsch in Warschau gebraucht man beim Eintreten eines seltenen Besuchs die Redensart: Warft heraus dem Ojwen, als wollte man durch irgendein Ereigniss, wie das Einschlagen des Ofens, es verewigen.

*104 Da soll ma ja gleich n' Ofen einschlagn. (Oberösterreich.)

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*105 De Av mênt et gôd.Schütze, I, 52.

Der Ofen meint es gut, er ist geheizt.

*106 De könnt Awens utschmere.Frischbier2, 2835.

Der Bettler.

*107 De Oewe is katolsk. (Westf.)

Scherzweis, wenn er heiss ist; ob wegen der Lautähnlichkeit aus calidus zusammengezogen?

*108 Den Ofen hüten.Braun, I, 3134.

Sich gern in der Nähe des warmen Ofens aufhalten, auch zu Hause sitzen.

Frz.: Faire couvade. (Kritzinger, 186b.)

*109 Der Ofen ist nicht für ihn geheizt.

Es geschieht nicht seinetwegen, ihm wird davon nichts aufstossen.

Frz.: Ce n'est pas pour vous que le four chauffe. (Kritzinger, 329a.)

*110 Der Ofen schilt den Schornstein: schwarzer Gesell.

Holl.: De oven verwijt den schoorsteen, dat hij zwart is. (Harrebomée, II, 156b.)

*111 Der Ofen wird bei ihr bald einfallen.Eiselein, 499.

Von einer ihre baldige Entbindung erwartenden Frau.

*112 Der Ofen würde eingefallen sein, wenn er gebacken hätte.

Von jemand, der bei allen seinen Unternehmungen Unglück hat.

Frz.: Si ieusse voulu cuire, le font fust cheut. (Bovill, I, 226b.)

*113 Der Of'n ist y g'falle. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 8.

Die Frau ist niedergekommen. In den griechisch-albanesischen Colonien Siciliens hat man, um zu sagen: Wann kommt die Frau nieder? die Redensart: Wann gibt's Erbsen? (Quando fareno li ceci?) oder man sagt, wenn die Niederkunft einer Frau bald erwartet wird: Wollen wir nicht die Erbsen werfen? (Vogliamo far li ceci?) Es herrscht nämlich dort die Sitte, dass wenn das Kind nach der Taufe wieder nach Hause kommt, eine Frau, in der Regel die Hebamme, an der Thür erscheint und geröstete Erbsen auf die Strasse wirft, [Spaltenumbruch] auf welcher sich dann andere Kinder versammeln, die, während sie jene Frau beim Namen rufen, sich gegenseitig drängen, stossen und schlagen, indem jedes soviel als möglich von den Erbsen zu erhaschen bemüht ist. Bei wohlhabenden Leuten wurden wol auch Süssigkeiten ausgeworfen, zur Zeit beschränkt sich der ganze Gebrauch aber nur auf die Aermern und auf Erbsen. Daher die obige Redensart. (Vgl. Gebräuche in den griechisch-albanesischen Colonien Siciliens in Frenzel, Unterhaltungen am häusl. Herd, II, 954.) Die neugeborenen Kinder werden aus dem Bach oder Fluss, aus dem Walde oder aus der Grube geholt. In Oesterreich reisen die Wöchnerinnen nach Rom, um sie zu holen. (Baumgarten, III, 7.) An andern Orten wachsen die Kinder auf Bäumen oder Sträuchern, oder der Storch bringt sie wie in Schlesien, der Rabe wie in Böhmen. – In der Mark heisst es, um die Niederkunft zu bezeichnen: Die Heiden sind eingebrochen. Die Wenden der Oberlausitz sagen: Der Ofen ist uns eingestürzt. In Holland sagt man, wenn eine sehr junge Frau entbunden worden ist: Das Lamm hat gelämmert; wie man in Frankreich und Italien Kindern das Dickwerden der Schwängern mit den Worten erklärt, sie sei von einer Schlange gebissen worden. Zur Bezeichnung der Niederkunft einer Frau haben die Franzosen auch die Redensart: Kleine Pasteten ausschneiden, und die untern Volksklassen sagen: Pisser des os. (Reinsberg VII, 17.)

*114 Doa söllet' mer 'n Ouf'n (Ofen) ei'warfen. (Franken.) – Frommann, VI, 321, 302.

Ausruf der Verwunderung, z. B. bei einem unerwarteten Besuch.

*115 Du bläsest in einen kalten Ofen.

Lat.: Littori loqueris. (Binder I, 885; II, 1683; Philippi, I, 227; Erasm., 389.)

*116 Einen hinter den Ofen führen.Eiselein, 499.

*117 Er hat aus mehr als einem Ofen Brot gegessen.

Der Vielerfahrene.

*118 Er hat erst aus Einem Ofen Brot gegessen.

Er ist noch nicht aus dem Vaterhause weggekommen.

*119 Er hat (ist) hinter demselben Ofen gesessen.Eiselein, 499; Braun, I, 3140.

*120 Er ist in einem heissen Ofen gebacken.

Holl.: Hij is in een' heeten oven gebakken. (Harrebomée, II, 157a.)

*121 Er ist nicht hinter dem Ofen der Mutter weggekommen.

Die Isländer sagen von einem solchen Menschen: Nichts ist unbeholfener als ein lahmer Bär, ein leckes Schiff und ein Bursche, der nie hinter dem Ofen weggekommen ist. (Reinsberg VII, 73.) In Böhmen sagt man: Hinter dem Ofen wird ein Kalb erzogen. Doma se vychová tele. (Čelakovský, 287.)

Frz.: Cet homme n'a rien vu que par le trou d'une bouteille. (Lendroy, 220.) – Il n'a jamais bougé du coin de son feu. (Leroux, I, 46.)

*122 Er ist nicht hinter dem Ofen hervorgekommen.Frischbier2, 2833.

Holl.: Hij is achter den oven opgevoed. (Harrebomée, II, 157a.)

*123 Er könnte hinterm Ofen der Brüthenne das Nest hüten.

Spott auf feige Soldaten oder verweichlichte Menschen überhaupt.

*124 Er liegt hinterm Ofen und wärmt sich die Zähne.

Versuch, die Preisaufgabe des Nichtsthuns zu lösen.

*125 Er will sich an jedem Ofen wärmen, aber keinen bauen.

*126 Es ist eben als wann einer in einn kalten ofen blässt.Franck, II, 20a; Eiselein, 499.

Von erfolgloser Arbeit, unnützem Treiben.

Lat.: Littori loqueris. (Seybold, 281.)

*127 Es ist ein hübscher Ofen im Haus.Eiselein, 499.

Ofen steht wie Geige sehr oft für Frau, und so auch hier.

*128 Es ist ein Ofen hier.

Wird gesagt, wenn jemand zugegen ist, der das, was man bespricht, nicht hören soll. (S. Schindeln.)

*129 Gegen einen heissen Ofen blasen.

Vergeblicher Kampf mit der Uebermacht.

*130 Geht zum Ofen und wärmt euch.Schöpf, 480.

*131 Hinter dem Ofen sitzen und die Kacheln ausblasen.

D. i. faulenzen.

*132 Hinterm Ofen bleiben wie der Essigkrug.

„Sie ist heusslich, vnnd bleibet bey jhrem Manne vnd jhrem Hause hinterm Ofen, wie der Essigkrug.“ (Mathesy, 164b.)

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[[560]/0574] 90 Wer nicht selbst hinter dem Ofen gesessen hat, sucht auch keinen andern dort. 91 Wer selber in den Ofen schlafen kriecht, muss nach dem andern nicht mit der Ofengabel stechen. (Ruth.) 92 Wer selbst im Ofen gesteckt, sucht sich einen Gesellen darin. 93 Wer übel in den Ofen schiebt, wie soll der recht Brot herauskriegen. Frz.: A mal enfourner on fait les pains cornus. (Gaal, 68.) Holl.: Die altijd met den laatsten oven bakken, het is zelden, dat zij goed brood t'huis krijgen. (Harrebomée, II, 157a.) 94 Wer wider einen grossen Ofen blasen wil, der muss ein gross Maul haben. – Schottel, 1116a. 95 Wessen Ofen geheizt ist, der meint, es sei überall Sommer. – Simrock, 7633; Körte, 4554. 96 Wider einen Ofen ist schlimm gapen. Dän.: Det er ondt at gabe mod en ovns mund. (Bohn I, 361.) Engl.: No gaping against an oven. (Bohn II, 97.) Frz.: C'est folie de béer contre un four. (Bohn I, 11.) 97 Wie man den Ofen heizt, so wärmt er. Auch russisch Altmann V, 97. 98 Wier um Îwe sässt um nächsten, kâ sich äinjde wärmen am bêssten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 426. 99 Wird der Ofen kalt, gehn die Freunde bald. It.: Tanto dura l'amicizia quanto dura il danaro. (Pazzaglia, 10, 19.) 100 Zum kleinen Offen darff man wenig Holtz. – Lehmann, 427, 4. *101 Alle wie aus Einem Ofen. – Braun, I, 3139. *102 Bei ihm friert der Ofen. Lat.: Friget caminus, vel camino alget plus nihil. (Bovill, 165.) *103 Da könnt' der Ofen einfallen. So sonderbar, merkwürdig ist das. Jüdisch- deutsch in Warschau gebraucht man beim Eintreten eines seltenen Besuchs die Redensart: Warft heraus dem Ojwen, als wollte man durch irgendein Ereigniss, wie das Einschlagen des Ofens, es verewigen. *104 Da soll ma ja gleich n' Ofen einschlagn. (Oberösterreich.) Ausruf wenn etwas Seltenes geschieht. *105 De Av mênt et gôd. – Schütze, I, 52. Der Ofen meint es gut, er ist geheizt. *106 De könnt Awens utschmere. – Frischbier2, 2835. Der Bettler. *107 De Oewe is katolsk. (Westf.) Scherzweis, wenn er heiss ist; ob wegen der Lautähnlichkeit aus calidus zusammengezogen? *108 Den Ofen hüten. – Braun, I, 3134. Sich gern in der Nähe des warmen Ofens aufhalten, auch zu Hause sitzen. Frz.: Faire couvade. (Kritzinger, 186b.) *109 Der Ofen ist nicht für ihn geheizt. Es geschieht nicht seinetwegen, ihm wird davon nichts aufstossen. Frz.: Ce n'est pas pour vous que le four chauffe. (Kritzinger, 329a.) *110 Der Ofen schilt den Schornstein: schwarzer Gesell. Holl.: De oven verwijt den schoorsteen, dat hij zwart is. (Harrebomée, II, 156b.) *111 Der Ofen wird bei ihr bald einfallen. – Eiselein, 499. Von einer ihre baldige Entbindung erwartenden Frau. *112 Der Ofen würde eingefallen sein, wenn er gebacken hätte. Von jemand, der bei allen seinen Unternehmungen Unglück hat. Frz.: Si ieusse voulu cuire, le font fust cheut. (Bovill, I, 226b.) *113 Der Of'n ist y g'falle. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 8. Die Frau ist niedergekommen. In den griechisch-albanesischen Colonien Siciliens hat man, um zu sagen: Wann kommt die Frau nieder? die Redensart: Wann gibt's Erbsen? (Quando fareno li ceci?) oder man sagt, wenn die Niederkunft einer Frau bald erwartet wird: Wollen wir nicht die Erbsen werfen? (Vogliamo far li ceci?) Es herrscht nämlich dort die Sitte, dass wenn das Kind nach der Taufe wieder nach Hause kommt, eine Frau, in der Regel die Hebamme, an der Thür erscheint und geröstete Erbsen auf die Strasse wirft, auf welcher sich dann andere Kinder versammeln, die, während sie jene Frau beim Namen rufen, sich gegenseitig drängen, stossen und schlagen, indem jedes soviel als möglich von den Erbsen zu erhaschen bemüht ist. Bei wohlhabenden Leuten wurden wol auch Süssigkeiten ausgeworfen, zur Zeit beschränkt sich der ganze Gebrauch aber nur auf die Aermern und auf Erbsen. Daher die obige Redensart. (Vgl. Gebräuche in den griechisch-albanesischen Colonien Siciliens in Frenzel, Unterhaltungen am häusl. Herd, II, 954.) Die neugeborenen Kinder werden aus dem Bach oder Fluss, aus dem Walde oder aus der Grube geholt. In Oesterreich reisen die Wöchnerinnen nach Rom, um sie zu holen. (Baumgarten, III, 7.) An andern Orten wachsen die Kinder auf Bäumen oder Sträuchern, oder der Storch bringt sie wie in Schlesien, der Rabe wie in Böhmen. – In der Mark heisst es, um die Niederkunft zu bezeichnen: Die Heiden sind eingebrochen. Die Wenden der Oberlausitz sagen: Der Ofen ist uns eingestürzt. In Holland sagt man, wenn eine sehr junge Frau entbunden worden ist: Das Lamm hat gelämmert; wie man in Frankreich und Italien Kindern das Dickwerden der Schwängern mit den Worten erklärt, sie sei von einer Schlange gebissen worden. Zur Bezeichnung der Niederkunft einer Frau haben die Franzosen auch die Redensart: Kleine Pasteten ausschneiden, und die untern Volksklassen sagen: Pisser des os. (Reinsberg VII, 17.) *114 Doa söllet' mer 'n Ouf'n (Ofen) ei'warfen. (Franken.) – Frommann, VI, 321, 302. Ausruf der Verwunderung, z. B. bei einem unerwarteten Besuch. *115 Du bläsest in einen kalten Ofen. Lat.: Littori loqueris. (Binder I, 885; II, 1683; Philippi, I, 227; Erasm., 389.) *116 Einen hinter den Ofen führen. – Eiselein, 499. *117 Er hat aus mehr als einem Ofen Brot gegessen. Der Vielerfahrene. *118 Er hat erst aus Einem Ofen Brot gegessen. Er ist noch nicht aus dem Vaterhause weggekommen. *119 Er hat (ist) hinter demselben Ofen gesessen. – Eiselein, 499; Braun, I, 3140. *120 Er ist in einem heissen Ofen gebacken. Holl.: Hij is in een' heeten oven gebakken. (Harrebomée, II, 157a.) *121 Er ist nicht hinter dem Ofen der Mutter weggekommen. Die Isländer sagen von einem solchen Menschen: Nichts ist unbeholfener als ein lahmer Bär, ein leckes Schiff und ein Bursche, der nie hinter dem Ofen weggekommen ist. (Reinsberg VII, 73.) In Böhmen sagt man: Hinter dem Ofen wird ein Kalb erzogen. Doma se vychová tele. (Čelakovský, 287.) Frz.: Cet homme n'a rien vu que par le trou d'une bouteille. (Lendroy, 220.) – Il n'a jamais bougé du coin de son feu. (Leroux, I, 46.) *122 Er ist nicht hinter dem Ofen hervorgekommen. – Frischbier2, 2833. Holl.: Hij is achter den oven opgevoed. (Harrebomée, II, 157a.) *123 Er könnte hinterm Ofen der Brüthenne das Nest hüten. Spott auf feige Soldaten oder verweichlichte Menschen überhaupt. *124 Er liegt hinterm Ofen und wärmt sich die Zähne. Versuch, die Preisaufgabe des Nichtsthuns zu lösen. *125 Er will sich an jedem Ofen wärmen, aber keinen bauen. *126 Es ist eben als wann einer in einn kalten ofen blässt. – Franck, II, 20a; Eiselein, 499. Von erfolgloser Arbeit, unnützem Treiben. Lat.: Littori loqueris. (Seybold, 281.) *127 Es ist ein hübscher Ofen im Haus. – Eiselein, 499. Ofen steht wie Geige sehr oft für Frau, und so auch hier. *128 Es ist ein Ofen hier. Wird gesagt, wenn jemand zugegen ist, der das, was man bespricht, nicht hören soll. (S. Schindeln.) *129 Gegen einen heissen Ofen blasen. Vergeblicher Kampf mit der Uebermacht. *130 Geht zum Ofen und wärmt euch. – Schöpf, 480. *131 Hinter dem Ofen sitzen und die Kacheln ausblasen. D. i. faulenzen. *132 Hinterm Ofen bleiben wie der Essigkrug. „Sie ist heusslich, vnnd bleibet bey jhrem Manne vnd jhrem Hause hinterm Ofen, wie der Essigkrug.“ (Mathesy, 164b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [560]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/574>, abgerufen am 22.11.2024.