Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] der Unendlichkeit erheben. Selbst werthlos erhöht sie durch ihre Geselligkeit alles im Werth. Bald klemmt sie sich in die Mitte der Reihe, um die Blösse einer Abwesenheit mit ihrem Leibe zu decken; bald stellt sie sich vorn hin, um allzu grosse Ansprüche zu dämpfen." 3 Eine Null allein gilt nichts. Aber sie besitzt das Vermögen, der geltenden Ziffer den Werth zu erhöhen. "Wie viel Nullen fasst nicht die Welt; aber siehe, der grosse Rechenmeister setzt eine Eins vor, und sie zählen." (Witzfunken, IVa, 185.) Dän.: Et null gielder intet, men saetter man et stark Chiffer dortil, gielder det meget. (Prov. dan., 432.) 4 Ist einer ein Noll, so trachte er dahin, das er sich einer ansehnlichen Ziffer zur seite stell, so gilt er viel. - Lehmann, 773, 19. 5 Null von (für, mit) Null geht auf. - Frischbier2, 2806. Frz.: Trois de trois ne reste rien. 6 Null zu Null gibt Null. - B. Goltz, Die Bildung, I, 23. 7 Nullen gelten nur, wenn eine Zahl an der Spitze steht. "Ahnen sind für den nur Nullen, der als Null zu ihnen tritt. Steh als Zahl an ihrer Spitze, und die Nullen zählen mit." (W. Müller, 56.) 8 Nullen haben einen grossen Werth, wenn sie am rechten Orte stehen. - Mayer, II, 78. 9 Wo eine Null steht, hat auch eine Neun Platz. *10 Eine Null ohne Ziffer. - Eiselein, 496. Holl.: Hij eis eene nul in't cijfer. (Harrebomee, II, 131b.) *11 Er ist die Null, ich bin die Eins. Holl.: Het is altijd nul; ik houd er een. (Harrebomee, II, 131.) *12 Er ist eine wahre Null. Seine Stimme gilt nichts. Engl.: To stand for cypher. (Bohn II, 155.) Frz.: C'est un zero en chiffre. (Lendroy, 420.) Lat.: Vulturis umbra. (Philippi, II, 263.) Null (Adv.). * Das ist null und nichtig. - Klix, 51. Nullen. * Er hat erst zweimal genullt. - Frischbier2, 2807. Er ist erst zweimal zehn Jahre alt geworden. Nümig. * He 's so nümig (ist oder thut so klug) as harr he d' Weisheit mit Läpels fräten. (Jever.) - Firmenich, III, 12, 9. Nummer. 1 Man muss nicht alles auf Eine Nummer setzen. Lat.: Ne uni navi facultates commiseris. (Philippi, II, 21.) *2 Er hat bei ihm eine gute Nummer. Ist sehr gut angeschrieben bei ihm, steht in Gunst. Nummis. Qui non habet in Nummis1, dem hilft nicht, dass er frumm ist (denn der da gibt Nummis, der machet schlecht [gerade] was krumm ist). (S. Pecunia.) - Luther's Tischr., Append.; Lehmann, 223, 86; Petri, II, 508; Binder II, 2791; Eiselein, 496; Einfälle, 281; Simrock, 7600; Theatrum Diabolorum, 538b. 1) Wer nicht Geld hat. - Der Spruch kommt auch in folgender Fassung vor: Qui habet in nummis, gilt was, selbst wenn er dumm is; qui non habet in nummis, gilt nichts, selbst wenn er frumm is. (Frischbier, 2808.) Auch in dieser Form: Munera da summis, so wird wol recht, was da krumm ist; munera si non das, so wird wol krumm, was da recht was. (Witzfunken, IVb, 171.) Lat.: Tu nihil es, nisi des; ergo des, respice, cui des, sic verbum do, das nutrit amicitias. (Chaos, 450.) Nun. 1 Na nu, säd de Baur, on makt en Borg, on de Eddelmann en Windhund. (Danziger Nehrung.) - Frischbier2, 2721. 2 Na nu, schwere Nöther, dat öss doch beter. - Frischbier2, 2722. 3 Na nu, seggt de Baur, on wet von nuscht. - Frischbier2, 2723. 4 Na nu, seggt de Wulf tor Su, on da nehm he se ok all. - Frischbier2, 2724. Nunc. Quid nunc, sagte Funk und stopfte sich die Pfeife. - Hoefer, 878. Nündrecht. Nündrechts1 thut nündrechts, hat der Bettelmann zum Grüschwegger gesagt. (Schweiz.) - Hoefer, 59. Nünd = nichts, damit die Zusammensetzungen nündnutz, nündrecht u. s. w. (Stalder, II, 245.) Nürnberg. 1 Es hat einer zu Nürnberg so nahe zum Himmel als zu Rohm, vnd auch so nahe zur Hölle. - Lehmann, 365, 9. 2 Es hengen die von Nürnberg keinen, sie haben jhn denn. - Petri, II, 252. "Du aber must wissen, dass die Herren von Nürnberg keinen henken lassen, sie haben ihn denn." (Simplic., 609.) 3 Es ist nur Ein Nürnberg. Ueber dies Sprichwort vgl. G. A. Will, Histor.- diplomat. Magazin, Nürnberg 1771, II, 415 fg. Ueber ein anderes, Nürnberg betreffendes Sprichwort vgl. J. Ch. Siebenkees, Materialien zur nürnberg. Geschichte (Nürnberg 1792, 8.), S. 636-638. 4 In Nürnberg müssen die alten Jungfern mit den Bärten alter Junggesellen den weissen Thurm fegen. (S. Jungfer 15 und Mutschel.) - Illustrirte Zeitung, Nr. 1322. 5 Manchen irret Nürnberg, der kein Hauss drin hat. - Petri, II, 448. 6 Nürnberg ist das Vaterland der Klugheit und das Wohnhaus der Künstler. - Deutsche Romanzeitung, III, 41, 391. Aeneas Sylvius (Papst Pius II.) sagte: "Wenn doch die Könige in Schottland so wohnten wie die gemeinen Bürger zu Nürnberg." 7 Nürnberg ist der Mittelpunkt Deutschlands und Europas. - Deutsche Romanzeitung, III, 41, 391. 8 Nürnberg ist Deutschlands Schmuckkästchen. "So hat man Nürnberg mit Recht genannt und jedermann stimmt in den allbekannten Lobspruch: Wenn einer Deuschland kennen und Deutschland lieben soll, wird man ihn Nürnberg nennen, der edeln Künste voll." (Gartenlaube, 1870, Nr. 29, S. 464.) 9 Was geht mich Nürnberg an, ich habe kein Haus darin. - Eiselein, 496; Simrock, 7605a. Um zu sagen: Was gehen mich die Angelegenheiten anderer an; was mich nicht brennt, das brauch' ich nicht zu löschen. Dän.: Bekymer sig om Nyrnbergee hvor man ei har een stan udi. (Prov. dan., 64.) Lat.: Mihi isthic nec seritur, nec metitur. (Plautus.) (Binder II, 1854; Hanzely, 30; Philippi, I, 249; Sutor, 609; Seybold, 263.) 10 Was macht man nicht zu Nürnberg ums Geld. - Simrock, 7601. 11 Wenn du zu Nürnberg wärst, so gäbe man dir die Wahl. - Germania, XI, 343. Sprichwörtliche Redensart im 16. Jahrhundert. (Album des lit. Vereins zu Nürnberg, 1865, S. 76-80.) 12 Wenn Nurmberg mein were, so wolt ichs zu Bamberg verzeren. (S. Naumburg.) - Agricola I, 345; Franck, I, 71; II, 18; Gruter, I, 74; Sailer, 131; Egenolff, 185b; Eiselein, 496; Berckenmeyer, 242; Simrock, 7607; Körte, 4604; Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393. In Nürnberg herrschte Kunst, Gewerbfleiss; im reichen Bisthum Bamberg war wenig Arbeit, aber desto mehr Wohlleben und besonders waren, wie Agricola bemerkt, die Ansichten in Bezug auf den Genuss der sinnlichen Liebe sehr liberal, was in Nürnberg nicht der Fall gewesen sein soll. In Pauli's Postilla (I, 422a) heisst es in Bezug auf das vorstehende Sprichwort: "Bamberg ist eine sehr liebliche Stadt, welche keine Stadtmauern, aber um sich Berge, Hügel, viele Gärten und einen gar fruchtbaren Boden hat. Es gibt daselbst gar viele Melonen, Süssholz und andere wohlschmeckende Sachen." Die Illustrirte Zeitung (Nr. 1476, S. 286) sagt über das obige Sprichwort: "Nur der wird den alten Spruch recht verstehen, der nicht blos die beiden Städte, sondern auch deren Geschichte genau kennt. Der Sinn geht dahin, dass Bamberg mehr für den Genuss bietet als das gewerbthätige Nürnberg. Es liegt schon ungemein malerisch in einer lieblichen Gegend auf sieben Hügeln und in dem Thal zerstreut. Ueberall trifft der Wanderer Zeichen, dass er sich in der ehemaligen Residenz eines hohen Kirchenfürsten befindet, wo ehemals sybaritischer Luxus und üppige Weichlichkeit geherrscht haben müssen. Wer sich also zu seinem Lebenszweck den Genuss gestellt hatte, war in Bamberg mehr an seinem Orte als in Nürnberg, wo damals wie heute nützliche Thätigkeit obenan steht." Ueber Bamberg vgl. auch Deutsches Magazin von O. Seehagen, Berlin 1863, 3. Jahrg., 31. Holl.: Wanneer Neurenburg mijn was, zoo wilde ik het te Bamberg verteren. (Harrebomee, II, 122b.) Lat.: Qui satur est pleno laudat jejunia ventre, et quem premit sitis est sitientibus asper. (Sutor, 155.) [Spaltenumbruch] der Unendlichkeit erheben. Selbst werthlos erhöht sie durch ihre Geselligkeit alles im Werth. 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J. Ch. Siebenkees, Materialien zur nürnberg. Geschichte (Nürnberg 1792, 8.), S. 636-638. 4 In Nürnberg müssen die alten Jungfern mit den Bärten alter Junggesellen den weissen Thurm fegen. (S. Jungfer 15 und Mutschel.) – Illustrirte Zeitung, Nr. 1322. 5 Manchen irret Nürnberg, der kein Hauss drin hat. – Petri, II, 448. 6 Nürnberg ist das Vaterland der Klugheit und das Wohnhaus der Künstler. – Deutsche Romanzeitung, III, 41, 391. 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der Unendlichkeit erheben. Selbst werthlos erhöht sie durch ihre Geselligkeit alles im Werth. Bald klemmt sie sich in die Mitte der Reihe, um die Blösse einer Abwesenheit mit ihrem Leibe zu decken; bald stellt sie sich vorn hin, um allzu grosse Ansprüche zu dämpfen.“
3 Eine Null allein gilt nichts.
Aber sie besitzt das Vermögen, der geltenden Ziffer den Werth zu erhöhen. „Wie viel Nullen fasst nicht die Welt; aber siehe, der grosse Rechenmeister setzt eine Eins vor, und sie zählen.“ (Witzfunken, IVa, 185.)
Dän.: Et null gielder intet, men sætter man et stark Chiffer dortil, gielder det meget. (Prov. dan., 432.)
4 Ist einer ein Noll, so trachte er dahin, das er sich einer ansehnlichen Ziffer zur seite stell, so gilt er viel. – Lehmann, 773, 19.
5 Null von (für, mit) Null geht auf. – Frischbier2, 2806.
Frz.: Trois de trois ne reste rien.
6 Null zu Null gibt Null. – B. Goltz, Die Bildung, I, 23.
7 Nullen gelten nur, wenn eine Zahl an der Spitze steht.
„Ahnen sind für den nur Nullen, der als Null zu ihnen tritt. Steh als Zahl an ihrer Spitze, und die Nullen zählen mit.“ (W. Müller, 56.)
8 Nullen haben einen grossen Werth, wenn sie am rechten Orte stehen. – Mayer, II, 78.
9 Wo eine Null steht, hat auch eine Neun Platz.
*10 Eine Null ohne Ziffer. – Eiselein, 496.
Holl.: Hij îs eene nul in't cijfer. (Harrebomée, II, 131b.)
*11 Er ist die Null, ich bin die Eins.
Holl.: Het is altijd nul; ik houd er één. (Harrebomée, II, 131.)
*12 Er ist eine wahre Null.
Seine Stimme gilt nichts.
Engl.: To stand for cypher. (Bohn II, 155.)
Frz.: C'est un zéro en chiffre. (Lendroy, 420.)
Lat.: Vulturis umbra. (Philippi, II, 263.)
Null (Adv.).
* Das ist null und nichtig. – Klix, 51.
Nullen.
* Er hat erst zweimal genullt. – Frischbier2, 2807.
Er ist erst zweimal zehn Jahre alt geworden.
Nümig.
* He 's so nümig (ist oder thut so klug) as harr he d' Wîsheit mit Läpels fräten. (Jever.) – Firmenich, III, 12, 9.
Nummer.
1 Man muss nicht alles auf Eine Nummer setzen.
Lat.: Ne uni navi facultates commiseris. (Philippi, II, 21.)
*2 Er hat bei ihm eine gute Nummer.
Ist sehr gut angeschrieben bei ihm, steht in Gunst.
Nummis.
Qui non habet in Nummis1, dem hilft nicht, dass er frumm ist (denn der da gibt Nummis, der machet schlecht [gerade] was krumm ist). (S. Pecunia.) – Luther's Tischr., Append.; Lehmann, 223, 86; Petri, II, 508; Binder II, 2791; Eiselein, 496; Einfälle, 281; Simrock, 7600; Theatrum Diabolorum, 538b.
1) Wer nicht Geld hat. – Der Spruch kommt auch in folgender Fassung vor: Qui habet in nummis, gilt was, selbst wenn er dumm is; qui non habet in nummis, gilt nichts, selbst wenn er frumm is. (Frischbier, 2808.) Auch in dieser Form: Munera da summis, so wird wol recht, was da krumm ist; munera si non das, so wird wol krumm, was da recht was. (Witzfunken, IVb, 171.)
Lat.: Tu nihil es, nisi des; ergo des, respice, cui des, sic verbum do, das nutrit amicitias. (Chaos, 450.)
Nun.
1 Na nu, säd de Bûr, on makt en Borg, on de Eddelmann en Windhund. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 2721.
2 Na nu, schwere Nöther, dat öss doch beter. – Frischbier2, 2722.
3 Na nu, seggt de Bûr, on wêt von nuscht. – Frischbier2, 2723.
4 Na nu, seggt de Wulf tor Su, on da nehm he se ok all. – Frischbier2, 2724.
Nunc.
Quid nunc, sagte Funk und stopfte sich die Pfeife. – Hoefer, 878.
Nündrecht.
Nündrechts1 thut nündrechts, hat der Bettelmann zum Grüschwegger gesagt. (Schweiz.) – Hoefer, 59.
Nünd = nichts, damit die Zusammensetzungen nündnutz, nündrecht u. s. w. (Stalder, II, 245.)
Nürnberg.
1 Es hat einer zu Nürnberg so nahe zum Himmel als zu Rohm, vnd auch so nahe zur Hölle. – Lehmann, 365, 9.
2 Es hengen die von Nürnberg keinen, sie haben jhn denn. – Petri, II, 252.
„Du aber must wissen, dass die Herren von Nürnberg keinen henken lassen, sie haben ihn denn.“ (Simplic., 609.)
3 Es ist nur Ein Nürnberg.
Ueber dies Sprichwort vgl. G. A. Will, Histor.- diplomat. Magazin, Nürnberg 1771, II, 415 fg. Ueber ein anderes, Nürnberg betreffendes Sprichwort vgl. J. Ch. Siebenkees, Materialien zur nürnberg. Geschichte (Nürnberg 1792, 8.), S. 636-638.
4 In Nürnberg müssen die alten Jungfern mit den Bärten alter Junggesellen den weissen Thurm fegen. (S. Jungfer 15 und Mutschel.) – Illustrirte Zeitung, Nr. 1322.
5 Manchen irret Nürnberg, der kein Hauss drin hat. – Petri, II, 448.
6 Nürnberg ist das Vaterland der Klugheit und das Wohnhaus der Künstler. – Deutsche Romanzeitung, III, 41, 391.
Aeneas Sylvius (Papst Pius II.) sagte: „Wenn doch die Könige in Schottland so wohnten wie die gemeinen Bürger zu Nürnberg.“
7 Nürnberg ist der Mittelpunkt Deutschlands und Europas. – Deutsche Romanzeitung, III, 41, 391.
8 Nürnberg ist Deutschlands Schmuckkästchen.
„So hat man Nürnberg mit Recht genannt und jedermann stimmt in den allbekannten Lobspruch: Wenn einer Deuschland kennen und Deutschland lieben soll, wird man ihn Nürnberg nennen, der edeln Künste voll.“ (Gartenlaube, 1870, Nr. 29, S. 464.)
9 Was geht mich Nürnberg an, ich habe kein Haus darin. – Eiselein, 496; Simrock, 7605a.
Um zu sagen: Was gehen mich die Angelegenheiten anderer an; was mich nicht brennt, das brauch' ich nicht zu löschen.
Dän.: Bekymer sig om Nyrnbergee hvor man ei har een stan udi. (Prov. dan., 64.)
Lat.: Mihi isthic nec seritur, nec metitur. (Plautus.) (Binder II, 1854; Hanzely, 30; Philippi, I, 249; Sutor, 609; Seybold, 263.)
10 Was macht man nicht zu Nürnberg ums Geld. – Simrock, 7601.
11 Wenn du zu Nürnberg wärst, so gäbe man dir die Wahl. – Germania, XI, 343.
Sprichwörtliche Redensart im 16. Jahrhundert. (Album des lit. Vereins zu Nürnberg, 1865, S. 76-80.)
12 Wenn Nurmberg mein were, so wolt ichs zu Bamberg verzeren. (S. Naumburg.) – Agricola I, 345; Franck, I, 71; II, 18; Gruter, I, 74; Sailer, 131; Egenolff, 185b; Eiselein, 496; Berckenmeyer, 242; Simrock, 7607; Körte, 4604; Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393.
In Nürnberg herrschte Kunst, Gewerbfleiss; im reichen Bisthum Bamberg war wenig Arbeit, aber desto mehr Wohlleben und besonders waren, wie Agricola bemerkt, die Ansichten in Bezug auf den Genuss der sinnlichen Liebe sehr liberal, was in Nürnberg nicht der Fall gewesen sein soll. In Pauli's Postilla (I, 422a) heisst es in Bezug auf das vorstehende Sprichwort: „Bamberg ist eine sehr liebliche Stadt, welche keine Stadtmauern, aber um sich Berge, Hügel, viele Gärten und einen gar fruchtbaren Boden hat. Es gibt daselbst gar viele Melonen, Süssholz und andere wohlschmeckende Sachen.“ Die Illustrirte Zeitung (Nr. 1476, S. 286) sagt über das obige Sprichwort: „Nur der wird den alten Spruch recht verstehen, der nicht blos die beiden Städte, sondern auch deren Geschichte genau kennt. Der Sinn geht dahin, dass Bamberg mehr für den Genuss bietet als das gewerbthätige Nürnberg. Es liegt schon ungemein malerisch in einer lieblichen Gegend auf sieben Hügeln und in dem Thal zerstreut. Ueberall trifft der Wanderer Zeichen, dass er sich in der ehemaligen Residenz eines hohen Kirchenfürsten befindet, wo ehemals sybaritischer Luxus und üppige Weichlichkeit geherrscht haben müssen. Wer sich also zu seinem Lebenszweck den Genuss gestellt hatte, war in Bamberg mehr an seinem Orte als in Nürnberg, wo damals wie heute nützliche Thätigkeit obenan steht.“ Ueber Bamberg vgl. auch Deutsches Magazin von O. Seehagen, Berlin 1863, 3. Jahrg., 31.
Holl.: Wanneer Neurenburg mijn was, zoo wilde ik het te Bamberg verteren. (Harrebomée, II, 122b.)
Lat.: Qui satur est pleno laudat jejunia ventre, et quem premit sitis est sitientibus asper. (Sutor, 155.)
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