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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *2 Die Nelke ist schön (riecht gut), aber sie steht in Nesseln.

Von einem Menschen, der zwar gute Eigenschaften besitzt, die aber durch schlimme überwogen werden.

Böhm.: Dobry to syr; skoda ho, ze psi kozi ovinut. (Celakovsky, 218.)


Nemerow.

* He is ok von Nemerow un nich von Geberow.

D. h. er nimmt lieber als er gibt. Gross- und Klein-Nemerow sind Ortschaften in Mecklenburg-Strelitz in der Gegend von Neubrandenburg.


Nenne.

E-n-alti Nenne1 hilft huse. (Solothurn.) - Schild, 99, 9.

1) Bei Schild: altes Pferd; bei Stalder (II, 230): Mutter in der Kindersprache. Italienisch nena = Säugamme, nonno Grossvater, nonna Grossmutter.


Nennen.

1 Diar Neman nemt, diar nemen klemt (Amrum.) - Haupt, VIII, 366, 249.

Was niemand nennt, drückt niemand.

2 Jeder nennt's (das Ding, die Sache) nach seiner Weise.

Ein russisches Sprichwort sagt: Wer das Gerstenfeld hat, nennt den Juli Gerstenmonat; wer das Bohnenfeld hat, heisst ihn Bohnenmonat. (Altmann V.)

3 Wie er mich nennt, so hat er mich genannt, wenn er mir nur was gibt. (Posen.)


Nequam.

* Er ist ein Nequam per omnes casus. - Mathesy, 194b.

Lat.: Nam nequam est generis omnis et indeclinabile, habet per omnes casus nequam.


Ners (s. Arsch und Ers).

1 Darten Ners, darten Ners, hadde de Kerel segt, hadde 't Kalv bei de Stert uphulpen. (Ostfries.) - Hoefer, 599.

2 'N sittend Ners un 'n liggend Gatt wet allteid wat. - Kern, 513.

Müssige Leute können sich viel ausdenken.

3 Sittende Ners kann völ bedenken. - Bueren, 1001.

*4 De Ners jöckt mi, dat gifft 'n god Botterjahr. - Kern, 517; Hauskalender, III.

Eine scherzhafte Kalenderregel.

*5 Der sall hun de Ners lank aver worden. - Kern, 515.

*6 Du kannst mi wat in de Ners licken. (S. Ellenbogen 6.) - Kern, 516.

*7 He sitt mit de Ners in't Botterfatt. - Kern, 514; Hauskalender, II.

Er sitzt weich und warm.

*8 He sitt mit de Ners na't Lucht ass de Holskenmakers. - Hauskalender, III.


Nerven.

1 Hast du in den Nerven keine Kraft, so hilft dir auch kein Knoblauchsaft.

"Dem hilft alles Studiren nicht, dem es an Genie gebricht." Auch schrieben die Alten dem Knoblauch die Kraft zu, dass er zur Liebe reize.

*2 Alle Nerven zu Hülfe nehmen.

*3 Er hat Nerven wie Dreierstricke. - Klix, 51.

*4 Er hat Nerven wie ein Batzenstrick. - Philippi, I, 94.

Lat.: Cornea fibra. (Persius.) (Binder II, 585; Philippi, I, 94.)

*5 Sie hat 'ne Nerve. (Pommern.)

Gesprochen: Nerfe. Sie ist ein empfindsames Frauenzimmer. Auch: Dafür hab' ich 'ne Nerve, d. h. das kann ich nicht.


Neschume.

* A jüdisches Neschume (Seele). (Jüdisch-deutsch. Warschau.)

Unterzieht sich jemand einer religiösen Handlung, die man von ihm nicht erwartet hätte, so sagt man, dass eine jüdische Seele nicht genug zu schätzen sei.


Nessel.

1 An einer Nessel ist weder Blatt noch Blüte schön. - Altmann V, 76.

Die Nessel brennt auch den Weisen. (Altmann VI, 409.)

2 Auch die Nessel ist eine Pflanze, aber man wählt sie nicht zum Tanze.

Die Russen: Auch die Nessel hat recht, wenn sie sagt, dass sie zu den Pflanzen gehöre. (Altmann VI, 389.)

3 Auch unter Nesseln wächst zuweilen ein Veilchen.

[Spaltenumbruch] 4 Bat 'ne guede Nietel wären well, dä brient frö. (Iserlohn.) - Woeste, 74, 218.

5 Den Nesseln schadet der Winter nicht.

Böhm.: By nebyl mraz na koprivy, byl by ten neplech vecne zivy. (Celakovsky, 34.)

Poln.: By nie mroz na zle pokrzywy, byl by ten chwast wiecznie ziwy. (Celakovsky, 34.)

6 Die Nessel im kaiserlichen Park brennt auch. - Altmann V, 87.

7 Die Nessel ist ein sauber Kraut, sagte der Teufel, es wischt sich niemand den Arsch daran.

Holl.: Brandnetels is zuiver kruid, zei de drommel, want daar veegt niemand zijn gat aan. (Harrebomee, II, 122b.)

8 Die schlimmste Nessel will auch einmal blühen im Jahr.

Die Russen: Auch die Nessel treibt Blüten, man merkt es ihnen aber an, von welchem Strauch sie kommen. - Auch die Nessel spricht gern von ihren Blüten. (Altmann VI, 404 u. 490.)

9 Je fester man eine Nessel anfasst, desto weniger brennt sie.

Frz.: Ortie poignante foul celui qui la plante. (Leroux, I, 54.)

10 Nessel brennt, wer sie angreifft. - Petri, II, 492.

11 Nesseln brennen Freunde und Feinde. - Simrock, 7502; Blum, 269; Körte, 4525; Braun, I, 3015.

Der Bösewicht schont weder den Guten noch den Schlechten, ihm ist es einerlei, ob er Freunde oder Feinde beleidigt, wenn er damit nur seinen Neigungen ein Genüge leistet. Im Plattdeutschen: Nöäteln brennen Find und Fründ. (Schlingmann, 1082.) Und sie brennen wo sie auch stehen, daher sagen die Russen: Die Nessel brennt auch des Zaren Hand, der Dorn sticht auch in des Zaren Fuss. (Altmann VI, 455.)

Dän.: Nelde braender saa snart ven som uven. (Prov. dan., 428.)

Schwed.: Nätzlan bränner bäde wän och owän. (Grubb, 598.)

12 Nesseln geben böse Salsen. - Winckler, VIII, 28.

13 Nesseln und Rosen wachsen nicht aus Einem Stock.

Die Russen: Wo die Nessel gedeiht, kann die Rose nicht wachsen. (Altmann VI, 420.)

14 Nesseln wachsen ohne Saaten, ohne Pflug und Spaten.

Die Russen: Es gibt mehr Nesseln als Rosen. (Altmann VI, 402.)

Schwed.: Nätzlan wäxer och af rägn och solskeen. (Grubb, 498.)

15 Nesseln wachsen ungesäet und Weizen nicht, auch wenn man ihn säet. (Lit.)

16 Unter Nesseln wächst gern die Erdbeere.

17 Verdorrte Nesseln brennen nicht.

Die Russen: Auch eine Nessel verwelkt zuletzt. (Altmann VI, 493.)

18 Was ein nessel soll werden, das brenndt zeitlich. - Nas, 35a u. 83a.

In der Neumark: Wat inne Neätel wert, breänt bi Tiden. (Engelien, 221.)

19 Was hilft es, dass die Nessel brennt, man kann doch kein Ei dabei sieden.

20 Was schlahe in der Nesslen Geschlecht, da thue bi ziten brennen. - Birlinger, 405; Altes St. Meinradsspiel.

21 Was zur Nessel werden will, brennt jung (zeitig). - Henisch, 502, 14; Petri, II, 612; Lehmann, 541, 66; Lehmann, II, 836, 182; Blum, 265; Gaal, 1212; Eiselein, 492; Lange, 593; Simplic., 624; Meinau, 226; Müller, 24, 3; Siebenkees, 59; Körte, 4526; Körte2, 5686; Simrock, 7190; Struve, II, 17; Braun, I, 3014; Masson, 229; Mayer, II, 9; für Waldeck: Curtze, 318, 53.

Wer einst eine Geissel für andere werden wird, zeigt seine menschenfeindliche Denkart und Handlungsweise schon in der Jugend. "Es brennt beizeiten und in der Still', was eine Nessel werden will." Was dagegen eine Aprikose werden will, sagen die Bulgaren, das neigt zur Weiche. (Altmann IV.) - "Ja, ja, woas anne Nessel werden wil, doas brennt bey Zeiten." (Keller, 165a.) "Daran man scharpe Nettel kendt, so baldt in der göget (Jugend) brendt." (Gryse, Fr. 9.) Dr. Schiller verweist bei diesem Sprichwort auf Leoprechting, Aus dem Lechrain.

Mhd.: Sun, si jehent alle ez brenne fruo daz zeeiner nezzeln werden sol. (Winsbeke.) (Mone, Anzeiger, III, 23, 5; Zingerle, 109.)

Böhm.: Co ma byti koprivou, zahy pali. - Co se koprivou byti stroji, hned z zeme lezouc pali. (Celakovsky, 306.)

Frz.: On cognoist tost l'ortie qui ortier doit. (Leroux, I, 54.)

[Spaltenumbruch] *2 Die Nelke ist schön (riecht gut), aber sie steht in Nesseln.

Von einem Menschen, der zwar gute Eigenschaften besitzt, die aber durch schlimme überwogen werden.

Böhm.: Dobrý to sýr; škoda ho, že psí koží ovinut. (Čelakovský, 218.)


Nemerow.

* He is ôk von Nemerow un nich von Geberow.

D. h. er nimmt lieber als er gibt. Gross- und Klein-Nemerow sind Ortschaften in Mecklenburg-Strelitz in der Gegend von Neubrandenburg.


Nenne.

E-n-alti Nenne1 hilft huse. (Solothurn.) – Schild, 99, 9.

1) Bei Schild: altes Pferd; bei Stalder (II, 230): Mutter in der Kindersprache. Italienisch nena = Säugamme, nonno Grossvater, nonna Grossmutter.


Nennen.

1 Diar Nêman nêmt, diar nêmen klêmt (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 249.

Was niemand nennt, drückt niemand.

2 Jeder nennt's (das Ding, die Sache) nach seiner Weise.

Ein russisches Sprichwort sagt: Wer das Gerstenfeld hat, nennt den Juli Gerstenmonat; wer das Bohnenfeld hat, heisst ihn Bohnenmonat. (Altmann V.)

3 Wie er mich nennt, so hat er mich genannt, wenn er mir nur was gibt. (Posen.)


Nequam.

* Er ist ein Nequam per omnes casus.Mathesy, 194b.

Lat.: Nam nequam est generis omnis et indeclinabile, habet per omnes casus nequam.


Nêrs (s. Arsch und Ers).

1 Darten Nêrs, darten Nêrs, hadde de Kêrel segt, hadde 't Kalv bî de Stêrt uphulpen. (Ostfries.) – Hoefer, 599.

2 'N sittend Nêrs un 'n liggend Gatt wêt alltîd wat.Kern, 513.

Müssige Leute können sich viel ausdenken.

3 Sittende Nêrs kann völ bedenken.Bueren, 1001.

*4 De Nêrs jöckt mi, dat gifft 'n gôd Botterjâhr.Kern, 517; Hauskalender, III.

Eine scherzhafte Kalenderregel.

*5 Der sall hun de Nêrs lank aver worden.Kern, 515.

*6 Du kannst mi wat in de Nêrs licken. (S. Ellenbogen 6.) – Kern, 516.

*7 He sitt mit de Nêrs in't Botterfatt.Kern, 514; Hauskalender, II.

Er sitzt weich und warm.

*8 He sitt mit de Nêrs na't Lucht ass de Holskenmakers.Hauskalender, III.


Nerven.

1 Hast du in den Nerven keine Kraft, so hilft dir auch kein Knoblauchsaft.

„Dem hilft alles Studiren nicht, dem es an Genie gebricht.“ Auch schrieben die Alten dem Knoblauch die Kraft zu, dass er zur Liebe reize.

*2 Alle Nerven zu Hülfe nehmen.

*3 Er hat Nerven wie Dreierstricke.Klix, 51.

*4 Er hat Nerven wie ein Batzenstrick.Philippi, I, 94.

Lat.: Cornea fibra. (Persius.) (Binder II, 585; Philippi, I, 94.)

*5 Sie hat 'ne Nerve. (Pommern.)

Gesprochen: Nerfe. Sie ist ein empfindsames Frauenzimmer. Auch: Dafür hab' ich 'ne Nerve, d. h. das kann ich nicht.


Neschume.

* A jüdisches Neschume (Seele). (Jüdisch-deutsch. Warschau.)

Unterzieht sich jemand einer religiösen Handlung, die man von ihm nicht erwartet hätte, so sagt man, dass eine jüdische Seele nicht genug zu schätzen sei.


Nessel.

1 An einer Nessel ist weder Blatt noch Blüte schön.Altmann V, 76.

Die Nessel brennt auch den Weisen. (Altmann VI, 409.)

2 Auch die Nessel ist eine Pflanze, aber man wählt sie nicht zum Tanze.

Die Russen: Auch die Nessel hat recht, wenn sie sagt, dass sie zu den Pflanzen gehöre. (Altmann VI, 389.)

3 Auch unter Nesseln wächst zuweilen ein Veilchen.

[Spaltenumbruch] 4 Bat 'ne guede Nietel wären well, dä brient frö. (Iserlohn.) – Woeste, 74, 218.

5 Den Nesseln schadet der Winter nicht.

Böhm.: By nebyl mráz na kopřivy, byl by ten neplech vĕčnĕ živý. (Čelakovský, 34.)

Poln.: By nie mróz na złe pokrzywy, był by ten chwast wiecznie žiwy. (Čelakovský, 34.)

6 Die Nessel im kaiserlichen Park brennt auch.Altmann V, 87.

7 Die Nessel ist ein sauber Kraut, sagte der Teufel, es wischt sich niemand den Arsch daran.

Holl.: Brandnetels is zuiver kruid, zei de drommel, want daar veegt niemand zijn gat aan. (Harrebomée, II, 122b.)

8 Die schlimmste Nessel will auch einmal blühen im Jahr.

Die Russen: Auch die Nessel treibt Blüten, man merkt es ihnen aber an, von welchem Strauch sie kommen. – Auch die Nessel spricht gern von ihren Blüten. (Altmann VI, 404 u. 490.)

9 Je fester man eine Nessel anfasst, desto weniger brennt sie.

Frz.: Ortie poignante foul celui qui la plante. (Leroux, I, 54.)

10 Nessel brennt, wer sie angreifft.Petri, II, 492.

11 Nesseln brennen Freunde und Feinde.Simrock, 7502; Blum, 269; Körte, 4525; Braun, I, 3015.

Der Bösewicht schont weder den Guten noch den Schlechten, ihm ist es einerlei, ob er Freunde oder Feinde beleidigt, wenn er damit nur seinen Neigungen ein Genüge leistet. Im Plattdeutschen: Nöäteln brennen Find und Fründ. (Schlingmann, 1082.) Und sie brennen wo sie auch stehen, daher sagen die Russen: Die Nessel brennt auch des Zaren Hand, der Dorn sticht auch in des Zaren Fuss. (Altmann VI, 455.)

Dän.: Nelde brænder saa snart ven som uven. (Prov. dan., 428.)

Schwed.: Nätzlan bränner bäde wän och owän. (Grubb, 598.)

12 Nesseln geben böse Salsen.Winckler, VIII, 28.

13 Nesseln und Rosen wachsen nicht aus Einem Stock.

Die Russen: Wo die Nessel gedeiht, kann die Rose nicht wachsen. (Altmann VI, 420.)

14 Nesseln wachsen ohne Saaten, ohne Pflug und Spaten.

Die Russen: Es gibt mehr Nesseln als Rosen. (Altmann VI, 402.)

Schwed.: Nätzlan wäxer och af rägn och solskeen. (Grubb, 498.)

15 Nesseln wachsen ungesäet und Weizen nicht, auch wenn man ihn säet. (Lit.)

16 Unter Nesseln wächst gern die Erdbeere.

17 Verdorrte Nesseln brennen nicht.

Die Russen: Auch eine Nessel verwelkt zuletzt. (Altmann VI, 493.)

18 Was ein nessel soll werden, das brenndt zeitlich.Nas, 35a u. 83a.

In der Neumark: Wat inne Neätel wert, breänt bi Tiden. (Engelien, 221.)

19 Was hilft es, dass die Nessel brennt, man kann doch kein Ei dabei sieden.

20 Was schlahe in der Nesslen Geschlecht, da thue bi ziten brennen.Birlinger, 405; Altes St. Meinradsspiel.

21 Was zur Nessel werden will, brennt jung (zeitig).Henisch, 502, 14; Petri, II, 612; Lehmann, 541, 66; Lehmann, II, 836, 182; Blum, 265; Gaal, 1212; Eiselein, 492; Lange, 593; Simplic., 624; Meinau, 226; Müller, 24, 3; Siebenkees, 59; Körte, 4526; Körte2, 5686; Simrock, 7190; Struve, II, 17; Braun, I, 3014; Masson, 229; Mayer, II, 9; für Waldeck: Curtze, 318, 53.

Wer einst eine Geissel für andere werden wird, zeigt seine menschenfeindliche Denkart und Handlungsweise schon in der Jugend. „Es brennt beizeiten und in der Still', was eine Nessel werden will.“ Was dagegen eine Aprikose werden will, sagen die Bulgaren, das neigt zur Weiche. (Altmann IV.) – „Ja, ja, woas anne Nessel werden wil, doas brennt bey Zeiten.“ (Keller, 165a.) „Daran man scharpe Nettel kendt, so baldt in der göget (Jugend) brendt.“ (Gryse, Fr. 9.) Dr. Schiller verweist bei diesem Sprichwort auf Leoprechting, Aus dem Lechrain.

Mhd.: Sun, si jehent alle ez brenne fruo daz zeîner nezzeln werden sol. (Winsbeke.) (Mone, Anzeiger, III, 23, 5; Zingerle, 109.)

Böhm.: Co má býti kopřivou, záhy pálí. – Co se kopřivou býti strojí, hned z zemĕ lezouc pálí. (Čelakovský, 306.)

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[[499]/0513] *2 Die Nelke ist schön (riecht gut), aber sie steht in Nesseln. Von einem Menschen, der zwar gute Eigenschaften besitzt, die aber durch schlimme überwogen werden. Böhm.: Dobrý to sýr; škoda ho, že psí koží ovinut. (Čelakovský, 218.) Nemerow. * He is ôk von Nemerow un nich von Geberow. D. h. er nimmt lieber als er gibt. Gross- und Klein-Nemerow sind Ortschaften in Mecklenburg-Strelitz in der Gegend von Neubrandenburg. Nenne. E-n-alti Nenne1 hilft huse. (Solothurn.) – Schild, 99, 9. 1) Bei Schild: altes Pferd; bei Stalder (II, 230): Mutter in der Kindersprache. Italienisch nena = Säugamme, nonno Grossvater, nonna Grossmutter. Nennen. 1 Diar Nêman nêmt, diar nêmen klêmt (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 249. Was niemand nennt, drückt niemand. 2 Jeder nennt's (das Ding, die Sache) nach seiner Weise. Ein russisches Sprichwort sagt: Wer das Gerstenfeld hat, nennt den Juli Gerstenmonat; wer das Bohnenfeld hat, heisst ihn Bohnenmonat. (Altmann V.) 3 Wie er mich nennt, so hat er mich genannt, wenn er mir nur was gibt. (Posen.) Nequam. * Er ist ein Nequam per omnes casus. – Mathesy, 194b. Lat.: Nam nequam est generis omnis et indeclinabile, habet per omnes casus nequam. Nêrs (s. Arsch und Ers). 1 Darten Nêrs, darten Nêrs, hadde de Kêrel segt, hadde 't Kalv bî de Stêrt uphulpen. (Ostfries.) – Hoefer, 599. 2 'N sittend Nêrs un 'n liggend Gatt wêt alltîd wat. – Kern, 513. Müssige Leute können sich viel ausdenken. 3 Sittende Nêrs kann völ bedenken. – Bueren, 1001. *4 De Nêrs jöckt mi, dat gifft 'n gôd Botterjâhr. – Kern, 517; Hauskalender, III. Eine scherzhafte Kalenderregel. *5 Der sall hun de Nêrs lank aver worden. – Kern, 515. *6 Du kannst mi wat in de Nêrs licken. (S. Ellenbogen 6.) – Kern, 516. *7 He sitt mit de Nêrs in't Botterfatt. – Kern, 514; Hauskalender, II. Er sitzt weich und warm. *8 He sitt mit de Nêrs na't Lucht ass de Holskenmakers. – Hauskalender, III. Nerven. 1 Hast du in den Nerven keine Kraft, so hilft dir auch kein Knoblauchsaft. „Dem hilft alles Studiren nicht, dem es an Genie gebricht.“ Auch schrieben die Alten dem Knoblauch die Kraft zu, dass er zur Liebe reize. *2 Alle Nerven zu Hülfe nehmen. *3 Er hat Nerven wie Dreierstricke. – Klix, 51. *4 Er hat Nerven wie ein Batzenstrick. – Philippi, I, 94. Lat.: Cornea fibra. (Persius.) (Binder II, 585; Philippi, I, 94.) *5 Sie hat 'ne Nerve. (Pommern.) Gesprochen: Nerfe. Sie ist ein empfindsames Frauenzimmer. Auch: Dafür hab' ich 'ne Nerve, d. h. das kann ich nicht. Neschume. * A jüdisches Neschume (Seele). (Jüdisch-deutsch. Warschau.) Unterzieht sich jemand einer religiösen Handlung, die man von ihm nicht erwartet hätte, so sagt man, dass eine jüdische Seele nicht genug zu schätzen sei. Nessel. 1 An einer Nessel ist weder Blatt noch Blüte schön. – Altmann V, 76. Die Nessel brennt auch den Weisen. (Altmann VI, 409.) 2 Auch die Nessel ist eine Pflanze, aber man wählt sie nicht zum Tanze. Die Russen: Auch die Nessel hat recht, wenn sie sagt, dass sie zu den Pflanzen gehöre. (Altmann VI, 389.) 3 Auch unter Nesseln wächst zuweilen ein Veilchen. 4 Bat 'ne guede Nietel wären well, dä brient frö. (Iserlohn.) – Woeste, 74, 218. 5 Den Nesseln schadet der Winter nicht. Böhm.: By nebyl mráz na kopřivy, byl by ten neplech vĕčnĕ živý. (Čelakovský, 34.) Poln.: By nie mróz na złe pokrzywy, był by ten chwast wiecznie žiwy. (Čelakovský, 34.) 6 Die Nessel im kaiserlichen Park brennt auch. – Altmann V, 87. 7 Die Nessel ist ein sauber Kraut, sagte der Teufel, es wischt sich niemand den Arsch daran. Holl.: Brandnetels is zuiver kruid, zei de drommel, want daar veegt niemand zijn gat aan. (Harrebomée, II, 122b.) 8 Die schlimmste Nessel will auch einmal blühen im Jahr. Die Russen: Auch die Nessel treibt Blüten, man merkt es ihnen aber an, von welchem Strauch sie kommen. – Auch die Nessel spricht gern von ihren Blüten. (Altmann VI, 404 u. 490.) 9 Je fester man eine Nessel anfasst, desto weniger brennt sie. Frz.: Ortie poignante foul celui qui la plante. (Leroux, I, 54.) 10 Nessel brennt, wer sie angreifft. – Petri, II, 492. 11 Nesseln brennen Freunde und Feinde. – Simrock, 7502; Blum, 269; Körte, 4525; Braun, I, 3015. Der Bösewicht schont weder den Guten noch den Schlechten, ihm ist es einerlei, ob er Freunde oder Feinde beleidigt, wenn er damit nur seinen Neigungen ein Genüge leistet. Im Plattdeutschen: Nöäteln brennen Find und Fründ. (Schlingmann, 1082.) Und sie brennen wo sie auch stehen, daher sagen die Russen: Die Nessel brennt auch des Zaren Hand, der Dorn sticht auch in des Zaren Fuss. (Altmann VI, 455.) Dän.: Nelde brænder saa snart ven som uven. (Prov. dan., 428.) Schwed.: Nätzlan bränner bäde wän och owän. (Grubb, 598.) 12 Nesseln geben böse Salsen. – Winckler, VIII, 28. 13 Nesseln und Rosen wachsen nicht aus Einem Stock. Die Russen: Wo die Nessel gedeiht, kann die Rose nicht wachsen. (Altmann VI, 420.) 14 Nesseln wachsen ohne Saaten, ohne Pflug und Spaten. Die Russen: Es gibt mehr Nesseln als Rosen. (Altmann VI, 402.) Schwed.: Nätzlan wäxer och af rägn och solskeen. (Grubb, 498.) 15 Nesseln wachsen ungesäet und Weizen nicht, auch wenn man ihn säet. (Lit.) 16 Unter Nesseln wächst gern die Erdbeere. 17 Verdorrte Nesseln brennen nicht. Die Russen: Auch eine Nessel verwelkt zuletzt. (Altmann VI, 493.) 18 Was ein nessel soll werden, das brenndt zeitlich. – Nas, 35a u. 83a. In der Neumark: Wat inne Neätel wert, breänt bi Tiden. (Engelien, 221.) 19 Was hilft es, dass die Nessel brennt, man kann doch kein Ei dabei sieden. 20 Was schlahe in der Nesslen Geschlecht, da thue bi ziten brennen. – Birlinger, 405; Altes St. Meinradsspiel. 21 Was zur Nessel werden will, brennt jung (zeitig). – Henisch, 502, 14; Petri, II, 612; Lehmann, 541, 66; Lehmann, II, 836, 182; Blum, 265; Gaal, 1212; Eiselein, 492; Lange, 593; Simplic., 624; Meinau, 226; Müller, 24, 3; Siebenkees, 59; Körte, 4526; Körte2, 5686; Simrock, 7190; Struve, II, 17; Braun, I, 3014; Masson, 229; Mayer, II, 9; für Waldeck: Curtze, 318, 53. Wer einst eine Geissel für andere werden wird, zeigt seine menschenfeindliche Denkart und Handlungsweise schon in der Jugend. „Es brennt beizeiten und in der Still', was eine Nessel werden will.“ Was dagegen eine Aprikose werden will, sagen die Bulgaren, das neigt zur Weiche. (Altmann IV.) – „Ja, ja, woas anne Nessel werden wil, doas brennt bey Zeiten.“ (Keller, 165a.) „Daran man scharpe Nettel kendt, so baldt in der göget (Jugend) brendt.“ (Gryse, Fr. 9.) Dr. Schiller verweist bei diesem Sprichwort auf Leoprechting, Aus dem Lechrain. Mhd.: Sun, si jehent alle ez brenne fruo daz zeîner nezzeln werden sol. (Winsbeke.) (Mone, Anzeiger, III, 23, 5; Zingerle, 109.) Böhm.: Co má býti kopřivou, záhy pálí. – Co se kopřivou býti strojí, hned z zemĕ lezouc pálí. (Čelakovský, 306.) Frz.: On cognoist tost l'ortie qui ortier doit. (Leroux, I, 54.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [499]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/513>, abgerufen am 21.11.2024.