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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 949 Von einem Narren soll man reden.

950 Von Narren habe ich mein Gut, und Narren sollen es wieder haben, sagte der Advocat, als er sein Testament machte.

951 Von Narren kommt nur Narrenwerk.

Die Russen: Wer ein Narr ist, der darf narriren. (Altmann VI, 425.)

Holl.: Men kan van eenen zot geen half werk vorderen. (Harrebomee, II, 511b.)

952 Vor einem Narren soll man keine halbe Arbeit zeigen.

Weil sie unerschöpflich in unnützen Fragen sind, sie auch wol beendigen wollen und dadurch verderben.

953 Vor Narren sol man schweigen oder Narrentand mit jhnen treiben. - Petri, II, 582.

954 Vor Narren und einem Mann ohne Bart bleib' ein jeder wohl bewahrt.

955 Vün a Narr hot män Zar.

Jüdisch-deutsch in Warschau, um zu sagen: Narren machen Kummer und Verdruss.

956 Wann de Narren ze Markte gehn, dann lesen de Krämer Geld. (Waldeck.) - Curtze, 365, 821; für Rastede: Firmenich, III, 22, 136.

957 Wann der Narr schweigt, so wird er weise. - Gruter, I, 72.

958 Wär en'n Narren oiwet, maut der Släge warnömen. - Schambach, II, 530.

Wer einen Narren foppt, muss sich die Schläge gefallen lassen. Vielleicht von den bei Volksfesten thätigen Narren, den sogenannten Pritschenmeistern, entlehnt. Um zu sagen, es sei bedenklich, Narren zu necken, da diese sich ohne Rücksicht auf eine empfindliche Weise zu rächen pflegen.

959 Wären keine Narren, wie könnt' es Weise geben! - Eiselein, 488; Richard, 394.

Dän.: Vare ei narre, hvorledes skulle man kiende de viise? (Prov. dan., 425.)

960 Was der Narr jenseits sucht, findet der Weise diesseits.

Die Russen: Der Narr sucht die Gerechten am jenseitigen Ufer des Flusses, der Weise findet sie am diesseitigen. (Altmann, VI, 430.)

961 Was die Narren zerdrücken, müssen die Klugen (Weisen) wieder flicken.

Dän.: Vise maa forbedre, det narre forderve. (Prov. dan., 564.)

962 Was ein Narr redet, verjagt der Wind.

Die Russen: Des Narren Worte gehören dem Winde. (Altmann, 467.)

963 Was ein Narr sich einbildet, das muss geschehen.

It.: I pazzi, i matti sono ostinati. (Biber.)

964 Was ein rechter Narr ist, der tummelt sich selbst.

965 Was einem Narren ohn Schaden ist, bringt einem Weisen gefahr. - Petri, II, 592.

966 Was in eines Narren Herz ist, muss also gehen (bleibt verschwiegen) zu aller Frist.

Lat.: Insipiens fatur subito, quidquid meditatur. (Loci comm., 188; Sutor, 915.)

967 Was man auf Narren verwendet, ist verschwendet.

968 Was man den Narren verbietet, das thun sie.

"Wollt' man es Narren untersagen, halb nackt zu gehn, wird man sie schon in nächsten Tagen ganz nackend sehn." (Schücking, Welt und Zeit, 39, 153.)

969 Was man einem Narren beschert, ist bald zerstört.

Holl.: Het is al verloren, wat men eenen zot geeft. (Harrebomee, II, 511a.)

970 Was Narren loben, das ist getadelt. - Simrock, 7412; Körte, 5609; Masson, 501.

971 Was sol dem Narren Witz? - Petri, II, 608; Körte, 4461.

972 Was soll dem Narren Geld, Weisheit zu kaufen, so er doch ein Narr ist! - Körte, 4461; Spr. Sal., 17, 16; Schulze, 73; Zehner, 92.

973 Was soll dem narren gelt, so ers nit brauchen kan. - Gruter, I, 76; Petri, II, 608; Henisch, 1475, 51; Körte, 4461.

Mhd.: Ez ist et vil unbewant ze dem toren des goldes vunt, er wirfet ez doch hin ze stund. (Iwein.) - Vinde der tore goldes iht, ez muge in doch gehelfen niht. (Ehestand.) (Zingerle, 146.)

[Spaltenumbruch] Engl.: A fool and his money are soon parted. (Körte, 4461.)

Holl.: Wat doet de zot met geld en goed; hij weet niet, hoe hij't gebruiken moet. (Harrebomee, II, 511b.)

974 Was sollen einem Narren Bücher und dem Esel eine Sackpfeife!

Lat.: Compendia sunt dispendia. (Chaos, 830.)

975 Was thut ein Narr nicht für Geld!

976 Welcher Narr wolt doch seinen eigenen kolben schmähen. - Nas, 340a.

977 Wemma Norren zu Morckte schickt, liesen de Kromer Geld. - Robinson, 253.

978 Wenn alle Narra rund wäre, wär' d' Welt voll Narra. - Birlinger, 392.

979 Wenn alle Narren Kolben trügen, das Holz würde theuer.

Engl.: If every fool should wear a bauble, fewel would be dear. (Bohn II, 94; Gaal, 1195.)

Frz.: Si tous les fous portaient la marotte, on ne saurait de quel bois se chauffer. (Gaal, 1195.)

Holl.: Zoo alle zotten kolven droegen, men vond geen hout genoeg, om zich te warmen. (Harrebomee, II, 511b.)

980 Wenn alle Narren Narrenkleider tragen müssten, würden viel neue Moden unterbleiben. - Parömiakon, 2919.

981 Wenn alle Narren sprängen ins Meer, wo nähme man dann die Weisheit her.

Schwed.: Om alle narrar wore döde, sa räckte ingen wijsdom til. (Grubb, 615.)

982 Wenn alle Narren weisse Hauben trügen, so würde man in der Kirch meinen, es were ein Herd Gänss beysammen. - Lehmann, 532, 52; Richard, 395.

"Sperrte man alle Narren ein, müsste die Welt ein Bedlam sein, und niemand würde übrig bleiben, das Schlüsselmeisteramt zu treiben." (Schücking, Welt und Zeit, 88, 847.)

It.: Se tutti i pazzi portassero una beretta bianca pareremmo un branco d' oche. (Gaal, 1195; Masson, 257.)

983 Wenn alte Narren gerathen, sind sie bessere Narren als andere Narren.

984 Wenn auch der Narr stirbt, die Pritsche bleibt.

985 Wenn d' en Nar witt, so kauf' der en bleierne, de kost e dänn drucke wie t' e ha witt. - Sutermeister, 23.

986 Wenn d' Narren kein Brot ässen und keinen Wein träncken, was würde nit vor ein wolfeile Zeit seyn.

Die Russen: Gingen nicht so viel Narren in den Krug, das Bier würde billig sein. - Weil auch die Narren Brot essen, darum ist das Mehl so theuer. (Altmann VI, 451 u. 462.)

987 Wenn de Narr ön de Stadt kömmt, freuen söck de Koplied. - Frischbier2, 283.

988 Wenn de Narren na'n Marke gat, kreiget de Kramers det Geld. - Schambach, II, 716.

989 Wenn de Narren to Markte goan, freugt sick de Krämer. (Strelitz.) - Firmenich, III, 71, 43.

990 Wenn dem Narren der Mantel zu neu ist, so setzt er einen Flicken darauf.

Da die Narrheit allgemein verbreitet ist, so gibt es auch kein Volk, das nicht in seinen Sprichwörtern die Anschauungen der Narren, ihr Denken und Handeln charakterisirte. Besonders reich sind die Russen an solchen Sprichwörtern. Ich lasse hier eine Anzahl derselben folgen. Sie sagen: Wenn dem Narren der Honig zu weiss ausfällt, wird er ihn mit Safran gelb färben. - Wenn dem Narren der Acker zu fruchtbar ist, trägt er Sand darauf. (Altmann V, 120 u. 132; VI, 499.) - Wenn dem Narren der Honig zu süss ist, thut er Wermuth darunter. (Altmann VI, 456.) - Wenn dem Narren der Sumpf halb ausgetrocknet ist, so leitet er frisches Wasser darauf. (Altmann V, 107.) - Wenn der Narr keine Blätter am Tannenholz findet, so geht er sogleich in den Birkenwald Nadeln zu suchen. (Altmann VI, 456.) - Wenn dem Narren der Weg ins Thal zu weit ist, so springt er vom Berge hinein. - Wenn dem Narren sein Kaftan zu neu ist, setzt er einen Lappen (Flicken) darauf. - Wenn der Narr am Hermelin sonst nichts zu tadeln weiss, so verurtheilt er den Pelz. - Wenn der Narr am Stier nichts zu tadeln weiss, so wirft er ihm sein Vaterland Podolien vor. (Altmann V, 99.) - Wenn der Narr am Segeltuch nichts auszusetzen hat, so tadelt er seine Stärke. (Altmann VI, 396.) - Wenn der Narr an den Juchten nichts weiter auszusetzen hat, so tadelt er ihre Dauerhaftigkeit. (Altmann V, 81.) - Wenn der Narr zu viel Honig hat, mischt er Galle darunter. (Altmann VI, 417.) - Wenn der

[Spaltenumbruch] 949 Von einem Narren soll man reden.

950 Von Narren habe ich mein Gut, und Narren sollen es wieder haben, sagte der Advocat, als er sein Testament machte.

951 Von Narren kommt nur Narrenwerk.

Die Russen: Wer ein Narr ist, der darf narriren. (Altmann VI, 425.)

Holl.: Men kan van eenen zot geen half werk vorderen. (Harrebomée, II, 511b.)

952 Vor einem Narren soll man keine halbe Arbeit zeigen.

Weil sie unerschöpflich in unnützen Fragen sind, sie auch wol beendigen wollen und dadurch verderben.

953 Vor Narren sol man schweigen oder Narrentand mit jhnen treiben.Petri, II, 582.

954 Vor Narren und einem Mann ohne Bart bleib' ein jeder wohl bewahrt.

955 Vün a Narr hot män Zâr.

Jüdisch-deutsch in Warschau, um zu sagen: Narren machen Kummer und Verdruss.

956 Wann de Narren ze Markte gehn, dann lesen de Krämer Geld. (Waldeck.) – Curtze, 365, 821; für Rastede: Firmenich, III, 22, 136.

957 Wann der Narr schweigt, so wird er weise.Gruter, I, 72.

958 Wär en'n Narren oiwet, maut der Släge wârnömen.Schambach, II, 530.

Wer einen Narren foppt, muss sich die Schläge gefallen lassen. Vielleicht von den bei Volksfesten thätigen Narren, den sogenannten Pritschenmeistern, entlehnt. Um zu sagen, es sei bedenklich, Narren zu necken, da diese sich ohne Rücksicht auf eine empfindliche Weise zu rächen pflegen.

959 Wären keine Narren, wie könnt' es Weise geben!Eiselein, 488; Richard, 394.

Dän.: Vare ei narre, hvorledes skulle man kiende de viise? (Prov. dan., 425.)

960 Was der Narr jenseits sucht, findet der Weise diesseits.

Die Russen: Der Narr sucht die Gerechten am jenseitigen Ufer des Flusses, der Weise findet sie am diesseitigen. (Altmann, VI, 430.)

961 Was die Narren zerdrücken, müssen die Klugen (Weisen) wieder flicken.

Dän.: Vise maa forbedre, det narre forderve. (Prov. dan., 564.)

962 Was ein Narr redet, verjagt der Wind.

Die Russen: Des Narren Worte gehören dem Winde. (Altmann, 467.)

963 Was ein Narr sich einbildet, das muss geschehen.

It.: I pazzi, i matti sono ostinati. (Biber.)

964 Was ein rechter Narr ist, der tummelt sich selbst.

965 Was einem Narren ohn Schaden ist, bringt einem Weisen gefahr.Petri, II, 592.

966 Was in eines Narren Herz ist, muss also gehen (bleibt verschwiegen) zu aller Frist.

Lat.: Insipiens fatur subito, quidquid meditatur. (Loci comm., 188; Sutor, 915.)

967 Was man auf Narren verwendet, ist verschwendet.

968 Was man den Narren verbietet, das thun sie.

„Wollt' man es Narren untersagen, halb nackt zu gehn, wird man sie schon in nächsten Tagen ganz nackend sehn.“ (Schücking, Welt und Zeit, 39, 153.)

969 Was man einem Narren beschert, ist bald zerstört.

Holl.: Het is al verloren, wat men eenen zot geeft. (Harrebomée, II, 511a.)

970 Was Narren loben, das ist getadelt.Simrock, 7412; Körte, 5609; Masson, 501.

971 Was sol dem Narren Witz?Petri, II, 608; Körte, 4461.

972 Was soll dem Narren Geld, Weisheit zu kaufen, so er doch ein Narr ist!Körte, 4461; Spr. Sal., 17, 16; Schulze, 73; Zehner, 92.

973 Was soll dem narren gelt, so ers nit brauchen kan.Gruter, I, 76; Petri, II, 608; Henisch, 1475, 51; Körte, 4461.

Mhd.: Ez ist et vil unbewant ze dem tôren des goldes vunt, er wirfet ez doch hin ze stund. (Iwein.) – Vinde der tôre goldes iht, ez muge in doch gehelfen niht. (Ehestand.) (Zingerle, 146.)

[Spaltenumbruch] Engl.: A fool and his money are soon parted. (Körte, 4461.)

Holl.: Wat doet de zot met geld en goed; hij weet niet, hoe hij't gebruiken moet. (Harrebomée, II, 511b.)

974 Was sollen einem Narren Bücher und dem Esel eine Sackpfeife!

Lat.: Compendia sunt dispendia. (Chaos, 830.)

975 Was thut ein Narr nicht für Geld!

976 Welcher Narr wolt doch seinen eigenen kolben schmähen.Nas, 340a.

977 Wemma Norren zu Morckte schickt, liesen de Kromer Geld.Robinson, 253.

978 Wenn alle Narra rund wäre, wär' d' Welt voll Narra.Birlinger, 392.

979 Wenn alle Narren Kolben trügen, das Holz würde theuer.

Engl.: If every fool should wear a bauble, fewel would be dear. (Bohn II, 94; Gaal, 1195.)

Frz.: Si tous les fous portaient la marotte, on ne saurait de quel bois se chauffer. (Gaal, 1195.)

Holl.: Zoo alle zotten kolven droegen, men vond geen hout genoeg, om zich te warmen. (Harrebomée, II, 511b.)

980 Wenn alle Narren Narrenkleider tragen müssten, würden viel neue Moden unterbleiben.Parömiakon, 2919.

981 Wenn alle Narren sprängen ins Meer, wo nähme man dann die Weisheit her.

Schwed.: Om alle narrar wore döde, så räckte ingen wijsdom til. (Grubb, 615.)

982 Wenn alle Narren weisse Hauben trügen, so würde man in der Kirch meinen, es were ein Herd Gänss beysammen.Lehmann, 532, 52; Richard, 395.

„Sperrte man alle Narren ein, müsste die Welt ein Bedlam sein, und niemand würde übrig bleiben, das Schlüsselmeisteramt zu treiben.“ (Schücking, Welt und Zeit, 88, 847.)

It.: Se tutti i pazzi portassero una beretta bianca pareremmo un branco d' oche. (Gaal, 1195; Masson, 257.)

983 Wenn alte Narren gerathen, sind sie bessere Narren als andere Narren.

984 Wenn auch der Narr stirbt, die Pritsche bleibt.

985 Wenn d' en Nar witt, so kauf' der en bleierne, de kost e dänn drucke wie t' e ha witt.Sutermeister, 23.

986 Wenn d' Narren kein Brot ässen und keinen Wein träncken, was würde nit vor ein wolfeile Zeit seyn.

Die Russen: Gingen nicht so viel Narren in den Krug, das Bier würde billig sein. – Weil auch die Narren Brot essen, darum ist das Mehl so theuer. (Altmann VI, 451 u. 462.)

987 Wenn de Narr ön de Stadt kömmt, freuen söck de Kôplied.Frischbier2, 283.

988 Wenn de Narren nâ'n Marke gât, krîget de Krâmers det Geld.Schambach, II, 716.

989 Wenn de Narren to Markte goan, freugt sick de Krämer. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 43.

990 Wenn dem Narren der Mantel zu neu ist, so setzt er einen Flicken darauf.

Da die Narrheit allgemein verbreitet ist, so gibt es auch kein Volk, das nicht in seinen Sprichwörtern die Anschauungen der Narren, ihr Denken und Handeln charakterisirte. Besonders reich sind die Russen an solchen Sprichwörtern. Ich lasse hier eine Anzahl derselben folgen. Sie sagen: Wenn dem Narren der Honig zu weiss ausfällt, wird er ihn mit Safran gelb färben. – Wenn dem Narren der Acker zu fruchtbar ist, trägt er Sand darauf. (Altmann V, 120 u. 132; VI, 499.) – Wenn dem Narren der Honig zu süss ist, thut er Wermuth darunter. (Altmann VI, 456.) – Wenn dem Narren der Sumpf halb ausgetrocknet ist, so leitet er frisches Wasser darauf. (Altmann V, 107.) – Wenn der Narr keine Blätter am Tannenholz findet, so geht er sogleich in den Birkenwald Nadeln zu suchen. (Altmann VI, 456.) – Wenn dem Narren der Weg ins Thal zu weit ist, so springt er vom Berge hinein. – Wenn dem Narren sein Kaftan zu neu ist, setzt er einen Lappen (Flicken) darauf. – Wenn der Narr am Hermelin sonst nichts zu tadeln weiss, so verurtheilt er den Pelz. – Wenn der Narr am Stier nichts zu tadeln weiss, so wirft er ihm sein Vaterland Podolien vor. (Altmann V, 99.) – Wenn der Narr am Segeltuch nichts auszusetzen hat, so tadelt er seine Stärke. (Altmann VI, 396.) – Wenn der Narr an den Juchten nichts weiter auszusetzen hat, so tadelt er ihre Dauerhaftigkeit. (Altmann V, 81.) – Wenn der Narr zu viel Honig hat, mischt er Galle darunter. (Altmann VI, 417.) – Wenn der

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[[460]/0474] 949 Von einem Narren soll man reden. 950 Von Narren habe ich mein Gut, und Narren sollen es wieder haben, sagte der Advocat, als er sein Testament machte. 951 Von Narren kommt nur Narrenwerk. Die Russen: Wer ein Narr ist, der darf narriren. (Altmann VI, 425.) Holl.: Men kan van eenen zot geen half werk vorderen. (Harrebomée, II, 511b.) 952 Vor einem Narren soll man keine halbe Arbeit zeigen. Weil sie unerschöpflich in unnützen Fragen sind, sie auch wol beendigen wollen und dadurch verderben. 953 Vor Narren sol man schweigen oder Narrentand mit jhnen treiben. – Petri, II, 582. 954 Vor Narren und einem Mann ohne Bart bleib' ein jeder wohl bewahrt. 955 Vün a Narr hot män Zâr. Jüdisch-deutsch in Warschau, um zu sagen: Narren machen Kummer und Verdruss. 956 Wann de Narren ze Markte gehn, dann lesen de Krämer Geld. (Waldeck.) – Curtze, 365, 821; für Rastede: Firmenich, III, 22, 136. 957 Wann der Narr schweigt, so wird er weise. – Gruter, I, 72. 958 Wär en'n Narren oiwet, maut der Släge wârnömen. – Schambach, II, 530. Wer einen Narren foppt, muss sich die Schläge gefallen lassen. Vielleicht von den bei Volksfesten thätigen Narren, den sogenannten Pritschenmeistern, entlehnt. Um zu sagen, es sei bedenklich, Narren zu necken, da diese sich ohne Rücksicht auf eine empfindliche Weise zu rächen pflegen. 959 Wären keine Narren, wie könnt' es Weise geben! – Eiselein, 488; Richard, 394. Dän.: Vare ei narre, hvorledes skulle man kiende de viise? (Prov. dan., 425.) 960 Was der Narr jenseits sucht, findet der Weise diesseits. Die Russen: Der Narr sucht die Gerechten am jenseitigen Ufer des Flusses, der Weise findet sie am diesseitigen. (Altmann, VI, 430.) 961 Was die Narren zerdrücken, müssen die Klugen (Weisen) wieder flicken. Dän.: Vise maa forbedre, det narre forderve. (Prov. dan., 564.) 962 Was ein Narr redet, verjagt der Wind. Die Russen: Des Narren Worte gehören dem Winde. (Altmann, 467.) 963 Was ein Narr sich einbildet, das muss geschehen. It.: I pazzi, i matti sono ostinati. (Biber.) 964 Was ein rechter Narr ist, der tummelt sich selbst. 965 Was einem Narren ohn Schaden ist, bringt einem Weisen gefahr. – Petri, II, 592. 966 Was in eines Narren Herz ist, muss also gehen (bleibt verschwiegen) zu aller Frist. Lat.: Insipiens fatur subito, quidquid meditatur. (Loci comm., 188; Sutor, 915.) 967 Was man auf Narren verwendet, ist verschwendet. 968 Was man den Narren verbietet, das thun sie. „Wollt' man es Narren untersagen, halb nackt zu gehn, wird man sie schon in nächsten Tagen ganz nackend sehn.“ (Schücking, Welt und Zeit, 39, 153.) 969 Was man einem Narren beschert, ist bald zerstört. Holl.: Het is al verloren, wat men eenen zot geeft. (Harrebomée, II, 511a.) 970 Was Narren loben, das ist getadelt. – Simrock, 7412; Körte, 5609; Masson, 501. 971 Was sol dem Narren Witz? – Petri, II, 608; Körte, 4461. 972 Was soll dem Narren Geld, Weisheit zu kaufen, so er doch ein Narr ist! – Körte, 4461; Spr. Sal., 17, 16; Schulze, 73; Zehner, 92. 973 Was soll dem narren gelt, so ers nit brauchen kan. – Gruter, I, 76; Petri, II, 608; Henisch, 1475, 51; Körte, 4461. Mhd.: Ez ist et vil unbewant ze dem tôren des goldes vunt, er wirfet ez doch hin ze stund. (Iwein.) – Vinde der tôre goldes iht, ez muge in doch gehelfen niht. (Ehestand.) (Zingerle, 146.) Engl.: A fool and his money are soon parted. (Körte, 4461.) Holl.: Wat doet de zot met geld en goed; hij weet niet, hoe hij't gebruiken moet. (Harrebomée, II, 511b.) 974 Was sollen einem Narren Bücher und dem Esel eine Sackpfeife! Lat.: Compendia sunt dispendia. (Chaos, 830.) 975 Was thut ein Narr nicht für Geld! 976 Welcher Narr wolt doch seinen eigenen kolben schmähen. – Nas, 340a. 977 Wemma Norren zu Morckte schickt, liesen de Kromer Geld. – Robinson, 253. 978 Wenn alle Narra rund wäre, wär' d' Welt voll Narra. – Birlinger, 392. 979 Wenn alle Narren Kolben trügen, das Holz würde theuer. Engl.: If every fool should wear a bauble, fewel would be dear. (Bohn II, 94; Gaal, 1195.) Frz.: Si tous les fous portaient la marotte, on ne saurait de quel bois se chauffer. (Gaal, 1195.) Holl.: Zoo alle zotten kolven droegen, men vond geen hout genoeg, om zich te warmen. (Harrebomée, II, 511b.) 980 Wenn alle Narren Narrenkleider tragen müssten, würden viel neue Moden unterbleiben. – Parömiakon, 2919. 981 Wenn alle Narren sprängen ins Meer, wo nähme man dann die Weisheit her. Schwed.: Om alle narrar wore döde, så räckte ingen wijsdom til. (Grubb, 615.) 982 Wenn alle Narren weisse Hauben trügen, so würde man in der Kirch meinen, es were ein Herd Gänss beysammen. – Lehmann, 532, 52; Richard, 395. „Sperrte man alle Narren ein, müsste die Welt ein Bedlam sein, und niemand würde übrig bleiben, das Schlüsselmeisteramt zu treiben.“ (Schücking, Welt und Zeit, 88, 847.) It.: Se tutti i pazzi portassero una beretta bianca pareremmo un branco d' oche. (Gaal, 1195; Masson, 257.) 983 Wenn alte Narren gerathen, sind sie bessere Narren als andere Narren. 984 Wenn auch der Narr stirbt, die Pritsche bleibt. 985 Wenn d' en Nar witt, so kauf' der en bleierne, de kost e dänn drucke wie t' e ha witt. – Sutermeister, 23. 986 Wenn d' Narren kein Brot ässen und keinen Wein träncken, was würde nit vor ein wolfeile Zeit seyn. Die Russen: Gingen nicht so viel Narren in den Krug, das Bier würde billig sein. – Weil auch die Narren Brot essen, darum ist das Mehl so theuer. (Altmann VI, 451 u. 462.) 987 Wenn de Narr ön de Stadt kömmt, freuen söck de Kôplied. – Frischbier2, 283. 988 Wenn de Narren nâ'n Marke gât, krîget de Krâmers det Geld. – Schambach, II, 716. 989 Wenn de Narren to Markte goan, freugt sick de Krämer. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 43. 990 Wenn dem Narren der Mantel zu neu ist, so setzt er einen Flicken darauf. Da die Narrheit allgemein verbreitet ist, so gibt es auch kein Volk, das nicht in seinen Sprichwörtern die Anschauungen der Narren, ihr Denken und Handeln charakterisirte. Besonders reich sind die Russen an solchen Sprichwörtern. Ich lasse hier eine Anzahl derselben folgen. Sie sagen: Wenn dem Narren der Honig zu weiss ausfällt, wird er ihn mit Safran gelb färben. – Wenn dem Narren der Acker zu fruchtbar ist, trägt er Sand darauf. (Altmann V, 120 u. 132; VI, 499.) – Wenn dem Narren der Honig zu süss ist, thut er Wermuth darunter. (Altmann VI, 456.) – Wenn dem Narren der Sumpf halb ausgetrocknet ist, so leitet er frisches Wasser darauf. (Altmann V, 107.) – Wenn der Narr keine Blätter am Tannenholz findet, so geht er sogleich in den Birkenwald Nadeln zu suchen. (Altmann VI, 456.) – Wenn dem Narren der Weg ins Thal zu weit ist, so springt er vom Berge hinein. – Wenn dem Narren sein Kaftan zu neu ist, setzt er einen Lappen (Flicken) darauf. – Wenn der Narr am Hermelin sonst nichts zu tadeln weiss, so verurtheilt er den Pelz. – Wenn der Narr am Stier nichts zu tadeln weiss, so wirft er ihm sein Vaterland Podolien vor. (Altmann V, 99.) – Wenn der Narr am Segeltuch nichts auszusetzen hat, so tadelt er seine Stärke. (Altmann VI, 396.) – Wenn der Narr an den Juchten nichts weiter auszusetzen hat, so tadelt er ihre Dauerhaftigkeit. (Altmann V, 81.) – Wenn der Narr zu viel Honig hat, mischt er Galle darunter. (Altmann VI, 417.) – Wenn der

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [460]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/474>, abgerufen am 22.11.2024.