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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 92 Man soll des Nachbars grosses Haus stützen, damit unsere kleine Hütte nicht einfällt!

93 Man soll keinen Nachbar oder Landsassen zu hoch lassen steigen. - Petri, III, 10.

94 Man solls mit den Nachbaren halten, es gehe wohl oder vbel. - Lehmann, 527, 24.

Böhm.: Musi soused s sousedem kysela jablka i plane hrusky jisti, a za dobre prijiti. - Soused s sousedem plane hrusky jisti povinen. - Vedle souseduv zle i dobre trpeti. (Celakovsky, 412.)

95 Mancher kehrt vor des Nachbars Thür und lässt den Schmuz vor der eigenen liegen.

Schwed.: Mangen sopar för sin grannes dör och gar sin egen förbij. (Grubb, 566.)

96 Mancher wärmt sich lieber bey dess Nachbaren brandt, als dass er solt leschen helffen. - Lehmann, 526, 5.

97 Me muss den Nochbar nid witers thue as hinter Thür. (Luzern.)

Dass man ihn nicht weit zu suchen hat, wenn man ihn braucht.

98 Mit den nachbauern wol wir gern essen, aber nit treschen. - Franck, II, 36a.

99 Mit den nachbawren hebt man den zaun auff. - Agricola I, 589; Franck, I, 132; II, 86b; Tappius, 115b; Eyering, II, 240; Egenolff, 241b; Gruter, I, 59; III, 69; Lehmann, II, 413, 80; Schottel, 1138a; Hillebrand, 87; Eiselein, 482; Simrock, 7240; Pistor., I, 67; Körte, 4384; Sailer, 286; Grubb, 264; Masson, 250; Braun, I, 2851; Schmitz, 202, 260; Bluntschli, Deutsches Privatrecht, I, 427.

Deutet wol auf den Vortheil hin, der zwei Nachbarn durch Benutzung einer Mauer bei der Aufführung zweier verschiedener Gebäude erwächst. Das Sprichwort wird theils so gedeutet, dass umgeworfene Zäune durch gemeinschaftliche Thätigkeit der Nachbarn wieder aufgerichtet oder hergestellt werden, theils dahin verstanden, dass ein Nachbar schuldig ist, dem andern einen Weg zu seinem Felde zu gestatten, wenn er anders nicht dazu gelangen kann, auch mit Aufhebung des Zaunes. - "Mit Nachbarn hebt man Stadel vnd Häuser, pfleget man zu sagen." (Mathesy, 154b; Herberger, I, 610.)

Lat.: Bonum est erigere domos cum vicinis. (Binder II, 357; Eiselein, 482.) - Ope vicinorum erigitur sepes horti. (Philippi, I, 67.)

100 Mit einem guten Nachbar baut man Häuser. - Gaal, 1178.

" ... Mit dem Nachbawern soll man Häuser aufführen, wie man bey den Klöstern Kinder auffziehet." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 282.)

101 Mit Nachbarn ist gut Stadel (Scheuern) bauen. - Pistor., VIII, 49; Simrock, 7243; Körte, 4387; Graf, 85, 120; Braun, I, 2856.

Stadel = Scheuer. (Vgl. Spate, Deutscher Sprachschatz, S. 2114.)

Lat.: Non absque Thesio. (Binder II, 2124; Erasm., 136; Tappius, 115b.)

102 Mit Nachbarn muss man heben vnnd legen. - Lehmann, 526, 13.

"Geh wie es wöll, so rhate ich, halt's mit deim nachbaurn stettiglich." Die Türken sagen: Verkauf deinen Weizen dem Nachbar, damit du seinen Kuchen mitessen kannst. (Nordmann.)

Holl.: Wat u overgaet, holdet mit u nabuurs. (Tunn., 25, 2.)

Lat.: Si bene sit vel male, cum vicinis teneas te. (Fallersleben, 757; Loci comm., 200; Sutor, 22.)

103 Mit nachbauern soll man sich leiden. - Franck, II, 36a; Petri, II, 479.

Die Russen empfehlen: Ist dein Nachbar wie Wasser und bist du wie Feuer, dann tritt deinem Nachbar nicht zu nahe. (Altmann VI, 401.)

Böhm.: Kdo chce poziti dobre vule musi okusiti mnohe nezvule. (Celakovsky, 412.)

104 'N goden Naber is bäter as 'n fären Fründ. (Rastede.) - Firmenich, III, 29, 115; Bueren, 906; für Köln: Firmenich, I, 473, 68.

105 Naberske, ji dot, wat je dot, ettet Kese un Brod, dar sind niene Graen (keine Gräten) inne.

106 Nachbar guck vbern Zaun, nachbar guck wider herüber. - Lehmann, 537, 31.

107 Nachbarn helfen sehr, aber Gott noch mehr.

Holl.: Buren houden zeer, maar God houdt meer. (Harrebomee, I, 106a.)


[Spaltenumbruch]

108 Nachbarn neiden gern.

Lat.: Inimicus et invidus vicinorum oculus. (Philippi, I, 198; Sutor, 568.)

109 Nachbars Augen sehen immer sauer und schel.

110 Nachbars Beinbruch macht den Narren nicht klug.

111 Nachbars Kirschbaum trägt immer bessere Kirschen als unserer.

Böhm.: Hojnejsi vzdy obili na sousedni roli. - Sousedova krava vice mleka dava. - U souseda vsecko lepsi. - V cizich rukou vzdy vetsi krajic. - V cizim dvore peknejsi jehnata. (Celakovsky, 109.)

Poln.: Cudze rzeczy lepsze sie zdadza. - Lepsze zboze na cudzem. - Sasiedzkie wszystko lepsze. (Celakovsky, 109.)

112 Nachbars Kuh ist eine herzensgute Kuh, gibt aber keine Milch. - Simrock, 6025.

113 Nachbauren und die verwandten dein, sollen von dir vngeplaget sein.

Lat.: Non homines tribules, quos tu scis, esse tribules. (Loci comm., 200.)

114 Nachbawer vber den zaun, nachbawer widder heruber. - Agricola I, 242; Tappius, 120a; Egenolff, 130a; Gruter, I, 60; Eiselein, 482; Simrock, 7245.

Von Nachbarn, die miteinander nicht mehr in Berührung kommen, als dass sie einander über den Zaun grüssen.

Frz.: Il n'est voisin qui ne voisine.

Holl.: Het is nu nabuur over den tuin, dan nabuur over de stoep. - Nabuur over den tuin, nabuur weder terug. (Harrebomee, I, 105b.)

It.: Chi ha mal vicin, ha mal matin. (Eiselein, 482.)

Schwed.: Giör som du wil haa giordt igen. (Grubb, 2551.)

115 Nawers Kinner sind ümmer dei bös'sten. (Mecklenburg.) - Raabe, 23.

116 Nimm Naobers Kind, so west du, wat du finst. (Münster.) - Firmenich, I, 298, 36; Frommann, VI, 426, 37.

117 Op Noabers Felle es guet Raüwen liäsen. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 74, 221.

Die Russen: Aus Nachbars Mehl ist gut Kuchen backen. - Mit Nachbars Beinen kann man eine weite Tagereise machen. (Altmann VI, 390 u. 510.)

118 Schau deinem Nachbar ins Gesicht, aber nicht in die Schüssel. (Steiermark.) - Sonntag.

119 Sihe (schau) in deins nachbaurn küchen, allermeyst aber in dein häfelin. - Franck, II, 73a; Lehmann, II, 569, 85; Simrock, 7256.

120 Soll dich dein Nachbar nicht Schaitan (Satan) heissen, so nenne ihn nicht Sofi (Narr). (Krim. Bl.)

121 Steht des Nachbars Haus in Brand, ist der Schaden vor der Hand.

Holl.: Als uws buurmans huis verbrandt, is't u schade voor de hand. (Harrebomee, I, 104b.)

122 Unsere Nachbarn bringen ihr Recht mit sich. - Graf, 25, 275.

Wenn Rechtsverhältnisse an einem andern Orte als dem ihrer Entstehung zur Beurtheilung kamen, so brachte nach dem ältern deutschen Recht jeder das ihm angeborene Recht mit sich, d. h. der Fall wurde nach dem Gesetz seiner Heimat behandelt. Das neuere Recht verfährt nach dem umgekehrten Grundsatz, dass niemand sein Recht mit sich bringt, sondern das am Orte der Beurtheilung geltende anzunehmen hat; doch findet hier wieder eine Unterscheidung nach persönlichen und dinglichen Rechten statt. In Schwyz: Vnnsser nachburen die bringend Ir rechtt mit Inen. (Kothing, 343, 19.)

123 Unsers Nachbars Kinder sind immer die schlimmsten. - Simrock, 7254.

124 Ut Noabers Hut es guet Räimen sni'en. - Woeste, 74, 222.

125 Vier schlimme Nachbarn sind: ein Amboss, ein Backofen, eine Mühle und ein Fluss.

Dän.: Det er ei godt at have en bagovn, ambolt, mölle og flod til nabo. - Tre skadelige naboer: store floder, store herrer og alfar-voy. (Prov. dan., 423.)

126 Vnserer nachbaurn kind seind alweg die bösesten. - Franck, II, 88a; Lehmann, II, 792, 108.

127 Von der Nachbaren wegen soll man etwas leiden. - Lehmann, II, 794, 145; Simrock, 7250; Körte, 4390; Braun, I, 2865.

Holl.: De een moet dikwijls een' arm of een been breken, om den nek van zijn' buurman te sparen. (Harrebomee, I, 105a.)


[Spaltenumbruch] 92 Man soll des Nachbars grosses Haus stützen, damit unsere kleine Hütte nicht einfällt!

93 Man soll keinen Nachbar oder Landsassen zu hoch lassen steigen.Petri, III, 10.

94 Man solls mit den Nachbaren halten, es gehe wohl oder vbel.Lehmann, 527, 24.

Böhm.: Musí soused s sousedem kyselá jablka i plané hrušky jísti, a za dobré přijíti. – Soused s sousedem plané hrušky jísti povinen. – Vedlé sousedův zlé i dobré trpĕti. (Čelakovský, 412.)

95 Mancher kehrt vor des Nachbars Thür und lässt den Schmuz vor der eigenen liegen.

Schwed.: Mången sopar för sin grannes dör och gar sin egen förbij. (Grubb, 566.)

96 Mancher wärmt sich lieber bey dess Nachbaren brandt, als dass er solt leschen helffen.Lehmann, 526, 5.

97 Me muss den Nochbar nid witers thue as hinter Thür. (Luzern.)

Dass man ihn nicht weit zu suchen hat, wenn man ihn braucht.

98 Mit den nachbauern wol wir gern essen, aber nit treschen.Franck, II, 36a.

99 Mit den nachbawren hebt man den zaun auff.Agricola I, 589; Franck, I, 132; II, 86b; Tappius, 115b; Eyering, II, 240; Egenolff, 241b; Gruter, I, 59; III, 69; Lehmann, II, 413, 80; Schottel, 1138a; Hillebrand, 87; Eiselein, 482; Simrock, 7240; Pistor., I, 67; Körte, 4384; Sailer, 286; Grubb, 264; Masson, 250; Braun, I, 2851; Schmitz, 202, 260; Bluntschli, Deutsches Privatrecht, I, 427.

Deutet wol auf den Vortheil hin, der zwei Nachbarn durch Benutzung einer Mauer bei der Aufführung zweier verschiedener Gebäude erwächst. Das Sprichwort wird theils so gedeutet, dass umgeworfene Zäune durch gemeinschaftliche Thätigkeit der Nachbarn wieder aufgerichtet oder hergestellt werden, theils dahin verstanden, dass ein Nachbar schuldig ist, dem andern einen Weg zu seinem Felde zu gestatten, wenn er anders nicht dazu gelangen kann, auch mit Aufhebung des Zaunes. – „Mit Nachbarn hebt man Stadel vnd Häuser, pfleget man zu sagen.“ (Mathesy, 154b; Herberger, I, 610.)

Lat.: Bonum est erigere domos cum vicinis. (Binder II, 357; Eiselein, 482.) – Ope vicinorum erigitur sepes horti. (Philippi, I, 67.)

100 Mit einem guten Nachbar baut man Häuser.Gaal, 1178.

„ ... Mit dem Nachbawern soll man Häuser aufführen, wie man bey den Klöstern Kinder auffziehet.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 282.)

101 Mit Nachbarn ist gut Stadel (Scheuern) bauen.Pistor., VIII, 49; Simrock, 7243; Körte, 4387; Graf, 85, 120; Braun, I, 2856.

Stadel = Scheuer. (Vgl. Spate, Deutscher Sprachschatz, S. 2114.)

Lat.: Non absque Thesio. (Binder II, 2124; Erasm., 136; Tappius, 115b.)

102 Mit Nachbarn muss man heben vnnd legen.Lehmann, 526, 13.

„Geh wie es wöll, so rhate ich, halt's mit deim nachbaurn stettiglich.“ Die Türken sagen: Verkauf deinen Weizen dem Nachbar, damit du seinen Kuchen mitessen kannst. (Nordmann.)

Holl.: Wat u overgaet, holdet mit u nabuurs. (Tunn., 25, 2.)

Lat.: Si bene sit vel male, cum vicinis teneas te. (Fallersleben, 757; Loci comm., 200; Sutor, 22.)

103 Mit nachbauern soll man sich leiden.Franck, II, 36a; Petri, II, 479.

Die Russen empfehlen: Ist dein Nachbar wie Wasser und bist du wie Feuer, dann tritt deinem Nachbar nicht zu nahe. (Altmann VI, 401.)

Böhm.: Kdo chce požiti dobré vůle musí okusiti mnohé nezvůle. (Čelakovský, 412.)

104 'N goden Naber is bäter as 'n fären Fründ. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 115; Bueren, 906; für Köln: Firmenich, I, 473, 68.

105 Naberske, ji dôt, wat je dôt, ettet Kêse un Brôd, dar sind niene Graen (keine Gräten) inne.

106 Nachbar guck vbern Zaun, nachbar guck wider herüber.Lehmann, 537, 31.

107 Nachbarn helfen sehr, aber Gott noch mehr.

Holl.: Buren houden zeer, maar God houdt meer. (Harrebomée, I, 106a.)


[Spaltenumbruch]

108 Nachbarn neiden gern.

Lat.: Inimicus et invidus vicinorum oculus. (Philippi, I, 198; Sutor, 568.)

109 Nachbars Augen sehen immer sauer und schel.

110 Nachbars Beinbruch macht den Narren nicht klug.

111 Nachbars Kirschbaum trägt immer bessere Kirschen als unserer.

Böhm.: Hojnĕjší vždy obilí na sousední roli. – Sousedova kráva více mléka dává. – U souseda všecko lepši. – V cizích rukou vždy vĕtší krajíc. – V cizím dvoře peknĕjší jehňata. (Čelakovský, 109.)

Poln.: Cudze rzeczy lepsze się zdadzą. – Lępsze zboże na cudzém. – Sąsiedzkie wszystko lepsze. (Čelakovský, 109.)

112 Nachbars Kuh ist eine herzensgute Kuh, gibt aber keine Milch.Simrock, 6025.

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114 Nachbawer vber den zaun, nachbawer widder heruber.Agricola I, 242; Tappius, 120a; Egenolff, 130a; Gruter, I, 60; Eiselein, 482; Simrock, 7245.

Von Nachbarn, die miteinander nicht mehr in Berührung kommen, als dass sie einander über den Zaun grüssen.

Frz.: Il n'est voisin qui ne voisine.

Holl.: Het is nu nabuur over den tuin, dan nabuur over de stoep. – Nabuur over den tuin, nabuur weder terug. (Harrebomée, I, 105b.)

It.: Chi ha mal vicin, ha mal matin. (Eiselein, 482.)

Schwed.: Giör som du wil haa giordt igen. (Grubb, 2551.)

115 Nawers Kinner sind ümmer dei bös'sten. (Mecklenburg.) – Raabe, 23.

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117 Op Noabers Felle es guet Raüwen liäsen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 74, 221.

Die Russen: Aus Nachbars Mehl ist gut Kuchen backen. – Mit Nachbars Beinen kann man eine weite Tagereise machen. (Altmann VI, 390 u. 510.)

118 Schau deinem Nachbar ins Gesicht, aber nicht in die Schüssel. (Steiermark.) – Sonntag.

119 Sihe (schau) in deins nachbaurn küchen, allermeyst aber in dein häfelin.Franck, II, 73a; Lehmann, II, 569, 85; Simrock, 7256.

120 Soll dich dein Nachbar nicht Schaitan (Satan) heissen, so nenne ihn nicht Sofi (Narr). (Krim. Bl.)

121 Steht des Nachbars Haus in Brand, ist der Schaden vor der Hand.

Holl.: Als uws buurmans huis verbrandt, is't u schade voor de hand. (Harrebomée, I, 104b.)

122 Unsere Nachbarn bringen ihr Recht mit sich.Graf, 25, 275.

Wenn Rechtsverhältnisse an einem andern Orte als dem ihrer Entstehung zur Beurtheilung kamen, so brachte nach dem ältern deutschen Recht jeder das ihm angeborene Recht mit sich, d. h. der Fall wurde nach dem Gesetz seiner Heimat behandelt. Das neuere Recht verfährt nach dem umgekehrten Grundsatz, dass niemand sein Recht mit sich bringt, sondern das am Orte der Beurtheilung geltende anzunehmen hat; doch findet hier wieder eine Unterscheidung nach persönlichen und dinglichen Rechten statt. In Schwyz: Vnnsser nachburen die bringend Ir rechtt mit Inen. (Kothing, 343, 19.)

123 Unsers Nachbars Kinder sind immer die schlimmsten.Simrock, 7254.

124 Ut Noabers Hut es guet Räimen sni'en.Woeste, 74, 222.

125 Vier schlimme Nachbarn sind: ein Amboss, ein Backofen, eine Mühle und ein Fluss.

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126 Vnserer nachbaurn kind seind alweg die bösesten.Franck, II, 88a; Lehmann, II, 792, 108.

127 Von der Nachbaren wegen soll man etwas leiden.Lehmann, II, 794, 145; Simrock, 7250; Körte, 4390; Braun, I, 2865.

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[[415]/0429] 92 Man soll des Nachbars grosses Haus stützen, damit unsere kleine Hütte nicht einfällt! 93 Man soll keinen Nachbar oder Landsassen zu hoch lassen steigen. – Petri, III, 10. 94 Man solls mit den Nachbaren halten, es gehe wohl oder vbel. – Lehmann, 527, 24. Böhm.: Musí soused s sousedem kyselá jablka i plané hrušky jísti, a za dobré přijíti. – Soused s sousedem plané hrušky jísti povinen. – Vedlé sousedův zlé i dobré trpĕti. (Čelakovský, 412.) 95 Mancher kehrt vor des Nachbars Thür und lässt den Schmuz vor der eigenen liegen. Schwed.: Mången sopar för sin grannes dör och gar sin egen förbij. (Grubb, 566.) 96 Mancher wärmt sich lieber bey dess Nachbaren brandt, als dass er solt leschen helffen. – Lehmann, 526, 5. 97 Me muss den Nochbar nid witers thue as hinter Thür. (Luzern.) Dass man ihn nicht weit zu suchen hat, wenn man ihn braucht. 98 Mit den nachbauern wol wir gern essen, aber nit treschen. – Franck, II, 36a. 99 Mit den nachbawren hebt man den zaun auff. – Agricola I, 589; Franck, I, 132; II, 86b; Tappius, 115b; Eyering, II, 240; Egenolff, 241b; Gruter, I, 59; III, 69; Lehmann, II, 413, 80; Schottel, 1138a; Hillebrand, 87; Eiselein, 482; Simrock, 7240; Pistor., I, 67; Körte, 4384; Sailer, 286; Grubb, 264; Masson, 250; Braun, I, 2851; Schmitz, 202, 260; Bluntschli, Deutsches Privatrecht, I, 427. Deutet wol auf den Vortheil hin, der zwei Nachbarn durch Benutzung einer Mauer bei der Aufführung zweier verschiedener Gebäude erwächst. Das Sprichwort wird theils so gedeutet, dass umgeworfene Zäune durch gemeinschaftliche Thätigkeit der Nachbarn wieder aufgerichtet oder hergestellt werden, theils dahin verstanden, dass ein Nachbar schuldig ist, dem andern einen Weg zu seinem Felde zu gestatten, wenn er anders nicht dazu gelangen kann, auch mit Aufhebung des Zaunes. – „Mit Nachbarn hebt man Stadel vnd Häuser, pfleget man zu sagen.“ (Mathesy, 154b; Herberger, I, 610.) Lat.: Bonum est erigere domos cum vicinis. (Binder II, 357; Eiselein, 482.) – Ope vicinorum erigitur sepes horti. (Philippi, I, 67.) 100 Mit einem guten Nachbar baut man Häuser. – Gaal, 1178. „ ... Mit dem Nachbawern soll man Häuser aufführen, wie man bey den Klöstern Kinder auffziehet.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 282.) 101 Mit Nachbarn ist gut Stadel (Scheuern) bauen. – Pistor., VIII, 49; Simrock, 7243; Körte, 4387; Graf, 85, 120; Braun, I, 2856. Stadel = Scheuer. (Vgl. Spate, Deutscher Sprachschatz, S. 2114.) Lat.: Non absque Thesio. (Binder II, 2124; Erasm., 136; Tappius, 115b.) 102 Mit Nachbarn muss man heben vnnd legen. – Lehmann, 526, 13. „Geh wie es wöll, so rhate ich, halt's mit deim nachbaurn stettiglich.“ Die Türken sagen: Verkauf deinen Weizen dem Nachbar, damit du seinen Kuchen mitessen kannst. (Nordmann.) Holl.: Wat u overgaet, holdet mit u nabuurs. (Tunn., 25, 2.) Lat.: Si bene sit vel male, cum vicinis teneas te. (Fallersleben, 757; Loci comm., 200; Sutor, 22.) 103 Mit nachbauern soll man sich leiden. – Franck, II, 36a; Petri, II, 479. Die Russen empfehlen: Ist dein Nachbar wie Wasser und bist du wie Feuer, dann tritt deinem Nachbar nicht zu nahe. (Altmann VI, 401.) Böhm.: Kdo chce požiti dobré vůle musí okusiti mnohé nezvůle. (Čelakovský, 412.) 104 'N goden Naber is bäter as 'n fären Fründ. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 115; Bueren, 906; für Köln: Firmenich, I, 473, 68. 105 Naberske, ji dôt, wat je dôt, ettet Kêse un Brôd, dar sind niene Graen (keine Gräten) inne. 106 Nachbar guck vbern Zaun, nachbar guck wider herüber. – Lehmann, 537, 31. 107 Nachbarn helfen sehr, aber Gott noch mehr. Holl.: Buren houden zeer, maar God houdt meer. (Harrebomée, I, 106a.) 108 Nachbarn neiden gern. Lat.: Inimicus et invidus vicinorum oculus. (Philippi, I, 198; Sutor, 568.) 109 Nachbars Augen sehen immer sauer und schel. 110 Nachbars Beinbruch macht den Narren nicht klug. 111 Nachbars Kirschbaum trägt immer bessere Kirschen als unserer. Böhm.: Hojnĕjší vždy obilí na sousední roli. – Sousedova kráva více mléka dává. – U souseda všecko lepši. – V cizích rukou vždy vĕtší krajíc. – V cizím dvoře peknĕjší jehňata. (Čelakovský, 109.) Poln.: Cudze rzeczy lepsze się zdadzą. – Lępsze zboże na cudzém. – Sąsiedzkie wszystko lepsze. (Čelakovský, 109.) 112 Nachbars Kuh ist eine herzensgute Kuh, gibt aber keine Milch. – Simrock, 6025. 113 Nachbauren und die verwandten dein, sollen von dir vngeplaget sein. Lat.: Non homines tribules, quos tu scis, esse tribules. (Loci comm., 200.) 114 Nachbawer vber den zaun, nachbawer widder heruber. – Agricola I, 242; Tappius, 120a; Egenolff, 130a; Gruter, I, 60; Eiselein, 482; Simrock, 7245. Von Nachbarn, die miteinander nicht mehr in Berührung kommen, als dass sie einander über den Zaun grüssen. Frz.: Il n'est voisin qui ne voisine. Holl.: Het is nu nabuur over den tuin, dan nabuur over de stoep. – Nabuur over den tuin, nabuur weder terug. (Harrebomée, I, 105b.) It.: Chi ha mal vicin, ha mal matin. (Eiselein, 482.) Schwed.: Giör som du wil haa giordt igen. (Grubb, 2551.) 115 Nawers Kinner sind ümmer dei bös'sten. (Mecklenburg.) – Raabe, 23. 116 Nimm Naobers Kind, so west du, wat du finst. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 36; Frommann, VI, 426, 37. 117 Op Noabers Felle es guet Raüwen liäsen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 74, 221. Die Russen: Aus Nachbars Mehl ist gut Kuchen backen. – Mit Nachbars Beinen kann man eine weite Tagereise machen. (Altmann VI, 390 u. 510.) 118 Schau deinem Nachbar ins Gesicht, aber nicht in die Schüssel. (Steiermark.) – Sonntag. 119 Sihe (schau) in deins nachbaurn küchen, allermeyst aber in dein häfelin. – Franck, II, 73a; Lehmann, II, 569, 85; Simrock, 7256. 120 Soll dich dein Nachbar nicht Schaitan (Satan) heissen, so nenne ihn nicht Sofi (Narr). (Krim. Bl.) 121 Steht des Nachbars Haus in Brand, ist der Schaden vor der Hand. Holl.: Als uws buurmans huis verbrandt, is't u schade voor de hand. (Harrebomée, I, 104b.) 122 Unsere Nachbarn bringen ihr Recht mit sich. – Graf, 25, 275. Wenn Rechtsverhältnisse an einem andern Orte als dem ihrer Entstehung zur Beurtheilung kamen, so brachte nach dem ältern deutschen Recht jeder das ihm angeborene Recht mit sich, d. h. der Fall wurde nach dem Gesetz seiner Heimat behandelt. Das neuere Recht verfährt nach dem umgekehrten Grundsatz, dass niemand sein Recht mit sich bringt, sondern das am Orte der Beurtheilung geltende anzunehmen hat; doch findet hier wieder eine Unterscheidung nach persönlichen und dinglichen Rechten statt. In Schwyz: Vnnsser nachburen die bringend Ir rechtt mit Inen. (Kothing, 343, 19.) 123 Unsers Nachbars Kinder sind immer die schlimmsten. – Simrock, 7254. 124 Ut Noabers Hut es guet Räimen sni'en. – Woeste, 74, 222. 125 Vier schlimme Nachbarn sind: ein Amboss, ein Backofen, eine Mühle und ein Fluss. Dän.: Det er ei godt at have en bagovn, ambolt, mølle og flod til nabo. – Tre skadelige nabœr: store floder, store herrer og alfar-voy. (Prov. dan., 423.) 126 Vnserer nachbaurn kind seind alweg die bösesten. – Franck, II, 88a; Lehmann, II, 792, 108. 127 Von der Nachbaren wegen soll man etwas leiden. – Lehmann, II, 794, 145; Simrock, 7250; Körte, 4390; Braun, I, 2865. Holl.: De een moet dikwijls een' arm of een been breken, om den nek van zijn' buurman te sparen. (Harrebomée, I, 105a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [415]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/429>, abgerufen am 25.11.2024.