Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 24 Ein Messer ist ein dieblich Mord. - Graf, 350, 380. Wer im offenen Kampfe mit dem Schwerte einen Feind, mit dem er in Fehde lebte, tödtete, oder seinen Gegner in der Nothwehr erschlug, galt nicht als Mörder. Aber die Tödtung mit dem Messer, weil heimlich, oder wie die Rechtsquellen sagen, "diebisch" ausgeführt, wurde als Mord betrachtet. "Wer den andern mit einem Messer tödtet oder verwundet, ist des Schmachverbrechens schuldig, das man Mord nennt." (Pertz, IV, 237, 10.) Mhd.: Das messere ist ein duplich mort. (Daniels, Weichbildsglossen, 401, 4.) 25 Ein Messer schneidet besser als das andere. - Luther's Tischr., 120a u. 250a. 26 Ein Messer wetzet das andere vnd ein Mann den andern. - Petri, II, 215. 27 Ein Messer wetzt das andere. - Eiselein, 461; Zehner, 204; Winckler, XVII, 93; Simrock, 7003; Parömiakon, 338; Schulze, 99; Braun, I, 2698; Reinsberg II, 52. Dän.: Den eene kniv skerper den anden. (Prov. dan., 351.) Frz.: L'ung cousteau aguyse l'aultre. (Leroux, II, 256.) It.: Un coltello aguzza l'altro. (Bohn I, 130.) Lat.: Ferrum ferro aucuitur. (Binder I, 542; II, 1125; Chaos, 928.) Schwed.: Ett järn skiärper det andra. (Grubb, 197.) 28 Ein scharpff Messer vnd ein filzhut gehören zusammen. - Henisch, 1095, 25; Petri, II, 223. 29 Ein schlechtes Messer fährt leichter in die Hand als ins Brot. Port.: Cutelo mao corta o dedo, e nao corta o pao. (Bohn I, 273.) 30 Ein stumpf Messer ist keiner Scheide von Sammt werth. - Eiselein, 461; Simrock, 7004. 31 Einem bleiernen Messer nützt kein silberner Griff. Die Russen: An ein stumpfes Messer braucht man keine goldene Klinge zu setzen. - Soll am Messer eins von Blei sein, dann lieber der Griff als die Schneide. (Altmann VI, 449 u. 468.) 32 Einer mit Messern (und Büchsen) kann leicht einen Nackten erstechen. Bei Tunnicius (471): Ein mit messen unde bussen heft den nakeden gut to vor slan. (Hoplomachus facile nudum devincere possit.) 33 Er duldet kein Messer in der Scheide. Er ist herausfordernd, zwingt die Leute, mit denen er in Berührung kommt, zur Vertheidigung. Dän.: Der kand ingen faae kniv i skeede med ham. (Prov. dan., 351.) 34 Es ist ein böses Messer, das die Finger schneidet und das Holz stehen lässt. Frz.: Le mauvais couteau coupe les doigts, et laisse le bois. (Kritzinger, 185b.) 35 Es ist kein messer, das harter schirt, dann wann ein narr zum Doctor wirt. - Nas, 257b. 36 Es ist kein Messer, das schärfer schiert, als wenn ein Bauer ein Edelmann wird. - Pistor., II, 63; Gaal, 165; Eiselein, 384; Meisner, 74; Körte, 4244; Schottel, 1114b; Simrock, 804; Graf, 34, 101; Braun, I, 103. In der Schweiz: 'S isch keis Mässer, das scherpfer schirt, als wenn e Bättler zum Herrn wird. (Sutermeister, 119.) Die Basken: Wer ist der härteste von allen Herren? Der aus nichts ein Herr ward. Schon die Römer: Schärfer ist nichts, als ein Niedriger, wenn er in die Höhe steigt. (Reinsberg II, 120.) Die Russen: Herrenzupfen macht leicht kahl, Bauernzupfen lässt Glatzen nach. (Altmann VI, 491.) Mhd.: Nieman alzo nahe schirt, so da ein baure ein herre wirt. (Freidank.) (Zingerle, 131.) Mnd.: Wor ein kerleman wirt ein here, dar geit it over de armen sere. (Lübben, Reineke de Voss, 5357.) Kroat.: Gospon od pluga ostra je kuga. (Celakovsky, 100.) Lat.: Asperius nihil est misero dum surgit in altum. (Chaos, 954.) - Asperius nil est humili, cum surgit in altum. - Fiunt Nerones miseri facti locupletes. (Masson, 36.) - Novacula in cote est servus in dominio. (Gaal, 165.) 37 Es ist oft ein bleiern Messer in einer goldenen Scheide. - Winckler, XI, 63. 38 Es schneidet kein Messer ärger, als wenn ein Bettler zu Ehren kompt. - Chaos, 954. 39 Et is kenn Mess ärger, osse wann de Baure en Eddelmann werd. (Waldeck.) - Curtze, 321, 88. 40 Kaufe dir kein Messer, aber nimm dir eine Frau. (Estn.) 41 Kein Messer, das scharffer schiert, denn wenn ein Knecht (oder: der Arm) zum Herren wird. - Sailer, 72; Eyering, III, 140; Lohrengel, II, 436. [Spaltenumbruch] 42 Kein Messer, dz scherffer schiert, dann wann ein schlechter edel wird. - Eyering, I, 73. 43 Kein Messer schärpfer schiert, dann wann ein Bawer des andern Herr wirt. - Nas, 361b; Braun, I, 2699. 44 Kein Messer schneidet in die eigene Scheide. - Schlechta, 135. 45 Man muss das Messer nicht eher wetzen, bis man den Widder hat, den man schlachten will. Ruth.: Ne ostry noza, doky ne zlowisz barana. (Wurzbach I, 202.) 46 Man muss das Messer schleifen, weil der Stein umläuft. 47 Man muss über Nacht kein Messer auf dem Tische liegen lassen, sonst kann man nicht schlafen. - Simrock, 7004b. 48 Man steckt oft ein goldenes (silbernes) Messer in eine zerbrochene Scheide. 49 Messer, Gabel, Fingerhut; stirbt der Bauer, ist's nicht gut. - Klix, 40. 50 Messer kost't e Sesser1. - Frischbier2, 2627. 1) Sechser = 2 Silbergroschen oder 6 Vierpfenniger. Als Antwort auf die Bitte um ein Messer. 51 Messer und Gabel, Port und Fabel, Zech und Bruder, Schiff und Ruder, Weiber und Flammen sind meist beisammen. - Parömiakon, 1962. 52 Messer und Säbel sind Verwandte. 53 Mit einem Messer von Wachs kann man keine glühenden Kohlen schneiden. - Altmann VI, 458. 54 Mit stumpfen Messern schneidet man sich am ersten (leichtesten). 55 Neu messer haben scharpffe schneiden. - Waldis, VI, 52, 38. In Pommern: Nije Metzen sniden scharp. (Dähnert, 305b.) Wird gesagt, wenn Beamte und Dienstleute anfänglich viel Fleiss, Thätigkeit, Strenge u. s. w. beweisen. Holl.: Nieuwe messer snijden scherp. (Harrebomee, II, 84a.) 56 Neue Messer schneiden scharff (wohl). - Petri, II, 493. In Pommern: Nije Metzer sniden scharp. (Dähnert, 305b.) Lat.: Scopat scopa bene nova singula cunctaque plene. 57 Neue Messer sind scharf, neue Mägde laufen hart (schnell). (Osnabrück.) 58 Nicht ein jedes Messer schneidet. - Chaos, 829. 59 'S isch keis Messer, das scherpfer schirt, as wenn en Bettler zum Herrn wird. (Solothurn.) - Schild, 66, 116. 60 Scharfes Messer, scharfer Mann. (Lit.) 61 So lange das Messer nicht aus der Scheide ist, so lange ist kein Buss verfallen. - Graf, 320, 237. Mit Bezug auf die Angriffe auf Leib und Leben. War auch die blosse Bedrohung schon busswürdig, so musste der Drohende nach altdeutschem Rechte dem Angriff schon nahe gekommen sein, wenn er bussfällig werden sollte, was erst geschah, wenn das Messer aus der Scheide gezogen, oder allgemein, wenn der Entschluss bis zur unmittelbarsten Ausführung gediehen war. Mhd.: Die will das messer nitt gar uss der scheid kumpt, ist keyn buss veruallen. (Grimm, I, 117.) 62 Wann't Mess noch scharp is, is't Teid tom sneiden, wann't Isen noch het is, is't Teid tom smeiden. (Büren.) 63 Was man nicht mit eigenem Messer zerschneidet, schmeckt nicht. - Kiesewetter, 26. 64 Wenn du ein gut Messer haben willst, musst du nicht damit in die Steine hacken. - Petri, II, 647. 65 Wenn ein Messer auf dem Rücken liegt, so müssen die armen Seelen darauf reiten. (Oberösterreich.) 66 Wenn man das Messer auf den Rücken legt, schneiden sich die Engelein. Alter Volksglaube, dem der Gedanke zu Grunde liegt: Vorsicht mit Schneidewerkzeugen aller Art, damit kein Schade geschehe. 67 Wenn man zwei stumpfe Messer aneinander reibt (wetzt), so werden beide scharf. - Altmann VI, 432.
[Spaltenumbruch] 24 Ein Messer ist ein dieblich Mord. – Graf, 350, 380. Wer im offenen Kampfe mit dem Schwerte einen Feind, mit dem er in Fehde lebte, tödtete, oder seinen Gegner in der Nothwehr erschlug, galt nicht als Mörder. Aber die Tödtung mit dem Messer, weil heimlich, oder wie die Rechtsquellen sagen, „diebisch“ ausgeführt, wurde als Mord betrachtet. „Wer den andern mit einem Messer tödtet oder verwundet, ist des Schmachverbrechens schuldig, das man Mord nennt.“ (Pertz, IV, 237, 10.) Mhd.: Das messere ist ein duplich mort. (Daniels, Weichbildsglossen, 401, 4.) 25 Ein Messer schneidet besser als das andere. – Luther's Tischr., 120a u. 250a. 26 Ein Messer wetzet das andere vnd ein Mann den andern. – Petri, II, 215. 27 Ein Messer wetzt das andere. – Eiselein, 461; Zehner, 204; Winckler, XVII, 93; Simrock, 7003; Parömiakon, 338; Schulze, 99; Braun, I, 2698; Reinsberg II, 52. Dän.: Den eene kniv skerper den anden. (Prov. dan., 351.) Frz.: L'ung cousteau aguyse l'aultre. (Leroux, II, 256.) It.: Un coltello aguzza l'altro. (Bohn I, 130.) Lat.: Ferrum ferro aucuitur. (Binder I, 542; II, 1125; Chaos, 928.) Schwed.: Ett järn skiärper det andra. (Grubb, 197.) 28 Ein scharpff Messer vnd ein filzhut gehören zusammen. – Henisch, 1095, 25; Petri, II, 223. 29 Ein schlechtes Messer fährt leichter in die Hand als ins Brot. Port.: Cutelo mão corta o dedo, e não corta o pão. (Bohn I, 273.) 30 Ein stumpf Messer ist keiner Scheide von Sammt werth. – Eiselein, 461; Simrock, 7004. 31 Einem bleiernen Messer nützt kein silberner Griff. Die Russen: An ein stumpfes Messer braucht man keine goldene Klinge zu setzen. – Soll am Messer eins von Blei sein, dann lieber der Griff als die Schneide. (Altmann VI, 449 u. 468.) 32 Einer mit Messern (und Büchsen) kann leicht einen Nackten erstechen. Bei Tunnicius (471): Ein mit messen unde bussen heft den nakeden gut to vor slân. (Hoplomachus facile nudum devincere possit.) 33 Er duldet kein Messer in der Scheide. Er ist herausfordernd, zwingt die Leute, mit denen er in Berührung kommt, zur Vertheidigung. Dän.: Der kand ingen faae kniv i skeede med ham. (Prov. dan., 351.) 34 Es ist ein böses Messer, das die Finger schneidet und das Holz stehen lässt. Frz.: Le mauvais couteau coupe les doigts, et laisse le bois. (Kritzinger, 185b.) 35 Es ist kein messer, das harter schirt, dann wann ein narr zum Doctor wirt. – Nas, 257b. 36 Es ist kein Messer, das schärfer schiert, als wenn ein Bauer ein Edelmann wird. – Pistor., II, 63; Gaal, 165; Eiselein, 384; Meisner, 74; Körte, 4244; Schottel, 1114b; Simrock, 804; Graf, 34, 101; Braun, I, 103. In der Schweiz: 'S isch keis Mässer, das scherpfer schirt, als wenn e Bättler zum Herrn wird. (Sutermeister, 119.) Die Basken: Wer ist der härteste von allen Herren? Der aus nichts ein Herr ward. Schon die Römer: Schärfer ist nichts, als ein Niedriger, wenn er in die Höhe steigt. (Reinsberg II, 120.) Die Russen: Herrenzupfen macht leicht kahl, Bauernzupfen lässt Glatzen nach. (Altmann VI, 491.) Mhd.: Nieman alzô nahe schirt, sô dâ ein bûre ein herre wirt. (Freidank.) (Zingerle, 131.) Mnd.: Wor ein kerleman wirt ein here, dar geit it over de armen sere. (Lübben, Reineke de Voss, 5357.) Kroat.: Gospon od pluga ostra je kuga. (Čelakovsky, 100.) Lat.: Asperius nihil est misero dum surgit in altum. (Chaos, 954.) – Asperius nil est humili, cum surgit in altum. – Fiunt Nerones miseri facti locupletes. (Masson, 36.) – Novacula in cote est servus in dominio. (Gaal, 165.) 37 Es ist oft ein bleiern Messer in einer goldenen Scheide. – Winckler, XI, 63. 38 Es schneidet kein Messer ärger, als wenn ein Bettler zu Ehren kompt. – Chaos, 954. 39 Et is kenn Mess ärger, osse wann de Bûre en Eddelmann wêrd. (Waldeck.) – Curtze, 321, 88. 40 Kaufe dir kein Messer, aber nimm dir eine Frau. (Estn.) 41 Kein Messer, das scharffer schiert, denn wenn ein Knecht (oder: der Arm) zum Herren wird. – Sailer, 72; Eyering, III, 140; Lohrengel, II, 436. [Spaltenumbruch] 42 Kein Messer, dz scherffer schiert, dann wann ein schlechter edel wird. – Eyering, I, 73. 43 Kein Messer schärpfer schiert, dann wann ein Bawer des andern Herr wirt. – Nas, 361b; Braun, I, 2699. 44 Kein Messer schneidet in die eigene Scheide. – Schlechta, 135. 45 Man muss das Messer nicht eher wetzen, bis man den Widder hat, den man schlachten will. Ruth.: Ne ostry noża, doky ne złowisz barana. 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Wird gesagt, wenn Beamte und Dienstleute anfänglich viel Fleiss, Thätigkeit, Strenge u. s. w. beweisen. Holl.: Nieuwe messer snijden scherp. (Harrebomée, II, 84a.) 56 Neue Messer schneiden scharff (wohl). – Petri, II, 493. In Pommern: Nije Metzer sniden scharp. (Dähnert, 305b.) Lat.: Scopat scopa bene nova singula cunctaque plene. 57 Neue Messer sind scharf, neue Mägde laufen hart (schnell). (Osnabrück.) 58 Nicht ein jedes Messer schneidet. – Chaos, 829. 59 'S isch keis Messer, das scherpfer schirt, as wenn en Bettler zum Herrn wird. (Solothurn.) – Schild, 66, 116. 60 Scharfes Messer, scharfer Mann. (Lit.) 61 So lange das Messer nicht aus der Scheide ist, so lange ist kein Buss verfallen. – Graf, 320, 237. Mit Bezug auf die Angriffe auf Leib und Leben. 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24 Ein Messer ist ein dieblich Mord. – Graf, 350, 380.
Wer im offenen Kampfe mit dem Schwerte einen Feind, mit dem er in Fehde lebte, tödtete, oder seinen Gegner in der Nothwehr erschlug, galt nicht als Mörder. Aber die Tödtung mit dem Messer, weil heimlich, oder wie die Rechtsquellen sagen, „diebisch“ ausgeführt, wurde als Mord betrachtet. „Wer den andern mit einem Messer tödtet oder verwundet, ist des Schmachverbrechens schuldig, das man Mord nennt.“ (Pertz, IV, 237, 10.)
Mhd.: Das messere ist ein duplich mort. (Daniels, Weichbildsglossen, 401, 4.)
25 Ein Messer schneidet besser als das andere. – Luther's Tischr., 120a u. 250a.
26 Ein Messer wetzet das andere vnd ein Mann den andern. – Petri, II, 215.
27 Ein Messer wetzt das andere. – Eiselein, 461; Zehner, 204; Winckler, XVII, 93; Simrock, 7003; Parömiakon, 338; Schulze, 99; Braun, I, 2698; Reinsberg II, 52.
Dän.: Den eene kniv skerper den anden. (Prov. dan., 351.)
Frz.: L'ung cousteau aguyse l'aultre. (Leroux, II, 256.)
It.: Un coltello aguzza l'altro. (Bohn I, 130.)
Lat.: Ferrum ferro aucuitur. (Binder I, 542; II, 1125; Chaos, 928.)
Schwed.: Ett järn skiärper det andra. (Grubb, 197.)
28 Ein scharpff Messer vnd ein filzhut gehören zusammen. – Henisch, 1095, 25; Petri, II, 223.
29 Ein schlechtes Messer fährt leichter in die Hand als ins Brot.
Port.: Cutelo mão corta o dedo, e não corta o pão. (Bohn I, 273.)
30 Ein stumpf Messer ist keiner Scheide von Sammt werth. – Eiselein, 461; Simrock, 7004.
31 Einem bleiernen Messer nützt kein silberner Griff.
Die Russen: An ein stumpfes Messer braucht man keine goldene Klinge zu setzen. – Soll am Messer eins von Blei sein, dann lieber der Griff als die Schneide. (Altmann VI, 449 u. 468.)
32 Einer mit Messern (und Büchsen) kann leicht einen Nackten erstechen.
Bei Tunnicius (471): Ein mit messen unde bussen heft den nakeden gut to vor slân. (Hoplomachus facile nudum devincere possit.)
33 Er duldet kein Messer in der Scheide.
Er ist herausfordernd, zwingt die Leute, mit denen er in Berührung kommt, zur Vertheidigung.
Dän.: Der kand ingen faae kniv i skeede med ham. (Prov. dan., 351.)
34 Es ist ein böses Messer, das die Finger schneidet und das Holz stehen lässt.
Frz.: Le mauvais couteau coupe les doigts, et laisse le bois. (Kritzinger, 185b.)
35 Es ist kein messer, das harter schirt, dann wann ein narr zum Doctor wirt. – Nas, 257b.
36 Es ist kein Messer, das schärfer schiert, als wenn ein Bauer ein Edelmann wird. – Pistor., II, 63; Gaal, 165; Eiselein, 384; Meisner, 74; Körte, 4244; Schottel, 1114b; Simrock, 804; Graf, 34, 101; Braun, I, 103.
In der Schweiz: 'S isch keis Mässer, das scherpfer schirt, als wenn e Bättler zum Herrn wird. (Sutermeister, 119.) Die Basken: Wer ist der härteste von allen Herren? Der aus nichts ein Herr ward. Schon die Römer: Schärfer ist nichts, als ein Niedriger, wenn er in die Höhe steigt. (Reinsberg II, 120.) Die Russen: Herrenzupfen macht leicht kahl, Bauernzupfen lässt Glatzen nach. (Altmann VI, 491.)
Mhd.: Nieman alzô nahe schirt, sô dâ ein bûre ein herre wirt. (Freidank.) (Zingerle, 131.)
Mnd.: Wor ein kerleman wirt ein here, dar geit it over de armen sere. (Lübben, Reineke de Voss, 5357.)
Kroat.: Gospon od pluga ostra je kuga. (Čelakovsky, 100.)
Lat.: Asperius nihil est misero dum surgit in altum. (Chaos, 954.) – Asperius nil est humili, cum surgit in altum. – Fiunt Nerones miseri facti locupletes. (Masson, 36.) – Novacula in cote est servus in dominio. (Gaal, 165.)
37 Es ist oft ein bleiern Messer in einer goldenen Scheide. – Winckler, XI, 63.
38 Es schneidet kein Messer ärger, als wenn ein Bettler zu Ehren kompt. – Chaos, 954.
39 Et is kenn Mess ärger, osse wann de Bûre en Eddelmann wêrd. (Waldeck.) – Curtze, 321, 88.
40 Kaufe dir kein Messer, aber nimm dir eine Frau. (Estn.)
41 Kein Messer, das scharffer schiert, denn wenn ein Knecht (oder: der Arm) zum Herren wird. – Sailer, 72; Eyering, III, 140; Lohrengel, II, 436.
42 Kein Messer, dz scherffer schiert, dann wann ein schlechter edel wird. – Eyering, I, 73.
43 Kein Messer schärpfer schiert, dann wann ein Bawer des andern Herr wirt. – Nas, 361b; Braun, I, 2699.
44 Kein Messer schneidet in die eigene Scheide. – Schlechta, 135.
45 Man muss das Messer nicht eher wetzen, bis man den Widder hat, den man schlachten will.
Ruth.: Ne ostry noża, doky ne złowisz barana. (Wurzbach I, 202.)
46 Man muss das Messer schleifen, weil der Stein umläuft.
47 Man muss über Nacht kein Messer auf dem Tische liegen lassen, sonst kann man nicht schlafen. – Simrock, 7004b.
48 Man steckt oft ein goldenes (silbernes) Messer in eine zerbrochene Scheide.
49 Messer, Gabel, Fingerhut; stirbt der Bauer, ist's nicht gut. – Klix, 40.
50 Messer kost't e Sesser1. – Frischbier2, 2627.
1) Sechser = 2 Silbergroschen oder 6 Vierpfenniger.
Als Antwort auf die Bitte um ein Messer.
51 Messer und Gabel, Port und Fabel, Zech und Bruder, Schiff und Ruder, Weiber und Flammen sind meist beisammen. – Parömiakon, 1962.
52 Messer und Säbel sind Verwandte.
53 Mit einem Messer von Wachs kann man keine glühenden Kohlen schneiden. – Altmann VI, 458.
54 Mit stumpfen Messern schneidet man sich am ersten (leichtesten).
55 Neu messer haben scharpffe schneiden. – Waldis, VI, 52, 38.
In Pommern: Nije Metzen sniden scharp. (Dähnert, 305b.) Wird gesagt, wenn Beamte und Dienstleute anfänglich viel Fleiss, Thätigkeit, Strenge u. s. w. beweisen.
Holl.: Nieuwe messer snijden scherp. (Harrebomée, II, 84a.)
56 Neue Messer schneiden scharff (wohl). – Petri, II, 493.
In Pommern: Nije Metzer sniden scharp. (Dähnert, 305b.)
Lat.: Scopat scopa bene nova singula cunctaque plene.
57 Neue Messer sind scharf, neue Mägde laufen hart (schnell). (Osnabrück.)
58 Nicht ein jedes Messer schneidet. – Chaos, 829.
59 'S isch keis Messer, das scherpfer schirt, as wenn en Bettler zum Herrn wird. (Solothurn.) – Schild, 66, 116.
60 Scharfes Messer, scharfer Mann. (Lit.)
61 So lange das Messer nicht aus der Scheide ist, so lange ist kein Buss verfallen. – Graf, 320, 237.
Mit Bezug auf die Angriffe auf Leib und Leben. War auch die blosse Bedrohung schon busswürdig, so musste der Drohende nach altdeutschem Rechte dem Angriff schon nahe gekommen sein, wenn er bussfällig werden sollte, was erst geschah, wenn das Messer aus der Scheide gezogen, oder allgemein, wenn der Entschluss bis zur unmittelbarsten Ausführung gediehen war.
Mhd.: Die will das messer nitt gar uss der scheid kumpt, ist keyn buss veruallen. (Grimm, I, 117.)
62 Wann't Mess noch scharp is, is't Tîd tom snîden, wann't Isen noch hêt is, is't Tîd tom smîden. (Büren.)
63 Was man nicht mit eigenem Messer zerschneidet, schmeckt nicht. – Kiesewetter, 26.
64 Wenn du ein gut Messer haben willst, musst du nicht damit in die Steine hacken. – Petri, II, 647.
65 Wenn ein Messer auf dem Rücken liegt, so müssen die armen Seelen darauf reiten. (Oberösterreich.)
66 Wenn man das Messer auf den Rücken legt, schneiden sich die Engelein.
Alter Volksglaube, dem der Gedanke zu Grunde liegt: Vorsicht mit Schneidewerkzeugen aller Art, damit kein Schade geschehe.
67 Wenn man zwei stumpfe Messer aneinander reibt (wetzt), so werden beide scharf. – Altmann VI, 432.
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