Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 317 Ein alter Mensch kann auch wol ein neues Hemd anziehen; aber er wird deshalb kein neuer Mensch. 318 Ein böser Mensch ist das schlimmste Thier. Frz.: Homme inutile vaut mieux en terre qu'en pre. (Cahier, 1446.) Holl.: Een kwaad mensch is het allerslimste beest. (Harrebomee, II, 80a.) 319 Ein böser Mensch ist oft ein guter Fuhrmann. 320 Ein böser Mensch ist wie ein Kieselstein, je mehr man drauff schlägt, je mehr gibt er Fewer (Funken). - Lehmann, 100, 4. 321 Ein böser Mensch ist wie ein Kohl, er brennt oder schwertzt. - Lehmann, 97, 4; Simrock, 1242. 322 Ein böser Mensch kann grosse Dinge thun, aber er ist deshalb kein grosser Mensch. 323 Ein böser Mensch spaltet aus einer Nadel einen Wagen voll. (Lit.) 324 Ein böser Mensch, wenn er böses thut, so thut er, was er kan vnd was sein weise ist. - Lehmann, 97, 7. 325 Ein durchtriebener Mensch ist schwer zu betrügen. Frz.: Homme ruse, tard abuse. (Kritzinger, 377a.) 326 Ein ehrlicher Mensch ist kein Dieb. Holl.: Eerlijke menschen zijn geene dieven. (Harrebomee, II, 80b.) 327 Ein falscher Mensch mit zwei Gesichtern ist weder in der Stadt noch im Dorfe angenehm. 328 Ein fauler Mensch bringt nichts an sich. - Petri, II, 183. 329 Ein fetter Mensch, ein schöner Mensch. - Brillat-Savarin, Physiologie des Geschmacks, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von K. Vogt (Braunschweig 1867), S. 34 Anm. 330 Ein fleissiger Mensch findet immer zu thun. - Henisch, 1142, 9. Frz.: Un homme diligent a toujours quelque chose a faire. (Kritzinger, 377.) 331 Ein freigebiger Mensch hat Gott zum Schatzmeister. - Winckler, XI, 29. 332 Ein frommer Mensch gibt jederweilen dem Schalck die Händ, aber nicht das Hertz. - Lehmann, 99, 37. 333 Ein frommer Mensch ist allzeit vnd allenthalben fromb. - Henisch, 1255, 16. 334 Ein gefangener Mensch, ein armer Mensch. - Pistor., VIII, 91. Denn Freiheit geht vor Gold. Frz.: Homme hay est demy mort. (Leroux, I, 163.) 335 Ein gehässiger Mensch verzehrt sich selbst. Bei Tunnicius (786): De hettische minsche vorvret sik sulves. (Invidulus proprio perit et livore macrescit.) 336 Ein gemeiner Mensch wird nicht edel, wenn er auch hoch steigt. Frz.: Il fait a Dieu honte, qui vilain haut monte. (Leroux, II, 82.) 337 Ein gescheiter Mensch darf nicht dumm sein. (Breslau.) 338 Ein grosser (langer) Mensch kan nirgend aussem Sack kommen. - Lehmann, 935, 1. "Er steckt im rathen vnd thun im zweifel." Lat.: Homo longus rare sapiens. (Lehmann, 925, 11.) 339 Ein guter Mensch erschrickt vor keinem Galgen. Böhm.: Dobry clovek se neleka, kdyz sibenici vidi. - Nemilo zlodeji patriti na sibenici. (Celakovsky, 28.) Poln.: Dobry czlowiek nietrwozy sie, kiedy szubienice widzi. - Nie milo zlodziejowi na szubienice patrzyc. (Celakovsky, 28.) 340 Ein guter Mensch hat die Thränen nicht unter dem Dache. D. h. weit entfernt; er lässt sich durch Bitten leicht zum Erbarmen bewegen. Ein talmudisches Sprichwort sagt, um Milde zu empfehlen: Der Mensch sei weich wie Schilf und nicht hart wie eine Ceder. (Tanith.) Böhm.: Dobry clovek brzo se slituje. (Celakovsky, 31.) Lat.: Boni viri lacrymabiles. (Erasm., 193; Seybold, 57; Philippi, I, 62.) 341 Ein guter Mensch ist keines Schelmen Freund. "Edle Charaktere harmoniren ebenso wenig mit niederträchtigen Menschen als Löwen mit Kröten und Adler mit Fledermäusen." (Welt und Zeit, III, 58, 48.) [Spaltenumbruch] 342 Ein guter Mensch ist leicht zu betrügen. Frz.: Les bonnes gens sont aises a tromper. (Cahier, 237.) 343 Ein guter Mensch ist wie ein Lamm, das seine Wolle gibt, aber nicht beisst. Engl.: A good man can no more harm than a sheep. (Bohn II, 99.) 344 Ein guter Mensch legt keine Fallstricke. Bei Tunnicius (445): De vrom minsche en lecht synem vrunde neinen strik. (Obsidias nunquam iustus molitur amico.) 345 Ein guter Mensch thut nichts Arges. Die Osmanen sagen: Vom guten Menschen kommt nichts Schlechtes, es sei denn, er würde arm. (Schlechta, 125.) 346 Ein hässlicher Mensch ist auch ein Mensch. Böhm.: I clovek nehezky dedic nebesky. (Celakovsky, 304.) 347 Ein heiterer Mensch verliert nicht bald den Kopf. Engl.: A man of gladness seldom falls into madness. (Bohn II, 9.) 348 Ein holdseliger Mensch gibt gute Wort vnd willige Gab. - Lehmann, 1, 12. 349 Ein hochmüthiger Mensch meint, er sei aus besserm Thon als sein Nachbar. In Indien sagt man: Der Rabe ist der Paria der Vögel, und der Esel der Paria der Vierfüsser; aber der Paria der Beschaulichen ist ein jähzorniger Büssender, und der Paria der Parias ist der Mensch, der seinesgleichen verachtet. (Cahier, 2208.) 350 Ein jeder Mensch hat ein Schieffer. - Lehmann, 532, 53. "Aber das ist der vnterschied, dass einer den Matzen besser kan im Ermel behalten als der ander." 351 Ein jeder Mensch hat einen Narren bei jhm, allein einer kann jhn besser bergen, denn der ander. - Henisch, 324, 43. 352 Ein jeder Mensch hat seine Gebrechen. (S. Gebrechlich.) - Erklärung, 26. 353 Ein jeder Mensch hat seine Weise, wie eine jede Ganss jhren Kopff. - Petri, II, 202; Henisch, 1351, 25. 354 Ein jeder Mensch ist seines Mages Gutserb. - Graf, 204, 156. Er erbt das Gut seines nächsten Verwandten. "Ein yeglich mensch is seines mages guet." (Freyberg, IV, 529, 18.) 355 Ein jeder Mensch ist wie Esopi Hatzel, die sich mit anderer Vögel Federn geschmückt. - Lehmann, 535, 44. 356 Ein jeder Mensch sein Creutze hat, wie hoch er in dem Glück auch stat. - Petri, I, 30; Henisch, 622, 49. 357 Ein jeglich mensch auff erden mag vnversehn betrogen werden. Lat.: Ex improuiso fallitur omnis homo. (Loci comm., 71.) 358 Ein junger Mensch ohne Geld ist halb krank in der Welt. 359 Ein karger Mensch ist nimmer reich. 360 Ein kleiner Mensch kann eine grosse Eiche durchhauen. - Winckler, IV, 88. 361 Ein kranker Mensch, ein halber Mensch. H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1840, III, 165) ist entgegengesetzter Meinung, er sagt: "Kranke Menschen sind immer wahrhaft vornehmer als gesunde, denn nur der kranke Mensch ist ein Mensch. Seine Glieder haben eine Leidensgeschichte, sie sind durchgeistet. Ich glaube sogar, durch Leidenskämpfe könnten die Thiere zu Menschen werden." 362 Ein langweiliger Mensch verderbt die ganze Gesellschaft, ein schlechtes Ei die beste Suppe. 363 Ein Mensch allein macht keine Statt. - Petri, II, 214. 364 Ein Mensch bedarf des andern. - Sutor, 64; Eiselein, 450. It.: Ogni dieci anni un uomo ha bisogno dell' altro. (Bohn I, 116.) 365 Ein Mensch, der gegen sich selbst streitet, wird glücklicher sein, als einer, der gegen andere kämpft. 366 Ein Mensch, der Gott nicht gehorsam ist, geht zu Grunde, wie ein Kind ohne Vater. 367 Ein Mensch, der seinen Schatten vernichten will, muss sich selbst vernichten. - H. Hettner, Das moderne Drama, S. 31.
[Spaltenumbruch] 317 Ein alter Mensch kann auch wol ein neues Hemd anziehen; aber er wird deshalb kein neuer Mensch. 318 Ein böser Mensch ist das schlimmste Thier. Frz.: Homme inutile vaut mieux en terre qu'en pré. (Cahier, 1446.) Holl.: Een kwaad mensch is het allerslimste beest. (Harrebomée, II, 80a.) 319 Ein böser Mensch ist oft ein guter Fuhrmann. 320 Ein böser Mensch ist wie ein Kieselstein, je mehr man drauff schlägt, je mehr gibt er Fewer (Funken). – Lehmann, 100, 4. 321 Ein böser Mensch ist wie ein Kohl, er brennt oder schwertzt. – Lehmann, 97, 4; Simrock, 1242. 322 Ein böser Mensch kann grosse Dinge thun, aber er ist deshalb kein grosser Mensch. 323 Ein böser Mensch spaltet aus einer Nadel einen Wagen voll. (Lit.) 324 Ein böser Mensch, wenn er böses thut, so thut er, was er kan vnd was sein weise ist. – Lehmann, 97, 7. 325 Ein durchtriebener Mensch ist schwer zu betrügen. Frz.: Homme rusé, tard abusé. (Kritzinger, 377a.) 326 Ein ehrlicher Mensch ist kein Dieb. 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317 Ein alter Mensch kann auch wol ein neues Hemd anziehen; aber er wird deshalb kein neuer Mensch.
318 Ein böser Mensch ist das schlimmste Thier.
Frz.: Homme inutile vaut mieux en terre qu'en pré. (Cahier, 1446.)
Holl.: Een kwaad mensch is het allerslimste beest. (Harrebomée, II, 80a.)
319 Ein böser Mensch ist oft ein guter Fuhrmann.
320 Ein böser Mensch ist wie ein Kieselstein, je mehr man drauff schlägt, je mehr gibt er Fewer (Funken). – Lehmann, 100, 4.
321 Ein böser Mensch ist wie ein Kohl, er brennt oder schwertzt. – Lehmann, 97, 4; Simrock, 1242.
322 Ein böser Mensch kann grosse Dinge thun, aber er ist deshalb kein grosser Mensch.
323 Ein böser Mensch spaltet aus einer Nadel einen Wagen voll. (Lit.)
324 Ein böser Mensch, wenn er böses thut, so thut er, was er kan vnd was sein weise ist. – Lehmann, 97, 7.
325 Ein durchtriebener Mensch ist schwer zu betrügen.
Frz.: Homme rusé, tard abusé. (Kritzinger, 377a.)
326 Ein ehrlicher Mensch ist kein Dieb.
Holl.: Eerlijke menschen zijn geene dieven. (Harrebomée, II, 80b.)
327 Ein falscher Mensch mit zwei Gesichtern ist weder in der Stadt noch im Dorfe angenehm.
328 Ein fauler Mensch bringt nichts an sich. – Petri, II, 183.
329 Ein fetter Mensch, ein schöner Mensch. – Brillat-Savarin, Physiologie des Geschmacks, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von K. Vogt (Braunschweig 1867), S. 34 Anm.
330 Ein fleissiger Mensch findet immer zu thun. – Henisch, 1142, 9.
Frz.: Un homme diligent a toujours quelque chose à faire. (Kritzinger, 377.)
331 Ein freigebiger Mensch hat Gott zum Schatzmeister. – Winckler, XI, 29.
332 Ein frommer Mensch gibt jederweilen dem Schalck die Händ, aber nicht das Hertz. – Lehmann, 99, 37.
333 Ein frommer Mensch ist allzeit vnd allenthalben fromb. – Henisch, 1255, 16.
334 Ein gefangener Mensch, ein armer Mensch. – Pistor., VIII, 91.
Denn Freiheit geht vor Gold.
Frz.: Homme hay est demy mort. (Leroux, I, 163.)
335 Ein gehässiger Mensch verzehrt sich selbst.
Bei Tunnicius (786): De hettische minsche vorvret sik sulves. (Invidulus proprio perit et livore macrescit.)
336 Ein gemeiner Mensch wird nicht edel, wenn er auch hoch steigt.
Frz.: Il fait à Dieu honte, qui vilain haut monte. (Leroux, II, 82.)
337 Ein gescheiter Mensch darf nicht dumm sein. (Breslau.)
338 Ein grosser (langer) Mensch kan nirgend aussem Sack kommen. – Lehmann, 935, 1.
„Er steckt im rathen vnd thun im zweifel.“
Lat.: Homo longus rare sapiens. (Lehmann, 925, 11.)
339 Ein guter Mensch erschrickt vor keinem Galgen.
Böhm.: Dobrý človĕk se neleká, když šibenici vidí. – Nemilo zlodĕji patřiti na šibenici. (Čelakovsky, 28.)
Poln.: Dobry człowiek nietrwožy się, kiedy szubienicę widzi. – Nie miło złodziejowi na szubienicę patrzyć. (Čelakovsky, 28.)
340 Ein guter Mensch hat die Thränen nicht unter dem Dache.
D. h. weit entfernt; er lässt sich durch Bitten leicht zum Erbarmen bewegen. Ein talmudisches Sprichwort sagt, um Milde zu empfehlen: Der Mensch sei weich wie Schilf und nicht hart wie eine Ceder. (Tanith.)
Böhm.: Dobrý človĕk brzo se slituje. (Čelakovsky, 31.)
Lat.: Boni viri lacrymabiles. (Erasm., 193; Seybold, 57; Philippi, I, 62.)
341 Ein guter Mensch ist keines Schelmen Freund.
„Edle Charaktere harmoniren ebenso wenig mit niederträchtigen Menschen als Löwen mit Kröten und Adler mit Fledermäusen.“ (Welt und Zeit, III, 58, 48.)
342 Ein guter Mensch ist leicht zu betrügen.
Frz.: Les bonnes gens sont aisés à tromper. (Cahier, 237.)
343 Ein guter Mensch ist wie ein Lamm, das seine Wolle gibt, aber nicht beisst.
Engl.: A good man can no more harm than a sheep. (Bohn II, 99.)
344 Ein guter Mensch legt keine Fallstricke.
Bei Tunnicius (445): De vrom minsche en lecht synem vrunde neinen strik. (Obsidias nunquam iustus molitur amico.)
345 Ein guter Mensch thut nichts Arges.
Die Osmanen sagen: Vom guten Menschen kommt nichts Schlechtes, es sei denn, er würde arm. (Schlechta, 125.)
346 Ein hässlicher Mensch ist auch ein Mensch.
Böhm.: I človĕk nehezky dĕdic nebeský. (Čelakovsky, 304.)
347 Ein heiterer Mensch verliert nicht bald den Kopf.
Engl.: A man of gladness seldom falls into madness. (Bohn II, 9.)
348 Ein holdseliger Mensch gibt gute Wort vnd willige Gab. – Lehmann, 1, 12.
349 Ein hochmüthiger Mensch meint, er sei aus besserm Thon als sein Nachbar.
In Indien sagt man: Der Rabe ist der Paria der Vögel, und der Esel der Paria der Vierfüsser; aber der Paria der Beschaulichen ist ein jähzorniger Büssender, und der Paria der Parias ist der Mensch, der seinesgleichen verachtet. (Cahier, 2208.)
350 Ein jeder Mensch hat ein Schieffer. – Lehmann, 532, 53.
„Aber das ist der vnterschied, dass einer den Matzen besser kan im Ermel behalten als der ander.“
351 Ein jeder Mensch hat einen Narren bei jhm, allein einer kann jhn besser bergen, denn der ander. – Henisch, 324, 43.
352 Ein jeder Mensch hat seine Gebrechen. (S. Gebrechlich.) – Erklärung, 26.
353 Ein jeder Mensch hat seine Weise, wie eine jede Ganss jhren Kopff. – Petri, II, 202; Henisch, 1351, 25.
354 Ein jeder Mensch ist seines Mages Gutserb. – Graf, 204, 156.
Er erbt das Gut seines nächsten Verwandten. „Ein yeglich mensch is seines mages guet.“ (Freyberg, IV, 529, 18.)
355 Ein jeder Mensch ist wie Esopi Hatzel, die sich mit anderer Vögel Federn geschmückt. – Lehmann, 535, 44.
356 Ein jeder Mensch sein Creutze hat, wie hoch er in dem Glück auch stat. – Petri, I, 30; Henisch, 622, 49.
357 Ein jeglich mensch auff erden mag vnversehn betrogen werden.
Lat.: Ex improuiso fallitur omnis homo. (Loci comm., 71.)
358 Ein junger Mensch ohne Geld ist halb krank in der Welt.
359 Ein karger Mensch ist nimmer reich.
360 Ein kleiner Mensch kann eine grosse Eiche durchhauen. – Winckler, IV, 88.
361 Ein kranker Mensch, ein halber Mensch.
H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1840, III, 165) ist entgegengesetzter Meinung, er sagt: „Kranke Menschen sind immer wahrhaft vornehmer als gesunde, denn nur der kranke Mensch ist ein Mensch. Seine Glieder haben eine Leidensgeschichte, sie sind durchgeistet. Ich glaube sogar, durch Leidenskämpfe könnten die Thiere zu Menschen werden.“
362 Ein langweiliger Mensch verderbt die ganze Gesellschaft, ein schlechtes Ei die beste Suppe.
363 Ein Mensch allein macht keine Statt. – Petri, II, 214.
364 Ein Mensch bedarf des andern. – Sutor, 64; Eiselein, 450.
It.: Ogni dieci anni un uomo ha bisogno dell' altro. (Bohn I, 116.)
365 Ein Mensch, der gegen sich selbst streitet, wird glücklicher sein, als einer, der gegen andere kämpft.
366 Ein Mensch, der Gott nicht gehorsam ist, geht zu Grunde, wie ein Kind ohne Vater.
367 Ein Mensch, der seinen Schatten vernichten will, muss sich selbst vernichten. – H. Hettner, Das moderne Drama, S. 31.
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