Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 188 Der Mensch lernt nie aus. - Müller, 41, 5; Oettl, 74. Auch die ganze Menschheit nicht. Börne (Pariser Briefe, V) sagt: "Ich fange an einzusehen, dass die Menschheit kein Genie hat für die Wissenschaft. Seit einigen tausend Jahren geht sie in die Schule, und sie hat noch nichts gelernt. Gott hätte sie nicht sollen zum Studiren bestimmen, sondern ein ehrlich Handwerk lernen lassen." 189 Der Mensch liebt nur einmal. - Simrock, 6476; Klix, 46; Reinsberg I, 66. (Vgl. über dies Sprichwort K. Heidenreich's Kleine Schriften zur Philosophie des Lebens, 1798, Bd. 1, Nr. 3.) 190 Der Mensch macht Kalender, Gott das Wetter. Die englischen Neger in Surinam: Der Mensch macht eine Barke, aber Gott ein Schiff. Das Wort barki bezeichnet im Negerenglisch nicht nur eine Barke, sondern auch so viel als: trifft eine Abrede. Nach diesem Doppelsinn ist die Bedeutung: Der Mensch macht Entwürfe, Pläne, denkt, und Gott lenkt. Lat.: Ancorae jactum praevertit Deus. - Humana consilia divinitus gubernantur. (Gaal, 804.) 191 Der Mensch macht Vorschläge, Gott Austräge. 192 Der Mensch mag sein wie er will, einmal will er doch. (Breslau.) Um die Stärke des Geschlechtstriebes zu charakterisiren. 193 Der Mensch mag so liederlich sein, wie er will, wenn er nur seine Sachen beisammen hat (zusammenhält). - Klix, 40. 194 Der Mensch muss a weng an Dent boss. (Oberösterreich.) Er muss ein wenig Zeitvertreib, Vergnügen u. s. w. haben. Der mundartliche Ausdruck (Dent von Tenne, bossen = schlagen) bezeichnet das Mahl, welches der Bauer einst seinen Hausgenossen, dem Müller und oft auch Verwandten gab, sobald die Ernte ausgedroschen war. (Baumgarten.) 195 Der Mensch muss eine Freud haben, aber nit am Stöckgraben. (Franken.) 196 Der Mensch muss eine Freud hab'n, und soll er nur eine Laus an einem Strick daherweisen. (Oberösterreich.) 197 Der Mensch muss sich regen, dann gibt Gott seinen Segen. Dän.: At arbeyde hörer til menneskene; at arbeydet lykkes, hörer Gud til. (Prov. dan., 32.) 198 Der Mensch muss tanzen, wie Gott ihm pfeift. - Parömiakon, 1733 u. 3230, aus Reime dich oder ich lies dich. 199 Der Mensch noch nicht geboren ist, der jedermann gefällig ist. 200 Der Mensch sieht alle Fehler, nur die seinigen nicht. - Jüd. Volksbl., 1865, S. 149. 201 Der Mensch soll ganz Mensch sein. - Hallische Literatur-Zeitung, Juli 1832. Jedes Geschöpf soll seiner Natur gemäss leben. 202 Der Mensch soll noch geboren werden, dem alles wohlgelingt. - Petri, II, 101. 203 Der Mensch soll noch geboren werden, der aller Welt gefällig ist. Lat.: Non fuit hic natus, nullo nascetur et aevo omnibus ex aequo qui' placuisse sciat. (Eiselein, 467; Binder II, 2175; Philippi, I, 37.) 204 Der Mensch soll noch geboren werden, der es allen Leuten recht machen kann. - Reinsberg III, 144. Mhd.: Und solt ein man gevallen allen liuten alzeit wol sich, so müest er gelückes wol gar wirdic sein durch liuhte. (Colm.) (Zingerle, 189.) - Ick sach newerlde men, dede allen luden konde te denen. (Red., 1393; Schröder, I.) 205 Der Mensch soll pflügen vnd säen, Gott soll er lassen sorgen vnd walten. - Lehmann, 39, 50. Dän.: Mennesket plöyer og saaer, Gud raader hvad han faaer. (Prov. dan., 436.) 206 Der Mensch steige so hoch er will, sein Schatten wird nicht breiter. 207 Der Mensch stirbt, aber die Menschen leben. Lat.: Homines pereunt at humanitas perstat. (Egeria, 94.) 208 Der Mensch stirbt nur einmal. - Schulze, 282. Aber, wie die Russen sagen, ärmer als er geboren wird. (Altmann VI, 467.) 209 Der Mensch stirbt und verdirbt, der Christ stirbt und erwirbt. - Harms, 167. [Spaltenumbruch] 210 Der Mensch sucht Wollust, die er theuer bezahlen muss. Lat.: Mundani stulte fugientia gaudia quaerunt, aeternum stygiis inde luenda rogis. (Chaos, 946.) 211 Der Mensch thut mehr, was ihn reut, als was ihn erfreut. 212 Der Mensch thut, was er kann, Gott was er will. Engl.: Man doth what he can, and God what he will. (Bohn II, 98.) 213 Der Mensch tracht, in (und) Gott lacht. (Jüd.-deutsch. Brody.) 214 Der Mensch trennt sich von nichts so schwer als von einer Dummheit. "Manche Menschen bedauern im vollem Ernste, dass man die Dummheiten des Mitltelalters nicht in Spiritus hängen konnte, um sie vor der moralischen Verwesung zu bewahren." (Welt und Zeit, III, 51, 2.) 215 Der Mensch übertrifft alle Bossheit: er ist unbarmhertziger als ein Wolff, listiger als der Fuchs, stoltzer als der Pfau, gefressiger als ein Schwein, giftiger als ein Otter, grimmiger als ein Bär. - Sutor, 47. 216 Der Mensch weiss nicht, was er hat, bis er es verloren. 217 Der Mensch will wol regiret vnd wenig medicinirt seind. - Lehmann, 303, 26. 218 Der Mensch wird alle sieben Jahr ein anderer. Böhm.: Clovek casem se meni. - Jaky vek, taky i clovek. (Celakovsky, 279.) 219 Der Mensch wird alt und die Krankheit jung. Böhm.: Telo starne, neduhy mladnou. (Celakovsky, 299.) Tschud.: Junimenne lähhäb wannemaks, töppi lähhäb noremaks. (Celakovsky, 299.) 220 Der mensch wirt selten zu geil, dem nicht speiss wirt zu theil. Lat.: Luxuriat raro non bene pasta caro. (Loci comm., 64.) 221 Der Mensch zettelt an und das Glück webt. 222 Der Menschen Arznei macht nie vom Tode frei. - Parömiakon, 2029. 223 Der Menschen Hülfe ist gar klein, ich vertraue denn auf Gott allein. - Weininger, 170. Hausinschrift zu Lermos in Tirol. 224 Der Menschen Leben vnd wandel ist wie ein Traum. - Lehmann, 753, 5. Frz.: L'homme florit pour mourir. (Leroux, I, 169.) 225 Der Menschen Sinn und Muth steht nach Reichthum und nach Gut. Lat.: O dives, dives, non omni tempore vives. (Chaos, 183.) 226 Der Menschen Sinn und Muth steht nach Wollust, Ehr' und Gut. Lat.: Ambitiosus honos et opes, et foeda voluptas. - Naec tria pro trino numine mundus habet. (Chaos, 1090.) 227 Der Menschen Urtheil geht auf Stelzen. - Parömiakon, 532. "O Menschenurtheil, wenn du auch vier Füsse hättest, du würdest gleichwol hinken." (Judas der Erzschelm, I.) 228 Der Menschen vngepürliche freud ist der Engel leid. - Lehmann, 211, 43. 229 Der oft allen Menschen rahten kan, weiss jhn selbst weder zu rahten noch zu helfen. - Schottel, 1141a. 230 Der vnfrum mensch mag nicht weyss seyn. - Wachter. 231 Des menschen angesicht ist eines Löwen. - Gruter, I, 10; Lehmann, 266, 15. 232 Des Menschen Barmherzigkeit geht über seinen Nächsten, Gottes Barmherzigkeit über die ganze Welt. - Sailer, 217; Sprichwörterschatz, 69. "D. i. wenn einer selbsten da ist, so thun wenig wort mehr, dann viel Brieff." Engl.: Not God above gets men's love. 233 Des Menschen Begierden leben und sterben mit ihm. Dän.: Mennesket er födt met affecterne; de leve og döe med een. (Prov. dan., 16.) 234 Des Menschen Ehr' ist eine Luftblas', nicht viel mehr. Die Russen: Des Menschen Ruhm sitzt in seinem Herzen. (Altmann VI, 428.)
[Spaltenumbruch] 188 Der Mensch lernt nie aus. – Müller, 41, 5; Oettl, 74. Auch die ganze Menschheit nicht. Börne (Pariser Briefe, V) sagt: „Ich fange an einzusehen, dass die Menschheit kein Genie hat für die Wissenschaft. Seit einigen tausend Jahren geht sie in die Schule, und sie hat noch nichts gelernt. Gott hätte sie nicht sollen zum Studiren bestimmen, sondern ein ehrlich Handwerk lernen lassen.“ 189 Der Mensch liebt nur einmal. – Simrock, 6476; Klix, 46; Reinsberg I, 66. (Vgl. über dies Sprichwort K. Heidenreich's Kleine Schriften zur Philosophie des Lebens, 1798, Bd. 1, Nr. 3.) 190 Der Mensch macht Kalender, Gott das Wetter. Die englischen Neger in Surinam: Der Mensch macht eine Barke, aber Gott ein Schiff. Das Wort barki bezeichnet im Negerenglisch nicht nur eine Barke, sondern auch so viel als: trifft eine Abrede. Nach diesem Doppelsinn ist die Bedeutung: Der Mensch macht Entwürfe, Pläne, denkt, und Gott lenkt. 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188 Der Mensch lernt nie aus. – Müller, 41, 5; Oettl, 74.
Auch die ganze Menschheit nicht. Börne (Pariser Briefe, V) sagt: „Ich fange an einzusehen, dass die Menschheit kein Genie hat für die Wissenschaft. Seit einigen tausend Jahren geht sie in die Schule, und sie hat noch nichts gelernt. Gott hätte sie nicht sollen zum Studiren bestimmen, sondern ein ehrlich Handwerk lernen lassen.“
189 Der Mensch liebt nur einmal. – Simrock, 6476; Klix, 46; Reinsberg I, 66.
(Vgl. über dies Sprichwort K. Heidenreich's Kleine Schriften zur Philosophie des Lebens, 1798, Bd. 1, Nr. 3.)
190 Der Mensch macht Kalender, Gott das Wetter.
Die englischen Neger in Surinam: Der Mensch macht eine Barke, aber Gott ein Schiff. Das Wort barki bezeichnet im Negerenglisch nicht nur eine Barke, sondern auch so viel als: trifft eine Abrede. Nach diesem Doppelsinn ist die Bedeutung: Der Mensch macht Entwürfe, Pläne, denkt, und Gott lenkt.
Lat.: Ancorae jactum praevertit Deus. – Humana consilia divinitus gubernantur. (Gaal, 804.)
191 Der Mensch macht Vorschläge, Gott Austräge.
192 Der Mensch mag sein wie er will, einmal will er doch. (Breslau.)
Um die Stärke des Geschlechtstriebes zu charakterisiren.
193 Der Mensch mag so liederlich sein, wie er will, wenn er nur seine Sachen beisammen hat (zusammenhält). – Klix, 40.
194 Der Mensch muss a weng an Dent boss. (Oberösterreich.)
Er muss ein wenig Zeitvertreib, Vergnügen u. s. w. haben. Der mundartliche Ausdruck (Dent von Tenne, bossen = schlagen) bezeichnet das Mahl, welches der Bauer einst seinen Hausgenossen, dem Müller und oft auch Verwandten gab, sobald die Ernte ausgedroschen war. (Baumgarten.)
195 Der Mensch muss eine Freud haben, aber nit am Stöckgraben. (Franken.)
196 Der Mensch muss eine Freud hab'n, und soll er nur eine Laus an einem Strick daherweisen. (Oberösterreich.)
197 Der Mensch muss sich regen, dann gibt Gott seinen Segen.
Dän.: At arbeyde hører til menneskene; at arbeydet lykkes, hører Gud til. (Prov. dan., 32.)
198 Der Mensch muss tanzen, wie Gott ihm pfeift. – Parömiakon, 1733 u. 3230, aus Reime dich oder ich lies dich.
199 Der Mensch noch nicht geboren ist, der jedermann gefällig ist.
200 Der Mensch sieht alle Fehler, nur die seinigen nicht. – Jüd. Volksbl., 1865, S. 149.
201 Der Mensch soll ganz Mensch sein. – Hallische Literatur-Zeitung, Juli 1832.
Jedes Geschöpf soll seiner Natur gemäss leben.
202 Der Mensch soll noch geboren werden, dem alles wohlgelingt. – Petri, II, 101.
203 Der Mensch soll noch geboren werden, der aller Welt gefällig ist.
Lat.: Non fuit hic natus, nullo nascetur et aevo omnibus ex aequo qui' placuisse sciat. (Eiselein, 467; Binder II, 2175; Philippi, I, 37.)
204 Der Mensch soll noch geboren werden, der es allen Leuten recht machen kann. – Reinsberg III, 144.
Mhd.: Und solt ein man gevallen allen liuten alzît wol sich, sô müest er gelückes wol gar wirdic sîn durch liuhte. (Colm.) (Zingerle, 189.) – Ick sach newerlde men, dede allen luden konde te denen. (Red., 1393; Schröder, I.)
205 Der Mensch soll pflügen vnd säen, Gott soll er lassen sorgen vnd walten. – Lehmann, 39, 50.
Dän.: Mennesket pløyer og saaer, Gud raader hvad han faaer. (Prov. dan., 436.)
206 Der Mensch steige so hoch er will, sein Schatten wird nicht breiter.
207 Der Mensch stirbt, aber die Menschen leben.
Lat.: Homines pereunt at humanitas perstat. (Egeria, 94.)
208 Der Mensch stirbt nur einmal. – Schulze, 282.
Aber, wie die Russen sagen, ärmer als er geboren wird. (Altmann VI, 467.)
209 Der Mensch stirbt und verdirbt, der Christ stirbt und erwirbt. – Harms, 167.
210 Der Mensch sucht Wollust, die er theuer bezahlen muss.
Lat.: Mundani stulte fugientia gaudia quaerunt, aeternum stygiis inde luenda rogis. (Chaos, 946.)
211 Der Mensch thut mehr, was ihn reut, als was ihn erfreut.
212 Der Mensch thut, was er kann, Gott was er will.
Engl.: Man doth what he can, and God what he will. (Bohn II, 98.)
213 Der Mensch tracht, in (und) Gott lacht. (Jüd.-deutsch. Brody.)
214 Der Mensch trennt sich von nichts so schwer als von einer Dummheit.
„Manche Menschen bedauern im vollem Ernste, dass man die Dummheiten des Mitltelalters nicht in Spiritus hängen konnte, um sie vor der moralischen Verwesung zu bewahren.“ (Welt und Zeit, III, 51, 2.)
215 Der Mensch übertrifft alle Bossheit: er ist unbarmhertziger als ein Wolff, listiger als der Fuchs, stoltzer als der Pfau, gefressiger als ein Schwein, giftiger als ein Otter, grimmiger als ein Bär. – Sutor, 47.
216 Der Mensch weiss nicht, was er hat, bis er es verloren.
217 Der Mensch will wol regiret vnd wenig medicinirt seind. – Lehmann, 303, 26.
218 Der Mensch wird alle sieben Jahr ein anderer.
Böhm.: Človĕk casem se mĕní. – Jaký vĕk, taký i človĕk. (Čelakovsky, 279.)
219 Der Mensch wird alt und die Krankheit jung.
Böhm.: Tĕlo stárne, neduhy mladnou. (Čelakovsky, 299.)
Tschud.: Junimenne lähhäb wannemaks, töppi lähhäb noremaks. (Čelakovsky, 299.)
220 Der mensch wirt selten zu geil, dem nicht speiss wirt zu theil.
Lat.: Luxuriat raro non bene pasta caro. (Loci comm., 64.)
221 Der Mensch zettelt an und das Glück webt.
222 Der Menschen Arznei macht nie vom Tode frei. – Parömiakon, 2029.
223 Der Menschen Hülfe ist gar klein, ich vertraue denn auf Gott allein. – Weininger, 170.
Hausinschrift zu Lermos in Tirol.
224 Der Menschen Leben vnd wandel ist wie ein Traum. – Lehmann, 753, 5.
Frz.: L'homme florit pour mourir. (Leroux, I, 169.)
225 Der Menschen Sinn und Muth steht nach Reichthum und nach Gut.
Lat.: O dives, dives, non omni tempore vives. (Chaos, 183.)
226 Der Menschen Sinn und Muth steht nach Wollust, Ehr' und Gut.
Lat.: Ambitiosus honos et opes, et foeda voluptas. – Naec tria pro trino numine mundus habet. (Chaos, 1090.)
227 Der Menschen Urtheil geht auf Stelzen. – Parömiakon, 532.
„O Menschenurtheil, wenn du auch vier Füsse hättest, du würdest gleichwol hinken.“ (Judas der Erzschelm, I.)
228 Der Menschen vngepürliche freud ist der Engel leid. – Lehmann, 211, 43.
229 Der oft allen Menschen rahten kan, weiss jhn selbst weder zu rahten noch zu helfen. – Schottel, 1141a.
230 Der vnfrum mensch mag nicht weyss seyn. – Wachter.
231 Des menschen angesicht ist eines Löwen. – Gruter, I, 10; Lehmann, 266, 15.
232 Des Menschen Barmherzigkeit geht über seinen Nächsten, Gottes Barmherzigkeit über die ganze Welt. – Sailer, 217; Sprichwörterschatz, 69.
„D. i. wenn einer selbsten da ist, so thun wenig wort mehr, dann viel Brieff.“
Engl.: Not God above gets men's love.
233 Des Menschen Begierden leben und sterben mit ihm.
Dän.: Mennesket er født met affecterne; de leve og døe med een. (Prov. dan., 16.)
234 Des Menschen Ehr' ist eine Luftblas', nicht viel mehr.
Die Russen: Des Menschen Ruhm sitzt in seinem Herzen. (Altmann VI, 428.)
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