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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *137 Er meint, was er im Sinn habe, das schlagen alle Glocken. - Körte, 5748.

*138 Er meinte, der Hase habe ihn geleckt.

Zeichen übergrossen Glücks.

Holl.: Hij meende, dat hij daar een' haas gevangen had. (Harrebomee, I, 271.)

*139 Er meynt, dreck sei sein vetter. (S. Dreck 118 und Kerl 90.) - Franck, I, 21b.

*140 Er muss nit meynen, dass andere Leute Katzen sind, wenn sie rauhe Köpff haben. - Schuppius, Tract.

*141 Es ist so ernst gemeint wie ein Mutterfluch. - Schwarzwälder Dorfgeschichten (Stuttgart 1861), III, 280.

Der eben nicht ernst gemeint ist.

*142 Es kommt darauf an, wie er's meint. - Mayer, I, 1.

*143 Es würd' eine meine, er sei der reiche Oeri. - Sutermeister, 69.

Von einem, der entweder auf sein Geld pocht oder viel desselben braucht. Oeri war ein sehr reicher, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebender Bürger in Zürich.

*144 Hast gemeint, Entendreck sei Bachschmalz? (Nürtingen.)

*145 He men, dat Voss Has wer, und as he toseh, wer 't en Foder Heu. - Diermissen, 119; Eichwald, 1997; Dähnert, 304a.

Spottweis zu einem, der sich damit entschuldigen will, dass er dies oder jenes gemeint habe.

*146 He ment, et scholl em in de Hände fuln. - Eichwald, 719.

*147 He ment, he steit al in'n Kohl un steit erst in de Strunken. - Eichwald, 1039.

*148 He ment, sin Dreck is Muskaten. - Eichwald, 363; Schlingmann, 330.

Der sich selbst Schmeichelnde.

Holl.: Hij denkt dat zijn achterste eene kardinaals-muts is. (Harrebomee, I, 383a.)

*149 He ment, üm (ihm) kann ken See to hoch lopen. (Oldenburg.) - Bueren, 616; Frommann, VI, 281; Hauskalender, III.

*150 He ment, use Herre Gott het Herm (Hermann). (Osnabrück.) (S. Herrgott 64 und Hermann 1.)

Sei nachgiebig, milde, lauter Güte.

*151 Hei meint auk, hei wör et. (Büren.)

*152 Hei meint, do gengen de Goise gebroen und hären dat Mess op de Fittke. (Sauerland.)

*153 Hei meint, me könn met Stieweln un Spoeren in den Hiemel. (Westf.)

*154 Hest g'ment, du chönnest gad (nur) säga Täller, so heiest 'n Wurst?

Frz.: Il semble qu'il n'y ait qu'a se baisser et prendre. (Lendroy, 99.)

*155 I hab' g'meint, 's komm Wunder weiss wer. (Ulm.)

*156 I hett g'meint, de Herget liessne das nid zue. - Sutermeister, 95.

*157 Ich hab' gemeint, der Schlag treffe mich. (Rottenburg.)

Vor plötzlichem Schreck.

*158 Ich meine, du sygest auch bei den gelben Webern g'syn.

In der Schweiz zu gelb und blass aussehenden Menschen. Im Dienste Karl's VIII. waren 1495 die Eidgenossen in Navarra eingeschlossen und litten alle Uebel, die mit einer harten Belagerung verbunden sind. Vierhundert starben theils aus Hunger, theils an vergifteter Nahrung. Der Rest der Mannschaft sah beim Abzug so elend aus, dass wol kaum je elendere Menschen gesehen worden sind. Man nannte sie, als sie heimkamen, nur die gelben Weber. (Kirchhofer, 160.)

*159 Ik maine, ik sate met iäm im Kol, dann sitte'k met iäm in den Strünken. (Iserlohn.) - Woeste, 86, 112.

Bei Tappius (220b): Wann se meynen, se sthain in dem kole, so sthain se noch allererst kum in den strüncken.

Lat.: Ne inter apia quidem sunt. (Erasm., 8; Tappius, 220b.)

*160 Ma moint, er sei der Grossmogul. (Ulm.)

*161 Man meint, er hab' Pfeffer im Arsch. (Nürtingen.)

*162 Man meint, er sei schellig worden. - Simrock, 3924.

*163 Man würd meine, sie hätte en Alrun. - Sutermeister, 99.

Die ungewöhnlich viel Glück haben.

[Spaltenumbruch] *164 Me het g'meint g'ha, me chient si hinder de Ma hindere verberge. - Sutermeister, 108.

*165 Me moint, dear fress er äll Pfingst emaul. (Ulm.)

*166 Menst, Lipke, menst? (Ostpreuss.)

Neckwort bei ungereimten Behauptungen, oder auch um jemand zu verblüffen.

*167 Mer maant, er steht im Jom - Kippur - Schinun' - es re.

D. i. im Achtzehn-Sprüchegebet des Versöhnungstags. So ernst und feierlich ist seine Haltung und Miene.

*168 Mer maant, er will den Seder geb'n. - Tendlau, 492.

So breit und bequem setzt er sich hin. Seder heisst die Festfeier am Pesachabend, wo für den Familienvater oder den, der ihn gibt, ein verzierter Sitz bereitet ist, damit er sich an dem Abende der Befreiung auch als Freier fühlen solle.

*169 'S wür' eine meine, er chient uf em Täller tanze. - Sutermeister, 69.

*170 'S würd' eine meine, er wär' der reich Mötteli. - Sutermeister, 69.

*171 Se ment, dat hir de Höner brade gad. - Richey, 97; Schütze, II, 155.

Sie meint, dass hier die Hühner gebraten gehen, d. i. dass es hier nichts koste.

*172 Se ment, dat't up Westphalen Pinxter is. - Bueren, 1000.

*173 Se ment, de Sau öss ehre Tante. - Frischbier2, 2598.

*174 Sie maane, sie hätte sich selbst geschoffen. - Tendlau, 686.

So wenig denken sie an Gott.

*175 Sie meinten, der adler wer ein katz, die sein gern, wa man sie kratz. - Nas, 162b.

*176 Wenn er meint, er habe Milch im Napfe, so scheint ihm der Mond hinein. - Braun, I, 2709.

Im Plattdeutschen: Wenn 'r ment, hä hät Melk in'n Pott, scheint em blot de Moand rin. (Schlingmann, 1003.)

*177 Wenne meint, me wör met eame im Kaule (Kohle), dann is hei in de Rauwen (Rüben). (Westf.)

Ich meine, du meinest, er (sie, es) meint, ist eine Redensart, die der Deutsche in allen Zeit-, Zahl- und Geschlechtsformen abwandelt. Jedes Volk hat Redensarten, die für dasselbe charakteristisch sind. Das Lieblingswort der Nordamerikaner ist: Go ahead (gehe vorwärts, drauflos). Die Redensart rührt angeblich vom Oberst Crocket, Mitglied des Congresses, her. Als ihm der Sohn eines seiner Nachbarn geschrieben und ihn um Einwilligung zu seiner Verheirathung mit dessen Tochter gebeten hatte, antwortete er einfach: "Go ahead." (Vgl. M. Chevalier's Briefe über Nordamerika, Leipzig 1837, III, 168.) Der Nordamerikaner sagt ferner nicht: "Ich glaube, meine", sondern: "I calculate" (ich rechne), wodurch er sich gewissermassen selbst zwingt, seine Gründe abzuwägen. In demselben Sinne setzt er seinen Ansprüchen gern hinzu: "It is a fact" (das ist Thatsache), womit er sich in die Nothwendigkeit versetzt, sie thatsächlich zu beweisen. Alle drei Redensarten charakterisiren das rastlos rührige, strebende Volk. - Der Türke sagt zu allem: "Jok, jok" (das ist mir gleichgültig). Wer den Boden des türkischen Reichs betritt, sieht sofort, dass den Bewohnern alles gleichgültig ist. Brücken, Wege, Städte u. s. w. verfallen, das Reich verödet, aber alles - gleichgültig. Aehnlich sagt der Neugrieche: "Dembirasi", d. i. es wird wol noch gehen, früher oder später, auf diese oder auf jene Weise, wenn nicht heute, so doch morgen u. s. w. Diese Redensart hemmt in Griechenland den Fortschritt in Unternehmungen, die Verbesserung in den mannichfachsten Angelegenheiten. - Der Russe hat das Wort: "Nitschewo" = thut nichts. Mit Nitschewo stürmt der Russe auf feindliche Batterien los, lässt sich haufenweise niedermähen, bataillonsweise im Schnee begraben (Krimkrieg), im Winter über ungangbare Alpen setzen (Suworow) u. dgl. Aber schwerlich taugt die Redensart, um grosse Dinge für die Dauer zu gründen. - Der Spanier hat zwei Redensarten: "Quien sube?" = wer weiss es; und "Mas or menos" = mehr oder weniger. Beide Redensarten deuten auf Denkträgheit. Wer sich nicht zu denken scheut, der weiss manches, und er weiss auch, wie viel oder wie wenig. Dass Denkfaulheit und Autoritätsglaube der Hemmschuh der spanischen Entwickelung sind, hat Buckle (Geschichte der Civilisation) gezeigt. (Vgl. den Artikel: Redensarten der Völker in der Deutschen Romanzeitung, 1867, Nr. 1, S. 71.)


Meiner.

Der Meiner und der Lügner sind Brüder. - Mayer, II, 41; Simrock, 6939; Körte, 4299; Graf, 374, 490; Braun, I, 2657.


[Spaltenumbruch] *137 Er meint, was er im Sinn habe, das schlagen alle Glocken.Körte, 5748.

*138 Er meinte, der Hase habe ihn geleckt.

Zeichen übergrossen Glücks.

Holl.: Hij meende, dat hij daar een' haas gevangen had. (Harrebomée, I, 271.)

*139 Er meynt, dreck sei sein vetter. (S. Dreck 118 und Kerl 90.) – Franck, I, 21b.

*140 Er muss nit meynen, dass andere Leute Katzen sind, wenn sie rauhe Köpff haben.Schuppius, Tract.

*141 Es ist so ernst gemeint wie ein Mutterfluch.Schwarzwälder Dorfgeschichten (Stuttgart 1861), III, 280.

Der eben nicht ernst gemeint ist.

*142 Es kommt darauf an, wie er's meint.Mayer, I, 1.

*143 Es würd' eine meine, er sei der rîche Oeri.Sutermeister, 69.

Von einem, der entweder auf sein Geld pocht oder viel desselben braucht. Oeri war ein sehr reicher, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebender Bürger in Zürich.

*144 Hast gemeint, Entendreck sei Bachschmalz? (Nürtingen.)

*145 He mên, dat Voss Hâs wêr, und as he toseh, wêr 't en Foder Heu.Diermissen, 119; Eichwald, 1997; Dähnert, 304a.

Spottweis zu einem, der sich damit entschuldigen will, dass er dies oder jenes gemeint habe.

*146 He mênt, et scholl em in de Hände fuln.Eichwald, 719.

*147 He mênt, he steit al in'n Kohl un steit êrst in de Strunken.Eichwald, 1039.

*148 He mênt, sin Dreck is Muskaten.Eichwald, 363; Schlingmann, 330.

Der sich selbst Schmeichelnde.

Holl.: Hij denkt dat zijn achterste eene kardinaals-muts is. (Harrebomée, I, 383a.)

*149 He mênt, üm (ihm) kann kên See to hoch lôpen. (Oldenburg.) – Bueren, 616; Frommann, VI, 281; Hauskalender, III.

*150 He mênt, use Herre Gott hêt Herm (Hermann). (Osnabrück.) (S. Herrgott 64 und Hermann 1.)

Sei nachgiebig, milde, lauter Güte.

*151 Hei meint auk, hei wör et. (Büren.)

*152 Hei meint, do gengen de Goise gebroen und hären dat Mess op de Fittke. (Sauerland.)

*153 Hei meint, me könn met Stieweln un Spoeren in den Hiemel. (Westf.)

*154 Hest g'ment, du chönnest gad (nur) säga Täller, so heiest 'n Wurst?

Frz.: Il semble qu'il n'y ait qu'à se baisser et prendre. (Lendroy, 99.)

*155 I hab' g'meint, 's komm Wunder weiss wer. (Ulm.)

*156 I hett g'meint, de Herget liessne das nid zue.Sutermeister, 95.

*157 Ich hab' gemeint, der Schlag treffe mich. (Rottenburg.)

Vor plötzlichem Schreck.

*158 Ich meine, du sygest auch bei den gelben Webern g'syn.

In der Schweiz zu gelb und blass aussehenden Menschen. Im Dienste Karl's VIII. waren 1495 die Eidgenossen in Navarra eingeschlossen und litten alle Uebel, die mit einer harten Belagerung verbunden sind. Vierhundert starben theils aus Hunger, theils an vergifteter Nahrung. Der Rest der Mannschaft sah beim Abzug so elend aus, dass wol kaum je elendere Menschen gesehen worden sind. Man nannte sie, als sie heimkamen, nur die gelben Wêber. (Kirchhofer, 160.)

*159 Ik maine, ik sate met iäm im Kol, dann sitte'k met iäm in den Strünken. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 112.

Bei Tappius (220b): Wann se meynen, se sthain in dem kole, so sthain se noch allererst kum in den strüncken.

Lat.: Ne inter apia quidem sunt. (Erasm., 8; Tappius, 220b.)

*160 Ma moint, er sei der Grossmogul. (Ulm.)

*161 Man meint, er hab' Pfeffer im Arsch. (Nürtingen.)

*162 Man meint, er sei schellig worden.Simrock, 3924.

*163 Man würd meine, sie hätte en Alrun.Sutermeister, 99.

Die ungewöhnlich viel Glück haben.

[Spaltenumbruch] *164 Me het g'meint g'ha, me chient si hinder de Ma hindere verberge.Sutermeister, 108.

*165 Me moint, dear fress er äll Pfingst emaul. (Ulm.)

*166 Mênst, Lipke, mênst? (Ostpreuss.)

Neckwort bei ungereimten Behauptungen, oder auch um jemand zu verblüffen.

*167 Mer maant, er steht im Jom – Kippur – Schinun' – es re.

D. i. im Achtzehn-Sprüchegebet des Versöhnungstags. So ernst und feierlich ist seine Haltung und Miene.

*168 Mer maant, er will den Seder geb'n.Tendlau, 492.

So breit und bequem setzt er sich hin. Seder heisst die Festfeier am Pesachabend, wo für den Familienvater oder den, der ihn gibt, ein verzierter Sitz bereitet ist, damit er sich an dem Abende der Befreiung auch als Freier fühlen solle.

*169 'S wür' eine meine, er chient uf em Täller tanze.Sutermeister, 69.

*170 'S würd' eine meine, er wär' der rîch Mötteli.Sutermeister, 69.

*171 Se mênt, dat hir de Höner brade gâd.Richey, 97; Schütze, II, 155.

Sie meint, dass hier die Hühner gebraten gehen, d. i. dass es hier nichts koste.

*172 Se mênt, dat't up Westphalen Pinxter is.Bueren, 1000.

*173 Se mênt, de Sû öss ehre Tante.Frischbier2, 2598.

*174 Sie maane, sie hätte sich selbst geschoffen.Tendlau, 686.

So wenig denken sie an Gott.

*175 Sie meinten, der adler wer ein katz, die sein gern, wa man sie kratz.Nas, 162b.

*176 Wenn er meint, er habe Milch im Napfe, so scheint ihm der Mond hinein.Braun, I, 2709.

Im Plattdeutschen: Wenn 'r mênt, hä hät Melk in'n Pott, schînt em blot de Moand rin. (Schlingmann, 1003.)

*177 Wenne meint, me wör met eame im Kaule (Kohle), dann is hei in de Rauwen (Rüben). (Westf.)

Ich meine, du meinest, er (sie, es) meint, ist eine Redensart, die der Deutsche in allen Zeit-, Zahl- und Geschlechtsformen abwandelt. Jedes Volk hat Redensarten, die für dasselbe charakteristisch sind. Das Lieblingswort der Nordamerikaner ist: Go ahead (gehe vorwärts, drauflos). Die Redensart rührt angeblich vom Oberst Crocket, Mitglied des Congresses, her. Als ihm der Sohn eines seiner Nachbarn geschrieben und ihn um Einwilligung zu seiner Verheirathung mit dessen Tochter gebeten hatte, antwortete er einfach: „Go ahead.“ (Vgl. M. Chevalier's Briefe über Nordamerika, Leipzig 1837, III, 168.) Der Nordamerikaner sagt ferner nicht: „Ich glaube, meine“, sondern: „I calculate“ (ich rechne), wodurch er sich gewissermassen selbst zwingt, seine Gründe abzuwägen. In demselben Sinne setzt er seinen Ansprüchen gern hinzu: „It is a fact“ (das ist Thatsache), womit er sich in die Nothwendigkeit versetzt, sie thatsächlich zu beweisen. Alle drei Redensarten charakterisiren das rastlos rührige, strebende Volk. – Der Türke sagt zu allem: „Jok, jok“ (das ist mir gleichgültig). Wer den Boden des türkischen Reichs betritt, sieht sofort, dass den Bewohnern alles gleichgültig ist. Brücken, Wege, Städte u. s. w. verfallen, das Reich verödet, aber alles – gleichgültig. Aehnlich sagt der Neugrieche: „Dembirasi“, d. i. es wird wol noch gehen, früher oder später, auf diese oder auf jene Weise, wenn nicht heute, so doch morgen u. s. w. Diese Redensart hemmt in Griechenland den Fortschritt in Unternehmungen, die Verbesserung in den mannichfachsten Angelegenheiten. – Der Russe hat das Wort: „Nitschewo“ = thut nichts. Mit Nitschewo stürmt der Russe auf feindliche Batterien los, lässt sich haufenweise niedermähen, bataillonsweise im Schnee begraben (Krimkrieg), im Winter über ungangbare Alpen setzen (Suworow) u. dgl. Aber schwerlich taugt die Redensart, um grosse Dinge für die Dauer zu gründen. – Der Spanier hat zwei Redensarten: „Quien sube?“ = wer weiss es; und „Mas or menos“ = mehr oder weniger. Beide Redensarten deuten auf Denkträgheit. Wer sich nicht zu denken scheut, der weiss manches, und er weiss auch, wie viel oder wie wenig. Dass Denkfaulheit und Autoritätsglaube der Hemmschuh der spanischen Entwickelung sind, hat Buckle (Geschichte der Civilisation) gezeigt. (Vgl. den Artikel: Redensarten der Völker in der Deutschen Romanzeitung, 1867, Nr. 1, S. 71.)


Meiner.

Der Meiner und der Lügner sind Brüder.Mayer, II, 41; Simrock, 6939; Körte, 4299; Graf, 374, 490; Braun, I, 2657.


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[[287]/0301] *137 Er meint, was er im Sinn habe, das schlagen alle Glocken. – Körte, 5748. *138 Er meinte, der Hase habe ihn geleckt. Zeichen übergrossen Glücks. Holl.: Hij meende, dat hij daar een' haas gevangen had. (Harrebomée, I, 271.) *139 Er meynt, dreck sei sein vetter. (S. Dreck 118 und Kerl 90.) – Franck, I, 21b. *140 Er muss nit meynen, dass andere Leute Katzen sind, wenn sie rauhe Köpff haben. – Schuppius, Tract. *141 Es ist so ernst gemeint wie ein Mutterfluch. – Schwarzwälder Dorfgeschichten (Stuttgart 1861), III, 280. Der eben nicht ernst gemeint ist. *142 Es kommt darauf an, wie er's meint. – Mayer, I, 1. *143 Es würd' eine meine, er sei der rîche Oeri. – Sutermeister, 69. Von einem, der entweder auf sein Geld pocht oder viel desselben braucht. Oeri war ein sehr reicher, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebender Bürger in Zürich. *144 Hast gemeint, Entendreck sei Bachschmalz? (Nürtingen.) *145 He mên, dat Voss Hâs wêr, und as he toseh, wêr 't en Foder Heu. – Diermissen, 119; Eichwald, 1997; Dähnert, 304a. Spottweis zu einem, der sich damit entschuldigen will, dass er dies oder jenes gemeint habe. *146 He mênt, et scholl em in de Hände fuln. – Eichwald, 719. *147 He mênt, he steit al in'n Kohl un steit êrst in de Strunken. – Eichwald, 1039. *148 He mênt, sin Dreck is Muskaten. – Eichwald, 363; Schlingmann, 330. Der sich selbst Schmeichelnde. Holl.: Hij denkt dat zijn achterste eene kardinaals-muts is. (Harrebomée, I, 383a.) *149 He mênt, üm (ihm) kann kên See to hoch lôpen. (Oldenburg.) – Bueren, 616; Frommann, VI, 281; Hauskalender, III. *150 He mênt, use Herre Gott hêt Herm (Hermann). (Osnabrück.) (S. Herrgott 64 und Hermann 1.) Sei nachgiebig, milde, lauter Güte. *151 Hei meint auk, hei wör et. (Büren.) *152 Hei meint, do gengen de Goise gebroen und hären dat Mess op de Fittke. (Sauerland.) *153 Hei meint, me könn met Stieweln un Spoeren in den Hiemel. (Westf.) *154 Hest g'ment, du chönnest gad (nur) säga Täller, so heiest 'n Wurst? Frz.: Il semble qu'il n'y ait qu'à se baisser et prendre. (Lendroy, 99.) *155 I hab' g'meint, 's komm Wunder weiss wer. (Ulm.) *156 I hett g'meint, de Herget liessne das nid zue. – Sutermeister, 95. *157 Ich hab' gemeint, der Schlag treffe mich. (Rottenburg.) Vor plötzlichem Schreck. *158 Ich meine, du sygest auch bei den gelben Webern g'syn. In der Schweiz zu gelb und blass aussehenden Menschen. Im Dienste Karl's VIII. waren 1495 die Eidgenossen in Navarra eingeschlossen und litten alle Uebel, die mit einer harten Belagerung verbunden sind. Vierhundert starben theils aus Hunger, theils an vergifteter Nahrung. Der Rest der Mannschaft sah beim Abzug so elend aus, dass wol kaum je elendere Menschen gesehen worden sind. Man nannte sie, als sie heimkamen, nur die gelben Wêber. (Kirchhofer, 160.) *159 Ik maine, ik sate met iäm im Kol, dann sitte'k met iäm in den Strünken. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 112. Bei Tappius (220b): Wann se meynen, se sthain in dem kole, so sthain se noch allererst kum in den strüncken. Lat.: Ne inter apia quidem sunt. (Erasm., 8; Tappius, 220b.) *160 Ma moint, er sei der Grossmogul. (Ulm.) *161 Man meint, er hab' Pfeffer im Arsch. (Nürtingen.) *162 Man meint, er sei schellig worden. – Simrock, 3924. *163 Man würd meine, sie hätte en Alrun. – Sutermeister, 99. Die ungewöhnlich viel Glück haben. *164 Me het g'meint g'ha, me chient si hinder de Ma hindere verberge. – Sutermeister, 108. *165 Me moint, dear fress er äll Pfingst emaul. (Ulm.) *166 Mênst, Lipke, mênst? (Ostpreuss.) Neckwort bei ungereimten Behauptungen, oder auch um jemand zu verblüffen. *167 Mer maant, er steht im Jom – Kippur – Schinun' – es re. D. i. im Achtzehn-Sprüchegebet des Versöhnungstags. So ernst und feierlich ist seine Haltung und Miene. *168 Mer maant, er will den Seder geb'n. – Tendlau, 492. So breit und bequem setzt er sich hin. Seder heisst die Festfeier am Pesachabend, wo für den Familienvater oder den, der ihn gibt, ein verzierter Sitz bereitet ist, damit er sich an dem Abende der Befreiung auch als Freier fühlen solle. *169 'S wür' eine meine, er chient uf em Täller tanze. – Sutermeister, 69. *170 'S würd' eine meine, er wär' der rîch Mötteli. – Sutermeister, 69. *171 Se mênt, dat hir de Höner brade gâd. – Richey, 97; Schütze, II, 155. Sie meint, dass hier die Hühner gebraten gehen, d. i. dass es hier nichts koste. *172 Se mênt, dat't up Westphalen Pinxter is. – Bueren, 1000. *173 Se mênt, de Sû öss ehre Tante. – Frischbier2, 2598. *174 Sie maane, sie hätte sich selbst geschoffen. – Tendlau, 686. So wenig denken sie an Gott. *175 Sie meinten, der adler wer ein katz, die sein gern, wa man sie kratz. – Nas, 162b. *176 Wenn er meint, er habe Milch im Napfe, so scheint ihm der Mond hinein. – Braun, I, 2709. Im Plattdeutschen: Wenn 'r mênt, hä hät Melk in'n Pott, schînt em blot de Moand rin. (Schlingmann, 1003.) *177 Wenne meint, me wör met eame im Kaule (Kohle), dann is hei in de Rauwen (Rüben). (Westf.) Ich meine, du meinest, er (sie, es) meint, ist eine Redensart, die der Deutsche in allen Zeit-, Zahl- und Geschlechtsformen abwandelt. Jedes Volk hat Redensarten, die für dasselbe charakteristisch sind. Das Lieblingswort der Nordamerikaner ist: Go ahead (gehe vorwärts, drauflos). Die Redensart rührt angeblich vom Oberst Crocket, Mitglied des Congresses, her. Als ihm der Sohn eines seiner Nachbarn geschrieben und ihn um Einwilligung zu seiner Verheirathung mit dessen Tochter gebeten hatte, antwortete er einfach: „Go ahead.“ (Vgl. M. Chevalier's Briefe über Nordamerika, Leipzig 1837, III, 168.) Der Nordamerikaner sagt ferner nicht: „Ich glaube, meine“, sondern: „I calculate“ (ich rechne), wodurch er sich gewissermassen selbst zwingt, seine Gründe abzuwägen. In demselben Sinne setzt er seinen Ansprüchen gern hinzu: „It is a fact“ (das ist Thatsache), womit er sich in die Nothwendigkeit versetzt, sie thatsächlich zu beweisen. Alle drei Redensarten charakterisiren das rastlos rührige, strebende Volk. – Der Türke sagt zu allem: „Jok, jok“ (das ist mir gleichgültig). Wer den Boden des türkischen Reichs betritt, sieht sofort, dass den Bewohnern alles gleichgültig ist. Brücken, Wege, Städte u. s. w. verfallen, das Reich verödet, aber alles – gleichgültig. Aehnlich sagt der Neugrieche: „Dembirasi“, d. i. es wird wol noch gehen, früher oder später, auf diese oder auf jene Weise, wenn nicht heute, so doch morgen u. s. w. Diese Redensart hemmt in Griechenland den Fortschritt in Unternehmungen, die Verbesserung in den mannichfachsten Angelegenheiten. – Der Russe hat das Wort: „Nitschewo“ = thut nichts. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [287]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/301>, abgerufen am 21.11.2024.