Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 71 Wer einmal über Meer ist gefahren, der ist noch kein Schiffer drumb. - Lehmann, 167, 22.

72 Wer im Meer nicht unterging, kann noch im Hafen stranden. - Altmann IV, 397.

73 Wer ins Meer fällt, greift nach einem Halme, sich zu retten.

Nach einer Schlange, sagen die Türken.

74 Wer mit dem Meere kriegt, ist bald besiegt.

Die Irländer sagen: Keiner kann die See bewältigen. (Morgenblatt, Stuttgart 1849, Nr. 187.)

75 Wer nach dem Meer reisen will, der neme ein Fluss zum Gefehrten, weiss er den Weg nicht. - Petri, II, 855.

76 Wer sich aufs Meer begibt, ist selbst vrsach an seinem vnglück. - Lehmann, 855, 20.

77 Wer sich aufs Meer begibt, muss es auf das Wetter wagen. - Winckler, XIX, 9.

78 Wer sich dem wilden Meer vertraut, der tregt ein thoren in der haut. - Petri, II, 757.

79 Wer zum Meere kann gelangen, wird nicht nach dem Tröpflein langen.

80 Wer zum Meere will, gehe den Wassern nach. - Gruter, III, 13; Lehmann, II, 880, 173.

81 Wo das Meer anfängt, da hört's auch auf.

Die Russen: Wo das Meer einen Anfang hat, da hat's auch ein Ende. (Altmann V, 85.)

82 Zum Meer gehören auch die Ufer. - Altmann VI, 408.

*83 Am Meer wohnen und Wasser suchen. - Altmann VI, 516 u. 520.

*84 Ans Meer gehen, um seine Hände zu waschen.

Frz.: Pour laver ses mains on ne vend pas sa terre. (Leroux, I, 59.)

*85 Auf dem Meere jagen.

*86 Auf dem Meer nach Wasser gucken. - Altmann VI, 418.

*87 Auf dem Meere säen. - Fabricius, 21.

Eine vergebliche Arbeit thun.

Lat.: Arare littus. - Aethiopem lavare. (Faselius, 20.)

*88 Das Meer an den Regenbogen hängen wollen.

*89 Das Meer ausmessen wollen. - Jos. 40, 12; Fabricius, 15.

Lat.: Mare hemina emetiri.

*90 Das Meer ausschöpfen (ausbrennen, austrinken, austrocknen) wollen. - Tappius, 15a; Fabricius, 14; Schottel, 1115a.

Unmögliches versuchen. Auch von einer langwierigen Arbeit, von einem Geschäft, dessen Ende man nicht sieht.

Frz.: C'est la mere a boire. (Leroux, II, 103 u. 194; Lendroy, 158.)

Lat.: Exurere mare. (Binder I, 495; II, 1094; Philippi, I, 147; Erasm., 510.) - Mare exhaurire. (Tappius, 15a; Philippi, I, 241; Seybold, 296; Schottel, 1115a.)

*91 Das Meer hätte gern wieder Feigen.

*92 Das Meer klagt, dass es ihm an Wasser fehle.

Die Araber nennen übrigens die Sahara das Meer ohne Wasser. (Reinsberg VI, 94.)

Engl.: The sea complains it wants water. (Bohn II, 177.)

*93 Das Meer mit einem Schwamm austrocknen.

Das Unmögliche versuchen.

*94 Du willst das Meer in ein Krüglein schöpfen.

*95 Einem Meer und Berge versprechen. - Fabricius, 19.

*96 Er brennt das Meer aus. - Sailer, 306.

Der thörichte Arbeiter.

*97 Er findet im Meer kein Wasser.

Ein tunesisches Sprichwort sagt: Er geht ans Meer und findet es trocken. Um auszudrücken, der Muthlose soll lieber daheim bleiben. (Globus, VIII.)

Span.: No halla agua en la mar. (Bohn I, 235.)

*98 Er ist schon über grössere Meere gefahren.

Hat schon in grösserer Noth, Gefahr, Mühsal gesteckt.

*99 Er sieht das Meer vor Wellen nicht. - Altmann VI, 475.

*100 Er will das Meer machen zum Gehen und die Erde zum Schiffen.

Von Uebermüthigen, die alles Bestehende umkehren; nach 2 Makk. 5, 21.

*101 Er will das Meer sammt den Fischen verschlingen.

Er ist ein Nimmersatt, ein Mensch, der alles an sich reissen will. "Ich süff jetzt dass Meer auss, wann mir [Spaltenumbruch] die Wasser auffhieltest, die drein lauffen." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 165.)

Frz.: Il boiroit la mer et les poissons. (Leroux, I, 52.)

*102 Er würde das Meer trocken finden, wenn er hineinginge. - Winckler, XVI, 88.

Dem alles mislingt, was er beginnt, dem "Pechvogel".

*103 Im Meer des Geizes ersoffen sein. - Luther's Tischr., 236b.

*104 Im Meere Wasser suchen.

Etwas da suchen, wo eben nichts anderes als gerade das zu finden ist. Im Leben eines Galgenstricks einige Vergehen suchen, da sein ganzes Leben aus Verbrechen besteht. Bei schlechten Schriftstellern Mängeln nachspüren, wo alles zu tadeln ist.

*105 In einem Meere auftauchen, im andern untersinken. - Altmann VI, 512.

*106 Ins Meer der Vergessenheit. - Eiselein, 617.

Lat.: Oblivionis campus. (Eiselein, 617.)

*107 Ins Meer fahren, ohne das Fahrwasser untersucht zu haben. (Kronstadt.)

*108 Ins meer sähwen. - Franck, II, 83a; Körte, 4184a; Eiselein, 460.

*109 Meer und Himmel vermengen.

Sprichwörtliche Hyperbel für: alles verwirren.

*110 Schon auf dem hohen Meere sein.

Weit gediehen, in vollem Gange.

*111 Vom Meere kommen und im Hafen Schiffbruch leiden.

Die Russen: Dem Kaspischen Meere entgehen und auf der Wolga Schiffbruch leiden. (Altmann V, 518.) Der vom Glück Vernachlässigte. (Reinsberg IV, 130.)

*112 Wenn's Meer vertrucknet. - Luther's Tischr., 250b.

Zu ergänzen: wird es geschehen, d. h. nie. (S. Nimmerstag.) "Wenns Meer vertrucknet und Satan wird in den Himmel genommen."

*113 Wie vom Meere in die Pfanne. - Tendlau, 183.

Um eine grosse Schnelligkeit anzuzeigen, weil der Fisch zum Braten keiner grossen Vorbereitungen bedarf.

*114 Wir sind jetzt im Meere ohne Schiff und Ruder.


Meeresstille.

1 Auf Meeresstille darf man sich nicht verlassen.

2 Grosse Meeresstille bedeutet grosse Wasser.


Meeresufer.

* Das Meeresufer umpflügen.

Auf etwas Nutz- oder Fruchtloses unendliche Mühe verwenden. Wenn man dem Gefälligkeiten, Wohlthaten erweist, bei dem nie Anerkennung zu hoffen ist.


Meerflut.

Meerflut und Weibertück seynd überall falsche Stück. - Chaos, 286.


Meerkatze.

* Eine Meerkatze melken wollen.

Von jemand, der sich ziert oder sperrt, wenn er einen Dienst erweisen soll. In Aegypten heisst es: Da sie die Meerkatze melken wollten, sperrte sie sich unbändig. Da sprachen sie: Die Milch bei solcher ist (gewiss) schlechter Art. (Burckhardt, 206.)


Meerrettich.

1 Meerrettich ist dem Magen ein Pflaster, den Augen ein Laster. - Simrock, 6755; Braun, I, 2645.

*2 Er hat wol Meerrettig gessen. - Eyering, III, 61.

*3 Er muss es mit Meerrettich und Senf alle Tage auf dem Brote essen.

"Sein Weib ihm diesen Fund alle Tage mit Meerrettig und Senff auf dem Brot zu essen gab." (Grimmelshausen, Courage.)

*4 Sie macht einen langen Meerrettich. - Klix, 40.


Meerschiff.

Wenn das Meerschiff seine Spitze nach Mittag kehrt, so folgt bald Regen. (Eifel.) - Schmitz, 174, 66.

Wie man in Italien scherzhaft ein "Haus des schlechten Wetters" annimmt, so nennen die wetterkundigen Leute am Niederrhein ein schiffgestaltetes Wolkengebilde, das sonst bei heiterm Himmel sichtbar wird, das "Meer- oder Wolkenschiff", auch Marienschiff, und weissagen aus der Richtung, welche die zugespitzte Seite derselben nimmt, Regen oder Trockenheit. (Reinsberg VIII, 48.)


Meerschwein.

Wenn die Meerschweine schnaufen, ist ein Sturm nicht fern.

Dän.: Merk af marsvin blaesende storm. (Prov. dan., 411.)


Meerwasser.

1 Aus Meerwasser werden keine süssen Suppen. - Parömiakon, 2615.

Aus: Abrahamisches Bescheidessen.

[Spaltenumbruch] 71 Wer einmal über Meer ist gefahren, der ist noch kein Schiffer drumb.Lehmann, 167, 22.

72 Wer im Meer nicht unterging, kann noch im Hafen stranden.Altmann IV, 397.

73 Wer ins Meer fällt, greift nach einem Halme, sich zu retten.

Nach einer Schlange, sagen die Türken.

74 Wer mit dem Meere kriegt, ist bald besiegt.

Die Irländer sagen: Keiner kann die See bewältigen. (Morgenblatt, Stuttgart 1849, Nr. 187.)

75 Wer nach dem Meer reisen will, der neme ein Fluss zum Gefehrten, weiss er den Weg nicht.Petri, II, 855.

76 Wer sich aufs Meer begibt, ist selbst vrsach an seinem vnglück.Lehmann, 855, 20.

77 Wer sich aufs Meer begibt, muss es auf das Wetter wagen.Winckler, XIX, 9.

78 Wer sich dem wilden Meer vertraut, der tregt ein thoren in der haut.Petri, II, 757.

79 Wer zum Meere kann gelangen, wird nicht nach dem Tröpflein langen.

80 Wer zum Meere will, gehe den Wassern nach.Gruter, III, 13; Lehmann, II, 880, 173.

81 Wo das Meer anfängt, da hört's auch auf.

Die Russen: Wo das Meer einen Anfang hat, da hat's auch ein Ende. (Altmann V, 85.)

82 Zum Meer gehören auch die Ufer.Altmann VI, 408.

*83 Am Meer wohnen und Wasser suchen.Altmann VI, 516 u. 520.

*84 Ans Meer gehen, um seine Hände zu waschen.

Frz.: Pour laver ses mains on ne vend pas sa terre. (Leroux, I, 59.)

*85 Auf dem Meere jagen.

*86 Auf dem Meer nach Wasser gucken.Altmann VI, 418.

*87 Auf dem Meere säen.Fabricius, 21.

Eine vergebliche Arbeit thun.

Lat.: Arare littus. – Aethiopem lavare. (Faselius, 20.)

*88 Das Meer an den Regenbogen hängen wollen.

*89 Das Meer ausmessen wollen.Jos. 40, 12; Fabricius, 15.

Lat.: Mare hemina emetiri.

*90 Das Meer ausschöpfen (ausbrennen, austrinken, austrocknen) wollen.Tappius, 15a; Fabricius, 14; Schottel, 1115a.

Unmögliches versuchen. Auch von einer langwierigen Arbeit, von einem Geschäft, dessen Ende man nicht sieht.

Frz.: C'est la mere à boire. (Leroux, II, 103 u. 194; Lendroy, 158.)

Lat.: Exurere mare. (Binder I, 495; II, 1094; Philippi, I, 147; Erasm., 510.) – Mare exhaurire. (Tappius, 15a; Philippi, I, 241; Seybold, 296; Schottel, 1115a.)

*91 Das Meer hätte gern wieder Feigen.

*92 Das Meer klagt, dass es ihm an Wasser fehle.

Die Araber nennen übrigens die Sahara das Meer ohne Wasser. (Reinsberg VI, 94.)

Engl.: The sea complains it wants water. (Bohn II, 177.)

*93 Das Meer mit einem Schwamm austrocknen.

Das Unmögliche versuchen.

*94 Du willst das Meer in ein Krüglein schöpfen.

*95 Einem Meer und Berge versprechen.Fabricius, 19.

*96 Er brennt das Meer aus.Sailer, 306.

Der thörichte Arbeiter.

*97 Er findet im Meer kein Wasser.

Ein tunesisches Sprichwort sagt: Er geht ans Meer und findet es trocken. Um auszudrücken, der Muthlose soll lieber daheim bleiben. (Globus, VIII.)

Span.: No halla agua en la mar. (Bohn I, 235.)

*98 Er ist schon über grössere Meere gefahren.

Hat schon in grösserer Noth, Gefahr, Mühsal gesteckt.

*99 Er sieht das Meer vor Wellen nicht.Altmann VI, 475.

*100 Er will das Meer machen zum Gehen und die Erde zum Schiffen.

Von Uebermüthigen, die alles Bestehende umkehren; nach 2 Makk. 5, 21.

*101 Er will das Meer sammt den Fischen verschlingen.

Er ist ein Nimmersatt, ein Mensch, der alles an sich reissen will. „Ich süff jetzt dass Meer auss, wann mir [Spaltenumbruch] die Wasser auffhieltest, die drein lauffen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 165.)

Frz.: Il boiroit la mer et les poissons. (Leroux, I, 52.)

*102 Er würde das Meer trocken finden, wenn er hineinginge.Winckler, XVI, 88.

Dem alles mislingt, was er beginnt, dem „Pechvogel“.

*103 Im Meer des Geizes ersoffen sein.Luther's Tischr., 236b.

*104 Im Meere Wasser suchen.

Etwas da suchen, wo eben nichts anderes als gerade das zu finden ist. Im Leben eines Galgenstricks einige Vergehen suchen, da sein ganzes Leben aus Verbrechen besteht. Bei schlechten Schriftstellern Mängeln nachspüren, wo alles zu tadeln ist.

*105 In einem Meere auftauchen, im andern untersinken.Altmann VI, 512.

*106 Ins Meer der Vergessenheit.Eiselein, 617.

Lat.: Oblivionis campus. (Eiselein, 617.)

*107 Ins Meer fahren, ohne das Fahrwasser untersucht zu haben. (Kronstadt.)

*108 Ins meer sähwen.Franck, II, 83a; Körte, 4184a; Eiselein, 460.

*109 Meer und Himmel vermengen.

Sprichwörtliche Hyperbel für: alles verwirren.

*110 Schon auf dem hohen Meere sein.

Weit gediehen, in vollem Gange.

*111 Vom Meere kommen und im Hafen Schiffbruch leiden.

Die Russen: Dem Kaspischen Meere entgehen und auf der Wolga Schiffbruch leiden. (Altmann V, 518.) Der vom Glück Vernachlässigte. (Reinsberg IV, 130.)

*112 Wenn's Meer vertrucknet.Luther's Tischr., 250b.

Zu ergänzen: wird es geschehen, d. h. nie. (S. Nimmerstag.) „Wenns Meer vertrucknet und Satan wird in den Himmel genommen.“

*113 Wie vom Meere in die Pfanne.Tendlau, 183.

Um eine grosse Schnelligkeit anzuzeigen, weil der Fisch zum Braten keiner grossen Vorbereitungen bedarf.

*114 Wir sind jetzt im Meere ohne Schiff und Ruder.


Meeresstille.

1 Auf Meeresstille darf man sich nicht verlassen.

2 Grosse Meeresstille bedeutet grosse Wasser.


Meeresufer.

* Das Meeresufer umpflügen.

Auf etwas Nutz- oder Fruchtloses unendliche Mühe verwenden. Wenn man dem Gefälligkeiten, Wohlthaten erweist, bei dem nie Anerkennung zu hoffen ist.


Meerflut.

Meerflut und Weibertück seynd überall falsche Stück.Chaos, 286.


Meerkatze.

* Eine Meerkatze melken wollen.

Von jemand, der sich ziert oder sperrt, wenn er einen Dienst erweisen soll. In Aegypten heisst es: Da sie die Meerkatze melken wollten, sperrte sie sich unbändig. Da sprachen sie: Die Milch bei solcher ist (gewiss) schlechter Art. (Burckhardt, 206.)


Meerrettich.

1 Meerrettich ist dem Magen ein Pflaster, den Augen ein Laster.Simrock, 6755; Braun, I, 2645.

*2 Er hat wol Meerrettig gessen.Eyering, III, 61.

*3 Er muss es mit Meerrettich und Senf alle Tage auf dem Brote essen.

„Sein Weib ihm diesen Fund alle Tage mit Meerrettig und Senff auf dem Brot zu essen gab.“ (Grimmelshausen, Courage.)

*4 Sie macht einen langen Meerrettich.Klix, 40.


Meerschiff.

Wenn das Meerschiff seine Spitze nach Mittag kehrt, so folgt bald Regen. (Eifel.) – Schmitz, 174, 66.

Wie man in Italien scherzhaft ein „Haus des schlechten Wetters“ annimmt, so nennen die wetterkundigen Leute am Niederrhein ein schiffgestaltetes Wolkengebilde, das sonst bei heiterm Himmel sichtbar wird, das „Meer- oder Wolkenschiff“, auch Marienschiff, und weissagen aus der Richtung, welche die zugespitzte Seite derselben nimmt, Regen oder Trockenheit. (Reinsberg VIII, 48.)


Meerschwein.

Wenn die Meerschweine schnaufen, ist ein Sturm nicht fern.

Dän.: Merk af marsvin blæsende storm. (Prov. dan., 411.)


Meerwasser.

1 Aus Meerwasser werden keine süssen Suppen.Parömiakon, 2615.

Aus: Abrahamisches Bescheidessen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0293" n="[279]"/><cb n="557"/>
71 Wer einmal über Meer ist gefahren, der ist noch kein Schiffer drumb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 167, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">72 Wer im Meer nicht unterging, kann noch im Hafen stranden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann IV, 397.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">73 Wer ins Meer fällt, greift nach einem Halme, sich zu retten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach einer Schlange, sagen die Türken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">74 Wer mit dem Meere kriegt, ist bald besiegt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Irländer sagen: Keiner kann die See bewältigen. (<hi rendition="#i">Morgenblatt, Stuttgart 1849, Nr. 187.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">75 Wer nach dem Meer reisen will, der neme ein Fluss zum Gefehrten, weiss er den Weg nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 855.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 Wer sich aufs Meer begibt, ist selbst vrsach an seinem vnglück.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 855, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">77 Wer sich aufs Meer begibt, muss es auf das Wetter wagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XIX, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">78 Wer sich dem wilden Meer vertraut, der tregt ein thoren in der haut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 757.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">79 Wer zum Meere kann gelangen, wird nicht nach dem Tröpflein langen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">80 Wer zum Meere will, gehe den Wassern nach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 13; Lehmann, II, 880, 173.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">81 Wo das Meer anfängt, da hört's auch auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wo das Meer einen Anfang hat, da hat's auch ein Ende. (<hi rendition="#i">Altmann V, 85.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">82 Zum Meer gehören auch die Ufer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 408.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*83 Am Meer wohnen und Wasser suchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 516 u. 520.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*84 Ans Meer gehen, um seine Hände zu waschen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Pour laver ses mains on ne vend pas sa terre. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 59.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*85 Auf dem Meere jagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*86 Auf dem Meer nach Wasser gucken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 418.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*87 Auf dem Meere säen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fabricius, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine vergebliche Arbeit thun.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arare littus. &#x2013; Aethiopem lavare. (<hi rendition="#i">Faselius, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*88 Das Meer an den Regenbogen hängen wollen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*89 Das Meer ausmessen wollen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jos. 40, 12; Fabricius, 15.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mare hemina emetiri.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*90 Das Meer ausschöpfen (ausbrennen, austrinken, austrocknen) wollen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 15<hi rendition="#sup">a</hi>; Fabricius, 14; Schottel, 1115<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Unmögliches versuchen. Auch von einer langwierigen Arbeit, von einem Geschäft, dessen Ende man nicht sieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est la mere à boire. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 103 u. 194; Lendroy, 158.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Exurere mare. (<hi rendition="#i">Binder I, 495; II, 1094; Philippi, I, 147; Erasm., 510.</hi>) &#x2013; Mare exhaurire. (<hi rendition="#i">Tappius, 15<hi rendition="#sup">a</hi>; Philippi, I, 241; Seybold, 296; Schottel, 1115<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*91 Das Meer hätte gern wieder Feigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*92 Das Meer klagt, dass es ihm an Wasser fehle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Araber nennen übrigens die Sahara das Meer ohne Wasser. (<hi rendition="#i">Reinsberg VI, 94.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The sea complains it wants water. (<hi rendition="#i">Bohn II, 177.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*93 Das Meer mit einem Schwamm austrocknen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Unmögliche versuchen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*94 Du willst das Meer in ein Krüglein schöpfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*95 Einem Meer und Berge versprechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fabricius, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*96 Er brennt das Meer aus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 306.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der thörichte Arbeiter.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*97 Er findet im Meer kein Wasser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein tunesisches Sprichwort sagt: Er geht ans Meer und findet es trocken. Um auszudrücken, der Muthlose soll lieber daheim bleiben. (<hi rendition="#i">Globus, VIII.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: No halla agua en la mar. (<hi rendition="#i">Bohn I, 235.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*98 Er ist schon über grössere Meere gefahren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat schon in grösserer Noth, Gefahr, Mühsal gesteckt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*99 Er sieht das Meer vor Wellen nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 475.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*100 Er will das Meer machen zum Gehen und die Erde zum Schiffen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Uebermüthigen, die alles Bestehende umkehren; nach <hi rendition="#i">2 Makk. 5, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*101 Er will das Meer sammt den Fischen verschlingen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist ein Nimmersatt, ein Mensch, der alles an sich reissen will. &#x201E;Ich süff jetzt dass Meer auss, wann mir <cb n="558"/>
die Wasser auffhieltest, die drein lauffen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 165.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il boiroit la mer et les poissons. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 52.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*102 Er würde das Meer trocken finden, wenn er hineinginge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XVI, 88.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dem alles mislingt, was er beginnt, dem &#x201E;Pechvogel&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*103 Im Meer des Geizes ersoffen sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 236<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*104 Im Meere Wasser suchen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas da suchen, wo eben nichts anderes als gerade das zu finden ist. Im Leben eines Galgenstricks einige Vergehen suchen, da sein ganzes Leben aus Verbrechen besteht. Bei schlechten Schriftstellern Mängeln nachspüren, wo alles zu tadeln ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*105 In einem Meere auftauchen, im andern untersinken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 512.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*106 Ins Meer der Vergessenheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 617.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Lat.:</hi> Oblivionis campus. (<hi rendition="#i">Eiselein, 617.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*107 Ins Meer fahren, ohne das Fahrwasser untersucht zu haben.</hi> (<hi rendition="#i">Kronstadt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*108 Ins meer sähwen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 83<hi rendition="#sup">a</hi>; Körte, 4184<hi rendition="#sup">a</hi>; Eiselein, 460.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*109 Meer und Himmel vermengen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwörtliche Hyperbel für: alles verwirren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*110 Schon auf dem hohen Meere sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Weit gediehen, in vollem Gange.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*111 Vom Meere kommen und im Hafen Schiffbruch leiden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Dem Kaspischen Meere entgehen und auf der Wolga Schiffbruch leiden. (<hi rendition="#i">Altmann V, 518.</hi>) Der vom Glück Vernachlässigte. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 130.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*112 Wenn's Meer vertrucknet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 250<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu ergänzen: wird es geschehen, d. h. nie. (S.  Nimmerstag.) &#x201E;Wenns Meer vertrucknet und Satan wird in den Himmel genommen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*113 Wie vom Meere in die Pfanne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 183.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um eine grosse Schnelligkeit anzuzeigen, weil der Fisch zum Braten keiner grossen Vorbereitungen bedarf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*114 Wir sind jetzt im Meere ohne Schiff und Ruder.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meeresstille.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf Meeresstille darf man sich nicht verlassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Grosse Meeresstille bedeutet grosse Wasser.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meeresufer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das Meeresufer umpflügen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf etwas Nutz- oder Fruchtloses unendliche Mühe verwenden. Wenn man dem Gefälligkeiten, Wohlthaten erweist, bei dem nie Anerkennung zu hoffen ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meerflut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Meerflut und Weibertück seynd überall falsche Stück.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 286.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meerkatze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Eine Meerkatze melken wollen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von jemand, der sich ziert oder sperrt, wenn er einen Dienst erweisen soll. In Aegypten heisst es: Da sie die Meerkatze melken wollten, sperrte sie sich unbändig. Da sprachen sie: Die Milch bei solcher ist (gewiss) schlechter Art. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 206.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meerrettich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Meerrettich ist dem Magen ein Pflaster, den Augen ein Laster.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 6755; Braun, I, 2645.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er hat wol Meerrettig gessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, III, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er muss es mit Meerrettich und Senf alle Tage auf dem Brote essen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Sein Weib ihm diesen Fund alle Tage mit Meerrettig und Senff auf dem Brot zu essen gab.&#x201C; (<hi rendition="#i">Grimmelshausen, Courage.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Sie macht einen langen Meerrettich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 40.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meerschiff.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn das Meerschiff seine Spitze nach Mittag kehrt, so folgt bald Regen.</hi> (<hi rendition="#i">Eifel.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schmitz, 174, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie man in Italien scherzhaft ein &#x201E;Haus des schlechten Wetters&#x201C; annimmt, so nennen die wetterkundigen Leute am Niederrhein ein schiffgestaltetes Wolkengebilde, das sonst bei heiterm Himmel sichtbar wird, das &#x201E;Meer- oder Wolkenschiff&#x201C;, auch Marienschiff, und weissagen aus der Richtung, welche die zugespitzte Seite derselben nimmt, Regen oder Trockenheit. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 48.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meerschwein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn die Meerschweine schnaufen, ist ein Sturm nicht fern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Dän.:</hi> Merk af marsvin blæsende storm. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 411.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meerwasser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aus Meerwasser werden keine süssen Suppen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2615.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus: <hi rendition="#i">Abrahamisches Bescheidessen.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[279]/0293] 71 Wer einmal über Meer ist gefahren, der ist noch kein Schiffer drumb. – Lehmann, 167, 22. 72 Wer im Meer nicht unterging, kann noch im Hafen stranden. – Altmann IV, 397. 73 Wer ins Meer fällt, greift nach einem Halme, sich zu retten. Nach einer Schlange, sagen die Türken. 74 Wer mit dem Meere kriegt, ist bald besiegt. Die Irländer sagen: Keiner kann die See bewältigen. (Morgenblatt, Stuttgart 1849, Nr. 187.) 75 Wer nach dem Meer reisen will, der neme ein Fluss zum Gefehrten, weiss er den Weg nicht. – Petri, II, 855. 76 Wer sich aufs Meer begibt, ist selbst vrsach an seinem vnglück. – Lehmann, 855, 20. 77 Wer sich aufs Meer begibt, muss es auf das Wetter wagen. – Winckler, XIX, 9. 78 Wer sich dem wilden Meer vertraut, der tregt ein thoren in der haut. – Petri, II, 757. 79 Wer zum Meere kann gelangen, wird nicht nach dem Tröpflein langen. 80 Wer zum Meere will, gehe den Wassern nach. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 880, 173. 81 Wo das Meer anfängt, da hört's auch auf. Die Russen: Wo das Meer einen Anfang hat, da hat's auch ein Ende. (Altmann V, 85.) 82 Zum Meer gehören auch die Ufer. – Altmann VI, 408. *83 Am Meer wohnen und Wasser suchen. – Altmann VI, 516 u. 520. *84 Ans Meer gehen, um seine Hände zu waschen. Frz.: Pour laver ses mains on ne vend pas sa terre. (Leroux, I, 59.) *85 Auf dem Meere jagen. *86 Auf dem Meer nach Wasser gucken. – Altmann VI, 418. *87 Auf dem Meere säen. – Fabricius, 21. Eine vergebliche Arbeit thun. Lat.: Arare littus. – Aethiopem lavare. (Faselius, 20.) *88 Das Meer an den Regenbogen hängen wollen. *89 Das Meer ausmessen wollen. – Jos. 40, 12; Fabricius, 15. Lat.: Mare hemina emetiri. *90 Das Meer ausschöpfen (ausbrennen, austrinken, austrocknen) wollen. – Tappius, 15a; Fabricius, 14; Schottel, 1115a. Unmögliches versuchen. Auch von einer langwierigen Arbeit, von einem Geschäft, dessen Ende man nicht sieht. Frz.: C'est la mere à boire. (Leroux, II, 103 u. 194; Lendroy, 158.) Lat.: Exurere mare. (Binder I, 495; II, 1094; Philippi, I, 147; Erasm., 510.) – Mare exhaurire. (Tappius, 15a; Philippi, I, 241; Seybold, 296; Schottel, 1115a.) *91 Das Meer hätte gern wieder Feigen. *92 Das Meer klagt, dass es ihm an Wasser fehle. Die Araber nennen übrigens die Sahara das Meer ohne Wasser. (Reinsberg VI, 94.) Engl.: The sea complains it wants water. (Bohn II, 177.) *93 Das Meer mit einem Schwamm austrocknen. Das Unmögliche versuchen. *94 Du willst das Meer in ein Krüglein schöpfen. *95 Einem Meer und Berge versprechen. – Fabricius, 19. *96 Er brennt das Meer aus. – Sailer, 306. Der thörichte Arbeiter. *97 Er findet im Meer kein Wasser. Ein tunesisches Sprichwort sagt: Er geht ans Meer und findet es trocken. Um auszudrücken, der Muthlose soll lieber daheim bleiben. (Globus, VIII.) Span.: No halla agua en la mar. (Bohn I, 235.) *98 Er ist schon über grössere Meere gefahren. Hat schon in grösserer Noth, Gefahr, Mühsal gesteckt. *99 Er sieht das Meer vor Wellen nicht. – Altmann VI, 475. *100 Er will das Meer machen zum Gehen und die Erde zum Schiffen. Von Uebermüthigen, die alles Bestehende umkehren; nach 2 Makk. 5, 21. *101 Er will das Meer sammt den Fischen verschlingen. Er ist ein Nimmersatt, ein Mensch, der alles an sich reissen will. „Ich süff jetzt dass Meer auss, wann mir die Wasser auffhieltest, die drein lauffen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 165.) Frz.: Il boiroit la mer et les poissons. (Leroux, I, 52.) *102 Er würde das Meer trocken finden, wenn er hineinginge. – Winckler, XVI, 88. Dem alles mislingt, was er beginnt, dem „Pechvogel“. *103 Im Meer des Geizes ersoffen sein. – Luther's Tischr., 236b. *104 Im Meere Wasser suchen. Etwas da suchen, wo eben nichts anderes als gerade das zu finden ist. Im Leben eines Galgenstricks einige Vergehen suchen, da sein ganzes Leben aus Verbrechen besteht. Bei schlechten Schriftstellern Mängeln nachspüren, wo alles zu tadeln ist. *105 In einem Meere auftauchen, im andern untersinken. – Altmann VI, 512. *106 Ins Meer der Vergessenheit. – Eiselein, 617. Lat.: Oblivionis campus. (Eiselein, 617.) *107 Ins Meer fahren, ohne das Fahrwasser untersucht zu haben. (Kronstadt.) *108 Ins meer sähwen. – Franck, II, 83a; Körte, 4184a; Eiselein, 460. *109 Meer und Himmel vermengen. Sprichwörtliche Hyperbel für: alles verwirren. *110 Schon auf dem hohen Meere sein. Weit gediehen, in vollem Gange. *111 Vom Meere kommen und im Hafen Schiffbruch leiden. Die Russen: Dem Kaspischen Meere entgehen und auf der Wolga Schiffbruch leiden. (Altmann V, 518.) Der vom Glück Vernachlässigte. (Reinsberg IV, 130.) *112 Wenn's Meer vertrucknet. – Luther's Tischr., 250b. Zu ergänzen: wird es geschehen, d. h. nie. (S. Nimmerstag.) „Wenns Meer vertrucknet und Satan wird in den Himmel genommen.“ *113 Wie vom Meere in die Pfanne. – Tendlau, 183. Um eine grosse Schnelligkeit anzuzeigen, weil der Fisch zum Braten keiner grossen Vorbereitungen bedarf. *114 Wir sind jetzt im Meere ohne Schiff und Ruder. Meeresstille. 1 Auf Meeresstille darf man sich nicht verlassen. 2 Grosse Meeresstille bedeutet grosse Wasser. Meeresufer. * Das Meeresufer umpflügen. Auf etwas Nutz- oder Fruchtloses unendliche Mühe verwenden. Wenn man dem Gefälligkeiten, Wohlthaten erweist, bei dem nie Anerkennung zu hoffen ist. Meerflut. Meerflut und Weibertück seynd überall falsche Stück. – Chaos, 286. Meerkatze. * Eine Meerkatze melken wollen. Von jemand, der sich ziert oder sperrt, wenn er einen Dienst erweisen soll. In Aegypten heisst es: Da sie die Meerkatze melken wollten, sperrte sie sich unbändig. Da sprachen sie: Die Milch bei solcher ist (gewiss) schlechter Art. (Burckhardt, 206.) Meerrettich. 1 Meerrettich ist dem Magen ein Pflaster, den Augen ein Laster. – Simrock, 6755; Braun, I, 2645. *2 Er hat wol Meerrettig gessen. – Eyering, III, 61. *3 Er muss es mit Meerrettich und Senf alle Tage auf dem Brote essen. „Sein Weib ihm diesen Fund alle Tage mit Meerrettig und Senff auf dem Brot zu essen gab.“ (Grimmelshausen, Courage.) *4 Sie macht einen langen Meerrettich. – Klix, 40. Meerschiff. Wenn das Meerschiff seine Spitze nach Mittag kehrt, so folgt bald Regen. (Eifel.) – Schmitz, 174, 66. Wie man in Italien scherzhaft ein „Haus des schlechten Wetters“ annimmt, so nennen die wetterkundigen Leute am Niederrhein ein schiffgestaltetes Wolkengebilde, das sonst bei heiterm Himmel sichtbar wird, das „Meer- oder Wolkenschiff“, auch Marienschiff, und weissagen aus der Richtung, welche die zugespitzte Seite derselben nimmt, Regen oder Trockenheit. (Reinsberg VIII, 48.) Meerschwein. Wenn die Meerschweine schnaufen, ist ein Sturm nicht fern. Dän.: Merk af marsvin blæsende storm. (Prov. dan., 411.) Meerwasser. 1 Aus Meerwasser werden keine süssen Suppen. – Parömiakon, 2615. Aus: Abrahamisches Bescheidessen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/293
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [279]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/293>, abgerufen am 21.11.2024.