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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] schon Heilige; so wenig derjenige schon ein wahrer Christ ist, der sich äusserlich zur christlichen Kirche bekennt.

Lat.: Multi, qui tauros stimulant, sed rarus arator. (Masson, 244.)

Poln.: Habit nie czyni mnicha. - Nie kazdy lysy pleban. - Nie kazdy pan co w blawatach. (Masson, 244.)

9 Die Mauern machen das Kloster nicht aus, sagte der Mönch, und besuchte die Gretel. - Klosterspiegel, 11, 14.

10 Drei Mauern sind nicht so dick, man kann hindurchdenken.

"Es sind so dick nicht Mauren drey, man kan gedenken durch sie frey." (Petri, II, 294; Chaos, 564.)

11 Eherne Mauern sind besser als irdene.

Die Mauern sichern eine Stadt nicht in dem Masse, wie die Tapferkeit ihrer Bürger, deren harmonisches Zusammenwirken die Stelle der festesten Mauern vertritt.

12 Eine geborstene Mauer ist bald umgeworfen.

Holl.: En gescheurde muur is haast afgebraken. (Harrebomee, II, 112a.)

13 Eine gute Mauer fällt von keinem Bolzenschuss um (ein). - Sprichwörtergarten, 238.

14 Eine Mauer schützt nicht gegen Furcht.

Dän.: Der skal en höi muur til at holde frygten ude. (Bohn I, 357.)

15 Es ist kein fester maur, dann einigkeyt. - Franck, I, 159a; Lehmann, II, 311, 43; Simrock, 1990; Graf, 525, 323.

Ein jetzt abgetragenes Stadtthor zu Bremen führte die Aufschrift: "Eine Stadt muss, anstatt durch Steine und Mauern, durch ihrer Bürger Tugend befestigt sein. Sind ihre Bürger durch Eintracht fest, so ist keine Mauer unüberwindlicher." Die Niederländer, an ihrer Spitze Wilhelm von Oranien, hatten in dem Befreiungskampfe mit den Spaniern im 16. Jahrhundert den Wahlspruch angenommen: Concordia res parvae crescunt, discordia et magnae dilabuntur. (Faselius, 48.)

16 Es ist keine Mauer so fest, als seine Nachbarn zu Freunden haben.

17 Es ist leichter eine Mauer einzurennen als einen Alten zu bekehren.

18 Hinter der Mauer ist gut fechten.

Böhm.: I baba za zdi smelejsi. - Za zdi i baba bije. (Celakovsky, 119.)

Poln.: I baba smielsza za murem. - I baba za murem bije. (Celakovsky, 119.)

19 Hinter der Mauer ist's gut über Kugeln lachen.

20 Hohe Mauern fahen viel Wind.

Holl.: Hooge muren hebben uit to staan. (Harrebomee, II, 112a.)

21 Lass niemand über dein Mawr steigen. - Lehmann, 71, 26.

22 Man muss die Mauer nach seinem Vermögen aufführen.

23 Mauren hebb'n AUren. (Strelitz.) - Firmenich, III, 70, 6.

Auch die Mauern hören.

24 Unter schönen Mauern nisten giftige Schlangen. - Winckler, IX, 72.

25 Weisse Mauern sind der Narren Papier.

Holl.: Een witte muur ist der zotten papier. (Harrebomee, II, 112a.)

26 Weisse Mauern und Wände bemalen der Narren Hände.

Engl.: A white wall is a fool's paper. - He is a fool, and ever shall, that writes his name upon a wall. (Bohn II, 141.)

Frz.: Les murailles sont le papier des fous. (Cahier, 757.)

It.: Muro bianca carta da matti.

Lat.: Stultorum calami carbones moenia chartae.

Span.: Quien en la pared pone mote, viento tiene en la cogote.

27 Wer wider die Mauer läuft, muss die Hörner verstossen. - Sailer, 157.

Die Folge des blinden Trotzes.

Böhm.: Zdi hiavou neprorazis. (Celakovsky, 282.)

28 Wer wider eine stahlerne Mauer scheusst, dem springen die Pfeile wieder zu. - Petri, II, 778.

*29 Du wirst die Mauern von Jericho nicht umreissen. - Klix, 40.

*30 Einen an die Mauer drücken.

Ihm jeden Ausweg und Rückzug abschneiden, ihn in Verlegenheit bringen.

Frz.: Mettre au pied du mur.

[Spaltenumbruch] *31 Es ist eine feste Mauer. - Eiselein, 454.

Lat.: Murus aheneus. (Eiselein, 454.)

*32 Sich auf eine verfallene Mauer stützen. (Altröm.)

Sich auf eines Greises Hülfe verlassen; sich auf seine Schönheit viel zugute thun; in den vergänglichen Gütern das Glück, des Lebens Säulen suchen.

*33 Sich hinter sieben Mauern verstecken. - Eiselein, 619.

*34 Zwei Mauern mit Einem Pinsel weissen.

Holl.: Twee muren met een kwispel witten. (Harrebomee, II, 112a.)


Mauerbrecher.

*1 Die Mauerbrecher bringen, wenn der Krieg vorbei ist. (Altröm.)

Helfen wollen, wenn die Arbeit gethan ist.

*2 Einen zum Mauerbrecher machen.

Sich seiner zu einer gefahrvollen Handlung bedienen.


Mauermann.

1 Mauermann's Schwamm brennt nicht. - Simrock, 6875.

Spricht die Behauptung aus, dass die Maurer viel Zeit bedürfen, ehe sie ihren Taback zum Brennen bekommen, der überdies die Eigenschaft besitzen soll, sehr leicht zu verlöschen.

2 Mauermann's Schweiss kostet der Tropfen einen Thaler. - Simrock, 6874.


Mauern.

1 Es ist böss mauren, wo kein Stein vnd Kalck ist. - Lehmann, 264, 63.

Dän.: Ondt at mure, hvor der er hverken steen eller kalk. (Prov. dan., 421.)

2 Trocken mauern und trocken farzen ist nie gut. (Ostpreuss.)

Redensart der Maurer. (S. Pissen.)


Mauerer, s. Maurer.

Mauke.

*1 Er hat eine gute Mauke1.

1) Man bezeichnet damit in Schlesien einen geheimen Sparschatz von Geld wie andern Dingen. Sparsame Frauen bilden sich aus Milchdreiern eine Mauke. Zur Obstzeit sammeln sich Kinder Früchte, namentlich Birnen, heben sich dieselben an einem Orte, den nur sie kennen, auf, bis sie essbar oder teig sind, und es sucht gern eins von den Geschwistern des andern Mauke aufzufinden. Nach Dähnert (313b) heisst in Pommern eine Partie Obstes, die zum Mürbe- und Weichwerden verwahrt wird, Muddel; daher ene Muddel Aeppel, ene Muddel Bere.

*2 Er hat noch was in der Mauke. - Klix, 30.

*3 Etwas in die Mauke thun, aus der Mauke nehmen. (Schles.)


Maul.

1 Alle Mäuler sind Schwesterkinder.

Sie essen alle gern etwas Gutes.

It.: Tutte le bocche sono sorelle. (Pazzaglia, 34, 10.)

2 Besser, dass ma dem Mul e Brötli chaufe, as all schwätze. (Appenzell.)

Besser dem Munde einen guten Bissen geben, als ihn zu Schwätzereien misbrauchen.

3 Böss maul redt niemand wol. - Franck, II, 167b; Egenolff, 224b; Petri, II, 51; Gruter, I, 9; Lehmann, 791, 7; Henisch, 461, 68.

4 Brick mi 't Maul ne up, o'r 't kümmt dumdicke rut, söa' de dune Baur. - Schlingmann, 236.

5 Das is Mul as Salat, seggt de Esel, as hei Disteln fret. - Raabe, Volksb., 82.

6 Das Maul ist der Münzer. - Körte, 4155; Simrock, 6898.

Einfluss der Rede.

7 Das maul ist des leibs Hencker vnnd artzt. - Lehmann, 304, 39 u. 432, 15; Simrock, 6880; Körte, 4145.

Die Russen: Der Mund lässt sich öfter vom Bauch verführen, als der Bauch vom Munde. (Altmann VI, 482.)

Dän.: Munden er livets böddel og laege. - Munden laeger maven best. (Prov. dan., 420.)

8 Das Maul ist ein kleines Loch und verzehrt Haus und Hof.

9 Das maul ist ein lügner, der magen ist ein Schalck. - Mathesy, 238b.

10 Das maul ist ein schalck, wann man jhm was gibt, so isst's. - Gruter, III, 13; Lehmann, II, 76, 14.

Holl.: De mond is een schalk, biedt men hem wat, hij neemt het. (Harrebomee, II, 97a.)

11 Das Maul ist ein theures Löchlein.

Dän.: En mund kostar meget aaret igienem. (Prov. dan., 420.)

[Spaltenumbruch] schon Heilige; so wenig derjenige schon ein wahrer Christ ist, der sich äusserlich zur christlichen Kirche bekennt.

Lat.: Multi, qui tauros stimulant, sed rarus arator. (Masson, 244.)

Poln.: Habit nie czyni mnicha. – Nie każdy łysy pleban. – Nie każdy pan co w bławatach. (Masson, 244.)

9 Die Mauern machen das Kloster nicht aus, sagte der Mönch, und besuchte die Gretel.Klosterspiegel, 11, 14.

10 Drei Mauern sind nicht so dick, man kann hindurchdenken.

„Es sind so dick nicht Mauren drey, man kan gedenken durch sie frey.“ (Petri, II, 294; Chaos, 564.)

11 Eherne Mauern sind besser als irdene.

Die Mauern sichern eine Stadt nicht in dem Masse, wie die Tapferkeit ihrer Bürger, deren harmonisches Zusammenwirken die Stelle der festesten Mauern vertritt.

12 Eine geborstene Mauer ist bald umgeworfen.

Holl.: En gescheurde muur is haast afgebraken. (Harrebomée, II, 112a.)

13 Eine gute Mauer fällt von keinem Bolzenschuss um (ein).Sprichwörtergarten, 238.

14 Eine Mauer schützt nicht gegen Furcht.

Dän.: Der skal en høi muur til at holde frygten ude. (Bohn I, 357.)

15 Es ist kein fester maur, dann einigkeyt.Franck, I, 159a; Lehmann, II, 311, 43; Simrock, 1990; Graf, 525, 323.

Ein jetzt abgetragenes Stadtthor zu Bremen führte die Aufschrift: „Eine Stadt muss, anstatt durch Steine und Mauern, durch ihrer Bürger Tugend befestigt sein. Sind ihre Bürger durch Eintracht fest, so ist keine Mauer unüberwindlicher.“ Die Niederländer, an ihrer Spitze Wilhelm von Oranien, hatten in dem Befreiungskampfe mit den Spaniern im 16. Jahrhundert den Wahlspruch angenommen: Concordia res parvae crescunt, discordia et magnae dilabuntur. (Faselius, 48.)

16 Es ist keine Mauer so fest, als seine Nachbarn zu Freunden haben.

17 Es ist leichter eine Mauer einzurennen als einen Alten zu bekehren.

18 Hinter der Mauer ist gut fechten.

Böhm.: I baba za zdí smĕlejší. – Za zdi i baba bije. (Čelakovsky, 119.)

Poln.: I baba śmielsza za murem. – I baba za murem bije. (Čelakovsky, 119.)

19 Hinter der Mauer ist's gut über Kugeln lachen.

20 Hohe Mauern fahen viel Wind.

Holl.: Hooge muren hebben uit to staan. (Harrebomée, II, 112a.)

21 Lass niemand über dein Mawr steigen.Lehmann, 71, 26.

22 Man muss die Mauer nach seinem Vermögen aufführen.

23 Mûren hebb'n Ûren. (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 6.

Auch die Mauern hören.

24 Unter schönen Mauern nisten giftige Schlangen.Winckler, IX, 72.

25 Weisse Mauern sind der Narren Papier.

Holl.: Een witte muur ist der zotten papier. (Harrebomée, II, 112a.)

26 Weisse Mauern und Wände bemalen der Narren Hände.

Engl.: A white wall is a fool's paper. – He is a fool, and ever shall, that writes his name upon a wall. (Bohn II, 141.)

Frz.: Les murailles sont le papier des fous. (Cahier, 757.)

It.: Muro bianca carta da matti.

Lat.: Stultorum calami carbones moenia chartae.

Span.: Quien en la pared pone mote, viento tiene en la cogote.

27 Wer wider die Mauer läuft, muss die Hörner verstossen.Sailer, 157.

Die Folge des blinden Trotzes.

Böhm.: Zdi hiavou neprorazíš. (Čelakovsky, 282.)

28 Wer wider eine stahlerne Mauer scheusst, dem springen die Pfeile wieder zu.Petri, II, 778.

*29 Du wirst die Mauern von Jericho nicht umreissen.Klix, 40.

*30 Einen an die Mauer drücken.

Ihm jeden Ausweg und Rückzug abschneiden, ihn in Verlegenheit bringen.

Frz.: Mettre au pied du mur.

[Spaltenumbruch] *31 Es ist eine feste Mauer.Eiselein, 454.

Lat.: Murus aheneus. (Eiselein, 454.)

*32 Sich auf eine verfallene Mauer stützen. (Altröm.)

Sich auf eines Greises Hülfe verlassen; sich auf seine Schönheit viel zugute thun; in den vergänglichen Gütern das Glück, des Lebens Säulen suchen.

*33 Sich hinter sieben Mauern verstecken.Eiselein, 619.

*34 Zwei Mauern mit Einem Pinsel weissen.

Holl.: Twee muren met één kwispel witten. (Harrebomée, II, 112a.)


Mauerbrecher.

*1 Die Mauerbrecher bringen, wenn der Krieg vorbei ist. (Altröm.)

Helfen wollen, wenn die Arbeit gethan ist.

*2 Einen zum Mauerbrecher machen.

Sich seiner zu einer gefahrvollen Handlung bedienen.


Mauermann.

1 Mauermann's Schwamm brennt nicht.Simrock, 6875.

Spricht die Behauptung aus, dass die Maurer viel Zeit bedürfen, ehe sie ihren Taback zum Brennen bekommen, der überdies die Eigenschaft besitzen soll, sehr leicht zu verlöschen.

2 Mauermann's Schweiss kostet der Tropfen einen Thaler.Simrock, 6874.


Mauern.

1 Es ist böss mauren, wo kein Stein vnd Kalck ist.Lehmann, 264, 63.

Dän.: Ondt at mure, hvor der er hverken steen eller kalk. (Prov. dan., 421.)

2 Trocken mauern und trocken farzen ist nie gut. (Ostpreuss.)

Redensart der Maurer. (S. Pissen.)


Mauerer, s. Maurer.

Mauke.

*1 Er hat eine gute Mauke1.

1) Man bezeichnet damit in Schlesien einen geheimen Sparschatz von Geld wie andern Dingen. Sparsame Frauen bilden sich aus Milchdreiern eine Mauke. Zur Obstzeit sammeln sich Kinder Früchte, namentlich Birnen, heben sich dieselben an einem Orte, den nur sie kennen, auf, bis sie essbar oder teig sind, und es sucht gern eins von den Geschwistern des andern Mauke aufzufinden. Nach Dähnert (313b) heisst in Pommern eine Partie Obstes, die zum Mürbe- und Weichwerden verwahrt wird, Muddel; daher ene Muddel Aeppel, ene Muddel Bêre.

*2 Er hat noch was in der Mauke.Klix, 30.

*3 Etwas in die Mauke thun, aus der Mauke nehmen. (Schles.)


Maul.

1 Alle Mäuler sind Schwesterkinder.

Sie essen alle gern etwas Gutes.

It.: Tutte le bocche sono sorelle. (Pazzaglia, 34, 10.)

2 Besser, dass ma dem Mul e Brötli chaufe, as all schwätze. (Appenzell.)

Besser dem Munde einen guten Bissen geben, als ihn zu Schwätzereien misbrauchen.

3 Böss maul redt niemand wol.Franck, II, 167b; Egenolff, 224b; Petri, II, 51; Gruter, I, 9; Lehmann, 791, 7; Henisch, 461, 68.

4 Brick mi 't Mûl ne up, o'r 't kümmt dumdicke rut, söa' de dune Bûr.Schlingmann, 236.

5 Das is Mul as Salat, seggt de Esel, as hei Disteln fret.Raabe, Volksb., 82.

6 Das Maul ist der Münzer.Körte, 4155; Simrock, 6898.

Einfluss der Rede.

7 Das maul ist des leibs Hencker vnnd artzt.Lehmann, 304, 39 u. 432, 15; Simrock, 6880; Körte, 4145.

Die Russen: Der Mund lässt sich öfter vom Bauch verführen, als der Bauch vom Munde. (Altmann VI, 482.)

Dän.: Munden er livets bøddel og læge. – Munden læger maven best. (Prov. dan., 420.)

8 Das Maul ist ein kleines Loch und verzehrt Haus und Hof.

9 Das maul ist ein lügner, der magen ist ein Schalck.Mathesy, 238b.

10 Das maul ist ein schalck, wann man jhm was gibt, so isst's.Gruter, III, 13; Lehmann, II, 76, 14.

Holl.: De mond is een schalk, biedt men hem wat, hij neemt het. (Harrebomée, II, 97a.)

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[[251]/0265] schon Heilige; so wenig derjenige schon ein wahrer Christ ist, der sich äusserlich zur christlichen Kirche bekennt. Lat.: Multi, qui tauros stimulant, sed rarus arator. (Masson, 244.) Poln.: Habit nie czyni mnicha. – Nie każdy łysy pleban. – Nie każdy pan co w bławatach. (Masson, 244.) 9 Die Mauern machen das Kloster nicht aus, sagte der Mönch, und besuchte die Gretel. – Klosterspiegel, 11, 14. 10 Drei Mauern sind nicht so dick, man kann hindurchdenken. „Es sind so dick nicht Mauren drey, man kan gedenken durch sie frey.“ (Petri, II, 294; Chaos, 564.) 11 Eherne Mauern sind besser als irdene. Die Mauern sichern eine Stadt nicht in dem Masse, wie die Tapferkeit ihrer Bürger, deren harmonisches Zusammenwirken die Stelle der festesten Mauern vertritt. 12 Eine geborstene Mauer ist bald umgeworfen. Holl.: En gescheurde muur is haast afgebraken. (Harrebomée, II, 112a.) 13 Eine gute Mauer fällt von keinem Bolzenschuss um (ein). – Sprichwörtergarten, 238. 14 Eine Mauer schützt nicht gegen Furcht. Dän.: Der skal en høi muur til at holde frygten ude. (Bohn I, 357.) 15 Es ist kein fester maur, dann einigkeyt. – Franck, I, 159a; Lehmann, II, 311, 43; Simrock, 1990; Graf, 525, 323. Ein jetzt abgetragenes Stadtthor zu Bremen führte die Aufschrift: „Eine Stadt muss, anstatt durch Steine und Mauern, durch ihrer Bürger Tugend befestigt sein. Sind ihre Bürger durch Eintracht fest, so ist keine Mauer unüberwindlicher.“ Die Niederländer, an ihrer Spitze Wilhelm von Oranien, hatten in dem Befreiungskampfe mit den Spaniern im 16. Jahrhundert den Wahlspruch angenommen: Concordia res parvae crescunt, discordia et magnae dilabuntur. (Faselius, 48.) 16 Es ist keine Mauer so fest, als seine Nachbarn zu Freunden haben. 17 Es ist leichter eine Mauer einzurennen als einen Alten zu bekehren. 18 Hinter der Mauer ist gut fechten. Böhm.: I baba za zdí smĕlejší. – Za zdi i baba bije. (Čelakovsky, 119.) Poln.: I baba śmielsza za murem. – I baba za murem bije. (Čelakovsky, 119.) 19 Hinter der Mauer ist's gut über Kugeln lachen. 20 Hohe Mauern fahen viel Wind. Holl.: Hooge muren hebben uit to staan. (Harrebomée, II, 112a.) 21 Lass niemand über dein Mawr steigen. – Lehmann, 71, 26. 22 Man muss die Mauer nach seinem Vermögen aufführen. 23 Mûren hebb'n Ûren. (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 6. Auch die Mauern hören. 24 Unter schönen Mauern nisten giftige Schlangen. – Winckler, IX, 72. 25 Weisse Mauern sind der Narren Papier. Holl.: Een witte muur ist der zotten papier. (Harrebomée, II, 112a.) 26 Weisse Mauern und Wände bemalen der Narren Hände. Engl.: A white wall is a fool's paper. – He is a fool, and ever shall, that writes his name upon a wall. (Bohn II, 141.) Frz.: Les murailles sont le papier des fous. (Cahier, 757.) It.: Muro bianca carta da matti. Lat.: Stultorum calami carbones moenia chartae. Span.: Quien en la pared pone mote, viento tiene en la cogote. 27 Wer wider die Mauer läuft, muss die Hörner verstossen. – Sailer, 157. Die Folge des blinden Trotzes. Böhm.: Zdi hiavou neprorazíš. (Čelakovsky, 282.) 28 Wer wider eine stahlerne Mauer scheusst, dem springen die Pfeile wieder zu. – Petri, II, 778. *29 Du wirst die Mauern von Jericho nicht umreissen. – Klix, 40. *30 Einen an die Mauer drücken. Ihm jeden Ausweg und Rückzug abschneiden, ihn in Verlegenheit bringen. Frz.: Mettre au pied du mur. *31 Es ist eine feste Mauer. – Eiselein, 454. Lat.: Murus aheneus. (Eiselein, 454.) *32 Sich auf eine verfallene Mauer stützen. (Altröm.) Sich auf eines Greises Hülfe verlassen; sich auf seine Schönheit viel zugute thun; in den vergänglichen Gütern das Glück, des Lebens Säulen suchen. *33 Sich hinter sieben Mauern verstecken. – Eiselein, 619. *34 Zwei Mauern mit Einem Pinsel weissen. Holl.: Twee muren met één kwispel witten. (Harrebomée, II, 112a.) Mauerbrecher. *1 Die Mauerbrecher bringen, wenn der Krieg vorbei ist. (Altröm.) Helfen wollen, wenn die Arbeit gethan ist. *2 Einen zum Mauerbrecher machen. Sich seiner zu einer gefahrvollen Handlung bedienen. Mauermann. 1 Mauermann's Schwamm brennt nicht. – Simrock, 6875. Spricht die Behauptung aus, dass die Maurer viel Zeit bedürfen, ehe sie ihren Taback zum Brennen bekommen, der überdies die Eigenschaft besitzen soll, sehr leicht zu verlöschen. 2 Mauermann's Schweiss kostet der Tropfen einen Thaler. – Simrock, 6874. Mauern. 1 Es ist böss mauren, wo kein Stein vnd Kalck ist. – Lehmann, 264, 63. Dän.: Ondt at mure, hvor der er hverken steen eller kalk. (Prov. dan., 421.) 2 Trocken mauern und trocken farzen ist nie gut. (Ostpreuss.) Redensart der Maurer. (S. Pissen.) Mauerer, s. Maurer. Mauke. *1 Er hat eine gute Mauke1. 1) Man bezeichnet damit in Schlesien einen geheimen Sparschatz von Geld wie andern Dingen. Sparsame Frauen bilden sich aus Milchdreiern eine Mauke. Zur Obstzeit sammeln sich Kinder Früchte, namentlich Birnen, heben sich dieselben an einem Orte, den nur sie kennen, auf, bis sie essbar oder teig sind, und es sucht gern eins von den Geschwistern des andern Mauke aufzufinden. Nach Dähnert (313b) heisst in Pommern eine Partie Obstes, die zum Mürbe- und Weichwerden verwahrt wird, Muddel; daher ene Muddel Aeppel, ene Muddel Bêre. *2 Er hat noch was in der Mauke. – Klix, 30. *3 Etwas in die Mauke thun, aus der Mauke nehmen. (Schles.) Maul. 1 Alle Mäuler sind Schwesterkinder. Sie essen alle gern etwas Gutes. It.: Tutte le bocche sono sorelle. (Pazzaglia, 34, 10.) 2 Besser, dass ma dem Mul e Brötli chaufe, as all schwätze. (Appenzell.) Besser dem Munde einen guten Bissen geben, als ihn zu Schwätzereien misbrauchen. 3 Böss maul redt niemand wol. – Franck, II, 167b; Egenolff, 224b; Petri, II, 51; Gruter, I, 9; Lehmann, 791, 7; Henisch, 461, 68. 4 Brick mi 't Mûl ne up, o'r 't kümmt dumdicke rut, söa' de dune Bûr. – Schlingmann, 236. 5 Das is Mul as Salat, seggt de Esel, as hei Disteln fret. – Raabe, Volksb., 82. 6 Das Maul ist der Münzer. – Körte, 4155; Simrock, 6898. Einfluss der Rede. 7 Das maul ist des leibs Hencker vnnd artzt. – Lehmann, 304, 39 u. 432, 15; Simrock, 6880; Körte, 4145. Die Russen: Der Mund lässt sich öfter vom Bauch verführen, als der Bauch vom Munde. (Altmann VI, 482.) Dän.: Munden er livets bøddel og læge. – Munden læger maven best. (Prov. dan., 420.) 8 Das Maul ist ein kleines Loch und verzehrt Haus und Hof. 9 Das maul ist ein lügner, der magen ist ein Schalck. – Mathesy, 238b. 10 Das maul ist ein schalck, wann man jhm was gibt, so isst's. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 76, 14. Holl.: De mond is een schalk, biedt men hem wat, hij neemt het. (Harrebomée, II, 97a.) 11 Das Maul ist ein theures Löchlein. Dän.: En mund kostar meget aaret igienem. (Prov. dan., 420.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [251]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/265>, abgerufen am 23.11.2024.